Kategorie: deutsch

  • Georg Büchner Biografie

    Georg Büchner Biografie

     

    Büchners Leben

    • Medizinstudium

    • 1834 gab er die illegale Flugschrift „Der hessische Landbote“ heraus

    • 1835: flieht nach Straßburg

    • 1836: Zürich

    • 1837: Tod durch Thypus

     

    Woyzeck

    • einfacher Soldat Franz Woyzeck, Freundin Marie, uneheliches Kind → Leben am Rande der Gesellschaft

    • Verdient sich noch Geld zum mageren Sold dazu, indem er den Hauptmann rasiert und als Versuchsobjekt des Doktors dient (Erbsendiät)

    • Hauptmann und Arzt nutzen Woyzeck psychisch und physisch aus

    • Marie beginnt eine Affäre mit Tambourmajor → ertappt beide beim Tanzen im Wirtshaus

    • Er hört Stimmen, die ihm befehlen Marie umzubringen

    • Kauft Messer und ersticht Marie in einem Wald

     

    Lenz

    • Der Dichter Jakob Lenz hält sich vom 20.Januer bis 08. Februar 1778 in Waldersbach bei dem Pfarrer Oberlin auf

    • Er litt unter Wahnvorstellungen

    • Sein Zustand besserte sich und er ist zu religiöser Arbeit fähig

    • Sein Zustand verschlechtert sich jedoch wieder (u.a. Besuch Kaufmann, Schuldgefühle wegen verlorener Geliebten Friederike)

    • Es kommt zum Selbstmordversuch und Lenz wird nach Straßburg gebracht

     

    Verhältnis von Sprachvermögen und Wirklichkeitswahrnehmung

     

    Woyzecks Weg in den Wahnsinn

    • schlechte physische Verfassung durch Erbsendiät

    • Wahnvorstellungen

    • Woyzeck wird von seinen vorgesetzten gedemütigt (dummer, schlechter Mensch)

    • Folge: geringes Selbstwertgefühl

    • Eifersucht auf Marie und Tambourmajor

    • ►► Wahnsinn und Ermordung Maries

     

    Sprachvermögen im Woyzeck

    restringierter (begrenzter) Code::

    elaborierter (ausgearbeiteter) Code:

    • Woyzeck

    • Unterschicht

    • grammatisch einfache und oft unvollständige Sätze (elliptischer Satzbau)

    • Seltener Gebrauch von Nebensätzen; Sätze werden mit einfachen Konjunktionen verbunden

    • starre Auswahl von Adjektiven und Adverbien

    • häufige kurze Befehle und Fragen

    • mehr kontextgebunden

    • Tatsachenfeststellungen werden wie Begründungen verwendet

    • Hauptmann, Doktor

    • Mittelschicht

    • Sätze sind grammatisch sauber konstruiert

    • grammatisch komplexe Satzkonstruktionen mit Nebensätzen und differenzierten Konjunktionen

    • differenzierte Auswahl von Adjektiven und Adverbien

    • großer Wortschatz, Allgemeinbildung, Sprecher geht kreativ damit um

     

     

    Woyzeck als Objekt

     

    Betitelung der Rollen

    • nicht alle Figuren erhalten Namen

    • viele Rollen werden nur mit ihren gesellschaftlichen Funktionen betitelt → Tambourmajor, Doktor, Hauptmann, etc.

    • wirke nicht menschlich, Schema für Personen dieser Art

     

    Woyzecks Schuld und die Determiniertheit des Individuums

    • Unschuldig-Schuldig-Werden

      • Begleitumstände, die einen Menschen in den Abgrund treiben

      • Woyzeck wird von der Gesellschaft gedemütigt und unterdrückt

        • Hauptmann: sagt er sei arm, unmoralisch und dumm + spricht nur in der 3. Person an

        • Doktor: sieht ihn als Versuchsobjekt → zwingt ihn zu einseitiger Ernährung

        • Tambourmajor: kein Respekt, macht ihn privat und öffentlich nieder

        nur Marie gibt ihm Halt und das Gefühl ein wertvoller Mensch zu sein

        Maries Untreue = Halt verloren = Auslöser für den Mord, jedoch nicht Grund

        Grund: Woyzeck kann dem gesellschaftlichen Druck nicht standhalten

        Determiniertheit = unentrinnbares Schicksal

        zusammengesetzt aus körperlichen, geistigen und sozialen Gegebenheiten

         

        Liebe zwischen Woyzeck und Marie

        • 1. Lieben einander, haben ein gemeinsames Kind; Woyzeck tut alles um seiner Familie etwas bieten zu können (3 Berufe)

        • 2. Marie sehnt sich nach etwas besserem, was Tambourmajor ihr bieten kann; Woyzeck verschließt die Augen vor dem offensichtlichen

        • 3. Marie betrügt Woyzeck; Woyzeck erwischt Tambourmajor und Marie beim tanzen

        • 4. Marie empfindet Reue (sucht in der Bibel Vergebung), doch…

        • 5. Woyzeck tötet Marie

         

        Auflösung der klassischen Dramenform

         

        Klassisches Drama (5 Teile)

        1. Einleitung

          1. Erregendes Moment

        2. Steigerung

        3. Höhepunkt

          1. tragisches Moment

        4. Fall/Umkehr

          1. Moment der letzten Spannung

        5. Katastrophe

         

        • Charaktere, keine Charakteristiken

        • Held führt Kampf gegen die widerstrebende Gewalt (als menschliche Gestalt)

        • zwei Gegensätze, die zur Einheit verbunden werden (z.B. Kampf und Gegenkampf, Steigen und Sinken, Binden und Lösen)

         

         

         

         

         

         

         

         

         

         

         

         

         

         

        Woyzeck ist kein klassisches Drama, weil…

        • ständiger Wechsel von Ort und Zeit

        • keine Exposition (Einführung in die Vorgeschichte der Figuren)

        • keine Aufteilung in Akte

        • kein schematischer Aufbau nach Gustav Freytag (Handlungspyramide)

        • offenes Ende

        • das Drama ist Politik- und Gesellschaftskritisch

        • der Hauptmann ist nihilistisch (glaub nicht an Sinn des Lebens, kann Moral nicht definieren)

        • Woyzeck ist nicht der klassische Held

        • Sprache findet häufig in Alltagssprache statt

        • viele Personen und Nebenfiguren

         

         

         

        offenes Drama

        geschlossenes Drama

        • eindeutige Haupthandlung, eine Szene geht aus der anderen hervor

        • knappe Zeitspanne, nahezu ununterbrochene Zeiterstreckung

        • knappe Ortsspanne, Eindruck von Ortsgleichheit

        • geringe Anzahl von Personen, wenige Nebenfiguren, keine Massenszenen

        • Dialoge bestehen vor allem aus Rededuellen, geschlossene und wohlgefügte Redegebäude

        • schematischer Aufbau nach Gustav Freytag (Handlungspyramide)

        • viele Handlungsstränge

        • weite Zeiterstreckung (mehrere Jahre), häufige Zeitsprünge

        • häufiger Wechsel der Orte

        • niedrige Personen werden zur Hauptfigur, keine zahlen- standesmäßigen Beschränkungen

        • unterschiedliche Sprachstile

        • keine Akteinteilung

         

         

        Büchners politische Intentionen

        • Welt ist im Gewaltzustand; es herrschen schlechte politische Verhältnisse

        • Volk erkennt unterdrückte Position nicht

        • Großer Unterschied zwischen Arm und Reich → keine Chancengleichheit

        • Arme arbeiten zum Wohl der Reichen

        • Mehrheit lebt in Armut

        • ruft zur Revolution auf, die Herrschaft der Fürsten ist nicht gottgewollt

        • kritisierte die Ständegesellschaft, wollte die Menschen aufrütteln → Revolution nach französischem Vorbild

        • Ziel: gesellschaftliche, politische und geschichtliche Missstände aufzeigen

        • kritisiert die Herrschaft des Adels über das Volk und ruft im HL zur Veränderung auf

        • Bsp. in Woyzeck: kritisiert die Haltung vom Doktor/Hauptmann gegenüber Woyzeck

         

        An die Braut (Fatalismus – Brief)

        • Fatalismus – Gedanken: Weltanschauung bei der alles vom Schicksal bestimmt ist

        • berichtet auch über psychische Krise, die sich mit den Symptomen von Lenz vergleichen lassen

        • frustriert, Gefühl der Ausweglosigkeit

        • → „Ich fühle mich wie zernichtet unter dem gräßlichen Fatalismus der Geschichte“

         

        Der hessische Landbote

        • gerichtet an die hessische Landbevölkerung

        • Gesellschaftsordnung wird angeprangert:

        • fortlaufender Kontrast der Armen und Reichen im Großherzogtum

        • Ursache: vom Gesetz vorgegebene Ausbeutung der Armen

        • Inhaltlicher Aufbau: Beschreibung der Zustände (Steuerverteilung, Ausbeutung, Unterdrückung) – Ideal/Alternative der Französischen Revolution – „Freistaat“ soll entstehen

        • Flugblatt soll das Volk von einer Revolution und Aufstand gegen das Großherzogtum Hessen auffordern

        • sprachlich/stilistisch: Vergleiche mit Schöpfungsgeschichte aus der Bibel (sind Bauern und Handwerker am gleichen Tag wie die Tiere geschaffen worden?), viele Metaphern, Ironie, Personifikation, Aufzählung, Verdeutlichung der Ausbeute an Hand von Zahlen (Statistiken über Steuern)

        • Motto: „Friede den Hütten, Krieg den Palästen!“

         

        Ich- und Wirklichkeitszerfall bei Lenz

         

        Symptome von Lenz’ Wahnsinn

        • Rückzug aus der Gesellschaft in die Abgeschiedenheit des Steintals

        • Angstgefühle

        • Stark schwankende Naturwahrnehmung

        • Stark schwankende Gefühlswahrnehmung

        • Gestörte Realitätswahrnehmungen / Wahnvorstellungen

        • Gefühl der Zerrissenheit

        • Zunehmende Isolation

        • Selbstmordversuche

        • Existenzielle Langeweile

        • Seelisch – geistige Leere

         

        Mögliche Ursachen:

        • Enttäuschtes Lebensverhältnis zu Friederike

        • Konflikt mit dem Vater

        • Anforderungen der Gesellschaft

        • Verlust religiöser Sicherheit

        • Einsamkeit

         

        Auslösendes Moment:

        Zusammentreffen mit Kaufmann: Lenz zollte im Steintal zu sich selbst finden. Mit dem Besuch des Kaufmanns wird die Vergangenheit lebendig und die Erwartungen der Natur werden wieder manifest. Die mühsam wieder gefundene Balance geht verloren.

         

        Büchners Kunstauffassung

         

        Brief an die Familie

        • Büchner schreibt über seine Auffassung von dem dramatischen Dichter, dem Geschichtsschreiber und dem Idealdichter

        • Er lässt erkennen, dass er den dramatischen Dichter, sowie Shakespeare und Goethe favorisiert (stellen alles real dar) und den Idealdichter, sowie Schiller, ablehnt.

         

        Dramatischer Dichter

        Geschichtsschreiber

        Idealdichter

        • ähnlich wie Geschichtsschreiber

        • erschafft Geschichte ein zweites Mal

        • Macht alte Geschichten lebendig

        • reale Erzählung

        • reale (evtl. obszöne) Sprache

        • Keine Ausrichtung nach Moral

        • trockene Erzählung

        • Charakteristiken

        • Beschreibungen

        • Darstellung der historischen Wirklichkeit

        • zeigt die Welt, wie sie sein sollte

        • Marionette der Regierung

        • will die Welt besser darstellen, als Gott sie geschaffen hat → stellt sich in gewisser Weise über Gott

         

        Die künstlerische Auffassung Büchners

        • Er will die Welt/Natur zeigen wir sie wirklich ist.

        • Zitat: „Der liebe Gott hat die Welt wohl gemacht wie sie sein soll, und wir können wohl nicht was Besseres klecksen.“

        • Idealismus ist eine Verachtung der Menschen

        • Er mag Shakespeare und Goethe, da diese im Gegensatz zu Schiller realistisch schreiben.

        • Büchner ist Realist!

        • Lenz ist „Sprachrohr“ von Büchners Intentionen (vgl. Kunstgespräch)

         

        Die religiöse Auffassung Büchners:

        • Büchner glaubt an die Determiniertheit, dass heißt dass der Mensch in Bestimmtheit oder Abhängigkeit des (unfreien) Willens von inneren oder äußeren Ursachen (Ständegesellschaft) steht.

        • Büchner zeigt den Atheismus, den er auch selber vertritt, in den Hauptpersonen seiner Dramen Lenz und Woyzeck auf.

        • Leiden der Menschen als Beleg für die Abwesenheit Gottes.

         

         

         

         

         

        Das Kunstgespräch

        • Der Kaufmann (alter Freund von Lenz) besucht ihn und den Pfarrer Oberlin im Steintal → kommt zum Gespräch über Kunst

        • Kaufmann ist Anhänger des Idealismus, der gerade anfing

        • Lenz grenzt sich vom Idealismus ab

        • Idealismus = Versuch Gottes Schöpfung noch übertreffen zu wollen (sagt Lenz)

        • Kunst unterscheidet nicht zwischen schön und hässlich, sondern stellt sie Möglichkeit des Daseins dar

         

         

         

         

         

         

        Vergleich Büchner –

        Lenz

        • gegen die idealistische Kunst

        • verliert Glauben an das Gute (die Welt ist schlecht)

        • aus politischen Gründen (H.L.) in Hessen steckbrieflich gesucht, deshalb führt er ein Leben außerhalb seiner Heimat

        • Probleme mit dem Vater (politisches Engagement)

        • schreiben als Ventil

        • psychisch labil

        • gegen die idealistische Kunst

        • verliert Glauben an Gott und das Gute

        • aus privaten (psychologischen) Gründen außerhalb seiner Heimat

        • Probleme mit seinem Vater (unterschiedliche Lebensplanung)

        • Lenz blüht im Schreiben auf

        • psychisch labil

         

        Verbindung zwischen Lenz und Büchner

         

        Wichtige Epochen

         

        Vormärz/ Das junge Deutschland

        • Der Begriff „Vormärz“ steht als Sammelbegriff für die Zeit zwischen 1830 und 1850, in der viele Literaren mit politischer Intention schreiben.

        • Diese Autoren wurden unter dem Begriff „junges Deutschland“ zusammengefasst.

        • Sie stehen für: die Ablehnung des absolutistischen Staates + der dogmatischen Kirche, Überwindung moralischer Konventionen, Meinungsfreiheit, Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Emanzipation der Frau.

        • überwiegend journalistische, propagandistische oder literaturkritische Texte

        • Ihre Schriften wurden häufig verboten

         

        Sturm und Drang (1767 – 1785)

        • auch „Geniezeit“

        • Geniebegriff: Vollendung des naturhaften Individuums

        • fordern nach dem Recht des Gefühls, des Triebs und der Spontaneität

        • Freiheit für den produktiven Geist

        • gegen soziale Unterdrückung und Willkürherrschaft

        • Vergötterung der Natur

        • literarische Technik: vorzugsweise persönliche Erlebnisse verarbeitet, gefühlvolle Sprache mit lebendig wirkenden Verben

        • der reale Lenz hatte die gleiche Auffassung wie Sturm und Drang

         

        Erzähltechnik „Lenz“

        Erzählform: Er – Form

        Erzählstandort: limitierter Standort

        Erzählperspektive: Innensicht Lenz, Außensicht Rest

        Erzählverhalten: neutrales Erzählverhalten

        Erzählhaltung: neutral

        Darbietungsarten: Monologe, Dialoge, Erzählbericht

        Erzählzeit: 1 Tag

        Erzählte Zeit: 23 Tage

        Zeitdeckung: Nein

        Zeitraffung: Ja

        Zeitdehnung: Nein

      • Felix Krull Charakterisierung – Bekenntnisse des Hochstaplers

        Felix Krull Charakterisierung

         

        Charaktereigenschaften Felix Krulls aus Bekenntnisse des Hochstaplers

        – selbstverliebt

        – von sich überzeugt

        – überheblich

        – eingebildet

        – einfallsreich

        – listig

        – wandlungsfähig (Rollenspiele)

        – überzeugend

        – beeinflussend

         

        Handlungsübersicht

        Erstes Buch

        Seite

        Buch, Kapitel

        Ort

        Inhalt

        Reflexion des Ich-Erzählers zum Thema

        7-11

        1,1

        Eltville

        Die Familie Krull

        Schreibsituation

        11-17

        1,2

         

        Kindheit – Experimente und Spekulationen

        Schlaf und Traum

        17-24

        1,3

         

        Gesellschaften im Hause Krull/Violinspiel

         

        24-27

        1,4

         

        Pate Schimmelpreester – Modell stehen

         

        27-36

        1,5

         

        Müller-Rosé

        „Gefälligkeits-Zauber“

        36-47

        1,6

         

        Simulation von (Schul-)Krankheiten

         

        47-51

        1,7

         

        Diebstahl von Süßigkeiten

         

        52-56

        1,8

         

        Liebeserlebnis mit Genovefa

        Sexualität

        56-62

        1,9

         

        Zerfall der Familie

         

        Zweites Buch

        63-64

        2,1

        Reflexion auf die Fortsetzung der Memoiren

         

        65-71

        2,2

         

        Beerdigung des Vaters durch den Tag Chateau

        Ästhetik des Katholizismus

        71-77

        2,3

         

        Schimmelpreesters Pläne für die Zukunft der Familie

         

        77-90

        2,4

        Frankfurt

        Felix Krull als Flaneur

        Glück des Schauens

        99-112

        2,5

         

        Musterungsszene

         

        113-125

        2,6

         

        Felix Krull in der Liebesschule Rozsas und als Zuhälter

        Rechtfertigung des Immoralismus

        125-143

        2,7

        Paris

        Diebstahl an der Grenze und Dienststellung im Hotel

         

        144-174

        2,3

         

        Gespräche mit Stanko und Stürzli; Verkauf der Juwelen und Einkäufe

         

        175-190

        2,4

         

        Liebesnacht mit Madame Houpflé

         

        Drittes Buch

        191-205

        3,1

         

        Circus Stoudebecker: Andromache

        Magie des Künstlertums

        205-231

        3,2

         

        Begegnung mit den Twentymans und Lord Kilmarnock

         

        231-238

        3,3

         

        Doppelleben: Bekanntschaft mit Marquis de Venosta und Zaza

        Gedanken der „Vertauschbarkeit“

        238-261

        3,4

         

        Vorbereitung des Rollentauschs

         

        261-287

        3,5

         

        Existenzwechsel und Nachtfahrt mit Professor Kuckuck

        Das Sein und der Mensch als Episode zwischen „Nichts und Nichts“

        288-310

        3,6

        Lissabon

        Erkundung der Stadt und Begegnung mit Mme Kuckuck und Zouzou

        Reiselust und Lebensfreude; Reize des Doppellebens

        310-320

        3,7

         

        Im Naturkundemuseum

        Formen und Entwicklungsstufen des Lebens

        320-334

        3,8

         

        Einführung in die Familie Kuckuck und Besuch des botanischen Gartens

        Gespräch über die Liebe

        334-364

        3,9

         

        Brief über die Audienz beim König; Tennisspiel mit Zouzou und Annäherungsversuche; Antwortbrief der Mutter

        „Legitimation“ aristokratischer Lebensart

        364-382

        3,10

         

        Werben um Zouzou: Diskurs über die Liebe im Kreuzgang des Klosters Belem

        Das Wesen der Liebe

        382-399

        3,11

         

        Stierkampfarena: Ribeiro und das „reizende“ Doppelbild von Mutter und Tochter

        Kultspiel des Lebens

         

        Die Müller-Rosé-Episode I/5

        Illusion

        Desillusion

        – auf der Bühne

        – hinter der Bühne

        – die Theaterinszenierung

        – Müller-Rosé privat

        – für Publikum

        – schmutzig, ungepflegt

        – Müller-Rosé ist anbetungswürdig

        – Sprache

        – Verkleidung

        – Ausdrucksweise

        – Schminke

        – Unterhosen aus grauem Trikot

        – Gesang

        – Pickel, „rot umrändert, mit Eiterköpfen versehen“, auch blutend zum Teil (S.33)

        – das gesamte Theater

        – käsige Fahlheit, rothaarig, das Auge nackt, wässrig, vom Reiben entzündet, frech

        – vollkommene Kleidung „wie sie im wirklichen Leben nicht eine Viertelstunde zu bewahren gewesen wäre“ S.29

        – Witze in vulgärem Geschmack (S. 35)

        – feines (zartrosa) Gesicht, eines höheren Wesens, aus feinstem Wachs

        – Anblick von unvergesslicher Widerlichkeit (S.33)

        – silberne Stimme

         Welt des Seins Realität

        – elastisch taumelnde Bewegungen

         

        – von Zauber durchdrungen, frei, keck, leicht

         

         Welt des Seins

         

         Glühwürmchen!!!

         

        Hochstapler oder Künstler?

        Kapitel „Violinen Spiel“

        – Vater verabredet „Komödie“

        – Krull imitiert Geigenspiel

        – sonnt sich in der Anerkennung

        – entwickelt Leidenschaft zur Selbstdarstellung

        Kapitel „Vortäuschung einer Krankheit“

        – die Vortäuschung einer Krankheit versetzt Krull in Erregung

        – Erfolg ist ausschlaggebend

        – nur der Betrug hat Aussicht auf Erfolg (S.39)

         

        Narziss

        Merkmale und Eigenschaften des mythologischen Narziss

        – Sohn von Göttern

        – Zukunft wird vorausgesagt

        – vollendet schöner Jüngling

        – von Männern und Frauen umworben

        – erwidert keine Liebe

        – Strafe: unerwiderte Liebe

         verliebt sich in sich selbst

        Bezüge zum Roman:

        – Sohn reicher Eltern höher gestellt, unnahbar

        – Schimmelpreester „sagt Zukunft voraus“

        – ebenfalls schöner Jüngling

        – auch von Männern und Frauen umworben

        – erwidert keine Liebe

        – ist „in sich selbst verliebt“

         

        Vergleich zu „Aus den Memoiren des Hochstaplers Georges Manolescu“

         

        Manolescu

        Felix Krull

        Sprache:

        – umgangssprachlich

        – eher gehoben

         

        – umschreibend (-)

        – umschreibend (+)

         

        – einfach, plump

        – ausgewählt

        Wortwahl:

        – eher beleidigend

        – auch negatives wird positiv umschrieben

         

        – übertrieben

        – kompliziert geschrieben

         

        – abwertend

         

         

        – einfach strukturiert

         

        Stil:

        – beleidigend

        – erhaben

         

        – übertrieben

        – schmeichelnd

         

        Überhöhung der Figur Felix Krull

        S.182 unten: wird als bezeichnet

        S.185: „Hermesbeine“ „Meisterstück der Schöpfung“

        S. 187 oben: „Rausch“

        S. 244: „Edelmann“, „Hermes“

        S. 254 oben: „Edelmann“

        S. 279 f: „Hermes“

        S.343 unten: „Adonis“

         sie heißt Diane: Göttin der Jagd

         

        Die Entstehungsgeschichte des „Felix Krull“

        1905: erste Notizen

        1910: Sammeln von Material, Skizzen

        1911: Unterbrechung („Tod in Venedig“, Novelle)

        1913: Ende der ersten Arbeitsperiode

        1922: Veröffentlichung des ersten Buches

        1937: Erweiterung bis II 5 (Musterungsszene)

        1951: Weiterarbeit

        1954: Veröffentlichung

         

        Welche Aussagen zum menschlichen Sein macht Kuckuck (besonders 277,281f, 284ff)

        Prof. Kuckuck über das Sein, das Leben, den Menschen

        Drei „Urzeugungen“

        – aus dem Nichts entsteht das (unorganische) Sein

        – aus dem Sein entsteht das (organische) Leben

        – aus dem Leben der Mensch (284ff)

         Das Leben ist eine flüchtige Episode zwischen Nichts und Nichts

         

        Felix und seine Umgebung in den Sphären „Schein“ und „Sein“

         

        Schein

        Sein

        Vater

        – Schaumwein

        – Französisch

        – Etikette

        – Umgangsformen

        – Geselligkeit

        – Unehrbarkeit

        – Untreue

        – Konkurs

        – Gesellschaft. Schande

        – Theaterliebhaber

        – Leichtlebigkeit

        – Suizid

        Schimmelpreester

        – Professorentitel

        – Bürgerliche Reputation

        – Werbedesigner

        – Karnevalist

        – „Künstler“

        Mutter / Olympia

        Gäste / Düsing

        – Institution des Hausarztes

        – Gesellschaftliche Repräsentanz

        – Verlobung mit Leutnant

        – Dominanz des Lustprinzips, Geistlosigkeit

        – Lockere, leichtlebige, Zwielichte Gäste

        – Olympia als Operettendiva

        – Arzt als Schauspieler aus Konvention

        Schule

        – Qualifikation für bürgerliche Kariere

        – „Zuchthaus“

        – Drill, Disziplin

        – Unterdrückung der Fantasie

        Krull

        – Rollen- und Namenswechsel

        – Ausdehnung des Ichs

        – Naturverbesserung

        – Wunderkind

        – Begabung für schöne Form

        – Ehrfurcht vor der schönen Welt

        – Modellstehen

        – Fälschung, Diebstahl

        – Sexuelle Ungebundenheit

        – Unbürgerlichkeit

        – Infantilität

        – Dominanz der Fantasie

        – Schlaf und Traum

        – Freiheitsdrang

        – Leisen

        – Einsamkeit

         

        Merkmale des Bildungsromans

        formal:

        – Mittelpunktfigur

        – Dreiteilung nach dem Muster „Jugendjahre – Lehrjahre – Meisterjahre“

        – reflexive Elemente

        inhaltlich:

        – Der Held bildet seine Persönlichkeit in Auseinandersetzung mit der Gesellschaft

         Ich-Findung

        im Vergleich zu „Felix Krull“

        – formale Struktur wird übernommen

        – inhaltliche Struktur: Rollenspiel statt Identität

        Parodie des Bildungsromans: spielerisch-krimineller Umgang mit der Gesellschaft

      • Karikaturen analysieren

        Karikaturen analysieren

        Analyse-Bereich

        Leitfragen

        Aussage (Was?)

        Was sieht man?

        Welches Problem/Ereignis ist dargestellt?

        Welche Personen sind zu erkennen?

        In welchen Lebenssituationen?

        Welcher Widerspruch wird aufgedeckt?

        Stil (Wie?)

        Was fällt besonders auf?

        Welche Mittel verwendet der Karikaturist?

        Auf welche Weise spricht er uns an?

        Wie werden Personen dargestellt?

        Welche Typisierungen werden verwendet?

        Sender (Wer?)

        Wer hat die Karikatur gezeichnet?

        In wessen Diensten?

        Was ist über den Karikaturisten bzw. seinen Auftraggeber bekannt?

        Welche Ziele verfolgt der Karikaturist?

        Welche bzw. wessen Partei ergreift er?

        Zeit/Ort (Wann?)

        Wann ist die Karikatur entstanden?

        Wo ist sie entstanden?

        Was wissen wir aus anderen Quellen über diese Zeit?

        Intention (Warum?)

        Was will der Karikaturist erreichen?

        Wen (was) greift er an und warum tut er das?

        Wirkung (Welche?)

        Welche Emotionen löst die Karikatur aus?

        Wie wirkt die Karikatur

         auf die Zeitgenossen (Zielgruppen  Gegner  Nichtbetroffene)?

         auf uns?

         auf andere?

        Weg (Kanal)?

         Wie wird die Karikatur verbreitet (Zeitung, Flugblatt, Fernsehen usw.)?

         Wem gehört das Kommunikationsmittel?

         Wer entscheidet über die Plazierung der Karikatur?

      • Der Zauberlehrling Goethe Interpretation

        Der Zauberlehrling Goethe Interpretation

        Die Ballade "Der Zauberlehrling", geschrieben von Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1797, handelt von der Wiss- und Machtbegier und der damit verbundenen Selbstüberschätzung eines jungen, unerfahrenen Zauberlehrlings, der in Abwesenheit seines Meisters versucht, einen Besen zu seinem wasserholenden Knecht zu machen und letztlich alleine mit der von ihm unterschätzten Gefährlichkeit der Situation nicht fertig wird.

         

        Während der Hexenmeister, dessen Lehrling der Ich-Erzähler dieser Ballade ist, unterwegs ist, möchte der Lehrling seine eigenen Zauberfähigkeiten erproben, indem er einen Besen beschwört, ihm als Knecht zu dienen und Wasser zu holen. Anfangs scheint das Experiment zu gelingen. Der Lehrling ist begeistert über sein geschaffenes Werk, doch kurze Zeit später wendet sich das Blatt:

        Der Knecht kann vom Lehrling nicht aufgehalten werden, weiterhin Wasser zu holen, weswegen das Haus geradezu zu überfluten droht. Verzweifelt versucht der Lehrling, den Knecht zu stoppen, doch da ihm der nötige Zauberspruch entfallen ist, gelingt es ihm nicht. Der Lehrling spaltet den Besen voller Wut in zwei Teile, doch diese Tat verschlimmert die Situation nur, da nun beide Teile des Besens als Knechte funktionieren. Schließlich greift der inzwischen zurückgekehrte Meister ein, macht den Zauber rückgängig und verhindert somit Schlimmeres.

         

        Als Interpretationshypothese lässt sich vermuten, dass der Autor mit dieser Ballade aussagen möchte, dass die menschliche Wissbegier und die Suche nach Selbstbestätigung durchaus positive und wünschenswerte Eigenschaften sind, die einem Prozess unterliegen, in dem ruhig Fehler gemacht werden dürfen oder sogar gemacht werden müssen, um aus selbigen lernen zu können.

         

        Methodisches Vorgehen:

        Bevor ich nun die Ballade im Anschluss verlaufsorientiert analysieren und interpretieren werde, werde ich auf das äußere Gesamtbild und die Erzählstruktur der Ballade eingehen. Abschließend wird anhand der Interpretationsergebnisse festgestellt, ob die aufgestellte Interpretationshypothese belegbar ist.

         

        Die Ballade gliedert sich in 14 Strophen, welche sich in den Refrain ("Walle! Walle!", z.B. in Z. 9), der nach jeder Handlungsstrophe eingerückt vorgeführt wird, und den normalen Strophen einteilen lassen.

         

        Bei dem Erzähler handelt es sich um einen personalen Ich-Erzähler ("Tu' ich wunder auch" V. 8), was sich dadurch kenntlich macht, dass der Erzähler nur das Wissen hat, welches der Zauberlehrling besitzt. Durch dieses Erzählverhalten, aber auch durch die Nähe des Erzählstandortes und die Innensicht (z.B. ersichtlich aus der Wiedergabe der Gefühlslage in Vers 46 "Wärst du doch der alte Besen!") kann der Leser sich in das Geschehen und insbesondere in den mit der Situation überforderten Zauberlehrling hineinversetzen. Dieses Hineinversetzen geht so weit, dass sich der Leser möglicherweise an eine Situation erinnert wird, in der es ihm ähnlich ging, in der er etwas völlig unterschätzt hat oder einen anderen Fehler gemacht hat. Dies lässt das Scheitern des Zauberlehrlings verzeihlich erscheinen. Die Erzählhaltung lässt sich als humorvoll bezeichnen, was sich unter anderem durch die oftmals erzeugte Komik in der Ballade (bspw. Stilbruch in Vers 41) bemerkbar macht. Diese Komik erscheint jedoch nicht abwertend, sondern eher wohlwollend. Der Text wird durchgehend als Figurenrede wiedergegeben.

         

        Das Reimschema der ersten, wie auch aller anderen Strophen, die nicht zum Refrain gehören, ist "a-b-a-b-c-d-c-d"; es handelt sich also um Kreuzreime. Alle Stropen, die nicht Teil des Refrains sind, bestehen aus 8 Versen, die tendenziell zum Ende hin immer "kürzer" werden. Beim Versmaß handelt es sich im gesamten Stück um einen Trochäus, der das Werk lebendig macht und eine gewisse Leichtigkeit einhaucht. Die normalen Strophen bestehen dabei aus jeweils vier Versen mit einem vierhebigen Trochäus, sowie vier Versen mit einem dreihebigen Trochäus.

        Im Refrain sind die ersten vier Verse mit einem zweihebigen Trochäus ausgestattet, die letzten beiden jedoch mit einem vierhebigen Trochäus.

         

        Gleich in der ersten Strophe erfährt man, dass der "Zauberlehrling", welcher der Ballade ihren Titel gibt, selbst zu uns spricht, da er derjenige ist, der sich die "Wort' und Werke" (V. 5, Alliteration zur Verdeutlichung der Macht) des Meisters "merkt[e]" (V. 6). Inhaltlich wird in dieser Strophe die Neugier und Selbstüberschätzung des Lehrlings, welcher sich über die Abwesenheit seines Meisters freut, deutlich. Das sieht man z.B. durch die Inversion in Vers 8 ("Tu' ich Wunder auch."), welche diese Aussage schnippisch und trotzig erscheinen lässt. Verdeutlicht wird die Selbstsicherheit des lyrischen Ichs durch die "Geistesstärke" (V.7), die er sich selbst zuschreibt. Die Freude über die Abwesenheit des Meisters wird durch den Ausruf in Vers 2 ("Hat der alte Hexenmeister sich doch einmal wegbegeben!") ersichtlich. Das in Vers 4 verwendete Possesivpronomen ("meinem Willen") zeigt, dass der Zauberlehrling seine eigene Macht, seine Fähigkeit demonstrieren möchte und seinen Willen durchsetzen will.

         

        In der zweiten Strophe taucht nun erstmal der Refrain auf, welcher sich durch ein ungewöhnlich anmutendes Reimschema "a-b-b-c-a-c" auszeichnet und von den anderen Strophen abhebt. Dieses ungewöhnliche Reimschema könnte die Magie, welche hinter diesem Zauber steckt, repräsentieren. Äußerlich fällt auch bei den Refrains auf, dass die ersten vier der insgesamt sechs Verse kürzer als die letzten beiden sind. Verbunden mit dem tendenziell dem entgegenlaufenden Aufbau der normalen Strophen ergibt sich mit etwas Phantasie eine Art Wellenbild, welches die inhaltliche Thematik ("Wasser") wiederspiegelt. Diese Kontinuität des immer wieder wasserschleppenden Besens könnte des Weiteren im durchgängigen Versmaß und Reimschema verdeutlicht werden.

        Inhaltlich beschwört der Lehrling in dieser zweiten Strophe den Besen, Wasser zu holen.

        Die Beschwörung wird durch die pathetisch wirkende Alliteration "Walle! Walle!" (V. 9) unterstrichen. Stark auffällig ist in dieser Refrainstrophe die Wortwahl bzw. die Häufigkeit bestimmter Buchstaben. Sehr oft kommen die Laute "S", "ß", "Z" und "L" vor, zum Beispiel in den Wörtern "Wasser", "fließe" (V. 12). Man könnte meinen, diese auffällige Häufigkeit dieser "Zischlaute" betont die Atmosphäre von rauschendem Wasser.

         

        Die dritte Strophe leitet inhaltlich den Machtrausch des Lehrlings ein, da dieser sich mit mehreren Ausrufen (z.B. "Nun erfülle meinen Willen!" V. 18) in einem Befehlston (Imperativ) an den Besen wendet. In Vers 18 fällt wieder auf, dass das lyrische Ich seinen eigenen Willen und somit seine Selbstverwirklichung in den Vordergrund stellt.

        Der Lehrling möchte unbedingt, dass der Knecht endlich das tut, was er von ihm verlangt.

         

        Durch das Ende der dritten Strophe ("Eile und gehe mit dem Wassertopf"), aber spätestens durch die Wiederholung der Beschwörung bzw. des Refrains in der vierten Strophe, erhält die gesamte Ballade einen Hauch von Komik. Der Lehrling setzt eine so hohe Macht wie die Magie, betont durch die pathetisch und aufgeladen wirkende Alliteration ("Walle! Walle!" V. 23), zu einem so banalen Zweck, nämlich Wasser für ein Bad zu holen, ein. Durch diese Gegensätze, die sich fortlaufend im ganzen Werk finden lassen, entsteht Komik.

         

        In der fünften Strophe bindet der Zauberlehrling nun erstmals ein imaginäres Publikum ("Seht…" V. 29) mit ein. Dies zeigt seinen Stolz und seine Freude über das, was er selbst bewirkt hat, und lässt sich fast schon als kindliches Imponiergehabe auslegen.

        Die Freude wird durch die vielen Ausrufe (bspw. "Schon zum zweiten Male!" V. 33) zusätzlich betont. Mithilfe der Wörter "Blitzesschnelle" und "rasch[]" wird eine bemerkenswerte Dynamik in dieser Strophe erzeugt, welche zu einer Unmittelbarkeit führt, die den Leser bzw. das imaginäre Publikum als Betrachter fesselt.

         

        Die folgende sechste Strophen stellt den Wendepunkt der Ballade dar. Der Lehrling versucht durch eine erneute alliterierte Beschwörung "Stehe! Stehe!" (V. 37) den Knecht aufzuhalten, doch dann wendet sich das Blatt. Der Knecht gehorcht nicht. Dieser Einschnitt wird untermauert durch den Bindestrich in Vers 40 und den darauf folgenden Stilbruch. Während in den Versen 38 bis 40 eine sehr überladen wirkende Stilebene gebraucht wird ("…deiner Gaben vollgemessen!") bricht das Konstrukt – und damit auch die Illusion der Fähigkeit des Lehrlings – hinter dem Bindestrich zusammen. Dort wird dann Umgangssprache mit Verkürzungen ("merk'" V. 41) benutzt. Inhaltlich bricht hier für den Lehrling nicht nur die Illusion zusammen, des Zauberns mächtig zu sein, sondern auch die innere Einstellung, welche bislang von Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit geprägt war, nun aber in wehleidiges Eingestehen der eigenen Machtlosigkeit umschwenkt. Dies wird unterstützt durch die Interjektion "Ach" (V. 41) und die Alliteration "Wehe! Wehe!" (V. 41). Die Interjektion erzeugt zusätzlich Dramatik. Dass das lyrische Ich in Vers 38 das Publikum mit einbezieht ("wir") lässt eventuell darauf schließen, dass der Lehrling die Schuld von sich selbst ein Stück weit abwälzen möchte.

         

        In Verbindung mit der Dynamik des Wasserflusses (siehe Strophe 5) lässt sich nun auch die Funktion des Wassers für das Gedicht aufzeigen: Das Wasser dient im wahrsten Sinne des Wortes als "Wasserstandszeiger" für die Dramatik oder für die Panik und Verzweiflung des Lehrlings.

         

        In der siebten Strophe wird die Dramatik der eigentlich so banalen Handlung des Wasserholens deutlich. Dies geschieht durch Interjektionen ("Ach" V. 43, 45 und 49), Ausrufe (z.B. "Wärst du doch der alte Besen!" V. 46) und eine Hyperbel ("hundert Flüsse" V. 49), die andererseits auch Komik hineinbringt durch den Gegensatz zwischen dem harmlosen Besen, der Wasser holt und den bedrohlichen "Flüssen", die auf ihn einstürzen (siehe V. 50). In Vers 46 wendet sich das lyrische Ich fast schon flehend an den Besen, was seiner kindlich wirkenden Verzweiflung Ausdruck verleiht.

         

        Die achte Strophe – ebenfalls dem Refrain zugehörig – charakterisiert den Lehrling insofern, als dass er uns wie ein Kind vorgestellt wird, welches den Besen erst "fassen" (V. 53) will, dann aber in Furcht verfällt ("…wird mir immer bänger!") und der gesamten Lage einfach nicht mehr Herr ist.

        Dass der Besen in Vers 56 personifiziert wird ("Welche Miene! Welche Blicke") und als lebendiger Gegenstand angesehen wird, vor dem sich der Zauberlehrling füchtet, kann ebenfalls so interpretiert werden, dass es sich um die Angst eines zu neugierigen Jungen handelt, der aber letztlich keinesfalls als "böse", sondern eher als der Situation noch nicht gewachsen dargestellt wird.

        Ferner lässt sich dies durch die enthaltene Komik (Angst vor einem einfachen Besen) untermauern.

         

        Zugespitzt wird diese komische, hilflose Dramatik in der neunten Strophe, in der sich bereits die verzweifelte Wut des Lehrlings breit macht. Der eigentliche Besen wird nun durch eine Apostrophe als "Oh, Ausgeburt der Hölle!" (V. 57) verteufelt und in Vers 61 sogar als "verruchter Besen" dargestellt. Die Dramatik wird weiterhin aufgebaut, indem das Wortfeld "Wasser", welches schon die ganze Zeit in der Ballade verwendet wird, durch die Verwendung des Wortes "Wasserströme" hyperbolisch auf die Spitze getrieben. Auch hier offenbart sich wieder ein Gegensatz:

        während erst hochtönende Worte wie beispielsweise "Augeburt der Hölle" (V. 57) auftauchen, erscheint dann eine sehr saloppe Redewendung "Soll das ganze Haus ersaufen?" (V. 58).

        Durch die Personifikation des Stockes (der diesmal als solcher auch genannt wird), taucht erneut die Ebene des Lehrlings als "kleines Kind" auf, der sogar vor einem Stock zurückschrecken muss.

        Durch das eingeschobene "Doch" (V. 64) enthält der Ausruf einen flehenden, fast schon jammernden Unterton.

         

        Die zehnte Refrainstrophe beginnt mir einer rhetorischen Frage ("…gar nicht lassen?" V. 66), gerichtet an den verhexten Besen, die die Machtlosigkeit des Lehrlings, dem nichts anderes einfällt, als den Besen per Anflehung zum Stoppen zu überreden, wiederspiegelt. Durch den Paralellismus in Vers 67 – 68 ("Will dich fassen, will dich halten…") zeigt sich die hektische, unüberlegt wirkende Vorgehensweise des Lehrlings. Erstmals in dieser Strophe wird auch die Wut, die dann sogar in Aggression überschwingt, richtig deutlich, da der Lehrling den Besen mit "scharfen Beile spalten[]" möchte (V. 70). Die Machtlosigkeit und hektische Verzweiflung schlägt nun also in die ebenfalls unruhige, unbedachte (und deshalb wieder kindlich wirkende) Wut über.

         

        In der elften Strophe spitzt sich der kindliche Zorn des tollpatschig agierenden Lehrlings zu.

        Hier bindet das lyrische Ich durch den Ausruf "Seht, da kommt er schleppend wieder!" (V. 71) das Publikum wieder mit ein. Interpretieren ließe sich das so, dass der Lehrling bei der nun geplanten Tat, den Besen zu spalten, das Publikum "hinter sich" wissen möchte. Das würde auf Angst und Furcht davor, nun handeln zu müssen, hinweisen. Die Apostrophe "O, Kobold" (V. 73) symbolisiert die Wut des Lehrlings auf den Knecht, der sich von ihm nicht mehr stoppen lässt. In Vers 74 setzt der Lehrling seinen Plan, den Knecht zu spalten, um, worauf dann zwei Ausrufe ("Wahrlich!" und "Brav getroffen!") folgen. Diese beiden Ausrufe enthalten quasi eine Art Selbstlob des lyrischen Ichs, welches davon begeistert ist, wie es den Besen gespalten hat. Auch diese Art Selbstlob lässt sich hin zu einem kindlichen Bild des lyrischen Ich deuten, welches, weil niemand anderes (z.B. Eltern, Lehrer) dies übernimmt, sich selbst lobt. Verstärkt wird dies durch einen weiteren Ausruf in Vers 76 ("Seht, er ist entzwei!"), welcher wieder ein imaginäres Publikum mit einbezieht. Der Lehrling möchte allen Zuschauern zeigen, dass er alleine es (vermeintlich) geschafft hat, den Knecht zu spalten. Durch die Anapher in Vers 77 und 78 verstärkt sich das Bild, dass der Lehrling nun erleichtert ist, den Knecht "besiegt zu haben". Wörtlich wird hier in Vers 77 auch von der "Hoffnung" (V. 77) gesprochen, welche klarstellt, dass der Lehrling keinesfalls bewusst bzw. mit dem festen Wissen, wie er den Besen zu besiegen hat, gehandelt hat. Er scheint sich selbst nicht sicher zu sein, ob diese Spaltung erfolgsbringend war. In diesem Sinne ist der Lehrling nicht nur einfach inkompetent, er ist es auch unbewusst, da er seine eigenen Fähigkeiten überschätzt.

         

        Die zwölfte Strophe startet mit einer Alliteration des Ausrufes "Wehe!" (V. 79).

        Dieser Ausruf spricht für die wieder aufkeimende Angst und Verzweiflung des Zauberlehrlings, da nun aus dem gespaltenen Besen zwei Knechte werden. Inhaltlich kehrt sich die gerade wiedergewonnende Hoffnung (V. 77) nun also umso stärker wieder in Verzweiflung und diesmal sogar dem Eingeständnis der eigenen Machtlosigkeit um. Dies wird in Vers 84 deutlich, als der Zauberlehrling die "hohen Mächte" um Hilfe anfleht. Er selbst sieht die Ausweglosigkeit der Situation ein. Die wehleidige Interjektion "Ach" (V. 84) unterstreicht diesen beinahen Höhepunkt der Verzweiflung zudem.

         

        In der vorletzten Strophe wird die Dramatik des überquillenden Wassers auf die Spitze getrieben, indem beispielsweise in Vers 85 auf Biegen und Brechen eine unmögliche Steigerung ("nass und nässer", Klimax) verwendet wird. Dies bringt einerseits die Dramatik, andererseits aber auch Komik, das sich "nass" normalerweise nicht zu "nässer" steigern lässt. Auch der Ausruf "Welch entsetzliches Gewässer!" (V. 87), welcher ebenfalls als Hyperbel verstanden werden kann, da es sich im eigentlichen Sinne ja lediglich um herbeigeholte Wassereimer handelt, dient zum Spannungsaufbau. Hier ist anzumerken, dass die "Zweischneidigkeit" des Elements Wasser offengelegt wird. Wasser als solches ist positiv konnotiert, es schenkt und erhält Leben. Dem gegenüber steht allerdings das Wasser als entsetzliches, weil tosendes Gewässer, welches Menschenleben gefährdet.

        Vers 88 beinhaltet den längst überfälligen Hilferuf ("Herr und Meister, hör mich rufen!") nach seinem Meister, welcher dann ab Vers 89 zurückkehrt und – was durch den Bindestrich am Ende von Vers 88 verdeutlicht wird – der Handlung den nächsten, diesmal positiven Wendepunkt verpasst. Dieser Hilferuf klingt so, als würde ein unbeholfenes Kind nach seinem Meister (in diesem Fall möglicherweise Eltern oder Lehrer) rufen, da es dringend Hilfe benötigt.

        Auch ist auffällig, dass der Meister diesmal als "Herr und Meister!" (V. 88) und nicht mehr etwas spöttisch als "alter Hexenmeister" (V.1) bezeichnet wird. Der Lehrling hat also dazugelernt.

        Die Interjektion "Ach" (V. 89) symbolisiert in diesem Fall die Erleichterung des Lehrlings über das Auftauchen des Meisters. Mit dem Ausspruch der inzwischen geflügelten Worte "Die ich rief, die Geister werd' ich nun nicht los!" (V. 91) gesteht der Zauberlehrling wiederholt und engültig seine Unfähigkeit ein, die Situation wieder zu bereinigen. Es scheint, als wäre dieses Schuldeingeständnis nötig, um den alten Meister auf den Plan zu rufen.

         

        In der letzten Strophe redet nun der zurückgekehrte Meister. Er verwandelt die Knechte mit einem klaren, kurzen und sehr ruhig wirkenden Befehl wieder zurück in einen Besen.

        Die Alliteration "Besen! Besen!" in Vers 94 wird dazu gebraucht, zu verdeutlichen, dass die "Ausgeburt[en] der Hölle" (V. 57) doch in Wahrheit eigentlich nur ganz banale Besen sind.

        Hierdurch entsteht abermals eine komische Wirkung, wie ohnehin schon durch den Gegensatz zwischen dem sehr hektischen Lehrling und den ruhig und besonnen auftretenden Meister.

        Im Gegensatz zu dem unüberlegt scheinenden Auftreten des Lehrlings wirkt der Meister bewusst kompetent und durchdacht handelnd. Die wird dadurch verdeutlicht, dass der Meister zum einen nur ganze sechs Verse dazu braucht, das Problem zu beheben, während der Lehrling Ewigkeiten mit dem Versuch der Problemlösung zugebracht hat, und zum anderen durch die Wortwahl in Vers 97.

        Der Meister spricht hier ganz bewusst von "seinem Zwecke" (V. 97), während der Lehrling vorher bei der Beschwörung nur von einem – damit ein Stück weit undefinierten – "Zwecke" (V. 25) gesprochen hat.

         

        Des Weiteren lässt sich noch anmerken, dass sowohl das Metrum als auch das Reimschema in der gesamten Ballade durchgängig ordentlich fortgeführt werden, während die Handlung dem komplett widerspricht und zwischenzeitlich ein absolutes Chaos abzeichnet. Auch dies verstärkt das Komische in dem "Zauberlehrling".

         

        Die aufgestellte Interpretationshypothese, Goethe würde die Wissbegier und Selbstverwirklichung des Menschen nicht kritisch, sondern eher positiv beurteilen, lässt sich meines Erachtens durch die Analyseelemente belegen. Dies zeigt sich vor allem daran, dass in der ganzen Ballade immer wieder krasse Gegensätze (bspw. Ordnung – Chaos, Dramatik – banale Handlung) auftauchen, die Komik erzeugen. Der Leser wird also dazu angeregt, genau wie der Autor wohl selbst, über den etwas tollpatschig wirkenden Lehrling zu schmunzeln. Letztlich führt dies dazu, sich selbst in die Lage des Lehrlings hineinzufühlen. Wer hat nicht schon mal einen (verzeihlichen) Fehler gemacht? Keinesfalls wird das Verhalten des Lehrlings hier als fürchterlich falsch dargestellt, da auch der Meister bei seiner Rückkehr kein einziges Wort verliert, das dazu dient, den Lehrling zu bestrafen. Sicherlich steckt in dieser Ballade auch das Thema der Belehrung und Unterordnung unter einen "Mächtigeren", also der Anerkennung einer Autorität, doch diese Autorität ist dem Lehrling keinesfalls böse gesonnen. Im Gegenteil: Es scheint, da der Meister sehr ruhig auftritt, als würde er die Wissbegier des Lehrlings positiv einschätzen. Hiermit lässt sich das Sprichwort "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen" verbinden. Ferner erscheint es fraglich, zu behaupten, der Meister sei der Gute, der Held und der Sympathieträger dieser Ballade, da ihm viel weniger Sprechanteil gewidmet wird. Die Selbstüberschätzung des Lehrlings ist im Endeffekt vielleicht sogar zwingend nötig, um eigene Ziele zu erreichen und die eigenen Grenzen zu erweitern. Allein die Wortwahl im Titel "Zauberlehrling" lässt sich schon dahingehend interpretieren: mit einem "Lehrling" verbindet man allgemein jemanden, der eben noch nicht wissend ist, der Fehler macht und diese Fehler auch machen darf oder gar machen muss, denn "aus Fehlern lernt man". Niemand ist bspw. einem Handwerkslehrling böse, der seine Sache nicht perfekt ausführt. Das ist verzeihlich. Dieses Verzeihliche wird auch dadurch untermauert, dass der Lehrling mehrmals im Gedicht kindlich erscheint, z.B. durch das Selbstlob in Vers 75 ("Wahrlich! Brav getroffen!").

        Kaum jemand kann einem Kind wirklich böse sein, welches einen Fehler begeht.

        Auch mit dem weiteren Blick auf Goethes früheres Werk "Prometheus" kann man diese Ballade gut so verstehen, dass es eben nicht darum geht, sich aus Demut einer Autorität unterordnen zu müssen. Prometheus lehnt sich selbst gegen die Götter auf, akzeptiert also keinerlei Autorität über ihm (außer Zeit). Verbunden mit diesem Wissen erscheint es unwahrscheinlich, dass Goethe nun im Zauberlerling die Unterordnung unter eine Autorität einfordert und damit seinem "Prometheus" widerspricht. In Bezug auf die Epoche Klassik, die von der Erziehbarkeit des Menschen hin zu Harmonie ausgeht, erscheint es schlüssig, den Zauberlehrling als Symbol für die Menschen zu sehen, die durch das Begehen von Fehlern dazulernen und letztlich vom Lehrling zum Meister "erzogen" werden sollen. Das Streben nach Harmonie äußert sich in der Ballade des Weiteren durch den ordentlichen Aufbau von Reimschema und Metrum.

      • Interpretation zu Mondnacht von Joseph von Eichendorff

        Mondnacht Interpretation

        In dem Gedicht „Mondnacht“, das 1830 von Joseph von Eichendorff zur Zeit der Romantik verfasst wurde, beschreibt ein lyrisches Ich eine harmonische Nacht in der Natur. Im Vordergrund stehen dabei die für die Romantik typischen Themen Sehnsucht, Harmonie und die Vereinigung von Gegensätzen, die immer wieder zu erkennen sind.

        „Mondnacht“ besteht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen, die ein regelmäßiges Kreuzreimschema aufweisen, welches den harmonischen Aspekt des Gedichtes unterstreicht. Jedoch treten auch zwei unreine Reime auf (1. Str., 1. Vers „Himmel“ – 1. Str., 3. Vers „Blütenschimmer“ und 3. Str., 1. Vers „spannte“ – 3. Str., 3. Vers „Lande“), die aber durch ihren sich gegenseitig entsprechenden Anordnungen in Strophe eins und Strophe drei wieder harmonisch wirken. Ferner wird diese Harmonie auch in das Metrum übertragen, so dass alle Verse in allen drei Strophen durch einen dreihebigen Jambus bestimmt werden. Aber auch die Vereinigung von Gegensätzen macht sich im äußeren Aufbau bemerkbar. So wechseln sich weibliche und männliche Kadenzen ab und auch sind die erste und dritte Strophe hypotaktisch, dagegen die 2. Strophe parataktisch aufgebaut.

        Das lyrische Ich beschreibt in der ersten Strophe einen flüchtigen Kuss zwischen dem Himmel und der Erde, der für den Einbruch der Nacht am Horizont in weiter Ferne zu stehen scheint. Dabei werden DER Himmel und DIE Erde durch den Kuss als männliche und weibliche Subjekte wie ein Liebespaar personifiziert und treten als aktive (der Himmel – Küssender) und passive (die Erde – Geküsste) Handelnde auf. Durch die Personifikation wirkt diese Begegnung von Himmel und Erde eindringlicher und lebendiger auf den Leser, da er sich so besser damit identifizieren kann. Mit Hilfe des Konjunktivs II, in dem die erste Strophe verfasst wurde, dem Enjambement zwischen erstem und zweitem Vers und den Verben „küssen“ und „träumen“ entsteht nun eine unwirkliche, aber harmonische Atmosphäre und dem Leser drängt sich eine positive Grundstimmung auf.

        In der zweiten Strophe wird die reale Natur in der Umgebung des lyrischen Ich veranschaulicht. Dies ist auch daran zu erkennen, dass diese Strophe im Indikativ formuliert ist. Eine genaue bildhafte Vorstellung der Landschaft erhält der Leser durch die deutlich natürlichen Substantive „Luft“, „Felder“, „Ähren“ und „Wälder“. Durch diese ist auch zu anzunehmen, dass sich das lyrische Ich in einer sommerlichen Zeit befindet. Vor allem in dieser Strophe ist die Ruhe und Entspannung des lyrischen Ich zu bemerken. Es wählt ausschließlich Worte der leichten Bewegung oder der Ruhe („Die Ähren wogten sacht“ 3. Str., Vers 2 ; „Es rauschten leis die Wälder“ 3. Str., Vers 3). Der Blick bewegt sich im Verlauf dieser Strophe immer weiter gen Himmel. Spricht es im ersten Vers der dritten Strophe noch von den Feldern, so steigt der Blick langsam über die Wälder hinauf in den Himmel „So sternklar war die Nacht“ (3. Str., 4. Vers). Der Himmel ist also sternenklar. Dadurch wird zum einen das erste Mal bewusst ein Motiv der Nacht genannt und zum anderen fällt nun die Weite der Umgebung auf. Das lyrische Ich besitzt in diesem Moment keine sichtbaren Grenzen, denn es sind keine Wolken zu sehen, die die Sterne verdecken. Somit ist das lyrische Ich grenzenlos und frei – es ist entgrenzt.

        Erst in der dritten Strophe erwähnt sich das lyrische Ich zum ersten Mal, in dem es von „meine Seele“ (3. Str., 1. Vers) spricht. Dadurch lenkt es den Blick von der ersten Strophe (Horizont), über die zweite Strophe (unmittelbare Umgebung) nun auf sein Inneres. Auch diese Strophe ist, wie die erste, im Konjunktiv II verfasst, beinhaltet ein Enjambement zwischen erstem und zweitem Vers, welches die Ausdehnung der Flügel symbolisiert und enthält Personifikationen, wie „meine Seele spannte“ (3. Str., Vers 1). Somit wird eine Verbindung zwischen erster und dritter Strophe aufgebaut. Ferner ist hier ein Wortspiel zu entdecken. „Flügel – flog – flöge“ stammen alle aus der gleichen Wortfamilie und vermitteln den Eindruck von Sehnsucht nach Freiheit.

        In dieser dritten Strophe ist nun zu sehen, wie das lyrische Ich auf die Eindrücke der Natur reagiert. Es scheint überwältigt von der Schönheit dieser und verspürt nun eine unendliche Sehnsucht, die durch die Sterne in der zweiten Strophe geweckt wurde. Am liebsten würde es in Richtung „nach Haus“ (3. Str., 4. Vers) davon fliegen. Der „Himmel“ aus der ersten Strophe und das zuhause könnten hierbei gleichwertig aufgefasst werden, da sie mit dem gleichen Anfangsbuchstaben beginnen und durch die erwähnte fliegende Seele wird die Assoziation zum Himmelreich ausgelöst. Somit wäre auch inhaltlich der Bogen von der ersten zu dritten Strophe gespannt. Überdies ist nun ein Kreislauf zu erkennen: In der ersten Strophe neigt sich der Himmel zur Erde. Die zweite Strophe spielt auf der Erde und der Flug der Seele zum Himmel folgt in der dritten Strophe.

        Betrachtet man Eichendorffs „Mondnacht“ fällt einem auf, dass der Begriff „Mond“ nur im Titel erwähnt wird. Jedoch ist der Mond dem Leser die ganze Zeit gegenwärtig, da Eichendorff viele Motive der Nacht verwendet. Das Licht des Mondes ist nicht so strahlend, wie das der Sonne, sondern alles wirkt in seinem Licht schattenartig und schemenhaft. Jedoch reicht dem lyrischen Ich das Licht aus, um die herrliche Natur zu erkennen und gleichzeitig eine entspannte und wundervolle Atmosphäre zu empfinden. Dieser Aspekt der Nacht ist typisch für die Romantik und zeigt die Auffassung der Welt der damaligen Menschen. Der Vernunftglaube der Aufklärung wurde verworfen und der Blick wurde auch unter die Oberfläche gesetzt. Dafür erschien den Romantikern die Nacht wie geschaffen, da sie eine Zeit der Entgrenzung ist, in der die straffen Regeln des Alltags fallengelassen werden und die Träume beginnen können.

        „Mondnacht“ ist ein typisch romantisches Gedicht, das die Motive der Nacht und der Natur verknüpft. Zudem ist es von Harmonie und der Vereinigung von Gegensätzen, wie „Himmel“ und „Erde“, nah und fern oder Traum und Realität geprägt und verdeutlicht die unendliche Sehnsucht, die das lyrische Ich empfindet.

        Eichendorff schafft es das Gedicht sehr eindrucksvoll zu formulieren, so dass es bei den Lesern in den Gedanken bleibt. Es scheint zu Anfang relativ einfach aufgebaut zu sein, beinhaltet jedoch viele Gedanken und Gefühle, mit denen sich der Leser identifizieren kann und die ihn erkennen lassen, was es mit der Nacht auf sich hat. Somit wird „Mondnacht“ zu einem wunderbaren Gedicht, dass einen zum träumen und nachdenken anregt.

      • Früh im Wagen – Interpretation Eduard Mörike

        Das vorliegende Gedicht von Eduard Mörike „Früh im Wagen“ behandelt die Sehnsucht und Trauer des lyrischen Ichs, welches im Traum den Abschied vom geliebten Partner durchlebt. Motive wie Sehnsucht, Trauer und Abschied spielen eine zentrale Rolle, charakterisiert durch den Verlust des Partners, den das lyrische Ich nicht vergessen kann.

        Zu Beginn betrachtet das lyrische Ich den Morgenhimmel, an dem der Mond noch zu sehen ist. Im Traum sieht es seinen Partner, den es in der Nacht verabschiedet hat, was das lyrische Ich zum Weinen bringt. Sowie der Morgen graut, verschwindet auch der Traum und ein Schauer nähert sich dem lyrischen Ich.

        Das Gedicht weist einen dreihebigen Jambus mit männlicher Kadenz auf. Es besteht aus sechs Strophen à vier Versen und folgt dem Schema des Kreuzreims.

        Es wird der Eindruck vermittelt, dass die ersten beiden Strophen, sowohl die Strophen drei bis fünf, als auch die sechste Strophe einzelne Sinnabschnitte bilden.

        In den ersten beiden Strophen wird die Ausgangssituation beschrieben, in der das lyrische Ich den herannahenden Morgen sieht (Z. 1 „Morgenreif“), jedoch zunächst unklare Formen wahrnimmt (Z. 3 „blasser Streif“), sodass das Gefühl vermittelt wird, das lyrische Ich wäre soeben aufgewacht. Gerade erst ist der Morgenstern aufgegangen, dennoch ist der Mond noch zu sehen (Z. 6, 8). Der Mond, zum einen Symbol für die Sehnsucht, lässt Tag und Nacht scheinbar verschmelzen. Zum anderen steht der Mond auch für den Tod. So ist es möglich, dass das lyrische Ich in der Nacht zuvor den geliebten Partner verloren hat, jedoch dieses Erlebnis nicht verarbeiten konnte und über Nacht sich seine Trauer mit der neuen Hoffnung, welche die Metapher des anbrechenden Tages verbildlicht (Z. 5 „Man sieht im Lichte bald“), vermischt.

        In der dritten Strophe wird der Traum bereits eingeleitet. Obwohl das lyrische Ich durch die Sehnsucht in die Ferne drängt (Z. 10 „Den schon die Ferne drängt“), ist es noch zu sehr mit der „Abschiedsnacht“ (Z. 12) verbunden, in der es einerseits Glück und Schmerz empfunden hat. Dies zeigt sich vor allem im Paradoxon „Schmerzensglück“ (Z. 11), da gleichzeitig Negatives (Schmerz) und Positives (Glück) in der Nacht vereint werden.

        Früh im Wagen – Interpretation

        Aufgewühlte Gefühle spielen auch in den weiteren beiden Strophen eine zentrale Rolle. Obwohl es dem lyrischen Ich verkommt, als wäre sein Geliebter noch da (Z. 16 „Dein Flüstern mich noch hier.“), so sieht es in dessen Augen einen „dunklen See“ (Z. 14) und „Purpurschwärze“ (Z. 19) umgibt das lyrische Ich. Hier findet scheinbar ein Wechselspiel der Gefühle statt: Einerseits empfindet es Glück beim Gedanken an den Kuss des Geliebten (Z. 15), gleichzeitig wird es von Trauer, hier als Metapher durch „Purpurschwärze“ (Z. 19) dargestellt, umhüllt. Der Bund zwischen dem lyrischen Ich und dem Partner scheint lebendig und fast schwebend über ihrem Schicksal zu kreisen, da das lyrische Ich „umwebt“ wird vom schönen Kuss als auch vom dunklen See der Augen. Diese Metapher könnte ebenso wie der Mond auf den Tod des Partners hindeuten, da die Augen schwarz sind, wie die eines Toten, so dass sie das lyrische Ich in tiefer Trauer zurücklassen (Z.17-18 „An deinem Hals begräbt sich weinend mein Gesicht,“).

        Die dadurch entstandene Schwärze jedoch wird durch die personifizierte Sonne hinweggeschoben (Z. 21-22 „ Die Sonne […] scheucht den Traum hinweg im Nu,“), die in der letzten Strophe den Abbruch des Traumes verdeutlicht. Die im Traum entstandene Sehnsucht konnte nicht gestillt werden und vom Berg kommt nun ein Schauer (Z. 24), also eine eher ungewisse Zukunft auf das lyrische Ich zu.

        Der im Traum beschriebene Zustand zwischen Trauer, Glück und Sehnsucht lässt darauf schließen, dass das lyrische Ich nach Transzendenz, die Vereinigung nach dem Tode, strebt, da es den Traum und den Verlust des Partners nicht hinter sich lassen kann und ebenso wenig die darin aufgekommenen Gefühle. Die Beschreibung der Natur gleicht einer realistischen Darstellung, die im Traum mit den Sehnsüchten des lyrischen Ichs versponnen ist.

        Zusammenfassend lässt sich sagen, dass vor allem Motive der Romantik Einfluss auf die Stimmung des lyrischen Ich nehmen. Zu diesen zählt die Sehnsucht nach Vereinigung mit dem wahrscheinlich toten Partner, die im Traum zwar gleichzeitig durch Schmerz und Glück gezeichnet ist, jedoch nicht gestillt wird. Einerseits drängt das lyrische Ich in die Ferne, andererseits kann es seine Trauer über Verlust des geliebten Partners nicht vergessen.

      • Irrungen, Wirrungen Inhaltsangabe Zusammenfassung

         Der Roman »Irrungen, Wirrungen« von Theodor Fontane aus dem Jahr 1888 handelt von der Liebe zwischen dem Adeligen Baron Botho von Rienäcker und der Schneidergesellin Magdalene Nimptsch, die aufgrund des Standesunterschiedes der beiden niemals in Erfüllung gehen kann. Die Handlung spielt in Berlin Ende des 19. Jahrhunderts.

         Zur ausführlichen Inhaltsangabe von Irrungen Wirrungen

        • Magdalene (Lene) Nimptsch lebt mit Pflegemutter in kleinem Haus in Berlin => während Sommer macht sie Segelpartie und wird von Botho von Rienäcker und Freund gerettet, als Boot fast kentert

        • Botho bietet Lene an, sie nach Hause zu begleiten => bereits Interesse aneinander

        • In folgenden Wochen lernen sie sich besser kennen und verlieben sich ineinander, da Öffentlichkeit aber nicht über Liebesbeziehung Bescheid Wissen darf, treffen sie sich meist in Lenes Wohnung

        • Botho ist sehr verliebt und schwärmt von gemeinsamer Zukunft => Lene ist aber realistisch und weiß, dass Liebe nie öffentlich gemacht werden kann, da Botho adelig und sie aus bürgerlichem Stand

        • Eines Tages kommt Brief von Bothos Onkel Kurt Anton von Osten => geht um Hochzeit zwischen Botho und reiche Cousine Käthe von Sellenthin, die finanzielle Lage der Familie verbessern würde

        • Kurz darauf: Ausflug zu „Hankels Ablage“ => treffen auf Regimentskameraden von Botho, ungestörtes Zusammensein ist nun vorüber

        • Auf Drängen seiner Mutter willigt Botho in Hochzeit mit Käthe ein => teilt Lene Ende der Beziehung in Brief mit

        • Da Lene Beziehung stets realistisch sah, hat sie nie auf gemeinsame Zukunft gehofft und reagiert gefasst

        • Bald darauf Heirat von Botho und Käthe => wird schnell deutlich, dass Ehe nur zweckmäßig,

        • Botho merkt schnell, dass Käthe sehr oberflächlich ist und er sie nie so lieben wird wie Lene

        • Eines Tages sieht Lene Botho mit seiner Frau auf Straße => beschließt darauf wegzuziehen, da sie Anblick von Botho mit neuer Geliebten nicht erträgt

        • Nach Umzug lernt Lene Fabrikmeister Gideon Franke kennen => bald darauf Heiratsantrag, doch Lene erzählt ihm von Botho => Gideon trotzdem bereit sie zu heiraten, sucht aber Botho auf und fragt ihn über Vergangenheit mit Lene aus, Botho erfährt, dass Frau Nimptsch gestorben ist

        • Botho besucht Grab um Blumen niederzulegen und schwelgt in Erinnerungen an Lene => verbrennt darauf Lenes Briefe und Blumen, Erinnerungen verschwinden aber trotzdem nicht

        • Erkenntnis kommt spät => als er Heiratsanzeige zur Hochzeit der beiden sieht :„Gideon ist besser als Botho“

         Zur ausführlichen Inhaltsangabe von Irrungen Wirrungen

      • Irrungen, Wirrungen Charakterisierungen der Hauptpersonen Theodor Fontane

        Irrungen, Wirrungen von Theodor Fontane Charakterisierungen der Hauptpersonen

         

        Magdalene Nimptsch (Lene)  Charakterisierung

        • Pflegetochter von Frau Nimptsch, Bürgerlicher Stand (nicht adlig).

        • Lene wird beschrieben als: ordentlich, gut, treu, bescheiden, zuverlässig, sehr direkt, ehrlich, ernst, nachdenklich, einfach, ungebildet, realistisch, gefasst, manchmal nach außen hin heiter und fröhlich, starkes Gefühl für Pflicht, Recht und Ordnung

        • Wird als „einfach“ beschrieben => hat niedrigen Bildungsstandard (üblich für Bürgertum), beherrscht keine Fremdsprache, Rechtschreibung nicht sonderlich gut => deshalb aber nicht dumm oder naiv, sondern trotz Einfachheit und fehlender Bildung sehr weitsichtig, aufgeklärt bis intelligent

        • Gefühle erlangen nicht Kontrolle über Fähigkeit zum rationalen Denken

        • Beziehung zu Botho ist für sie ein Geschenk, auf das sie keinen Anspruch und kein dauerhaftes Anrecht hat

        • ist desillusioniert bezüglich der Beziehung zu Botho => ist sich bewusst, dass diese von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist, macht sich keine falschen Hoffnungen, dennoch genießt sie die gemeinsame Zeit.

        • Gibt sich zum Zeitpunkt der Trennung nach außen hin stark, empfindet aber innerlich tiefen Schmerz

         

        Baron Botho von Rienäcker Charakterisierung

        • Adliger, männliche Hauptperson des Romans

        • Charmant, höflich, gute Umgangsformen, gebildet (spricht z.B. Französisch) => Adel

        • liebt an Lene das Einfache und Natürliche, während er Abneigung gegenüber dem Gespielten und Aufgesetzten des Adels zeigt

        • zeigt Toleranz und Zuneigung gegenüber sozial niedriger gestellten Menschen, sowie gegenüber dem Einfachen und Bürgerlichen im Allgemeinen => Hang zum einfachen Leben

        • Sieht Zukunft ihrer Beziehung nicht ganz so realistisch/skeptisch wie Lene => hat noch Hoffnung

        • Trotz Liebe hält Beziehung nicht lange => bricht unter Einfluss des Standesunterschiedes/ unter Druck von Bothos Familie zusammen, außerdem: hohe Schulden, die nur durch Heirat mit Käthe getilgt werden können

        • Botho hat eher schwachen und nachgiebigen Charakter => gibt gesellschaftlichen Erwartungen nach

        • Heiratet reiche Käthe von Sellenthin aus Vernunftsgründen => ihre Oberflächlichkeit /Hang zum Albernen/Komischen stören ihn, weiß, dass er sie nie so lieben können wird wie Lene

        • Botho braucht sehr lange, um Beziehung mit Lene zu verarbeiten (länger als Lene) => hängt noch lange nach Hochzeit mit Käthe Erinnerungen an Lene nach, ist aber grundsätzlich zufrieden durch Hochzeit, da diese ihm (anders als mit Lene) ein ruhiges, geordnetes Leben ermöglicht

         

        Käthe von Sellenthin Charakterisierung

        • stammt aus der Familie der Sellenthins, welche wohlhabend und gesellschaftlich gut gestellt ist

        • Ihre Eltern und Bothos Eltern haben bereits früh Heirat arrangiert => wird später tatsächlich durchgeführt

        • ist in Art /Wahrnehmung der Umwelt eher oberflächlich , aber eigentlich sehr empfindsam und nachdenklich

        • Ist jung, blond, attraktiv, beliebt, sehr redselig, extrovertiert, eine Frohnatur, immer optimistisch und glücklich, leicht zu amüsieren, eher gefühlsbetont und gelangweilt von Fakten/rationalem Wissen, ehrlich (äußert Botho gegenüber offen, was sie sich von ihm wünscht)

        • Gefestigte und selbstsichere Persönlichkeit => meistert gesellschftl. Etikette mit Bravour, ist sich Zwangscharakter ihrer Ehe bewusst, bemüht sich aber Botho eine gute Frau zu sein

        • bewegt sich stets in gesellschaftlich definierten Bahnen, stellt die vorgeschriebenen Werte und Konventionen nicht in Frage (->ist nicht rebellisch), wünscht sich nicht wie Botho insgeheim, aus diesen auszubrechen

        • ist fähig, lange Gespräche über Belanglosigkeiten zu führen => macht sie bei anderen Adligen noch beliebter

         

        Gideon Franke Charakterisierung

        • Fabrikmeister aus Bremen

        • Spießbürgerliches Aussehen, bleibt seinen Gefühlen treu

        • Ordentlich, prinzipientreu, gebildet, anständig, unterhaltsam, ehrlich, zuverlässig

        • Mitbegründer einer Sekte, früher Mennonit und Irvingianer => hohe moralische Ansprüche

        • Nach Amerikaner ausgewandert und in zahlreichen Berufen geübt

        • Bei Rückkehr nach Berlin => angesehen, gute Position als Vorarbeiter

        • Bewältigt die Dinge des Alltags (im Gegensatz zu Botho) ohne größere Schwierigkeiten

        • Wäre an Bothos Stelle Ehe mit Käthe nicht eingegangen => hätte für seine wahren Gefühle gekämpft und zu der Frau gestanden, die er liebt => hätte sich gegen gesellschftl. Normen gestellt

        • Botho denkt, dass Gideon gut für Lene ist, denn sie soll einen anständigen Mann haben, der gut für sie sorgt

      • Gesellschaftliche Moral des Wissenschaftlers Inhaltsangabe Zusammenfassung Helmut Schmidt

         

        Gesellschaftliche Moral des Wissenschaftlers Inhaltsangabe Zusammenfassung Helmut Schmidt

        In dem vorliegenden Text „Gesellschaftliche Moral des Wissenschaftlers – Sind Wissenschaftler verantwortlich für die gesellschaftlichen Folgen ihres Handelns?“ beschäftigt sich der Autor Helmut Schmidt mit der Frage nach der Verantwortung der Wissenschaftler gegenüber der Gesellschaft. Helmut Schmidt kritisiert anhand von Beispielen wie dem Gelingen der künstlich herbeigeführten Spaltung eines Atoms durch Otto Hahn und Lise Meitner und den darauf folgenden Atombomben über Hiroshima und Nagasaki, dass Wissenschaftler keinen Überblick über die Folgen ihrer Entdeckungen haben. Er stellt fest, dass ohne diese beiden Forscher die Frage nach der Bewahrung des Friedens nicht gleichzeitig die Frage nach der Überlebenschance der menschlichen Spezies bedeuten würde. So stellt sich die Frage nach der Verantwortung Otto Hahns und Lise Meitners, denn ohne die beiden und ohne andere Wissenschaftler hätte ein Politiker wie Roosevelt nicht die Möglichkeit gehabt, Atombomben als politisches Mittel anzuwenden, doch hätte es ihn und seine politischen Berater nicht gegeben, wäre es vielleicht auch nicht zu dieser Anwendung gekommen. Helmut Schmidt merkt an, dass keiner der eben genannten die Verantwortung auf die anderen abschieben könne. Er nennt das Beispiel des Zauberlehrlings: Der Besen werde zum Unheil und niemand habe es gewollt.

        Das zweite Beispiel, welches Helmut Schmidt nennt, ist die Informations- und Unterhaltungselektronik als Folge wissenschaftlicher Durchbrüche, welche die Auflösung der „Lesekultur“ als Folge habe. Er kritisiert, dass häufig nur noch kondensierendes Überfliegen der Texte möglich sei und auch Politiker vor einer exponential steigenden Flut von Informationen stehen würden, wodurch sie ihre Kraft darauf verwenden müssten, Unwichtiges auszuscheiden. Doch Lesen, die Verarbeitung des Gelesenen und das Gespräch darüber seien lebensnotwendig für Kultur und Demokratie. Die Verantwortung für die Folgen werde jedoch auf andere geschoben. So seien die Anwender in der industriellen Umsetzung die Verantwortlichen; und wenn es um Waffen oder Kultur insgesamt gehe, seien die Politiker an den verheerenden Folgen der Einsetzung der Waffen oder dem Verlust der Kultur Schuld.

        In beiden Fällen sahen die Wissenschaftler die Folgen ihres Handelns für die Gesellschaft nicht voraus, doch ist nicht geklärt, ob sie verantwortlich für diese Folgen sind. Helmut Schmidt spricht von einem Schlupfloch, da niemand verantwortlich und moralisch haftbar gemacht werden könne, der nicht in der Lage war, die Folgen seines Handelns vorauszusehen. Dies sei jedoch weniger eine Entlastung, sondern vielmehr die Herausforderung, sich einen Überblick über die Folgen seines Handelns zu verschaffen.

        Die Wissenschaft entwickle sich laut Helmut Schmidt zu immer stärkerer Spezialisierung, welches dazu führe, dass Entdeckungen anderer Felder nicht mehr in das eigene Bewusstsein dringen. Doch von Verantwortung und gesellschaftlicher Moral her sei es dennoch wichtig, dass die Wissenschaftler stets den Überblick über das Gesamte, also alle Bereiche der Wissenschaft, behalten.

      • Der Sandmann Inhaltsangabe Zusammenfassung E.T.A. Hoffmann

        Der Sandmann Inhaltsangabe Zusammenfassung E.T.A. Hoffmann

        Der Sandmann“ ist eine romantische Erzählung E.T.A. Hoffmanns, die erstmals 1817 als Teil des Zyklus der „Nachtstücke“ veröffentlicht wurde, und schildert, wie der Student Nathanael von Kindheitsängsten eingeholt wird, als der Wetterglashändler Coppola auf der Bildfläche erscheint, und schließlich von ihnen vollständig verschlungen und in den Tod getrieben wird. Hoffmann verdeutlicht in dieser Geschichte sowohl die Macht von Märchen als auch von Träumen und Ängsten auf den Menschen und verwebt dabei vor den Augen der Leser Wirklichkeit und Wahnsinn so geschickt miteinander, dass sie im Nachhinein untrennbar werden.

         
        Die Erzählung beginnt mit einem Brief vom Protagonisten Nathanael an seinen Freund Lothar, in dem er berichtet, er habe in der Gestalt des Wetterglashändlers Coppola den Advokaten Coppelius wiedererkannt, der während seiner Kindheit immer wieder abends vorbeikam und mit seinem Vater alchemistische Experimente durchführte und für Nathanael den Sandmann verkörperte, ein Mann, der, so sagte die Amme, den Kindern, die nicht schlafen wollen, Sand in die Augen streut, sodass sie blutig herausspringen. Der Junge, sowohl verängstigt als auch seltsam fasziniert, musste immer wieder an dieses Märchen denken bis eines Tages seine Neugier so groß wurde, dass er sich nicht länger beherrschen konnte und seinen Vater und Coppelius bei einem ihrer Experimente beobachtete. Dabei wurde er jedoch von Coppelius entdeckt, der ihm zur Strafe Glut in die Augen streuen wollte, Nathanaels Vater konnte ihn aber davon abbringen. Ein Jahr verging, das Nathanael krank im Bett verbrachte und in dem Coppelius kein einziges Mal auftauchte. Dann kehrte er zurück für einen letzten Besuch, der Nathanaels Vater das Leben kostete. Diese Ereignisse lösten in Nathanael ein Trauma aus, das ihn bis ins Erwachsenenalter nicht losgelassen hat.
         
        In seiner Aufregung über das vermeintliche Wiedersehen mit Coppelius adressiert Nathanael den Brief allerdings nicht an Lothar, sondern an seine Schwester und Nathanaels Verlobte Clara. Diese rät ihrem verstörten Liebsten nicht weiter über seine Begegnung nachzugrübeln, der Sandmann sei eine bloße Kreation seines Unterbewusstseins und die Ähnlichkeit Coppolas mit Coppelius reiner Zufall.
         
        In einem weiteren Brief an Lothar bittet Nathanael ihn, nicht mehr mit Clara über seine Probleme zu sprechen. Er erzählt ihm, dass er sich in der Identität Coppolas geirrt habe und es wohl nicht Coppelius sei, da er einen recht ausgeprägten Akzent besitze und Coppelius Deutscher gewesen sei. Außerdem schreibt er ihm von Spalanzani, einem italienischen Physiker und Dozenten an der Universität, an der er studiert, und von dessen häufig eingesperrter „Tochter“ Olimpia, die ihm merkwürdig, aber nicht unsympathisch vorkommt, jedoch zunächst keine weitere Bedeutung für ihn hat. Am Ende des Briefes erfährt der Leser, dass Nathanael Lothar und Clara besuchen fährt, um Abstand von den Geschehnissen zu gewinnen.
         
        Der fiktive Erzähler spricht im Anschluss an die drei einleitenden Briefe direkt zum Leser: Er bezeichnet sich selbst als Freund Nathanaels und fühlt sich nun berufen seine Geschichte aufzuschreiben. Er gibt verschiedene Möglichkeiten an, wie er die Geschichte hätte beginnen können, kommt dann jedoch zum Schluss, dass die Briefe am besten geeignet seien, dem Leser die Tragik Nathanaels Schicksals näher zu bringen. Er schildert Nathanaels Lebenssituation und beschreibt Klara, zu der er eine sehr positive Position einnimmt.
         
        Nathanael verändert sich nun sehr stark: Er versinkt in düstere Träume und glaubt, dass das Leben von einer höheren Macht bestimmt werde, was Clara sehr zuwider ist, besonders Nathanaels Überzeugung, Coppelius sei das personifizierte Böse, welches das Liebesglück der beiden störe. Nathanael versinkt immer stärker in seiner Gedankenwelt und beginnt über Coppelius und Claras Augen zu fantasieren. Mit der Zeit ist Clara vom nimmer endenden Fluss von Erzählung und Dichtung, die Nathanael ihr vorträgt, gelangweilt und wird zunehmend abweisender. Nathanael fühlt sich dadurch missverstanden, so dass er Clara in einem Ausbruch von Wut als „lebloses Automat“ bezeichnet. Lothar, der auf Clara trifft und durch Nathanaels respektloses Verhalten ihr gegenüber erzürnt ist, fordert Nathanael zum Duell, das Clara gerade noch verhindern kann. Anschließend wirft sich Nathanael dramatisch vor Clara und beteuert ihr seine grenzenlose Liebe, stark im Gegensatz zu Claras Enttäuschung über die nicht vorhandene Liebe Nathanaels. Er bittet nun auch Lothar aus tiefstem Herzen um Vergebung.
         
        Als Nathanael bald darauf in seine Wohnung zurückkehrt, findet er sie abgebrannt vor. Ein Feuer war in der darunterliegenden Apotheke ausgebrochen und hatte sich weiter ausgebreitet. Sein Hab und Gut konnte jedoch in ein neues Haus gerettet werden, das nun direkt Spalanzanis Haus gegenüber liegt. Von seinem neuen Heim aus hat er einen sehr guten Blick in Olimpias Zimmer und ihm fällt auf, dass sie dieses niemals zu verlassen und immer zu ihm hinüberzusehen scheint. Er findet sie hübsch und wird mit sehr großer Neugierde erfüllt.
         
        Völlig überraschend besucht ihn Coppola, dem er aus Verlegenheit wegen des vorherigen Rauswurfes eines seiner Perspektive abkauft. Um Olimpia endlich genauer betrachten zu können, richtet er es auf sie. Erst jetzt erkennt er ihre wahre „himmlische Schönheit“ und ist wie „festgezaubert“ an das Fenster. Als Coppola, auf der Treppe laut lachend wieder verschwindet, bekommt Nathanael ein seltsames Gefühl; es ist ihm, als ginge ein „tiefer Todesseufzer“ durch den Raum, doch schiebt er, sich auf Klara berufend, es auf das wahrscheinlich viel zu teure Perspektiv, das er soeben gekauft hat.
         
        An den folgenden Tagen kann er nicht mehr von Olimpia lassen und beobachtet sie die ganze Zeit durch das Perspektiv. Clara und Lothar sind längst vergessen.
        Als er erfährt, dass Spalanzani plant, ein Fest zu geben, auf dem er seine Tochter das erste Mal der Öffentlichkeit vorstellen will, ist Nathanael hocherfreut. Auf diesem Ball wagt Nathanael es als einziger, sie zum Tanzen aufzufordern, wodurch er noch stärker in ihren Bann gezogen wird. Allen anderen erscheint Olimpia sehr „mechanisch“, leblos und fast zu perfekt. Er dagegen verliert die letzten Zweifel an seiner Liebe zu ihr, und sie küssen sich. Er beginnt sich häufiger mit Olimpia zu treffen, um ihr seine Gedichte und Erzählungen vorzulesen. Anders als die kritische Klara antwortet sie ausschließlich „Ach! Ach!“, was Nathanael als Ausdruck eines sehr poetischen und tiefgründigen Gemütes interpretiert; er sieht sie als die Person an, die ihn ganz versteht. Als Nathanael Anspielungen gegenüber Spalanzani macht, sie heiraten zu wollen, gibt ihm dieser zu verstehen, dass er ihr völlig freie Wahl lassen werde. Daraufhin beschließt er, Olimpia einen Heiratsantrag zu machen, doch platzt er mitten in einen Kampf zwischen Coppelius und Spalanzani um Olimpia herein, die er jetzt erst als das erkennt, was sie ist: eine automatisierte Holzpuppe. Nach einer gewalttätigen Auseinandersetzung entkommt Coppelius mit Olimpias Körper, und Spalanzani fordert Nathanael auf, ihm zu folgen, um den Automaten wiederzuerlangen. Doch Nathanael, der Olimpias „blutige Augen“ (ihre Glasaugen im Blut Spalanzanis) auf dem Boden liegen sieht, springt ihm an den Hals, um ihn zu töten, was jedoch durch die mittlerweile eintreffende Menschenmenge verhindert wird. Nathanael wird ins Tollhaus gebracht und verbringt dort eine nicht näher bestimmte Zeit.
        Der fiktive Erzähler spricht erneut zum Leser und berichtet, dass Spalanzani die Universität verlassen muss, da er „die Menschheit mit der mechanischen Puppe“ betrogen hat. Coppelius bleibt (abermals) verschwunden.
        Durch Claras fürsorgliche Pflege scheint es bald so, als sei Nathanael wieder genesen. Er plant, Clara zu heiraten und mit ihr aufs Land zu ziehen. Bei einem abschließenden Einkauf in der Stadt steigen Nathanael und Clara auf den Ratsturm, um die Aussicht noch einmal zu genießen. Oben angekommen, macht Clara Nathanael auf einen sich nähernden grauen Busch aufmerksam, woraufhin er in seine Seitentasche greift und das Perspektiv des Coppola erfasst. Als er Clara durch dieses erblickt, befällt ihn der Wahnsinn von Neuem, er versucht, sie den Turm hinunterzustürzen. Lothar kann sie gerade noch retten, da erblickt Nathanael Coppelius, der in einer Menschenansammlung am Fuße des Turmes steht. Coppelius hält die Menschen mit den Worten „Ha ha — wartet nur, der kommt schon herunter von selbst“ davon ab, Nathanael aufzuhalten. Mit den Worten „Ha! Sköne Oke — Sköne Oke“, mit denen auch der Wetterglashändler Coppola seine Perspektive angeboten hatte, stürzt sich Nathanael in den Tod. Coppelius verschwindet in der Menge.
        Nach mehreren Jahren soll Klara mit einem Mann und zwei Kindern das ruhige häusliche Glück doch noch gefunden haben, jedenfalls "will man sie gesehen haben". Das Schicksal Claras bleibt demnach ungewiss und der Ausblick könnte auch nur Illusion sein.
         
        Danke an Jan fürs Einsenden!