Kategorie: deutsch

  • Interpretation Im Spiegel von Margret Steenfatt

    Interpretation der Kurzgeschichte ‚Im Spiegel’ von Margret Steenfatt

     

    Die Kurzgeschichte ‚Im Spiegel’ von Margret Steenfatt zeigt den emotionalen Ausbruch eines Jugendlichen, verursacht durch ein Elternhaus voller Vorurteile. Berichtet wird von einem Jungen namens Achim, der nach einer Auseinandersetzung mit seinen Eltern vor seinem Spiegel sitzt und sein blasses, ausdrucksloses Spiegelbild betrachtet. Er malt es mit Farbe nach und schließlich zerschlägt er, nachdem er begriffen hat, dass das Bild seine jahrelang aufgezwungene ‚Maske’ darstellt, den Spiegel.

    Der Text wirkt auf mich zunächst Mitleid erregend, weil er Achim als einen unverstandenen, einsamen Jungen vorstellt, der anscheinend, aufgegeben von seinen Eltern, keinen Sinn mehr in seinem bisherigen Leben sieht (Z.10-15) und sich in einer Trotzreaktion (Schlag in den Spiegel) von dem Elternhaus ‚lossagt’.

    Margret Steenfatt verfasste die Kurzgeschichte im Jahre 1984 – also vor 20 Jahren. Sprachlich zeigt sich kaum ein Unterschied, inhaltlich wird der vergangene Zeitraum durch die Nennung der ‚Dead Kennedys’ (Z.23) deutlich. Dabei handelt es sich nämlich um eine Punkband der 80er Jahre, die heute den meisten Menschen eher unbekannt ist.

    Steenfatt lässt in ihrer Kurzgeschichte einen personalen Er-Erzähler zu Wort kommen (vgl. Z.4-6, Z.11-15, Z.21-23, Z.28-33, Z.36, Z.54, Z.72f.), der allerdings über lange Passagen die Gedankenwelt Achims nicht wieder gibt. Somit sind Achims Handlungen für den Leser viel effektvoller, als wenn der Autor versucht hätte, z.B. das Zerschlagen des Spiegels durch einen Monolog oder erlebte Rede auszuschmücken. Der Erzähler gibt zwar durchaus die Innensicht Achims wieder (z.B. Z.10-15), bewahrt aber trotzdem eine gewisse Distanz zur

    Hauptperson (Achim), indem er kommentarlos seine Handlungen und Gedanken

    schildert (Z.63-70).

    Die Hauptfigur der Kurzgeschichte ist Achim, ein Jugendlicher, der sich vom Leben (Z.15) und der immerwährenden Routine (Z.29) enttäuscht in sein Zimmer verkriecht (Z.6) und motivationslos sein Leben vorbeifließen lässt: „Fünf nach eins. Wieder mal zu spät.“ (Z.10f.).

    Zusätzlich werden Achims Eltern benannt, die mit ihrem Sohn im Streit liegen, weil sie Achims Zukunft hoffnungslos entgegen sehen und ihn wiederholt als ein „Nichts“ (Z.1-4) bezeichnen. Am Ende des Textes nennt der Erzähler noch kurz den Freundeskreis als Zuflucht Achims: „Er wollte runtergehen und seine Freunde treffen.“ (Z.72f.)

    Die Kurzgeschichte gibt eine linear verlaufende Handlung wieder. Es gibt weder Parallelhandlungen noch Vorausdeutungen oder Rückblicke. So empfindet der Leser jede neue Reaktion Achims als ungeahnt und überraschend und ‚lebt’ sozusagen mit ihm.

    Zeitdeckend beschreibt der Erzähler, wie Achim nachmittags um 13.05 Uhr endlich – aber dennoch antriebslos – aus dem Bett steigt (Z.10-12). Nach einem ersten prüfenden Blick in den Spiegel, bei dem er sich zwar als blass, aber dennoch als relativ normal

    wahrnimmt (Z.22), wendet er sich zunächst wieder ab (Z.27), ist jedoch nun bereit, sich nicht von seinen Eltern und der Umwelt abschreiben („verplant“ (Z.24)) zu lassen, sondern über sein eigenes ‚Ich’ nachzudenken (Z.25). Vor allem der zweite Blick in den Spiegel lässt Achim realisieren, was er selbst ‚widerspiegelt’: Er ist „weiß“ (Z.12), glatt und kalt (Z.36), grau, glanzlos, blass (Z.22) und „farblos“ (Z.60). Er scheint absolute Leere und Trostlosigkeit zu empfinden. Plötzlich entwickelt Achim die Besessenheit (Z.40, Z.35), dieses Bild der Leere darzustellen und spürt erst dann eine Art der Befriedigung, als er seinen Finger in die „weiche, ölige Masse“ (Z.48) tauchen kann, um sein Gesicht nachzumalen. Achim verwendet nur die Farben weiß, schwarz und blau (Z.53f.) – kalte Farben, mit denen er seiner „Malerei“ (Z.53) vielleicht mehr Kontrast und Ausdrucksstärke, jedoch keine liebenswerten Züge verleihen will. Nach Vollendung des Werkes erkennt Achim, dass seine „Spiegelmaske“ (Z.62) nicht sein ‚wahres Ich’, das er haben möchte, widerspiegelt, sondern die aufgezwungene Maske seiner Eltern. Dahinter verbirgt sich aber noch ein anderes Gesicht, sein wirkliches Gesicht, das zuvor im Verborgenen gelegen hat: „Eine Weile verharrte er vor dem bunten Gesicht, dann rückte er ein Stück zur Seite, und wie ein Spuk tauchte sein farbloses Gesicht im Spiegel wieder auf, daneben eine aufgemalte Spiegelmaske.“ (Z.58-62). An dieser Stelle entlädt sich die aufgebaute Spannung, da er – wahrscheinlich von starken Gefühlen erfüllt – in einer Art Verzweiflungshandlung den Spiegel und somit seine Spiegelmaske zerschlägt (Z.63f.). Verletzt von den Scherben leckt Achim sein Blut von der Hand und verschmiert so sein „farbloses“ (Z.60) Gesicht mit der warmen Farbe Rot (Z.70). Der Erzähler kommentiert diesen Punkt nicht weiter, doch es zeigt, dass auch Achims ‚wahres Ich’ Farbe besitzt und ‚lebt’. Interpretierend könnte man sagen, dass er hinaus will aus dem vorurteilsgeprägten Denken der Eltern, dass er dieses kalte „Nichts“ (Z.1-4) zerschlagen will, um seine eigene Wärme (vgl. Z.67) zu spüren. Erst dann kann er in seine Welt, zu seinen Freunden (Z.73) aufbrechen und die alten, gehassten Scherben seiner kalten, schwarz-weißen Maske zurück lassen.

    Durch die kommentar- und wertungslose Wiedergabe Achims Handlungen und Gedanken entsteht für den Leser ein starkes Spannungsverhältnis zwischen dem nicht ausgeführten inneren Konflikt Achims und seinen Reaktionen.

    Auch heutzutage werden Menschen in kulturelle, charakterliche und soziale Schichten gesteckt, aus denen sie nur schwer ausbrechen können. Insofern kann man den Text meines Erachtens für das gegenwärtige Leben übertragen und anwenden.

  • Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort – Gedichtinterpretation

     

    Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort – Gedichtinterpretation

     

    Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort

    Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
    Sie sprechen alles so deutlich aus:
    Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
    und hier ist Beginn und das Ende ist dort.

    Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
    sie wissen alles, was wird und war;
    kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
    ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

    Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
    Die Dinge singen hör ich so gern.
    Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
    Ihr bringt mir alle die Dinge um.

    Rainer Maria Rilke

  • Heinrich von Kleist Biographie

    Heinrich von Kleist Biographie

    Bernd Heinrich von Kleist wird am 18. Oktober 1777 in Frankfurt an der Oder als Sohn des Offiziers Friedrich von Kleist und dessen zweiter Frau Ulrike geboren. Die Kleists sind eine ausgesprochene Soldatenfamilie, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bereits achtzehn preußische Generäle hervorgebracht hatte. Gemäß der Familientradition wird Kleist protestantisch und preußisch streng erzogen, von Liebe und Wärme in der Familie, wie sie etwa Goethe erfuhr, kann bei ihm keine Rede sein. Vater und Mutter sterben früh, einzig zu seiner Stiefschwester Ulrike hat Kleist ein herzliches Verhältnis. 1792 tritt Kleist in Potsdam ins Militär ein, hält jedoch nicht viel von der nur dem Staat dienenden und das Individuum vernachlässigenden Institution. So zieht Kleist 1802 in die Schweiz und trägt die Absicht, einen alten Bauernhof zu erwerben um auf dem Land sein Glück zu finden.

    Doch schon 1803 tritt Kleist wieder in die Armee ein, diesmal auf der Seite des ihm angeblich verhaßten Napoleons, um den Tod zu finden. 1806 ist Kleist bei sehr schlechtem gesundheitlichem Zustand, mit der es allerdings nie so furchtbar stand, wie er glaubte. Er selbst sieht die Dichtung als Handlungsersatz. Kleist entschließt sich, patriotischer Dichter zu werden, der in kriegerischer Sprache zu Franzosenhaß aufruft. Der Sommer 1811 vergeht unter Mißerfolgen, Ablehnungen und Demütigungen. Er fühlt sich “öde” und “traurig”, als “ein ganz nichtsnutziges Glied der Menschheit behandelt”. In diesem Jahr 1811 setzt er schließlich gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin ein Ende.

    Zu Kleists wichtigsten und berühmtesten Werken zählen unter anderem das Lustspiel “Der zerbrochene Krug”, das Drama “Die Familie Schroffenstein”, “Robert Guiskard” und eben “Michael Kohlhaas”.

     

    Michael Kohlhaas lebt um die Mitte des 16. Jahrhunderts am Ufer der Hafel in einem kleinen Dorf namens Kohlhaasenbrück in Brandenburg. Er ist Pferdehändler und bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr ein ehrlicher und gerechter Mensch. Aber genau dieses Rechtsgefühl macht ihn zum Räuber und Mörder. Dazu kommt es folgendermaßen:

    Wieder einmal ist der Roßhändler unterwegs nach Sachsen, um dort seine gesunden, jungen Tiere zu verkaufen. Er wird jedoch von einem Zöllner aufgehalten, dem er Zoll bezahlen muß. Nach Entrichtung des Weggeldes will er weiterreiten, wird jedoch vom Burgvogt aufgehalten, der von ihm einen Passierschein fordert. Kohlhaas, der bisher einen solchen noch nie benötigte, sucht den Junker Wenzel von Tronka auf, um dieses Mißverständnis aufzuklären. Der Junker aber, der von den Pferden von Kohlhaas begeistert ist, beharrt auf dem Gesetz. So erklärt sich der Pferdehändler bereit, einen solchen Passierschein aus Sachsen zu holen und läßt als Pfand die Pferde und einen Knecht zurück.

    Wie er vermutet hatte, war das ganze nur ein Schwindel. Als er deswegen wieder auf das Schloß zurückkehrt, um sich seine Pferde wieder abzuholen, ist sein Knecht nicht mehr da und er findet zwei völlig abgemagerte Pferde vor. Auf dem Schloß wird behauptet, daß der Knecht ein Verbrechen begangen hatte, und er daher verjagt worden war. Die Pferde wurden dann, während seiner Abwesenheit für die Feldarbeit eingesetzt.

    Als Kohlhaas nach Hause zurückkehrt, erfährt er von seinem Knecht, daß er zu Unrecht vertrieben worden sei. Daher reicht der Roßhändler eine Klage ein, die jedoch abgewiesen wird. Er wendet sich deshalb über den Staatshauptmann Heinrich von Geusau an den Brandenburger Kurfürsten. Doch die Bitte um Hilfe kommt nicht zu diesem selbst, sondern zu dessen Erzkanzler Graf Kallheim, der mit dem Junker von Tronka verwandt ist. Deswegen mißlingt auch dieser Versuch. Schließlich will die Frau von Kohlhaas versuchen, in die Burg des Junkers zu gelangen, um die Klage ihres Ehemannes noch einmal vorzubringen. Dabei wird sie aber von einer Wache der Burg verletzt und sirrt wenige Tage später an den Verletzungen. Vor dem Tod beschwört sie ihrem Mann, seinem Feind zu vergeben, wie es in der Bibel steht, und die Sache auf sich beruhen zu lassen.

    Kohlhaas, der seine Familie jedoch sehr geliebt hat, schwört nun ewige Rache. Er stellt dem Junker ein Ultimatum von drei Tagen, in denen er die Pferde durchfüttern und anschließend nach Kohlhaasenbrück zurückbringen sollte. Als die Tage vorübergehen und er keine Antwort erhält, verkauft er sein Grundstück und schickt seine Kinder zur Großmutter.

    Dann brennt er mit einigen seiner Knechte, die ihm treu ergeben sind, die Burg des Junkers nieder. Dabei tötet er mehrere Menschen, doch der Junker von Tronka kann über ein Kloster in die Stadt Wittenberg entkommen. So zündet Kohlhaas trotz der Gegenwehr des Landvogts die Stadt dreimal an. Die Wut der Bürger richtet sich nun gegen Wenzel von Tronka.

    Kohlhaas gelingt es mit dem kleinen Haufen von Anhängern, der sich mittlerweile um ihn gebildet hat, 500 Mann unter dem Befehl von Friedrich von Meißen, durch einen Überraschungsangriff zu besiegen. Kurz danach schlägt er 300 Männer des Landvogt in die Flucht. Nach einiger Zeit nennt man Kohlhaas bereits den “Mordbrenner”. Leipzig ist in Kriegsbereitschaft, kann jedoch gegen die immer größere Anzahl an Gegnern gegen Kohlhaas nichts ausrichten.

    Durch Martin Luther, den Kohlhaas sehr verehrt, bekommt er freies Geleit und die Klage wird von neuem vor Gericht gebracht. Der Pferdehändler legt die Waffen nieder. Auf das hinauf macht ihm der Kurfürst klar, daß er, wenn er den Prozeß verlieren würde, mit der ganzen Strenge des Gesetzes bestraft würde. Kohlhaas nimmt trotzdem die Bedingungen an. Da die Unruhe wächst, beschließt Kohlhaas zu fliehen. Doch die Flucht Mißlingt und Kohlhaas wird zum Tode verurteilt. Er soll nach Brandenburg gebracht werden, dies wird durch die Krankheit eines seiner Kinder verzögert.

    Als er endlich eintrifft wird nach der Kapsel, die er um den Hals trägt gefragt. Da erzählt er von einer Zigeunerin, die dem sächsischen und brandenburgschen Kurfürsten die Zukunft vorausgesagt hat. In der Kapsel befindet sich ein Zettel, der wichtige Nachrichten für den Kurfürsten von Sachsen enthält. Alle Versuche, den Zettel in seine Macht zu bringen, scheitern kläglich.

    Bevor Kohlhaas gehängt werden soll, liest er den Zettel und vernichtet ihn, indem er ihn aufißt. Der Kurfürst von Sachsen fällt sofort in Ohnmacht. Kohlhaas wird nun unter der Klage des Volkes hingerichtet und begraben.

     

    Diese Novelle ist im Winter 1804/05 entstanden, in einer verhältnismäßig ruhigen Periode des Dichters, als er in Königsberg tätig war. Vollendet wurde das Werk für die Buchausgabe erst 1810, doch schon zwei Jahre vorher hatte Kleist Teile davon in seiner Zeitschrift “Phöbus” abgedruckt. Da diese Zeitschrift in Sachsen erschien, mußte Kleist Teile des Werkes, die Sachsen stark angriffen, umschreiben. Er verlegte dabei das meiste der negativen Geschehnisse nach Brandenburg. Bei der späteren Buchausgabe in Brandenburg ging er nach dem gleichen Schema genau umgekehrt vor, indem er wieder Sachsen in den Mittelpunkt stellte.

    Teile der Novelle beruhen auf wahren Begebenheiten. Etwa im Jahre 1535 war ein Viehhändler namens Hans Kohlhaase mit seinem Vieh nach Sachsen unterwegs. In einer Schenke fiel er einigen Bauern auf, da er in Eile war. Die Bauern hielten ihn für einen Viehdieb, weil er in der Nacht weiterreiten wollte. Als ihn die Bauern zur Rede stellen wollten, zog Hans Kohlhaase sein Messer und bedrohte die Bauern. Deshalb nahmen ihm die Bauern die Pferde weg und verlangten, daß sie solange bei ihnen blieben, bis Kohlhaase genug Beweise gebracht hatte, daß die Pferde sein Eigentum wären.

    Als Hans Kohlhaase bei seiner Rückkehr erkannte, daß seine Pferde für die Feldarbeit benützt worden waren und er einen großen Betrag für die Fütterung bezahlen sollte, protestierte er bei verschiedenen Fürsten, die ihm jedoch nicht halfen. Als Rache plünderte er mehrere Orte und zündete sie an. Als er gefangen genommen und zum Tode verurteilt worden war, soll er auf dem Weg zu seiner Hinrichtung immer wieder gemurmelt haben: “Nunquam vidi iustum derelictum.” – “Niemals habe ich einen Gerechten verlassen gesehen…

  • Maria Stuart Interpretation

    Die ästhetische Erziehung des Menschen

    Um den Menschen aus dem leidenden, sinnlichen Zustand hin zum tätigen, denkenden Zustand zu führen, bedarf es eines mittleren Zustandes, der ästhetischen Freiheit.
    Des Menschen physischer Zustand wird veredelt, er ist nicht mehr nur passiv bestimmt sonder hat auch die aktive Bestimmung in sich. Der Mensch wird innerhalb der gegebenen sinnlichen Schranken eine Selbstständigkeit der Vernunft erfahren. Der schritt vom ästhetischen Zustand zum tätigen Zustand ist ungleich kleiner als vom leidenden zum ästhetischen. Der Mensch wird allgemein gültige urteilen und handeln, sobald er es nur will. Er braucht dazu nur wichtige Anlässe.
    Der Schritt des Menschen von der rohen Materie, vom blinden Leben zur Schönheit und Form soll die Natur ihm erleichtern. Von der Schönheit aber zu Wahrheit und Pflicht brauch es nichts als eine Aufforderung.

    Über das Pathetische und Über die Tragische Kunst

    Das Drama soll nicht eine wirklichkeitsgetreue Abbildung der Geschichte sein. Sie soll sich also nicht als historische sonder al poetische Wahrheit verstehen. Die poetische Wahrheit besteht darin, dass etwas geschehen hätte können, das also die Möglichkeit dafür vorhanden gewesen wäre.
    Die Tragödie hat den Zweck, Mitleid zu erregen, den Zuschauer zu rühren und an der Rührung zu ergötzen. Der Schriftsteller ist frei, die Wirklichkeit für diese Zwecke zu bearbeiten. Die Tragödie soll Nachahmung einer Handlung sein, welche Menschen im Zustand des Leidens zeigt. Nur so kann sie den gewünschten Zweck erfüllen. 
    Nun sind es aber nur sinnlich-moralische Menschen, die unser Mitleid erregen. Menschen, die sich von jedweder Sittlichkeit lossprechen, also zutiefst verkommen sind und solche, die sich der Sinnlichkeit entzogen haben und sich der reinen Intelligenz nähern, sind ungeeignet. Erstere sind zwar eines fürchterlichen Grades von Leiden fähig, der fehlenden Sittlichkeit wegen aber hilflos und von einer absoluten Untätigkeit der Vernunft gezeichnet. Das Resultat ist das Abwenden mit Abscheu und Unwillen des Lesers von diesen Wesen. Die Intelligenzbestien  sind aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Vergeistigung gar nicht mehr des Leidens fähig.
    Deshalb ist den gemischten Charakteren den Vorzug zu geben. Das Heldenideal liegt zwischen dem ganz Verwerflichen und dem Vollkommenen (Maria Stuart)

    Brief an den Herzog

    Die Gesellschaft war noch nicht bereit für eine Reform. Sie hat tierische Gewalt angewandt und ist weit entfernt von einer menschlichen Freiheit. Die Vernunft, das heisst die Theorien waren bereits da, nur hat die Umsetzung in die Praxis, in das Gefühl der Menschen nicht funktioniert. Die Menschen sind die gleichen geblieben. Die Hauptlaster sind die Verwilderung und die Erschlaffung, die tiefsten Zustände des Menschendaseins. Wobei die Erschlaffung oder auch Trägheit des bereits aufgeklärten Menschen verwerflicher ist als die Verwilderung des sinnlichen, noch nicht aufgeklärten Menschen. Nur der sittliche Charakter ist der Freiheit würdig; auf ihm aufbauend kann Kultur erst entstehen.
    Man kann dem Bürger erst eine Verfassung geben, wenn er reif dafür ist, also eine bestimmte Art Bürger/Mensch geschaffen wurde. Da aber keine Verfassung ohne die Gesinnung der Bürger entstehen kann, ist zu versuchen den Charakter ohne die Hilfe des Staates zu formen.
    Allgemein ist nur durch die Berichtigung der Begriffe, also durch die verstandesmässige Aufklärung durch die philosophische Kultur, und durch die Reinigung der Gefühle durch die ästhetische Kultur auf den Charakter einzuwirken. Wobei das erstere schon zur Genüge getan worden ist, sein nun das Hauptaugenmerk auf die Veredelung der Gefühle und die sittliche Reinigung des Willens zu richten.
    Hierbei soll wie schon gesagt die ästhetische Kunst (z.B. Theaterstücke wie Maria Stuart) agieren, indem sie dem Menschen hohe sittliche Ideale gibt und so einem Zerfall zur lediglichen Nachahmung des Zeitgeistes verbeugt.

    Das Lied von der Glocke

    Im Lied von der Glocke, ein ellenlanges Gedicht,  entwirft Schiller eine Gesellschaft, wie sie ihm richtig erscheint. Er erschafft damit bürgerliche Ideale, die bis ins 20. Jahrhundert Gültigkeit besitzen sollten. Das Leben der Menschen ist in verschiedene inhaltliche Abschnitte gegliedert: Die Jugend (Geburt bis erste Liebe), die Beziehung zwischen Mann und Frau (Heirat, Liebe, Familie), die Aufgabenbereiche von Frau und Mann (Haushalt bzw. Feldarbeit), die Machtlosigkeit des Menschen gegenüber den Naturgewalten, der Tod und die Begrenztheit, das Leben auf dem Land, das Leben als Bürger bzw. in der Stadt und die Absage an gewalttätige Lösungen („Wo rohe Kräfte sinnlos walten…“)
    Er beschreibt darin das Entstehen einer Glocke. Die vom Meister, bzw. vom Künstler geschaffene Glocke steht für Beständigkeit. Kunstwerke formen die Gesellschaft und halten sie zusammen. Dies ist die Aufgabe des Künstlers (siehe auch andere Abschnitte)

    Maria Stuart

    Schiller bearbeitet den Stoff der Maria Stuart. Elisabeth ist ein illegitimes Kind Heinrichs VIII. Maria aber die legitime Urenkelin und könnte demnach Anspruch auf den Thron erheben. Diese Situation wird im Vertrag von Edinburhg zu gunsten Elisabeths geregelt. In Wirklichkeit erkennt Maria diesen Vertrag nicht an, im Stück tut sie es aber. Ihre Verurteilung beruht auf einem Gesetz, dass einen Anschlag auf die Königin oder die Anstiftung dazu mit dem Gedanken selber auf den Thron zu steigen, mit dem Tod bestraft.

    Maria Stuart ist auf Schloss Fotheringhay gefangen, mit ihrer Dienerin Kennedy. Bewacht wird sie von Paulet. Man erfährt, dass Maria ihren Mann hat umbringen lassen. Mortimer, der Neffe Paulets, gibt sich als Freund zu erkennen. Maria gibt ihm den Auftrag, sich an Leicester, ihren Freund am englischen Hofe, zu wenden. Maria ist von Richtern verurteilt worden, sie bestreitet aber die Rechtmässigkeit des Gerichtes. Nur Elisabeth könne sie zum Tode verurteilen. Burleigh, der Berater der Königin, ist von der Notwendigkeit Marias Hinrichtung überzeugt, würde sie auch heimlich ermorden lassen.
    Am Hof wird über die Hinrichtung Marias diskutiert. Elisabeth möchte nicht den Richtspruch fällen. Burleigh ist voll dafür, Talbot voll dagegen. Maria wünscht ein Treffen. Leicester drängt auch dazu, er ist in Maria verliebt aber mit Elisabeth vertraut. Er täuscht sie extrem.
    Mortimer spielt Elisabeth vor, Maria für sie umzubringen. Mortimer und Leicester geben sich einander zu erkennen. Schlussendlich stimmt Elisabeth einer Hinrichtung Marias zu.
    Die beiden Damen treffen sich im Park von Fotheringhay. Maria unterwirf sich Elisabeth zuerst. Ihr Stolz überwiegt aber und sie verkracht sich total mir ihr. Sie ist sich der Rettung sicher während Kennedy befürchtet, dass dies ihr Todesurteil gewesen sei. Mortimer will Maria mit eine gewaltvollen Aktion befreien, Maria ist bestürzt. Es wird klar, dass er sie besitzen will und wahnsinnig in sie verliebt ist.
    Es wurde ein Attentat auf Elisabeth verübt, sie hat es aber überlebt. Burleigh mach Leicester klar, dass er ihn durchschaut hat und dieser sich vor der Königin verantworten müsse. Mortimer bedrängt Leicester mit einer gewaltvollen Befreiung Marias. Der will aber nicht und verrät ihn und will ihn festnehmen lassen. Mortimer flieht in den Freitod.
    Ein Brief von Maria an Leicester verrät diesen endgültig. Elisabeth ist gewillter, das Todesurteil zu unterzeichnen. Das Volk verlangt die Hinrichtung Marias. Elisabeth beklagt ihre Situation, sie will nicht als Mörderin gelten. Schlussendlich unterzeichnet sie doch, gibt alle Schuld Maria. Burleigh entreisst Davidson das Schreiben.
    Maria findet sich mit dem Tod ab. Sie beichtet und bereut alles. Sie sagt sich von allem irdischen Gut los und schreitet würdevoll zum Schafott. Während ihrer Hinrichtung bricht Leicester zusammen. Es wird klar, dass Maria gar kein Attentat auf Elisabeth geplant gehabt hat, aufgrund einer Falschaussage wurde sie verurteilt. Elisabeth weist die Schuld von sich und verbannt Burleigh. Sie wird von all ihren Getreuen verlassen und steht am Schluss allein da.

    Maria entspricht Schiller Bild der reinen Sittlichkeit. Sie macht eine Wandlung durch; in den drei von Schiller entworfenen Zuständen; zuerst hofft sie auf Befreiung, strebt nach Macht, sie Wechselt ihre Einstellung bei der Ankunft ihres Todesurteils und weint schliesslich um die, die ihr nahe stehen. Ihr gegenüber steht der gesamte Hof an dem fleissig getäuscht und gelogen wird (höfische Täuschung). Insbesondere Elisabeth steht als starker Konrast zur reinen Sittlichkeit Marias. Mortimer steht für die zum Scheitern verurteilte Lösung durch Gewalt.
    Um diesen Eindruck zu erreichen, verfährt Schiller mit dem historischen Stoff seiner Theorie gemäss. Er ändert ihn nach Belieben ab.

    Die Zusammenfassungen von Herr Freihofer sind unbedingt auch zu beachten. Sie behandeln kurz und bündig die Form (Drama) und Sprache des Stückes.
     

  • Als Hitler das rosa Kaninchen Stahl Zusammenfassung Facharbeit

    Als Hitler das rosa Kaninchen Stahl Judith Kerr

    1. Bibliographische Angabe/Angabe
    zur Autorin

    Judith Kerr wurde am 14. Juni 1923 in Berlin geboren. Sie ist die Tochter des in
    der Weimarer Republik populären deutsch-jüdischen Theaterkritikers,
    Schriftstellers und Journalisten Alfred Kerr, der 1948 nach einem Schlaganfall
    den Freitod wählte, und seiner Frau Julia. Ihr zwei Jahre älterer Bruder Michael
    Robert Emanuel Kerr wurde britischer Jurist und Buchautor. Er verstarb 2002.
    1933 floh sie mit ihrer Familie vor dem bevorstehenden Naziregime, dass für
    Juden keine glückliche Zukunft zu versprechen schien. Außerdem war ihr Vater
    ein Kritiker und Gegner der Politik Adolf Hitlers, was die Lage umso
    bedrohlicher werden ließ.
    Es blieb der Familie also nichts anderes übrig, als Deutschland zu verlassen,
    sofern sie sich in bestmöglicher Sicherheit wiegen wollte.
    Als sie Flucht antraten, war Judith gerade neun Jahre alt. An eine glückliche
    und wohlbehütete Kindheit war von nun an nicht mehr zu denken.
    Alfred Kerr verlässt Deutschland im Februar 1933. Gemeinsam mit ihrer Mutter
    und ihrem Bruder, folgte sie im März desselben Jahres dem Vater, der sie
    bereits in Zürich erwartete. Da es für den Vater immer schwieriger zu werden
    schien, finanziell für die Familie zu sorgen, war diese von Geldsorgen geplagt.
    Auf der Suche nach besseren Verdienstmöglichkeiten verließen sie die
    Schweiz, wo sie nur etwa ein halbes Jahr verbracht haben, um ihr Glück in
    Paris zu versuchen. Bereits 1935 verlassen sie Frankreich in Richtung London.
    Neben der schwerwiegenden finanziellen Misere, gab es noch einen weiteren
    Faktor, der das Leben maßgeblich erschwerte: Die Angst. Es war zweifelsohne
    nicht abwegig daran zu denken, dass deutsche Truppen dort einmarschierten,
    wo sie Unterschlupf gesucht hatten.
    Judith blieb auch nach Kriegsende in London, obwohl ihre Eltern nach
    Deutschland zurückkehrten, da sie nicht in einem Land leben wollte, in dem sie
    sich unerwünscht fühlte. Hier machte sie ihren Schulabschluss, und war
    während des Krieges für das Rote Kreuz tätig. An der Central School of Arts
    and Crafts studierte sie (nach 1945) drei Jahre Kunst, bevor sie freiberuflich als
    Textdesignerin und Malerin tätig wurde, und nicht nur zahlreiche Kinderbücher,
    sondern auch Drehbücher für Fernsehfilme, schrieb. Ihre Arbeit bei der
    britischen Rundfunkgesellschaft BBC, der sie ab 1953 nachging, gab sie eines
    Tages gänzlich auf, um sich voll und ganz der Arbeit als Autorin und Illustratorin
    von Kinderbüchern hinzugeben. Zu den populärsten Werken dieser Art gehört
    die Bilderbuchreihe vom „Kater Mog“.
    1954 heiratete sie den englischen Drehbuchautor und Schriftsteller Thomas
    Nigel Kneale, und blieb mit diesem, bis zu seinem Tod am 29. Oktober 2006,
    zusammen. Aus dieser Ehe kamen zwei Kinder hervor, eine Tochter und ein
    Sohn.
    Der Sohn, Matthew Kneale, scheint in die Fußstapfen seiner Eltern zu treten. Er
    ist Autor, und weist seinerseits bereits literarische Erfolge auf.
    Judith suchte Deutschland nur noch besuchsweise auf, und merkte, als sie
    einmal ihre Mutter besuchte, wie fremd Deutschland ihr geworden war.
    In ihren bekanntesten Werken „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“, „Warten
    bis der Frieden kommt“ und „Eine Art Familientreffen“, die zusammen eine
    Trilogie ergeben, beschreibt sie nahezu autobiografisch einen Teil ihres
    Lebens.
    Für das Buch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ erhielt Judith Kerr 1974 den
    Deutschen Jugendliteraturpreis.

    2. Inhaltsangabe

    Der Kinder- bzw. Jugendroman „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ von Judith
    Kerr beschäftigt sich inhaltlich mit der Geschichte einer jüdischen Familie, die
    sich auf der Flucht vor dem Naziregime in Deutschland befindet. Hiermit
    verarbeitet die Autorin ihre eigenen Kindheitserlebnisse.
    Die Familie, um die es sich in diesem Werk handelt, setzt sich aus den
    Personen Anna, ihrem Bruder Max, ihrer Mutter und ihrem Vater, einem
    bekannten jüdischen Schriftsteller, zusammen. Zunächst lebt die Familie in
    Berlin, doch die Reichstagswahlen, und der damit einhergehende befürchtete
    Wahlsieg der NSDAP, lassen zunächst den Vater nach Prag, dann in die
    Schweiz fliehen. Die übrigen Familienmitglieder folgen einige Tage später nach
    Zürich, wo sie sich die Familie erneut vereint sieht. Sowohl ihre Freunde, als
    auch Heimpi, die Haushälterin der Familie, bleiben zurück. Da es unmöglich ist,
    alles mitzunehmen, muss das Gepäck auf das Nötigste beschränkt werden.
    Somit bleibt also auch ein großer Teil ihres Besitzes in Berlin.
    In der Schweiz lebt die Familie anfangs in einem der besten Hotels, was jedoch
    nicht von langer Dauer ist, da sich die finanzielle Situation immer mehr zuspitzt,
    als es für den Vater immer schwieriger wird seine Artikel zu veröffentlichen, da
    die Schweizer eher an neutralen, als an kritischen Veröffentlichungen
    interessiert sind. Da Anna erkrankt ist, warten sie jedoch die vier Wochen bis zu
    ihrer Genesung ab bis sie das Hotel verlassen. Innerhalb dieser vier Wochen ist
    viel geschehen. Wie bereits befürchtet gewinnt die NSDAP die Wahlen, so dass
    die jüdische Familie sich dazu gezwungen sieht, zunächst in der Schweiz zu
    bleiben.
    Sie finden jedoch eine kostengünstige Alternative zu dem Hotel. Sie ziehen in
    den Gasthof einer Familie namens Zwirn. Die Kinder freunden sich schnell mit
    den Kindern der Zwirns an.
    Als ein guter Bekannter der Familie, den sie Onkel Julius nennen, zu Besuch
    kommt, erfahren sie, was in Deutschland vor sich geht. Die Bücher des Vaters
    sind beispielsweise der Bücherverbrennung der Nazis zum Opfer gefallen.
    Zwischenzeitlich wird sogar ein Kopfgeld auf den Vater ausgesetzt. Von akuter
    Geldnot geplagt, vermutet der Vater bessere Verdienstmöglichkeiten im
    Ausland. Diesmal geht es – zunächst wieder nur für ihn – nach Paris. Die
    Familie folgt schließlich. Auch hier ist nicht an ein Leben, wie sie es aus Berlin
    kannten, zu denken. Statt in einem eigenen Haus zu leben, ziehen sie in eine
    sehr kleine Wohnung. Trotz der Überwindung anfänglicher Probleme, wie der
    Sprachbarriere beispielsweise, führt die Arbeit des Vaters – für Pariser
    Zeitungen – zu keiner ernstzunehmenden Entspannung der finanziellen Lage.
    Daraufhin entschließt er sich den Versuch zu starten ein Filmskript über
    Napoleon zu schreiben, das zunächst jedoch wenig erfolgsversprechend wirkt,
    da sich anscheinend kein Interessent in Frankreich finden lässt. Schließlich wird
    es jedoch von einer englischen Firma gekauft, so dass der Weg die Familie im
    Anschluss daran nach London führt.
    Als sie am Londoner Bahnhof in ein Taxi steigen, endet der erste Teil der
    Trilogie.

    3. Deutung des Einbandes
    Schon ein kurzer Blick auf den Einband genügt, um festzustellen, dass es sich
    in der Geschichte wohl um eine Reise handeln wird, die in Paris zu enden
    scheint. Die verhältnismäßig groß ausgelegte Darstellung eines Mädchen, dass
    alles andere als fröhlich zu wirken scheint, lässt den Schluss zu, dass eben
    diese Reise eher widerwillig angetreten wird. Anhand des Zuges und der
    Kleidung des Mädchens lassen sich Schlüsse auf die Zeit, in der die Handlung
    der Lektüre spielt, ziehen. Bevor ein endgültiges Reiseziel Paris erreicht wird,
    scheint es so zu sein, dass das Mädchen eine abenteuerliche Odyssee, mit
    dem Zug, vor- bzw. hinter sich hat.
    Der Blick des Mädchens wirkt äußerst ängstlich, und lässt vorausschauend
    Rückschlüsse auf eine schmerzlich zu verkraftende Trennung zu.
    Die Trennung könnte sich eventuell auf das rosa Kaninchen, welches sie in
    ihren Händen hält, beziehen. Das ganze Bild von dem Mädchen und ihrem rosa
    Kaninchen erinnert stark an die typisch judäo-christliche Darstellung der
    Jungfrau Maria und dem Jesus Kind, dass sie geborgen in ihren Armen wiegt
    oder einer Madonnendarstellung, die sich besonders in Frankreich großer
    Popularität erfreut.
    Der Zug, der sich S-förmig um das Mädchen herumschlängelt, zeigt somit
    symbolisch an, das die Reise sie auf Umwegen an eines ihrer Ziele, Paris, zu
    führen scheint. Die Brücke, auf dem der Zug sich bewegt, könnte ein Zeichen
    dafür sein, dass es eine Verbindung von mehreren verschiedenen Kulturen gibt,
    die das Mädchen auf ihrer Reise kennen lernen wird.
    Einzelne Säulen der Brücke könnten als Eckpfeiler bzw. Stationen ihres Lebens
    gedeutet werden.
    Bis auf das Reiseziel Paris am Horizont und dem Zug ist nicht viel zu erkennen,
    sodass es den Anschein hat, als ob das Mädchen vor dem Nichts stehen
    würde. Auch wenn es jetzt anhand der Kleidung noch wohlhabend wirkt, scheint
    die ganze Szene darauf hinzuweisen, das dies nicht mehr von allzu langer
    Dauer zu sein scheint und Unheil im Verzug ist.

    4. Textanalyse/Textuntersuchung
    Durch das personale Erzählverhalten in der Er/Sie-Form, das den Fokus auf die
    Hauptprotagonistin Anna legt, ist es für den Leser schneller ersichtlich in
    welcher Situation sich das Mädchen mit ihrer Familie befindet. Sowohl die
    Schrift, als auch die Zeilenabstände, weisen eine angemessene Größe auf, die
    dazu führt, dass ein angenehmes Lesen erfolgen kann. Der Satzbau wird
    dominiert durch eher einfache und kurze Konstruktionen, ohne großartige
    Verschachtelungen, was ein flüssiges Lesen ermöglicht.
    Die Sprache und auch der Satzbau ist leicht verständlich in vierzehn Kapitel auf
    240 Seiten aufgeteilt, und überfordert somit die dafür prädestinierte
    Altersgruppe – der ab Elfjährigen – nicht. Besonders auffällig ist hierbei, dass
    grausame Ereignisse dieser Zeit nicht derart detailliert beschrieben werden,
    dass sie Traumata beim Leser auslösen könnten. Auf den Seiten 100 und 101
    ist hierfür ein Beispiel, als Anna Teile eines Gespräches zwischen ihrer Mutter
    und ihrer Großmutter mitbekommt, in dem es um Konzentrationslager geht, was
    „ein besonderes Gefängnis für Leute war, die gegen Hitler waren“.
    Durch die angewandte Innenperspektive wird das Eintauchen in die Gefühlswelt
    der Hauptfiguren erleichtert. Untermalt wird dieses auch durch die teilweise
    kindlich-naive Sprach- und Denkweise von Anna.
    Ein Beispiel hierfür ist Annas Vorstellung von dem Begriff Kopfgeld, den sie in
    einem ihrer zahlreichen Albträume verarbeitet (Seite 110/111) . Fortan
    durchlebt sie Angstzustände, dass ihr Vater von tausenden Geldstücken, die
    auf seinen Kopf niederprasseln, verschüttet werden könnte. Erst als sie ihren
    Traum und die damit verknüpfte Vermutung unter Tränen ihrem Bruder Max
    offenbart, tröstet der Anna und erklärt ihr den Begriff des Kopfgeldes auf eine
    sachlich humorvolle Art, um sie zu beruhigen (Seite 113 – 114) .
    Ihre häufigen Träume lassen die Annahme zu, dass Anna ein besonders
    subtiles Gespür für Bedrohungen hat. Bei Heranwachsenden scheint dies
    relativ verbreitet zu sein, was darauf zurück zu führen sein könnte, dass sie
    aufgrund mangelnden Hintergrundwissens komplexe Strukturen mit den bei
    ihnen bereits vorhandenen mentalen Kompetenzen aufzuarbeiten versuchen.

    Dies äußert sich explizit in dem fast schon hellseherischen und
    metaphorischen Traum, in dem sie die unterschwellige antisemitische
    Diskriminierung der Concierge voraussieht, die sich mit der Angst vor eventuell
    bevorstehenden Übergriffen oder Einmärschen seitens der Nazis vermischt.
    Dies begründet sich durch die Aussage des „braunen Schimmers“. Die Aussage
    „Der braune Schimmer wurde dichter“ lässt die kommende Massenhysterie
    erahnen (Seite 148 und 149) . Gegenwart, Zukunft aber auch Vergangenheit
    vermengen sich zu den zentralen Motiven der Epoche, Visionen und
    Rückblenden ergeben ein Ganzes. Hier taucht auch wieder der verstorbene
    Hund ihrer Großmutter auf (Seite 98: „ Er ist ertrunken.“), der zu einem
    Zeitpunkt starb, an dem sie das erste Mal bewusst aufgrund ihrer jüdischen
    Herkunft mit dem aufkeimenden Rassenhass, der Hitlerdeutschland in nie zuvor
    da gewesenen Dimensionen überschwemmte, konfrontiert wird (Seite 86 – 90) .
    Ihre gegenwärtige Angst vor der fremden Sprache, die sie nicht beherrschte,
    gepaart mit dem unbändigen Druck, auch – wie ihr Bruder Max – eine richtige
    Schule besuchen zu können, manifestierte sich in dem Traum dadurch, dass
    sie die Beine des Hundes nicht auf französisch zählen konnte, obwohl
    Mathematik ihr Lieblingsfach ist (Seite 148 und 149).
    Verwunderlich ist, dass das im Titel erwähnte „rosa Kaninchen“ nur sporadisch
    zweimal am Rande erwähnt wird. Zum einen, als Anna sich kurz vor dem
    Verlassen Berlins zwischen einem der zwei Kuscheltiere, Kaninchen und Hund,
    entscheiden muss. Sie entscheidet sich für das neue und noch völlig intakte
    Hündchen und gegen das alte, schon mehrfach geflickte verwaschene rosa
    Kaninchen (Seite 33). Dies scheint ein Synonym dafür zu sein, alles Alte hinter
    sich zu lassen und sich auf das Neue einzulassen. Im späteren Verlauf taucht
    das Kaninchen noch einmal im Geschehen auf, als die „Konfiszierung des
    Eigentums“ (Seite 58) erwähnt wird, sehnt sie sich nach ihrem rosa Kaninchen.
    Daraus lässt sich schließen, dass sie sich nach der alten glücklichen und
    harmonischen Zeit mit Heimpi in ihrem alten Haus in Berlin zurück wünscht
    Seite 58 und 59).
    Parallelen zur Sehnsucht der vergangenen harmonischen Zeit in ihrer Heimat
    Berlin zeigt auch ihre Beziehung zu Onkel Julius auf.

    Dieser ist, ähnlich wie das Kaninchen, ein Synonym für das Zurückgelassene.
    Gleichzeitig dient er als einzige Brücke dazu, Informationen darüber zu
    erhalten, was in Deutschland, in ihrer Abwesenheit, vor sich geht. Dies
    geschieht anfänglich noch über Besuche, im späteren Verlauf lediglich über
    Briefwechsel (z.B. Seite 138).
    Wichtige geschichtliche Vorkommnisse werden nur beiläufig erwähnt, wobei
    Onkel Julius als eine Art Bote dafür fungiert. Beispielsweise mit der Aussage
    gegenüber dem Vater „Du weißt natürlich, dass sie alle deine Bücher verbrannt
    haben?“ (Seite 65) spielt er auf die Verbrennung literarischer Werke, von den
    Nazis als systemfeindlich angesehener Autoren, an. Schon im anfänglichen
    Verlauf der Geschichte deutet sich diese Rolle an.
    Als er am Nachmittag des Tages nach dem Reichstagsbrand vorbeikam, „sagte
    er zum ersten Mal nichts davon, dass Mama in ein paar Wochen wieder in
    Berlin sein würde“ (Seite 32).
    Auffällig ist, dass die Gräueltaten und politischen Vorkommnisse des Dritten
    Reiches nicht zentrales Thema in diesem als „zeitgemäßen Jugendklassiker“ zu
    deklarienden Werk sind, sondern das Leben als Emigranten und welche
    Probleme damit verbunden sind. Häufig wechselnde Wohnverhältnisse, Kulturund
    Sprachbarrieren, sowie andere Sitten und Gebräuche sind
    ausschlaggebende Merkmale hierfür.
    Dies äußert sich stark in Annas Problem, die französische Sprache erst zu
    erlernen, und anschließend auch in eben dieser zu denken. „Die Worte
    schienen aus dem Nichts zu kommen, sie kamen in vollendetem Französisch,
    ohne dass sie überhaupt nachdenken musste. Sie war so erstaunt, dass sie
    ganz still stehen blieb […]“ (Seite 194). Dieses ist ein klassischer Beleg dafür,
    wie schwer der Weg bis zu diesem einschneidenden Erlebnis für sie gewesen
    sein muss.
    Eine weitere Begebenheit schildert das Kennerlernen fremder Riten und die
    damit einhergehende mögliche Fehlinterpretation, als Annas Mutter
    beispielsweise eine Situation falsch deutet, in der Anna von einer Horde Jungen
    verfolgt und mit Gegenständen beworfen wird. Sie beschützt ihre Tochter vor
    dem vermeintlich böswilligen Übergriff, in dem sie die Jungen verjagt und sogar

    zwei von ihnen schlägt. Erst einige Zeit später erfährt sie von ihrem Sohn den
    wahren Hintergrund dieses fremdartigen Brauches. Hierbei handelt es sich
    lediglich um einen Liebesbeweis, den Jungen in der Schweiz als eine Art
    „Balzritual“ ihrer Angebeteten gegenüber vollziehen (Seite 74 – 76) .
    Des Weiteren zieht sich das Thema der Heimatlosigkeit wie ein roter Faden
    durch die gesamte Handlung. Folgende Textauszüge geben ein Beispiel für
    diese von uns aufgestellte These:
    „Aber es wird nicht dasselbe sein – wir werden nicht mehr hierher gehören.
    Glaubst du, dass wir jemals irgendwo richtig hingehören werden? […]“ (Seite
    234).
    „Wir haben keine Heimat. Wenn man kein Zuhause hat, dann muss man bei
    seinen Leuten bleiben“ (Seite 226). Diese Aussage zeigt die Aktualität des
    Themas. Auch heute gibt es viele Zuwanderungsgruppierungen
    verschiedenster Herkunft, die sich im Exil oder Asyl, eher innerhalb ihrer
    eigenen „Landsleute“ bewegen. Teils aus Angst vor dem fremden Land, in dem
    sie nun wohnen, teils auch, um Sicherheit und Geborgenheit in der Fremde zu
    haben.
    Es gibt natürlich hierbei auch negative Beispiele, in denen es überhaupt nicht
    gewollt ist, sich in der neuen Kultur und Umgebung, seitens der Migranten zu
    integrieren. Belege dafür sind hierzulande Wohnviertel, die überwiegend von
    Zuwanderern gleicher Herkunft bewohnt werden, und die zunehmende Anzahl
    an exotischen und fremdartig wirkenden Einkaufsmöglichkeiten. Dies ist für die
    jeweilige Minderheit ein Stück „alte“ in der „neuen Heimat“.
    Dadurch hat die Geschichte auch über 30 Jahre nach seiner
    Erstveröffentlichung nach wie vor nicht an seiner Aktualität verloren.
    Deutschland ist mittlerweile zu einem beliebten Zuwanderungsland für viele
    verschiedene ethnische und politisch Verfolgte aus allen Herren Länder
    geworden.
    Gerade deshalb kann dieser autobiographisch anmutende Roman folgerichtig
    mit der bereits oben erwähnten Zielgruppe der ab Elfjährigen thematisiert
    werden. Gewiss werden sich in den Reihen der Schüler und Schülerinnen
    mehrere Personen mit Migrationhintergrund auffinden lassen, die von ähnlichen

    Schicksalen zu berichten wissen oder sich in der Geschichte von dem jüdischen
    Mädchen Anna und ihrer Familie wiederfinden. Da wir mittlerweile in einer
    multikulturellen Gesellschaft leben, wird jeder sicherlich bereits die eine oder
    andere Erfahrung mit Mitbürgern anderer Herkunft gemacht haben oder gehört
    selbst zur Gruppe jener.

    5. Charakterisierung der Hauptpersonen
    Anna ( aus dem hebräischen „Anmut, Liebreiz, die Begnadete) besticht durch
    ihre detailgetreue Beobachtungsgabe, die sie an viele Alltagssituationen
    unbekümmert herantreten lässt. Dies äußert sich speziell bei ihrem Aufenthalt
    in der Schweiz, als sie in der ansässigen Dorfschule die bestehenden
    Strukturen durchbricht, indem sie einfach die für sie unverständliche und
    unsinnige Sitte der Geschlechtertrennung, die selbst beim Spielen vorherrschte,
    durchbrach. Sie konnte es nicht mehr aushalten, die Jungen beim Spielen zu
    beobachten, sodass sie sich eines Tages unvermittelt zu den Jungen gesellte,
    um einem von ihnen das Radschlagen beizubringen (Seite 69). Wenn sie
    etwas machen möchte, drängt sie ihre ungeduldige und forsche Art dazu, recht
    schnell ihrem Bauchgefühl nachzugehen. Dadurch gerät sie oft in Situationen,
    in denen sie andere Mitmenschen überrascht oder auch überrumpelt. Ein
    Beispiel wäre die Begebenheit, als sie und ihr Bruder Max in einem
    französischen Schreibwarengeschäft ohne groß vorhandene Sprachkenntnisse
    versuchen, Bleistifte zu kaufen und Anna den Verkäufer, am helllichten Tage,
    mit „Bonsoir, Madame!“ (Seite 129) begrüsst.
    Da Anna auch ein recht aufgewecktes und intelligentes junges Mädchen ist, ist
    es ihr nie sonderlich schwergefallen, Anschluss zu finden und neue Freunde zu
    gewinnen und aufkommende Konflikte souverän zu meistern.
    So kühn und tapfer sie auch nach außen hin wirkt, so ängstlich und zerbrechlich
    ist ihr Inneres, was sie dazu treibt, sich selbst einem enormen Druck
    auszusetzen. Der folgende Textbeleg weist darauf hin:
    „Anna hatte das Gefühl, dass Max in dieser neuen Welt, in der sie leben
    mussten, enorme Vorschritte machte, und sie fürchtete, dass sie ihn nie mehr
    einholen würde“ (Seite 146).
    Ihre empathische einfühlsame Ader lässt sie oft das Leid und die Sorgen ihrer
    Familie durchleben. Auf naive Art und Weise wünscht sie sich zeitweise sogar,
    das Leid anderer Familienmitglieder stellvertretend auf sich projizieren zu
    können, um damit die einstige Harmonie, die vor der Flucht in Berlin
    vorherrschte, wieder herzustellen. Auf Seite 147 wird dieses besonders

    deutlich, als sie versucht ihrem Vater die quälenden Albträume abzunehmen,
    um diese zu ihren zu machen.
    Erschreckenderweise scheint dieses zu gelingen, als sie darauf hin den bereits
    schon geschilderten Traum auf den Seiten 148 und 149 träumt.
    Max ( aus dem Lateinischen, Kurzform von Maximilian „ der überaus Große“)
    scheint so sehr darunter zu leiden, anders zu sein als andere (Seite 160), dass
    er stets danach strebt, sich in der neuen Umgebung möglichst schnell
    anzupassen bzw. zu integrieren, um gar nicht erst als Fremder aufzufallen.
    Er versucht sowohl die Sprache, Sitten und Gebräuche des jeweiligen Landes,
    welche ihm und seiner Familie als Zwischenstation ihres Weges dienen,
    anzunehmen. In der Schweiz ist es der eigenartig anmutende Brauch, einem
    Mädchen seine Liebe zu gestehen, indem die um die Gunst des weiblichen
    Wesens Werbenden ihre Angebetete mit Steinen, Schuhen oder sonstigen
    Objekten bewerfen (Seite 77). Als in Frankreich bei einen Besuch bei der
    Familie Fernans über ihn gesagt wird, „Max könnte man manchmal für einen
    französischen Jungen halten“ oder Annas Aussage „Du siehst genau aus wie
    ein französischer Junge“(Seite 176, Seite 160).
    Ähnlichkeiten zu Annas Verhalten, sich selbst unter Druck zu setzen, weist
    auch er auf. Dies ufert des öfteren in Streitigkeiten zwischen den beiden
    Geschwistern aus (z. B. Seite 150).
    Der Vater wird in der gesamten Geschichte nie namentlich erwähnt. Er wird
    lediglich als „Papa“ betitelt.
    Auffällig ist bei diesem Protagonisten, dass er die typisch traditionelle Vaterrolle
    verkörpert. „Der Mann bringt das Geld nach Hause“ ist eine allseits bekannte
    Redensart, die als Sinnbild dafür verwendet werden kann. Er versucht stets
    seine Familie bestmöglich zu ernähren bzw. finanziell zu unterhalten, was
    schließlich dazu zu führen scheint, dass er an dieser Aufgabe zu zerbrechen
    droht.
    Der Weg, der ursprünglich so leicht zu werden schien, als sie noch in Berlin
    lebten, ein Haus besaßen und ein sorgenfreies Leben führten, lässt ihn auf der

    Flucht vor den Nazis, nach ständig neuen Alternativen suchen, die die Familie
    zurück in eine hoffentlich bessere – finanziell abgesichertere – Zukunft führen
    soll. Dieser Weg führt ihn aus Berlin nach Prag, dann nach Zürich, im
    Anschluss daran nach Paris, bevor die Reise vorerst in London endet.
    Wenn er Arbeit sucht, ist er ständig unterwegs, hat er welche, geht er diese
    vorwiegend in seinem Zimmer nach, in dem er auch schläft. Dadurch ist er sehr
    wenig an der Erziehung der beiden Kinder beteiligt und bekommt nicht viel von
    ihren Sorgen und Ängsten mit. Ist er an der Erziehung beteiligt, fällt er eher
    durch Lob als durch Tadel auf. Dies wird besonders auf den Seiten 216 und 217
    deutlich, als er Freude über den sehr guten Schulabschluss von Max und die
    Auszeichnung für Annas Prüfungsaufsatz äußert, für die er sogar ganz gegen
    seine Prinzipien verstieß.
    Er „unterbrach seine Arbeit, um die großartige Neuigkeit zu hören“ (Seite 216),
    dass sein Sohn Max mit dem „prix d’exellence“ ausgezeichnet wurde.
    Aber auch als er davon erfuhr, dass Anna für einen der „zwanzig besten
    französischen Aufsätze“ innerhalb der Prüfungen zum „cerificat d’études“
    prämiert wird, „freute er sich genauso wie über den prix d’exellence, den Max
    bekommen hatte.
    ‚Es ist das erste Geld, das du als Berufsschrifstellerin verdienst’, sagte er. ‚Es
    ist wirklich bemerkenswert, dass du es in einer Sprache verdient hast, die nicht
    deine eigene ist’“ (Seite 217).
    Die Mutter wird – wie der Vater auch – an keiner Stelle namentlich erwähnt,
    und analog zum Vater als „Mama“ betitelt.
    Im Gegensatz zur – von Anfang an – traditionell ausgelegten Rolle des Vaters,
    wird diese bei der Mutter erst im späteren Verlauf der Geschichte ersichtlich.
    Dadurch, dass die Familie in Berlin auf eine Haushälterin, Heimpi, zurückgreifen
    kann, da diese zu dem Zeitpunkt noch finanzierbar ist, sieht sich die Mutter
    nicht im Zugzwang dieser Rolle nachzukommen.
    Da sich die finanzielle Situation der Familie jedoch drastisch [zum Negativen]
    verändert, sieht sie sich erst dann wirklich dazu verpflichtet, ihrer eher
    traditionell ausgelegten Rolle als Frau in der Familie nachzukommen, als sie

    Berlin gemeinsam mit ihren beiden Kindern verlässt, um dem Vater nach Zürich
    zu folgen. Als sie schließlich das Lob „Deine Mutter versteht zu kochen“ (Seite
    179) für ihre Kochkünste erhält, ist sie hellauf begeistert.
    Obwohl sie sich ihres Elends bewusst ist, versucht sie dennoch weitgehend auf
    Hilfe von Außen zu verzichten, was das Beispiel zeigt, in dem sie auf Almosen
    in Form von Stoffen, die Großtante Sarah ihr anbietet, verzichten will.
    Diese kommentiert dieses mit „Ach – immer noch so stolz“ (Seite 169).
    Onkel Julius ist der „väterliche“ Freund von Anna und ein guter Freund der
    Familie (Seite 29). Er ist Naturwissenschaftler, der in Berlin beschäftigt ist.
    Sein Lieblingsort ist der Zoo, wo er viel Zeit verbringt und diesen auch oft mit
    Anna besucht (Seite 31). „Ich vermisse unsere Besuche im Zoo“, sagte er zu
    Anna (Seite 67).
    Er geht unbekümmerter als Annas Vater mit der drohenden Gefahr, die von den
    Nazis ausgeht, um. Leichtfertig geht er mit der Tatsache um, dass er jüdischer
    Herkunft ist, als er meint: „Ich bin nicht einmal jüdischer Herkunft, wenn man
    meine arme alte Großmutter aus dem Spiel lässt!“ (Seite 68).
    Dennoch bemerkt er die Veränderungen in Deutschland, als er sagt „Die
    Situation muss sich ändern“ (Seite 68).
    Trotzdem verlässt er Deutschland nicht und harrt so lange aus, bis er seinen
    Arbeitsstelle und Wohnung verliert, und zu guter letzt auch noch den bis dato
    lebenslangen freien Eintritt in den Zoo. Dies wird auf den Seiten 230 und 231
    besonders deutlich. Sein Lebensinhalt wurde ihm geraubt. „Er konnte nicht
    schlafen und aß nicht richtig“ (Seite 230). Anstatt sozialen Kontakten
    nachzugehen, schottete er sich von seiner gewohnten Außenwelt ab, und
    „verbrachte die Sonntage in seinem Zimmer und starrte zu dem
    gegenüberliegenden Dach hinüber, wo die Spatzen sich tummelten“ (Seite
    231). Allem Anschein nach ist er also in Depressionen verfallen, die letzten
    Endes zu seinem Freitod führten.

    6. Pädagogische Zielsetzung
    Das Buch kann sehr gut als Einführung in eine ausgiebige Themenreihe zu
    Schicksalen in der NS-Zeit eingesetzt werden – eventuell auch als Einstieg für
    die Lektüre „Das Tagebuch der Anne Frank“.
    Da es sich um eine ernstzunehmende Thematik handelt, eignet sich der Roman
    nicht zur leichten Unterhaltung und dient auch nicht als alltägliche Lektüre für
    zwischendurch. In dem Buch werden verschiedene Probleme der damaligen
    Zeit anschaulich anhand von autobiographisch gefärbten Fakten belegt, was es
    leicht macht, diese Lektüre zu pädagogischen Zwecken in Schulen,
    Ausbildungsstätten aber auch als rein informativer Freizeitlesestoff für
    geschichtlich interessierte Heranwachsende ab 11 Jahren einzusetzen oder zu
    empfehlen.
    Es wird ein differenziertes Bild der jüdischen Kultur dargestellt, wobei auch sehr
    schnell deutlich wird, dass sie nirgends eine Heimat haben und überall auf der
    Welt verfolgt wurden und auch sogar bis in unsere gegenwärtige Zeit mit
    Anfeindungen zu kämpfen haben. Gedankengut, wie das der Concierge, als sie
    äußert „Hitler wusste, was er tat, als er sich Leute wie Sie vom Halse
    schaffte“(Seite 224) ist auch heute noch in den Köpfen einiger Leute fest
    verankert und findet langsam wieder schleichend fruchtbaren Nährboden in
    unseren Breitengraden. Besonders in einigen Jugendkulturen ist dieser Trend
    verstärkt zu beobachten. Deshalb bietet es sich in unserer zunehmend
    globalisierten Gesellschaft an, dieses Buch zu nutzen, um Heranwachsenden
    die Möglichkeit zu bieten, tolerant und ohne Vorurteile allem Neuen gegenüber
    aufgeschlossen zu sein.
    Fachübergreifend können hiermit unterschiedliche Projekte in die Wege
    geleitet werden. Es kann eventuell sogar angedacht werden, eine komplette
    Projektwoche so zu gestalten, dass die in jedem Fach erarbeiteten Ergebnisse
    abschließend in einer größeren Ausstellung präsentiert werden. Zum Ausklang
    jedes Tages könnte eine Filmvorstellung in der Aula stattfinden, in der Filme
    gezeigt werden, die sich inhaltlich thematisch im Bezug auf die Projekte
    anbieten. Filme wie die gleichnamige Verfilmung dieses Buches, aber auch „Die

    Welle“, „Hitlerjunge Salomon“ oder „Napola“ wäre prädestinierte Beispiele dafür.
    Hierbei ist stets auf die Altersfreigabe zu achten. Als finaler Abschluss dieser
    Woche, könnte der Besuch einer Gedenkstätte oder eines ehemaligen
    Konzentrationslagers stehen.
    Im Deutschunterricht kann das Buch als literarisches Werk behandelt werden.
    Die Schüler können zum Beispiel Gedichte verfassen, die das Thema
    Heimatlosigkeit, Diskriminierung, Verfolgung, Vertreibung, Vorurteile und
    Integration etc. behandeln. Fiktive Briefwechsel zwischen Anna und ihrer
    Berliner Freundin Elsbeth könnten ebenso als Aufgabenstellung vorkommen.
    Die Fragen und Erkenntnisse, die daraus resultieren könnten dann
    beispielsweise in anderen Fächern wieder aufgegriffen werden.
    Es bietet sich an, den geschichtlichen Hintergrund als Einstieg in die Thematik
    des Dritten Reiches im Geschichtsunterricht zu erörtern.
    Im Erdkundeunterricht bietet es sich an, den Weg von Anna und ihrer Familie
    anhand der im Buch beschriebenen Route auf einer Karte nachzuvollziehen.
    Denkbar ist auch eine Gegenüberstellung der heutigen und der damaligen
    Grenzen Deutschlands und Europas. Fragestellungen: „Was gehörte damals zu
    Deutschland, was heute nicht mehr, wie heißen die Länder heute, wie damals,
    welche gibt es nicht mehr“? u.ä.
    Hierbei könnten auch Bilder und Filme zum Einsatz kommen, in denen die
    Landschaft und Umgebung der verschiedenen Länder und Städte gezeigt
    werden. Womöglich lassen sich auch hier alte und aktuelle Bild- und Tonträger
    finden, um eine Gegenüberstellung zu ermöglichen.
    Grundsätze der jüdischen Glaubensansicht mit ihren Ritualen, verschiedenen
    Feiertagen und wie sie sich beispielsweise von dem christlichen Bräuchen
    unterscheiden, können im Religionsunterricht durchgenommen werden.
    Schüler, die anderen Religionsgemeinschaften angehören, könnten kleine
    Einblicke in ihre Glaubensrichtung gewähren. Es könnte beispielsweise in einer
    Diskussion oder anhand von Referaten und Gruppenarbeiten stattfinden.
    Alles zusammen kann einen Beitrag dazu leisten, mehr Verständnis
    aufzubringen, was letztendlich zu mehr Toleranz führen sollte.

    Im künstlerischen Bereich kann angeboten werden, einzelne Szenen aus
    dem Buch, welche die Schüler besonders ansprechen oder bewegen, als Bild
    zu erstellen, um im Anschluss daran, vielleicht sogar mit den Eltern, eine
    Ausstellung zu organisieren.
    Im Musikunterricht könnten z. B. Lieder gesungen werden, die aus den
    Ländern derer stammen, die in der Klasse vorzufinden sind.
    Hierbei können auch jüdische Lieder mit eingebracht werden, die sicherlich für
    die Majorität der Schülerschaft neu erscheinen wird. Somit könnte ein neuer
    Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft entstehen.
    Im Politikunterricht kann das Buch und seine Inhalte als Anreiz dazu dienen,
    über die NS-Zeit zu diskutieren, und Vergleiche oder Parallelen zu heutigen
    politischen Systemen auf der Welt aufzustellen.
    Derartige faÅNcherübergreifende Maßnahmen fördern bei der genannten
    Zielgruppe das Interesse auch für Unterrichtsstoff, in denen sie sich
    möglicherweise sonst eher zurückgehalten haben, anstatt sich einzubringen.
    Dadurch, dass ein für alle Schüler interessantes Thema bearbeitet wird, ist es
    auch für lernschwächere Kinder einfacher, ihren Teil zum Unterricht
    beizutragen.
    Ein positiver Nebeneffekt dabei kann sein, dass diese Schüler bisher
    verborgende Talente entdecken und diese dann gezielt gefördert werden
    können. Dadurch, dass verschiedenste Hirnregionen bei solch einer
    Beanspruchung aktiviert werden, kommt es zur Ausbildung neuer Synapsen
    oder Stärkung bereits vorhandener, von denen sie ihr ganzes Leben profitieren
    können.

    7. Eigene Meinung und Urteil
    Nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Buch, und seiner Thematik, sind
    wir zu dem Schluss gekommen, dass die vorliegende Lektüre vielseitig
    einsetzbar ist. Wie wir bereits ausgiebig geschildert haben, ist die pädagogische
    Arbeit innerhalb einer Projektwoche durchaus zielgruppenorientiert
    umzusetzen. Die multikulturelle Gesellschaft, die erst durch die
    voranschreitende Globalisierung möglich geworden ist, ist ein Nährboden für
    vielerlei Konflikte. Durch den hohen Anteil an Einwanderern bzw. Migranten,
    kann es zweifelsohne zu Auseinadersetzungen kultureller, religiöser,
    ethnischer, aber auch politischer Natur kommen. Diese können sowohl
    zwischen den seit Generationen ansässigen einheimischen Bürgern, und den
    Zuwanderern, als auch innerhalb der erst kürzlich Hergezogenen selbst
    entfachen.
    Deshalb ist es unabdinglich, dass wir als künftige ErzieherInnen versuchen,
    diesem Prozess Einhalt zu gebieten. Somit können wir diesen Roman breit
    gefächert zum Einsatz bringen. Gerade wir haben es in der Hand der
    heranwachsenden Generation eine demokratische und tolerante
    Weltanschauung, als Alternative zur ihren allzu häufig trostlosen und
    perspektivlosen Zukunftsaussichten, zu bieten.
    Deshalb kann das Buch gut als Mittel zum Einstieg der Verständigung, und des
    gegenseitigen Respekts sowie der gegenseitigen Rücksichtnahme, fremdartiger
    und schwer nachvollziehbarer Verhaltensweisen, die teilweise an den Tag
    gelegt werden, dienen.
    Wir müssen auf die Problemgruppen zugehen, ihnen durch spannende,
    interessante und abwechslungsreiche Weise zeigen, dass ein friedliches
    Miteinander durchaus möglich ist, und voneinander gelernt werden kann.
    Die bereits erwähnte Projektwoche ist nur eine – unter vielen denkbaren –
    Möglichkeiten an diese Problematik heranzutreten.
    Aufbauend auf der Lektüre dieses Buches, könnten die weiteren beiden Bände
    der Trilogie die angesprochene Thematik, und ihre damit verbundenen
    Probleme ergänzend gelesen und anschließend bearbeitet werden.

    Danke fürs zusenden der Facharbeit!

  • Die Verwandlung – Zusammenfassung – Franz Kafka

    Die Verwandlung – Zusammenfassung – Franz Kafka

    Die Erzählung „Die Verwandlung“ von Franz Kafka wurde 1912 geschrieben und erschien 1915.

    Sie handelt von Gregor Samsa, ein von seiner Arbeit ausgelaugter Geschäftsreisender, der eines Morgens aus seinen unruhigen Träumen erwacht und eine schockierende Feststellung macht. Geprägt von Leid und Schmerz hat er die Gestalt eines Käfers angenommen. Die Familie, die sich all die Jahre von Gregor hat durchfüttern lassen ist geschockt und weiß sich nicht zu helfen. Sie wissen nicht wie sie es Gregors Chef erklären können und müssen von nun an für Gregor und sich selbst sorgen. Grete, Gregors Schwester, kümmert sich um ihn und versucht ihm das Leben möglichst angenehm zu gestalten.
    Es folgt jedoch eine unerträgliche Lebenszeit Gregors, besonders geprägt von den Auseinandersetzungen mit seinem Vater, der ihm auch durch einen Apfel eine schwere Wunde am Rücken zufügt.
    Grete setzt sich zunächst noch für Gregor ein, als es ihr jedoch zu viel wird denkt auch sie, dass Gregor verschwinden müsse.

    Grete spielt in Kafkas „Die Verwandlung“ eine sehr wichtige Rolle. Neben Gregor ist sie die einzige Person die personifiziert wird.
    Im Verlaufe der Handlung wird deutlich, dass sich Grete gefühlsmäßig  immer weiter von Gregor distanziert. War sie nun früher noch dazu bereit freiwillig das Zimmer Gregors zu putzen und ihm Nahrung zu bringen, änderte sich dies schlagartig und schon kurze Zeit später lässt sie diese Aufgaben von einer Hausfrau erledigen.
    Dies zeigt, dass die früher so liebevoll scheinende Schwester der Verwandlung Gregors nicht stand hält und schließlich den Entschluss fasst, dass das Leid der Familie, in Gestalt Gregors, verschwinden müsse. „ ‚Weg muss es’, rief die Schwester, ‚das ist das einzige Mittel, Vater. Du musst bloß den Gedanken loszuwerden suchen, dass es Gregor ist.’“(S.57; Z. 14-17). Grete gibt Gregor mit diesem Satz endgültig auf. Die ehemals bestehende Vertrautheit zwischen den beiden ist somit beendet und Grete ist zum Vergleich mit dem Anfang des Buches, am Ende nicht wieder zu erkennen: „ ‚Gregor? Ist dir nicht Wohl? Brauchst du etwas?’ (S.8; Z.31-32)“, fragte sie noch besorgt am Anfang Gregors Verwandlung.
    Doch der schon zu Anfang bestehende Ekel der Schwester vor Gregor hat nun endgültig gesiegt und somit dem Leben Gregors den Sinn genommen. Sein einziger Wunsch war es mit seiner Familie Zeit zu verbringen.
    Doch dieser Sinneswandel Gretes hat auch seine Gründe.
    Sie macht innerhalb des Buches eine enorme Wandlung durch und wird von einem unsicheren kleinen Mädchen, zu einer selbstbewussten und selbständigen Frau. Sie lernt zum ersten Mal die ernsten Seiten des Lebens kennen. Sie muss nicht nur hart für ihre Existenzgrundlage arbeiten, sondern auch für die der restlichen Familie. Doch selbst durch diese harte Arbeit die sich Grete mit ihrem Vater teilt, können sie nicht den Lebensstandart von vorher erreichen. Das Leid Gregors vor der Verwandlung wurde nun zum Leid der ganzen Familie.
    Die nett gemeinten Gesten und Annäherungsversuche Gregors an seine Schwester werden von ihr missverstanden. Sie fühlt sich anstatt dessen von ihm bedroht und angegriffen.
    „Er war entschlossen bis zur Schwester vorzudringen, sie am Rock zu zupfen und ihr dadurch anzudeuten, sie möge doch mit ihrer Violine in sein Zimmer kommen, denn niemand lohnte hier das Spiel so, wie er es lohnen wollte.“ (S.53-54; Z.38-3).
    Danach sagt Grete, dass sie in dieser abscheulichen Käfergestalt nicht mehr ihren Bruder, sondern nur ein Untier sieht. Sie gibt all ihre Bemühungen auf und getraut sich als erste, das auszusprechen, dass schon lange auch ihre Eltern dachten: „ ‚Liebe Eltern’, sagte die Schwester und schlug zur Einleitung mit der Hand auf den Tisch, ‚so geht es nicht weiter. Wenn ihr das vielleicht nicht einseht, ich sehe es ein. Ich will vor diesem Untier nicht den Namen meines Bruders aussprechen und sage daher bloß: Wir müssen versuchen es loszuwerden. (…)’. ‚Sie hat tausend Mal Recht’, sagte der Vater für sich.“ (S.56; Z.12-20).
    Am Auftreten Gretes erkennt man ihr gestärktes Selbstbewusstsein. Sie tritt mit dieser Aussage in den Vordergrund der Familie und fühlt sich somit für die Gesundheit und den Zusammenhalt der Familie verantwortlich.
    Doch auch Gretes Stärke kennt ein Ende und so tritt der weiche Kern durch die harte Schale hervor und sie bricht in Tränen aus: „ ‚(…) Wenn man schon so schwer arbeiten muss, wie wir alle, kann man nicht noch zu Hause diese ewige Quälerei ertragen. Ich kann es auch nicht mehr.’ Und sie brach so heftig in Weinen aus, (…)“ (S.56; Z.34-37).
    Sie denkt zu diesem Zeitpunkt nur noch an das Leid der Familie und nicht an das des von der Familie ausgeschlossenen Gregors. Sie kann es genau wie die Eltern nicht wahr haben, dass die ganze Familie für dessen Leid verantwortlich ist.
    Ich denke es wäre nicht nur Gregor leichter gefallen die Dienste seiner Schwester anzunehmen, wenn er sich dafür bedanken könnte, sondern es wäre dann auch der Schwester leichter gefallen, wenn sie dadurch wüsste, dass Gregor noch genauso menschlich ist wie der Rest der Familie: „ Hätte Gregor nur mit der Schwester sprechen und ihr für alles danken können, er hätte ihre Dienste leichter ertragen; so aber litt er darunter.“ (S.33; Z.25-28).
    Doch auch die drei Zimmerherren spielen eine Rolle in Gretes Leben. Sie sind die ersten, denen auffällt, dass aus ihr eine hübsche Junge Frau geworden ist. Unter dem Vorwand ihrer schönen Musik wird sie von den Herren gebeten im Wohnzimmer zu spielen: „ (…), ‚möchte das Fräulein nicht zu uns hereinkommen und hier im Zimmer spielen, wo es doch viel bequemer und gemütlicher ist?’ ‚O bitte’, rief der Vater, als sei er der Violinspieler.“ (S.52; Z.20-23).
    Doch eigentlich waren die Zimmerherrn recht wenig daran interessiert wie Grete spielt, da sie sich schon kurze Zeit später von ihr abwenden. Ich denke, dass sie mehr von der Tochter wollten und auch der Vater nichts dagegen hatte den Herren, Grete anzubieten:
    „Stiller werdend und fasst unbewusst  durch Blicke sich verständigend, dachten sie daran, dass es nun Zeit sein werde, auch einen braven Mann für sie (Grete) zu suchen.“ (S.63; Z.32-35).
    Nach dem Tot Gregors wünscht sich die ganze Familie durch einen neuen Lebensabschnitt, nämlich die Vermählung Gretes, den vorherigen endgültig abzuschließen.
    Für das Gesamtgeschehen spielt Grete insofern eine große Rolle, dass sie zunächst eine starke Stütze für Gregor ist und ihm allein die Liebe zu ihr für ein schönes Leben ausreicht. Gregor will immer nur das Beste für Grete und bleibt in allem Handeln selbstlos. Auch deshalb akzeptiert er Gretes Wunsch, dass er verschwinden solle.
    Gretes Liebe zu Gregor bleibt auch bis zum Ende bestehen, nur sieht sie in dem Untier nicht mehr Gregors Seele, sondern nur noch seine Hülle. Sie versucht ihrem Bruder viel zu geben, doch verliert die Hoffnung an ihn, da sie nichts zurückbekommt. Dies ist aber nicht Gregors Schuld.

  • Ein Inspektor kommt – Zusammenfassung

    An Inspector calls – Ein Inspektor kommt – Zusammenfassung

    Zusammenfassung S.8-14

    Die Familie Birling und Gerald Croft, der Liebhaber von Sheila Birling sitzen am Abend zusammen. Sie reden über Sheila und Gerald, weil sie heiraten wollen. Geralds Vater und Mr. Birling waren Rivalen im Geschäft, aber seitdem Gerald und Sheila zusammen sind arbeiten sie zusammen. Gerald gibt Sheila einen Ring. Danach beginnt eine Diskussion über Krieg und das Verhalten der „heutigen“ Generation.

    Zusammenfassung S. 14-21

    Eric, Sheila und Sybil Birling sind in einem anderen Raum gegangen, um über die Kleidung für die Hochzeit zu reden. Gerald und Arthur sitzen im Esszimmer und Arthur sagt, dass er gute Chancen hat auf die Honours List (Liste mit wichtigen Gästen auf der Geburtstagsfeier von der Queen) zu kommen. Er hofft dann die  Ritterwürde (Knighthood) zu erlangen. Er ermahnt Gerald sich keinen Skandal zu erlauben
    Eric kommt wieder ins Esszimmer und es klingelt an der Tür. Ein gewisser Inspektor Goole tritt ins Esszimmer ein. Inspektor Goole erzählt, dass eine gewisse Eva Smith tot aufgefunden wurde. Sie habe mit Desinfektionsmittel Selbstmord begangen. Der Inspektor erzählt, dass Eva Smith bei Arthur Birling angestellt war. Arthur erinnert sich an Eva und sagt, dass er sie vor zwei Jahren hinausgeworfen habe, weil sie mehr Lohn für ihre Arbeit verlangte.

    Arthur Birling ist Mitglied in der Bench (Gruppe von Richtern)
    Vor zwei Jahren war Arthur der Oberbürgermeister.
    Arthur kennt den Polizeipräsidenten Colonel Roberts.

    Zusammenfassung S.21-30

    Sheila kommt ins Esszimmer. Inspektor Goole erklärt Sheila, worum es geht. Aber Arthur will nicht, dass die Kinder mit in die Sache mit einbezogen werden. Der Inspektor erklärt, dass Eva Smith nach der Entlassung bei Birling and Company ein sehr schlechtes Leben hatte. Ihre Eltern waren auch gestorben und so blieben ihr keine Verwandten, die ihr helfen konnten. Im Dezember 1910 fand sie einen neuen Job bei Milwards (Ein Kleidungsladen).
    Sie mochte diesen Job, aber sie wurde dann wieder im Januar 1911 entlassen, weil sich eine Kundin über sie beschwerte. Sheila will wissen, wie diese Frau aussah. Der Inspektor zeigt ihr ein Bild und Sheila rennt aus dem Raum. Arthur geht dann aus dem Raum, um seiner Frau zu erzählen, was passiert ist. Eric und Gerald sind mit dem Inspektor alleine in dem Esszimmer. Nach kurzer Zeit kommt Sheila wieder in den Raum. Sie erzählt, dass sie in dem Laden war, um ein Kleid zu kaufen. Sie zog es an, aber fand, dass es ihr nicht steht. Als dann aber die Bedienung (Eva Smith) das Kleid an ihren Körper hielt, sah Sheila, dass es an ihr gut aussah. Durch ein Lächeln der Bedienung fühlte sich Sheila beleidigt und beschwerte sich beim Manager. Deshalb wurde Eva Smith entlassen. Eva Smith benutzte mehrere Namen. Als Goole den Namen Daisy Renton erwähnt, macht Gerald eine auffällige Geste, die Sheila bemerkte. Der Inspector will Arthur sehen und Eric begleitet ihn nach draußen. Als Sheila und Gerald allein sind, will sie wissen, woher er Daisy Renton kennt. Gerald erzählt, dass er mit Daisy Renton bis zum letzten Sommer etwas zu tun hatte, sie dann aber nicht mehr gesehen hatte.

    Zusammenfassung S.31-37

    Der Inspektor kommt zurück ins Esszimmer, wo Gerald und Sheila immer noch sitzen.
    Gerald will, dass Sheila geht, aber Sheila will bleiben. Der Inspektor sagt, dass Sheila mit der Verantwortung nicht einfach allein gelassen werden will. Sie will wissen, wie es Eva Smith weiter ergangen ist. Sybil Birling kommt in den Raum. Sie fängt genauso an mit dem Inspektor zu reden, wie es jeder getan hat, der den Inspektor zum ersten mal begrüßt hat. Sheila will nicht, dass Sybil etwas tut, für das sie sich später schlecht fühlen könnte, wie es bei Sheila der Fall war. So kommt es zu einem kleinen Streit zwischen Sybil und Sheila. Als der Inspektor fragt, wo Mr. Birling bleibt, sagt sybil, dass er noch bei Eric sei, da er sich nach dem vielen Wein nicht gut fühlt. So kommt heraus, dass Eric ein Trinker ist. Arthur kommt wieder ins Esszimmer und will, dass Goole Eric jetzt fragen stellt, da er ins Bett muss. Aber Goole will zuerst Gerald Fragen stellen und Eric später befragen.

    Zusammenfassung S.37-43

    Der Inspektor weiß, dass Gerald Daisy Renton kennt und fragt ihn, woher er sie kennt. Gerald erzählt, dass er Daisy Renton im Märt 1911 im Palace Music Hall in Brumley das erste Mal gesehen hat. Er ging in die Bar des Theaters und sah Daisy Renton mit dem Ratsherrn Joe Meggarty and einem Tisch. Er sah, dass sie mit diesem Ratherrn nicht glücklich war, da er ein unangenehmer Typ ist. Gerald ging dann zum Tisch und sagte zum Ratsherrn, dass eine Nachricht für ihn gekommen war und somit war er mit Daisy Renton allein. Sie stimmte dann zu mit Gerald mitzukommen. Sie gingen dann in ein Hotel und unterhielten sich. Daisy Renton erzählte Gerald alles über ihr bisheriges Leben. Nachdem er sie zwei Nächte später wieder traf, beschloss er, ihr ein Zimmer eines Freundes, Morgan Terrance, zu geben, da sie nichts hatte. Gerald fing an sich in sie zu verlieben. In der ersten Woche im September, sagte er Daisy, dass die Beziehung vorbei ist, weil er auf Geschäftsreise muss. Gerald sagt, dass Daisy dies gut aufgenommen hat. Er erzählt, dass die Zeit mit ihm die beste in ihrem ganzen Leben war. Danach verließ Daisy Brumley und ließ sich am Meer nieder. Nachdem Gerald alles erzählt hat gibt Sheila Gerald den Ring zurück. Gerald geht dann aus dem Haus.

    Zusammenfassung S.43-51

    Der Inspektor will mit Sybil Birling reden. Während er mit Sybil redet, hören sie, wie Eric das Haus verlässt. Auch Sybil hatte in ihrer Vergangenheit etwas mit Eva Smith oder Daisy Renton zu tun. Sybil ist in einer Organisation namens „Brumley Women´s Charity Organisation“. Eines Tages kam Eva Smith oder Daisy Renton zu dieser Organisation um Beistand zu erhalten. Sie benutzt dort den Namen Mrs. Birling. Aber dadurch, dass sie die Frechheit besaß den Namen von Sybil zu benutzen und nur Lügen zu erzählen, wurde ihr der Beistand nicht gestatten, denn Sybil ist die Einflussreichste Frau in der Organisation und sie fühlte sich von dieser Frau beleidigt. Die Frau erzählte, dass sie schwanger sei und dass der Vater ein Trinker wäre und sie sich deshalb von ihm getrennt hätte. Dieser Vater wollte der Frau gestohlenes Geld anbieten, aber sie lehnte ab und wollte sich Beistand bei der Organisation holen. Sybil sagt, dass die alleinige Schuld des Todes der Frau nur bei dem Vater liegt und dieser dafür verurteilt werden soll. Danach bemerkt Sybil erst, dass dieser Vater ihr eigener Sohn Eric ist. Der Inspektor will nun Eric befragen, der gerade wieder zur Tür hereinkommt.

    Zusammenfassung Akt 3
    Eric muss nun als Letzter fragen von dem Inspektor beantworten. Er sagt, dass er das Mädchen im November 1911 in der Palace Bar getroffen hat. Sie haben etwas zusammen getrunken und als sie zu betrunken waren, wurden sie heraufgebeten. Eric ging mit dem Mädchen zur ihrer Unterkunft und verbrachte die Nacht mit ihr. Vierzehn Tage später trifft Eric das Mädchen wieder in der Palace Bar. Sie unterhielten sich diesmal etwas und gingen dann zu ihr nach Hause. Danach sagte sie, dass sie ein Kind bekäme. Aber sie wollte Eric nicht heiraten, da er zu ihr sagte, dass er sie nicht liebe. Er wollte ihr Geld geben, da sie aber wusste, dass Eric das Geld aus dem Büro seines Vaters gestohlen hatte, wollte sie das Geld nicht annehmen und sie ging dann zu der Organisation von Sybil Birling.
    Der Inspektor sagt nach der Befragung, dass das Mädchen sich selbst getötet hat, aber die Familie und Gerald Croft sie dazu gebracht haben. Der Inspektor verlässt danach das Haus. Es bricht ein Streit zwischen den Familienangehörigen aus. Es klingelt an der Tür und Gerald  betritt wieder das Esszimmer. Er sagt, dass sie vielleicht gar nicht an dem Selbstmord schuld seien. Er erklärt, dass er, als er draußen war, einen Sergeant getroffen hat und ihn gefragt hat, ob es einen Inspektor Goole überhaupt gibt. Dieser konnte sich aber an diesen Inspektor nicht erinnern. Gerald sagt, dass die Person, mit der es die Familie und er zu tun hatte immer eine andere gewesen sein könnte, da der Inspektor immer nur einer Person das Bild von dem Mädchen gezeigt hat. Arthur Birling ruft dann in dem Polizei Präsidium an, um zu erfahren, ob eine Mädchen, dass Selbstmord begangen hat an dem Tag eingeliefert wurde. Als die Personen erfahren, dass es kein Mädchen gibt, dass Selbstmord begangen hat, hebt sich die Stimmung wieder. Keiner ist für den Tod eines Mädchens verantwortlich , da es keine gibt. Nur Sheila fühlt sich noch schlecht, da sie erst einmal über den Verlauf der Dinge nachdenken muss. Am Ende klingelt das Telefon und ein anderer Inspektor sagt zu Mr. Birling, dass ein Mädchen an dem Tag Selbstmord begangen hat und der Inspector vorbeikommen wird, um ein paar Fragen zu stellen.

  • Die Feuerprobe Werner Bergengruen Zusammenfassung

     

    Die Novelle „Die Feuerprobe", herausgegeben 1933, handelt in Riga wo sich immer zwei Ratsherrn im Rathaus aufhalten um Botschaften in Empfang zu nehmen und nötigenfalls eilige Entscheidungen von begrenzter Wichtigkeit zu treffen. Während sich Tidemann Gripen im Rathaus aufhält, erfährt er „eine törichte Klatscherei". Kaum heimgekommen, stellt er Barbara, seine Frau, zur Rede und fragt sie „schnaubenden Atems", ob Schwenkhusen, während seiner Abwesenheit in seinem Bett gelegen sei. Barbara verneint das Gerücht, worauf Tidemann aufgebracht Schwenkhusen aufsuchen will. Er findet allerdings nur seine „Mutter in Traurigkeit", da an diesem Morgen ein „Kriegsauszug" stattgefunden habe. Von diesem Vorfall an schlafen Barbara und Tidemann nicht mehr beisammen, essen, schweigen und meiden das Haus. Eines Tages, als er sich wieder im Rathaus befindet, wird ein Bote hereingeführt, der berichtet, daß bei einem kriegerischen Mißgeschick Schwenkhusen umgekommen sei. Bei dem Essen erzählt Tidemann das Vorgefallene seiner Frau. Es kommt wieder zum Streit, in dem er vorschlägt, daß Barbara als Zeichen ihrer Unschuld doch „das Eisen tragen" solle. Tidemann gibt ihr einen Tag Bedenkzeit. Am nächsten fragt er sie abermals. Sie erwiderte mit Gründen, deren Gültigkeit nicht anzufechten sind. („Schuld wolle bewiesen werden, nicht Unschuld."). Doch Barbara willigt ein und läßt Gripen durch eine Magd ausrichten, daß sie einwillige und sie sich bis zur Feuerprobe im Jungfernkloster zu St. Marien und Jakob aufhalte.

    Nach dem Aufenthalt im Jungfernkloster versammelt sich beinahe die ganze Gemeinde in der Kirche. Der Priester besprengt das Eisenstück mit Weihwasser und legt es auf die glühenden Holzkohlen. Der Priester bietet Barbara um ihre Hand, worauf sie ihm diese entgegenstreckt. Die wird mit Weihwasser gewaschen und auf eventuell Salbenreste überprüft. Dann wird vom Priester zur gleichen Zeit eine Sanduhr auf den Kopf gestellt und das rotglühende Eisen auf Barbaras Handfläche gelegt. Niemand wagt es hinzusehen, aber nachdem die Zeit vorüber ist und das Eisen entfernt wird, ist die Hand unversehrt wie vor der Probe. Als Barbara und Gripen zum Haus zurückkehren, kommen sie nur „zollweise" voran, da die ganze Bevölkerung Rigas Barbaras Saum des Kleides küssen will. Wären die Knechte nicht gewesen, hätte man Gripen zu Boden gestürzt. Es wird auch ein Stein nach ihm geschleudert, doch Barbara wirft sich vor ihn und der Stein trifft sie am Kinn. Tidemann bietet Barbara sein ganzes Hab und Gut an, doch sie verzeiht ihm, indem sie sagt, daß sie es versuchen wolle, mit ihm zu leben.

    Barbara zieht sich in der nächsten Zeit vom öffentlichen Leben zurück. Am Weg zu einer kleinen Kapelle umarmt sie plötzlich die Mutter Schwenkhusens und berichtet ihr, daß dieser zurückgekehrt sei. Gripen bittet auch Tidemann um Verzeihung; doch dieser hat diese Sach längst wieder vergessen – er hat ihm verzeiht. Tidemann lädt Schwenkhusen zu einem Essen ein, jedoch Barbara antwortete ihm, daß er dieses nicht hätte tun sollen. Beim Besuch kommen sich Barbara und Schwenkhusen näher doch eine gewisse Distanz bleibt erhalten.

    Morgens verläßt Tidemann das Haus.

    „Dies war schwer zu ertragen gewesen seit der Probe: die Selbstverdemütigung dieses Mannes (Tidemann), fast war es eine hündische Preisgabe. Hundertmal war Barbara bedrängt worden von der Versuchung, hinstürzend seine Knie zu umfassen und das Bekenntnis, das sie dem Beichtiger des Jungfernklosters getan hatte, auch ihm zuzuschreien."

    Als Barbara wieder eine abgelegende Kapelle besucht, wird sie in dieser von Schwenkhusen überrascht, der ihr während der ganzen Messe zuflüstert, daß seine Rückkehr ebenso ein Wunder, wie ihre unbeschadet überstandene Probe sei.

    Die Einladung der Gripens an die Schwenkhusens ist von der Stadt bemerkt und beredet worden und die Bewohner Rigas glauben, daß die Gripens allmählich wieder zu ihren früheren Umgangsgewohnheiten zurückkehren. Die Schwenkhusens laden die Gripens ein. Im Gespräch zu Schwenkhusen sagt sie auf Seite 37: „Gott hat es nicht gedeckt, er hat es hinweggenommen weil ich selber es als Schuld erkannt, bereut und gebeichtet hatte." Das Dorf glaubt, daß Barbara und Tidemann jetzt wieder so zusammenleben wie früher – vor der Feuerprobe. Doch Barbara beginnt stolz zu werden, ihr Stolz voll Kälte, niemand dürfe den Glauben haben, ihr Genüge zu tun.

    Barbara verläßt Riga und siedelt nach Gripenhof über, dem Erbgut ihres Mannes, das stromauf an der Düna liegt, weitab von der Stadt.

    Auch Schwenkhusen reist dorthin um nach seinen verstreuten Besitztümern zu sehen. Er durchstreift die Wälder nahe dem Erbgut. Er begegnet Barbara im Wald und sie treffen sich noch „vier, fünf Male". Dann ist Sonntag, und Gripen kommt aus der Stadt. Gripen und Barbara kehren nach Riga zurück, Schwenhusen folgt ihnen eine Woche danach. „Schwenkhusen betrat das Gripensche Haus ohne Rücksicht auf Gegenwart oder Abwesenheit des Ratsherrn."

    Am zweiten Jahres der Probe liegt das Stück Metall, das Barbara glühend in der Hand gehalten hatte auf den Stufen zum Altar. Nach der Messe wird Barbara beglückwünschnt aus Ehrfurcht, Ergriffenheit und herzenerbötiger Bewunderung. Niemand verläßt die Kirche.

    „So stand sie auf den Stufen, mit dem Rücken zum Altar, mit dem verhüllten Gesicht den Menschen zugewandt, wunderbar aufgerichtet, schneeweiß und hoch.

    Abseits, eine Stufe unter ihr lag das Eisen. Barbara deutete darauf hin mit einem leichten Handwinken. Die Umstehenden erieten im Augenblick ihren Wunsch, das Werkzeug des Wunders gedächtnishaft zu berühren. Gripen und Warendorp bückten sich gleichzweitig, um das Eisenstück aufzuheben. Schwenkhusen kam ihnen zuvor und reichte es Barbara zu. Es fröstelte ihn vor der kalten Berührung. Sie streckte langsam die geöffnete Hand aus. Der Ärmel schob sich zurück, und am Handgelenk erschien der einfache goldene Reif. Der Ellenbogen ruhte auf dem Hüftknochen. Hand und Unterarm standen in einer Linie rechtwinklig vom Körper ab. Alle Blicke hatten sich auf sie gerichtet.

    In dem Augenblick, da der Priester aus der Sakristei ins totenstille Kirchenschiff trat, vernahm er einen unmenschlichen Aufschrei: „Ich brenne! Ich brenne!" Gleich danach war der dumpfe Aufschlag eines niederstürzenden Körpers zu hören."

     

    Schauplatz:
    Die Erzählung findet im damals noch russischen Riga statt, wo auch Bergengruen selbst geboren ist. Nur kurz wird auch nach dem kurzweiligen Umzug Gripenhof genannt.

     

    Personen / Charaktere:
    Tidemann Gripen: Ehemann von Barbara und Ratsherr.
    Barbara: Ehefrau von Tidemann Gripen.
    Schwenkhusen: ledig, leichtsinnig, jung, leidenschaftliche und lebt bei
    seiner Mutter. Ist bei der Bevölkerung sehr beliebt.
    Gehört zur Kompanie der Schwarzen Häupter.
    Heimlicher Liebhaber Barbaras.
    Frau Schwenkhusen: Mutter Schwenkhusens

     

    Erzählungsperspektive:
    Die Novelle wird von Werner Bergengruen aus der Sicht eines allwissenden Erzählers geschildert. Obwohl durch diese Form des Erzählens der Spannungsaufbau sehr schwierig ist, gelingt es Bergengruen doch durch Satzbau, Satzlänge und Sprache Gefühle wie Angst, Freude oder Spannung zu vermitteln.

     

    Wirkung und Wertung:
    Der Text war interessant, da dieser erstens das Gottesurteil, zweitens aber auch unangebrachten Stolz und Arroganz in Frage stellt. Nachdem Barbara Gott bezwungen hat wird sie übermütig und beginnt wieder eine Affäre mit Schwenkhusen, die sie noch einige Zeit bevor gebeichtet und bereut hat. Schließlich wird dieser Übermut durch die Selbstentzündung Barbaras bestraft.
    Wirklich fasziniert hat mich das bemerkenswerte, autobiographische Nachwort Werner Bergengruens dem die letzten fünf Seiten des Buches gewidmet ist. In diesem bezieht er sich auf seine Vergangenheit aber auch auf manch eine Lebensweisheit. Zwei dieser möchte ich gerne zitieren:

    „Manche Menschen haben die Sitte, jeden Gesprächspartner ausschließlich von ihren eigenen Angelegenheiten zu unterhalten. Dies gilt nicht als ein Merkmal vorbildlicher Erziehung, ist aber ungemein verbreitet. Leute solcher Art muß man getrost reden lassen; tut man es ohne Unterbrechungsversuch, so erklären sie hernach von ihrem Zuhörer: „Mit dem Menschen kann man sich ausgezeichnet unterhalten." So wohlfeil also gelangt man in den Ruf eines geistvollen Gesellschafters."

     „Zerstörte Häuser lassen sich wiederaufrichten, zerstörte Höhlen nicht, denn sie sind ja nicht von menschlichen Händen erbaut worden. Ich werde fortfahren nach meiner Höhle zu brummen, obwohl von der Höhle nichts mehr steht. Sie ist versunken nicht in der Ferne des Raumes, sondern in der Tiefe der Zeit, in der sie nicht von Länderkunde, sondern nur noch von der Geschichte und der Überlieferung aufgesuchte werden kann. Aber wahrhaft gefunden wird sie doch von nichts anderen als von der liebenden schwermütigen Erinnerung des Herzens."

     

    Er schließt sein Nachwort mit den Worten:
    „Und nun dünkt mich, ich habe vielleicht doch mehr Persönliches unmittelbar ausgesagt, als ich hätte sollen und mögen. Der Deutsche, vor sich selber in die Enge getrieben, flüchtet gern in ein Goethewort. Erlaube man auch mir diesen abschließenden Ausweg:

    Erst sich in Geheimnis wiegen,
    Dann verplaudern früh und spat!
    Dichter ist umsonst verschwiegen:
    Dichten selbst ist schon Verrat."

  • Vergänglichkeit der Schönheit Gedichtinterpretation

    Vergänglichkeit der Schönheit Gedichtinterpretation

     

     

    Das von Christian Hofmann von Hofmannswaldau gedichtete „Sonnet Vergänglichkeit der schönheit“ weist barocke Stilmerkmale auf. Das Barockzeitalter erstreckt sich von 1600-1750 und wird vom entfalteten Absolutismus sowie von der Gegenreformation der katholischen Kirche geprägt. Der leidenschaftlich empfindende und schwülstige Stil wird in der Literatur stark zum Ausdruck gebracht. Die Werke dieser Epoche beinhalten den Gegensatz von Diesseitsfreude und andererseits auch von Jenseitshoffnung. Weiterhin auffallend ist die Verwendung der Metapher als besonders häufiges Stilmittel des Barock, so auch im Werk „Sonnet Vergänglichkeit der schönheit“.

    Die Grundform des 14-zeiligen Gedicht besteht aus zwei Quartetten und zwei Terzetten. Die aufgestellte These im ersten Quartett, ist die Kälte und Blässe eines Menschen nach seinem Tot. Dies wird durch die Wortgruppen „der bleiche tod“ (Zeile 1) und „corall der lippen wird verbleichen“(Z. 3) verdeutlicht. Eine Antithese folgt im zweiten Quartett, die sagt, dass der goldene Glanz einer Person das intensive Band der Zeit überwindet, was anhand von „Tilgt endlich tag und jahr als ein gemeines band“ zu deuten ist. Die Terzette geben eine Bilanz, indem sie sagen, dass ein Mensch nach seinem Ableben zu Staub wird und nur sein Herz „allein zu aller zeit besteh(t)“(Z. 13).

    Die Quartette, sowie das zweite Terzett bestehen aus einem umarmenden Reim und einem Paarreim, wobei zwischen dem ersten und zweiten Quartett zusätzlich ein Strophenreim vorhanden ist. In den Zeilen 9 und 10 ist ein weiterer Paarreim eingeschoben. Die umarmenden Reime bestehen aus 12 Silben und die Paarreime aus 13, was das Reimschema noch zusätzlich unterstreicht. Die Zäsur erfolgt hier jedoch nicht nach einem bestimmten Schema. Der einheitlich metrische Aufbau von sechshebigen Jamben wird durch ein verändertes Metrum in den Zeilen 9 und 12 unterbrochen. Man erkennt in den ersten 6 Silben ein daktylisches Versmaß, gefolgt von einem 6-silbigen jambischen Vermaß. Diese Variation in den Terzetten zeigt bereits deren Bedeutung, die aufgeworfenen Themen im ersten und zweiten Quartett zu konzertieren, hin. Die genaue Analyse weist das antike Versmaß Alexandriner auf, was den Aufbau des barocken Sonetts unterstreicht. Ebenfalls erkennt man Stilmerkmale wie die Anapher „der liebliche“, „der schultern“ und „der augen“ in Zeile3-5, sie dienen der rhetorischen Verstärkung. Weitere stilistische Mittel im Sonett sind die Metaphern „hertze aus diamant“ und „corall der lippen“(Z. 13/14,3). Sie dienen der Bildsprache und sind im dichterischen Gebrauch sehr beliebt.“(W)armer schnee“(Z. 4)ist ein Oxymoron, d.h. eine Verbindung zweier sich logisch ausschließender Begriffe. Eine Hyperbel in Zeile 1 „bleiche tod“ wird als Mittel der Übertreibung verwendet.

    Christian Hofmann von Hofmannswaldau vermittelt in seinem Sonett, dass die Schönheit eines Menschen mit seinem Tot verloren geht und damit Schönheit nicht der Reichtum im Leben ist. Man soll mehr auf seine inneren Werte achten und sich nicht vom Äußeren einer Person blenden lassen. Denn das Herz aus Diamant ist die Seele und nur dieser Teil des Menschen wird nach seinem Versterben noch weiterleben.

    Die Epoche des Barock ist die Blütezeit des Sonett, es dominiert besonders bei der Schaffung von Werken, da hier das widersprüchliche und chaotische Leben in dichterischer Form geballt verfasst werden kann. Eine zweite Blüte erreicht das Sonett in der Romanik unter z.B. Johann Wolfgang von Goethe. Selbst die Lyrik des frühen 20. Jahrhunderts greif es wieder verstärkt auf.

  • Woyzeck Inhaltsangabe Georg Büchner Zusammenfassung Interpretation Charakterisierung Erörterung

    Woyzeck Georg Büchner Inhaltsangabe Zusammenfassung Interpretation Charakterisierung Erörterung

    Zum Autor (Biographie)
    Inhaltsangabe (zur Woyzeck Inhaltsangabe)
    Personenkonstellation
    Aufbau /Historischer Hintergrund
    Themen und Motive
    Epochenmerkmale (Vormärz)
    ___________________________________________________________
    Biographie
    * 17.10.1813 in Goddelau bei Darmstadt
    + 19.02.1837 in Zürich
    – gutbürgerliches Elternhaus
    – besucht humanistisches Gymnasium, frühes Interesse an politischen und sozialen Verhältnissen
    – studiert Medizin, gründet in Gießen 1834 Gesellschaft für Menschenrechte
    – setzte sich sein ganzes leben für Arme und Entrechtete ein, konnte das soziale Ungleichgewicht nicht ertragen
    – erkrankt 1837 an Typhus und stirbt daran

      1834: Der Hessische Landbote „Friede den Hütten, Krieg den Palästen!“
      musste wegen Flugschriften kurzfristig nach Straßburg fliehen
      seine Werke sind radikal (Ausdruck und Umsetzung)
       
                sozialkritisch, psychoanalytisch, aber auch naturalistisch und symbolistisch
      Büchner eröffnete mit seinen Werken neue Wege (zeigt „entmenschlichte Welt“ und soziale Anklage)

      zeigt mit Woyzeck, wohin der absolute Materialismus die Menschen führt

    Inhaltsangabe Woyzeck

    Woyzeck, die Hauptfigur des Dramas, ist als Offiziersbursche und Barbier ein Vertreter der niedersten Gesellschaftsschicht. Er gehört zu der armen Bevölkerungsschicht, hetzt sich ab, um etwas Geld für seine Geliebte Marie und das Kind zu sparen. Für wenige Groschen stellt er sich für die unsinnigsten medizinischen Versuche des Doktors zur Verfügung. Von seinem Vorgesetzten wird er wie eine Sache behandelt.
    Marie liebt er mit der ganzen Kraft seines Herzens. Als er merkt, dass sie ihn mit dem Tambourmajor betrügt und er nichts dagegen tun kann, kauft er ein Messer und ersticht sie in einem rasenden Anfall. Bei dem Versuch, die Tatwaffe zu beseitigen, wird er erwischt und verhaftet.

    Aufbau

    existiert nur als Fragment in 4 verschiedenen Fassungen

    Historischer Hintergrund

    Idee zu Woyzeck aus realem Fall (1821)

             Johann Christian Woyzeck stammt aus ärmlichen Verhältnissen, hat keinen Erfolg und eine außereheliche Beziehung mit einer Witwe; es kommt zu Eifersuchtsszenen, als diese den Kontakt zu Stadtsoldaten nicht aufgeben will, Woyzeck misshandelt sie und wird unter Arrest gestellt; wenige Monate später ersticht er seine Geliebte wird zum Tode verurteilt, obwohl Verdacht auf geistige Verwirrung besteht
    Büchner interessiert besonders die psychosoziale Determiniertheit des Mannes und gestaltete dementsprechend „seinen“ Woyzeck

    Themen und Motive

    Sterntaler-Märchen (wird hier in negativer Form erzählt)
    Eifersucht
    Untreue
    Individuum als Opfer der Gesellschaft (psychosoziale Determiniertheit)
    Mordmotiv
    Schuldfrage
    materielle und seelische Armut                        (Wahnsinn)

    Epochenmerkmale

    Vormärz

    Anliegen: grundlegende Änderung der Gesellschaftsordnung, mehr Mitspracherecht der Bevölkerung

             politisches Vorbild: Französische Revolution

    Vormärz ist geprägt durch Karlsbader Beschlüsse (Zensur aller Schriften unter 20 Druckbogen; Grund: Angst vor Rebellion)
    -> deshalb Reisebeschreibungen (Naturschilderungen) als neue literarische Gattung

    weitere literarische Gattungen: Romane, Novellen, Erzählungen, Dorfgeschichten

    Junges Deutschland: literarische Bewegung von jungen Menschen, die sich innerhalb des Vormärz gegen unpolitische Literatur wandten

           Kampf für soziale Gerechtigkeit, Meinungsfreiheit und Demokratie, Emanzipation der Frau
    – Vertreter: Heinrich Heine, Georg Herwegh, Börne, Laube, Gutzkow und auch Georg Büchner (gehörte nicht zum Jungen Deutschland)

     

    Weitere Infos zu Woyzeck:


    Inhaltsangabe.info