Kurze Inhaltsangabe zu Nachts schlafen die Ratten doch
Diese Kurzgeschichte geht auf das Jahr 1947 und den deutschen Schriftsteller Wolfgang Borchert zurück. „Nachts schlafen die Ratten doch“ reiht sich unmittelbar in die Nachkriegsliteratur ein und stellt eine der bewegenden Erzählungen und einen unmittelbaren Blick in die Seele der Betroffenen dieser Zeit dar. Selbige Geschichte ist in einer Prosasammlung – an diesem Dienstag – von Wolfgang Borchert erschienen. In vier Bundesländern gehört diese Kurzgeschichte unmittelbar zur Schullektüre und formte bereits mehrere Male die Abiturprüfungen. Den Leser verschlägt es direkt in eine Kleinstadt, die im Zuge des Krieges vollständig zerstört wurde. Borchert legt den Fokus auf einen neunjährigen Jungen, der eine Trümmerstelle bewacht, denn unter den Trümmern liegt sein gerade einmal vierjähriger Bruder. Er möchte seinen toten Bruder vor den Ratten schützen, diese kommen laut Erzählungen seines Lehrers erst in der Nacht. Plötzlich kommt ein Mann vorbei, dem es gelingt, das Vertrauen des Jungen zu gewinnen. Er erklärt, die Ratten würden jede Nacht schlafen und stellen keine Bedrohung für seinen Bruder dar. Mit dieser Notlüge gelingt es ihm, in den Wirren und der Zerstörung des Krieges einen Keim neuer Hoffnung zu setzen.
Ausführliche Kapitelzusammenfassung zu Nachts schlafen die Ratten doch
Unvermittelter Start: Eine Junge hockt am Trümmerfeld
In dieser Kurzgeschichte manövriert Borchert seine Leser direkt in das zerstörte Bild Deutschlands kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein kleiner Junge bildet eine der beiden Hauptfiguren in dieser Geschichte. Er döst vor sich hin, die Augen geschlossen, allein und hilflos. Ein älterer Mann mit krummen Beinen kommt vorbei und fragt den Jungen, was er an diesem verlassenen Ort tut. Er entgegnet darauf hin, dass der aufpasst, ihm aber nicht verraten kann, auf wen er eigentlich aufpasst. Der alte Mann gibt sich mit dieser Antwort nicht zufrieden und lenkt den betrübten Jungen ab, indem er von seinem Kaninchen erzählt. Er möchte es dem neunjährigen Jungen zeigen. Dieser würde das kleine Kaninchen sehr gern sehen, hat jedoch eine Aufgabe. Er muss aufpassen.
Das Zusammentreffen zwischen dem Jungen und dem alten Mann
Der Junge hat zu Anfang der Geschichte die Augen fest geschlossen, sodass der Mann im ersten Moment denkt, das er schläft. Dieser Schlaf lässt sich auf die gesamte Stadtlandschaft übertragen. Das Verschließen der Augen verweist auf den inneren Wunsch, diese Trümmer und das Leid des Krieges für einen kurzen Moment zu vergessen. Die erste Reaktion auf das Auftauchen des Fremden, ist nicht mit Neugierde zu deuten, sondern mit Furcht. Diese Vorsicht lässt sich wiederum mit der Angst vor Polizei, Soldaten und dem Krieg gleichsetzen.
Borcherts Charakterisierung des Jungen wird plastischer
Stück für Stück werden die Beschreibungen des Jungen plastischer. So entwickelt sich der anfänglich namenlose Jungen zu Jürgen, wenig später erfährt der Leser, Jürgen ist gerade einmal 9 Jahre alt. Borchert versteht es in Perfektion, den Figuren in seinen Kurzgeschichten Charakter und Leben einzuhauchen. Darüber hinaus ist es typisch für eine Kurzgeschichte, dass sich diese anhand von nahezu austauschbaren Charakteren abspielt und auf diese Weise einen kleinen Ausschnitt aus dem Alltag dieser Zeit wiedergibt – im gleichen Zug jedoch offenbar mannigfaltige Interpretationsansätze bereithält. Der Leser ist dazu eingeladen selbst in die Rolle des 9-Jährigen zu schlüpfen und kann so die Ängste, Befürchtungen, Wünsche und Hoffnung authentischer nachempfinden.
Die Aufgabe des Jungen an den Trümmern
Der alte Mann macht sich auf seinen Weg, und dreht sich noch ein einziges Mal um. Diese Gelegenheit ergreift der Junge und verrät sein Geheimnis: Er passt an dieser Stelle auf seinen vierjährigen Bruder auf und möchte verhindern, dass ihn des Nachts die Ratten fressen. Das Haus wurde von einer Bombe getroffen, sein Bruder liegt noch immer unter den Trümmern. Der Junge kann seinen Bruder nicht im Stich lassen. Sein Lehrer selbst hat ihm diese Aufgabe auferlegt. In seinen Worten ist die ehrliche Sorge um seinen Bruder deutlich herauszuhören.
Die Lüge: Nachts schlafen die Ratten doch
Der Mann hat eine Lösung parat: Nachts schlafen die Ratten doch. Vielmehr noch, er verspricht dem Jungen das kleine Kaninchen mitzubringen, wenn es dunkel wird. Danach begleitet er den Jungen nach Hause, um seinem Vater zu erklären, dass sie einen Kaninchenstall bauen müssen. In diesem Zusammenhang zeigt sich deutlich die seelische Situation der Menschen in der Nachkriegszeit.
Der Großteil der Kurzgeschichten aus der Feder von Wolfgang Borchert ist eindeutig der Trümmerliteratur nach dem Zweiten Weltkrieg zuzuordnen. Wir bewegen uns in einer dahinter Mann, Nieren und traurigen Welt. Dies zeigen nicht zuletzt die zahlreichen Personifikationen, die eine vergleichbare Stimmung im Hinblick auf die Umgebung deutlich machen. So ist die „Mauer vereinsamt“ und das „Fenster gähnt“. Es ist von einer Schuttwüste, die döst die Rede. Doch verpasst es Wolfgang Borchert nicht, diese Leere und eintönige Wüste aus grauem Einerlei mit Leben und einem Funken Hoffnung zu füllen. So ist das Fenster von der Abendsonne farbig beleuchtet. Auch das Grün des Kaninchenfutters gibt dieser trostlosen Atmosphäre einen kleinen Farbklecks. Zudem lässt sich Grün mit der Farbe der Hoffnung gleichsetzen.
Wer gab dem Jungen die Aufgabe, am Trümmerfeld zu wachen?
Warum setzt der Lehrer dem Jungen die Idee in den Kopf, dass die Ratten die Bombentoten anfressen? Der Hintergrund und der Hinweis des Lehrers an den Jungen, Wache zu halten erschließt sich in der Geschichte nicht direkt. Er könnte genauso gut erklärt haben, warum es elementar wichtig ist, Leichen zu beerdigen. Vermutlich hat der Junge selbst die Erzählung des Lehrers auf seinen jüngeren Bruder adaptiert und daraus seine eigene Handlung und Aufgabe geschlussfolgert. Vielmehr kann das Warten ein letzter hoffnungsvoller Versuch sein, auf seinen jüngeren Bruder aufzupassen. Er fühlt sich vielleicht schuldig, seinem Bruder in der Not keine rettende Hilfe geleistet zu haben.
Wie ist die Lüge des alten Mannes zu verstehen?
Im Prinzip kann es dem Mann egal sein, was mit den Jungen unter den Trümmern passiert. Die Folgen scheinen nur für den größeren Bruder von Bedeutung zu sein. So interpretiert der alte Mann vermutlich die Aufgabe des Jungen als sinnlose Pflichterfüllung oder Liebe gegenüber seinem Bruder. Er versucht über die Behauptung, dass nachts die Ratten doch schlafen, den Jungen von dieser Stelle wegzubringen. Dies ist eine deutliche Lüge, da Ratten bekanntlicherweise nachtaktiv sind und erst in der Dämmerung erwachen. Borchert setzt ein interessantes Mittel ein, indem die Ratten durch ein Kaninchen ersetzt werden. Das Kaninchen übernimmt in dieser Geschichte die Funktion des Lebens und erhält symbolhafte Bedeutung.
Das Streben der Menschen in der Nachkriegszeit
Er entschließt sich dazu, dem Jungen nicht die Wahrheit zu sagen, er würde diese wahrscheinlich noch nicht verstehen. Er entscheidet sich für die eigene Auffassung des Richtigen. In dieser Kurzgeschichte ist mitunter ein Plädoyer Borcherts für die Zukunft und die Hoffnung zu sehen. Der Junge verlässt seinen Bruder und lässt den Krieg, Schicksalsschläge und den Tod hinter sich. Beide widmen sich dem Leben, einem kleinen Kaninchen, das ganz Deutschland Hoffnung schenkt. Diese Symbolik steht stellvertretend für das gesamte Streben in der Nachkriegszeit.