Kategorie: deutsch

  • Under der Linden Analyse Interpretation Walther von der Vogelweide

    „Under der Linden“ von Walter von der Vogelweide Analyse Interpretation

    Der Minnegesang ‚Under der Linden‘ verfasst von Walter von der Vogelweide um 1200 in der Epoche der Mittelhochdeutschen Dichtung, zuzuordnen der ebenen Minne stellt den literarischen Höhepunkt des Autors dar.

    Inhaltlich wird der Liebesakt zwischen einer Frau niederen Standes und vermutlich einem Ritter im Freien unter einem Lindenbaum aus ihrer Sicht beschrieben. Zugleich trägt sie einen Konflikt mit sich aus, ob sie von dem Erlebten berichten soll oder aus Verantwortung gegenüber der gesellschaftlichen Norm doch lieber schweigt.

    Aufgebaut ist das Lied in vier Strophen à neun Verse. Die Darstellung der einzelnen Strophen ist nahezu gleich. Betrachtet man beispielsweise die ersten beiden Strophen und vergleicht sie miteinander, so lässt sich erkennen, dass sogar die Anzahlen der Silben fast identisch sind. Die ersten beiden Verse in Strophe eins „Under der Linden/an der heide“ (vgl. V. 1f.) haben so genau wie die ersten beiden Verse in der zweiten Strophe „Ich kam gegangen/zuo der ouwe“(vgl. V.10f.) fünf bzw. vier Silben. Insgesamt lassen sich nur kleine Abweichungen verzeichnen, die aber nicht großartig auffallen, sodass man, betrachtet man den Gesang und die Strophen unter dem Aspekt des Aufbaus, sagen kann, dass der Autor beim Verfassen stetig dem gleichen Schema folgte. Auch das Reimschema folgt einem immergleichen Muster. Jeweils bis zum sechsten Vers der jeweiligen Strophe verschränken sich die Reime in Form von abcabc, anschließend umarmt ein neuer Reim die Lautmalerei „tandaradei“ (vgl. V. 8, 17, 26, 35), sodass das komplette Reimschema als abcabcded zu beschreiben wäre. Dem Dichter, der gleichzeitig auch Komponist des Minnegesangs war, wurde so das Schreiben der Begleitung erleichtert, da lediglich Musik für eine Strophe komponiert werden musste. Der Schwerpunkt beim Hören wird so auf den Inhalt des Liedes und weniger auf den Klang gelegt.

    Aufgrund des Fehlens der Melodie muss das Metrum Spekulation bleiben. Wahrscheinlich klingt aber eine daktylische Form, wodurch dem Lied eine lebhafte, tänzerische Bewegung verliehen wird.

    Verlässt man nun aber die formale Ebene und wendet sich der Rolle des Sprechers zu, so kann man grundsätzlich sagen, dass der Autor Walter von der Vogelweide nicht gleichzusetzen ist mit dem Sprecher in dem Minnegesang. Die Rolle des lyrischen Ichs wird eingenommen von einer fiktiven jungen Frau, daran zu erkennen, dass sie über ein sexuelles Erlebnis mit einer männlichen Person berichtet. In der zweiten Strophe redet sie so von ihrem „friedel“ (vgl. V.12), also ihrem Geliebten. Ebenfalls das Sprachverhalten deutet auf ein weibliches lyrisches Ich hin, da sie charakteristisch für das weibliche Geschlecht mit großer Intensität und Genauigkeit von ihrem wunderbaren Erlebnis erzählt. Besonders die Textstelle, an der sie darüber spricht, wie sie sich küssten, verdeutlicht dies (Kuste er mich? Wol tûsentstunt, vgl. V. 16). Eine weitere Auffälligkeit ihrer Sprache kann man darin entdecken, dass sie sich hauptsächlich des Wortfelds Natur bedient. Begriffe wie „linden“(vgl. V.1), „heide“(vgl. V. 2), „bloumen unde gras“(vgl. V.6) oder „walde“(vgl. V.7) dienen einer liebevollen Beschreibung der Situation und der Umgebung, die die zwei Liebenden umgab.

    Dem Lindenbaum kommt zudem noch eine andere besondere doppeldeutige Bedeutung zu. Er beschreibt nicht nur den Ort der Handlung, sondern stellt nochmal einen Bezug zu dem Oberthema Liebe her, da die Blätter des Baumes herzförmig sind und somit ein natürliches Symbol darstellen. Im Kontrast dazu steht die Bedeutung der Linde als Gerichstbaum, in deren Schutz Entscheidungen getroffen wurden, die eine gesellschaftliche Ordnung garantieren sollten.

    Zudem scheinen die Geschehnisse noch nicht lange zurückzuliegen, da die Erinnerungen noch sehr frisch sind und die Spuren des gemeinsamen Treibens noch erkennbar sind („gebrochen bluomen unde gras“, vgl. V. 6). Es wirkt, als mache sich die Sprecherin nun erstmal Gedanken über ihr Erlebnis. Dies zeigt sich an dem Prozess, der im Laufe des Liedes in ihr vollzogen wird. Zu Anfang lediglich mit Glück erfüllt, weicht ein Großteil dieser Freude in der vierten und letzten Strophe und Zweifel, Scham und die Angst vor einem gesellschaftlichen Skandal treten an ihre Stelle. Aufgrund dieser Ängste entschließt sie sich in den Versen 32f. , dass „niemer niemen/bevinde daz wan er und ich“, also dass niemand jemals erfahren soll, was die beiden taten. Ihr Entschluss, das Tun der beiden geheim zu halten geht einher mit der Vermutung, dass die beiden Liebenden unterschiedlichen Ständen angehörten und um gesellschaftlicher Verachtung zu umgehen laut der Sprecherin Verschwiegenheit darüber nun unumgänglich war. Ein weiterer Beweis dafür ist auch, dass die beiden in der freien Natur miteinander schliefen, wo sie ungestört waren und die Wahrscheinlichkeit entdeckt zu werden, am geringsten war. Nur die Nachtigall war stummer Zeuge des Liebesglücks (vgl. V. 33f.). Der Singvogel ist zudem als dritter Protagonist zu sehen, der als stiller Beobachter fungiert und sich über die Geschehnisse erhebt, ohne aber eine Wertung abzugeben. Zudem stellt er eine direkte Verbindung zu Walter von der Vogelweide dar, dessen Wappen von einer Nachtigall geziert war, was auf sein Singtalent zurückzuführen war.

    Einen Minnegesang über den Liebesakt zweier Menschen unterschiedlichen Standes zu schreiben war zu jener Zeit völlig undenkbar, weshalb es auch als literarische Revolution Vogelweides gesehen wird.

    Mit diesem, darum auch als Höhepunkt seines literarischen Schaffens gedeutet, regte Vogelweide seine Zuhörer nicht nur dazu an, ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen und sich selber mit dieser Art der offeneren, zärtlicheren und intensivieren Art der Liebe zu identifizieren, gleichzeitig kritisierte er auch die verstaubten Vorstellungen der bisher in den Minnegesängen publiziert wurde. Durch ihn entstand eine neue Art der Minne, die ebene Minne, die Merkmale der hohen und niederen vereinte. Tugenden, wie in diesem Fall die Treue gegenüber der gesellschaftlichen Norm, werden als Merkmal aus der hohen Minne übernommen, werden aber gleichzeitig aber auch noch durch den erotischen Aspekt der niederen Minne ergänzt.

    Damit rückt gleichzeitig auch die Standesangehörigkeit in den Hintergrund, während die Gegenseitigkeit und Freude an der Liebe immer mehr an Wichtigkeit gewannen und somit zu Befriedigung führten.

    Aus heutiger Sicht könnte man die Vorstellung der Minne von Walter von der Vogelweide als sehr modern beschreiben, da sie bereits Parallelen zu unserer heutigen Auffassung aufweist. Die gesellschaftliche Angehörigkeit verliert an Gewicht sobald Gefühle ins Spiel kommen. Genau wie das lyrische Ich nehmen wir unsere Umwelt mit einer viel größeren Intensität wahr, sobald wir die rosarote Brille aufsetzen.

  • Die Spinnerin Nachtlied Goethe Analyse

    Clemens Brentano (1778-1842) : Der Spinnerin Nachtlied (1802)

    Es sang vor langen Jahren Wohl auch die Nachtigall, Das war wohl süßer Schall, Da wir zusammen waren.

    Ich sing' und kann nicht weinen, Und spinne so allein
    Den Faden klar und rein
    So lang der Mond wird scheinen.

    Als wir zusammen waren Da sang die Nachtigall
    Nun mahnet mich ihr Schall Daß du von mir gefahren.

    So oft der Mond mag scheinen, Denk' ich wohl dein allein. Mein Herz ist klar und rein, Gott wolle uns vereinen.

    Seit du von mir gefahren, Singt stets die Nachtigall, Ich denk' bei ihrem Schall, Wie wir zusammen waren.

    Gott wolle uns vereinen
    Hier spinn' ich so allein,
    Der Mond scheint klar und rein, Ich sing' und möchte weinen.

     

    Analyse

    Keine individuelle, konkret erlebte Liebeserfahrung des lyrischen Ichs
    o Versinnbildlichen der Trauer über das verlorene einstige Paradies und der Sehnsucht nach Erneuerung dieses ursprünglichen Zustandes mithilfe des

    geschilderten Gefühls von Liebe und Liebesverlust Liebesverlust als Anlass zu Wehmut und Trauer

    Das Lied der Nachtigall:

    1. Stimme der Liebe im Zustand der Einheit

    2. Stimme der Klage und Sehnsucht im Zustand der Trennung

    3. Erinnerung an die verlorene Einheit

    Wortlose Stimmung der Natur

    Das Lied der Spinnerin:

    1. Ausdruck der Liebe im Zustand der Entfremdung und Einsamkeit

    2. Ausdruck der Klage und des Trennungsschmerzes

    3. Gebet mit der Bitte um Vereinigung mit dem Toten

    Interpretation des Nachtigallliedes

    Die Romantik poetisierte die Welt. Die Liebeslyrik der Romantik zeigt, wie die Liebe den ganzen Menschen ergreift. Sie wird zum Blick auf das Innerste, die Seele, das Wesen. Sie bildet aus zwei Menschen eine höhere Einheit.

    Vergangenheit

    Gegenwart

    Zukunft

    Einheit

    Erinnerung

    Vereinigung in einem dritten Zustand

    Liebe

    Sehnsucht

    Erfüllung

    Ursprüngliche Harmonie

    Hoffnung

    Wiedergewonnene Harmonie

    Einklang mit der Natur: das verlorene Paradies

    Entfremdung (monotone Arbeit)

    Das neue Paradies

    Gleichklang mit dem Lied der Nachtigall

    Das Lied der Nachtigall als Erinnerung

     

    Judith Kalinowski Abitur 2012 Deutsch-LK Gymnasium im Schloss

    Was konnte die Zukunft der Vergangenheit voraushaben? – Die Erfahrung der Entfremdung, das Bewusstwerden des ursprünglichen Glücks

    Merkmale des Volkslieds

    • –  Dreihebige Vierzeiler

    • –  Schlichtheit im Ausdruck

    • –  (scheinbar) einfache Reimform

    • –  Sangbarkeit

    • –  Volkstümlichkeit der alltäglichen Situation (Gesang am Spinnrad)

    • –  Allgemeinmenschliche Erfahrung des lyrischen Ichs (Tod des Geliebten)

      Merkmale des Kunstliedes

    • –  Raffinesse der Struktur

    • –  Keine Naivität, sondern hohe Bewusstheit

    • –  Philosophische Grundidee: Bewusstwerden des Glücks durch Entfremdung, Rückkehr ins

      Paradies auf höherer Stufe

      Allgemeines:

    Fazit: kein naives, sondern ein mit hohem Kunstverstand konstruiertes Volkslied wie die Spinnerin befindet sich auch der Dichter nicht mehr im Paradies der Unschuld, sondern muss es rekonstruieren.

     
     
     
     

    Strophe 1,3,5

     
     

    Strophe 2,4,6

     
     
     
     

    6 Strophen á 4 Verse

     
     
     
     
     

    Regelmäßiges Reimschema und Versmaßdreihebige Jamben, umarmender Reim (abba/ cddc)

     
     

    -aren/ -all

     
     
     

    -einen/ -ein

     
     
     
     

    Reimwörter im Paarreim identisch: Nachtigall, Schall

     

    Reimwörter im Paarreim identisch: Allein, rein

     
     
     
     

    Kadenzen: weibliche im umarmenden Reim, männliche im Paarreim

     
     
     
     

    Gesang der NachtigallErinnerungsmotiv Nachtigall = eines der wichtigsten romantischen Motive; verbindet Lyrik mit Musik (Verbindung der Künste)

     

    Leuchten des MondesSehnsuchtsmotiv
    Lyr. Ich denkt so lange, wie der Mond scheinen wird, an den Geliebtenfür immer

     
     

    a- Assonanzen

     
     
     

    Ei- Assonanzen

     
     

    Präteritum

    Präsens

     
    • –  Reime, gleichmäßige Betonung liedhaft

    • –  Gleichmäßigkeit und Regelmäßigkeit Ruhe, pausenlose Sehnsucht

    • –  Aufbau des Gedichtes Bewegung des Spinnrades Auf und Ab der Erinnerungen und

      HoffnungenSpinnrad taucht nur zweimal und unauffällig auf, dennoch zentrales Motiv

    • –  Strenger Wechsel der Klangreize

    o Kreuzreimende Bewegungen zwischen den Strophen wie das Echo „Gott wolle uns vereinen“ oder Variationen wie „So oft der Mond wird scheinen“ und „So lang der Mond wird scheinen“

    o Gefühl der Monotonie: umarmende Reime, Klang, der immer nach gleichem Schema auftritt Spinnrad

    – Zeitbewegung: Vergangenheit Gegenwart, Zukunft Vermischung der Zeiten: Symmetrie/ StillstandAuch Spinnerin ist in ihrer Situation gefangen

    o 3. Strophe: Getrennt- und Zusammensein („Als du von mir gefahren“; „Daß du von mir gefahren“)

    o 4. Strophe: Getrenntsein und Vereinigung („…denk ich an dich allein“; Vereinigung durch Gott)

    o 5. Strophe: Getrennt- und Zusammensein
    o 6. Strophe: Getrenntsein und Vereinigung; Bruch in Liedhaften Form (alle Verse sind

    Hauptsätze)

    • –  Wiederauftauchen der MotiveKreisbewegungSpinnradTeufelskreis

    • –  Ausnahme der Wiederholungen in anderen Variationen: „Gott wolle uns vereinen“ ohne

      Variation 2 mal im Liedlyrisches Ich hat starke Sehnsucht und Hoffnung auf Vereinigung in der ZukunftHoffnung verändert sich genauso wenig wie Satz

    o Vereinigung kann nur im Jenseits eintreten (Geliebter ist gestorbenSpinnerin wendet sich an Gott)

  • Der Prozess Erzählperspektive, Sprache, Aufbau und Rhetorische Mittel

    Aufbau von der Prozess

    Der Prozess Sprache

    Der Roman ist von Kafka nie fertiggestellt worden und er hat die einzelnen Kapitel unabhängig voneinander als Fragmente geschrieben, die er mit den Stichworten bedacht hat die wir als Überschriften kennen. Die Reihenfolge in der die Kapitel hier stehen ist ebenso umstritten und ergibt sich aus der einen oder anderen Tatsache. Das Domkapitel beispielsweise ist nicht an irgendwelche Figuren gebunden, die irgendwo im Roman vorher eingeführt werden müssten und könnte praktisch überall stehen.

    Erzählperspektive bei der Prozess

    Der Erzählstil Kafkas wird als monoperspektivisch beschrieben. Man erfährt nur dass, was der Protagonist, was Josef K. erfährt. Man hat teil, an dem was er sieht und erlebt, sowie an dem was er denkt. Es finden sich dagegen keine Stellen im Roman, in denen der Leser eine Geschichte berichtet bekommt bei der Josef K. nicht anwesend ist. Der Leser weiß nur was K. weiß und wird damit gezwungen sich in ihn hineinzuversetzen.

    Symbole in der Prozess

    Ein Symbol welches sich durch den Roman zieht ist das der Augen. Die Augen werden meist im Zusammenhang mit den Frauen benutzt und zeigen eine sexuelle Anziehung und Verbindung zwischen Josef K. und den Frauen an. Ebenso symbolisieren die Frauen die Verbindung zwischen Sex und Gericht.

    Darüber hinaus benutzt Kafka zwei Mal das Bild des Hundes der in diesem Fall für etwas Tierisches, Schadhaftes steht und Schande symbolisiert. Einmal wird Block beschimpft wie ein Hund und am Ende stirbt K. „wie ein Hund“.

    Zusätzlich haben wir noch die Gerichtsräume, die immer in den hohen Etagen der Häuser angesiedelt sind und meistens aus sehr kleinen Zimmern bestehen. Die hohe Lage der Räume zeigt, dass das Gericht über allem steht und eben etwas Höheres ist. Und die kleinen Räume zwingen die Angeklagten dazu sich zu bücken und sich sozusagen zu verbeugen, dem Recht zu beugen. Kafka spielt auch mit dem Licht und lässt für K. schlechte Situationen meist in der Dunkelheit ablaufen.

    Sprache in der Prozess

    Kafka verwendet im Prozess eine eher einfache Sprache die auch als Kanzleistil beschrieben werden kann. Die Geschichte wird sehr nüchtern und fixiert erzählt, es gibt kaum Emotionen die geschildert werden. All dies lässt sich sehr gut mit einem Gericht assoziieren und passt daher wunderbar zu dem Roman.

    Mit dem Prozess prägte Kafka auch das Wert „kafkaesk“ welches so viel bedeutet wie „auf rätselvolle Weise unheimlich, bedrohlich“ (Duden). Auch dies zeichnet den Roman stark aus.

  • Franz Kafka Biografie und Werke

    Franz Kafka wird als erstes Kind am 3. Juli 1883 in einer jüdischen Familie in Prag geboren. Mit ihm wuchsen die später geborenen Schwestern Gabriele, Valerie und Ottilie auf. Franz Kafka

    Kafka besuchte von 1889 bis 1893 die Deutsche Knabenschule in Prag und besuchte anschließend das Staatsgymnasium in Prag wo er auch in der deutschen Sprache unterrichtet wird.

    Im Juli 1901 macht Kafka sein Abitur und studiert anschließend an der
    Deutschen Karl-Ferdinands-Universität in Prag Chemie und Jura.
    Anschließend beginnt er erste Werke zu schreiben, die allerdings nicht erfolgreich werden.

    1906 und 1907 machte Kafka wohl wichtige Erfahrungen über Gericht und Rechtswesen die er im Prozess verarbeitet, als er in der Prager Anwaltskanzlei und als Aushilfe bei einigen Versicherungen arbeitet. Ein Jahr danach wird auch sein erstes Werk in einer Zeitschrift veröffentlicht, es heißt „Betrachtungen“.

    Weitere drei Jahre später interessiert sich Franz Kafka zunehmend für die Religion des Judentums und kommt zusätzlich dazu in Spannungen mit seinem Vater mit dem er nie sonderlich gut auskam (Prügelstrafen, Furcht,…). Später schrieb er ihm auch einen Brief, in dem er mit ihm abrechnete.

    Auch mit den Frauen war Franz Kafka nicht sonderlich erfolgreich. Er lernte Felice Bauer kennen (gleiche Initialen wie Fräulein Bürstner!) und verlobte sich nach intensivem Briefwechsel und dem ein oder anderen Treffen mit ihr am 1. Juni 1914. Im selben Jahr beginnt er mit seiner Arbeit am Prozess, allerdings nachdem er die Verlobung am 12. Juli schon wieder gelöst hatte. Dennoch waren beide bereit sich 1917 ein weiteres Mal zu verloben, allerdings hielt auch dieses Bündnis nicht sonderlich lange und wurde im Dezember bereits wieder gelöst. Auch andere Verlobungen und geplante Hochzeiten scheiterten.

    K. erkrankte früh an Lungentuberkulose, einer damals noch nicht heilbaren Krankheit und starb am 3. Juni 1924 daran.

  • Der Prozess ausführliche Inhaltsangabe Zusammenfassung

    Verhaftung

    Kafkas Prozess beginnt an dem Morgen von Josef K.s 30. Geburtstag welcher anders beginnt als üblich. Seine Vermiterin, Frau Grubach, bringt ihm nicht, wie sonst üblich, das Essen in sein Zimmer. Stattdessen trifft K. auf die Wächter Franz und Willem als er aus seinem Zimmer tritt die ihm mitteilen, dass er verhaftet sei und nun ihnen gehorchen müsse. Die Wächter essen währenddessen das für K. bestimmte Frühstück und wollen die Wäsche des Protagonisten konfiszieren.

    Josef K. möchte von den Wächtern einen Verhaftbefehl da er sich nicht vorstellen kann, weshalb er für schuldig gehalten wird (Einleitungssatz!) und holt dazu seine Legitimationspapiere. Diese Forderung K.s endet allerdings nur in einer längeren Diskussion mit den Wächtern die vollkommenes Unverständnis über K.s Forderung zeigen und darüber hinaus äußern, dass sie nicht wissen weshalb K. verhaftet sei. Daraufhin verlangt K. ein Gespräch mit dem Vorgesetzten der beiden Wächter.

    Dieser Aufseher bittet K. auch kurze Zeit später zu sich. Als K. sich zu ihm begeben will wird er von den Wächtern zurückgehalten die nicht mehr so freundlich wie vorher sondern eher forsch agieren. Sie fordern von K. dass er sich angemessener anzieht. Der Protagonist gehorcht um die Sache zu beschleunigen und geht neu gekleidet in das Zimmer eines gewissen Fräulein Bürstners wo er den Vorgesetzten sprechen kann.

    Auch gegenüber ihm fordert K. Klarheit darüber weshalb er verhaftet ist aber auch der Aufseher gibt ihm keine konkreten Informationen und sagt viel mehr, dass er es nicht wisse sondern dass er ihm nur mitteilen müsse das er verhaftet sei und das habe er getan. K. will sich anschließend von dem Aufseher verabschieden, welcher K.s Handschlag allerdings nicht erwidert und meint es sei zu früh für einen Abschied.

    Anschließend verlässt K., der trotz der Verhaftung seiner Arbeit weiter nachgehen darf, das Verhörzimmer und fährt mit drei Kollegen, die die ganze Zeit von K. unbemerkt mit im Zimmer waren, mit dem Auto zu K.s Arbeitsplatz in einer Bank.

    Gespräch mit Frau Grubach. Dann Fräulein Bürstner

    Nach getaner Arbeit begibt sich K. nach Hause wo er nach einem kurzen Gespräch mit dem Sohn des Hausmeisters zu seiner Zimmervermieterin Frau Grubach geht um sich für die morgendliche Umstände zu entschuldigen. Frau Grubach sieht allerdings nichts für dass es sich zu entschuldigen gäbe und die beiden unterhalten sich anschließend noch ein wenig über die Verhaftung K.s am Morgen. Frau Grubach meint er sei nicht so verhaftet worden wie man Verbrecher verhaften würde sondern auf eine andere Art die sie auch nicht genau beschreiben kann. K. stimmt ihr da zustimmen und möchte das gegenseitige Einverständnis mit einem Handschlag bestätigen, als Frau Grubach in Tränen ausbricht und meint K. solle es doch nicht so schwer nehmen.

    Anschließend fragt K. noch nach dem Fräulein Bürstner bei dem er sich auch entschuldigen möchte, da das Treffen mit dem Aufseher in ihren Räumen stattfand. Auch wenn Frau Grubach K. versichert dass dort alles wieder in Ordnung sei beschließt er auf die Dame, die noch im Theater ist, zu warten.

     
     
     

    Als das Fräulein dann um halb zwölf zu ihrem Zimmer kommt lässt sie sich, ein wenig genervt, auf ein Gespräch mit ihrem Nachbar ein. K. entschuldigt sich wie geplant und muss dem Fräulein zunächst erst erklären wofür denn genau. Dazu möchte K. die Szene gerne nachstellen, damit sich Fräulein Bürstner, die bald als Kanzleikraft arbeiten möchte, dies besser vorstellen kann. K. wiederholt also das Vorgehen vom Morgen ein weiteres Mal und wird an einer Stelle seines Vorspiels sehr laut, er schreit sogar. Davon verärgert klopft ein Hauptmann, der im Nachbarszimmer liegt und von dem K. nichts wusste, gegen die Wand um K. zum aufhören zu bringen. Auch Fräulein Bürstner ist verärgert über das zu energische Auftreten K.s.

    K. bietet dem Fräulein nun an, dass er Frau Grubach jede Geschichte erzählen würde die er nur wolle und dass Frau Grubach sogar abhängig von ihm sei, da sie ihm noch eine Menge Geld schulde. Obwohl das Fräulein Bürstner das Angebot ablehnt wird K. immer zudringlicher und küsst sie am Ende „auf den Mund und dann über das ganze Gesicht, wie ein durstiges Tier mit der Zunge über das endlich gefundene Quellwasser hinjagt“.

    Erste Untersuchung

    Nun beginnt K.s Prozess. Er erhält einen Anruf der ihm mitteilt, dass er sich am kommenden Sonntag in einem bestimmten Haus zu einer ersten Untersuchung einfinden soll. K. ist der festen Überzeugung es solle auch seine letzte sein, obwohl ihm am Telefon etwas anderes mitgeteilt wurde.

    Da ihm keine Uhrzeit mitgeteilt wurde kommt er um 9 Uhr in das Gebäude und sucht zunächst das Zimmer in dem seine Verhandlung stattfinden soll. Um es zu finden fragt er, warum auch immer, überall nach einem Tischler Lanz, da er meint dort wo er hin will wüssten sie schon was gemeint wäre. Dem ist auch so und K. wird nach längerem Suchen von einer Waschfrau in ein Nebenzimmer geleitet in welchem sich eine Ansammlung an Leuten befindet sowie ein Podium mit dem Untersuchungsrichter zu dem K. ein kleiner Junge führt.

    Der Untersuchungsrichter sorgt für Ruhe und beschuldigt K. zunächst wesentlich zu spät zu sein. So spät, dass der Richter nicht einmal die Untersuchung machen müsste aber er mache eine Ausnahme.

    Die erste Frage des Richters ist, ob K. ein Zimmermaler sei. K., Proketurist einer großen Bank, hält die Frage für Lächerlich und macht dies auch durch seine Äußerung deutlich, was ihm ein zustimmendes Gelächter aus der rechten Hälfte des Publikums bringt. In einer anschließenden langen Rede stimmt ihm auch vor allem die rechte Partei zu, während von der linken kein Applaus kommt. Als K. jedoch äußert, dass er den Prozess für keinen richtigen Prozess hält erhält er keinen Applaus mehr.

    Des weiteren sieht K. ein Heft mit wohl pornographischen Inhalten auf dem Tisch des Untersuchungsrichters und hebt dieses angeekelt mit nur zwei Fingerspitzen hoch und zeigt es den Parteien. In einer weiteren langen Rede schildert K. seine schlechten Erfahrungen mit dem Gericht und vermutet sogar, dass jemand anders (eben ein Zimmermaler) statt ihm hätte verhaftet werden sollen.

    Im Hintergrund betritt in der Stille die Waschfrau den Saal an die sich ein Mann drückt, der Mann kreischt daraufhin laut auf. K. will sehen was dort vorgehen, allerdings versperren die Parteien ihm den Weg. Dabei erkennt der Bankangestellte allerdings, dass beide Parteien die gleichen Abzeichen des Gerichts tragen und nur eine Täuschung sind.

     
     

    Davon geschockt weitet K. seine Hasstiraden auch auf die Parteien aus und entschließt sich am Ende dazu die nächsten Wochen nicht mehr zum Prozess zu erscheinen. Dies teilt er auch dem Rest mit.

    Als K. den Raum verlassen will läuft der Untersuchungsrichter ihm hinterher und wirft ihm vor einen Vorteil verspielt zu haben, den diese Untersuchung zweifelsfrei bedeutet hätte.

    Im leeren Sitzungssaal. Der Student. Die Kanzleien

    K. erhält in der kommenden Woche keine erneute Nachricht vom Gericht und beschließt daher einfach ohne eine Einladung zu erscheinen, da ihm ja beim ersten Telefonat mitgeteilt wurde, das solche Untersuchungen jetzt wöchentlich stattfinden.

    K. trifft in dem leeren Sitzungssaal die Waschfrau, die ihm mitteilt dass kein Prozess stattfindet. K. möchte auch die Gesetzbücher sehen, was ihm die Frau allerdings verweigert. Dafür bietet sie K. an dem Untersuchungsrichter eine Nachricht zu überbringen, da sie Frau eines Gerichtsdieners sei und den Richter gut kenne. Dabei wird Josef K. an den Schrei während der ersten Untersuchung erinnert wofür sich die Frau entschuldigt und meint der Mann sei ein Student gewesen der in Zukunft wohl mächtig werden wird. Die Waschfrau fragt K. nach weiterer Unterhaltung ob er das Gericht verbessern will und K. meint, dass es so etwas wie seine Pflicht sei wenn er eh schon hier wäre woraufhin die Frau K. die Gesetzbücher zeigt, welche wieder pornographische Inhalte haben.

    Im weiteren Verlauf gesteht die Frau des Gerichtsdieners ein Verhältnis mit dem Untersuchungsrichter zu haben als der Student eintritt um sich mit der Frau zu unterhalten. In diesem Moment fühlt sich K. plötzlich zu der Frau dermaßen hingezogen, dass er daran denkt sie dem Studenten wegzunehmen. Er möchte auch den Studenten des Raumes verweisen, da ihm die Unterhaltung zu lang dauert. Der Student hört nicht auf K. macht nur einen beiläufigen Kommentar.

    Der Student trägt die Frau anschließend auf seinem Arm aus dem Zimmer hinaus, K. verfolgt die beiden und tritt den Studenten sogar um ihn dazu zu bewegen die Frau runter zu lassen. Diese nennt die Hilfe K.s aber „Verderben“ und lehnt sie ab. K. lässt beide ziehen.

    Nun kommt der Ehemann der Frau in den Gang mit dem sich Josef K. unterhält. Der Gerichtsdiener wünscht dem Studenten Prügel und fordert K. sogar dazu auf ihn zu prügeln, was K. allerdings aus Angst vor schlechter Einflussnahme des Studenten auf seinen Prozess nicht macht. Dennoch nimmt der Gerichtsdiener K. mit in die Kanzleien.

    Dort unterhält sich K. kurz mit einem Angeklagten dessen Verhalten ihn sehr irritiert. Als er gehen will bittet K. den Gerichtsdiener ihm den Weg aus dem Haus zu zeigen was dieser allerdings verweigert. Als der Gerichtsdiener K. verlassen hat trifft er auf ein Mädchen aus der Kanzlei mit der er sich kurz unterhält bis ihm schwindelig wird. Das Mädchen erläutert ihm dass dies allen Angeklagten passiert die hier wären und ganz normal sei. Auch ein elegant gekleideter Mann, der Auskunftgeber, kommt hinzu und die beiden führen K. aus der Kanzlei heraus.

    Draußen angekommen bedankt sich K. bei beiden und geht, auf einmal wieder fit, nach Hause.

    Der Prügler

    Das nächste Fragment beginnt in K.s Büro als er Geräusche aus einer Rumpelkammer hört. K. betritt diese Rumpelkammer und trifft dort zu seiner Überraschung auf die Wächter Franz und Willem und einen Prügler, der die beiden auspeitschen soll, da K. sich vor Gericht über die beiden angeblich beschwert habe.

     
     

    Willem und Franz versuchen sich nun vor K. zu rechtfertigen und sprechen davon, dass ihr Verhalten üblich gewesen wäre und dass diese Beschwerde die Karriere der beiden zerstörte. Der Prügler ist allerdings anderer Meinung und beredet K. dahingehend dass Willem beispielsweise viel zu dick wäre um jemals Prügler zu werden.

    K. versucht anschließend den Prügler mit Geld zu bestechen was allerdings nicht funktioniert. Als Franz ein weiteres Mal versucht sich zu retten beginnt der Prügler mit dem auspeitschen. Franz schreit laut auf was K. dazu bringt erschrocken nach Dienern zu schauen die in Richtung der Rumpelkammer laufen. K. verlässt hektisch die Prügelkammer und kann die Diener mit einer Lüge abspeisen.

    K. verlässt das Büro nachdem er sich selbst davon überzeugt hat nicht falsch gehandelt zu haben und kommt am nächsten Morgen wieder. Da er die Prügelstrafe nicht vergessen kann geht K. erneut in die Rumpelkammer und stellt erschreckt fest, dass alles ist wie am Tag zuvor dass die Wächter immer noch geprügelt werden sollen. Erschrocken schlägt K. die Tür zu und geht.

    Der Onkel. Leni

    In seinem Büro wird Josef K. von seinem Onkel besucht, der von seiner Tochter Erna erfahren hat, dass K. sich in einem Prozess befindet. Dieser Onkel bietet K. nun seine Hilfe an, die dieser auch anzunehmen scheint. Der Onkel rät ihm er müsse etwas für seinen Prozess tun und bietet ihm an einen Ausflug aufs Land mit ihm zu machen. Dies war allerdings nur eine Idee um zu prüfen wie gleichgültig K. sein Prozess ist. K. lehnt ab, weil man ihm das als Flucht wegen Schuld zuschreiben könnte, was den Onkel zufriedenstellt.

    Stattdessen fahren die beiden zu einem Freund des Onkels, zu dem Advokaten Huld. Dieser Huld ist krank aber dennoch werden sie nach kurzem warten von der Pflegerin des Advokaten Leni eingelassen. Diese führt die beiden auch zum Advokaten wird dann allerdings von Onkel und Huld rausgeschickt. Der Advokat erklärt sich dazu bereit sich für K. einzusetzen und weiß tatsächlich auch schon über den Prozess Bescheid. Auch weil er sich gerade mit einem Kanzleidirektor unterhalten hat, der sich mit im Zimmer befindet und jetzt erst auffällt. Der Direktor, Huld und der Onkel unterhalten sich über K.s Prozess, welcher irritiert abseits von der Unterhaltung bleibt.

    Außerhalb des Raums lässt Leni einen Teller an der Wand zerschellen um K. aus dem Zimmer zu locken. K. kommt heraus und unterhält sich mit Leni über seinen Prozess. Leni schlägt ihm ein Geständnis vor und bietet ihm ihre Hilfe an. Dabei fällt K. auf, dass er weibliche Hilfe zu suchen scheint. Als K. gehen möchte küsst Leni ihn und fragt ihn über weibliche Beziehungen aus, woraufhin K. antwortet dass er bereit sei seine Beziehung zu Esra aufzugeben.

    Als K. das Haus des Advokaten verlässt trifft er auf den wartenden Onkel der K. für sein Weggehen beschimpft.

    Advokat. Fabrikant. Maler

    K. ist wieder in seinem Büro und denkt während seiner Arbeit eher an den Prozess. Er überlegt eine Verteidungsschrift zu verfassen und ist sehr skeptisch gegenüber dem Advokaten, der wenn K. ihn besucht stets davon erzählt wie wichtig es sei gute Beziehungen zu haben und wie glücklich K. sich schätzen könne ihn als Anwalt zu haben, der allerdings auch nie einen Erfolg oder Teilerfolg vorlegen kann. So behauptet er bei jedem Treffen der beiden, dass die erste Eingabe fast fertiggestellt sei. K. spielt auch mit dem Gedanken den Advokaten zu kündigen.

     
     

    Ein Diener der Bank informiert ihn über Kunden die auf ihn warten und K. empfängt einen Fabrikanten. Mit diesem kann er allerdings nicht wirklich verhandeln, da er zu irritiert von seinem Prozess ist, woraufhin der Direktorstellvertreter ihm den Kunden abnimmt. Als dieser mit den Verhandlungen fertig ist kommt der Fabrikant zurück zu K. und empfiehlt ihm, da er von K.s Prozess weiß, den Maler Titorelli der für K. wohl etwas erreichen könne.

    K. bedankt sich bei dem Fabrikanten, nimmt sich Urlaub und besucht den Maler in seinem Haus in dem viele Kinder hin und her rennen, die von ihm gezeichnet werden wollen. Beim Maler angekommen unterhalten sich die beiden kurz über eine Zeichnung Titorellis bis sie auf den Prozess zu sprechen kommen. Titorelli spricht davon, dass das Gericht von der Schuld K.s überzeugt sei und zeigt K. drei Möglichkeiten auf: die Freisprechung (gibt noch keinen erfolgreichen Fall, schwierig, K. wäre vollkommen frei), scheinbare Freisprechung (Freisprechung vor einem unteren Richter, könnte jederzeit von einem oberen Richter wiederrufen werden) und Verschleppung (Hinauszögern des Urteils).

    K. kann sich noch nicht für eine der drei Möglichkeiten entscheiden und verlässt Titorelli mit dem Versprechen ihn über seine Entscheidung zu informieren. K. nimmt einen Ausgang der ihn überraschenderweise durch das Gericht führt.

    Kaufmann Block. Kündigung des Advokaten

    K. begibt sich anschließend zum Advokaten um ihm den Fall abzunehmen. Zu seiner Überracshung öffnet ihm nicht Leni die Tür sondern ein Kaufmann Block der ihn allerdings zu Leni führt. K. vermutet Leni habe ein Verhältnis mit dem Kaufmann was sie allerdings wiederlegen kann.

    Als Leni zum Advokaten geht um K. anzukündigen und um ihm eine Suppe zu bringen unterhält sich K. mit dem Kaufmann. Block gibt K. dabei wichtige Informationen über den eigenen Prozess. Er hat viele Anwälte und macht sich mit dem Prozess viel Arbeit und er rät K. nicht zu viel von den Advokaten zu erwarten, da man selten Fortschritte im Gericht erkennen kann.

    Josef K. ist sich aber dennoch sicher und geht zum Advokaten um ihm zu kündigen. Der Advokat ist sehr geschockt und verärgert von dieser Handlung und demonstriert K. wie gut es ihm gegangen war indem er den Kaufmann Block zu sich rufen lässt und ihn zusammenschimpft. K. ist davon allerdings eher angewidert als überzeugt und kündigt Huld dennoch.

    Im Dom

    Das Kapitel „Im Dom“ begint in der Bank in der der Protagonist angestellt ist. Ebendieser trifft sich dort mit dem Direktor und einem italienischen Geschäftsmann dem der kunstinteressierte K. die Schätze der Stadt zeigen soll. Bei dem Gespräch mit dem Italiener hat K. allerdings Probleme das schnelle Italienisch des Geschäftsmannes zu verstehen, erfährt aber druch den Direktor, dass der Italiener wenig Zeit habe und daher gegen 10 Uhr nur den Dom besichtigen möchte.

    K. ist einverstanden und begibt sich da noch ein wenig Zeit in sein Zimmer um sein Italienisch ein wenig aufzubessern. Als er gehen will, erhält er einen Anruf von Leni, der nach einem kurzen Gespräch K. zu der Erkenntnis führt, dass er gehetzt wird.

    Der Prokurist begibt sich also, etwas spät, zum Dom, wo er den Italiener allerdings nicht finden kann. K. entschließt sich zu warten und trifft dabei auf den Gefängniskaplan, der laut von einer Kuppel herunter K.s Namen ruft. K. begibt sich zu ihm und unterhält sich zunächst mit ihm über den Prozess

     
     

    von dem der Kaplan fürchtet dass er schlecht ende. Der Geistliche wirft ihm sogar vor keine zwei Schritte weit zu sehen.

    Anschließend steigt er von seiner Kuppel herunter und erzählt ihm die Türhüterparabel, die davon berichtet wie ein Türhüter einem Mann vom Lande den Einlass in das Gesetzt verweigert woraufhin dieser sein Leben lang vor diesem Tor wartet und schlussendlich ohne jemals Einlass zu erhalten stirbt.

    Der Gefängniskaplan unterhält sich danach auch über mögliche Deutungen der Parabel, die K. allerdings so verwirren dass er sich von dem Geistlichen verabschiedet und geht.

    Ende

    Das Ende beginnt fast genau ein Jahr nach dem Beginn, am Vorabend seines 31. Geburtstages als ihn zwei dicke, schwarz gekleidete Leute des Gerichtes besuchen und ihn mitnehmen.

    K. will zunächst Widerstand leisten, sieht darin dann allerdings doch nichts Heldenhaftes und unterlässt es. Während die Leute ihn in einem sehr festen Griff abführen meint K. das Fräulein Bürstner zu sehen und läuft ihr hinterher, ohne von seiner Begleitung aufgehalten zu werden.

    Irgendwann verliert er sie jedoch und die Männer begeben sich mit ihm zu einem Steinbruch wo sie ein Fleischermesser herausholen und es über K.s Kopf hin und herreichen. K. weiß, dass er sich das Messer hätte nehmen sollen um sich umzubringen, tut es aber nicht. Er sieht im letzten Moment noch, wie jemand ein Fenster aufreißt und K. wundert sich wer das sein könnte, bevor einer der beiden K. das Messer in den Bauch rammt. K. stirbt danach „wie ein Hund“.

  • Michael Kohlhaas Erzählperspektive, Sprache und Rhetorische Mittel

     

    Der Erzähler

    Michael Kohlhaas

    Heinrich von Kleist berichtet bei Michael Kohlhaas aus „einer alten Chronik“ und übernimmt aus ihr die Geschichte zu der der Autor aber an einigen Stellen das ein oder andere verändert (Lisbeth beispielsweise starb nicht vor Kohlhaas!). Da Heinrich von Kleist einen angeblichen Tatsachenbericht schreibt, stellt er Wechsel von Ort und Zeit sehr genau da und benutzt auch einen allwissenden Erzähler der aus der Chronik schöpft den Leser aber nie alle Details verrät.

    Dieser auktoriale Erzähler hat eine Sympathie für Kohlhaas und beschreibt ihn einmal auch als „den armen Kohlhaas“ und er spricht von einer „abscheulichen Ungerechtigkeit“. Befindet sich Kohlhaas allerdings in seiner blinden Gewalt versucht auch der Erzähler negativ über ihn zu sprechen und sein Verhalten zu kritisieren er bleibt also nicht neutral! Kohlhaas wird auch als stärker dargestellt. Während seine Gegner (Kurfürst von Sachsen, Junker) öfters in Ohnmachten fallen bleibt Kohlhaas immer stark und selbstbewusst.

    Symbole

    Heinrich von Kleist benutzt vor allem zwei Symbole: die Rappen und das Amulett. Die Rappen stehen als Dingsymbol für den momentanen Rechtszustand. Zu Beginn ist alles rechtens und Kohlhaas will die Pferde zum Verkauf führen, als sie ihm allerdings abgenommen werden und er sie als Pfand zurücklässt. Nun geschieht ihm Unrecht und gleichzeitig magern die Pferde ab. Am Ende allerdings, als der Rechtszustand wiederhergestellt ist sind auch die Rappen wieder dickgefüttert es zeigt sich auch hier eine Parallelität.

    Das zweite Symbol ist das Amulett mit der Prophezeiung welches für die Macht des Kohlhaas steht die es ihm gibt. Er weiß als einziger über das Ende der sächsischen Dynastie und kann dieses Wissen nutzen um sein Leben zu retten auch wenn er es nicht tut.

    Sprache

    Die Sprache in Michael Kohlhaas ist gekennzeichnet von langen Sätzen die sich teilweise über eine halbe Seite strecken. Auch hier ist Kleist mit seinen Schilderungen sehr genau, was zu einer teils langweilenden Rechtssprache führt. Darüber hinaus häufen sich in der Sprache Wörter wie „dergestalt“.

    Interessant sind auch Passagen in denen Kleist sehr viele Verben anhäuft was Spannung aufbaut und Interesse weckt. Das Geschehene wird so sehr verdichtet bis der Leser den Eindruck erhält alles passiert nahezu gleichzeitig. Dazu noch ein Beispiel: „…glaubte, fand, als er von dem, was vorgefallen, benachrichtigt, in bestürzten Märschen zurückkehrte“

    Chronik-Stil

    allwissender Erzähler

    Kohlhaas stärker als seine Gegner

    Rappen als Dingsymbol

    Amulett als Symbol

    Lange Sätze

    Rechtssprache

    Wiederholung von Wörtern wie "dergestalt"

  • Heinrich von Kleist Biografie und Werke

    Heinrich von Kleist wurde am 18. Oktober 1777 in einer preußischen Familie in Frankfurt an der Oder geboren. Er wuchs mit 7 Geschwistern auf von welchen er vor allem zu seiner älteren Stiefschwester ein besonderes Verhältnis hatte. Seine beiden Eltern starben früh. Als sein Vater starb war Kleist 11 Jahre und seine Mutter starb als er 15 war. Daraufhin übernahmen Kleists Verwandte die Erziehung mit denen er allerdings gut auskam.

    Die Familie Kleist war im preußischen Raum angesehen für die hohen militärischen Ränge die sie im dortigen Militär einnahm und deshalb begann auch Heinrich von Kleist seine Karriere in der preußischen Armee und zog auch mit ihnen, in hoher Stellung, in den Krieg gegen Frankreich.

    Sechs Jahre nach dem Tod seiner Mutter entscheidet sich Kleist für den Austritt aus der Armee und er studiert in seinem Geburtsort Mathematik, Philosophie und Physik. Bei der Philosophie interessieren ihn vor allem die Schriften der Aufklärung von Immanuel Kant oder Jean-Jacques Rousseau.

    Sein weiteres Leben ist von diversen Fehlschlägen geprägt. Eine Verlobung mit Wilhelmine von Zenge scheitert, Kleist tritt wieder in das Militär ein und verliert in der Schlacht gegen Napoleon und wird als Spion verhaftet und nach einem halben Jahr Gefangenschaft wieder freigelassen. Darüber hinaus erlebt er in Paris einen krankhaften Zusammenbruch.

    Heinrich von Kleist setzt seine Hoffnung in die Literatur und schreibt Werke wie „Familie Schroffenstein“ oder „Der zerbrochene Krug“. Er gründete auch ein Journal für die Kunst den „Phöbus“. Ein von ihm gegründetes Magazin in dem er die Kunst seiner Zeit abdrucken wollte. Das Heft war allerdings ein weiterer Fehlschlag und musste nach nicht einmal einem Jahr aufgegeben werden. Ebenso wie die „Berliner Abendblätter“ die Kleist gründete, sie hielten sogar nur ein halbes Jahr.

    Der Autor sieht sich in einer ausweglosen Lage und erkennt keinen Weg mehr, wie er in seinem Leben noch was erreichen könnte. Er lernt Henriette Vogel kennen und organisiert mit ihr zusammen seinen Freitod den er am 20. November 1811 vollendete.

  • Michael Kohlhaas ausführliche Inhaltsangabe Zusammenfassung

    Der Konflikt

    Michael Kohlhaas beginnt mit einer kurzen Einleitung die Kohlhaas als einen der „entsetzlichsten und rechtschaffensten Menschen seiner Zeit“ vorstellt und schon eine Vorausdeutung beinhaltet auf das Ende der Geschichte! Am Anfang der Geschichte möchte der Rosshändler seine Pferde verkaufen und reist deshalb aus seinem Heimatdorf Kohlhaasenbrück in Richtung Dresden.

    Auf seinem Weg kommt Kohlhaas an einem Schlagbaum am Grenzübergang vorbei an welchem er einen Passschein lösen soll um zu passieren. Kohlhaas ist diese Pflicht neu und er unterhält sich mit dem neuen Junker und dem Burgvogt ob dieser Passschein wirklich nötig wäre und ob er nicht dieses Mal so passieren könnte. Der Junker will zunächst zustimmen hört dann aber auf seinen Burgvogt der vorschlägt zwei Rappen als Pfand dazulassen. Kohlhaas stimmt zu und lässt zusätzlich seinen Knecht Herse zur Aufsicht bei den Pferden.

    Kohlhaas reist weiter nach Dresden und verkauft dort seine Pferde und erfährt von einem befreundeten Rechtsanwalt, dass die Geschichte mit dem Passschein eine Lüge ist. Daraufhin reist Kohlhaas wieder zum Junker und fordert seine Pferde zurück als er erfahren muss dass seine Pferde abgemagert sind und sein Knecht, angeblich wegen schlechtem Verhalten, davongejagt wurde. Kohlhaas weigert sich auf Grund des Zustandes der Pferde sie als die seinen anzuerkennen und reist weiter nach Kohlhaasenbrück.

    Dort angekommen unterhält er sich mit Herse der Kohlhaas glaubhaft machen kann, dass der Burgvogt und der Junker die Pferde schlecht behandelt haben und dass sie ihn verjagt haben als er die Pferde säubern wollte. Kohlhaas verfasst daraufhin eine Beschwerde die allerdings vom Gericht niedergeschmettert wird auf Grund der dort herrschenden Vetternwirtschaft. Kohlhaas unterhält sich auch mit dem Stadthauptmann von Kohlhaasenbrück welcher Kohlhaasens zweite Beschwerde an das Gericht übergibt. Als Antwort der Staatskanzlei erhält er dieses Mal eine Resolution die ihn einen „Querulanten“ nennt und ihn auffordert solche „Plackereien“ in Zukunft zu unterlassen.

    Kohlhaas der nichts von der Vetternwirtschaft im Gericht weis möchte daraufhin seinen Hof verkaufen und eine weitere Bittschrift verfassen die dem Kurfürsten übergeben werden soll. Lisbeth sträubt sich gegen den Verkauf des Hauses und kann Kohlhaas davon überzeugen dass sie selbst die Bittschrift überbringt und Kohlhaas mit dem Verkauf des Hauses wartet.

    Allerdings verunglückt Lisbeth tödlich bei dem Versuch die Bittschrift zu überbringen, da ein Soldat sie wohl unabsichtlich mit einer Lanze verletzt hat. Lisbeth stirbt in den armen des Kohlhaas und teilt ihm noch ihren letzten Willen mit. Den Willen das Kohlhaas das Unrecht ihm gegenüber vergisst und in Ruhe weiterlebt. Diesen Willen kann der Rosshüter allerdings nicht erfüllen er verfasst stattdessen einen Rechtsschluss in dem er den Junker eine Frist setzt in der er die Pferde in einem angemessenen Zustand zurückbringen soll.

     
     

    Der Rachefeldzug

    Nach Ablauf dieser Frist scharrt Kohlhaas, der seinen Hof inzwischen verkauft hat, seine Knechte um sich um sich zur Tronkenburg des Junkers Wenzel aufzumachen. Die Burg brennt er nieder und er geht bei der Suche nach dem Junker sehr brutal vor, er tötet nämlich auch unbeteiligte. Der Junker entkam Kohlhaas allerdings und floh in das Kloster in Erlabrunn.

    Kohlhaas verfasst nun sein erstes Kohlhaasisches Mandat in dem er die Zivilbevölkerung auffordert sich ihm nicht in den Weg zu stellen oder dem Junker zu helfen. Der Rosshändler erfährt daraufhin auch dass sich Tronka im Kloster befindet und reist dort mit seinem inzwischen gewachsenen Gefolge hin. Er möchte auch dieses Niederbrennen unterlässt es aber da zum einen das regnerische Wetter es verhindert und zum anderen die Klosterfrau Kohlhaas versichern kann dass der Junker schon nach Wittenberg entschwunden ist bevor sie das Mandat las.

    Kohlhaas verfolgt den Junker weiter und zieht nach Wittenberg welches er ebenso teilweise niederbrennt. Daraufhin findet sich ein Herr gegen ihn welches Kohlhaas aber besiegen kann und woraufhin Kohlhaas in der folgenden Nacht Wittenberg erneut niederbrennt. Nun kommt auch der Landvogt und zieht in den Krieg gegen Kohlhaas. Den Landvogt kann Kohlhaas allerdings austricksen und besiegen, sodass er Wittenberg ein drittes Mal ansteckt. Trotz dieser Gewalt ist das Volk nun auf des Kohlhaasens Seite und übt dermaßen Druck aus dass der Junker zur Pleißenburg nach Leipzig ziehen muss. Kohlhaas folgt dem Junker und schlägt auch den Prinz bei Mühlberg in einer Schlacht in der allerdings sein Großknecht Herse fällt.

    Der Rosskamm verfasst nun sein zweites Kohlhaasisches Mandat in dem er sich einen „Stadthalter des Erzengels Michaels“ nennt und von einer „provisorischen Weltregierung“ spricht – er wird also extrem überheblich.

    In Leipzig angekommen brennt er auch dieses nieder und siegt in zwei weiteren Kriegen die gegen ihn geführt werden.

    Luther

    Die Gewalt von Kohlhaas endet erst mit einem Plakat von Martin Luther welchen Kohlhaas für den „teuersten und verehrungswürdigsten Mann“ hält den er kennt. In diesem Plakat beschimpft Luther Kohlhaas als einen „Rebell“ und zeigt ihm auf dass der Kurfürst nichts von seiner Sache weiß und Kohlhaas sich stattdessen in einer blinden Rache befindet.

    Der erschrockene Kohlhaas reist daraufhin nach Wittenberg um sich mit Luther zu unterhalten. Kohlhaas schildert Luther seinen Fall und der Reformator gibt ihm insoweit Recht, als dass seine Sache rechtens sei. Er ist daher auch bereit freies Geleit für den Rosshändler nach Dresden zu organisieren. Er verfasst ein Schreiben an den Kurfürst von Sachsen der mit seinen Beratern am Ende dem Vorschlag Luthers zustimmt unter der Bedingung dass Kohlhaas seine Waffen niederlegt.

    Das Tribunal in Dresden

    Kohlhaas tut wie ihm geheißen und legt seine Waffen nieder um nach Dresden zu ziehen. Dort wird ihm eine Wache zu seinem eigenen Schutz zugeteilt und auch der Junker von Tronka wird mit den Rappen nach Dresden berufen. Der Junker hat allerdings die Rappen verloren und es stellte sich heraus dass sich die Rappen bei einem Abdecker befinden der daraufhin auch nach Dresden geholt wird.

     
     

    Ein Knecht der die durch den Abdecker „entehrten Pferde“ losmachen soll weigert sich durch den Druck seines Vaters dies zu tun und die Situation eskaliert in einem Gewaltausbruch zwischen den verschiedenen Parteien. Dies hat zur Konsequenz dass die Stimmung gegen Kohlhaas in der Bevölkerung umschlägt auch da Kohlhaas das Angebot der Tronkas ablehnt Geld statt der Pferde anzunehmen.

    Darüber hinaus macht ein alter Helfer des Kohlhaas ihm Schwierigkeiten, da er sich als einen Stadthalter Kohlhaas ausgibt und in seinem Namen plündert was den Amnestiebedingungen (Waffen niederlegen) wiederspricht. Ein neues Verfahren wird gegen Kohlhaas eröffnet in dem er allerdings beweisen kann dass der den Nagelschmid ihn nicht unterstützt und dass er ihn sogar erhängen wollte.

    Der Rosskamm möchte einmal nach Kohlhaasenbrück reisen und fordert deshalb Pässe für eine Fahrt dorthin. Statt dass er sie erhält wird er gegen das ursprüngliche Versprechen von Wachen bewacht die er nicht wegschicken darf. Als Kohlhaas fragt ob er ein Gefangener sei bekommt er die Antwort dass „Ja, ja, ja!“.

    Der Nagelschmid, welcher hofft doch noch auf Kohlhaasens Unterstützung zu zählen, schreibt einen Brief an ihn dass er ihn befreien könnte und unter seiner Führung weiterhin den Kampf gegen das Unrecht aufnehmen würde. Der Briefbote wird allerdings abgefangen und die kurfürstlichen Beamten entscheiden Kohlhaas in einen Hinterhalt zu führen, ihm also den Brief zu geben und zu schauen wie Kohlhaas sich verhält. Kohlhaas erwidert den Brief, da er denkt dass in seinem Fall so oder so nichts unternommen wird und wird verhaftet und in Sachsen zum Tode verurteilt.

    Wiederherstellung von Recht und Ordnung

    Der Kurfürst von Brandenburg hält das Urteil allerdings für rechtswidrig da Kohlhaas ein brandenburgischer Bürger sei und fordert daher die Auslieferung des Rosshändlers nach Berlin, die dann auch statt dem Todesurteil angeordnet wird.

    Der Kurfürst von Sachsen befindet sich zu einer späteren Zeit auf einem Jagdfest mit anderen Adligen und trifft dort zufällig Kohlhaas erneut, der aufgrund verschiedenster Umstände noch nicht bis nach Brandenburg gelangt ist. Kohlhaas der den Fürsten in einer Unterhaltung nicht erkennt erzählt ihm die Geschichte über das Amulett und die Zigeunerin. Dieses Amulett das der Rosshändler besitzt enthält Informationen darüber wie der Kurfürst von Sachsen seine Macht verlieren wird sowie wann und an wen. Der Kurfürst kollabiert als er diese Geschichte hört und möchte sich, als er wieder zu sich kommt, das Amulett beschaffen.

    Er lässt Kohlhaas sogar anbieten dass er ihm sein Leben schenke für dieses Amulett doch Kohlhaas lehnt ab. Auch der Versuch des Fürsten Kohlhaas nach Sachsen zu bringen scheitert, ebenso wie der seines Kämmerers. Auch zwei anerkannte Astrologen die der Kurfürst von Sachsen

    Währenddessen wird Kohlhaas auch in Brandenburg zu Tode verurteilt, allerdings wird der Junker Wenzel von Tronka ebenso verurteilt. Er zur Erfüllung der Forderung des Kohlhaasens. Bevor Kohlhaas hingerichtet wird trifft er erneut die Zigeunerin die ihm mitteilt, dass der Zettel sein Leben hätte retten können und dass der Kurfürst von Sachsen bei seiner Hinrichtung zugegen sein wird und sie sagt ihm auch wie er ihn erkennen wird.

    Kohlhaas erlebt nun noch mit wie der Junker die Forderungen erfüllt und er legt fest was mit seinem Hab und Gut zu tun sei. Bevor er dann endgültig hingerichtet wird öffnet er noch die Kapsel mit der

     
     

    Prophezeiung, liest sie und schluckt sie woraufhin der sachsener Kurfürst zusammenbricht. Kohlhaas stirbt anschließend zufrieden und gefasst.

  • Immanuel Kant – der kategorische Imperativ: Erklärung, Kritik und Beispiel

    Aufklärung

    IImmanuel Kantmmanuel Kant wurde in der Zeit der Aufklärung geboren und war damals der „Vorzeigephilosoph“ der Bewegung. Von ihm stammt auch das bekannteste Zitat dieser Zeit: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“. Unmündigkeit definiert er dabei als das „Unvermögen sich des eigenen Verstandes zu bedienen“ und selbstverschuldet ist diese

     
     

     

     

    Kants Menschenbild

    Kants Menschenbild

    Kant sagt, man kann den Menschen von zwei Standpunkten aus beobachten und man erhält zwei verschiedene Menschenbilder. Der eine Teil ist die simple Existenz des Körpers als Materie. Auf dieser Ebene ist der Mensch dem Tier komplett gleich und hier ist der Ansatzpunkt für Wissenschaften, die Sinnesreize und anderes erforschen können.

    Der zweite Teil ist weniger greifbar, der „Gegenstand“ der Seele. Die Seele oder Moral ist kein Gegenstand der Wissenschaft, denn man kann wohl schlecht unterm Mikroskop erkennen ob eine Entscheidung gut oder schlecht war.

    Nach seiner Ansicht muss man die Gültigkeit von moralischen Normen also anders erklären. Er macht es sich dabei selbst schwierig, weil die Vernunft zwar Gegenstand seiner Forschung ist, er aber vorher sagt, dass sie kein Thema der Wissenschaft wäre.

     

    Moral in Abgrenzung zu Religion und Trieben

    Moralische GesetzeKant stellt drei Grundsätze zur Moralphilosophie auf, die nebenbei andere Ansätze ausschließen. Der erste beinhaltet, dass jedes moralisches Gesetz absolut Notwendig sein muss, weil es auf Grund einer Verbindlichkeit gelten soll. Weiterhin sagt er, dass der Grund dafür dass etwas verbindlich ist in der Vernunft an sich liegt. Diese reine Vernunft untersucht was ist und formuliert diese Gesetze der Freiheit.

    Die Folge die Kant daraus zieht ist, dass jede andere Vorschrift, die nicht absolut notwendig ist, sondern aus Erfahrungen entstanden ist, kein moralisches Gesetz sein kann.

    Wenn er also sagt, dass moralische Gesetze aus der reinen Vernunft entstanden sind, so ist die Vernunft autonom (sie macht also selbst Gesetze) und steht damit göttlichen Geboten und natürlichen Trieben entgegen. Die göttlichen Gebote sind nicht durch die Vernunft einsehbar oder begründbar und die natürlichen Triebe gründen nicht auf Vernunft, sondern auf der Sinnlichkeit (siehe Menschenbild!). So hebt Kant den Menschen auch von der Menge der Tiere ab.

    Maxime

    Tiere haben nach Kant Triebfedern. Natürliche Triebe wie Hunger, Durst,… die sie antreiben eine bestimmte Handlung zu tätigen oder zu unterlassen. Der Mensch hat allerdings über die Triebfeder hinaus noch Maximen. Maximen sind Handlungsregeln, die sich der Mensch selbst setzen kann. Diese Maximen sind begründet in der Vernunft und deshalb haben die Tiere sie auch nicht.

     

    Ein Beispiel für eine Maxime wäre: „Ich möchte in meinem Leben möglichst viel Geld verdienen“. Diese Maxime gründet nicht auf irgendeinem Impuls wie Hunger, sondern ist eine Entscheidung der Vernunft. Nach dieser Entscheidungsregel würde also ein Mensch in jeder Situation handeln.

    Der gute Wille

    Nach Kant strebt alles dem guten Willen zu. Dieser gute Wille ist ein unbedingtes Gut, das einzige welches absolut und ohne jede Einschränkung gut ist.

    Dies beweist Kant indem er überprüft, ob es andere Güter gibt die uneingeschränkt gut sein könnten. Mut zum Beispiel wird im Allgemeinen als gut bezeichnet kann aber auch mit bösem Willen zu Raub oder Mord führen, wofür man eben auch Mut braucht. Ebenso steht es mit den Glücksgaben wie Macht, Reichtum oder Gesundheit. Reichtum gilt bei den meisten als erstrebenswert kann aber auch zum übertriebenen Luxus führen. An der Gesundheit kann man einen Kritikpunkt der kantschen Ethik festmachen, da es schwer vorstellbar ist, dass Gesundheit etwas schlechtes ist.

    Hier kritisiert Kant die aristotelische Ethik indem er sagt, dass es keine Kardinaltugenden gibt, die uneingeschränkt als gut gelten können. Der gute Wille ist seine Voraussetzung.

    Die Konsequenz daraus ist, dass der gute Wille nicht nach seinen Folgen beurteilt werden darf. Er ist an sich und von außen schlichtweg gut. Dabei stellt sich ein Problem auf. Ein guter Wille wäre auch gut, wenn er nichts bewirkt.

    Hier stellt sich Kant dem Utilitarismus entgegen, der eine Handlung nach den Folgen beurteilt. Selbst wenn eine Handlung keine oder schlechte Folgen hat, kann sie als moralisch gut beurteilt werden, wenn der Wille gut war. So kommt man von der Folgen- zur Sollensethik.

    Der kategorische Imperativ

    Formeln des kategorischen Imperativs

    Kant hat zur Grundlegung seiner Ethik auch eine Regel formuliert, die den Menschen eine Möglichkeit zur Entscheidung geben soll, ob eine bestimmte Handlung moralisch gut oder schlecht ist. Dafür hat er den kategorischen Imperativ vorgesehen:

    „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ – Immanuel Kant

    Diese Grundformel des kategorischen Imperativs leitet sich aus zwei Unterformeln her. Die erste ist die Formel des Naturgesetzes. Diese Formel zeigt die Unbedingtheit und absolute Notwendigkeit der Grundformel. Sie bezieht den kategorischen Imperativ auf die gesamte Menschheit, sodass niemand ausgelassen wird. Die Formel des Naturgesetzes lautet:

    „Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetz werden solle.“ Immanuel Kant

    Der zweite Teil ist die Formel des Zweckes an sich selbst. Sie beschreibt wie eine Handlung ausgeführt werden soll. Sie ist ein wenig kompliziert in der Handhabung und bedeutet etwa so viel, dass du immer etwas für den Menschen erreichen sollst den du mit deiner Handlung beeinflusst. Die Formel des Zweckes an sich selbst lautet:

    „Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“ Immanuel Kant

    Der Moraltest

    Der Moraltest liefert dem Menschen eine Möglichkeit bei bestimmten Situationen und moralischen Fragestellungen zu entscheiden, ob er eine Handlung ausführen oder unterlassen soll, je nach dem ob sie moralisch gut oder schlecht ist.

    Der kantsche Moraltest gründet dabei auf der Grundformel des kategorischen Imperativs und lässt sich in fünf Schritte aufteilen:

    Moraltest

    Beispiel

    Den kantschen Moraltest stelle ich nun an einem Beispiel einmal vor.

    1. Beschreiben des moralischen Dilemmas (Tipp: Problem in der ich-Perspektive formulieren)

      Ich gehe in einen Supermarkt und möchte mich mit Essen versorgen. Als mir auffällt, dass ich nicht genug Geld habe, entschließe ich mich dazu das Essen zu stehlen. Wenn ich aber mein Essen nicht bekomme muss ich stark Hungern oder sterben.

    2. Formulieren einer Zweckrationalen Maxime (Tipp: Immer wenn…., dann…)

      Immer wenn ich nicht genügend Geld dabei habe, werde ich stehlen.

    3. Verallgemeinerungstest

      Wie wäre es, wenn jeder stehlen würde, wenn er nicht genügend Geld hätte. Wenn jeder sofort stehlen würde, wären jegliche Preise sinnlos und niemand würde mehr auf ein hohes Einkommen abzielen, weil es ihm doch eh nur gestohlen werden würde. So würde die gesamte Menschheit ohne Eigentum sein.

    4. Ergeben einer Denkmöglichkeit oder Denkunmöglichkeit

      Wenn alle stehlen würden, gäb es irgendwann kein Eigentum mehr zum stehlen. Von daher ist

      irgendwann stehlen schlichtweg nicht mehr möglich. Es ergibt sich eine Denkunmöglichkeit

    5. Fazit für die Anwendung

      Ich darf das Essen nicht stehlen, wenn ich nicht genügend Geld dabei habe.

    Kritik und Probleme am kategorischen Imperativ

    Der kategorische Imperativ bietet viele Ansatzpunkte um Kritik zu üben. Einer der deutlichsten ist das Problem der Verallgemeinerung. Die Frage ist, wie weit man eine Verallgemeinerung treiben kann oder darf. Das gerade im Beispiel beschriebene Problem könnte ich auch so verallgemeinern: Immer wenn ich Essen klauen kann statt zu sterben, klaue ich das Essen. Und hier könnte man aus moralischer Sicht zu einem anderen Urteil kommen. Würden alle sterben statt Essen zu klauen, gäb es irgendwann keine Menschen mehr. Folge: Denkunmöglichkeit und moralische Richtigkeit des Diebstahls.

    Weiterhin kann es auch Situationen geben, in denen Kants Handlungsregeln Probleme bekommen. So das Beispiel aus dem Unterricht mit dem Freund der vor einem Verbrecher flieht und dich fragt, ob er sich bei dir verstecken kann. Was mache ich nun, wenn der Verfolger klopft und fragt, wo mein Freund ist. Darf ich nun lügen oder nicht? Nach Kant nicht, da sich dann eine Denkunmöglichkeit ergeben würde.

    Die Denkunmöglichkeit oder Denkmöglichkeit stellt nebenbei noch einen sehr paradoxen und schlecht vorstellbaren Begriff dar. Darüber hinaus braucht auch die Entscheidungsfindung sehr lange. Zeit die man manchmal einfach nicht hat.

    Die menschliche Würde

    Immanuel Kant schreibt den Menschen eine Würde zu. Diese Würde hat für ihn keinen preislichen Wert, sondern ist sozusagen unbezahlbar und hat ihren Wert an sich selbst.

    Begründet wird dies darüber, dass jedem Gegenstand auf der Welt ein Äquivalent gesetzt werden kann. So kann ein Apfel einen bestimmten Geldbetrag wert sein, oder ein Haus einen bestimmten anderen. Dem Menschen kann allerdings kein Äquivalent gesetzt werden, dass seinen Preis angeben würde. Da der Mensch keinen Marktpreis hat, hat er also eine unantastbare Würde.

  • Der Besuch der alten Dame Charakterisierungen der Personen

    Analyse der Charaktere

    Dürrenmatt teilt die Personen in Besucher, Besuchte, Sonstige und Lästige auf. Die vorliegende Analyse folgt dieser Reihenfolge.

    Die Besucher

    Klara Wächter alias Claire Zachanassian

    Klara (lat. clarus = hell, berühmt), die Tochter des Baumeisters Gottfried Wäscher, hatte vor 45 Jahre ein Liebesverhältnis mit Alfred Ill und wurde schwanger. Da dieser in einem Vaterschaftsprozeß seine Vaterschaft mit Hilfe von zwei bestochenen falschen Zeugen entzog, musste sie Güllen verlassen und zur Dirne in einem Hamburger Bordell verkommen. Dort lernte sie den armenischen Ölmilliardär Zachanassian, der sie dann zu seiner Frau und Erbin machte. Das ehemalige Opfer wird Rachegöttin, die die Lebensfäden Ill webt und schneidet.

    Bevor sie auftritt, wird der Zuschauer schon über diese Figur schon durch Dialoge der Güllener informiert. Natürlich wird sie vorerst nur von ihrer schönen Seite her vorgestellt: ihrer Schönheit, Milde und Güte. In der Erinnerung Ills ist sie eine "verteufelt schöne Hexe" gewesen, "mit wehenden roten Haaren, biegsam, gertenschlank, zart" (S.18) Nun ist sie als eine Wohltäterin bekannt, die Spitäler, Kirchen und Kinderkrippen spendet. Da sie jetzt diese verarmte Heimatstadt besucht, wollen die Güllener sie von ihr nichts als Millionenspenden erwarten. Selbst wenn sie keine vorbildliche Schülerin war, will man sie illusionär dar- und vorstellen. Ferner erfährt der Zuschauer, dass sie einen "Gerechtigkeitsliebe" hat.

    Doch ihr Auftritt entlarvt alle Illusionen, die auf Wunsch, Einbildung und Lüge beruhen. Ungeniert erklärt sie alle Komplimente für falsch und zeigt den Güldenen (und dem Publikum) ganz offen, wie sie eigentlich war und ist. Sie ist vor allem hässlich. Durch mehrere Unfälle scheint sie fast nur noch aus Prothesen zu bestehen, was ihr einen monströsen Charakter eines Kunstmenschen oder gar einer gefühllosen Maschine verleiht. Gleichzeitig vertritt sie die Käuflichkeit. Sie wurde zuerst wegen der Ungerechtigkeit (Bestechung=Käuflichkeit)  zu einer käuflichen Ware (Hure) degradiert, was als ihre Entmenschlichung erster Stufe betrachtet werden kann. Durch ihre Vermählung und Erbschaft des Ölmilliardär wird sie leider nicht wieder menschlich gemacht, sondern weiter entmenschlicht. Die Macht des Geldes hat ihre Güte völlig verzerrt. Ihre Milliardenspende lässt sich nicht als ihre Güte missverstanden werden, sondern als eine Käuflichkeit–Sie hat in Tat alle Güllener zu ihren Gunsten bestochen. Ihr Anspruch auf Gerechtigkeit und Mord des Ills macht aus ihr eine Vertreterin des Bösen und Grausamen („Meine Liebe konnte nicht leben. Aber auch nicht sterben. Sie ist etwas Böses geworden, wie ich selber, überwuchert von den goldenen Milliarden“). Ihre Gerechtigkeitsliebe wird eine Rachsucht, die aber erst durch Käuflichkeit (Spende=Bestechung) verwirklicht werden kann. Ihre Entmenschlichung zweiter Stufe betrifft nicht nur sie allein, sondern ruft auch die Entmenschlichung der Stadt Güllen hervor: „Die Welt machte mich zu einer Hure. Nun mache ich sie zu einem Bordell“. In diesem Sinne hat Dürrenmatt völlig recht, wenn er sich dagegen wehrt, daß Claire Zachanassian „die Gerechtigkeit, den Marshallplan oder gar die Apokalypse darstelle, sie ist nur das, was sie ist, die reichste Frau der Welt, in der Lage, wie eine Heldin der griechischen Tragödie zu handeln, absolut, grausam, wie Medea etwa“. Wenn Ills Bestechung noch in versteckter Weise geschieht, veranstaltet die Milliardärin ihre Bestechung in offener Form des Austausches.

    Wodurch sie den Zuschauer schockiert, ist nicht nur ihre Boshaftigkeit, durch eine Milliarde die Leiche ihres Ungetreuen zu fordern, sondern auch ihre gelassene Zuversicht, dass sie ihr Ziel erreichen wird. Sie hat in diesem ernsten Geschäft ihren Humor nicht völlig verloren, da sie alles schon durchschaut hat. Vor allem hält sie  eine gewisse Distanz zu der Vollendung des eigentlichen Geschäfts (Balkonhandlung im 2. Akt), wie zu einer käuflichen Ware. Sie selbst ist unentwegt und unabänderlich in ihrem Handeln. Sie überwacht das Geschäft und ist durch ihre Aufsicht fähig, andere Menschen auf ihre Schuld(en) aufmerksam zu machen–Ill auf seine jugendliche Schuld und Güllener auf ihre finanziellen Schulden und ihre Schuld an ihrem gemeinsamen Mord Ills.

    Das Gefolge der Milliardärin

    Die Milliardärin wird bei ihrem Besuch von einer Reihe seltsamer Gefolgsleuten begleitet, und sie alle werden "-oby" genannt. Diese Gruppe der Begleiter der Besucherin hat ein unterwürfiges, vorübergehendes und dekoratives Wesen an sich und lässt sich an gewissen Zügen des absurden Theaters erkennen.

    Roby und Toby: "zwei herkulische, kaugumikauende Monstren", die ursprünglich Gangster waren, die Zachanassian für je eine Million aus der Todeszelle freikaufte und zu ihren willenlosen Sänftenträgern und Dienern machte.

    Koby und Loby (eigentlich Jakob Hühnlein und Ludwig Sparr):  blinde Kastraten–"zwei kleine dicke alte Männer mit leiser Stimme, die sich an der Hand halten". Obwohl sie nach ihrer falschen Zeugenaussage ausgewandert waren, fand sie Zachanassian und ließ sie durch ihre Gangster kastrieren und blenden. Das synchrone und wiederholte Sprechen ihrer Sätze macht diese Unglücklichen zu überaus skurrilen Figuren. Sie waren die ersten Opfern der Rache der Milliardärin.

    Moby, Hoby oder Zoby: Der Gatte VII, ein Tabakplatagenbesitzer, und der Gatte VIII,  ein deutscher Filmschauspieler („ein Jugendtraum“ der Klara), spielen keine bedeutende Rolle. Auch der Gatten IX, ein Nobelpreisträger, ist nur durch die besondere Symbolik seiner Nobelpreiswürde und seiner Kenntnis bedeutsam. Auf die Frage nach seinen Untersuchungsergebnissen einer Ruine antwortet er : „Frühchristlich. Von den Hunnen zerstört.“

    Boby, der Butler: „Den [Butler] hat man schließlich fürs Leben, da müssen sich eben dann eben die Gatten nach seinem Namen richten“). Er ist der Einzige, der im Stück für eine kurze Zeit, nämlich für die Dauer der Anklageszene im ersten Akt, Persönlichkeit gewinnt. Doch auch er wurde von der finanziellen Macht der Milliardärin ohnmächtig gemacht („Eine vielleicht etwas seltsame Karriere, doch die Bezahlung war derart phantastisch“).

    Die Besuchten

    Alfred Ill

    Als Krämer der Stadt befindet er sich vor der Ankunft der alten Dame ganz wie seine Güllener Mitbürger in einer miserablen Lage. Sein jugendliches Liebesverhältnis mit Klara Wächter macht ihn "seit langem schon die beliebteste Persönlichkeit in Güllen" (S.20), da die Güllener in ihn die beste Person sieht, die dem Städtchen die benötigten Millionen gewinnen kann. Er glaubt selbst nicht mehr an seiner jugendlichen Schuld; sie sei verjährt, d.h. die dazwischen liegende lange Zeit von 45 Jahren und sein jämmerliches Leben von heute hätten seine Schuld schon getilgt. Deshalb überschätzt er sich, nimmt geschmeichelt das Lob der Freunde auf, und glaubt durch Verfälschen der Vergangenheit für seine Existenz von Zachanassian eine großzügige Spende für Güllen zu erhalten, die er dann als sein alleiniges Verdienst hinstellen könnte. Doch er wird nur all zu bald von der Vergangenheit, leibhaftig geworden durch die Figur des anklagenden Oberrichter Hofers alias Butler Boby, eingeholt. Das ist der Wendepunkt, an dem die Güllener in Unmoral versinken, während Ill zum „Gewinn seiner Seele“ aufsteigt. Von wachsendem Mißtrauen beunruhigt, wendet Ill an die Würdenträger des Städtchens. Seine allmähliche Isolation wurde aber schon von vornherein bestimmt und dadurch bestätigt, indem er von einem nach dem anderen enttäuscht wird. Die Jagd auf den entlaufenen Panther der Milliardärin gibt die psychologische Wende der Güllener wieder. Dabei hat man nicht nur den Panther der Milliardärin im Sinne, sondern auch die Person, der die ehemalige Geliebte Klara den liebevollen Spitznamen "Panther" gibt. Am Ende des 2. Aktes bricht Ill nach seinem zum Scheitern verurteilten Fluchtversuch zusammen. Sein Schicksal erfährt aber eine neue Wendung. Er erkennt seine Schuld und ist von der Angst, die ihn tagelang gequält hat, befreit. Nun ist er bereit, seinen Tod als Sühne zu akzeptieren. Auch er sieht ein, dass es so auslaufen muss. Von da an läuft alles wie schicksalhaft auf diesen Endpunkt des Todes Ills hin.

    Doch Ills letzte Entscheidung versichert seinem Tod–und damit dem Stück–eine tragische Größe: Er lehnt den vorgeschlagenen Selbstmord ab. Indem er die Güllener nicht aus diesem grausamen Spiel schleichen lässt, erlebt er mit seiner physischen Vernichtung gleichzeitig eine moralische Steigerung, die man von dem Krämer noch nie erwartet hätte. Sein Sterben ist „sinnvoll und sinnlos zugleich“ meint Dürrenmatt, „sinnvoll  im mythischen Reich, aber nicht in Güllen, nicht in der Gegenwart. Zwar stirbt der Krämer als tapferer Mensch, dennoch zeigt sich aber auch hier das Mißverhältnis zwischen begangener Schuld und geplanter Bestrafung einerseits und unerwartetem Wohlstand und zu leistender Sühne andererseits. Als seine im Stich gelassene Geliebte ihre Rache an seine jugendliche Schuld verkündet, war sie schon längst Multimillionärin, und der ehemalige Verführer und Meineidige hat schon längst durch sein elendes Krämerleben in einem verfallenen Städtchen gebüßt. Deshalb lässt sich die Figur des Alfred Ill eher im Zusammenhang einer der vorchristlichen sadistisch-rachsüchtigen Göttin und der modernen Gesellschaftskritik verstehen. Schauerlich grotesk ist damit nicht nur die monströse Rache der Milliardärin an einem jugendlichen Verführer, sondern auch darin, dass gerade dieser kleine schäbige Opportunist durch sein Schuldbekenntnis, seine Opferaufnahme und selbstsichere Entscheidung seiner persönliche größe erreicht, während die ganze Stadt wegen ihres Opportunismus moralisch verfällt.

    Die Person erlebt also eine Entwicklung von Klaras "schwarzer Panther" (S.26) zu einem Meineidigen, der seine schwanger gewordenen Geliebte in Stich lässt, und dann zu einem "verkrachten Krämer in einem verkrächten Städtchen" (S.38) und schließlich einem tragischen Helden.

    Der Bürgermeister

    Er ist der Vertreter der Stadt und hat eine scheinbare Autorität und ein lügnerisches Wesen. Er gibt eine Begrüßungsrede, kann aber nichts für deren Untergehen im Lärm des abfahrenden Zuges. Aus fetzenhaften biographischen Fakten Klara Wächters macht er eine blendende Rede, in der er die Tatsachen völlig verdreht. Seine Verhaltensweise ist vielmehr in dem Sinne der Notwendigkeit der von ihm vertretenen verfallenen Gemeinde zu verstehen. Eben deshalb verhehlt er später Ill den Wandel der öffentlichen Meinungen in Güllen, als ihn dieser wegen seines steigenden Verdachts aufsucht. Die Figur des Bürgermeisters erfährt wie alle Güllener eine offensichtliche Wendung. Als er am Ende des ersten Aktes das Angebot der Milliardärin im Namen des Städtchens ablehnt und entrüstet ausruft: „Lieber bleiben wir arm, denn blutbefleckt“, meint er dies noch in vollem Ernst. Als er Ill den Selbstmord vorschlägt, geht es schon um eine vereinfachte Formalität für ein unabwendbares Ereignis. Bei der Ankündigung der Todesursache putzt er nochmals die lügnerische Diagnose des Arztes „Herzschlag“  mit dem umso lügnerischeren Urteil „Tod aus Freude“ auf. Doch seine lügnerische Verhaltensweise wird keinesfalls als Beweis seines bösen Wesens dargestellt. Die Figur des Bürgermeisters ist ebensowenig böse, wie die aller anderen Güllener. Doch vor der allmächtigen Milliardärin und deren geplantem „Austausch“ ist auch die höchste Autorität der Gemeinde  ist schwach. Sein lügnerisches Wesen ist nur ein Mittel, seine Verlegenheit wegen seiner Unterlegenheit zu verstecken.

    Der Polizist

    Wachmeister Hahncke vertritt die Polizei und damit die Ausführung der Gesetze in Güllen. Er hütet Ordnung und Gesetze, ist aber immer auf der Seite der Mächtigen und versucht, die Schwachen zu treten. Diese Figur widerspiegelt sowohl Anmaßung als auch Ergebenheit je nach der Situation und der sozialen Stellung seines Gesprächspartners. Einerseits erklärt er der Milliardärin ganz ernst, daß er manchmal ein oder zwei Augen zudrücken müsse, andererseits erwartet er, daß die Mitbürger seine Autorität anerkennen. Als ihn der verzweifelte Ill aufsucht, tut der Polizist die offensichtliche Anstiftung zum Mord Ills als grundlose Beschwerde ab. Gleichzeitig bestätigt auch bei ihm der neuerworbene Wohlstand in Form eines Goldzahnes und des Pilsener Biers seine Hinwendung zur Mittäterschaft. Seine militärisch stotternde Sprechweise und sein grober Ausdruck–„Erheben Sie sich, Alfred Ill“ und  „Steh auf, du Schwein.“ (S.129)– zeigen seine niedrigere soziale Stellung gegenüber anderen Güllener Würdenträgern.

    Der Arzt

    Doktor Nüßlin, der Arzt Güllens, ist der Einzige in Güllen, der ein Auto besitzt. Er lehnte einen Lehrauftrag an der Universität zu Erlangen ab, da er sich verbunden zu seinem Heimatort fühlt. Zusammen mit dem Lehrer versucht er erfolglos, die Milliardärin zum Umdenken zu bringen. Danach wird auch er zum Mittäter und trägt mit der Diagnose einer falschen Todesursache sein Scherflein zum Güllener Mordkollektiv bei. 

    Der Pfarrer

    Dem Pfarrer sind nichtssagende religiöse Formeln offensichtlich wichtiger als der Mensch. Als der Bürgermeister die Milliardärin als einzige Hoffnung bezeichnet, fügt er pflichtbewußt hinzu „außer Gott“. Auch als Ill voller Angst in seiner Sakristei Schutz sucht, meint er nur: „Positiv, nur positiv, was Sie durchmachen.“. Das Erklingen einer neuen Glocke macht klar, dass auch der Geistliche an dem in Aussicht stehenden Wohlstand teilgenommen hat. Doch noch ein letztesmal bricht eine menschliche Regung aus dem Geistlichen hervor–„Flieh, die Glocke dröhnt in Güllen, die Glocke des Verrats. Flieh, führe uns nicht in Versuchung, indem du bleibst“–(S.76). Dann schließt auch er sich den Mördern an und Ill kurz vor seiner Ermordung durch scheinheilige anteilnahmelose Phrasen Trostworte bereithält, die dieser freilich von  ihm nicht mehr nötig hat.

    Der Lehrer

    Der Direktor des Güllener Gymnasiums übertrifft mit seiner Präsenz die der anderen Würdenträger. Er ist zugleich ein Humanist (S.99) und ein Säufer (S.103). Ähnlich wie der Arzt lehnte auch er eine bessere Stellung ab und nahm auch am Bestreben teil, die Meinung der Milliardärin zu ändern. Von ihm, einem Humanisten und Altsprachler, Verehrer Platos, stammen auch die Bezeichnungen der Medea und Moire Klotho für Zachanassian. Er widersteht der Versuchung des großen Geldes am längsten und versucht Ill zu helfen, was Kritiker zu der Feststellung brachte, er sei der einzig gute Mensch in diesem Stück. Alkoholisiert, um seine schlechtes Gewissen zu beruhigen, hat er seinen großen Auftritt in Ills Laden: Fest entschlossen der nahenden Presse die Wahrheit zu erzählen („auch wenn die Armut ewig währen sollte.“), muß er von den Kunden und selbst Ills Familie zurückgehalten werden. Wieder nüchtern bekennt er seine Seelennot und weiß, daß auch er am unvermeidlichen Mord nicht unschuldig sein wird. So ist es dann auch; vor den Kameras und Mikrophonen der Presse gibt er mit seiner blendenden Rhetorik dem Mord einen moralischen Untergrund, so hält er doch noch seine ihm zuvor verwehrte Rede – diesmal aber sarkastisch unter verkehrtem Vorzeichen.

    Die Güllener

    Die Güllener sind Menschen wie wir alle. Sie sind nicht böse, sondern sind eine durchschnittliche Gemeinde, die ihre Schwächen hat und durchaus bereit ist, moralisch herunterzukommen, wenn es um Wholstand geht. 

    Die im Personenzeichen erscheinenden Bürger–der Erste bis der Vierte–müssen als „dramaturgische Mehrzweckwaffe“ auftreten. Zum einen individualisiert sie Dürrenmatt in beschränktem Maße. Der erste verkörpert beispielsweise den Metzger Hofbauer, der Zweite zeitweilig den arbeitslosen Helmesberger; ebenso wie Ills Frau Mathilde, Sohn Karl, Tochter Ottilie, dem Maler, Fräulein Luise mit dem lockeren Lebenswandel und zwei Kundinnen des Illschen Krämerladens sind auch sie, wie bereits erwähnt, nicht böse, nur schwach. Wie alle nimmt die Gier von ihnen Besitz, ihr Wohlstand wächst und am Schluß stehen sie in Frack und Abendkleid mit in der Mördergasse und bewähren sich als brave Chorleute am Ende des Spiels. Zum anderen verwendet Dürrenmatt diese Personen, um Bäume, Rehe und ähnliches darzustellen (im Sinne vom Brechtschen epischen Theater).

    Die Lästigen (Vertreter der Presse)

    Die Vertreter der Presse–Pressemann I und II, Radioreporter und Kameramann treten als die „Lästigen“ auf; anlässlich der Hochzeit der Milliardärin kommen sie scharenweise nach Güllen, auf der steten Suche nach neuen Stories. Die in ihrer Doppelbödigkeit makabere Schlußversammlung im „Goldenen Apostel“ wird nur für sie, die Vertreter des Fernsehens und Hörfunks, in dieser Medienwirksamkeit inszeniert. Als „größtes soziales Experiment der Epoche“ sehen sie die Versammlung; die gesamte Verlogenheit dieser Szenerie wird auch dadurch zum Ausdruck gebracht, daß die Begründung der Todesursache wiederholt werden muß (beim ersten Mal funktioniert die Beleuchtung nicht).