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  • Ganztagsschulen Erörterung

    Hier findet ihr eine Erörterung zum Thema Ganztagsschulen.

    Die aktuelle bildungspolitische Diskussion wird derzeit von einem Thema dominiert, nämlich die Einführung der Ganztagsschule. Angesichts der nicht nachlassenden Kritik des deutschen Bildungssystems vor dem Hintergrund des schlechten Abschneidens deutscher Schüler im internationalen Vergleich der PISA-Studie werden zunehmend Stimmen laut, die sich für eine Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur auf zwölf Jahre aussprechen.

    Um zu einer sachlich ausgewogenen Entscheidung zu kommen, ist es wichtig, sich einmal mit den Vor- und Nachteilen einer Einführung der Ganztagsschule insbesondere an Gymnasien auseinanderzusetzen.

    Die Motivation der Eltern dürfte durchaus von der primären Erwartungshaltung bestimmt sein, ob sie durch die Ganztagsschule mehr Entlastung und Freiheit zur Entfaltung der eigenen Lebens- und Arbeitszeit erhalten können. Hingegen dürften die Befürchtungen der betroffenen Schüler eher darin liegen, durch die Ausweitung der Schulzeit auf den ganzen Tag erhebliche Einschränkungen in der eigenen Freizeit zu erfahren. Außen vor geblieben sind bislang Aussagen von Seiten der betroffenen Lehrkräfte, die gleichfalls Anregungen zum Nachdenken geben könnten.

    Eltern führen als positive Argumente an, dass Schüler von dazu befähigten Lehrern ganztägig pädagogisch betreut und beaufsichtigt werden, die dadurch eingehender die individuellen Fähigkeiten der Schüler entwickeln und Kinder mit Lernschwächen gezielt fördern können. In der Schule würden alle Lehr- und Lernmittel zur Verfügung stehen, so dass die Schüler mehr Möglichkeiten der Lern- und Arbeitstechnik nutzen könnten, was auch ein wichtiger Beitrag dazu sei, ihre Eigen- und Selbständigkeit individuell zu entwickeln. Die Ganztagesbetreuung wirke sich vor allem auf das Lernverhalten der Schüler fördernd aus, da im Klassenkontext ein sozialer Rahmen und Anreiz zur Leistung gegeben sei. Nicht zuletzt werde gewährleistet, dass in der Schule anders als zu Hause auch eine umfassende Hausaufgabenbetreuung erfolgt, was für die Schüler mit positiven Lerneffekten und für die Eltern mit einer spürbaren Entlastung verbunden sei.

    Aus Sicht der Schüler steht primär die Zeit, die man in der Schule verbringt bzw. verbringen muss, im Focus der Betrachtung. Über den Vormittag hinaus werde in der Ganztagsschule auch der Mittag und Nachmittag durch die Schule verplant und geprägt. Durch den Ganztagesaufenthalt fühlten sich Schüler von früh bis spät organisiert und beaufsichtigt. Das in der Schule bleiben werde zum „Muss“, zum bleiben müssen, zum Zwangsaufenthalt. Schule werde als Aufbewahrungsstätte empfunden, wenn sich der Schüler ihr nicht mehr entziehen könne, wenn fünf Tage die Woche vom frühen Morgen bis späten Nachmittag kein Raum mehr für Erholung, Freizeit, Freundeskreise, Hobbies und Sport bleibe. In der Ganztagsschule würden Ausbildung und Lernen institutionalisiert und entsprächen nicht mehr dem persönlichen Lebensrhythmus.

    An die Stelle von eigenständigem und häuslichem Lernen trete verordnetes und verschultes Lernen. Ein Mehr an Schule bringe einen Verlust an persönlicher Zeit für Ruhe, Erholung und insbesondere Alleinsein. Auch trage dies zu einer Entfremdung vom individuellen Leben bei.

    Für Lehrer ergeben sich, was ganztägigen Schulaufenthalt mit entsprechenden Einschnitten im Freizeitbereich anbetrifft, durchaus ähnliche Auswirkungen wie bei den Schülern. Man könne nicht vormittags und nachmittags in gleicher Weise powern und Höchstleistung bringen. Bisher habe man sich nach der Schule erholen und für den neuen Tag vorbereiten können, was dann nicht mehr möglich sei. Im Hinblick auf die Notengebung werde es unausweichlich sein, zusätzlich zur Aufgabenbetreuung nachmittags weitere Hausaufgaben als Vorbereitung für Tests, Klassenarbeiten und Kursarbeiten aufzugeben. Zur Korrektur dieser Arbeiten würden zunehmend Abende und Wochenenden herangezogen werden müssen. Insgesamt würde das Engagement für den Lehrberuf und damit für die Ausbildung und Erziehung der Schüler leiden.

    Im Familienleben der Schüler mit ihren Eltern, Geschwistern und Freunden zeigen sich Auswirkungen, die Veränderungen im emotionalen und sozialen Verhalten mit sich bringen. Von Eltern wird nicht ganz uneigennützig eine Verlagerung der Verantwortung für die Erziehung und Entwicklung der Kinder auf die Schule ins Feld geführt. Andererseits wird die höhere finanzielle Belastung der Eltern auch zu Einschnitten in anderen Bereichen z.B. im Freizeitbereich führen, was neben dem individuellen auch als materieller Verzicht und Verlust erfahren wird. Gemeinsame Freizeitgestaltung ist nur noch an Abenden oder am Wochenende möglich.

    Im Ergebnis sind nach eingehender Betrachtung mehr kritische als befürwortende Argumente für die Einführung der Ganztagsschule anzuführen. Was bei den Überlegungen bisher noch wenig oder überhaupt nicht beachtet wird, ist die Frage einer generellen Reform der Schulpolitik. Die Beispiele von Finnland und anderen Ländern mit hohem pädagogischem Erfolg zeigen, dass eine gute Ausbildungsquote weniger von der Frage der Ganztagsschule abhängt als von einer individuellen Betreuung der Schüler und Entwicklung seiner persönlichen Befähigungen. Hier gibt es meines Erachtens noch viel Aufklärungsbedarf. Vor einem Schnellentschluss zur Einführung der Ganztagsschule sollte überlegt werden, das gesamte deutsche Schulsystem vom zu reformieren.

  • Schönheitsoperation Erörterung

    Hier findet ihr eine Erörterung zum Thema Schönheitsoperation.

    Sag mal findest du das meine Nase zu groß ist?“ fragte die 16 jährige Monika. „Na ja vielleicht ein bisschen, aber noch lange nicht so schlimm wie meine abstehenden Ohren“ antwortete die ebenfalls 16 jährige Karin. Immer mehr Jugendliche finden ihren Körper unattraktiv und verbesserungswürdig deswegen wird in bestimmten Alter mit einer Schönheitsoperation nachgeholfen, Schuld daran haben meistens die Medien die einen Schönheitsideal durch verschiedene Popstars oder ähnliche Idole darstellen.

    Die heutige Gesselschaft ist voller Ideale und Wertvorstellungen. Die Wertungen über „schön“ und „hässlich“ sind je nach zeitepoche anders, so waren im späten Mittelalter dicke Frauen mit weißer Haut viel angesehener als dünne gebräunte Frauen. Schönheitsoperationen sind zu unseren Alltag geworden und immer mehr Leute(meistens Frauen) entscheiden sich für eine Schönheits-Op. Die Vorteile der Schönheitsoperationen sind meistens auf ein Ziel ausgerichtet verbesserung des eigenen Aussehens und die damit zusamenhängende Steigerung des Selbstwertgefühls. Auch bei älteren Frauen sind die Schönheitsoperationen beliebt so sind es jährlich 50% Lidplastiken die die Einnahmen der Plastische und Ästhetische Chirugie darstellen. Einer der Vorteile bei den Schönheits-Ops sind es die sogennanten „notwendigen“ Verschönerungen wie zum Beispiel bei einem Hundebiss im Gesicht, oder einer Brustverkleinerung um die Rückenschmerzen zu lindern. Viele Menschen verbinden sogar ein besseres Aussehen mit Erfolgen bei der Arbeitund beim anderen Geschlecht.

    Eine Schönheitsoperation kann jedoch auch ziemlich gefährlich enden. In Deutschland legen sich jährlich ca. 1 Million Leute unter das Messer, doch der Beruf „ästhetischer oder kosmetischer Chirurg“ ist in Deutschland nicht geschützt und so kann jeder Mediziner sich so nennnen. Mit der großen Auswahl an den Schönheits-Ops werden auch die Nebenwirkungen bekannt gegeben jedoch mit den Einwand „das es meistens nur bei 15% der Fall ist“, hierbei sind es seriöse Verletzung die sogar bei falscher Durchführung und Behandlung zum Tode führen können(z.B. verletzung der inneren Organe beim Fettabsaugen). Aber auch chronische Schmerzen, Gewebeverhärtungen, Taubheitsgefühle, Allergien(meistens gegen das Brustimplantant) und schlechte Verheilung der Wunden können auftretten. Einer der nebensächlichen Nachteile sind die Kosten, so gibt man in Durchschnitt etwa 4.000€ für das Fettabsaugen und 4.500 bis 7.000 Euro für eine Brustvergrößerung. Durch die hohen Kosten sind viele dazu gezwungen die Schönheitsoperationen im Ausland zu berwirklichen, doch meistens enden diese Ops mit Komplikationen und „Pfuscherei“ die den hemmungsvollen Besitzer nicht verschönern sondern im Gegenteil noch „hässlicher“ machen. Durch das Misslingen der Op werden die Menschen nicht nur physisch sondern auch psychisch Verlezt und die Auswirkungen solcher psychischer Belastungen kann sogar dazu führen das Leute ihre Vernunft und Realitätssinn verlieren.

    Meiner Meinung nach sind die Schönheitsoperationen überflüssig, heutzutage gibt es verschiedene kleine Tricks um sein Aussehen etwas zu verbesseren oder bestimmte „Problemzonen“ zu beseitigen. Durch ein starkes Selbstvertrauen und ein sicheres Auftreten wird eine Person so zu Kenntnis genommen wie sie auch ist, auch die Ethischen Grundsätze wie z.B. Sprichwörter „Sei wie du bist“ zeigen das der Mensch so sein sollte wie er ist und nicht so wie ihn die Gesellschaft gern sehen würde.

  • Schuluniform Erörterung

    Hier findet ihr eine Erörterung zum Thema Schuluniform.

    Der Ausformung von den in England so beliebten Ticks und Schrulligkeiten des einzelnen [!] hat das keinen Abbruch getan“ schreibt Christine Brinck in ihrem Text „Steckt die Schüler in Uniform!“.

    Im Wesentlichen stellt sie die These auf, Schüler müssten in der Schule Uniformen tragen um bessere Schulleistungen erbringen zu können. Sie stellt Amerika, England und Deutschland in Beziehung, allerdings ist es fraglich, ob man diese drei Staaten hundertprozentig miteinander vergleichen kann.

    Für Christine Brinck stellt die Uniform eine Erleichterung der Geldbörse dar, da immer mehr Jugendliche wert auf Markenprodukte und „Coolness“ legen, was sich meistens auf die Finanzen der Eltern mehr oder weniger erheblich auswirkt. Sie scheint allerdings nicht zu bedenken, dass SchülerInnen auch außerhalb der Schule noch ein Leben haben, in dem sie keine einheitliche Uniform tragen bzw. tragen wollen.

    Sie schreibt auch, dass die Individualität dadurch nicht beeinträchtigt wäre, da auch Menschen in vielen verschiedenen Berufsgruppen Uniformen tragen. Aber was haben Ärzte, Stewardessen oder sonstige uniformierte Erwerbstätige mit SchülerInnen zu tun? Es ist nahe liegend, dass man einem Arzt, der wie ein Obdachloser gekleidet und vielleicht auch dementsprechend gepflegt ist, weniger Vertrauen entgegen bringt (wodurch dieser keine optimale Behandlung anbieten kann), als einem steril in weiß gekleideten Arzt, mal abgesehen von der gesundheitlichen und hygienischen Komponente. Wenn ein Schüler allerdings in dieser Art gekleidet in der Schule sitzt, ungeachtet dessen, was in seinem privaten Umfeld vor sich geht, wird er wahrscheinlich weder eine bessere noch schlechtere Schulleistung erbringen als in Uniform.

    Auch ist für die Autorin die Uniform eine geeignete Präventivmaßnahme gegen die Einschüchterung einzelner Schüler, da sie offensichtlich die Schuld an diesen Ereignissen auf die Kleidung schiebt. Man muss aber dazu sagen, dass Einschüchterungen dieser Art nicht allein auf das Konto der Kleidung und des Aussehens, sondern ebenfalls des Charakters und der Persönlichkeit der betroffenen Person gehen.

    Christine Brinck sagt „dass die Schule ein besonderer Ort ist, für den man sich auf besondere Weise vorbereitet. […], so sollten auch Schüler […] ihren ‚Arbeitsplatz’[,] in einer angemessenen Kleidung betreten.“ Natürlich ist es nicht unbedingt angebracht die Schule in Bikini und Hotpants zu betreten, allerdings lässt der Ausdruck „angemessen“ hier einen sehr breiten Spielraum für Interpretationen zu. Abgesehen davon hat es bisher anscheinend niemanden so erheblich gestört, dass Uniformen nicht zu der Standardausrüstung eines jeden Schülers gehören, warum also jetzt plötzlich? Und wäre das Thema nicht schon viel früher aufgekommen, wenn es ernsthaft als so störend empfunden wird?

    Kleidung signalisiert also Einstellung“ schreibt Frau Brinck. Tatsache ist, dass sich verschiedene Kleidungsstile zu verschieden Anlässen in unserer Gesellschaft nun einmal etabliert haben, wie bei Hochzeiten oder Beerdigungen, um nur zwei Beispiele aus vielen zu nennen. Dadurch wird eben Freude bzw. Trauer ausgedrückt und bei solchen Anlässen hat wahrscheinlich jeder die gleiche Einstellung. Man kann aber nicht von allen Schülern verlangen, die gleiche Einstellung gegenüber der Schule zu haben, und sie somit auch nicht zwingen, eine einheitliche Uniform zu tragen, noch dazu kann ein Individuum seine persönliche Einstellung gegenüber Schule, Gesellschaft etc. nicht mehr in seiner bevorzugten Art und Weise ausdrücken.

    Es ist utopisch zu glauben, dass eine Uniform mehr Selbstwert – und Zugehörigkeitsgefühl aufkommen ließe, wodurch die Schulleistung eines Einzelnen gesteigert werde, was unlogisch erscheint, denn sonst dürfte theoretisch kein uniformierter Schüler auf der Welt Probleme in der Schule haben.

    Identifikation mit der eigenen Schule und daraus folgend mehr Stolz und Respekt für diese wird ebenfalls als Argument angegeben. Aber ist dazu wirklich eine Uniform nötig? Stolz und Respekt für die Schule sind unabhängig von der Uniform, denn es sind die ideellen Werte (Unterrichtsform, Persönlichkeit/Einstellung der Lehrer bzw. des Direktors etc.) die einen Schüler stolz machen, oder eben auch nicht.

    Wie bereits erwähnt vergleicht Christine Brinck Amerika, England und Deutschland miteinander ohne wirklich Rücksicht auf die kulturellen, gesellschaftlichen und auch politischen Unterschiede zu nehmen.

    In Amerika sieht die Situation folgendermaßen aus: In amerikanischen Schulen – vor allem in Großstädten – beginnt man Kleidungsvorschriften durchzusetzen. Es werden bestimmte Schmuckstücke in Nase, Ohren und auf den Zähnen verboten, sowie pelzgefütterte Lederjacken und Basketballjacken bestimmter Clubs. Zu erwähnen ist jedoch, dass der Besitz jener Sachen einen hohen Neidfaktor darstellt, der in der weit auseinanderreichenden Kluft zwischen Arm und Reich schon dem einen oder anderen das Leben gekostet hat, zumal in Amerika die Kriminalitätsrate ein Vielfaches von jener in England und Deutschland sowie die Mentalität und Moral eine andere ist.

    Die […] Engländer stecken ihre Kinder seit Ewigkeiten in Schuluniformen.“ So individualistisch und demokratiebesessen die Engländer sein mögen, so konservativ sind sie auch. Die englischen Schüler tragen seit „Menschengedenken“ Uniformen, was auch niemanden sonderlich wundert, da die Schuluniform in England einen relativ hohen Stellenwert besitzt und genau darin liegt der Unterschied zum mehr oder weniger „unmoralischen“ Amerika und zum „modernen“ Deutschland.

    Die Notwendigkeit der Uniform in Deutschland begründet die Autorin mit dem zunehmenden Zoff und Leistungsverfall. Ihrer Aussage zufolge ist die Schuluniform dafür zu gebrauchen, Kinder von Einheimischen und Ausländischen zu solidarisieren und ihnen gegenseitigen Respekt einzuflößen. An diesem Punkt schiebt Frau Brinck die Schuld am Zoff und Leistungsverfall wieder der Kleidung im wahrsten Sinne des Wortes in die Schuhe. Aber man sollte nicht beim Aussehen, sondern bei den Einstellungen und Vorurteilen der Eltern, Vorbilder und Pädagogen beginnen, die bedauerlicherweise bis zum heutigen Tag noch nicht aus der Welt geschafft wurden.

    Auch haben sich die Moralvorstellungen in den letzten Jahren und Jahrzehnten erheblich gewandelt. So wird Sex im Fernsehen nicht mehr als unsittlich bezeichnet und Leute in Videospielen „umzuballern“ ist völlig normal geworden.

     

    Meiner Meinung nach ist die Uniform absolut nicht die „ultimative“ Lösung für Probleme in Schulen.

    Das Argument, von wegen kein Kaufzwang mehr, zieht nicht, da die Jugendlichen in ihrer Freizeit wahrscheinlich nicht freiwillig in Schuluniform herumspazieren, zumindest kenne ich persönlich niemanden, der sich derart mit seiner Schule verbunden fühlt.

    Einschüchterungen – heutzutage auch Mobbing genannt – werden wahrscheinlich trotz Uniform anhalten, da die Uniform die Persönlichkeit und den Charakter kaum beeinflusst oder gar verändert.

    Ich bezweifle, dass sich die Schulleistungen der einzelnen Schüler durch Schuluniformen so drastisch wie beschrieben bessern, denn sonst dürfte kein einziger Uniform-Träger Probleme in der Schule haben. Oder etwa doch?

    Die Individualität des Einzelnen wird innerlich zwar nicht eingeschränkt, äußerlich ist es jedoch wieder etwas ganz anderes. Denn wenn man seine Einstellung zeigen möchte, dann meistens öffentlich und durch seine Art sich zu kleiden, aber dies geht mit Uniform doch etwas schwer.

    Wenn es schon eine Uniformpflicht an Schulen gibt, dann wäre es doch angebracht, die „freiwilligen“ Schüler – also die Schüler außerhalb der Pflichtschule – davon zu verschonen. Denn meiner Meinung nach gehen Schüler nur dann freiwillig auf eine Schule, wenn sie kein Problem mit der jeweiligen Schule oder deren Methoden haben und somit können sich die Schüler auch ohne Uniform mit ihrer Schule identifizieren.

    Ich bin der Auffassung, dass man über eine Kleidervorschrift oder gar eine Uniformpflicht in Schulen gründlich nachdenken und vor allem die Betroffenen nicht aus diesem Prozess ausschließen sollte.

  • Buddenbrooks Charakterisierung aller Personen

    Hier findet ihr ausführlicher Charakterisierungen zu allen Personen/Charakteren des Buchs "Budenbrooks" von Thomas Mann.

    Johann Buddenbrook der Ältere Charakterisierung

    • Kluger Geschäftssinn, Tatkraft

    • Trauer über den Tod seiner ersten Frau bei der Geburt des Sohnes Gotthold

    • Vernunftehe mit zweiter Frau

    • Vom Geist der Aufklärung beeinflusst

    • Skeptisch gegenüber Religion, Ablehnung des Sohnes

    • Tod im hohen Alter

    • Wirkt freundlich

    • Übernahm Handelshaus von seinem Vater

    • Hat Napoleon als Vorbild

    Gotthold Charakterisierung

    • Liebesheirat

    • Von Vater gehasst

    • Versöhnung durch Thomas

    • Drei unverheiratete Töchter

    • Erhebt Anspruch auf sein Erbe

    Johann Buddenbrook der Jüngere (Jean):

    • Träumerisch, religiös

    • Dominanz als Geschäftsmann

    • Leugnen eigener Verantwortung, alles läge in Gottes Händen

    • Mangelnde Menschenkenntnis

    • Fromm und kränkelnd, früher Tod

    • Durch Religion in seiner Handlungskraft geschwächter Mensch

    • Konsul

    • Erste Stufe des Verfalls

    • Beeinflusst von Pietismus

    • Geldheirat

    • Fordert eine Unterordnung des Individuums unter eine als allgemeingültig angesehene Pflicht

    Antoine Buddenbrook (Tony):

    • Attraktiv, Optimistisch, kindlich, anpassungsfähig, naiv, selbstbewusst

    • Besteht auf Familientraditionen, Hang zur Vornehmheit

    • Hat unrealistische Erwartungen an ihr Leben, aufgrund ihrer Familie

    • Akzeptiert ihr Schicksal

    • Versucht den Verfall der Familie zu verhindern

    • Umklammert die Romanhandlung, bleibt als zentrale Überlebende der Buddenbrooks zurück

    • Neigung zu Müßiggang und Übermut

    • Hang zum Luxus von Mutter geerbt

    • Sensibilität gegenüber Mitmenschen

    • Bricht Kontakt zu Morten ab um aus Familiensinn heraus Grünlich zu heiraten

    • Nutze die Bekanntheit ihres schweren Schicksals aus

    Christian Buddenbrook Charakterisierung

    • Kränkliches Aussehen

    • Leidet unter Krankheiten

    • Hat Freude am eigenen und fremden Leiden

    • Beobachtet sich selbst

    • Scheitert beruflich und privat, undiszipliniert, taktlos

    • Dandytum, Lebemann, Suitier

    • launisch

    • Liebe zum Theater, Fähigkeiten zur Schauspielerei

    • Unkonventionell, intelligent, unterhaltend, weitgereist

    • Wird in Psychiatrie eingewiesen, wegen steigernder Exaltiertheit

    • Braucht Publikum

    Thomas Buddenbrook Charakterisierung

    • Erfolgreicher Geschäftsmann und Politiker

    • Körperlich schwach

    • Gibt Beziehung zu Anna auf

    • Unverständnis für Liebe zu Kunst und Musik

    • Leidet an zunehmender Depression, versucht Fassade aufrecht zu halten

    • Polarität von Selbstdisziplin und Erschöpfung

    • Gegenbild zu Christian

    • Solide und ernst und diszipliniert

    • Ähnelt Johann dem Älteren

    • Elegante Erscheinung – Zwang zur akkuraten Kleidung

      • Versucht seine Depression damit zu bekämpfen

      • Spielt seine öffentliche Rolle

    • Innerlich zunehmend verunsichert und daher immer rastloser

    • Versteht seinen Sohn nicht

     

    • Symmetrie Thomas und Christian:

      • Aggressiver Wettstreit

      • Christians Disziplinlosigkeit als Gefahr für Thomas

      • Thomas Disziplin als Reaktion auf die Angst vor Christian

      • Ergänzen sich spiegelbildlich

    Thomas Tod Charakterisierung

    • Philosophische Ekstase (Schopenhauer)

    • Hofft auf Fortleben in seinem Sohn (Nietzsche)

    • Aus Scham nur eine kurze Reflexion, Rückkehr zu Glaube und Kindheit

    • Sturz im Schneematsch in eine Pfütze

    • Akkurat angezogen und blutend im Schnee

    • Bereitschaft zum Tode (Schopenhauer)

      • Berechtigung zum Leiden

      • Existenz als Irrtum

      • Ahnung einer Verheißung

        • Sieht sich als zufällige Materialisierung eines Willens an, der den Urgund alles Lebenden bildet

    • Tod ist für ein Glück, hat seinen Körper bislang gehasst

    • Sturz als Symbol für die völlige Vereinzelung und Auflösung im Schmutzwasser der Pfütze

    • Stirbt ‚an einem Zahn‘

    Clara:

    • Geringe Lebenskraft

    • Streng religiös

    • Weigert sich gegen Heirat

    Erika:

    • Führt dasselbe Schicksal wie ihre Mutter Tony

    • Führt unglückliche Ehe mit einem Betrüger

    • Glücklos

    Hanno Charakterisierung:

    • Schmal, schwach, krank

    • Außenseiter

    • Liebe zu Musik, versagt beim Spielen vor Publikum

    • Stirbt früh

    • Bringt stete Abwärtsbewegung der Buddenbrooks zum Stillstand

    • Leidet an Zahnproblemen

    • Sensible Existenz, Angstattacken, Magenbechwerden

    • Nervöse Befindlichkeit, Abwehr von Disziplin

    • Die Schwächen seiner Vorfahren bündeln sich in ihm

    • Entwickelt sich nur langsam

    • Seelenverwand zu Kai

    • Hang zur Morbidität

    • Hasst die Schule

      • Stumpfsinniges, autoritäres und ungerechtes System

      • Gegenpol zur Kunst

      • Kann sich nicht gegen die Schule wehren und will sich nicht abfindenHat die Spielregeln durchschaut und kann sie nicht gut heißen

    Schopenhauer Charakterisierung

    • Kritik an Optimismus der Aufklärung, Abkehr von Vernunft

    • Erschaffung eines das Wesen des Menschen bestimmenden Triebs

    • Ziellosigkeit der Welt

    • Kunst und Musik als Mittel der Distanzierung vom Urwillen

      • Nur kurzzeitige Erlösung von Willen und Leiden

    • Todessehnsucht und Erlösungswunsch Thomas, Verfallsthematik, Motiv der Wellen

    • Lebensverneinende Philosophie

    • Pessimistisches Verhalten des Menschen und der Welt

    • Welt sei nur durch unsere Wahrnehmung erkennbar

    • Jedes Lebewesen ist eine Erscheinungsform des ziellosen Urwillens

      • Individuum ist nicht wichtig

      • Willen des Einzelnen kann nicht befriedigt werden

        • Unglück, Langeweile und Leiden

    • Nicht die Vernunft bestimmt den Menschen sondern ein bilnder Wille

      • Dieser Wille drängt danach Teil eines Urwillens zu sein und sich auszulöschen

    Nietzsche Charakterisierung

    • Verherrlichung der instinkthaften Lebensenergie, des Willens zur Macht, der den Menschen zum Übermenschen steigern kann

      • Stärke wichtig

      • Mitleid, Gerechtigkeit, christliche Werte sind großes Übel und gehören zur Slkavenmoral

    • Krankheit und Dekadenz als lebensfeindlich

    • Werte des Mitleids, der Keuschheit und der Demut als Sklavenmoral, Religion und Demokratie als Zeichen der Schwäche

    • Das Tragische ist das Prinzip der Welt

      • Keine Erlösung

      • Kein Jenseits

      • Nur den Tod und das Nichts

    • Gegenwart, Gesundheit und Vergessen des Vergangenen gehört zum Leben

  • Frankfurter Nationalversammlung 1848 Zusammenfassung

    Frankfurter Nationalversammlung (18.5.-31.5)

    • Definition/ Bedeutung: erstes frei gewähltes Parlament, Tagung in Frankfurter Paulskirche, lange/ kontroverse Debatten resultierten in Paulskirchenverfassung, Vorbild für Weimarer Reichsverfassung (1919) und Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (1949)

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    • Wahl: 1.5, geheime, direkte Wahl („Selbständige“ Männer 80%), Insgesamt 812 Abgeordnete (Groß-/ Bildungsbürger überproportional vertreten) schwankende Beteiligung an Parlamentstagen (40 – 75%)

    • Fraktionen/„Parteien“: mangelnde politische Erfahrung 1. demokratische Linke: extreme Linke (Donnersberg): großdeutsche nationale Demokratie durch revolutionäre Aktion, gemäßigte Linke (Deutscher Hof, Nürnberger Hof und Westendhall): kleindeutsches Erbkaisertum, Parlamentarisch-demokratische Republik, 2. Liberale Mitte: parlamentarisch-liberale linke Zentrum (Württemberger Hof, Augsburger Hof, Landsberg), konstitutionell-liberale rechte Zentrum: (Kasino, Pariser Hof), konservative Rechte: Protestanten + Konservativen (Café Milano)

    • Streitfragen/Problematik und Ergebnisse:

      • Staatsorganisation: kein Einheits-/Zentralstaat sondern Bundesstaat, Grundrechte (Freiheit, Gleichheit, Eigentum, Versammlung, Presse-/Meinung, Briefgeheimnis, Forschung/ Lehre, kein Zensus sondern allgemeines/gleiches Wahlrecht

      • Staatsform: keine Republik sondern monarchische Zentralgewalt, gewählte Legislative (Kompromiss)

      • Staatsgebiet/ Deutsche Frage: keine großdeutsche Lösung (Preußen, Deutschland, Österreich, Minderheiten) sondern kleindeutsche Lösung unter preußischer Krone/ Ausgrenzung Vielvoelkerstaat Österreich

    • Paulskirchenverfassung, 28.3.1849: preußische Führung (Friedrich IV als Kaiser), konstitutionelle Erbmonarchie durch demokratische Abstimmung, Exekutive: Kaiser (Unterzeichnung Minister, aber Vetorecht, erinnert an Ermächtigungsgesetz), Legislative: Reichstag, Judikative: Reichsgericht, aus der Not geboren

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      Internationale Monarchen: keine Hilfe/Anerkennung für NV, Deutschland als Pufferstaat, Größe als Bedrohung (Hegemonialmacht), Angst gesamteuropäischer Revolution, Territorialfragen, Gefährdung Gleichgewichts/Solidarität, Urfeindschaften

  • Ablauf der Erregungsübertragung an einer chem. Synapse

    1.) Eine Erregung läuft als Aktionspotenzial am synaptischen Endknöpfchen ein; daraufhin wird die präsynaptische Membran depolarisiert. (Spannungsänderung)
     
    2.) An der präsynaptischen Membran liegende, spannungsabhängige Calcium-Ionen-Kanäle (Ca2+) öffnen sich. Es kommt zu einem Ca2+-Einstrom.
     
    3.) Durch den Anstieg der Calcium-Ionen-Konzentration im Cytoplasma verschmelzen einige synaptische Bläschen mit der präsynaptischen Membran. Diese Vesikel entlassen dann ihren Inhalt, Transmittermoleküle, in den synaptischen Spalt.
     
    4.) Die Neurotransmitter diffundieren durch den synaptischen Spalt und erreichen in ca. 0,1 ms die postsynaptische Membran. Dort binden sie nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip an spezifische Rezeptoren. Diese Rezeptoren sind gleichzeitig auch Ionenkanäle; entweder für Natrium (Na+) oder Chlorid (Cl-). Diese Ionenkanäle sind ligandengesteuert!
     
    5.) Die Ionenkanäle öffnen sich und es kommt zum Einstrom von Natrium- oder Chloridionen in das postsynaptische Neuron.
     
    > Ligandengesteuerte Na+ – Kanäle:
    Na+ – Einstrom
    Depolarisation der postsynaptischen Membran Exzitatorisches postsynaptisches Potenzial (EPSP) Erregende Synapse (Das AP wird weitergeleitet)
     
     
    -> Ligandengesteuerte Cl- – Kanäle:
    Cl- – Einstrom
    Hyperpolarisation der postsynaptischen Membran Inhibitorisches postsynaptisches Potenzial (IPSP) Hemmende Synapse (Das AP wird nicht weitergeleitet
     
    6.) Um eine Dauererregung zu verhindern, werden die Transmittermoleküle von einem entsprechenden Enzym in unwirksame Teile aufgespalten. Diese einzelnen Teile werden von der präsynaptischen Membran aktiv aufgenommen. Unter ATP-Spaltung wird aus ihnen wieder der ursprüngliche Transmitter hergestellt und in den synaptischen Bläschen eingelagert.
     
     
    – Die Frequenz der einlaufenden Aktionspotenziale bestimmt die Menge des ausgeschütteten Transmitters.
    – Das PSP verfolgt nicht das „Alles-oder-Nichts-Prinzip“, sondern kann in Dauer und Stärke je nach Transmittermenge variieren.
    – Das PSP wird nicht immer neu gebildet, sondern schwächt sich bei der Weiterleitung entlang des Somas ab.
  • Saltatorische Weiterleitung Ablauf leicht erklärt

    Die saltatorische Weiterleitung von Aktionspotenzialen ist nur bei markhaltigen Nervenfasern mit Myelinschicht vorhanden.

    Das AP, das nur am nicht isolierten Schnürring ablaufen kann bewirkt, dass durch Ausgleichströmchen die beiden benachbarten Schnürringe überschwellig depolarisiert werden, so dass dort erneut APs ausgelöst werden. Dazwischen (unter der Myelinschicht) kann kein AP ausgelöst werden, da dort der Na+-Einstrom bzw. K+-Ausstrom verhindert ist.

    Beim markhaltigen Axon „springt“ die Erregung von Schnürring zu Schnürring (saltatorisch)

    Da die Erregung bei der saltatorischen Erregungsleitung von einem Ranvierschen Schnürring zum nächsten „überspringt“, müssen nur sehr wenige Aktionspotenziale pro Axonstrecke ausgelöst werden.

    -> Schnelle Erregungsleitung (max.120 m/s )

     

    Außerdem: Je größer der Axondurchmesser, desto schneller die Erregungsleitung.

  • Nervenzellen Aufbau und Funktion

    Funktionen der Nervenzellen Teile

    Nervenzellen (Neuronen) = spezialisierte Zellen, die für die Reizaufnahme sowie die Weitergabe und Verarbeitung von Nervenimpulsen (Erregungen) zuständig sind.

    Zellkörper oder Soma: enthält den Zellkern der Nervenzelle und alle wichtigen Zellorganellen, die für die Proteinbiosynthese benötigt werden
    Dendriten: kurze, vom Soma ausgehende und sich stark verzweigende Zellfortsätze, die Erregung aufnehmen und in Richtung des Somas leiten

    – Axon: meist sehr langer, vom Soma ausgehender Zellfortsatz, der die Erregung vom Soma zu den Synaptischen Endknöpfchen leitet
    Myelinscheide: dient zur elektrischen Isolation des Axons (nur bei Wirbeltieren) und besitzt kleine Lücken, die sich Ranvier’sche Schnürringe nennen
    Axonhügel: das Axon entspringt aus dem Axonhügel, von dort aus werden die Aktionspotenziale an das Axon weitergeleitet
    Synaptisches Endknöpfchen: bilden den präsynaptischen Teil der Synapse und dient der Übermittlung von Erregung an die nachgeschaltete Zelle

  • Liebeslyrik Epochen Barock bis Gegenwart Merkmale und Gedichte

    A. Liebeslyrik Barock (vor 1700)

    1. Epoche:

    • Begriff: unregelmäßig geformte Perle: „verschroben, exzentrisch“

    • Zeit: 1600 bis 1750: Zeitraum zwischen Reformation/ Renaissance und Aufklärung

    • Historischer Hintergrund: Dreißigjähriger Krieg (1618-48), Hungersnöte, Epidemien, politischer/ wirtschaftlicher/ kultureller Verfall, religiöse Konflikte, Absolutismus, Ständegesellschaft

    2. Kennzeichen der Epoche

    • Welt-/Menschenbild: Einheit Gott und Welt, Unsicherheit, Orientierungslosigkeit, Rollen-Ich, Seelenruhe/ Freiheit von Affekten als Ideal seelischer Entwicklung

    • Lebensgefühl:

      • Vanitas: Eitelkeit, Nichtigkeit, Bewusstsein von vergänglicher Schönheit/ Materie/ Diesseits, Scheinhaftigkeit (Narrenspiel)

      • Carpe Diem: „Nutze den Tag“, Aufruf zum Genuss/ Fröhlichkeit/ Erotik, Genuss, Feier/ Tanz/ Wohlstand/ Gesundheit/ Sinnfreude

      • Memento Mori: „Gedenke den Tod“, Mahnung vor Jenseits/ Zeit/ Sein/ Ernst/ Todesbewusstsein/ Todessehnsucht/ Zerstörung/ Verfall/ Askese/ Armut/ Krankheit

      • Antithetik: „Carpe diem“ weltlicher/ geistlicher Fürsten/ Adeligen gegen „memento mori“ der Bauern, naturwissenschaftliche Entdeckungen (Leibniz, Newton, Galilei)/ Revolution gegen mystisch-religiöse Schwärmerei/ fanatischen Glauben

    • Literatur:

      • Funktion: Anregung zur Reflexion, Belehrung/ Erziehung zum Humanismus

      • Charakter: Festgelegter Typ/ Form, virtuose Kunstfertigkeit, Symmetrie

      • Motive: Schönheit, Licht, Tabak, Lebensmittel, Luxusgüter, Körper, Rose, Papagei, Stein, Totenkopf, Kompass

    3. Analyseaspekte

    • Gattung: Sonett, 14-zeilig (zwei Quartette: Aufgesang, Erwartung, Spannung, Voraussetzung, Behauptung, zwei Terzette: Abgesang, Erfüllung, Entspannung, Folgerung, Beweis), Epigramm, Ode, Regelpoetik

    • Form: sechshebiger Jambus (Alexandriner mit Zäsur nach 3. Hebung), Struktur in Zeiten des Krieges/ Unordnung, Finalstruktur, zweigliedrige Strophe

    • Sprachliche Gestaltungsmittel: Antithese, Anapher, Akkumulation, Chiasmus, Bildlichkeit/ Allegorie, Repetition, Hyperbolik, Petrarkismus (Mann als klagender/ wehleidiger Sklave, grausame Liebesqualen, Herz von Liebesglut verzehrt, lebendiger Toter, Weichling, kalte/ grausame/ uninteressierte/ tyrannische Frau, Frauenbeschreibungen (Herz, Wangen, Haar, Brüste)

    • Lyrischer Sprecher: gescheiterter Liebende in aussichtsloser Situation, Beobachter, Einsamkeit, untergeordnet, huldigend

    • Verhältnis zwischen Partnern: einseitiges Interesse, gleichgestellt, hoffnungslose Entwicklung, übergeordnete Geliebte, Unerreichbarkeit, fremd, klagend

    • Art der Kommunikation: Monolog

    • Verhältnis zwischen Gedicht/ Leser: Identifizierung, Apostrophe

    • Darstellung Liebe: Oberflächlich, unerfüllt, Schmerz, negativ, statisch, körperlich/ erotisch, irreal, vergänglich, ambivalent

     

    B. Liebeslyrik Romantik (1795-1830)

    1. Epoche:

    • Begriff: „in lingua romana“ („in romanischer Sprache“): alle Schriften in der Volkssprache, Gegensatz zu „in lingua latina“

    Zeit: Frühromantik/ Jenaer Romantik (1795-1805), Hochromantik/ Heidelberger Romantik (1805-1815), Spätromantik/ Berliner Romantik (1815-1830)

    Historischer Hintergrund: große gesellschaftliche Umbrüche (Zeit der Koalitionskriege, Unterdrückung Europas durch Napoleon), Maschinenwelt, Anfänge Industrialisierung, Urbanisierung, keine Geborgenheit, Unbedeutendheit Mensch, Anlass für Melancholie, phantastische, unwirkliche, einfache, biedermeierliche Welt

    Abgrenzung: Gegenposition zur Rationalität (Monopol der vernunftgerichteten Philosophie), Heinrich Heine (Charakter: fehlende Dunkelheit, Kulisse, semantische Inkompatibilität, überspitzte/ paradoxe/ ironische/ tautologische/ unpassende/ verschlechterte romantische Motive/ Elemente, klare/ simple Sprache, Bruch in letzter Strophe, Einsturz Kartenhaus, völlig neue Sicht, gegenteilige Strophen, Tod als Ironie oder Ernst Ziel/ Aussage: Parodie/ Kritik an Romantiker/ Traumvorstellung/ Schwelgen, Nutzlosigkeit Traum aufgrund Statik/zunehmender Entfernung, Kritik an Darstellungsweise Liebe, extreme Verzweiflung lyrisches Ich, gescheiterter Versuch Euphemisierung Wirklichkeit/Aufheiterung, Ernst)

    2. Kennzeichen der Epoche

    • Weltbild-/ Menschenbild:

      • Wirklichkeit: Ablehnung Wirklichkeit/ Realitätsflucht, da sie Romantik verdrängt (Gewinnstreben, Aufklärung, Tristesse, Industrielles Zeitalter, bloßes Nützlichkeitsdenken etc.)

      • Mensch: künstlerische Autonomie des Individuums, Einheit von Natur und Geist, von Sittlichkeit befreites und schöpferisches Ich im Mittelpunkt, 1. Mensch im paradiesischem Urzustand, 2. Verlorene Einheit, 3. Hoffnung auf Wiedergewinnung

    • Lebensgefühl:

      • Gefühlsbetontheit/ Empfindsamkeit: Hochschätzung der inneren Natur/ Träume/ unbewusste Triebe, romantisches Denken, Kritik an Vernunft, Aufhebung der Trennung zwischen Philosophie, Literatur und Naturwissenschaft, Erleben des Unbewussten

      • Sehnsucht/ Unbegreifliche: Suche, Unerreichbarkeit, Hoffnung, Unerträglichkeit, Eintönigkeit, Melancholie, Emotionen, Schwelgen, stärkere Hinwendung zur eigenen Kultur/ Sagen- und Mythenwelt des Mittelalters, natürliches Verhalten des einfachen Volkes als das Wahre, Kritik an literarische Bearbeitung/ Euphemisierung, Einfachheit/ Unbekümmertheit/ Gemeinschaftsgefühl/ Fabel/ Zauberei/ Traum

    • Literatur:

      • Funktion: kein Erziehungsmittel/ Instrument, Teil der idealen Welt, Vereinigung aller Gattungen der Poesie, Mittelfunktion von Dichtkunst und der abgebildeten Welt (Poetisierung der Welt) Gegenüberstellung Wirklichkeit und Gegenwelten

      • Charakter: keine Reglementierung/ Negierung gültiger Gesetze, dichterische Freiheit, „progressive Universalpoesie“, Reflexionsfähigkeit und Fragmentierung (sprachlich/stilistisch), unendlich (nicht eingeschränkt durch eindeutige Definition), allumfassend, etwas Sinnliches/ Abenteuerliches/ Wunderbares/ Phantastisches/ Schauriges/ Religioeses, Abwendung von der Zivilisation, Hingabe zur Natur, unbekanntes Ziel/ Versuch zum Scheitern verurteilt, romantische Ironie (Betonung Schein/ Unerreichbarkeit), Sehnsucht

      • Motive: Psyche, Sehnsucht mach Selbstfindung/ Liebe (Blaue Blume, Reisemotiv, Nacht, Einsamkeit, Religion/ Gott, Rad/ Ring, Gesang/ Musik, Natur, Paranoia, Frau), Unheimliche (Todessehnsucht), Wunderbare (Unterbewusste, Mystik, Zauber, Märchen, Träume), Politik (Weltflucht, Nationalismus, Vergangenheit), Kontraste (Himmel/ Erde, Vergangenheit/ Gegenwart, Liebe/ Scherz)

    3. Analyseaspekte

    • Gattung: Volkslied, Hymne, Sagen, Märchen Legenden, Mythen

    • Form: Freie Form, ungebunden an Regeln/ Sittlichkeit, subjektive Vorstellung/ Spielfeld/ Kreativität, variierender Reim/ Metrum

    • Sprachliche Gestaltungsmittel: Interjektion, Moduswechsel, Alliteration, Personifikation, Symbol, Antithetik, Ironie, Diminutiv, Paradoxon, Vergleich, Enumeration, Parallelismus

    • (Zeit/ Grammatik): Präteritum/Präsens

    • Lyrischer Sprecher: Herausgerissen aus Einheit, Entfremdung des Alleinseins, Sehnsucht nach/ Idealisierung vergangener Liebe, Trauer, Schmerz, Sehnsucht, Freude, krankhaft, desillusioniert, Schwelgen

    • Verhältnis zwischen Partnern: feste Geschlechterrollen, Mann bestimmt Liebe, Selbstverlust der Frau, Gefühl als wichtigste Fähigkeit, zerrissen/ entfernt, einseitig

    • Art der Kommunikation: Monolog, Erinnerung, Lied/ Hymne

    • Verhältnis zwischen Gedicht/ Leser: irreal, verwirrt, Vermischung Traum/ Realität

    • Darstellung Liebe: Vereinigung nur im Jenseits, keine individuelle Liebeserfahrung, Liebesverlust als Mittel zur Darstellung von Trauer über verlorenes Paradies, Sehnsucht nach Erneuerung ursprünglichen Zustand, vollkommene Ergreifung Menschen und seine Seele/ Wesen durch Liebe, höhere Einheit durch Zweisamkeit

     

    C. Liebeslyrik Gegenwart (1950-)

    1. Epoche:

    Zeit: 1950 bis heute

    Historischer Hintergrund: Politisch (Weltkrieg, Globalisierung, Technologisierung, Industrialisierung

    2. Kennzeichen der Epoche

    • Weltbild-/ Menschenbild:

      • Mensch: Zwiespalt, Verbindung durch Innen-/Außenwelt

    • Lebensgefühl:

      • Komplexität/ Undurchsichtigkeit der Welt: Informations-/ Werteflut, Expansion menschlicher Möglichkeiten (Technik, Technologie), Psychologie (Infragestellung Moral/ Vernunft),

    • Literatur:

      • Funktion: Reflektiert Wandlung/ Wachstum, Darstellung Krisensituation, reale Wiederspiegeln/ Abbildung der Umwelt, Gesellschaftskritik

      • Charakter: Freiheit/ Experimentell in Semantik/ Syntax/ Sprache (Grammatik, Interpunktion), Realismus, Aussprache, Montage von traditioneller und moderner Merkmale, Subjektivität

      • Motive: Psyche, Sexualität, Entfremdung, Kommunikationsproblem, Tabulosigkeit, Stadt (Gesellschaft in Beziehung zum Individuum, Selbstaufgabe, Flüchtigkeit, Anonymität), Resignation, Einsamkeit, Mangel an Entfaltung

    3. Analyseaspekte

    • Form: Freie Form, ungebunden an Regeln/ Sittlichkeit, subjektive Vorstellung/ Spielfeld/ Kreativität, variierender Reim/ Metrum

    • Sprachliche Gestaltungsmittel: Interjektion, Moduswechsel, Alliteration, Personifikation, Symbol, Antithetik, Ironie, Diminutiv, Paradoxon, Vergleich, Enumeration, Parallelismus

    • (Sprache): pragmatisch, sachlich, nüchtern, schnörkellos, Primitivität, Umgangssprache

    • (Zeit/ Grammatik): Moduswechsel

    • Lyrischer Sprecher: Offenheit der Gefühle, Unfähigkeit zu lieben, Schmerz, Wahnsinn, Identitätssuche

    • Verhältnis zwischen Partnern: körperliche Beziehung, unpersönlich, Anonymität

    • Art der Kommunikation: gestörte Kommunikation, Hermetismus

    • Verhältnis zwischen Gedicht/ Leser: Realitätsnah, Identifizierung, Hermetismus

    • Liebeskonzept: alle denkbaren Gestaltungsweisen/inhaltliche Ausformungen/Facetten des Liebesbegriffes, komplexe/kaum durchschaubare Realität, Nutzung konventioneller Liebeskonzepte, Keine Euphemisierung/ Idealisierung, keine Entwicklung/ Entfaltung, Angst/ Zweifel, Enttäuschung

  • Faust 1 Goethe Inhaltsangabe / Zusammenfassung

    —–> Weiter zur sehr ausführlichen Inhaltsangabe von Faust 1

    Hinführung

    Wer kennt das nicht, man ist in einer mehr oder minder festen Beziehung und andauernd bekommt man die Sätze zu hören "Du verstehst mich nicht" oder "Du weißt gar nicht, wer ich bin!". Oft kann genau daran eine Beziehung scheitern, da zwei Menschen sich zwar zugetan sind, aber mit so unterschiedlichen Weltbildern und Erfahrungen in die Beziehung kommen, dass die Kommunikation sehr schwer fällt.

    Goethes "Faust" zeigt in einer anderen Zeit und mit anderen Hintergründen eine ähnliche Situation.

    Textvorstellung

    Bevor die Tragödie überhaupt beginnt, ist ihr eine dreigeteilte Zueignung vorangestellt, in der ein aufklärerisches, deistisches Weltbild gezeichnet wird.

    Im ersten Teil der Tragödie, auch als "Gelehrtentragödie" bezeichnet, in die am Schluß die sogenannte "Universitätssatiere" eingebaut ist, lernt der Leser den Gelehrten Heinrich Faust kennen, der innerhalb seines pantheistischen Weltbildes versucht die Welt so erkennen zu können, wie Gott es tut, und daran scheitert.

    Dieser Faust schließt einen Packt mit Mephistopheles, in dem er unter anderem sagt, dass er fortan über die Sinnlichkeit die Welt erleben (V.1750) und eventuell sein Glück finden will, nämlich zum Augenblick zu sagen: "Verweile doch" (V. 1700).

    Durch Mephisto gelangt Faust in die Hexenküche, in der er einer Verjüngungskur unterzogen wird und daraufhin einen Trank verabreicht bekommt, der ihn Helena in jedem Weibe sehen lässt (V. 2604).

    Das erste Weib, das Faust sieht, ist Margarete (V.2605), die er forsch anspricht und die verwirrt darauf reagiert. Faust ist so fasziniert von Margaretens (Gretchens) Abbild, dass er Mephisto damit beauftragt, sie ihm zu beschafften und alles für ihn vorzubereiten. Dieser beschafft Schmuck für Gretchen und bringt Faust in ihr Zimmer, das dieser als "Heiligtum der Liebespein" (V. 2720) bezeichnet. Mephisto hinterlässt Gretchen den Schmuck, den sie faszinierend findet, zugleich aber auch merkt, dass er ihrem Stand nicht entspricht (V. 2804).

    Im Endeffekt arrangiert Mephisto ein Treffen zwischen Faust und Gretchen im Garten von Gretchens Nachbarin Marte. Dort steigen die beiden, obwohl es erst ihre zweite Begegnung ist, gleich in ein Gespräch ein, das an dem kritischen Punkt ihrer Beziehung, nämlich ihrem Bildungs. bzw. Standesunterschied, ansetzt (V. 3073ff), den Gretchen halb bewusst, halb instinktiv als beunruhigend empfindet.

    Dem eigentlichen Ziel ihrer Unterhaltung, nämlich der Annäherung, versucht Faust näher zu kommen, indem er den Standesunterschied abtut, dabei jedoch recht herablassend wirkt (V. 3079). Auch Gretchens Bedenken, dass der reisende Faust sie schnell wieder vergessen könnte (V.3099), wird nicht wirklich beantwortet. Faust spricht vielmehr monologisch überhöhend von ihr (V.3103) – und Gretchen, die sich in dieser Beschreibung nicht wiederfinden kann, behauptet, sie habe ihn schon erkannt (V.3125ff) und sie versucht ihre wirkliche Situation zu umreißen. Doch auch hier geht Faust nicht auf sie ein, sondern überhöht ihre Situation nur.

    Interpretationsthese

    Da dieser erste Versuch der Annäherung, der sehr ernst begonnen hat, recht erfolglos war, beginnen Faust und Margarete nun ein Versicherungsspiel, in dem für mich sehr deutlich wird, dass sie gerade wegen ihrer unterschiedlichen Weltbilder nicht fähig sind, sich zu erkennen und einander anzunähern – und es auch nie sein werden. Es ist interessant sich genau anzusehen, in wie fern sich die beiden innerhalb dieses Dialogstückes (V. 3163-3194) auf derselben oder auf unterschiedlichen Kommunikationsebenen befinden.

    Analyse und Deutung

    Die erste Ebene, die deutlich wird, ist die, dass Faust zu Gretchen als einer spricht, der sich versichern möchte (v. 3163), also das Spiel eröffnet. Er fängt mit einer eher unpersönlichen Frage an, nämlich ob sie noch gewusst hätte, wer er sei und bekommt die volle Vergewisserung von ihr (V. 3165), sie habe es genau gewusst, also muss ihre erste Begegnung auch für sie prägend genug gewesen sein. Faust treibt das Spiel und auch die Kommunikationsebene weiter. Seine nächste Vergewisserungsfrage beinhaltet schon eine ernstere Sorge (V. 3167), nämlich, ob er unverschämt gewesen sei? Wieder geht Gretchen auf sein Spiel ein, erzählt ihm ernsthaft, aber doch auf derselben Kommunikationsebene, dass es sie erschreckt und Selbstzweifel in ihr ausgelöst habe (V.3170). Aber dann treibt Gretchen das Spiel entscheidend weiter, indem sie eine neue Ebene hinzufügt, nämlich die, ihn ihrer Gefühle zu versichern (V. 3176ff). Das, was sie sich davon erhofft, nämlich dass er sich auch auf diese Ebene begibt und ihr seine Gefühle eröffnet, passiert nicht. Statt dessen sagt er nur etwas, das erkennen lässt, dass er sie wieder einmal nicht verstanden hat und auch nur das in ihr sieht, was er will – seine Projektion. Er sagt nicht einmal "Gretchen", sondern "Süß Liebchen" (V. 3179).

    Gretchen, die seit Anfang des Spieles nur reaktiv auf Faust war, scheint nun zu erkennen, dass sie auf dieser Ebene des Versicherungspieles nicht weiter kommt, und zieht sich in ein Blumenzupfspiel zurück, das einerseits ihre kindliche Naivität, also ihr wahres Ich zeigt, das andererseits aber sehr aktiv Faust dazu provozieren soll, ihr seine Liebe zu gestehen. Sie tut so, als befrage sie die Blume um Rat. "Er liebt mich – er liebt mich nicht" (V. 3182). Sie möchte am Ende also direkt erfahren "Ich liebe dich!" und in ihrer Kindlichkeit freut sie sich schon über die Antwort, des Orakels "Er liebt dich" (V. 3184).

    Was Faust ihr daraufhin antwortet ist nicht gerade das Erwartete, obwohl man es so verliebt und hoffnungsvoll, wie Gretchen ist, als das verstehen kann. Faust sagt, ihr eigentlich , dass sie, die Gläubige, doch nicht mehr nachfragen brauche, sondern sich auf das verlassen solle, was die göttliche Natur ihr gesagt habe, nämlich dass die Liebe zwischen ihnen gottgewollt sei (V.3185). Indem er das so sagt, stellt er sich auf die Ebene des Wissenden, der sie nur daran erinnern muss, was sie schon weiß. Außerdem spiegelt er nur sehr hohl ihre Erwartungen wider, weil er ihr im Prinzip als Echo ihrer selbst antwortet.

    Das, was Gretchen kommunikativ als Reaktion ausdrücken will ist Glück (V.3187), vor allem deswegen weil in Faustens Formulierung viele Möglichkeiten stecken, sich Hoffnung zu machen. Aber ihre Körpersprache scheint etwas anderes auszudrücken. Offensichtlich ist sie sich irgendwo nicht sicher und spürt, dass etwas an Faustens Antwort nicht stimmt. Und vielleicht sogar, dass Fausts Reaktion auf sie im ganzen Garten-Dialog nicht wirklich stimmig ist. Jedenfalls muss ihre Körpersprache Angst ausdrücken, eventuell Angst vor dem weiteren Verlauf ihrer Beziehung, da Faust eine der seltenen Male sie als Gestalt vor sich erkennt und etwas entdeckt, dass nicht in "Mich überläufts" beinhaltet ist, sonst würde er nicht sagen "Oh schaudre nicht" (V. 3188). Doch dieser Fortschritt des wirklichen Sehens von Gretchen hält nicht lange, da Faust nun einige Fehler im Annähern macht, die Gretchen abschrecken müssen. Kommunikativ scheint das nächste, was er sagt, ausdrücken zu wollen, wie er die Sinnlichkeit mit ihr erleben möchte ("Sich hinzugeben, ganz und eine Wonne zu fühlen, die ewig sein muss", V.3191). Aber erstens ist dieser Ausspruch absolut unpersönlich, weil er ihm voranstellt, dass seine körperliche Geste ihr sagen soll, was unaussprechlich sei (V. 3189f), und der Ausspruch versucht das Unaussprechliche auszudrücken. Zweitens beinhaltet er einen massiven Widerspruch, da er sagt, dass ihre Liebe ewig sein müsse, weil das Ende andernfalls Verzweiflung sei (V. 3192f). Aber nichts ist ewig, alles ist endlich und somit muss Gretchen folgern, dass ihre Liebe nur in Verzweiflung enden kann, auch wenn Faust betont, dass es kein Ende gäbe.

    Beides spielt sich auf einer dialogischen Ebene ab und soll Gretchen eigentlich nach wie vor versichern, dass ihre Liebe von Gott vorgesehen ist, und sie sie annehmen soll. Aber was Faust ihr hier sagt, bleibt im Grunde monologisch und muss Gretchen gleich noch einmal abschrecken, weil sie den gelehrten, zu sich selbst sprechenden Faust, nicht versteht.

    Monologisch sagt Faust, was er sich von der Beziehung mit Gretchen erhofft, nämlich endlich sein Ziel, die Ewigkeit so eben durch Sinnlichkeit zu erreichen, er aber durch seine Erfahrungen als Faust der Gelehrtentragödie genau weiß, dass er diese Ewigkeit nie erreichen kann und deshalb die Beziehung ohnehin in Verzweiflung, zumindest für ihn, enden wird.

    Gretchen spürt die schweren Fehler, die er macht, versteht ihn nicht, fühlt sich von diesem Zwang zu Ewigkeit oder Verzweiflung überfordert und rennt vor Faust und dem kommenden in der intuitiven Vorahnung, dass etwas nicht stimmt, weg.

    Vertiefende Deutung und Wertung

    Aber warum macht Faust solche Fehler? Warum scheint es auf keiner der versuchten Annäherungsebenen wirklich zur Annäherung zu kommen? Warum kann Faust Gretchen nicht sagen, dass er sie liebt, obwohl er sehr stark für sie empfindet?

    Für Faustens Verhalten gibt es meiner Meinung nach zwei umfassende Erklärungen, die klar machen, wo seine Probleme liegen. Erstens sein pantheistisches Weltbild. Der Pantheismus erschafft die Welt, und genau das tut Faust auch. Er erschafft sich immer seine eigene Welt und in seinem Horizont existiert auch keine andere. Deswegen ist es ihm nicht wirklich möglich mit der realen Welt und ihren Gestalten zu kommunizieren. Ein Beispiel dafür, wie er sich die Welt erschafft, ist die Szene in Gretchens Zimmer. Er sieht das, was da ist, die Ordnung, die engen Grenzen, in denen Gretchen lebt, und baut sich damit seine eigene Vorstellung von Gretchens Leben ("In diesem Kerker welche Seligkeit" V.2694). Er sieht ihr Zimmer an sich und malt sich ohne Anhaltspunkte aus, wie sie dort ihre Kindheit verbracht hat (V.2700ff.). Seine Egozentrik ist eng mit seiner Tatenlosigkeit gekoppelt. Er entwirft die Dinge im Kopf, aber er handelt nicht. Am deutlichsten ist das wohl in V. 2362, als er es ablehnt handwerklich zu arbeiten und die Zauberei als Mittel der Verjüngung vorzieht. Seine Tatenlosigkeit hat zur Folge, dass er keine Erfahrung damit hat, eine Beziehung aufzubauen, diese Erfahrung aber auch nicht sammelt, da er alle möglichen Schritte auf dem Weg zur Annäherung an Gretchen, Mephisto überlässt. So z.B. in der Szene "Straße", als er sich nicht selbst darum bemühen will um Gretchen zu werben, sondern sagt "Hör, du musst mir die Dirne schaffen!" (V.2618 ). Daraus resultieren hauptsächlich die Fehler, die er im Annäherungs- und Versicherungsspiel mit Gretchen macht. Er weiß nicht, wie es geht, versucht es und schlägt fehl, am deutlichsten wohl in V. 3190. Aber sein pantheistisches Weltbild bringt noch ein Problem mit sich. Da es in ihm keine Individuen gibt, kann er das Individuum Gretchen auch nicht lieben. Außerdem kann er zum einen deswegen, zum anderen, weil er der Mensch ist, der in der Hexenküche entstanden ist, und durch den Trank Helena in jedem Weibe sieht, Gretchens wahre Gestalt nicht sehen. Er kann in sie nur das hinein projizieren, was er sich als Helena vorstellt. Deutlich wird das immer wieder an den Stellen, an dehnend er nicht auf sie eingeht, sondern einen leeren Spruch bringt, wie "Süß Liebchen"(V. 3179), oder "Du holdes Himmelsangesicht" (V. 3182). Er ist nicht fähig sie zu begreifen, selbst wenn er es wollte. Sein Weltbild und sein Ich aus der Hexenküche lassen das nicht zu.

    Aber nicht nur Faust hat Probleme, sondern auch Gretchen. Sie behauptet zwar in V. 3107, dass sie seine Person begriffen habe, aber so ist es nicht. Sie hat ein eindeutig christlich-religiöses Weltbild (V. 2621, "kam von ihrem Pfaffen; V.2790, "oh Gott im Himmel, schau"), ist in einem Stand aufgewachsen, in dem sie zwar beschränkte Möglichkeiten hat, aber auch gelernt hat Stolz zu pflegen, hat viele familiäre Verpflichtungen (V. 3125ff.) und hat gelernt die höhergestellten Sände zu achten und zu hofieren. Auf Grund all dieser Voraussetzungen kann sie Faust nur als "erfahrenen Mann" sehen, zu dem sie aufschauen muss (V. 3077; "erfahner Mann"). Aber Faust ist keineswegs so erfahren, wie Gretchen ihn gerne hätte, auch wenn seine Erscheinung das vielleicht suggeriert. Somit projiziert auch Gretchen in Faust hinein, was sie zu sehen gelernt hat.

    So gesehen wird klar, warum die Annäherung zwischen Gretchen und Faust auf allen Ebenen scheitert. Ihre beiden Weltbilder, pantheistisch und christlich, lassen sich nicht vereinen. Beide werden durch sie und andere Umstände dazu veranlasst in den anderen nur ein Bild zu projizieren und die eigentliche Person nicht zu sehen. Folglich muss die Annäherung und der Aufbau einer wirklichen Beziehung in der man einander erkennt und unterstützt scheitern.

    Dass sie dennoch weiterhin versuchen eine Beziehung aufzubauen, vor allem weil Faust sein Ziel, den Moment, in dem er Ewigkeit spürt, noch immer nicht aufgeben will und weil Gretchen verliebt ist, ist für beide nicht ungefährlich.

    Für Faust kann vor allem seine Tatenlosigkeit verhängnisvoll sein, weil er sich so, je näher er an Gretchen herankommen will, immer mehr Mephisto ausliefern muss und in seinen egozentrischen, nur sich selbst sehenden Handlungsmustern gefangen wird, sie immer wieder wiederholen muss.

    Für Gretchen besteht die Gefahr, dass sie durch die Hoffnung, die sie in Faustens Verhalten und dessen eventuelle Liebe steckt, langsam ihre Identität, die durch Religion, ihren Stand und ihre Familiengebundenheit gekennzeichnet ist, verliert, um sich dem, was sie in Faust sieht, anzunähern. Anders als Faust, der daran gewöhnt ist, sich sein Weltbild zu erstellen und in Menschen zu projizieren, wird es sie bald lebensbedrohend aus der Bahn werfen, dass sie hier der Überzeugung ist, zu wissen, wer Faust ist.

    Wenn man den weiteren Verlauf der Tragödie betrachtet, bestätigen sich diese Vermutungen weitestgehend.

    Faust ist so abhängig von Mephisto, dass er ohne daran zu denken, dass es eine Teufelei sein könnte, Gretchen den Schlaftrunk für ihre Mutter gibt (V.3511), der die Mutter schließlich umbringt und dass er auf Mephistos Geheiß hin Valentin ersticht (V. 3711), als wenn Mephisto selbst handeln würde. Außerdem hat Faust immer noch den starken Hang, sich die Welt nur zu entwerfen, und verhält sich, obwohl er gelernt haben müsste, in "Wald und Höhle" genau so, wie im Osterspaziergang der Gelehrtentragödie. Er entwirft aus der Umwelt und Natur, die er sieht , seine eigene Welt (V. 3226, seine Brüder seien Busch, Luft und Wasser).

    Gretchen überwindet ihre Bedenken, nimmt den Schlaftrunk für die Mutter an (alles nur für Faust,V.3514) und handelt gegen ihre Familie. Sie schläft mir Faust, handelt gegen ihren Glauben, wird schwanger und ist dadurch in ihrem Stand so gut wie geächtet. Somit verliert sie die Grundbausteine ihrer Identität, nur für das, was sie gerne in Faust sehen würde.

    Gesamtwertung und Schluss

    Auch wenn heute meistens Identität nicht mehr direkt an Stand und Religion festgemacht wird, gibt es dennoch genug Menschen, die ihre Identität für eine Beziehung aufgeben und somit sich selbst verlieren, oder heillose Egozentriker, mit denen jede Form von Kommunikation unmöglich ist.

    Von daher finde ich, dass sich die Erkenntnisse über die Beziehung zwischen Faust und Gretchen sehr gut auch auf unsere Zeit übertragen lassen, und man sich überlegen sollte, in wie sehr man sie sich zu Herzen nimmt oder nicht.

    —–> Weiter zur sehr ausführlichen Inhaltsangabe von Faust 1