Autor: kevin

  • Nathan der Weise – Inhaltsangabe | Zusammenfassung – Gotthold Ephraim Lessing

    Kurze Inhaltsangabe zu Nathan der Weise von Lessing

    In diesem Stück von Gotthold Ephraim Lessing aus dem Jahr 1779 ist die Hauptfigur auch gleich der Titel des Dramas: Nathan der Weise – ein Stück in fünf Akten. Die Uraufführung erfolgte am 14. April 1783 in Berlin. Das eigentliche Herzstück dieses Dramas ist die Ringparabel, zu der es bereits im ersten Aufzug des Dramas kommt. Nathan der Weise ist eines der letzten Werke aus der Feder Lessings, das er im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Hauptpastor Johann Melchior Goeze in Verbindung mit einem andauernden Streit herausbrachte. Im Hinblick auf den Aufbau lässt sich dieses Drama der klassischen Form in fünf Akten zuordnen. Satzbrüche, rhetorische Fragen wie auch der praktische Sprecherwechsel entsprechen den typischen Eigenschaften und dem Rahmen dieser Zeit. Nathan der Weise enthält nicht nur dramatische und tragische, sondern auch komische Elemente. So lässt sich dieses Stück weder eindeutig einer Tragödie noch einer Komödie zuordnen.

    Ausführliche Inhaltsangabe zu Nathan der Weise

    Die Rettung von Recha und Nathans Rückkehr

    Die eigentliche Handlung versetzt Leser und Publikum in die Zeit der dritten Kreuzzüge zwischen 1189 und 1192. Es herrscht gerade Waffenstillstand in Jerusalem. Nathan der Weise ist ein Jude und kommt von seiner Geschäftsreise zurück, als er von Daja erfährt, dass ein christlicher Tempelherr seine Pflegetochter Recha aus einem brennenden Haus gerettet hat. Der Tempelherr möchte weder Lobpreisung noch Dank für seine Taten. Überdies erscheint der Tempelherr abweisend und scheint eine Abneigung gegenüber Juden zu haben. Dieser Ordensritter verdankt sein eigenes Leben wiederum dem Herrscher Jerusalems – Sultan Saladin. Er hatte ihn einst von 20 Gefangenen begnadigt, und nur aus einem Grund: weil er dem verstorbenen Bruder des Sultans – Bruder Assad – ähnlich sah. Alle diese glücklichen Umstände haben dazu geführt, dass er im Stande war Nathans Tochter zu retten. Nathan ist ein mathematisch denkender Mensch und weigert sich, hinter dieser Begebenheit und den glücklichen Umständen ein Wunder zu vermuten. Selbst seine Pflegetochter ist überzeugt davon, dass es nicht richtig sein kann, an Schutzengel zu glauben.

    Sultan Saladins Schulden: der Start der Intrige

    Sultan Saladin befindet sich in einem finanziellen Engpass. Saladin spricht daraufhin mit seinem Schatzmeister – dem Derwisch Al-Hafi – über seine finanziellen Sorgen. Seine Schwester Sittah rät ihm dazu, den vermögenden Geschäftsmann Nathan zu sich zu rufen. Saladin soll nun seine gepriesene Großzügigkeit auf die Probe stellen. Doch der Sultan fragt Nathan nicht direkt nach einem Kredit, sondern gibt vor, seine Weisheit testen zu wollen. Saladin fragte nach seiner Wahl-Religion. Nathan wurde bereits vor dem Gespräch von seinem guten Freund und vertrauten Al-Hafi vor Saladin und seiner Geldnot gewarnt: So fiel es ihm nicht schwer, die Falle zu erkennen. Er möchte daraufhin Saladin mit einem Märchen abspeisen und antwortet in einer Ringparabel. Saladin wiederum versteht diese Ringparabel als versteckte Botschaft der Gleichberechtigung der großen Religionen. Er ist von seiner Qualität ergriffen und bittet daraufhin Nathan sein zukünftiger, vertrauter Freund zu werden. Dieser willigt ein und gewährt ihm ein äußerst großzügiges Darlehen.

    Tu nichts! Der Jude wird verbrannt!“

    In der Zwischenzeit verliebt sich der Tempelherr, der Recha einst aus dem Feuer rettete, in die Pflegetochter nach einem arrangierten kurzen Treffen von Nathan. Er möchte Sie auf der Stelle heiraten. Nathan jedoch zögert und sieht seine Besorgnis in dem Namen des Tempelritters begründet. Dieser reagiert verstimmt. In der Zwischenzeit erfährt er von Nathans Gesellschafterin, dass Recha nicht seine leibliche Tochter ist und eigentlich aus christlichem Hause stammt. Daja löst die Situation auf und berichtet, dass Recha eine Christin ist, doch als Jüdin erzogen wurde. Er sucht einen korrupten Patriarchen von Jerusalem auf. Dieser Patriarch ist ein fundamentalistischer Dogmat, der weder Nachsicht noch Rücksicht kennt. Der Tempelherr formuliert die Angelegenheit als handele es sich um eine fiktive Situation, doch das fanatische Oberhaupt der Kirche möchte sofort „diesen Juden“ auf den Scheiterhaufen sehen und bringt als Grund die Apostasie an. Der Tempelherr verrät nicht den Nathans Namen, doch verspricht der Patriarch, diesem Verdacht nachzugehen.

    Auflösung der verwandtschaftlichen Verhältnisse

    Mittlerweile bereut der Tempelherr seinen Gang zum skrupellosen Patriarchen und erkennt nach langem, inneren Ringen, das folgerichtige und barmherzige Handeln Nathans. Aus den Aufzeichnungen des Klosterbruders geht hervor, das Recha einst als Kleinkind zu Nathan kam. Darüber hinaus stellt sich nun heraus, dass die jüdische erzogene Recha und der christliche Tempelherr Geschwister sind. Die Vorbehalte Nathans gegen eine Hochzeit lassen sich werden deutlich. Doch es kommt noch besser: Sie sind nicht nur Geschwister, sondern die Kinder Assads – des Bruders von Saladin – diese enge Verbindung und verwandtschaftlichen Verhältnisse stellen nochmals die unmittelbare Verbindung der christlichen, muslimischen und der jüdischen Religionsfamilien heraus: der Vorhang fällt.

    Lessings Ringparabel – das Herzstück des Stückes

    Das Herzstück des fünfköpfigen Dramas Nathan der Weise ist zweifelsohne die Ringparabel. Diese Parabel von den drei Ringen stellt den Schlüsseltext der Toleranzidee Nathans dar. Lessing entnahm dieser Parabel den Vorlagen Jan des Enikels Erzählungen von Saladins Tisch. Die Parabel gilt in diesem Stück als geschickte Reaktion auf eine gestellte Falle des Sultans. Dieser fragt Nathan nach der einzig wahren Religion. Nathan erkennt sofort: Ernennt er seine eigene Religion zur einzig wahren, handelt es sich um eine Beleidigung. Schmeichelt er dem Sultan und ernennt die muslimische Religion zur einzig wahren, muss er sich selbst fragen, was er denn für ein Jude sei. Er entschließt sich mit einer Parade, einem Gleichnis zu antworten. Ein Mann besitzt einen Ring. Der Ring besitzt die magische Eigenschaft, seinen Besitzer und Träger vor den Menschen und vor Gott angenehm zu machen.

    Die magische Wirkung des Ringes

    Doch besteht eine Voraussetzung: Der Besitzer und Träger muss die volle Zuversicht tragen. Diese Reglung wurde über viele Generationen vom Vater an den Sohn weitergegeben. Dieser Mann jedoch hat drei Söhne und möchte keinen seiner Söhne bevorzugen. Er lässt sich von einem bekannten Künstler erstklassige Duplikate des Ringes herstellen und vererbt jedem der Söhne einen Ring. Er lässt seine Söhne in dem Glauben, jeder hätte das Original am Finger. Als der Vater gestorben ist, gehen die Söhne vor Gericht, sie möchten klären lassen welcher der Ringe echt ist. Der Richter selbst sieht sich nicht im Stande, die Echtheit der Ringe zu ermitteln. Er erinnert wiederum an die Fähigkeit des Ringes, denn dieses Schmuckstück mache seinen Träger bei jedem Menschen beliebt. Ist bei keinem der Söhne dieser Effekt festzustellen, muss es sich bei allen drei Ringen um eine Fälschung handeln und der richtige Ring sei verloren gegangen. Der Richter gibt den Söhnen einen Rat mit auf den Weg. Sie sollen alle drei ihre Ringe als Originale ansehen, denn der Vater habe alle drei Söhne gleich lieb gehabt. Er wollte keinen der Söhne begünstigen oder kränken. Andererseits habe er sich in der Pflicht wiedergefunden, die Familientradition weiterzugeben. Er rät den Söhnen dazu, sich zu bemühen, dass der Ring die eigentliche Wirkung herbeiführt und sie werden bei allen Menschen beliebt sind.

    Unterschiede zur Boccaccio Geschichte

    Im Vergleich zur Boccaccio Geschichte enthält die Parabel von Lessing einige Unterschiede, so enthält der Ring einen Opal, dem eine gewisse Heilkraft zugewiesen wurde. Dieser wird als Symbol für die Gnade Gottes angesehen. Diese Gnade Gottes trifft nur dann ein, wenn der Besitzer an diese glaubt. Die Mitwirkung des Trägers und des Besitzers ist in diesem Zusammenhang entscheidend. Der Vater kann nach der Herstellung der Duplikate die Ringe nicht mehr voneinander unterscheiden und ist nahezu erleichtert, dass die visionäre Hoffnung aufrechterhalten bleibt. Der Vater kann nun seine drei Söhne zufrieden stellen. So malt Lessing im Vergleich zur Geschichte den Streit der Söhne um ein Vielfaches anschaulicher mannigfaltiger aus, um die Problematik nochmals zu verdeutlichen. Auch den Richter gibt es in der Geschichte noch nicht. Die eigentliche Wunderwirkung wird in der Parabel aus der Zuständigkeit des Besitzers abgeleitet.

  • Don Karlos – Inhaltsangabe | Zusammenfassung – Friedrich Schiller

    Kurze Inhaltsangabe zu Don Karlos

    Don Karlos ist eines der klassischen Dramen aus der Feder Friedrich Schillers. Das dramatische Werk im vorwiegend Paratext-Rhythmus besteht aus insgesamt fünf Akten, die in den Jahren von 1783 bis 1787 entstanden sind. Die Uraufführung fand unter dem Titel „Don Karlos, Infant von Spanien“ am 29. August 1787 in Hamburg statt. Ausgehend von der Handlung geht es vor allen Dingen um die politischen, gesellschaftlichen Konflikte zur Zeit des achtzigjährigen Krieges sowie um den Kampf einiger niederländischer Provinzen um ihre Unabhängigkeit. Schiller beschreibt die familiären Intrigen König Philipp II. Bis zum heutigen Tag gehört Don Karlos zu einem der bekannten Werke Schillers. Zu den Hauptfiguren des Stückes wird König Philipp II. von Spanien, sein Sohn Don Karlos und die Königin Elisabeth von Valois.

    Ausführliche Zusammenfassung von Don Karlos

    Das Zusammentreffen zwischen dem Marquis von Posa und Don Karlos

    Das Stück setzt mit dem Zusammentreffen von Don Karlos und seinem Freund Marquis in der Sommerresidenz Aranjuez ein. Der Marquis war bislang im Ausland unterwegs und ist währenddessen zum Abgeordneten der niederländischen Provinzen ernannt worden. Er möchte im Gespräch Don Karlos überreden, als sein Statthalter mit nach Flandern zu kommen. Die Hauptfigur dieses Stückes – Don Karlos – ist der Sohn von Philipp II. – Er dir wiederum von 1556 bis 1598 sein Land regierte.

    Doch den jungen Prinzen hält ein inniges Geheimnis in Spanien: Er liebt die zukünftige Frau seines Vaters: Königin Elisabeth. In diesem privaten Gespräch kommt es zum Liebesgeständnis des Prinzen. Sein Vertrauter ist der ehemalige Jugendfreund – Marquis von Posa, der Don Karlos fortan helfen möchte. Mittlerweile hat sein Vater – König Philipp – Elisabeth geehelicht, wodurch diese zu seiner Stiefmutter wurde und der Elisabeth nur noch von der Ferne begehren kann. Das Verhalten des Marquis erfüllt wiederum seinen Vater mit tiefem Misstrauen. Es bildet sich eine seelische Kluft zwischen Vater und Sohn.

    In der Zwischenzeit brodelt in Flandern ein Konflikt zwischen den spanischen Besetzern und den Niederländern. Es ist nun an Don Karlos, diesen Konflikt beizulegen und zu bereinigen und laut seiner eigentlichen Ideale, zurück zu einem freien Staat zu gelangen. Zum jetzigen Zeitpunkt möchte der junge Prinz jedoch nichts mehr von seinen einstigen idealen Wissen und fühlt sich in seiner aktuellen Liebe gefangen. Es ist anzunehmen, dass Posa ein Treffen zwischen der Königin und Don Karlos arrangiert, um den Prinzen wieder zur Besinnung zu bringen.

    Die verbotene Liebe zwischen Don Karlos und Elisabeth

    Marquis arrangiert zwischen Elisabeth und Don Karlos ein Treffen und gesteht ihr seine Liebe. Elisabeth hat sich jedoch dazu entschlossen, ihr gesamtes Leben Spanien und der Königswürde zu widmen. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass sich Elisabeth ihrer persönlichen Pflicht als Königin und der Verantwortung, die sie gegenüber dem Volk trägt, bewusst ist. Dieser Aufgabe sollte sich auch der Prinz wieder widmen.

    Don Karlos bittet seinen Vater, die Statthalterschaft in Flandern übernehmen zu dürfen. Das Vertrauen seines Vaters ist nicht groß genug und er beauftragt daraufhin den Herzog von Alba. Enttäuscht und voller Wut verlässt der junge Prinz seinen Vater und erhält daraufhin einen Liebesbrief. Er ist davon überzeugt, dass dieser Brief aus der Feder von Königin Elisabeth an ihn gerichtet ist. Der unbekannte Autor des Briefes fordert ihn auf, in einen abgelegenen Teil des Schlosses zu kommen. Dort trifft er auf Prinzessin Emboli: Sie ist die Verfasserin des Briefes und die eigentliche heimliche Geliebte des Königs. Zum Anschein soll Emboli mit dem Grafen von Silva verlobt werden. Don Karlos sieht in diesem Liebesbrief vielmehr eine Möglichkeit, um gegen seinen Vater vorzugehen. Die Zurückweisung des Prinzen versteht Emboli als harsche Enttäuschung und möchte sich fortan nicht nur an Don Karlos, sondern auch an Elisabeth rächen. Don Karlos ist fest entschlossen, den Brief nun an Elisabeth weiter zu reichen, um ihr die Augen zu öffnen.

    Die familiären Intrigen am Hofe spitzen sich zu

    Diese familiären Intrigen spielen Herzog Alba und Pater Domingo in die Karten. Die beiden Figuren sind die Antagonisten – die Gegenspieler – von Don Karlos. Sie hecken den Plan aus, der Königin einige Briefe von Dan Karlos zu stehlen und diese im Anschluss dem König zu präsentieren. In der Zwischenzeit treffen wieder Don Karlos und Marquis von Poas aufeinander. Karlos klärt ihn über die neuesten Verwirrungen auf, doch wird er zur Verschwiegenheit verdammt. Marquis richtet sein Interesse wieder hin auf die politische Plattform.

    In der Zwischenzeit hat König Phillip II. von dem geheimen Treffen zwischen Elisabeth und Don Karlos erfahren. Überdies hat es ein Gerücht bis zu ihm geschafft: Er erfährt, dass seine Tochter gar nicht von ihm ist. Er sinnt auf Rache und plant den Tod der beiden Verliebten. An diesem Punkt des Stückes ist es nicht mehr von der Hand zu weisen, dass sich die Intrigen immer weiter zuspitzen und die Personenkonstellation tiefe Verzweigungen eingeht. Für den Leser stellt es eine erhebliche Herausforderung dar, den Überblick über die einzelnen Intrigen und Verwandtschaftsbeziehungen zu behalten.

    Der Komplott gegen König Philipp II.

    Doch ist sich der König nicht mehr sicher, an wen er sich noch wenden kann, da am Hofe Verrat und Intrigen regieren. Er wendet sich in seiner Not an den Marquis von Posa. Dieser willigt ein und wird im Anschluss zum nächsten Vertrauten, Minister und königlichen Spion. Dies entspricht seiner Stellung nur zum äußeren Anschein. In Wirklichkeit hat der Marquis gemeinsam mit dem Prinzen und Elisabeth eine Intrige gegen König Phillip ausgeheckt. Der König findet unterdes in seinen Unterlagen die gestohlenen Briefe von Elisabeth. Daraufhin erlässt er Haftbefehl gegen seinen Sohn. Die einstigen Verbündeten bleiben sich treu auch über die geltenden Machtpositionen hinaus und verfolgen den Weg der wahren Liebe.

    Die Festnahme von Don Karlos

    Graf von Lerma – der oberste Leibwächter – setzt den Prinzen über die aktuellen Ereignisse in Kenntnis. Daraufhin sucht Don Karlos seine eigentliche Verbündete – Prinzessin Embolie – auf und wird dort vom Marquis festgenommen. Die Verschwörung gegen den König soll an diesem Punkt ein Ende nehmen. Der Herzog von Alba möchte den Haftbefehl gegen den Prinzen aufheben, doch dies erfordert die Aufhebung vonseiten des Königs, um seinen Ruf wiederherzustellen. Der treue Gefährte und Freund des Marquis hat sich in der Zwischenzeit dazu entschlossen, sich selbst zu opfern, um Don Karlos zu retten. Der König, der den Marquis zu seinem engsten Vertrauten ernannte, trifft sein Freitod sehr und es entbrennt ein Streit zwischen Vater und Sohn. Mittlerweile protestiert das ganze Volk für die Freilassung von Don Karlos. Eigentlich haben der Großinquisitor und der König entschlossen, dass der Prinz sterben soll. Dieser hat während seiner Haft den Weg in die Gemächer der Königin gefunden und wird dort von König Philipp entdeckt und schlussendlich der Inquisition übergeben.

    Gesellschaftliche Konventionen können wahrer Liebe nichts anhaben

    Im Prinzip möchte Schiller in diesem Drama die Einengung der gesellschaftlichen Konventionen verdeutlichen. So stehen die gesellschaftlichen Vorgaben der eigenen Freiheit und den menschlichen Handlung im Wege. Darüber hinaus hält er ein Plädoyer für die Liebe zweier Menschen, die nicht zu verstecken ist, auch wenn Zuneigung und Gefühle füreinander nicht in das gesellschaftliche Bild passen. Dieses Drama ist in der Zeit der Aufklärung erschienen und verdeutlicht neben Toleranz die Freiheit und damit alle entscheidenden Faktoren dieser bewegten Literaturepoche. Gerade über die stark verzweigten Personenkonstellationen in diesem Stück werden die familiären Intrigen, die Lügen und der Einfluss des Standes deutlich. Doch vermögen es diese Verwandlungen nicht, eine Liebe vollkommen aus der Bahn zu werfen. So stellen sich die wahren Gefühle über die gesellschaftlichen Konventionen und über den Tod.

  • Wilhelm Tell – Inhaltsangabe | Zusammenfassung – Friedrich Schiller

    Kurze Inhaltsangabe zu Wilhelm Tell

    Die Geschichte des legendären Schweizer Freiheitskämpfers Wilhelm Tell spielt sich im Jahr 1307 ab. Friedrich Schiller ist es gelungen, mit seinem Bühnenwerk dieser Identifikationsfigur ein literarisches Denkmal zu setzen. Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde Wilhelm Tell als Nationalheld der Schweiz ausgerufen. Schon vor dem gleichnamigen Stück tauchte dieser heroische und selbstlose Protagonist in zahlreichen, literarischen Werken auf, wie zum Beispiel im weißen Buch von Sarnen aus dem Jahr 1472. Das zentrale Thema dieses großen Dramas ist die Freiheit. Wilhelm Tell wurde am Hoftheater zu Weimar im Jahr 1804 uraufgeführt und gilt bis zum heutigen Tag als eines der berühmtesten Stücke üb den Nationalhelden. Zahlreiche Schweizer Bürger sehen in diesem Drama ein Nationalepos.

    Auf den ersten Blick fällt die klassische fünftägige Aufteilung des Werkes auf. Alle handelnden Personen in diesem Drama bewegen sich in der Konstellation um die Nationalhelden Wilhelm Tell. In diesem Zusammenhang ist vor allen Dingen sein Antagonist Hermann Gessler, Ulrich von Rudenz und Werner Freiherr von Attinghausen zu nennen. Hinzu kommen Handwerker, Landleute und Bauern. Die gesamte Handlung legt den Fokus auf den entschlossenen und mutigen Widerstand gegen die herrschenden Unterdrücker. Dieser Widerstand wird zum einen ausgehend von einer einzelnen Person, aber auch von der ganzen Gesellschaft deutlich.

    Auführliche Zusammenfassung aller Aufzüge von Wilhelm Tell

    Erster Aufzug

    Schiller versetzt seine Leser zu Beginn dieses Dramas an den Schweizer Vierwaldstädter See. Hirte Kuoni, Jäger Werni und Fischer Ruodi stehen in der Runde und werden von Konrad gestört. Konrad flieht vor einem Heer brutaler, habsburgischer Soldaten, denn er soll angeblich den Burgvogt von Unterwalden auf dem Gewissen haben. Zum ersten Mal tritt Wilhelm Tell auf und versucht gemeinsam mit dem Jäger und dem Hirten, den Fischer Ruodi zu überreden, Konrad in Sicherheit zu bringen. Er hat die Möglichkeit, mit dem Boot auf den See hinauszufahren. Doch der Fischer weigert sich, diese Bitte auszuführen, seine Sorgen bewegen sich um ein aufkommendes Unwetter. Wilhelm Tell übernimmt die Aufgabe der Rettung und zieht sich die Ungunst der Soldaten zu, die Ihre Wut an den Bauernhöfen und den Herden der Bürger auslassen, und dabei keine Rücksicht auf Frauen und Kinder nehmen.

    Das Volk leidet unter grausamer Herrschaft

    Im Anschluss kommt es zu einem mehrfachen Wechsel der Schauplätze und zu vielen Parallelhandlungen. Dieser häufige Wechsel und die Situation zwischen Werner Stauffacher und seiner Frau Getrud stellen mehrere Beispiele für den Widerstand gegen die habsburgischen Unterdrücker. Dieser Widerstand zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten. So reden in Schwyz Herr Stauffacher und Herr Pfeifer über den vorherrschenden Krieg. Pfeifer entgegnet Stauffacher, dass ihr Land schon bald übernommen würde. Nach dem Gespräch setzt sich Stauffacher traurig auf eine Bank, seine Frau kommt hinzu und rät ihm zum Krieg gegen den Landvoigt, der schon vor einiger Zeit seinen Untergang angekündigt hatte.

    In der nächsten Szene geht es für den Leser in die Gemeinde Altdorf, die sich wiederum im Kanton Uri befindet. Auch hier leidet die gesamte Bevölkerung unter der grausamen Herrschaft und Unterdrückung der Habsburger. Der Tyrann und Reichsvogt Gessler setzt als Zeichen seiner Macht, seinen Hut auf eine Stange. Diesen sollen die Untertanen anbeten und ihm auf diese Weise huldigen. In der Zwischenzeit kommt es zu einem Bündnis zwischen Werner Stauffacher, Walther Fürst und Arnold von Melchtal – ein Sohn eines misshandelten Bauern. Diese drei möchten Ihre Kantone miteinander verbinden, um so mehr Einfluss und Macht im Widerstand ausüben zu können.

    Zweiter Aufzug

    In den folgenden Handlungen wird deutlich, auch der Adel ist sich nicht mehr einig und von Intrigen und Streit geplagt. Der aktuelle Schauplatz ist der Edelhof von Freiherr von Attinghausen. Ulrich von Rudenz ist ein Vertreter des Adels, der mit der Macht und der eisernen Hand und der weltfremden macht nicht sympathisiert. Freiherr von Attinghausen hingegen fürchtet um die Position der Familie, da Rudenz die Nachfolge und das Erbe der Familie nicht antreten möchte. Rudenz verlässt dennoch das Anwesen und lässt Attinghausen traurig und allein zurück.

    Die tyrannische Unterdrückung zieht mittlerweile Kämpfe und Versammlungen der Bauern und Landleute nach sich, die sich aus mehreren Regionen auf einer Bergwiese am Vierwaldstätter See versammeln. In diesem Zusammenhang gründen Walther, Werner und Arnold die erste Eidgenossenschaft, die als gegenwärtiger Vorsitzender der Schweiz anzuerkennen ist. Diese Eidgenossenschaft wurde unter dem historischen Rütlischwur gegründet und sollte die Habsburger Herrscher verjagen. Der Wortführer des Rütlischwurs ist Itel Reding. Vorab kamen Stauffacher und der Rest des Gefolges in einem Boot und unter einen Regenbogen über den See angefahren.

    Mit der Handhabung des Fürsten sind sie fortan nicht mehr einverstanden, auch wenn sie diesen einmal gewählt haben. Der eigentliche Eid wird im Anschluss ausgesprochen, bevor die Beteiligten die Szene in drei unterschiedlichen Richtungen verlassen.

    Dritter Aufzug

    Wilhelm Tell macht sich nun auch auf den Weg nach Altdorf und nimmt seinen Sohn Walther mit. Auch seine Frau kann sich diesem Vorhaben nicht erwehren und willigt ein. In der zweiten Szene treffen wiederum Rudenz und Berta aufeinander, sie gestehen ihre Liebe. Rudenz geht davon aus, die Schlacht gegen Österreich zu gewinnen, um wieder frei zu sein und gemeinsam mit Berta in einem Haus zu leben.

    Vierter Aufzug

    Vor Ort auf einer Wiese von Altdorf verweigert sich Wilhelm Tell der Ehrerbietung vor Gesslers Hut. Es kommt mit den Wachen zu einem Eklat, den auch Arnold von Melchetal und Werner Stauffacher nicht schlichten können. Nun kommt der Landvogt zur Situation und verlangt von Tell, dass er einen Apfel vom Kopf seines Sohns schießt. Tell gelingt unter dem Staunen aller Beobachter diese Herausforderung, dennoch lässt Gessler ihn in Haft nehmen. Dieser begründet seine Entscheidung mit einem geplanten Attentat vonseiten Tells, da dieser zwei Pfeile bereithielt. Gessler behauptet, mit dem einen Pfeil wollte er den Apfel vom Kopf seines Sohnes schießen und mit dem anderen Gessler ermorden.

    Der Landvogt beschließt, Wilhelm Tell nach Küssnacht zu bringen. Hier befindet sich ein Gefängnis am Nordufer des Vierwaldstädter Sees. Dort soll Tell eingesperrt werden. Doch ihm gelingt im Zuge der Überfahrt die Flucht. Während seiner Flucht erkundigt sich Tell nach dem Weg nach Küssnacht. Währenddessen kämpfen Werner sowie der Freiherr von Attinghausen mit ihrem Tod. Nach dem Tod des Freiherrn erscheint Ulrich von Rudenz. Er verbindet sich mit den Aufständischen. In der Zwischenzeit ist Wilhelm Tell in Küssnacht angekommen, er versteckt sich in den dunklen Gassen und plant nun endlich Gessler umzubringen. Nur ein präziser Schuss ist notwendig, um ihn vom Leben zu trennen. Darauf versammelt sich eine große Menschenmenge um den toten Landvogt und feiert das Ende der Tyrannei.

    Fünfter Aufzug

    Der Tod von Gessler bringt die gesamte Entwicklung ins Rollen und das eidgenössische Bündnis auf der Burg in Altdorf, um die gegenwärtigen Besetzer endgültig zu vertreiben. Alle Gefangenen werden befreit. Auch Berta von Bruneck kommt wieder frei, sie hat damals Ulrich zum Beitritt in das Bündnis verholfen. Gesslers Hut wiederum erhebt sich zum Symbol für den tapferen Widerstand und die Freiheit der Bevölkerung.

    Die Schlussszene vor Wilhelm Tells Haus

    Das Volk erreicht mittlerweile die Nachricht von der Ermordung des habsburgischen Königs Albrecht. Sein Neffe Johannes Parricida soll ihn aufgrund von Streitigkeiten ermordet haben und befindet sich derzeit auf der Flucht. Verkleidet als Mönch trifft er auf Wilhelm Tell. Dieser hat mittlerweile Streit mit seiner Frau, da er sein Kind in Gefahr gebracht hat. Johannes möchte sich mit ihm verbinden, doch dieses Bündnis lehnt Wilhelm Tell ab, da seine Ermordung des Tyrannen Gessler nichts mit seiner niederen Beweggründen zu tun hat. Daraufhin fliegt Johannes zum Papst und fordert seine Erlösung. Direkt vor dem Haus von Klientel kommt es dann zur Schlussszene. Hier wird nun die eigentliche Freiheit gefeiert. Der Nationalheld zeigt sich als einfacher Mann des Volkes und überlässt den anderen Helden des Widerstands die Bühne – ein wahrhaftiger Held, der nicht nach der Belobigung anderer sehnt, sondern seine Taten aus innerer Überzeugung begangen hat.

  • Emilia Galotti – Inhaltsangabe | Zusammenfassung – Gotthold Ephraim Lessing

    Kurze Inhaltsangabe zu Emilia Galotti

    Gotthold Ephraim Lessing schrieb Emilia Galotti als bürgerliches Trauerspiel. Dieses Stück in fünf Aufzügen wurde am 13. März 1772 im Opernhaus zu Braunschweig uraufgeführt. Der Anlass war der Geburtstag der Herzogin Philippine Charlotte. Im Grunde genommen hat Lessing in diesem Stück die Legenden der Römerin Verginia verarbeitet, wobei er die zentrale Thematik entscheidend abgeändert hat. Der Epoche nach ist Emilia Galotti der Aufklärung zuzuordnen. Das eigentliche Vorhaben, dieses Stück vollkommen vom Staatsinteresse isolieren zu wollen und den eigentlichen Fokus auf die Liebe zu legen, ist Lessing nicht gelungen, denn Emilia Galotti gilt bis zum heutigen Tage als politisches Drama. Im Zuge der Handlung werden der drastische Konflikt und das ungleiche Verhältnis zwischen dem herrschaftlichen Adel und dem aufgeklärten Bürgertum deutlich. Die Hauptperson dieses Stückes ist der Prinz Hettore Gonzago, sein Diener Marinelli, die bürgerliche Emilia Galotti, deren Mutter und Vater Odoardo. Eine neu entflammte Liebe und eine Intrige Marinellis sollen Emilia in die Hände des Prinzen treiben. Marinellis Intrige kostet Emilias Zukünftigem und schlussendlich auch ihr das Leben. Emilias Mut, ihre Reinheit und Entschlossenheit führen Sie in den Tod.

    Ausführliche Zusammenfassung zu Emilia Galotti

    Hettore Gonzago verliebt sich unsterblich in die bürgerliche Emilia Galotti

    Hettore Gonzago ist der amtierende Prinz von Guastalla. Er entdeckte in der Gesellschaft des Obersten Odoardo Galotti dessen liebreizende junge Tochter – Emilia Galotti – und verliebt sich unsterblich in sie. Der Prinz sitzt eigentlich vertieft an seinem Arbeitstisch über eine Klage des Volkes und den Mitschriften, die an ihn herangetragen werden. Es ist der Maler Conti, der zwei Gemälde zu ihm bringt. Eines der Gemälde zeigt seine derzeitige Geliebte – Gräfin Orsina – auf dem anderen Gemälde ist die junge bürgerliche Emilia Galotti abgebildet. In diesem direkten Vergleich erkennt er, dass er für die Gräfin keine Gefühle mehr hegt.

    Die Intrige des Kammerherrn Marinelli

    In ihm entspringt daraufhin eine heftige Leidenschaft für Emilia, diese lässt ihn selbst die elementaren Staatsgeschäfte an die Seite legen. Er kauft dem Maler das Bild ab und möchte jeden Preis der Welt zahlen, um das Mädchen fortan in seinen Besitz zu übernehmen.

    In seinem Liebeswahn vertraut sich der Prinz dem Kammerherrn Marinelli an. Dieser findige und geschmeidige Charakter beschließt, Emilia für den Prinzen zu gewinnen. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die unbändige Macht des Prinzen und schlägt ihm vor, diese einzusetzen. Doch hat er nicht mit dem tugendhaften Charakter dieser jungen Dame gerechnet, denn sie ist bereits mit dem Grafen Appiani verlobt. Die Hochzeit zwischen den beiden soll noch am selben Tag auf dem Landgut Sabionetta stattfinden. Ihr Vater steht mit dem Prinzen auf keinem guten Fuß und genießt auch das Leben auf dieser luxuriösen Residenz nicht. Er setzt es nicht darauf an, Hettore Gonzago zu treffen.

    Der Mord am Grafen Appiani

    Marinelli heckt einen findigen Plan aus. Er überträgt auf den Grafen Appiani eine Gesandtschaft und erhofft sich davon, die Hochzeit aufschieben zu können. Doch der Graf lehnt ab. So bleibt ihm nichts weiter übrig, als den Grafen ermorden zu lassen, doch soll alles nach einem Überfall aussehen. Marinelli ist fortan mit den Vorkehrungen für diesen beauftragten Mord beschäftigt. Den Prinzen weiht er nicht vollständig in seine Pläne ein und schickt ihn in das Lustschloss Dosalo. Es ist nun an dem Banditen Angelo, den Wagen, in dem sich der Graf, Emilia und ihre Mutter befinden, zu überfallen. Dabei fallen Schüsse und Appiani komm zu Tode. Daraufhin bringen die Diener des Prinzen die schockierten Frauen nach Dosalo, wo sich auch der Prinz befindet. Bis zum jetzigen Zeitpunkt dürfte der Leser denken, dass der Plan des Kammerherrn gelungen ist. Doch hat der Graf im Sterben liegend Emilias Mutter Claudia seinen Namen zugeflüstert, so keimt ein erster Verdachtsmoment. Der Prinz sucht gegen die Verabredung Emilia in der Messe auf und flüsterte ihr seine Liebesworte – Dies verstärkt die Zweifel an dem Überfall und erhärtet den Verdacht der Intrige.

    Das Treffen zwischen dem Prinzen und Emilia

    Kurz nach dem Treffen auf den Prinzen berichtet Emilia ihrer Mutter von der Begegnung. Beide realisieren, dass sie sich gerade auf dem Lustschloss des Prinzen befinden und erkennen im gleichen Zug die Verschwörung. In der Zwischenzeit ist der Überfall auch bis zu Odoardo durchgedrungen, der macht sich sogleich auf den Weg zu seiner Frau und seiner Tochter. Auf seinem Weg trifft er auf die Gräfin Orsina. Es handelt sich dabei um eine ehemalige Geliebte des Prinzen, die ebenfalls von den liebestollen Worten und der Neigung des Prinzen erfahren und sich daraufhin auf den Weg zum Lustschloss gemacht hat. Der Prinz hat sie jedoch nicht hereingelassen.

    Die Rachepläne des Vaters Odoardo

    Daraufhin erzählt Orsina dem Vater die gesamte Kette der Ereignisse und die Verschwörung. Im Vater kocht das Rachegefühl hoch und er beschließt mit sich, den Prinzen zu töten. Vor Ort kann er sich noch zum Schutz seiner Tochter beherrschen. Marinelli erkennt, dass sich die Schlinge immer weiter zuzieht und spielt sich als neuer Rächer des ermordeten Grafen Appiani auf. Er gibt vor, dass er nun auf die Suche nach dem eigentlichen Mörder, einem Nebenbuhler des Grafen, gehen möchte. Doch müsse er Emilia zu deren Schutz in Verwahrung nehmen. Odoardo bleibt nichts anderes übrig, als sich seinem Willen zu beugen. Er möchte seine Tochter in ein Kloster bringen.

    Marinellis Rachepläne schlagen um

    Marinelli beschließt, Emilia in das Haus des Kanzlers Grimaldi zu bringen. Er ist sich an dieser Stelle noch sicher, dass sie an diesem Ort zu jedem beliebigen Zeitpunkt den Prinzen sehen und sprechen kann. Emilia bittet ihren Vater, nicht in das Haus des Kanzlers gebracht zu werden. Sie möchte lieber sterben, als stetig einer potenziellen Verführung zu widerstehen. Marinelli möchte die gesamte Sache dem Gericht übergeben: Emilia soll zum Überfall in der Stadt aussagen und ihren Vater daraufhin verlassen. Odoardo bittet um ein letztes Treffen. Im Zuge dieses Treffens erzählt Odoardo Emilia alle Details, die sich daraufhin verzweifelt selbst richten möchte. Ihr Vater kann sie im letzten Moment daran hindern.

    Emilia Galottis Tod durch ihres Vaters Hand

    Daraufhin kommt es zum Eklat, der Vater greift sich einen Dolch und tötet seine Tochter. Emilia neigt sich dankbar in seine Hand und tröstet ihn im Sterben liegend. Sie flüsterte ihm zu: „Eine Rose gebrochen, der Sturm sehend blättert.“ Mit diesem bedeutungsschwangeren Satz verweist sie auf das gewünschte frühe Ende im Angesicht einer drohenden persönlichen Schande. Odoardo gibt dem Diener und dem Prinzen die alleinige Schuld am Tod der Tochter.

    Die Ausflüchte und Schuldzuweisungen des Prinzen

    Der Prinz realisiert nun voller Schrecken den eigentlichen Fortgang dieser Intrige. Doch ist selbst zu feige, zur eigenen Schuld zu stehen. So überträgt er die gesamte Verantwortung seinem Kammerherrn. Für sich selbst hat er tröstende Worte übrig und weist darauf hin, dass Prinzen eigentlich auch nur Menschen sind. Auch wenn in diesem Stück vor allen Dingen die Liebe den Fokus der Thematik trägt, verweist Lessing unmittelbar auf die Aufklärung und das Pflichtbewusstsein des Bürgertums, das zu den Entwicklungen der Taten steht, Verantwortung übernimmt und in der Lage ist, diese auszuführen.

    Aufklärung: der Kontrast zwischen dem Adel und dem Bürgertum

    Der barbarische und intrigante Adel setzt seine Macht ein und wendet sich im Ernstfall in Widersprüchen und Ausflüchten. Als wichtigster Vertreter in der deutschen Aufklärung setzt sich Lessing mit diesem Stück ein Zeichen, auch wenn er nie eine Aufführung selbst miterlebt hat. Er hat am eigenen Leibe die Kleinstaaterei in Deutschland erfahren und in diesem Zusammenhang den Absolutismus als Herrschaftsform vom Grunde her verurteilt. Ihm ist es mit Emilia Galotti gelungen, ein politisches Drama zu kreieren und diesem im gleichen Zuge soziale Züge zu verleihen.

  • Das Parfum – Inhaltsangabe/Zusammenfassung – Patrick Süßkind

    Kurze Inhaltsangabe zu Das Parfum von Patrick Süßkind

    Dieser Roman ist auf den Schriftsteller Patrick Süßkind und das Jahr 1985 zurückzuführen. Im Zuge dieses Romans schreibt Süßkind über die außergewöhnliche Begabung eines sonderbaren Parfümeurs namens Jean-Baptiste Grenouille, der mit einem außerordentlich sensiblen Geruchssinn ausgestattet ist und auf diese Weise die Welt mit der Nase und über künstliche und natürliche Gerüche erkundet. Im Zuge der Handlung erfahren Sie mehr über die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen sowie über die Herstellung von Parfum auf eine unkonventionelle Art und Weise. Dieses Werk wurde in insgesamt 48 Sprachen übersetzt und verkaufte sich bisher über 20 Millionen Mal. Nicht nur seine überaus erfolgreichen Verkaufszahlen machen das Parfum zu einem der erfolgreichsten, deutschsprachigen Romane des 20. Jahrhunderts. Der Titel hielt sich ganze neun Jahre in der Spiegel Bestsellerliste.

    Ausführliche Zusammenfassung zu Das Parfum

    Jean-Baptiste Grenouille: seine Geburt und seine Kindheit

    Die Hauptfigur dieses Romans ist der Waise Jean-Baptiste Grenouille, der zu Beginn auf einem übel stinkenden Fischmarkt unter einem Verkaufsstand zur Welt kommt und von seiner Mutter direkt auf den Müll geschmissen wird. Schon zu Beginn seines Lebens hat Grenouille ein Leben auf dem Gewissen, da seine Mutter für dieses Vergehen den Tod fand. Grenouille – der im Deutschen mit dem Frosch zu übersetzen ist – wuchs in einem Waisenhaus auf und erlitt an diesem Ort zahlreiche Demütigungen und Qualen. Doch eines war von Beginn an ungebrochen, seine Überlebenswille und Drang, auch in den schwierigsten Situationen mit dem Leben davonzukommen. Seine Vision stand schnell fest, er möchte das erfolgreichste Parfum aller Zeiten herstellen.

    Grenouilles Jugend bei Gerber Grimal

    Seine Vision macht ihn wenig später zum Mörder. Mithilfe des Parfüms erhält Grenouille unbändige Macht über die gesamte Menschheit. Kurz nach seinem Aufenthalt im Kinderhaus und dem Verkauf an den unerbittlichen Gerber Grimal erkrankt Grenouille an dem tödlich verlaufenden Milzbrand. Doch wider Erwarten überlebt er diese Krankheit und steigt auf diese Weise auch in seinem persönlichen Wert. Er erarbeitet sich daraufhin kleinere Freiräume und begleitet seinen Chef mit in die Großstadt Paris. Dort begeistern Grenouille die unterschiedlichen Gerüche. So geht er auf Streifzug, angezogen von einem atemberaubenden Duft. Er folgte diesem Duft bis in eine dunkle Gasse und entdeckt ein rothaariges Mädchen, das damit beschäftigt ist, Mirabellen zu putzen. Grenouille wiederum ist nur von ihrem Geruch eingenommen und nähert sich dem unschuldigen Mädchen von hinten. Das Mädchen erschrickt daraufhin und Grenouille erstickt sie. Er schreckt nicht zurück, sondern saugt gierig ihren Duft in sich auf. Da keimt eine verhängnisvolle Vision in ihm: Der größte Parfümeur aller Zeiten zu werden. Dieser Wunsch lässt ihn von diesem Moment an nicht mehr los.

    Lehrjahre beim erfahrenen Parfümeur Baldini

    Kurze Zeit später übergibt Grenouille dem Parfümeur Baldini eine Lieferung Lederhäute und sieht in dieser Begegnung seine Chance. Er überzeugt Baldini von seinem Können, kreiert jedes bekannte Parfum im Handumdrehen, nennt alle Bestandteile und geht bei ihm in die Lehre. Seinem ehemaligen Chef ergeht es weniger gut, denn dieser wird kurz darauf überfallen und in der Seine versenkt. Er fordert von seinem Lehrmeister, dass er ihm beibringt, wie man Düfte konserviert. Baldini stellt Grenouille ein und profitiert fortan von seinem Geruchssinn. Sein unerschöpflicher Tatendrang macht Baldidnis Laden schnell zur ersten Adresse in ganz Europa.

    Der junge Parfümeur kreiert die besten Düfte und Kombinationen. Doch im Hintergrund, ganz still und heimlich arbeitet er daran, anorganische Verbindungen, wie zum Beispiel Eisen und Glas Gerüchen zu entlocken. Es folgen zahlreiche ungewöhnliche Begegnungen, wie zum Beispiel der Versuch, Baldinis Katze ihre ureigenen Gerüche zu entlocken. Diese bezahlt den Versuch mit ihrem Leben. An dieser Stelle wird deutlich, dass Grenouille keinerlei Skrupel besitzt, in seinem Vorhaben den perfekten Duft zu kreieren. Nachdem er eine gefährliche Pockenerkrankung überlebt erhält er alsbald im Frühjahr 1756 seinen langersehnten Gesellenbrief. Grenouille bricht daraufhin in Richtung Süden auf. Noch in derselben Nacht fällt die Brücke genau auf das Haus Baldinis ohne eine erkennbare Ursache. Der Parfümeur und seine Frau werden im Schlaf überrascht und sind sofort tot.

    Die Jahre der Wanderung und bewegender Erkenntnisse

    Im Zuge seiner Wanderungen durch Frankreich entdeckt Grenouille eine neue Leidenschaft: Er möchte fortan Luft atmen, die frei von menschlichen Gerüchen ist. Er findet diese interessanten Gerüche auf einem Vulkanberg, in tiefen Höhlen, Schluchten und in der freien Natur. Auch wenn er äußerlich zu vegetieren scheint, blühen in ihm zahlreiche Düfte auf. Nach sieben Jahren der Wanderung kommt es zu einer erschütternden Wende. Er entdeckt im Traum, dass er selbst gar keinen Geruch oder Duft hat. Die Leser wissen dies schon seit seiner spektakulären Geburt. Mit dieser Erkenntnis und Erschütterung beschließt Grenouille, zurück in die Zivilisation zu kehren. Er geht zum Marquis de la Taillade-Espinasse und erklärt ihm, er wäre über sieben Jahre hinweg von Räubern gefangen gehalten worden. Mithilfe eines Vitalluftventilationsapparats möchte der augenscheinliche Wissenschaftler Grenouille kurieren. Doch er selbst weiß, was es braucht, um sein Äußeres für die Gesellschaft wiederherzustellen. Ein zweites Parfüm, das wie gewöhnliche Menschen duftet; in diesem Zusammenhang erkennt er die Manipulation der Gesellschaft. Grenouille möchte fortan die Macht über die Menschheit erlangen und das nur über einen einzigen Duft.

    Grenouilles Meisterjahre in Grasse

    Angekommen in Grasse macht Grenouille eine folgenreiche Entdeckung: der betörende Duft eines Mädchen, das dem Mädchen im damaligen Paris zum Verwechseln ähnlich sieht. Er erhält eine Anstellung im Atelier der verwitweten Madame Arnulfi und geht dem ersten Gesellen – Dominque Druot – zur Hand. Im Zuge der Arbeit äußert Grenouille immer wieder kleinere Verbesserungsmöglichkeiten. Dies führt dazu, dass Dominique ihm die Arbeit überlässt, was wiederum Grenouille mehr Freiheit überlässt. Er ist in der Lage, sein eigenes Meisterwerk zu vollenden. Er besitzt von nun an die Fähigkeit, die Düfte seiner Opfer verlustfrei einzufangen. Das einzigartige Parfum setzt sich aus einem Duftdiadem aus 24 Einzeldüften unschuldiger Mädchen zusammen. Grenouille wird zum Serienmörder.

    Vollendung: Grenouilles letztes Opfer Laure

    Der Vater seines letzten Opfers Laure soll ihm wenig später auf die Schliche kommen. Grenouille ist zum Schrecken der Bürger in ganz Frankreich geworden. Laures Vater möchte diesem Spuk ein Ende setzen, indem er seine Tochter auf eine einsame Insel verbringt und sie heimlich verheiratet. Doch hat er nicht mit der feinen Nase von Grenouille gerechnet, denn er spürt die beiden in einer abgelegenen Gaststube auf. Grenouille trifft auf Laure im Schlaf und die Handlung nimmt ihren Lauf. Doch hat er mit der Zeit Spuren hinterlassen, sodass die Polizisten diese bis zu seinem Haus zurückverfolgen können.

    Der Eklat auf seiner geplanten Hinrichtung

    Im Zuge der Vernehmung antwortet Grenouille immer wieder, er habe dieses Mädchen doch gebraucht. Er wird am 15. April 1766 zum Tod am Strang verurteilt. Doch seine Hinrichtung nimmt eine ungewohnte Wendung. Urplötzlich ist die Masse nicht mehr der Meinung, dass es sich bei Grenouille um einen Serienmörder handelt, da dieser sein sagenumwobenes Parfum einsetzt und es nun seine volle Wirkung entfaltet. Für diese Wendung ist einzig und allein die Wirkung seines Parfüms und seiner betörenden Extrakte verantwortlich. Es setzt eine wilde Orgie ein, über die sich Grenouille mit Hass und Ekel erhebt. Selbst der Vater des toten Mädchens Laure ist geblendet und möchte nun Grenouille sogar adoptieren. Dieser willigt zum Vorschein ein, macht sich jedoch kurz darauf aus dem Staub. Dominique Druot wird nun für den Mord verantwortlich gemacht. Unter Folter zwingt man ihm ein Eingeständnis ab.

    Ernüchtert und enttäuscht: Grenouille kehrt seinem Leben den Rücken

    Völlig desillusioniert und ernüchtert kehrt Grenouille an den Anfang seiner Lebensgeschichte nach Paris zurück und kommt dort am 25. Juni 1767 an. Vor den Augen aller Ausgestoßenen von Paris übergießt sich Grenouille mit dem Parfüm – die Ausgestoßenen begehren ihn mit kannibalischer Gier und zerreißen ihn innerhalb kürzester Zeit. Dieser Abschluss des Romans lässt sich als Schluss der Rahmenhandlung und Rückkehr zum Anfang verstehen.

  • Kleider machen Leute – Inhaltsangabe – Gottfried Keller

    Kurze Inhaltsangabe zu Kleider machen Leute

    Gottfried Kellers 1874 erschienene Novelle „Kleider machen Leute“ handelt von dem Schneider Wenzel Strapinski, der aufgrund seiner vornehmen Kleidung und durch die Verkettung unglücklicher Umstände für einen reichen polnischen Grafen gehalten wird und nicht den Mut aufbringt, dass Missverständnis aufzuklären. Sich zunächst in seiner Rolle unwohl fühlend, findet er bald Gefallen an seinem neuen Leben. Als er sich in die Amtstochter Nettchen verliebt und diese seine Liebe erwidert, beschließt er, die Rolle des Grafen weiter zu spielen. Das Paar beschließt bald, zu heiraten. Während der Verlobungsfeier wird Strapinski von seinem alten Chef aus seiner Heimatstadt Seldwyla erkannt und sein Schauspiel somit aufgedeckt. Strapinski versucht daraufhin zu fliehen. Nettchen folgt ihm, stellt ihn zur Rede und verzeiht ihm schließlich, da sie von der Aufrichtigkeit seiner Liebe überzeugt ist.

    „Kleider machen Leute“ zählt zu Kellers bedeutendsten Erzählungen und ist ein Paradestück aus der Epoche des poetischen Realismus‘.

    Zusammenfassung aller Kapitel von Kleider machen Leute

    Der arme Schneider Wenzel Strapinski wandert an einem kalten Tag im November von seiner Heimatstadt Seldwyla aus auf der Landstraße Richtung Goldach, weil er aufgrund des Verlusts seiner Arbeit zum Auswandern gezwungen ist. Da er Wert auf gute Kleidung legt, ist er für die Verhältnisse eines Schneiders recht vornehm gekleidet, was ihm ein „edles und romantisches Aussehen“ verleiht. Auf seinem Weg begegnet ihm ein Kutscher, der dem „bekümmert und geschwächt“ aussehenden Schneider anbietet, ihn nach Goldach mitzunehmen, was Strapinski gerne annimmt.

    In Goldach angekommen hält der Kutscher vor einem Gasthof und der aussteigende Strapinski wird von den Bediensteten aufgrund seiner äußeren Erscheinung für einen „Prinz[en] oder Grafensohn“ gehalten. Unfähig, den Irrtum sogleich aufzuklären, lässt Strapinski sich in den Speisesaal führen und wird sofort ausgiebig bewirtet. Seine Zurückhaltung und schüchterne Art wird von den Bediensteten des Gasthauses fälschlicherweise als Zeichen seiner edlen Herkunft gedeutet: „Und der junge Mann mag kaum den Mund öffnen vor Vornehmheit […]. Das ist ein Herr von großem Hause, darauf wollt‘ ich schwören, wenn es nicht verboten wäre! Und wie schön und traurig er ist!“

    Strapinski fühlt sich in der ihm aufgezwungenen Rolle unwohl, beschließt jedoch irgendwann, aus der Situation, in die er unverschuldet hineingeraten ist, das Beste zu machen und betritt „hiermit den abschüssigen Weg des Bösen“. Er redet sich ein, es sei dumm von ihm, die Gelegenheit nicht zu nutzen: „Was ich einmal im Leibe habe, kann mir kein König wieder rauben!“

    Durch einen Scherz des Kutschers, der sich über Strapinskis Fortgehen ohne ihm für die Mitnahme seinen Dank auszusprechen ärgert, wird er fortan für einen Grafen gehalten. Eine gemütliche Runde, unter ihr der Sohn des Hauses, gesellen sich zu Strapinski, bieten ihm Zigarren an, trinken und spielen Karte. Bald verlegen sie den Ort ihrer Zusammenkunft auf das Gut des Amtsrats. Niemand hegt einen Zweifel daran, in Strapinski einen echten Grafen vor sich zu haben – den Buchhalter Melcher Böhni ausgenommen, der Strapinskis vom Schneiderhandwerk zerstochene Finger erkennt, seine Beobachtung jedoch für sich behält.

    Nach einigen Spielen, bei denen Strapinski mehr Geld gewinnt „als er jemals in seinem Leben besessen“ hatte, gibt er vor, einen Spaziergang unternehmen zu wollen, während dem er sich unbemerkt davon zu stehlen gedenkt. Melcher Böhni, der Strapinski „fortwährend scharf betrachtete, war jetzt fast im Klaren über ihn und dachte: den Teufel fährt der in einem vierspännigen Wagen.“

    Gerade, als Strapinski sich davonschleichen möchte, wird er vom Amtsrat in Begleitung dessen Tochter Nettchen überrascht. Strapinski ist von Nettchens Wesen und ihrer Erscheinung beeindruckt, anders herum verhält es sich ebenso. Er beschließt, die Rolle des Grafen Strapinski noch etwas weiter zu spielen und beginnt nun bewusst, sich edel und vornehm zu zeigen. Mit der Zeit fühlt er sich, als sei er in „eine Art moralisches Utopien hineingeraten“ und der Wunsch, der neuen Situation zu entfliehen, kommt immer seltener auf, obwohl er von schlaflosen Nächten geplagt wird. Doch „es ist mit Tadel hervorzuheben, dass er ebenso viel Furcht vor der Schande, als armer Schneider entdeckt zu werden und dazustehen, als das ehrliche Gewissen war, was ihm den Schlaf raubte.“

    Strapinski wird bald klar, dass er nur Nettchens wegen noch in Goldach weilt und als die beiden von ihrer gegenseitigen Zuneigung erfahren, fallen sie sich um den Hals und beschließen zu heiraten. Zufällig unternehmen die Seldwyler am Tag der Verlobung ebenso wie die Goldacher eine kostümierte Schlittenfahrt mit demselben Gasthaus als Ziel. Der Seldwyler Schlittenzug stellt „Schneidersleute von allen Nationen und aus allen Zeitaltern“ dar. Wie zur Bloßstellung Strapinskis führen die einzelnen Gruppen im Gasthaus in „Gebärdenspiel den Satz Leute machen Kleider und dessen Umkehrung durch, indem sie erst mit Emsigkeit irgendein stattliches Kleidungsstück […] anzufertigen schien[en] und sodann eine dürftige Person damit bekleidete[n], welche, urplötzlich umgewandelt, sich in höchstem Ansehen aufrichtete […].“

    Kurz darauf wird Strapinski von seinem ehemaligen Arbeitgeber, der auf dem Fest anwesend ist, erkannt und seine falsche Identität öffentlich. Der von peinlichen Empfindungen eingenommene Strapinski „stand […] langsam auf und ging mit schweren Schritten hinweg, die Augen auf den Boden gerichtet, während große Tränen aus denselben fielen.“ In Gedanken an die Schmach und an Nettchen wandert er eine Straße entlang und bedauert die unglückliche Wendung der Ereignisse: „Das erste deutliche Gefühl, dessen er inne wurde, war dasjenige einer ungeheuren Schande, gleich wie wenn er ein wirklicher Mann von Rang und Ansehen gewesen und nun infam geworden wäre durch Hereinbrechen irgendeines verhängnisvollen Unglückes.“ Als seine Gedanken erneut bei Nettchen hängen bleiben, beginnt er bitterlich zu weinen und streckt seine Arme in Verzweiflung gen Himmel. Fast wird er von den nach Hause zurückkehrenden Seldwylern überrascht, kann sich jedoch noch rechtzeitig mit einem beherzten Sprung ins Gebüsch retten und verstecken. Als die Kälte zu stark und er selbst zu schwach wird, schläft er einfach „auf dem knisternden Schnee“ ein.

    Nettchen hat die Feier inzwischen verlassen, um Strapinski nachzueilen. Auf einer Kutsche fährt sie die Straße entlang und findet Strapinski bald im Schnee liegen: „Ja, er war es […]. […] alles sagte noch in Erstarrung, am Rande des Untergangs, im Verlorensein: Kleider machen Leute!“ Nettchen hilft Strapinski auf die Kutsche und fährt zu einer ihr bekannten Bäuerin, in deren Haus sie Strapinski dann zur Rede stellt. Dieser berichtet ihr aufrichtig, wie er in die Situation gekommen ist und warum er es nicht geschafft hat, sich aus ihr zu lösen. Schließlich gesteht er Nettchen abermals seine Liebe und auch diese kann nicht anders, als ihm zu verzeihen: „Ich will dich nicht verlassen! Du bist mein, und ich will mit dir gehen trotz aller Welt!“ Kurz darauf spricht Nettchen mit ihrem Vater, teilt ihm ihre Entscheidung mit und verlangt von ihm das Erbe ihrer verstorbenen Mutter, um mit Strapinski ein neues Leben beginnen zu können.

    Das Paar beschließt, nach Seldwyla zu ziehen und dort ein Geschäft zu gründen. Der anfängliche Groll der Seldwyler legt sich bald und „sie beschlossen, die Liebenden zu schützen mit Gut und Blut und in ihrer Stadt Recht und Freiheit der Person zu wahren.“ Strapinski und Nettchen führen die folgenden Jahre ein erfolgreiches Geschäft in Seldwyla und werden wohlhabende Leute. Das Paar bekommt gemeinsam fast ein Dutzend Kinder. Nach einigen Jahren übersiedelt die Familie nach Goldach. „Aber in Seldwyla ließ er [Strapinski] nicht einen Stüber zurück, sei es aus Undank oder aus Rache.“

  • Bahnwärter Thiel – Inhaltsangabe – Gerhart Hauptmann

    Kurze Inhaltsangabe zu Bahnwärter Thiel

    Gerhart Hauptmanns 1887 entstandene Erzählung "Bahnwärter Thiel" handelt von eben diesem, der nach dem Tod seiner Frau Minna eine aus der Not geborene Ehe mit der Kuhmagd Lene eingeht. Diese bringt einen Sohn zur Welt und misshandelt Thiels Sohn Tobias aus erster Ehe sowohl physisch als auch psychisch. Thiel weiß der herrschsüchtigen Lene nichts entgegenzusetzen. Als sein Sohn Tobias von einem Zug erfasst wird und stirbt, während Lene auf ihn hätte aufpassen sollen, ermordet Thiel Lene und ihren gemeinsamen Sohn und wird daraufhin in eine Irrenanstalt eingewiesen.

    Hauptmanns novellistische Studie zählt zu den bedeutendsten Werken des Naturalismus und behandelt in einer linear verlaufenden und in sich geschlossener Handlung die sozialen Probleme der Arbeiter zur Zeit der Industrialisierung und die Determiniertheit ihrer Lebensverhältnisse.

    Zusammenfassung der einzelnen Kapitel von Bahnwärter Thiel

    Kapitel 1

    Der streng gläubige Bahnwärter Thiel heiratet ein Jahr nach dem Tod seiner geliebten Frau Minna aus der Not heraus die Kuhmagd Lene, um seinen Sohn Tobias aus der Ehe mit Minna während seiner Arbeitszeit versorgt zu wissen. Während seiner Arbeitszeit im Wärterhäuschen an den Bahngleisen gedenkt er ausgiebig seiner verstorbenen Frau Minna, die er von Herzen liebte und deren Verlust er nicht verschmerzen kann: "Eine verblichene Photographie der Verstorbenen vor sich auf dem Tisch, Gesangbuch und Bibel aufgeschlagen, las und sang er abwechselnd die lange Nacht hindurch […] und geriet hierbei in eine Ekstase, die sich zu Gesichten steigerte, in denen er die Tote leibhaftig vor sich sah."

    Lene, die "eine harte, herrschsüchtige Gemütsart, Zanksucht und brutale Leidenschaftlichkeit" in ihrer Person vereint, unterdrückt den Bahnwärter Thiel, der sich nicht zu wehren weiß, und behandelt Thiels Sohn Tobias, einen schwachen und kränklich aussehenden Jungen, denkbar schlecht. Als Lene selbst einen Sohn zur Welt bringt, hat sie für Tobias nichts als Abneigung übrig und benutzt ihn als Helfer bei der Versorgung ihres eigenen Kindes. Gut gemeinte Mitteilungen besorgter Nachbarn, dass Lene Tobias körperlich misshandle, stoßen bei Thiel auf taube Ohren, obwohl er seinem Sohn große Zuneigung entgegenbringt, wie auch Tobias‘ Liebe gänzlich auf den Vater gerichtet ist.

    Kapitel 2

    Lene echauffiert sich darüber, noch keinen Ersatz für den "vor Wochen gekündigt[en]“ Kartoffelacker gefunden zu haben, der die Familie ernährt. Sie gibt Thiel für diesen Umstand die alleinige Schuld, obwohl die Pflege des Ackers bzw. die Suche nach einem neuen Acker in ihr Aufgabengebiet fällt. Thiel verbringt seine freie Zeit mit seinem Sohn Tobias, spielt mit ihm und anderen Kindern aus dem Dorf und hegt tief in sich den Wunsch, „aus Tobias [möge] mit Gottes Hilfe etwas Außergewöhnliches werden". Als er ihn weckt, entdeckt er auf Tobias‘ geschwollener Wange Fingerabdrücke, die von der Misshandlung durch Lene her rühren. Thiel schmerzt die Vorstellung, dass seinem Sohn Leid zugefügt wird, er stellt Lene, die mittlerweile einen neuen Acker in der Nähe von Thiels Bahnhäuschen ausgemacht hat, jedoch nicht zur Rede.

    Auf dem Weg zu seinem Dienst bemerkt Thiel, dass er sein Butterbrot zuhause vergessen hat und kehrt um, um es zu holen. Schon aus der Ferne hört er seine Frau Lene mit seinem Sohn Tobias herumschreien. Als er sich weiter nähert, hört er deutlich, dass Lene Tobias nicht nur beschimpft, sondern auch schlägt: "Einige Augenblicke blieb es still; dann hörte man ein Geräusch, wie wenn Kleidungsstücke ausgeklopft würden; unmittelbar darauf entlud sich ein neuer Hagel von Schimpfworten […]. >>Halts Maul!<< schrie es, als ein leises Wimmern hörbar wurde [...]." Thiel betritt den Raum, woraufhin die ertappte Lene kurz die Fassung verliert, sich jedoch gleich wieder besinnt und Thiel vorwirft, er komme nur so früh heim, um sie zu kontrollieren. "Eine Kraft schien von dem Weibe auszugehen, unbezwingbar, unentrinnbar, der Thiel sich nicht gewachsen fühlte." Statt seinem Sohn zu helfen, der weinend auf dem Boden sitzt, nimmt Thiel sein Brot und geht ohne ein Wort hinaus.

    Kapitel 3

    Thiel verbringt eine unruhige Nacht in seinem Wärterhäuschen. Von Schuldgefühlen seinem Sohn gegenüber geplagt verrichtet er seine Arbeit nahezu mechanisch: "Die Leidensgeschichte seines Ältesten, welche die Eindrücke der letzten Stunden nur noch hatten besiegeln können, trat deutlich vor seine Seele. Mitleid und Reue ergriff ihn sowie auch eine tiefe Scham darüber, dass er diese ganze Zeit in schmachvoller Duldung hingelebt hatte, ohne sich des lieben, hilflosen Geschöpfes anzunehmen, ja auch ohne nur die Kraft zu finden, sich einzugestehen, wie sehr dieses litt." Im Schlaf träumt Thiel von seiner verstorbenen Frau Minna, wie sie etwas "in Tücher gewickeltes, etwas Schlaffes, Blutiges, Bleiches" an den Bahngleisen entlang mit sich trägt.

    Wieder zuhause angekommen eröffnet ihm Lene, ihn am folgenden Tag mit den Kindern begleiten zu wollen, um den neuen Acker zu bestellen. Thiel, dessen Wärterhäuschen für ihn dem Gedenken seiner toten Minna gilt, ist wenig begeistert. Als er jedoch sieht, wie sehr sich der kleine Tobias auf den Ausflug freut, ändert sich seine Stimmung hin zum Positiven.

    Am folgenden Tag bricht die Familie gemeinsam gen Thiels Wärterhäuschen auf. Thiel unternimmt gemeinsam mit Tobias einen Spaziergang entlang der Bahnschienen, während Lene den Acker umgräbt. Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Wärterhäuschen muss Tobias bei Lene bleiben, um auf seinen kleinen Bruder aufzupassen, während Lene weiterhin auf dem Acker arbeitet. Thiel ruft ihr nach, sie solle achtgeben, dass Tobias den Gleisen fern bleibt. "Ein Achselzucken Lenens war die Antwort."

    Als Thiel an seinem Posten steht, um einen Zug hindurch zu lassen, bremst dieser plötzlich. Thiel erkennt, dass "eine dunkle Masse […] unter den Zug geraten“ war. Seine schlimmste Befürchtung, es könne sich um Tobias handeln, wird bald darauf bestätigt. Wie von Sinnen klammert sich Thiel an seinen noch lebenden Sohn, bevor er ihn auf die Bahre legt, während Lene in einem fort wimmert und ihre Unschuld an dem Unglück beteuert. Tobias wird von Lene und einem Mann zur ärztlichen Versorgung gebracht und Thiel verrichtet zunächst weiter seinen Dienst, fällt jedoch bald in Gedanken an Tobias in Ohnmacht. Wieder erwacht fleht er seine tote Frau Minna an, ihm Tobias zurückzugeben und verspricht ihr, Lene anzutun, was diese Tobias angetan hat: „[…] und da will ich sie [Lene] auch schlagen – braun und blau – auch schlagen – und da will ich mit dem Beil – siehst du? – Küchenbeil – mit dem Küchenbeil will ich sie schlagen und da wird sie verrecken.“ Weil er es nicht ertragen kann, in Ungewissheit über das Leben seines Sohnes zu sein und sein gemeinsamer Sohn mit Lene, der er die Schuld an Tobias Unfall gibt, am Leben ist, beginnt er im Wahn, seinen kleinen Sohn im Kinderwagen zu würgen, kommt jedoch noch rechtzeitig zu sich und freut sich, dass der Kleine lebt: „Es [das Kind] lebt! Gott sei Dank, es lebt!“

    Thiel erfährt, dass Tobias nicht überlebt hat, bricht zusammen und wird auf der Bahre, auf der zuvor die Leiche seines Sohnes lag, nach Hause getragen. Männer, die Thiel später die Leiche von Tobias bringen möchten, entdecken einige Stunden später sowohl die Leiche Lenes, die "das Gesicht unkenntlich, mit zerschlagener Hirnschale" in ihrem eigenen Blut liegt als auch die Leiche des gemeinsamen Sohnes von Thiel und Lene "mit durchschnittenem Halse." Thiel wird am Morgen auf den Bahngleisen sitzend und wahnsinnig geworden genau dort vorgefunden, wo Tobias am Vortag vom Zug erfasst worden ist. Vergeblich versuchen mehrere Männer, Thiel dazu zu bewegen, von den Gleisen herunterzukommen, müssen ihn jedoch letztendlich mit Gewalt von den Schienen herunterholen. Noch bei seiner Einweisung in die "Irrenabteilung der Charité" hält er Tobias "braune[s] Mützchen in [den] Händen und bewacht […] es mit eifersüchtiger Sorgfalt und Zärtlichkeit."

  • Nachts schlafen die Ratten doch – Inhaltsangabe/Zusammenfassung

    Kurze Inhaltsangabe zu Nachts schlafen die Ratten doch

    Diese Kurzgeschichte geht auf das Jahr 1947 und den deutschen Schriftsteller Wolfgang Borchert zurück. „Nachts schlafen die Ratten doch“ reiht sich unmittelbar in die Nachkriegsliteratur ein und stellt eine der bewegenden Erzählungen und einen unmittelbaren Blick in die Seele der Betroffenen dieser Zeit dar. Selbige Geschichte ist in einer Prosasammlung – an diesem Dienstag – von Wolfgang Borchert erschienen. In vier Bundesländern gehört diese Kurzgeschichte unmittelbar zur Schullektüre und formte bereits mehrere Male die Abiturprüfungen. Den Leser verschlägt es direkt in eine Kleinstadt, die im Zuge des Krieges vollständig zerstört wurde. Borchert legt den Fokus auf einen neunjährigen Jungen, der eine Trümmerstelle bewacht, denn unter den Trümmern liegt sein gerade einmal vierjähriger Bruder. Er möchte seinen toten Bruder vor den Ratten schützen, diese kommen laut Erzählungen seines Lehrers erst in der Nacht. Plötzlich kommt ein Mann vorbei, dem es gelingt, das Vertrauen des Jungen zu gewinnen. Er erklärt, die Ratten würden jede Nacht schlafen und stellen keine Bedrohung für seinen Bruder dar. Mit dieser Notlüge gelingt es ihm, in den Wirren und der Zerstörung des Krieges einen Keim neuer Hoffnung zu setzen.

    Ausführliche Kapitelzusammenfassung zu Nachts schlafen die Ratten doch

    Unvermittelter Start: Eine Junge hockt am Trümmerfeld

    In dieser Kurzgeschichte manövriert Borchert seine Leser direkt in das zerstörte Bild Deutschlands kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein kleiner Junge bildet eine der beiden Hauptfiguren in dieser Geschichte. Er döst vor sich hin, die Augen geschlossen, allein und hilflos. Ein älterer Mann mit krummen Beinen kommt vorbei und fragt den Jungen, was er an diesem verlassenen Ort tut. Er entgegnet darauf hin, dass der aufpasst, ihm aber nicht verraten kann, auf wen er eigentlich aufpasst. Der alte Mann gibt sich mit dieser Antwort nicht zufrieden und lenkt den betrübten Jungen ab, indem er von seinem Kaninchen erzählt. Er möchte es dem neunjährigen Jungen zeigen. Dieser würde das kleine Kaninchen sehr gern sehen, hat jedoch eine Aufgabe. Er muss aufpassen.

    Das Zusammentreffen zwischen dem Jungen und dem alten Mann

    Der Junge hat zu Anfang der Geschichte die Augen fest geschlossen, sodass der Mann im ersten Moment denkt, das er schläft. Dieser Schlaf lässt sich auf die gesamte Stadtlandschaft übertragen. Das Verschließen der Augen verweist auf den inneren Wunsch, diese Trümmer und das Leid des Krieges für einen kurzen Moment zu vergessen. Die erste Reaktion auf das Auftauchen des Fremden, ist nicht mit Neugierde zu deuten, sondern mit Furcht. Diese Vorsicht lässt sich wiederum mit der Angst vor Polizei, Soldaten und dem Krieg gleichsetzen.

    Borcherts Charakterisierung des Jungen wird plastischer

    Stück für Stück werden die Beschreibungen des Jungen plastischer. So entwickelt sich der anfänglich namenlose Jungen zu Jürgen, wenig später erfährt der Leser, Jürgen ist gerade einmal 9 Jahre alt. Borchert versteht es in Perfektion, den Figuren in seinen Kurzgeschichten Charakter und Leben einzuhauchen. Darüber hinaus ist es typisch für eine Kurzgeschichte, dass sich diese anhand von nahezu austauschbaren Charakteren abspielt und auf diese Weise einen kleinen Ausschnitt aus dem Alltag dieser Zeit wiedergibt – im gleichen Zug jedoch offenbar mannigfaltige Interpretationsansätze bereithält. Der Leser ist dazu eingeladen selbst in die Rolle des 9-Jährigen zu schlüpfen und kann so die Ängste, Befürchtungen, Wünsche und Hoffnung authentischer nachempfinden.

    Die Aufgabe des Jungen an den Trümmern

    Der alte Mann macht sich auf seinen Weg, und dreht sich noch ein einziges Mal um. Diese Gelegenheit ergreift der Junge und verrät sein Geheimnis: Er passt an dieser Stelle auf seinen vierjährigen Bruder auf und möchte verhindern, dass ihn des Nachts die Ratten fressen. Das Haus wurde von einer Bombe getroffen, sein Bruder liegt noch immer unter den Trümmern. Der Junge kann seinen Bruder nicht im Stich lassen. Sein Lehrer selbst hat ihm diese Aufgabe auferlegt. In seinen Worten ist die ehrliche Sorge um seinen Bruder deutlich herauszuhören.

    Die Lüge: Nachts schlafen die Ratten doch

    Der Mann hat eine Lösung parat: Nachts schlafen die Ratten doch. Vielmehr noch, er verspricht dem Jungen das kleine Kaninchen mitzubringen, wenn es dunkel wird. Danach begleitet er den Jungen nach Hause, um seinem Vater zu erklären, dass sie einen Kaninchenstall bauen müssen. In diesem Zusammenhang zeigt sich deutlich die seelische Situation der Menschen in der Nachkriegszeit.

    Der Großteil der Kurzgeschichten aus der Feder von Wolfgang Borchert ist eindeutig der Trümmerliteratur nach dem Zweiten Weltkrieg zuzuordnen. Wir bewegen uns in einer dahinter Mann, Nieren und traurigen Welt. Dies zeigen nicht zuletzt die zahlreichen Personifikationen, die eine vergleichbare Stimmung im Hinblick auf die Umgebung deutlich machen. So ist die „Mauer vereinsamt“ und das „Fenster gähnt“. Es ist von einer Schuttwüste, die döst die Rede. Doch verpasst es Wolfgang Borchert nicht, diese Leere und eintönige Wüste aus grauem Einerlei mit Leben und einem Funken Hoffnung zu füllen. So ist das Fenster von der Abendsonne farbig beleuchtet. Auch das Grün des Kaninchenfutters gibt dieser trostlosen Atmosphäre einen kleinen Farbklecks. Zudem lässt sich Grün mit der Farbe der Hoffnung gleichsetzen.

    Wer gab dem Jungen die Aufgabe, am Trümmerfeld zu wachen?

    Warum setzt der Lehrer dem Jungen die Idee in den Kopf, dass die Ratten die Bombentoten anfressen? Der Hintergrund und der Hinweis des Lehrers an den Jungen, Wache zu halten erschließt sich in der Geschichte nicht direkt. Er könnte genauso gut erklärt haben, warum es elementar wichtig ist, Leichen zu beerdigen. Vermutlich hat der Junge selbst die Erzählung des Lehrers auf seinen jüngeren Bruder adaptiert und daraus seine eigene Handlung und Aufgabe geschlussfolgert. Vielmehr kann das Warten ein letzter hoffnungsvoller Versuch sein, auf seinen jüngeren Bruder aufzupassen. Er fühlt sich vielleicht schuldig, seinem Bruder in der Not keine rettende Hilfe geleistet zu haben.

    Wie ist die Lüge des alten Mannes zu verstehen?

    Im Prinzip kann es dem Mann egal sein, was mit den Jungen unter den Trümmern passiert. Die Folgen scheinen nur für den größeren Bruder von Bedeutung zu sein. So interpretiert der alte Mann vermutlich die Aufgabe des Jungen als sinnlose Pflichterfüllung oder Liebe gegenüber seinem Bruder. Er versucht über die Behauptung, dass nachts die Ratten doch schlafen, den Jungen von dieser Stelle wegzubringen. Dies ist eine deutliche Lüge, da Ratten bekanntlicherweise nachtaktiv sind und erst in der Dämmerung erwachen. Borchert setzt ein interessantes Mittel ein, indem die Ratten durch ein Kaninchen ersetzt werden. Das Kaninchen übernimmt in dieser Geschichte die Funktion des Lebens und erhält symbolhafte Bedeutung.

    Das Streben der Menschen in der Nachkriegszeit

    Er entschließt sich dazu, dem Jungen nicht die Wahrheit zu sagen, er würde diese wahrscheinlich noch nicht verstehen. Er entscheidet sich für die eigene Auffassung des Richtigen. In dieser Kurzgeschichte ist mitunter ein Plädoyer Borcherts für die Zukunft und die Hoffnung zu sehen. Der Junge verlässt seinen Bruder und lässt den Krieg, Schicksalsschläge und den Tod hinter sich. Beide widmen sich dem Leben, einem kleinen Kaninchen, das ganz Deutschland Hoffnung schenkt. Diese Symbolik steht stellvertretend für das gesamte Streben in der Nachkriegszeit.

  • Macbeth – Inhaltsangabe/Zusammenfassung – Shakespeare

    Kurze Inhaltsangabe zu Macbeth

    Das Drama von William Shakespeare wurde um 1606 verfasst, 1611 in London uraufgeführt und zieht Parallelen zum historischen Ereignis in Schottland im Verlauf des 11. Jahrhunderts. Die Überlieferungen und historischen Fakten hat Shakespeare in seinem Stück entscheidend verändert und den Fokus vor allen Dingen auf das Böse und seine vielfältigen Erscheinungsformen gelegt. Macbeth ermordet den Schottenkönig Duncan aus eigenem, vorteilhaften Interesse. Den Einstieg bilden das Ende einer Schlacht und die Begegnung zwischen drei Hexen, Banquo und Macbeth. In diesem Gespräch eröffnen die Hexen Macbeth die Prophezeiung, schon bald zum zukünftigen König zu werden. In der Folge entwickelt er sich zu einem Tyrannen. Zunehmend kommt es zur Auflösung der gesamten staatlichen Ordnung. Eine allmähliche Wiederherstellung erreichen erst der Tod Macbeths und die Rückkehr des eigentlich rechtmäßigen Königs. In diesem Zusammenhang ist vom klassischen Dramen-Dreieck auszugehen und eine der gefühlsbetonten und innigen Tragödien Shakespeares.

    Ausführliche Kapitelzusammenfassung zu Macbeth

    1. Akt

    Den Anfang dieses Dramas macht ein Auftritt von drei gespenstischen Gestalten: drei Hexen beraten darüber, wann und wo sie auf Macbeth treffen. In der Zwischenzeit führt Forres seine letzte Schlacht gemeinsam mit dem königlichen Gefolge von Duncan. Die Schlacht wird gegen den Norweger König Sweno geführt, der Unterstützung von den Rebellen aus dem Macdonwald erhält. Der aktuelle König Duncan erhält die Nachricht über Macbeth Sieg gegen Macdonwald und dem Komplott im Verlauf der Rebellion von Thane of Cawdor. Nach der Schlacht um den Sieg der Schotten verkündet Duncan, die Übertragung aller Rechte des Verräters. Das eigentliche historische Vorbild Macbeths ist der einstiger Herrscher über Schottland: Mac Bethad mac Findlàich.

    Duncan ist der zu dieser Zeit der rechtmäßige König von Schottland. Seine Söhne sind sein Nachfolger Malcom und der jüngere Donalbain. Die Thānes – die Fürsten – nehmen immer neue Formen im Zuge der Handlung an. Macduff gehört als Thane of Five zu den gefährlichsten Widersachern von Macbeth.

    Macbeth macht sich gemeinsam mit Banquo auf den Rückweg und trifft auf die drei Hexen, die ihm wiederum verkünden, er würde schon bald zu Königswürden kommen. Macbeth entgegnet mit Verwirrung. Doch fällt die erste schicksalhafte Entwicklung kurz darauf: Die Verkündigung der Entscheidung des Königs. Macbeth wird zum Thane of Cawdor ernannt. So hat sich für Macbeth bereits der erste Teil seiner Prophezeiung erfüllt: Gedanklich spielt er bereits damit, den alten König endlich abzulösen und seine Macht entscheidend zu entwickeln. Seine Lady ist von den ehrgeizigen Plänen der Hexen überwältigt, ist sich jedoch zugleich bewusst, dass Macbeth den Thron von Duncan nicht auf legalem Weg besteigen wird. Sie plant den Mord an Duncan, noch bevor Macbeth auf Burg Inverness eintreffen wird. Macbeth willigt ein und sie beginnen mit den Vorbereitungen für den folgenreichen Mord. Duncan und sein Gefolge treffen nichtsahnend als Gäste in Inverness ein.

    2. Akt

    Banquo und sein Sohn Fleance treffen im dunklen Burghof auf Macbeth. Banquo gesteht, dass ihn die Hexen noch im Traum heimsuchen. Macbeth jedoch behauptet, er denke gar nicht mehr daran und verspricht Banquo, zu einem späteren Zeitpunkt mit ihm zu reden. Sie verabschieden sich. Im letzten Augenblick erscheint ein schwebender und blutbefleckter Dolch vor den Augen von Macbeth. Dieser deutet die Waffe als Zeichen für seine Tat.

    Mit seiner Frau hat er den Glockenschlag als Signal vereinbart. Lady Macbeth hat die Waffen des Königs mit Schlafmittel betäubt und findet auf ihrem Weg den völlig verwirrten Macbeth vor. Dieser trägt immer noch die Mordwaffen bei sich und möchte die blutüberströmte Leiche des Königs nicht ein zweites Mal sehen. Lady Macbeth übernimmt jetzt die Handlung und kehrt zum Burgtor zurück. Sie reinigt Ihre Hände vom Blut und legt die Nachtgewänder an. In der Zwischenzeit ist der Turmwächter Macduff wach geworden und klopft den angeblich schlafenden Macbeth aus dem Bett. Er lässt sich gemeinsam mit Macbeth zu den Gemächern des Königs führen, und findet diesen Tod in seinem Bett. Macbeth verweist auf die zwei Kammerdiener als die vermutlichen Mörder des Königs. Das Misstrauen von Macduff ist daraufhin geweckt und er beschließt gemeinsam mit den Söhnen des Königs nach England zu fliehen. Auch sie haben Angst, schon bald Opfer der Verschwörung zu werden.

    3.Akt

    Da König Duncan nun tot ist und seine Söhne als mutmaßliche Täter flüchteten, rückt als sein Nachfolger Macbeth auf den Thron. Macbeth ist sich seiner Sache nicht sicher und fürchtet um seine aktuelle Position, schließlich weiß Banquo um die Prophezeiung der Hexen. Auch Banquo soll nun sterben. Er lässt seinen ehemaligen Kameraden ermorden. Im Nachgang möchte er auch dessen Sohn ermorden lassen. Doch misslingt dieses Vorhaben. Bei einem abendlichen Bankett erscheint der Geist Banquos. Macbeth schreckt aus seinem Thron zurück und zeigt der Gesellschaft ein höchst merkwürdiges Verhalten. Die Veranstaltung muss letztendlich abgebrochen werden, da die Halluzinationen von Macbeth weiter zunehmen. Dieser entschließt, die drei Hexen ein weiteres Mal aufzusuchen, um diese über seine nahende Zukunft zu befragen.

    4. Akt

    Sie befinden sich in einer Grotte, wo sie einen Zaubertrank brauen nach den Worten: Something wicked this way comes/ etwas Übles kommt des Weges. Die Hexen beschwören im gleichen Moment drei verschiedene Erscheinungen. In der ersten Erscheinungen tritt ein bewaffnetes Haupt auf: Dieses Zeichen rät Macbeth, fortan achtsam zu sein. Die zweite Erscheinung verweist auf ein blutiges Kind – so kann ihm kein Mensch, der von einer Mutter geboren wurde, jemals Leid zufügen. Die dritte Erscheinung: ein gekröntes Kind mit einem Baum in der Hand – die Hexen verweisen auf den Wald von Birnam nach Dunsinane. Immer wenn Macbeth an diesen Ort zurückkehrt, kann ihm nichts geschehen. Mit diesen Erscheinungen greift Shakespeare zu den klassischen stilistischen Mitteln in einem Drama den Symbolen, diese verleihen dem späteren verlauf eine sinnhafte Verstrickung und treiben den Wahnsinn Macbeths weiter voran.

    Mit weiteren Erscheinungen der Figuren, die alle als seine augenscheinlichen Nachfahren gekleidet sind, verschwinden die Hexen in der dunklen Nacht. Im nächsten Moment tritt Lennox auf und berichtet, dass Macduff nach England geflohen ist. Er möchte ein Rebellionsheer gegen Macbeth zusammenstellen und ihn in die Knie zwingen. In der Zwischenzeit lässt Macbeth die gesamte Familie von Macduff umbringen. Nun ist es so weit und er zieht gegen Macbeth in den Krieg. Die Erscheinungen der Hexen sind metaphorisch zu sehen und treiben Macbeth immer weiter in sein persönliches Unheil und in sein herannahendes Ende.

    5. Akt

    Auf seiner Burg Dunsinane hat sich Macbeth mittlerweile zu einem wahren Tyrannen entwickelt. Seine Frau schlafwandelt und ist von Albträumen geplagt. Diese Zustände steigern sich bis zu ihrem Selbstmord. Sie kann nicht damit leben, einen verwirrten Tyrannen aus ihrem Mann gemacht zu haben und den Mord von Duncan auf dem Gewissen zu haben. Macbeth realisiert, dass er seine engsten Vertrauten und Freunde entweder gestorben oder geflohen sind.

    Die herannahenden Truppen verstecken sich hinter Ästen und Büschen und Macbeth erkennt in dem näher aufrückenden Wald die Prophezeiungen der Hexen. Niemand vermag es, sich dem König wirklich zu stellen, bis sich Macduff auf einen Zweikampf mit Macbeth einlässt. Der Tyrann äußert im nächsten Schritt, dass kein Mensch, der von einer Frau geboren wurde, ihm etwas anhaben kann. Er liegt damit richtig, doch Macduff wurde nicht auf natürliche Weise geboren, sondern im Zuge eines Kaiserschnitts aus dem Bauch seiner Mutter geschnitten. Im Zweikampf stirbt Macbeth und der rechtmäßige Nachfolger Malcom – Sohn des Königs Duncan – wird der neue König.

    Shakespeare entzückt wie in seinen anderen Stücken mit seinem Wortreichtum und setzt auf zahlreiche klassische stilistische Mittel. Von den eingängigen Monologen Macbeths zu Beginn des Stückes über die überwiegend in Blankvers gehaltenen Dialoge im Verlauf bis hin zu den Hexen, die in klassischem Tetrameter ihre Prophezeiungen an Macbeth weitergeben. Diese sprachlichen Eigenschaften machen Macbeth zu einem Dramen, das erst auf der Theaterbühne zur vollen Entfaltung kommt.

  • Die Physiker – Inhaltsangabe/Zusammenfassung – Dürrenmatt

    Kurze Inhaltsangabe zu Die Physiker

    Dem Untertitel dieses Dramas ist zu entnehmen, dass es sich um eine Komödie in zwei Akten handelt – ein Stück aus der Reihe der Dramen des Schweizers Friedrich Dürrenmatt. Die entscheidenden Titelfiguren in diesem Stück sind drei Physiker, die zugleich schräge Patienten in einer psychiatrischen Klinik sind. Die eigentliche Handlung setzt mit der Entdeckung eines Physikers ein, von der eine Gefahr für die ganze Welt ausgeht. In diesem Zusammenhang kommt es zugleich zu einer Grundsatzdiskussion und Fragen nach der eigentlichen wissenschaftlichen Verantwortung. Eines der klassischen Stücke aus der Feder Dürrenmatts zeigt die typischen Merkmale des Zufalls, der Wendungen sowie der schnellstmöglichen Entwicklung. Jeder Physiker hält sich für einen berühmten Wissenschaftler: Albert Einstein, Isaac Newton und Johann Wilhelm Möbius. Letzterer soll eine Formel entdeckt haben, die in falschen Händen zum Ende der Welt führt. So möchte benannter Physiker – Möbius – dem fahrlässigen oder auch vorsätzlichen Missbrauch dieser Entwicklung entgegenwirken. Im „realen“ Leben sind Einstein und Newton jedoch Vertreter rivalisierender Geheimdienste. Beide haben sich nur aus einem Grund in das Irrenhaus einweisen lassen, um an die Erkenntnisse und an eine folgende Instrumentalisierung zu kommen. Schlussendlich stellt sich heraus, dass die einzig „Verrückte“ im Stück die Chefärztin Mathilde von Zahnd ist. Diese kopiert sich die geheimen Erkenntnisse, um mithilfe der Formel die Weltherrschaft an sich zu reißen. Über die einsetzenden Morde, die sich im Zuge dieser Tragikomödie ereignen, sind die eigentlich „Normalen“ in diesem Stück als verrückt gebrandmarkt und bleiben unverrichteter Dinge im Irrenhaus zurück.

    Ausführliche Kapitelzusammenfassung zu Die Physiker

    1. Akt

    Mit dem Start dieser Tragikomödie geht es direkt in den ersten Akt an einen der unmittelbaren Tatorte. Der Täter: Ernst Heinrich Ernesti – besser bekannt als Einstein. Einstein hat in der Anstalt die Schwester Irene Straub erdrosselt. Der leitende Kriminalinspektor – Richard Voß – kehrt an seinen allseits bekannten Tatort zurück und untersucht den Mord. Bereits vor Wochen ereignete sich Ähnliches. Das damalige Opfer – Dorothea Moser – wurde ebenfalls erdrosselt. Der Täter war jedoch der Physiker Herbert Georg Beutler – besser bekannt unter dem Namen Newton. Zu einer eigentlichen Bestrafung kam es nicht, da beide von der Anstaltsleitung als unzurechnungsfähig eingestuft wurden. Gerade in dieser Tatsache macht sich eine erste kuriose Gegensätzlichkeit auf, die der eigentlichen Tragik des Mordes einen ironisch humoristischen Touch verleiht.

    Die surrealen Taten der drei Physiker

    Die Anstalt ist lediglich mit drei Zimmern ausgestattet in der wiederum drei Patienten untergebracht sind. Der einzige Insasse dieser Nervenklinik ist Johann Wilhelm Möbius. Er hat sich bis zum heutigen Zeitpunkt, bis zum Einsetzen der eigentlichen Handlung unauffällig verhalten. Möbius muss tatenlos mit ansehen, wie sich seine Exfrau von ihm verabschiedet und gemeinsam mit ihrem neuen Mann und den drei Kindern auf die Marianen ausreißt. Möbius spielt nur den Geisteskranken vor seiner Familie. Er möchte auf diese Weise einen Schlussstrich ziehen. Nachdem seine Frau, ihr neuer Mann und die Kinder die Anstalt verlassen haben, gesteht Schwester Monika Möbius ihre Liebe. Es kommt zu einer äußerst skurrilen Situation, in der sich beide ihren Zukunftsplänen hingeben. Völlig unerwartet greift sich Möbius einen Vorhang und erdrosselt Schwester Monika – der dritte Mord ist perfekt. Der Leser mag an dieser Stelle wohl nicht mehr an der seelischen Verfassung von Möbius zweifeln, doch weit gefehlt.

    Der geheime Plan des Insassen Möbius

    Möbius ist ein 43-jähriger Physiker, der seine Rolle in der Anstalt eigentlich nur spielt. Er möchte seine Entdeckungen geheim halten. Beim Eintreffen seiner Familie kommt es zu einer Übersteigerung seines angeblich verrückten Verhaltens, um seine Lieben mit einem guten Gefühl gehen zu lassen. Sein Verhalten lässt sich als egozentrisch und egoistisch beschreiben. Er lässt seiner Frau keine Worte der Dankbarkeit zukommen, wobei diese einst sein gesamtes Physikstudium finanzierte. Als angeblicher Geisteskranker handelt er im Sinne Salomons und befolgt seine persönlichen Visionen. Eigentlich erteilt ihm Salomon den Befehl, Schwester Monika zu ermorden. In diesem Zusammenhang offenbart sich ein konträres Absurdem, da sich beide ihre Liebe gestehen und diese erwidern. Möbius gesamtes Handeln in diesem Stück ist davon getrieben, seine „wahre“ Identität als Physiker im Verborgenen zu halten.

    Zweiter Akt

    Mit Einsetzen des zweiten Aktes kommt der Kriminalinspektor in der Anstalt an. Nun soll er den dritten Mord an Schwester Monika genauestens protokollieren. Voss unterhält sich kurz mit der Anstaltsleitung und muss im Anschluss realisieren, dass ihm auch in diesem Fall die Mittel fehlen, um Möbius für den Mord zur Rechenschaft zu ziehen. Auch hier wird auf Unzurechnungsfähigkeit plädiert. Im späteren Verlauf kommt es zu bestimmenden Gesprächen zwischen den drei Physikern. Diese setzten mit dem Dialog zwischen Newton und Möbius ein – hier erfolgt die eigentliche Wendung in diesem Stück und widerlegt die eigentliche Ausgangsposition.

    Der leitende Kriminalinspektor Voß verfolgt seine eigene Tätigkeit mit dem nötigen Ernst und versucht mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, den Täter anzuklagen. Doch die Regeln der Anstalt stehen ihm im Wege. So greift er sich ein Gläschen Wein und eine Zigarre, um der gesamten Situation etwas Ironisches abzugewinnen. Auch wenn er augenscheinlich den eigentlichen Irrsinn der Physiker zu akzeptieren scheint, versucht er immer wieder, mit Fragen dem wirklichen Ursprung auf die Schliche zu kommen. Dabei hält sich Voß persönlicher Ehrgeiz in Grenzen. Beim Mord an der dritten Schwester Monika hält er es nicht mal mehr für nötig, den Täter zu befragen. An dieser Situation wird deutlich, dass Voß die eigentlichen Ermittlungen schon aufgegeben hat.

    Mathilde von Zahnd – die durchtriebene Anstaltsleitung

    Die Leiterin der Anstalt ist Mathilde von Zahnd. Sie hat alle drei Physiker in der Hand. Im Zuge ihrer Tätigkeit ist es der Leiterin gelungen, eine bedeutende Pflegeanstalt aufzubauen und sich auf diese Weise ein erhebliches Vermögen zu sichern. Sie widmete voller Stolz ihr gesamtes Leben ihrem Werk und hat dennoch niemanden mit dem sie ihren Erfolg und ihren Reichtum teilen kann. Nach den drei Morden an ihren Krankenschwestern, hatte sie zunächst drei männliche Pfleger – allesamt Profiboxer – eingestellt, um zum Anschein weitere Morde zu verhindern.

    Die entscheidenden Dialoge der drei Physiker

    Newton gesteht in den folgenden Dialogen, für eine westliche Organisation zu arbeiten, um auf diese Art und Weise an die geheime Weltformel heranzukommen. Diese Weltformeln hat Möbius entwickelt. Im nächsten Schritt kommt Einstein in dieses Gespräch. Auch er hat sich in die Anstalt einweisen lassen, da er ebenfalls an den geheimen Formeln von Möbius interessiert ist. Beide reden auf ihn ein und möchten Möbius dazu bringen, die geheimen Manuskripte freizugeben. Im Zuge dieses zentralen Gesprächs stellt sich Schritt für Schritt heraus, dass Möbius die Manuskripte bereits verbrannt hat. Darüber hinaus berichtet er, dass er die Formel nur zerstört hat, weil sein Plan für ihn gescheitert ist. Er überredet, Einstein und Newton in der Anstalt zu bleiben. Die augenscheinliche Startsituation der drei Irren scheint sich immer weiter aufzulösen und ins Gegenteil zu verwandeln.

    Offenes Ende mit überraschender Wendung: Wer ist der „Irre“?

    Dürrenmatts Tragikomödie endet mit der schließenden Handlung, als die leitende Person der Anstalt im Gespräch auftritt und den drei Physikern berichtet, die Formulare heimlich kopiert zu haben. Sie steckt eigentlich hinter dem Plan und hetzte die drei Schwestern auf die Physiker. Nach deren Morden konnte sie sicherstellen, dass alle Insassen auf immer und ewig in der Anstalt bleiben. Sie gibt zu, mittlerweile übergeschnappt zu sein, hat jedoch alle Personen in der Anstalt durchschaut und kann die Formeln nun für sich nutzen. Die Physiker kehren in ihre Zimmer zurück. Dürrenmatt überlässt den weiteren Verlauf der Phantasie und den Spekulationen seiner Leser und hat es in dieser Tragikomödie wieder geschafft, aus einer zufällig dramatischen Begebenheit ein surreal entwirrendes Spiel zu entwickeln. Im Hintergrund schimmern immer wieder versteckte Kritiken an der Gesellschaft und den Werten und Normen der Menschen hervor.