Autor: kevin

  • Heinrich von Kleist Biographie

    Heinrich von Kleist Biographie

    Bernd Heinrich von Kleist wird am 18. Oktober 1777 in Frankfurt an der Oder als Sohn des Offiziers Friedrich von Kleist und dessen zweiter Frau Ulrike geboren. Die Kleists sind eine ausgesprochene Soldatenfamilie, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bereits achtzehn preußische Generäle hervorgebracht hatte. Gemäß der Familientradition wird Kleist protestantisch und preußisch streng erzogen, von Liebe und Wärme in der Familie, wie sie etwa Goethe erfuhr, kann bei ihm keine Rede sein. Vater und Mutter sterben früh, einzig zu seiner Stiefschwester Ulrike hat Kleist ein herzliches Verhältnis. 1792 tritt Kleist in Potsdam ins Militär ein, hält jedoch nicht viel von der nur dem Staat dienenden und das Individuum vernachlässigenden Institution. So zieht Kleist 1802 in die Schweiz und trägt die Absicht, einen alten Bauernhof zu erwerben um auf dem Land sein Glück zu finden.

    Doch schon 1803 tritt Kleist wieder in die Armee ein, diesmal auf der Seite des ihm angeblich verhaßten Napoleons, um den Tod zu finden. 1806 ist Kleist bei sehr schlechtem gesundheitlichem Zustand, mit der es allerdings nie so furchtbar stand, wie er glaubte. Er selbst sieht die Dichtung als Handlungsersatz. Kleist entschließt sich, patriotischer Dichter zu werden, der in kriegerischer Sprache zu Franzosenhaß aufruft. Der Sommer 1811 vergeht unter Mißerfolgen, Ablehnungen und Demütigungen. Er fühlt sich “öde” und “traurig”, als “ein ganz nichtsnutziges Glied der Menschheit behandelt”. In diesem Jahr 1811 setzt er schließlich gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin ein Ende.

    Zu Kleists wichtigsten und berühmtesten Werken zählen unter anderem das Lustspiel “Der zerbrochene Krug”, das Drama “Die Familie Schroffenstein”, “Robert Guiskard” und eben “Michael Kohlhaas”.

     

    Michael Kohlhaas lebt um die Mitte des 16. Jahrhunderts am Ufer der Hafel in einem kleinen Dorf namens Kohlhaasenbrück in Brandenburg. Er ist Pferdehändler und bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr ein ehrlicher und gerechter Mensch. Aber genau dieses Rechtsgefühl macht ihn zum Räuber und Mörder. Dazu kommt es folgendermaßen:

    Wieder einmal ist der Roßhändler unterwegs nach Sachsen, um dort seine gesunden, jungen Tiere zu verkaufen. Er wird jedoch von einem Zöllner aufgehalten, dem er Zoll bezahlen muß. Nach Entrichtung des Weggeldes will er weiterreiten, wird jedoch vom Burgvogt aufgehalten, der von ihm einen Passierschein fordert. Kohlhaas, der bisher einen solchen noch nie benötigte, sucht den Junker Wenzel von Tronka auf, um dieses Mißverständnis aufzuklären. Der Junker aber, der von den Pferden von Kohlhaas begeistert ist, beharrt auf dem Gesetz. So erklärt sich der Pferdehändler bereit, einen solchen Passierschein aus Sachsen zu holen und läßt als Pfand die Pferde und einen Knecht zurück.

    Wie er vermutet hatte, war das ganze nur ein Schwindel. Als er deswegen wieder auf das Schloß zurückkehrt, um sich seine Pferde wieder abzuholen, ist sein Knecht nicht mehr da und er findet zwei völlig abgemagerte Pferde vor. Auf dem Schloß wird behauptet, daß der Knecht ein Verbrechen begangen hatte, und er daher verjagt worden war. Die Pferde wurden dann, während seiner Abwesenheit für die Feldarbeit eingesetzt.

    Als Kohlhaas nach Hause zurückkehrt, erfährt er von seinem Knecht, daß er zu Unrecht vertrieben worden sei. Daher reicht der Roßhändler eine Klage ein, die jedoch abgewiesen wird. Er wendet sich deshalb über den Staatshauptmann Heinrich von Geusau an den Brandenburger Kurfürsten. Doch die Bitte um Hilfe kommt nicht zu diesem selbst, sondern zu dessen Erzkanzler Graf Kallheim, der mit dem Junker von Tronka verwandt ist. Deswegen mißlingt auch dieser Versuch. Schließlich will die Frau von Kohlhaas versuchen, in die Burg des Junkers zu gelangen, um die Klage ihres Ehemannes noch einmal vorzubringen. Dabei wird sie aber von einer Wache der Burg verletzt und sirrt wenige Tage später an den Verletzungen. Vor dem Tod beschwört sie ihrem Mann, seinem Feind zu vergeben, wie es in der Bibel steht, und die Sache auf sich beruhen zu lassen.

    Kohlhaas, der seine Familie jedoch sehr geliebt hat, schwört nun ewige Rache. Er stellt dem Junker ein Ultimatum von drei Tagen, in denen er die Pferde durchfüttern und anschließend nach Kohlhaasenbrück zurückbringen sollte. Als die Tage vorübergehen und er keine Antwort erhält, verkauft er sein Grundstück und schickt seine Kinder zur Großmutter.

    Dann brennt er mit einigen seiner Knechte, die ihm treu ergeben sind, die Burg des Junkers nieder. Dabei tötet er mehrere Menschen, doch der Junker von Tronka kann über ein Kloster in die Stadt Wittenberg entkommen. So zündet Kohlhaas trotz der Gegenwehr des Landvogts die Stadt dreimal an. Die Wut der Bürger richtet sich nun gegen Wenzel von Tronka.

    Kohlhaas gelingt es mit dem kleinen Haufen von Anhängern, der sich mittlerweile um ihn gebildet hat, 500 Mann unter dem Befehl von Friedrich von Meißen, durch einen Überraschungsangriff zu besiegen. Kurz danach schlägt er 300 Männer des Landvogt in die Flucht. Nach einiger Zeit nennt man Kohlhaas bereits den “Mordbrenner”. Leipzig ist in Kriegsbereitschaft, kann jedoch gegen die immer größere Anzahl an Gegnern gegen Kohlhaas nichts ausrichten.

    Durch Martin Luther, den Kohlhaas sehr verehrt, bekommt er freies Geleit und die Klage wird von neuem vor Gericht gebracht. Der Pferdehändler legt die Waffen nieder. Auf das hinauf macht ihm der Kurfürst klar, daß er, wenn er den Prozeß verlieren würde, mit der ganzen Strenge des Gesetzes bestraft würde. Kohlhaas nimmt trotzdem die Bedingungen an. Da die Unruhe wächst, beschließt Kohlhaas zu fliehen. Doch die Flucht Mißlingt und Kohlhaas wird zum Tode verurteilt. Er soll nach Brandenburg gebracht werden, dies wird durch die Krankheit eines seiner Kinder verzögert.

    Als er endlich eintrifft wird nach der Kapsel, die er um den Hals trägt gefragt. Da erzählt er von einer Zigeunerin, die dem sächsischen und brandenburgschen Kurfürsten die Zukunft vorausgesagt hat. In der Kapsel befindet sich ein Zettel, der wichtige Nachrichten für den Kurfürsten von Sachsen enthält. Alle Versuche, den Zettel in seine Macht zu bringen, scheitern kläglich.

    Bevor Kohlhaas gehängt werden soll, liest er den Zettel und vernichtet ihn, indem er ihn aufißt. Der Kurfürst von Sachsen fällt sofort in Ohnmacht. Kohlhaas wird nun unter der Klage des Volkes hingerichtet und begraben.

     

    Diese Novelle ist im Winter 1804/05 entstanden, in einer verhältnismäßig ruhigen Periode des Dichters, als er in Königsberg tätig war. Vollendet wurde das Werk für die Buchausgabe erst 1810, doch schon zwei Jahre vorher hatte Kleist Teile davon in seiner Zeitschrift “Phöbus” abgedruckt. Da diese Zeitschrift in Sachsen erschien, mußte Kleist Teile des Werkes, die Sachsen stark angriffen, umschreiben. Er verlegte dabei das meiste der negativen Geschehnisse nach Brandenburg. Bei der späteren Buchausgabe in Brandenburg ging er nach dem gleichen Schema genau umgekehrt vor, indem er wieder Sachsen in den Mittelpunkt stellte.

    Teile der Novelle beruhen auf wahren Begebenheiten. Etwa im Jahre 1535 war ein Viehhändler namens Hans Kohlhaase mit seinem Vieh nach Sachsen unterwegs. In einer Schenke fiel er einigen Bauern auf, da er in Eile war. Die Bauern hielten ihn für einen Viehdieb, weil er in der Nacht weiterreiten wollte. Als ihn die Bauern zur Rede stellen wollten, zog Hans Kohlhaase sein Messer und bedrohte die Bauern. Deshalb nahmen ihm die Bauern die Pferde weg und verlangten, daß sie solange bei ihnen blieben, bis Kohlhaase genug Beweise gebracht hatte, daß die Pferde sein Eigentum wären.

    Als Hans Kohlhaase bei seiner Rückkehr erkannte, daß seine Pferde für die Feldarbeit benützt worden waren und er einen großen Betrag für die Fütterung bezahlen sollte, protestierte er bei verschiedenen Fürsten, die ihm jedoch nicht halfen. Als Rache plünderte er mehrere Orte und zündete sie an. Als er gefangen genommen und zum Tode verurteilt worden war, soll er auf dem Weg zu seiner Hinrichtung immer wieder gemurmelt haben: “Nunquam vidi iustum derelictum.” – “Niemals habe ich einen Gerechten verlassen gesehen…

  • „Der Mörder Grenouille in Vergleich mit berühmten Serienmörder“ nach dem Roman „Das Parfüm“ von Partick Süskind

    Facharbeit zum Thema:
    „Der Mörder Grenouille in Vergleich mit berühmten Serienmörder“
    nach dem Roman „Das Parfüm“ von Partick Süskind

    1   Einleitung

    Weiter zur ausführlichen Inhaltsangabe von Das Parfum

    Patrick Süsskinds Roman “Das Parfüm“ ist, so heißt es im Untertitel, die Geschichte eines Mörders. Es ist ein Kriminalroman, in dessen Mittelpunkt die Auflösung eines rätselhaften Verbrechens oder das Phsychogramm eines Kriminellen steht.
    Der Roman handelt von dem Lebensweg der Hauptfigur Jean-Bapstiste Grenouille; einem Einsamen, Ausgestoßenen und Abstoßenden mit genialer Begabung. Er lebt von 1738-1767, auch während des siebenjährigen Weltkrieges, in Frankreich. Er entwickelt nach schwieriger Kindheit sein Geruchsgenie und entdeckt seine Begabung zum Parfumeur und seine Bestimmung zum Mörder. Grenouille flößt vielen Menschen Furcht ein, weil er keinen eigenen Geruch besitzt. Nach der Entdeckung der eigenen Geruchslosigkeit kreirt Grenouille, aus dem Duft junger Mädchen den absoluten Duft, durch den er schließlich selbst umkommt.
    In meiner Facharbeit gehe ich auf die Ursachen und Ziele Grenouilles grausamer Morde ein und ziehe einen Vergleich mit anderen Serienmördern.
    Außerdem möchte ich herausarbeiten, wen man als einen Serienmörder definiert und die Frage beantworten, warum Serienmörder in der Gesellschaft auf ein solch großes Interesse stoßen.

    2   Der Mörder  Grenouille

    In seinem 12. Lebensjahr beginnt Grenouille seinen ersten Mord, der sein Leben entscheidend verändert.  Er erwürgt ein junges Mädchen und saugt den Geruch in sich hinein, bis er es “welkgerochen“ (S.56) hat. Vor diesem Mord sammelt er unwählerisch alle Gerüche und speichert sie in seinem Gedächtnis. “In der synthetisierenden Geruchsküche herrschte noch kein ästhetisches Prinzip“ (S.54). Nach dem Mord ist ihm, als wäre er neu geboren. Instiktiv bemerkt Grenouille, das dies “der Schlüssel zur Ordnung aller Düfte“ (S.50) ist.
    Er träumt von der Erschaffung eines Parfums durch das seine Eigenschaften, die ihm zum Außenseiter machen, verdeckt werden. Außerdem glaubt „Er, Jean-Baptiste Grenouille, geboren ohne Geruch am allerstinkensten Ort der Welt, stammend aus Abfall, Kot und Verwesung, aufgewachsen ohne Liebe, lebend ohne warme menschliche Seele, einzig aus Wiederborstigkeit und der Kraft des Ekels, klein, gebuckelt, hinkend, häßlich, gemieden, ein Scheusal innen wie außen […]“ ( S. 304) indem er sich diesen Duft selbst aneignet liebenswert zu werden.
    “Was er begehrte, war der Duft gewisser Menschen: jener aüßerst seltenen Menschen nämlich, die Liebe inspirieren. Diese waren seine Opfer“ ( S. 240). Er bezieht sich hierbei auf Mädchen, wie Laure, die schon in ihrer Kindheit “haarstäubend himmlisch duftet“ (S.217) und mit zunehmender Reife ein Parfum trägt  “wie es die Welt noch nicht gerochen hat“ (s.218). Dafür wird er zum Mörder an  “vierundzwanzig der schönsten Jungfrauen aus allen Schichten des Volkes“ (S.252).
    Grenouille ist ein stiller, sanfter Mörder. Seine Morde haben nichts mit Gewaltausbrüchen oder Massakern zu tun. Er hasst das Geräusch des Schlages auf den Kopf seiner Opfer, wenn er sie mit einer Keule totschlägt. Nur mit zusammengebissenen Zähnen und in verkrampfter Haltung kann er die Phase nach dem “ekelhaften Geräusch“ überstehen, bis Stille einkehrt. Seine Mordnächte sind daher eher mit Andachten vergleichbar. Nach getanem Werk sitzt er immer neben seinen Opfern und ist völlig in sich gekehrt.
    Zudem sind Grenouilles Morde frei von jeglichem sexuellen Aspekt.
    Das “Ernten“ des Duftes erinnert eher an eine Arbeit als ein Verbrechen, das es ja eigentlich ist. Grenouille strebt bei jedem seiner Morde nach der höchsten Vollkommenheit seines Werkes.
    Im Volk geht große Angst um, bis nach dem vierundzwanzigsten Mord die Serie der Verbrechen endet.

    3     Berühmte Serienmörder

    3.1  Wen definiert man als Serienmörder?

    Bis in die Mitte der späten 40er Jahre wurde der Begriff  “Serienmörder“ nicht eindeutig definiert. Es gibt viele historische Fälle (Jack the Ripper), aber auch erfundene (Hannibal Lector), die man zur Definition verwenden könnte. „ Das Profil eines durchschnittlichen (?) Serienmörders: Männlich, Mitte 20 bis 40 Jahre alt, überdurchschnittlicher IQ, gefühlsmäßig unterdrückt, vielleicht völlig krankhaft. Serienmörder erscheinen ihren Mitmenschen oft völlig normal und erledigen ihre Alltagsaufgaben sehr gut. Sie arbeiten zumeist allein und können sowohl systematisch als auch waghalsig sein. Die Gründe ihrer Taten sind verschieden. […] Es ist sehr typisch für Serienmörder das gleiche Verbrechen mehrmals durchzuführen. […] Ebenfalls typisch für Serienmörder ist es nachlässiger zu werden, wenn ihre Zwänge plötzlich stärker werden, als Schlauheit und Vorsicht.“

    “Seit Jack the Ripper ist der Serienmörder eine mythische Figur unserer Zivilisation geworden. Er verkörpert den Einbruch irrationaler Grausamkeit in die Routine und Ordnung des Alltags“ ( G. Mayr / M.Lindner, Der Killer mit Charisma: Zum Motiv d. Serienmörders im Thriller. In: WAZ v. 28.04.93, wts 64)

    3.2  Jack the Ripper

    Jack the Ripper ist ein bis heute immer noch unentdeckter Serienmörder, der 1988 fünf Prostituirte im Ostend von London ermordet und verstümmelt hat. Die Morde, denen ausnahmslos schwache, obdachlose Prostituirte mittleren Alters zum Opfer fielen, geschahen zwischen dem 6. August und dem 9. November stets in der Nacht zwischen 23 und 4 Uhr. Allen Frauen war der Hals und der Unterleib aufgeschlitzt worden. Das 5. und letzte Opfer hatte der Mörder buchstäblich seziert, die inneren Organe aus dem Körper entfernt und neben der Leiche niedergelegt. Die Identität des Mörders ist auch heute noch ungewiss. Er wird jedoch häufig als geheimnisvoller Gentlemen mit Cape und schwarzem Zylinderhut beschrieben.

    3.3  Charles-Miles Manson

    Charles-Miles Manson wurde als uneheliches Kind eines 16 jährigen Mädchen im November 1934 geboren. Er wuchs bei seiner Tante auf. Mit 13 Jahren wurde Manson zum ersten Mal für drei Jahre in eine Besserungsanstalt geschickt. Nach seiner Entlassung wurde er jedoch mehrmals wieder straffällig und saß dadurch mehrere Jahre, z.B. für Autoschieberei und Betrügerei, im Gefängnis. In den Gefängnissen wurde er gequält und sexuell missbraucht.
    Im Sommer 1967 gründete in der Kommunenszene von Haight-Ashbury seine “Family“. Von seinen ca. 100 “Family“-Mitgliedern wird als “Gott“ und “Satan“ angesehen. Er, als ihr Guru, behauptet die Wiedergeburt von Jesus Christus zu sein. Im Alter von 32 Jahren gibt er von einer Farm in Los Angeles aus, auf der etwa 26 seiner Anhäger leben, die Anweisungen zu dem berühmten Blutbad “Tate“ am 9.August 1969 im Haus des Regisseurs Roman Polanski. Vier “Family“-Mitglieder begehen das Massaker nach Mansons Anweisungen. Sie töten Sharon-Tate, welche im 8. Monat schwanger ist und weitere vier Personen, die sich im Haus befinden. Das Haus gleicht danach einem Schlachthaus: Sharon z.B. hing blutüberströmt, mit einem Lampenkabel um den Hals, unter dem Dachsparren; außerdem wurde auf sie 17 mal eingestochen. An die Haustür war mit ihrem Blut “pig“ geschrieben worden.
    In der Nacht darauf suchte die “Family“, diesmal mit Manson zusammen, die Familie Leno und Rosemary LaBianca auf. Eine Gabel steckte in Lenos Unterleib, ein Messer in seiner Kehle, in die Bauchdecke war das Wort “War“ geschrieben. Auf dem Kühlschrank war mit Blut “Helter Skelter“ geschrieben worden.
    Am 19.04.1971 wurde Charles-Miles Manson unteranderem wegen der Massenmorde “Tate“ und “LaBianca“ zu Tode verurteilt.

    4   Vergleich

    Die drei Sereinmörder, Jean-Bapstiste Grenouille, Charles-Miles Manson und Jack the Ripper sind nur schwer miteinander zu vergleichen.(Dieses liegt zum größten Teil sicher daran, dass die Identität von Jack the Ripper bis heute noch ungeklärt ist.) Allein ihre Tatmotive unterscheiden sich enorm. Grenouille erhofft sich, durch seine Morde, den absoluten Duft erschaffen zu können, um mit dessen Hilfe liebenswert zu werden. Manson hingegen tötet, weil er bessesen davon ist Macht über andere zu besitzen. Die Motive von Jack the Ripper sind unbekannt. Trotzdem entsprechen alle drei dem Profil eines Serienmörders. Die drei Mörder sind alle männlich, Manson und Jack the Ripper sind zur Zeit ihrer Morde zwischen 20 und 40 Jahren alt. Grenouille und Jack the Ripper wirken unscheinbar und ihre Existenz fälllt  kaum bzw. garnicht auf. Grenouille wird von den anderen Menschen nicht als Persönlichkeit gesehen und sogar nicht einmal als soziales Wesen wahrgenommen, sondern immer nur die für sie relevanten Teilaspekte. Jack the Ripper muss ebenfalls sehr unauffällig gewesen sein. Er konnte innerhalb von einer halben Stunde zwei Morde ohne einen einzigen Zeugen begehen, obwohl in dieser Nacht 2000 Beamte im Dienst waren. Grenouille und Manson hatten beide eine sehr schwere Kindheit und wurden von Geburt an von ihren Müttern verstoßen. Die seelische Entwicklung der Serienmörder ist oft durch eine gestörte “Mutterbeziehung“ und eine fehlende Vaterfigur gekennzeichnet. Beide begehen ihre ersten Straftaten in ihrer Kindheit, nämlich im Alter von 12 bzw. 13 Jahren. Beide werden wiederholt straffällig, obwohl das Ausmass ihrer Straftaten in keinem Vergleich steht. Grenouille begeht mit 12 seinen ersten Mord, Manson hingegen überfällt Lebensmittelgeschäfte und Casinos. Über die Kindheit von Jack the Ripper und seine Tatmotive ist nichts bekannt.
    Nach ihren ersten Morden werden alle drei unvorsichtiger. Grenouille riskiert es, um den Duft von Laure zu ernten, sie zu töten obwohl ihr Vater und Zofe im gleichen Haus schlafen. Jack the Ripper tötet nach einiger Zeit zwei Frauen in einer Nacht, trotz des viel höheren Risikos dabei gefasst zu werden. Man kann davon ausgehen, dass jeder Einzelne von ihnen einen überdurchschnittlich hohen IQ besitzt. Grenouille ist bereits im Alter von drei Jahren in der Lage, in seinem Inneren die Grüche der Welt zu systematisieren und aus ihnen “Geruchsätze“ (S.35) zu bilden.. Manson schafft es von Hunderten ihm hörigen Anhängern als Widergeburt von Jesus Christus angesehen zu werden. Jack the Ripper hingegegen ist in der Lage seine Opfer sehr sogfältig zu sezieren und wurde niemals bei einem seiner insgesamt fünf Morde gesehen.

    5.   Was ist an Serienmördern so faszinierend?

    Ulrich Genzler ist bei der Beantwortung der Frage nach der Faszination, die von Serienmördern ausgeht, zu folgendem Ergebnis gekommen: „Gerade die kenntnisreiche phsychologische Auslotung des dämonischen Charakters in der Literatur spielt mit einer Seite unsere Seele, deren Existens wir nicht wahrhaben wollen und deren Abgründe nur schwer für uns zu fassen sind. Die eruptiven Taten des Serienmörders, die uns wie aus einer fremden Welt erscheinen, rühren an das in uns schlummernde Gewalt-potential. Dabei entsteht ein schillerndes Amalgam aus Angst, Erregung und dem beruhigenden Gefühl, in relativer Sicherheit zu sein. Denn für den wahren Genuß muß eine Bedrohung vorhanden sein, darf eine gewisse Grenze der Konkretheit nicht überschritten werden. Wo hingegen der reale Schrecken zu nahe kommt, wird aus lustvollem Schauer nackte Angst.“ (U. Genzler, Kill for Fun-dem Serienmörder auf der  Spur,  S. 157)

  • Maria Stuart Interpretation

    Die ästhetische Erziehung des Menschen

    Um den Menschen aus dem leidenden, sinnlichen Zustand hin zum tätigen, denkenden Zustand zu führen, bedarf es eines mittleren Zustandes, der ästhetischen Freiheit.
    Des Menschen physischer Zustand wird veredelt, er ist nicht mehr nur passiv bestimmt sonder hat auch die aktive Bestimmung in sich. Der Mensch wird innerhalb der gegebenen sinnlichen Schranken eine Selbstständigkeit der Vernunft erfahren. Der schritt vom ästhetischen Zustand zum tätigen Zustand ist ungleich kleiner als vom leidenden zum ästhetischen. Der Mensch wird allgemein gültige urteilen und handeln, sobald er es nur will. Er braucht dazu nur wichtige Anlässe.
    Der Schritt des Menschen von der rohen Materie, vom blinden Leben zur Schönheit und Form soll die Natur ihm erleichtern. Von der Schönheit aber zu Wahrheit und Pflicht brauch es nichts als eine Aufforderung.

    Über das Pathetische und Über die Tragische Kunst

    Das Drama soll nicht eine wirklichkeitsgetreue Abbildung der Geschichte sein. Sie soll sich also nicht als historische sonder al poetische Wahrheit verstehen. Die poetische Wahrheit besteht darin, dass etwas geschehen hätte können, das also die Möglichkeit dafür vorhanden gewesen wäre.
    Die Tragödie hat den Zweck, Mitleid zu erregen, den Zuschauer zu rühren und an der Rührung zu ergötzen. Der Schriftsteller ist frei, die Wirklichkeit für diese Zwecke zu bearbeiten. Die Tragödie soll Nachahmung einer Handlung sein, welche Menschen im Zustand des Leidens zeigt. Nur so kann sie den gewünschten Zweck erfüllen. 
    Nun sind es aber nur sinnlich-moralische Menschen, die unser Mitleid erregen. Menschen, die sich von jedweder Sittlichkeit lossprechen, also zutiefst verkommen sind und solche, die sich der Sinnlichkeit entzogen haben und sich der reinen Intelligenz nähern, sind ungeeignet. Erstere sind zwar eines fürchterlichen Grades von Leiden fähig, der fehlenden Sittlichkeit wegen aber hilflos und von einer absoluten Untätigkeit der Vernunft gezeichnet. Das Resultat ist das Abwenden mit Abscheu und Unwillen des Lesers von diesen Wesen. Die Intelligenzbestien  sind aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Vergeistigung gar nicht mehr des Leidens fähig.
    Deshalb ist den gemischten Charakteren den Vorzug zu geben. Das Heldenideal liegt zwischen dem ganz Verwerflichen und dem Vollkommenen (Maria Stuart)

    Brief an den Herzog

    Die Gesellschaft war noch nicht bereit für eine Reform. Sie hat tierische Gewalt angewandt und ist weit entfernt von einer menschlichen Freiheit. Die Vernunft, das heisst die Theorien waren bereits da, nur hat die Umsetzung in die Praxis, in das Gefühl der Menschen nicht funktioniert. Die Menschen sind die gleichen geblieben. Die Hauptlaster sind die Verwilderung und die Erschlaffung, die tiefsten Zustände des Menschendaseins. Wobei die Erschlaffung oder auch Trägheit des bereits aufgeklärten Menschen verwerflicher ist als die Verwilderung des sinnlichen, noch nicht aufgeklärten Menschen. Nur der sittliche Charakter ist der Freiheit würdig; auf ihm aufbauend kann Kultur erst entstehen.
    Man kann dem Bürger erst eine Verfassung geben, wenn er reif dafür ist, also eine bestimmte Art Bürger/Mensch geschaffen wurde. Da aber keine Verfassung ohne die Gesinnung der Bürger entstehen kann, ist zu versuchen den Charakter ohne die Hilfe des Staates zu formen.
    Allgemein ist nur durch die Berichtigung der Begriffe, also durch die verstandesmässige Aufklärung durch die philosophische Kultur, und durch die Reinigung der Gefühle durch die ästhetische Kultur auf den Charakter einzuwirken. Wobei das erstere schon zur Genüge getan worden ist, sein nun das Hauptaugenmerk auf die Veredelung der Gefühle und die sittliche Reinigung des Willens zu richten.
    Hierbei soll wie schon gesagt die ästhetische Kunst (z.B. Theaterstücke wie Maria Stuart) agieren, indem sie dem Menschen hohe sittliche Ideale gibt und so einem Zerfall zur lediglichen Nachahmung des Zeitgeistes verbeugt.

    Das Lied von der Glocke

    Im Lied von der Glocke, ein ellenlanges Gedicht,  entwirft Schiller eine Gesellschaft, wie sie ihm richtig erscheint. Er erschafft damit bürgerliche Ideale, die bis ins 20. Jahrhundert Gültigkeit besitzen sollten. Das Leben der Menschen ist in verschiedene inhaltliche Abschnitte gegliedert: Die Jugend (Geburt bis erste Liebe), die Beziehung zwischen Mann und Frau (Heirat, Liebe, Familie), die Aufgabenbereiche von Frau und Mann (Haushalt bzw. Feldarbeit), die Machtlosigkeit des Menschen gegenüber den Naturgewalten, der Tod und die Begrenztheit, das Leben auf dem Land, das Leben als Bürger bzw. in der Stadt und die Absage an gewalttätige Lösungen („Wo rohe Kräfte sinnlos walten…“)
    Er beschreibt darin das Entstehen einer Glocke. Die vom Meister, bzw. vom Künstler geschaffene Glocke steht für Beständigkeit. Kunstwerke formen die Gesellschaft und halten sie zusammen. Dies ist die Aufgabe des Künstlers (siehe auch andere Abschnitte)

    Maria Stuart

    Schiller bearbeitet den Stoff der Maria Stuart. Elisabeth ist ein illegitimes Kind Heinrichs VIII. Maria aber die legitime Urenkelin und könnte demnach Anspruch auf den Thron erheben. Diese Situation wird im Vertrag von Edinburhg zu gunsten Elisabeths geregelt. In Wirklichkeit erkennt Maria diesen Vertrag nicht an, im Stück tut sie es aber. Ihre Verurteilung beruht auf einem Gesetz, dass einen Anschlag auf die Königin oder die Anstiftung dazu mit dem Gedanken selber auf den Thron zu steigen, mit dem Tod bestraft.

    Maria Stuart ist auf Schloss Fotheringhay gefangen, mit ihrer Dienerin Kennedy. Bewacht wird sie von Paulet. Man erfährt, dass Maria ihren Mann hat umbringen lassen. Mortimer, der Neffe Paulets, gibt sich als Freund zu erkennen. Maria gibt ihm den Auftrag, sich an Leicester, ihren Freund am englischen Hofe, zu wenden. Maria ist von Richtern verurteilt worden, sie bestreitet aber die Rechtmässigkeit des Gerichtes. Nur Elisabeth könne sie zum Tode verurteilen. Burleigh, der Berater der Königin, ist von der Notwendigkeit Marias Hinrichtung überzeugt, würde sie auch heimlich ermorden lassen.
    Am Hof wird über die Hinrichtung Marias diskutiert. Elisabeth möchte nicht den Richtspruch fällen. Burleigh ist voll dafür, Talbot voll dagegen. Maria wünscht ein Treffen. Leicester drängt auch dazu, er ist in Maria verliebt aber mit Elisabeth vertraut. Er täuscht sie extrem.
    Mortimer spielt Elisabeth vor, Maria für sie umzubringen. Mortimer und Leicester geben sich einander zu erkennen. Schlussendlich stimmt Elisabeth einer Hinrichtung Marias zu.
    Die beiden Damen treffen sich im Park von Fotheringhay. Maria unterwirf sich Elisabeth zuerst. Ihr Stolz überwiegt aber und sie verkracht sich total mir ihr. Sie ist sich der Rettung sicher während Kennedy befürchtet, dass dies ihr Todesurteil gewesen sei. Mortimer will Maria mit eine gewaltvollen Aktion befreien, Maria ist bestürzt. Es wird klar, dass er sie besitzen will und wahnsinnig in sie verliebt ist.
    Es wurde ein Attentat auf Elisabeth verübt, sie hat es aber überlebt. Burleigh mach Leicester klar, dass er ihn durchschaut hat und dieser sich vor der Königin verantworten müsse. Mortimer bedrängt Leicester mit einer gewaltvollen Befreiung Marias. Der will aber nicht und verrät ihn und will ihn festnehmen lassen. Mortimer flieht in den Freitod.
    Ein Brief von Maria an Leicester verrät diesen endgültig. Elisabeth ist gewillter, das Todesurteil zu unterzeichnen. Das Volk verlangt die Hinrichtung Marias. Elisabeth beklagt ihre Situation, sie will nicht als Mörderin gelten. Schlussendlich unterzeichnet sie doch, gibt alle Schuld Maria. Burleigh entreisst Davidson das Schreiben.
    Maria findet sich mit dem Tod ab. Sie beichtet und bereut alles. Sie sagt sich von allem irdischen Gut los und schreitet würdevoll zum Schafott. Während ihrer Hinrichtung bricht Leicester zusammen. Es wird klar, dass Maria gar kein Attentat auf Elisabeth geplant gehabt hat, aufgrund einer Falschaussage wurde sie verurteilt. Elisabeth weist die Schuld von sich und verbannt Burleigh. Sie wird von all ihren Getreuen verlassen und steht am Schluss allein da.

    Maria entspricht Schiller Bild der reinen Sittlichkeit. Sie macht eine Wandlung durch; in den drei von Schiller entworfenen Zuständen; zuerst hofft sie auf Befreiung, strebt nach Macht, sie Wechselt ihre Einstellung bei der Ankunft ihres Todesurteils und weint schliesslich um die, die ihr nahe stehen. Ihr gegenüber steht der gesamte Hof an dem fleissig getäuscht und gelogen wird (höfische Täuschung). Insbesondere Elisabeth steht als starker Konrast zur reinen Sittlichkeit Marias. Mortimer steht für die zum Scheitern verurteilte Lösung durch Gewalt.
    Um diesen Eindruck zu erreichen, verfährt Schiller mit dem historischen Stoff seiner Theorie gemäss. Er ändert ihn nach Belieben ab.

    Die Zusammenfassungen von Herr Freihofer sind unbedingt auch zu beachten. Sie behandeln kurz und bündig die Form (Drama) und Sprache des Stückes.
     

  • Als Hitler das rosa Kaninchen Stahl Zusammenfassung Facharbeit

    Als Hitler das rosa Kaninchen Stahl Judith Kerr

    1. Bibliographische Angabe/Angabe
    zur Autorin

    Judith Kerr wurde am 14. Juni 1923 in Berlin geboren. Sie ist die Tochter des in
    der Weimarer Republik populären deutsch-jüdischen Theaterkritikers,
    Schriftstellers und Journalisten Alfred Kerr, der 1948 nach einem Schlaganfall
    den Freitod wählte, und seiner Frau Julia. Ihr zwei Jahre älterer Bruder Michael
    Robert Emanuel Kerr wurde britischer Jurist und Buchautor. Er verstarb 2002.
    1933 floh sie mit ihrer Familie vor dem bevorstehenden Naziregime, dass für
    Juden keine glückliche Zukunft zu versprechen schien. Außerdem war ihr Vater
    ein Kritiker und Gegner der Politik Adolf Hitlers, was die Lage umso
    bedrohlicher werden ließ.
    Es blieb der Familie also nichts anderes übrig, als Deutschland zu verlassen,
    sofern sie sich in bestmöglicher Sicherheit wiegen wollte.
    Als sie Flucht antraten, war Judith gerade neun Jahre alt. An eine glückliche
    und wohlbehütete Kindheit war von nun an nicht mehr zu denken.
    Alfred Kerr verlässt Deutschland im Februar 1933. Gemeinsam mit ihrer Mutter
    und ihrem Bruder, folgte sie im März desselben Jahres dem Vater, der sie
    bereits in Zürich erwartete. Da es für den Vater immer schwieriger zu werden
    schien, finanziell für die Familie zu sorgen, war diese von Geldsorgen geplagt.
    Auf der Suche nach besseren Verdienstmöglichkeiten verließen sie die
    Schweiz, wo sie nur etwa ein halbes Jahr verbracht haben, um ihr Glück in
    Paris zu versuchen. Bereits 1935 verlassen sie Frankreich in Richtung London.
    Neben der schwerwiegenden finanziellen Misere, gab es noch einen weiteren
    Faktor, der das Leben maßgeblich erschwerte: Die Angst. Es war zweifelsohne
    nicht abwegig daran zu denken, dass deutsche Truppen dort einmarschierten,
    wo sie Unterschlupf gesucht hatten.
    Judith blieb auch nach Kriegsende in London, obwohl ihre Eltern nach
    Deutschland zurückkehrten, da sie nicht in einem Land leben wollte, in dem sie
    sich unerwünscht fühlte. Hier machte sie ihren Schulabschluss, und war
    während des Krieges für das Rote Kreuz tätig. An der Central School of Arts
    and Crafts studierte sie (nach 1945) drei Jahre Kunst, bevor sie freiberuflich als
    Textdesignerin und Malerin tätig wurde, und nicht nur zahlreiche Kinderbücher,
    sondern auch Drehbücher für Fernsehfilme, schrieb. Ihre Arbeit bei der
    britischen Rundfunkgesellschaft BBC, der sie ab 1953 nachging, gab sie eines
    Tages gänzlich auf, um sich voll und ganz der Arbeit als Autorin und Illustratorin
    von Kinderbüchern hinzugeben. Zu den populärsten Werken dieser Art gehört
    die Bilderbuchreihe vom „Kater Mog“.
    1954 heiratete sie den englischen Drehbuchautor und Schriftsteller Thomas
    Nigel Kneale, und blieb mit diesem, bis zu seinem Tod am 29. Oktober 2006,
    zusammen. Aus dieser Ehe kamen zwei Kinder hervor, eine Tochter und ein
    Sohn.
    Der Sohn, Matthew Kneale, scheint in die Fußstapfen seiner Eltern zu treten. Er
    ist Autor, und weist seinerseits bereits literarische Erfolge auf.
    Judith suchte Deutschland nur noch besuchsweise auf, und merkte, als sie
    einmal ihre Mutter besuchte, wie fremd Deutschland ihr geworden war.
    In ihren bekanntesten Werken „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“, „Warten
    bis der Frieden kommt“ und „Eine Art Familientreffen“, die zusammen eine
    Trilogie ergeben, beschreibt sie nahezu autobiografisch einen Teil ihres
    Lebens.
    Für das Buch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ erhielt Judith Kerr 1974 den
    Deutschen Jugendliteraturpreis.

    2. Inhaltsangabe

    Der Kinder- bzw. Jugendroman „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ von Judith
    Kerr beschäftigt sich inhaltlich mit der Geschichte einer jüdischen Familie, die
    sich auf der Flucht vor dem Naziregime in Deutschland befindet. Hiermit
    verarbeitet die Autorin ihre eigenen Kindheitserlebnisse.
    Die Familie, um die es sich in diesem Werk handelt, setzt sich aus den
    Personen Anna, ihrem Bruder Max, ihrer Mutter und ihrem Vater, einem
    bekannten jüdischen Schriftsteller, zusammen. Zunächst lebt die Familie in
    Berlin, doch die Reichstagswahlen, und der damit einhergehende befürchtete
    Wahlsieg der NSDAP, lassen zunächst den Vater nach Prag, dann in die
    Schweiz fliehen. Die übrigen Familienmitglieder folgen einige Tage später nach
    Zürich, wo sie sich die Familie erneut vereint sieht. Sowohl ihre Freunde, als
    auch Heimpi, die Haushälterin der Familie, bleiben zurück. Da es unmöglich ist,
    alles mitzunehmen, muss das Gepäck auf das Nötigste beschränkt werden.
    Somit bleibt also auch ein großer Teil ihres Besitzes in Berlin.
    In der Schweiz lebt die Familie anfangs in einem der besten Hotels, was jedoch
    nicht von langer Dauer ist, da sich die finanzielle Situation immer mehr zuspitzt,
    als es für den Vater immer schwieriger wird seine Artikel zu veröffentlichen, da
    die Schweizer eher an neutralen, als an kritischen Veröffentlichungen
    interessiert sind. Da Anna erkrankt ist, warten sie jedoch die vier Wochen bis zu
    ihrer Genesung ab bis sie das Hotel verlassen. Innerhalb dieser vier Wochen ist
    viel geschehen. Wie bereits befürchtet gewinnt die NSDAP die Wahlen, so dass
    die jüdische Familie sich dazu gezwungen sieht, zunächst in der Schweiz zu
    bleiben.
    Sie finden jedoch eine kostengünstige Alternative zu dem Hotel. Sie ziehen in
    den Gasthof einer Familie namens Zwirn. Die Kinder freunden sich schnell mit
    den Kindern der Zwirns an.
    Als ein guter Bekannter der Familie, den sie Onkel Julius nennen, zu Besuch
    kommt, erfahren sie, was in Deutschland vor sich geht. Die Bücher des Vaters
    sind beispielsweise der Bücherverbrennung der Nazis zum Opfer gefallen.
    Zwischenzeitlich wird sogar ein Kopfgeld auf den Vater ausgesetzt. Von akuter
    Geldnot geplagt, vermutet der Vater bessere Verdienstmöglichkeiten im
    Ausland. Diesmal geht es – zunächst wieder nur für ihn – nach Paris. Die
    Familie folgt schließlich. Auch hier ist nicht an ein Leben, wie sie es aus Berlin
    kannten, zu denken. Statt in einem eigenen Haus zu leben, ziehen sie in eine
    sehr kleine Wohnung. Trotz der Überwindung anfänglicher Probleme, wie der
    Sprachbarriere beispielsweise, führt die Arbeit des Vaters – für Pariser
    Zeitungen – zu keiner ernstzunehmenden Entspannung der finanziellen Lage.
    Daraufhin entschließt er sich den Versuch zu starten ein Filmskript über
    Napoleon zu schreiben, das zunächst jedoch wenig erfolgsversprechend wirkt,
    da sich anscheinend kein Interessent in Frankreich finden lässt. Schließlich wird
    es jedoch von einer englischen Firma gekauft, so dass der Weg die Familie im
    Anschluss daran nach London führt.
    Als sie am Londoner Bahnhof in ein Taxi steigen, endet der erste Teil der
    Trilogie.

    3. Deutung des Einbandes
    Schon ein kurzer Blick auf den Einband genügt, um festzustellen, dass es sich
    in der Geschichte wohl um eine Reise handeln wird, die in Paris zu enden
    scheint. Die verhältnismäßig groß ausgelegte Darstellung eines Mädchen, dass
    alles andere als fröhlich zu wirken scheint, lässt den Schluss zu, dass eben
    diese Reise eher widerwillig angetreten wird. Anhand des Zuges und der
    Kleidung des Mädchens lassen sich Schlüsse auf die Zeit, in der die Handlung
    der Lektüre spielt, ziehen. Bevor ein endgültiges Reiseziel Paris erreicht wird,
    scheint es so zu sein, dass das Mädchen eine abenteuerliche Odyssee, mit
    dem Zug, vor- bzw. hinter sich hat.
    Der Blick des Mädchens wirkt äußerst ängstlich, und lässt vorausschauend
    Rückschlüsse auf eine schmerzlich zu verkraftende Trennung zu.
    Die Trennung könnte sich eventuell auf das rosa Kaninchen, welches sie in
    ihren Händen hält, beziehen. Das ganze Bild von dem Mädchen und ihrem rosa
    Kaninchen erinnert stark an die typisch judäo-christliche Darstellung der
    Jungfrau Maria und dem Jesus Kind, dass sie geborgen in ihren Armen wiegt
    oder einer Madonnendarstellung, die sich besonders in Frankreich großer
    Popularität erfreut.
    Der Zug, der sich S-förmig um das Mädchen herumschlängelt, zeigt somit
    symbolisch an, das die Reise sie auf Umwegen an eines ihrer Ziele, Paris, zu
    führen scheint. Die Brücke, auf dem der Zug sich bewegt, könnte ein Zeichen
    dafür sein, dass es eine Verbindung von mehreren verschiedenen Kulturen gibt,
    die das Mädchen auf ihrer Reise kennen lernen wird.
    Einzelne Säulen der Brücke könnten als Eckpfeiler bzw. Stationen ihres Lebens
    gedeutet werden.
    Bis auf das Reiseziel Paris am Horizont und dem Zug ist nicht viel zu erkennen,
    sodass es den Anschein hat, als ob das Mädchen vor dem Nichts stehen
    würde. Auch wenn es jetzt anhand der Kleidung noch wohlhabend wirkt, scheint
    die ganze Szene darauf hinzuweisen, das dies nicht mehr von allzu langer
    Dauer zu sein scheint und Unheil im Verzug ist.

    4. Textanalyse/Textuntersuchung
    Durch das personale Erzählverhalten in der Er/Sie-Form, das den Fokus auf die
    Hauptprotagonistin Anna legt, ist es für den Leser schneller ersichtlich in
    welcher Situation sich das Mädchen mit ihrer Familie befindet. Sowohl die
    Schrift, als auch die Zeilenabstände, weisen eine angemessene Größe auf, die
    dazu führt, dass ein angenehmes Lesen erfolgen kann. Der Satzbau wird
    dominiert durch eher einfache und kurze Konstruktionen, ohne großartige
    Verschachtelungen, was ein flüssiges Lesen ermöglicht.
    Die Sprache und auch der Satzbau ist leicht verständlich in vierzehn Kapitel auf
    240 Seiten aufgeteilt, und überfordert somit die dafür prädestinierte
    Altersgruppe – der ab Elfjährigen – nicht. Besonders auffällig ist hierbei, dass
    grausame Ereignisse dieser Zeit nicht derart detailliert beschrieben werden,
    dass sie Traumata beim Leser auslösen könnten. Auf den Seiten 100 und 101
    ist hierfür ein Beispiel, als Anna Teile eines Gespräches zwischen ihrer Mutter
    und ihrer Großmutter mitbekommt, in dem es um Konzentrationslager geht, was
    „ein besonderes Gefängnis für Leute war, die gegen Hitler waren“.
    Durch die angewandte Innenperspektive wird das Eintauchen in die Gefühlswelt
    der Hauptfiguren erleichtert. Untermalt wird dieses auch durch die teilweise
    kindlich-naive Sprach- und Denkweise von Anna.
    Ein Beispiel hierfür ist Annas Vorstellung von dem Begriff Kopfgeld, den sie in
    einem ihrer zahlreichen Albträume verarbeitet (Seite 110/111) . Fortan
    durchlebt sie Angstzustände, dass ihr Vater von tausenden Geldstücken, die
    auf seinen Kopf niederprasseln, verschüttet werden könnte. Erst als sie ihren
    Traum und die damit verknüpfte Vermutung unter Tränen ihrem Bruder Max
    offenbart, tröstet der Anna und erklärt ihr den Begriff des Kopfgeldes auf eine
    sachlich humorvolle Art, um sie zu beruhigen (Seite 113 – 114) .
    Ihre häufigen Träume lassen die Annahme zu, dass Anna ein besonders
    subtiles Gespür für Bedrohungen hat. Bei Heranwachsenden scheint dies
    relativ verbreitet zu sein, was darauf zurück zu führen sein könnte, dass sie
    aufgrund mangelnden Hintergrundwissens komplexe Strukturen mit den bei
    ihnen bereits vorhandenen mentalen Kompetenzen aufzuarbeiten versuchen.

    Dies äußert sich explizit in dem fast schon hellseherischen und
    metaphorischen Traum, in dem sie die unterschwellige antisemitische
    Diskriminierung der Concierge voraussieht, die sich mit der Angst vor eventuell
    bevorstehenden Übergriffen oder Einmärschen seitens der Nazis vermischt.
    Dies begründet sich durch die Aussage des „braunen Schimmers“. Die Aussage
    „Der braune Schimmer wurde dichter“ lässt die kommende Massenhysterie
    erahnen (Seite 148 und 149) . Gegenwart, Zukunft aber auch Vergangenheit
    vermengen sich zu den zentralen Motiven der Epoche, Visionen und
    Rückblenden ergeben ein Ganzes. Hier taucht auch wieder der verstorbene
    Hund ihrer Großmutter auf (Seite 98: „ Er ist ertrunken.“), der zu einem
    Zeitpunkt starb, an dem sie das erste Mal bewusst aufgrund ihrer jüdischen
    Herkunft mit dem aufkeimenden Rassenhass, der Hitlerdeutschland in nie zuvor
    da gewesenen Dimensionen überschwemmte, konfrontiert wird (Seite 86 – 90) .
    Ihre gegenwärtige Angst vor der fremden Sprache, die sie nicht beherrschte,
    gepaart mit dem unbändigen Druck, auch – wie ihr Bruder Max – eine richtige
    Schule besuchen zu können, manifestierte sich in dem Traum dadurch, dass
    sie die Beine des Hundes nicht auf französisch zählen konnte, obwohl
    Mathematik ihr Lieblingsfach ist (Seite 148 und 149).
    Verwunderlich ist, dass das im Titel erwähnte „rosa Kaninchen“ nur sporadisch
    zweimal am Rande erwähnt wird. Zum einen, als Anna sich kurz vor dem
    Verlassen Berlins zwischen einem der zwei Kuscheltiere, Kaninchen und Hund,
    entscheiden muss. Sie entscheidet sich für das neue und noch völlig intakte
    Hündchen und gegen das alte, schon mehrfach geflickte verwaschene rosa
    Kaninchen (Seite 33). Dies scheint ein Synonym dafür zu sein, alles Alte hinter
    sich zu lassen und sich auf das Neue einzulassen. Im späteren Verlauf taucht
    das Kaninchen noch einmal im Geschehen auf, als die „Konfiszierung des
    Eigentums“ (Seite 58) erwähnt wird, sehnt sie sich nach ihrem rosa Kaninchen.
    Daraus lässt sich schließen, dass sie sich nach der alten glücklichen und
    harmonischen Zeit mit Heimpi in ihrem alten Haus in Berlin zurück wünscht
    Seite 58 und 59).
    Parallelen zur Sehnsucht der vergangenen harmonischen Zeit in ihrer Heimat
    Berlin zeigt auch ihre Beziehung zu Onkel Julius auf.

    Dieser ist, ähnlich wie das Kaninchen, ein Synonym für das Zurückgelassene.
    Gleichzeitig dient er als einzige Brücke dazu, Informationen darüber zu
    erhalten, was in Deutschland, in ihrer Abwesenheit, vor sich geht. Dies
    geschieht anfänglich noch über Besuche, im späteren Verlauf lediglich über
    Briefwechsel (z.B. Seite 138).
    Wichtige geschichtliche Vorkommnisse werden nur beiläufig erwähnt, wobei
    Onkel Julius als eine Art Bote dafür fungiert. Beispielsweise mit der Aussage
    gegenüber dem Vater „Du weißt natürlich, dass sie alle deine Bücher verbrannt
    haben?“ (Seite 65) spielt er auf die Verbrennung literarischer Werke, von den
    Nazis als systemfeindlich angesehener Autoren, an. Schon im anfänglichen
    Verlauf der Geschichte deutet sich diese Rolle an.
    Als er am Nachmittag des Tages nach dem Reichstagsbrand vorbeikam, „sagte
    er zum ersten Mal nichts davon, dass Mama in ein paar Wochen wieder in
    Berlin sein würde“ (Seite 32).
    Auffällig ist, dass die Gräueltaten und politischen Vorkommnisse des Dritten
    Reiches nicht zentrales Thema in diesem als „zeitgemäßen Jugendklassiker“ zu
    deklarienden Werk sind, sondern das Leben als Emigranten und welche
    Probleme damit verbunden sind. Häufig wechselnde Wohnverhältnisse, Kulturund
    Sprachbarrieren, sowie andere Sitten und Gebräuche sind
    ausschlaggebende Merkmale hierfür.
    Dies äußert sich stark in Annas Problem, die französische Sprache erst zu
    erlernen, und anschließend auch in eben dieser zu denken. „Die Worte
    schienen aus dem Nichts zu kommen, sie kamen in vollendetem Französisch,
    ohne dass sie überhaupt nachdenken musste. Sie war so erstaunt, dass sie
    ganz still stehen blieb […]“ (Seite 194). Dieses ist ein klassischer Beleg dafür,
    wie schwer der Weg bis zu diesem einschneidenden Erlebnis für sie gewesen
    sein muss.
    Eine weitere Begebenheit schildert das Kennerlernen fremder Riten und die
    damit einhergehende mögliche Fehlinterpretation, als Annas Mutter
    beispielsweise eine Situation falsch deutet, in der Anna von einer Horde Jungen
    verfolgt und mit Gegenständen beworfen wird. Sie beschützt ihre Tochter vor
    dem vermeintlich böswilligen Übergriff, in dem sie die Jungen verjagt und sogar

    zwei von ihnen schlägt. Erst einige Zeit später erfährt sie von ihrem Sohn den
    wahren Hintergrund dieses fremdartigen Brauches. Hierbei handelt es sich
    lediglich um einen Liebesbeweis, den Jungen in der Schweiz als eine Art
    „Balzritual“ ihrer Angebeteten gegenüber vollziehen (Seite 74 – 76) .
    Des Weiteren zieht sich das Thema der Heimatlosigkeit wie ein roter Faden
    durch die gesamte Handlung. Folgende Textauszüge geben ein Beispiel für
    diese von uns aufgestellte These:
    „Aber es wird nicht dasselbe sein – wir werden nicht mehr hierher gehören.
    Glaubst du, dass wir jemals irgendwo richtig hingehören werden? […]“ (Seite
    234).
    „Wir haben keine Heimat. Wenn man kein Zuhause hat, dann muss man bei
    seinen Leuten bleiben“ (Seite 226). Diese Aussage zeigt die Aktualität des
    Themas. Auch heute gibt es viele Zuwanderungsgruppierungen
    verschiedenster Herkunft, die sich im Exil oder Asyl, eher innerhalb ihrer
    eigenen „Landsleute“ bewegen. Teils aus Angst vor dem fremden Land, in dem
    sie nun wohnen, teils auch, um Sicherheit und Geborgenheit in der Fremde zu
    haben.
    Es gibt natürlich hierbei auch negative Beispiele, in denen es überhaupt nicht
    gewollt ist, sich in der neuen Kultur und Umgebung, seitens der Migranten zu
    integrieren. Belege dafür sind hierzulande Wohnviertel, die überwiegend von
    Zuwanderern gleicher Herkunft bewohnt werden, und die zunehmende Anzahl
    an exotischen und fremdartig wirkenden Einkaufsmöglichkeiten. Dies ist für die
    jeweilige Minderheit ein Stück „alte“ in der „neuen Heimat“.
    Dadurch hat die Geschichte auch über 30 Jahre nach seiner
    Erstveröffentlichung nach wie vor nicht an seiner Aktualität verloren.
    Deutschland ist mittlerweile zu einem beliebten Zuwanderungsland für viele
    verschiedene ethnische und politisch Verfolgte aus allen Herren Länder
    geworden.
    Gerade deshalb kann dieser autobiographisch anmutende Roman folgerichtig
    mit der bereits oben erwähnten Zielgruppe der ab Elfjährigen thematisiert
    werden. Gewiss werden sich in den Reihen der Schüler und Schülerinnen
    mehrere Personen mit Migrationhintergrund auffinden lassen, die von ähnlichen

    Schicksalen zu berichten wissen oder sich in der Geschichte von dem jüdischen
    Mädchen Anna und ihrer Familie wiederfinden. Da wir mittlerweile in einer
    multikulturellen Gesellschaft leben, wird jeder sicherlich bereits die eine oder
    andere Erfahrung mit Mitbürgern anderer Herkunft gemacht haben oder gehört
    selbst zur Gruppe jener.

    5. Charakterisierung der Hauptpersonen
    Anna ( aus dem hebräischen „Anmut, Liebreiz, die Begnadete) besticht durch
    ihre detailgetreue Beobachtungsgabe, die sie an viele Alltagssituationen
    unbekümmert herantreten lässt. Dies äußert sich speziell bei ihrem Aufenthalt
    in der Schweiz, als sie in der ansässigen Dorfschule die bestehenden
    Strukturen durchbricht, indem sie einfach die für sie unverständliche und
    unsinnige Sitte der Geschlechtertrennung, die selbst beim Spielen vorherrschte,
    durchbrach. Sie konnte es nicht mehr aushalten, die Jungen beim Spielen zu
    beobachten, sodass sie sich eines Tages unvermittelt zu den Jungen gesellte,
    um einem von ihnen das Radschlagen beizubringen (Seite 69). Wenn sie
    etwas machen möchte, drängt sie ihre ungeduldige und forsche Art dazu, recht
    schnell ihrem Bauchgefühl nachzugehen. Dadurch gerät sie oft in Situationen,
    in denen sie andere Mitmenschen überrascht oder auch überrumpelt. Ein
    Beispiel wäre die Begebenheit, als sie und ihr Bruder Max in einem
    französischen Schreibwarengeschäft ohne groß vorhandene Sprachkenntnisse
    versuchen, Bleistifte zu kaufen und Anna den Verkäufer, am helllichten Tage,
    mit „Bonsoir, Madame!“ (Seite 129) begrüsst.
    Da Anna auch ein recht aufgewecktes und intelligentes junges Mädchen ist, ist
    es ihr nie sonderlich schwergefallen, Anschluss zu finden und neue Freunde zu
    gewinnen und aufkommende Konflikte souverän zu meistern.
    So kühn und tapfer sie auch nach außen hin wirkt, so ängstlich und zerbrechlich
    ist ihr Inneres, was sie dazu treibt, sich selbst einem enormen Druck
    auszusetzen. Der folgende Textbeleg weist darauf hin:
    „Anna hatte das Gefühl, dass Max in dieser neuen Welt, in der sie leben
    mussten, enorme Vorschritte machte, und sie fürchtete, dass sie ihn nie mehr
    einholen würde“ (Seite 146).
    Ihre empathische einfühlsame Ader lässt sie oft das Leid und die Sorgen ihrer
    Familie durchleben. Auf naive Art und Weise wünscht sie sich zeitweise sogar,
    das Leid anderer Familienmitglieder stellvertretend auf sich projizieren zu
    können, um damit die einstige Harmonie, die vor der Flucht in Berlin
    vorherrschte, wieder herzustellen. Auf Seite 147 wird dieses besonders

    deutlich, als sie versucht ihrem Vater die quälenden Albträume abzunehmen,
    um diese zu ihren zu machen.
    Erschreckenderweise scheint dieses zu gelingen, als sie darauf hin den bereits
    schon geschilderten Traum auf den Seiten 148 und 149 träumt.
    Max ( aus dem Lateinischen, Kurzform von Maximilian „ der überaus Große“)
    scheint so sehr darunter zu leiden, anders zu sein als andere (Seite 160), dass
    er stets danach strebt, sich in der neuen Umgebung möglichst schnell
    anzupassen bzw. zu integrieren, um gar nicht erst als Fremder aufzufallen.
    Er versucht sowohl die Sprache, Sitten und Gebräuche des jeweiligen Landes,
    welche ihm und seiner Familie als Zwischenstation ihres Weges dienen,
    anzunehmen. In der Schweiz ist es der eigenartig anmutende Brauch, einem
    Mädchen seine Liebe zu gestehen, indem die um die Gunst des weiblichen
    Wesens Werbenden ihre Angebetete mit Steinen, Schuhen oder sonstigen
    Objekten bewerfen (Seite 77). Als in Frankreich bei einen Besuch bei der
    Familie Fernans über ihn gesagt wird, „Max könnte man manchmal für einen
    französischen Jungen halten“ oder Annas Aussage „Du siehst genau aus wie
    ein französischer Junge“(Seite 176, Seite 160).
    Ähnlichkeiten zu Annas Verhalten, sich selbst unter Druck zu setzen, weist
    auch er auf. Dies ufert des öfteren in Streitigkeiten zwischen den beiden
    Geschwistern aus (z. B. Seite 150).
    Der Vater wird in der gesamten Geschichte nie namentlich erwähnt. Er wird
    lediglich als „Papa“ betitelt.
    Auffällig ist bei diesem Protagonisten, dass er die typisch traditionelle Vaterrolle
    verkörpert. „Der Mann bringt das Geld nach Hause“ ist eine allseits bekannte
    Redensart, die als Sinnbild dafür verwendet werden kann. Er versucht stets
    seine Familie bestmöglich zu ernähren bzw. finanziell zu unterhalten, was
    schließlich dazu zu führen scheint, dass er an dieser Aufgabe zu zerbrechen
    droht.
    Der Weg, der ursprünglich so leicht zu werden schien, als sie noch in Berlin
    lebten, ein Haus besaßen und ein sorgenfreies Leben führten, lässt ihn auf der

    Flucht vor den Nazis, nach ständig neuen Alternativen suchen, die die Familie
    zurück in eine hoffentlich bessere – finanziell abgesichertere – Zukunft führen
    soll. Dieser Weg führt ihn aus Berlin nach Prag, dann nach Zürich, im
    Anschluss daran nach Paris, bevor die Reise vorerst in London endet.
    Wenn er Arbeit sucht, ist er ständig unterwegs, hat er welche, geht er diese
    vorwiegend in seinem Zimmer nach, in dem er auch schläft. Dadurch ist er sehr
    wenig an der Erziehung der beiden Kinder beteiligt und bekommt nicht viel von
    ihren Sorgen und Ängsten mit. Ist er an der Erziehung beteiligt, fällt er eher
    durch Lob als durch Tadel auf. Dies wird besonders auf den Seiten 216 und 217
    deutlich, als er Freude über den sehr guten Schulabschluss von Max und die
    Auszeichnung für Annas Prüfungsaufsatz äußert, für die er sogar ganz gegen
    seine Prinzipien verstieß.
    Er „unterbrach seine Arbeit, um die großartige Neuigkeit zu hören“ (Seite 216),
    dass sein Sohn Max mit dem „prix d’exellence“ ausgezeichnet wurde.
    Aber auch als er davon erfuhr, dass Anna für einen der „zwanzig besten
    französischen Aufsätze“ innerhalb der Prüfungen zum „cerificat d’études“
    prämiert wird, „freute er sich genauso wie über den prix d’exellence, den Max
    bekommen hatte.
    ‚Es ist das erste Geld, das du als Berufsschrifstellerin verdienst’, sagte er. ‚Es
    ist wirklich bemerkenswert, dass du es in einer Sprache verdient hast, die nicht
    deine eigene ist’“ (Seite 217).
    Die Mutter wird – wie der Vater auch – an keiner Stelle namentlich erwähnt,
    und analog zum Vater als „Mama“ betitelt.
    Im Gegensatz zur – von Anfang an – traditionell ausgelegten Rolle des Vaters,
    wird diese bei der Mutter erst im späteren Verlauf der Geschichte ersichtlich.
    Dadurch, dass die Familie in Berlin auf eine Haushälterin, Heimpi, zurückgreifen
    kann, da diese zu dem Zeitpunkt noch finanzierbar ist, sieht sich die Mutter
    nicht im Zugzwang dieser Rolle nachzukommen.
    Da sich die finanzielle Situation der Familie jedoch drastisch [zum Negativen]
    verändert, sieht sie sich erst dann wirklich dazu verpflichtet, ihrer eher
    traditionell ausgelegten Rolle als Frau in der Familie nachzukommen, als sie

    Berlin gemeinsam mit ihren beiden Kindern verlässt, um dem Vater nach Zürich
    zu folgen. Als sie schließlich das Lob „Deine Mutter versteht zu kochen“ (Seite
    179) für ihre Kochkünste erhält, ist sie hellauf begeistert.
    Obwohl sie sich ihres Elends bewusst ist, versucht sie dennoch weitgehend auf
    Hilfe von Außen zu verzichten, was das Beispiel zeigt, in dem sie auf Almosen
    in Form von Stoffen, die Großtante Sarah ihr anbietet, verzichten will.
    Diese kommentiert dieses mit „Ach – immer noch so stolz“ (Seite 169).
    Onkel Julius ist der „väterliche“ Freund von Anna und ein guter Freund der
    Familie (Seite 29). Er ist Naturwissenschaftler, der in Berlin beschäftigt ist.
    Sein Lieblingsort ist der Zoo, wo er viel Zeit verbringt und diesen auch oft mit
    Anna besucht (Seite 31). „Ich vermisse unsere Besuche im Zoo“, sagte er zu
    Anna (Seite 67).
    Er geht unbekümmerter als Annas Vater mit der drohenden Gefahr, die von den
    Nazis ausgeht, um. Leichtfertig geht er mit der Tatsache um, dass er jüdischer
    Herkunft ist, als er meint: „Ich bin nicht einmal jüdischer Herkunft, wenn man
    meine arme alte Großmutter aus dem Spiel lässt!“ (Seite 68).
    Dennoch bemerkt er die Veränderungen in Deutschland, als er sagt „Die
    Situation muss sich ändern“ (Seite 68).
    Trotzdem verlässt er Deutschland nicht und harrt so lange aus, bis er seinen
    Arbeitsstelle und Wohnung verliert, und zu guter letzt auch noch den bis dato
    lebenslangen freien Eintritt in den Zoo. Dies wird auf den Seiten 230 und 231
    besonders deutlich. Sein Lebensinhalt wurde ihm geraubt. „Er konnte nicht
    schlafen und aß nicht richtig“ (Seite 230). Anstatt sozialen Kontakten
    nachzugehen, schottete er sich von seiner gewohnten Außenwelt ab, und
    „verbrachte die Sonntage in seinem Zimmer und starrte zu dem
    gegenüberliegenden Dach hinüber, wo die Spatzen sich tummelten“ (Seite
    231). Allem Anschein nach ist er also in Depressionen verfallen, die letzten
    Endes zu seinem Freitod führten.

    6. Pädagogische Zielsetzung
    Das Buch kann sehr gut als Einführung in eine ausgiebige Themenreihe zu
    Schicksalen in der NS-Zeit eingesetzt werden – eventuell auch als Einstieg für
    die Lektüre „Das Tagebuch der Anne Frank“.
    Da es sich um eine ernstzunehmende Thematik handelt, eignet sich der Roman
    nicht zur leichten Unterhaltung und dient auch nicht als alltägliche Lektüre für
    zwischendurch. In dem Buch werden verschiedene Probleme der damaligen
    Zeit anschaulich anhand von autobiographisch gefärbten Fakten belegt, was es
    leicht macht, diese Lektüre zu pädagogischen Zwecken in Schulen,
    Ausbildungsstätten aber auch als rein informativer Freizeitlesestoff für
    geschichtlich interessierte Heranwachsende ab 11 Jahren einzusetzen oder zu
    empfehlen.
    Es wird ein differenziertes Bild der jüdischen Kultur dargestellt, wobei auch sehr
    schnell deutlich wird, dass sie nirgends eine Heimat haben und überall auf der
    Welt verfolgt wurden und auch sogar bis in unsere gegenwärtige Zeit mit
    Anfeindungen zu kämpfen haben. Gedankengut, wie das der Concierge, als sie
    äußert „Hitler wusste, was er tat, als er sich Leute wie Sie vom Halse
    schaffte“(Seite 224) ist auch heute noch in den Köpfen einiger Leute fest
    verankert und findet langsam wieder schleichend fruchtbaren Nährboden in
    unseren Breitengraden. Besonders in einigen Jugendkulturen ist dieser Trend
    verstärkt zu beobachten. Deshalb bietet es sich in unserer zunehmend
    globalisierten Gesellschaft an, dieses Buch zu nutzen, um Heranwachsenden
    die Möglichkeit zu bieten, tolerant und ohne Vorurteile allem Neuen gegenüber
    aufgeschlossen zu sein.
    Fachübergreifend können hiermit unterschiedliche Projekte in die Wege
    geleitet werden. Es kann eventuell sogar angedacht werden, eine komplette
    Projektwoche so zu gestalten, dass die in jedem Fach erarbeiteten Ergebnisse
    abschließend in einer größeren Ausstellung präsentiert werden. Zum Ausklang
    jedes Tages könnte eine Filmvorstellung in der Aula stattfinden, in der Filme
    gezeigt werden, die sich inhaltlich thematisch im Bezug auf die Projekte
    anbieten. Filme wie die gleichnamige Verfilmung dieses Buches, aber auch „Die

    Welle“, „Hitlerjunge Salomon“ oder „Napola“ wäre prädestinierte Beispiele dafür.
    Hierbei ist stets auf die Altersfreigabe zu achten. Als finaler Abschluss dieser
    Woche, könnte der Besuch einer Gedenkstätte oder eines ehemaligen
    Konzentrationslagers stehen.
    Im Deutschunterricht kann das Buch als literarisches Werk behandelt werden.
    Die Schüler können zum Beispiel Gedichte verfassen, die das Thema
    Heimatlosigkeit, Diskriminierung, Verfolgung, Vertreibung, Vorurteile und
    Integration etc. behandeln. Fiktive Briefwechsel zwischen Anna und ihrer
    Berliner Freundin Elsbeth könnten ebenso als Aufgabenstellung vorkommen.
    Die Fragen und Erkenntnisse, die daraus resultieren könnten dann
    beispielsweise in anderen Fächern wieder aufgegriffen werden.
    Es bietet sich an, den geschichtlichen Hintergrund als Einstieg in die Thematik
    des Dritten Reiches im Geschichtsunterricht zu erörtern.
    Im Erdkundeunterricht bietet es sich an, den Weg von Anna und ihrer Familie
    anhand der im Buch beschriebenen Route auf einer Karte nachzuvollziehen.
    Denkbar ist auch eine Gegenüberstellung der heutigen und der damaligen
    Grenzen Deutschlands und Europas. Fragestellungen: „Was gehörte damals zu
    Deutschland, was heute nicht mehr, wie heißen die Länder heute, wie damals,
    welche gibt es nicht mehr“? u.ä.
    Hierbei könnten auch Bilder und Filme zum Einsatz kommen, in denen die
    Landschaft und Umgebung der verschiedenen Länder und Städte gezeigt
    werden. Womöglich lassen sich auch hier alte und aktuelle Bild- und Tonträger
    finden, um eine Gegenüberstellung zu ermöglichen.
    Grundsätze der jüdischen Glaubensansicht mit ihren Ritualen, verschiedenen
    Feiertagen und wie sie sich beispielsweise von dem christlichen Bräuchen
    unterscheiden, können im Religionsunterricht durchgenommen werden.
    Schüler, die anderen Religionsgemeinschaften angehören, könnten kleine
    Einblicke in ihre Glaubensrichtung gewähren. Es könnte beispielsweise in einer
    Diskussion oder anhand von Referaten und Gruppenarbeiten stattfinden.
    Alles zusammen kann einen Beitrag dazu leisten, mehr Verständnis
    aufzubringen, was letztendlich zu mehr Toleranz führen sollte.

    Im künstlerischen Bereich kann angeboten werden, einzelne Szenen aus
    dem Buch, welche die Schüler besonders ansprechen oder bewegen, als Bild
    zu erstellen, um im Anschluss daran, vielleicht sogar mit den Eltern, eine
    Ausstellung zu organisieren.
    Im Musikunterricht könnten z. B. Lieder gesungen werden, die aus den
    Ländern derer stammen, die in der Klasse vorzufinden sind.
    Hierbei können auch jüdische Lieder mit eingebracht werden, die sicherlich für
    die Majorität der Schülerschaft neu erscheinen wird. Somit könnte ein neuer
    Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft entstehen.
    Im Politikunterricht kann das Buch und seine Inhalte als Anreiz dazu dienen,
    über die NS-Zeit zu diskutieren, und Vergleiche oder Parallelen zu heutigen
    politischen Systemen auf der Welt aufzustellen.
    Derartige faÅNcherübergreifende Maßnahmen fördern bei der genannten
    Zielgruppe das Interesse auch für Unterrichtsstoff, in denen sie sich
    möglicherweise sonst eher zurückgehalten haben, anstatt sich einzubringen.
    Dadurch, dass ein für alle Schüler interessantes Thema bearbeitet wird, ist es
    auch für lernschwächere Kinder einfacher, ihren Teil zum Unterricht
    beizutragen.
    Ein positiver Nebeneffekt dabei kann sein, dass diese Schüler bisher
    verborgende Talente entdecken und diese dann gezielt gefördert werden
    können. Dadurch, dass verschiedenste Hirnregionen bei solch einer
    Beanspruchung aktiviert werden, kommt es zur Ausbildung neuer Synapsen
    oder Stärkung bereits vorhandener, von denen sie ihr ganzes Leben profitieren
    können.

    7. Eigene Meinung und Urteil
    Nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Buch, und seiner Thematik, sind
    wir zu dem Schluss gekommen, dass die vorliegende Lektüre vielseitig
    einsetzbar ist. Wie wir bereits ausgiebig geschildert haben, ist die pädagogische
    Arbeit innerhalb einer Projektwoche durchaus zielgruppenorientiert
    umzusetzen. Die multikulturelle Gesellschaft, die erst durch die
    voranschreitende Globalisierung möglich geworden ist, ist ein Nährboden für
    vielerlei Konflikte. Durch den hohen Anteil an Einwanderern bzw. Migranten,
    kann es zweifelsohne zu Auseinadersetzungen kultureller, religiöser,
    ethnischer, aber auch politischer Natur kommen. Diese können sowohl
    zwischen den seit Generationen ansässigen einheimischen Bürgern, und den
    Zuwanderern, als auch innerhalb der erst kürzlich Hergezogenen selbst
    entfachen.
    Deshalb ist es unabdinglich, dass wir als künftige ErzieherInnen versuchen,
    diesem Prozess Einhalt zu gebieten. Somit können wir diesen Roman breit
    gefächert zum Einsatz bringen. Gerade wir haben es in der Hand der
    heranwachsenden Generation eine demokratische und tolerante
    Weltanschauung, als Alternative zur ihren allzu häufig trostlosen und
    perspektivlosen Zukunftsaussichten, zu bieten.
    Deshalb kann das Buch gut als Mittel zum Einstieg der Verständigung, und des
    gegenseitigen Respekts sowie der gegenseitigen Rücksichtnahme, fremdartiger
    und schwer nachvollziehbarer Verhaltensweisen, die teilweise an den Tag
    gelegt werden, dienen.
    Wir müssen auf die Problemgruppen zugehen, ihnen durch spannende,
    interessante und abwechslungsreiche Weise zeigen, dass ein friedliches
    Miteinander durchaus möglich ist, und voneinander gelernt werden kann.
    Die bereits erwähnte Projektwoche ist nur eine – unter vielen denkbaren –
    Möglichkeiten an diese Problematik heranzutreten.
    Aufbauend auf der Lektüre dieses Buches, könnten die weiteren beiden Bände
    der Trilogie die angesprochene Thematik, und ihre damit verbundenen
    Probleme ergänzend gelesen und anschließend bearbeitet werden.

    Danke fürs zusenden der Facharbeit!

  • Biographie Jurek Becker

    Kurzbiographie und Eckdaten aus Jurek Becker’s Leben

    Kurzbibliographie über Jurek Becker’s Werke

    Biographie Jurek Becker’s

    Die Frühen Jahre 1937 bis 1945

    Das Leben nach dem Holocaust und die Jugend in der DDR

    Der Nachteil eines Vorteils (von Jurek Becker)

    Jurek Becker und sein Leben in der DDR bis 1977

    Die Übersiedlung in den Westen und Leben bis 1997

    Jurek Becker’s Werke als Spiegel seines Lebens.

    Jurek Becker’s Einstellung zum Judentum

    Becker’s Beziehung zu seinem Vater

    Die Einstellung Becker’s zum Schreiben

    Jurek Becker ganz persönlich

    Literaturhinweise

    Kurzbiographie und Eckdaten aus Jurek Becker’s Leben

    1937 geboren in Lodz(Polen) (Vermutung)
    1939 bis 1945 Leben in Ghetto und Konzentrationslager Ravensbrück und Sachsenhausen

    ab 1945 lebte er in Berlin-Ost, erlernen der deutschen Sprache

    1955 Abitur

    1955/56 Militärdienst in der Volksarme der DDR

    1957 Beitritt in die SED und Studium an der Humboldt-Universität in Berlin-Ost

    1960 Ausschluss vom Studium aus politischen Gründen

    1969 Anstellung als Drehbuchautor bei der DEFA, Erscheinen von

    "Jakob der Lügner" als Roman

    1971 Heinrich-Mann-Preis, Charles-Veillon-Preis

    1972 Tod des Vaters, Mitglied der PEN der DDR

    1973 Wahl in den Vorstand der PEN

    1974 Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen

    1975 Nationalpreis der DDR

    1976 Ausschluss aus der SED wegen Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns

    1977 Austritt aus der PEN, Umzug nach Berlin-West mit Genehmigung der DDR- Behörden

    1978/79 Längerer Aufenthalt in den USA, "Writer in Residence" am Oberlin College, Ohio, Gastprofessur an der Gesamthochschule Essen

    1981 Teilnahme am 1. Freidenstreffen von Schriftstellern aus Ost und West in Berlin-Ost

    1982 Stadtschreiber von Bergen-Enkheim

    1983 Wahl in die Akademie für Sprachen und Dichtung Darmstadt

    1984 Vorträge an der Cornell-Universität, Ithaca, New York

    1986 Roman "Bronsteins Kinder", Drehbücher zu Liebling Kreuzberg

    1987 Adolf-Grimme-Preis in Gold zusammen mit Manfred Krug und Heinz Schirk

    Gastprofessur an der Univerity of Texas in Austin (Texas)

    1989 Gastdozent der Stiftungsdozentur für Poetik an der

    J.-W.-Goeth-Universität Frankfurt/Main

    1997 gestorben

    Kurzbibliographie über Jurek Becker’s Werke

    1969 "Jakob der Lügner" erscheint als Roman, nachdem er zuerst als Drehbuch für die DEFA geschrieben wurde

    1973 "Irreführung der Behörden" Roman

    1976 "Der Boxer" Roman

    1978 "Schlaflose Tage" Roman

    1980 "Nach der ersten Zukunft" Erzählungen

    1982 "Aller Welt Freund" Roman

    1986 "Bronsteins Kinder" Roman, Drehbuch zur Serie Liebling Kreuzberg

    1992 "Amanda herzlos" Roman

    Biographie Jurek Becker’s
    Die Frühen Jahre 1937 bis 1945

    Jurek Becker wurde vermutlich 1937 im polnischen Ort L(d( geboren, wo er bis zu seiner Deportation in die Konzentrationslager Ravensbrück und Sachsenhausen mit seinen Eltern lebte. Über die Zeit seit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Polen und die Zeit in den Konzentrationslagern ist heute nichts mehr bekannt, da sich Becker selbst nicht mehr an diese Zeit erinnern konnte. Sicher ist nur das er von seinem Vater getrennt wurde und erst nach dem Krieg, durch eine amerikanische Hilfsorganisation wieder mit ihm vereint wurde. Wahrscheinlich gibt es nichts besonderes über diese Zeit zu berichten, da das Leben im Lager im Allgemeinen lediglich aus der täglichen Routine bestand, also Appelle, Arbeit, Appelle und der Kampf mit Krankheiten und Erschöpfung. Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass auf Grund seines Alters Becker nicht versteckt wurde um ihn vor den Nazis zu schützen, wie es mit Stefan Zweig gemacht wurde, der als ca. 4-jähriger in Buchenwald versteckt wurde.

    In den Lagern blieb Becker sprachlich auf dem Niveau eines 4-jährigen stehen, lernte jedoch seine Ersten deutschen Worte, auch wenn es sich nur Vokabeln wie "Zählappell" und "antreten" handelte.

    Das Leben nach dem Holocaust und die Jugend in der DDR

    Nachdem Becker 1945 durch eine amerikanische Hilfsorganisation wieder mit seinem Vater zusammengeführt wurde lebte in der damaligen Sovjetzone des damals viergeteilten Deutschland’s. Jetzt erst lernte der damals ca 7 bis 8-jährige Jurek die deutsche Sprache. Hilfreich hierbei war im sein eigener Ehrgeiz und die Unterstützung des Vaters, der gute Leistungen im Fach Deutsch finanziell Belohnte. Dieser Ansporn und die Tatsache, dass Jurek wegen seinen sprachlichen Mängel mit Problemen in der Schule zu kämpfen hatte ließen den Jungen sehr schnell lernen, so dass sich schon nach kurzer Zeit Erfolg zeigte und der Vater gezwungen wahr die Entlohnung seines Sohnes zu verringern. Jurek war selbst der Meinung, dass das korrekte Verwenden der deutschen Sprache für ihn unbedingt erforderlich sei, da er befürchtete in der Nachkriegsgesellschaft nicht voll integriert zu werden. Nach seiner Meinung handelte es sich bei dieser Art des Lernens, nämlich die strikte Vermeidung von Fehlern um das größte Glück seines Lebens, auch wenn er später diesen Ehrgeiz, sprachliche Fehler zu vermeiden als hinderlich für seine Arbeit als Autor empfand, was er selbst wie folgt erläuterte:

    Der Nachteil eines Vorteils.

    Pinguine, so habe ich einmal gelesen, seien außerhalb ihrer Heimat, in zoologischen Gärten etwa, äußerst schwer zu halten. Die natürlichen Bedingungen, unter denen sie lebten, seien so beschaffen, dass es Krankheitskeime kaum gebe. Das habe zur Folge, dass der Organismus der Pinguine, da er solche Keime praktisch nie abzuwehren habe, auf deren Abwehr praktisch nicht eingerichtet sei. Nur gegen Kälte verfüge er über große Widerstandskraft.

    In zoologischen Gärten nun, wo es von Bakterien aus aller Herren Länder nur so wimmle, sei die Lage für Pinguine fatal. Nahezu schutzlos, hieß es, seinen sie Krankheitskeimen ausgeliefert, über die andere Tiere gewissermaßen nur lächeln. Und selbst winzigste Gefahren, die von den Organismen der übrigen nicht einmal wahrgenommen würden, könnten für die Pinguine tödlich sein. Die Gewöhnungszeit sei lang und erfordere von den Pflegern außerordentliche Geduld.

    (aus text und kritik, 1992, (Nr. 52), S.15 – zum Problem eines DDR-Autors, der in den Westen übersiedelt)

    Jurek Becker und sein Leben in der DDR bis 1977

    Jurek Becker machte 1955 sein Abitur, bis dahin war sein Leben vorallem durch lernen, vorallem durch das Erlernen der deutschen Sprache geprägt. In den Jahren 55 und 56 leistete er seinen Militärdienst in der Nationalen Volksarmee der DDR. Nach dem Absolvieren seines Wehrdienstes wurde er 1957 Mitglied der SED und schrieb sich für das Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität in Ostberlin ein, wurde jedoch nach gerade einmal 3 Jahren 1960 aus dem Studium wegen seinen politischen Ansichten ausgeschlossen.

    Er begann ein Studium der Film-Szenarien in Potsdam-Babelsberg, welches er jedoch schon bald wieder aufgab.

    Anschließend arbeitete er für die DEFA als fest angestellter Drehbuchautor. Verließ jedoch auch diese Stellung nach dem sein Drehbuch "Jakob der Lügner" 1969 abgelehnt wurde. Aus Trotz, wie er selbst sagte, begann er mit dem Schreiben von Prosatexten. Sein erster Roman entstand aus dem Drehbuch von "Jakob der Lügner", welches er nun in eine Prosafassung brachte. "Jakob der Lügner" war ein Erfolg, nicht nur in der DDR sondern auf internationaler Ebene. 1971 erhielt er für diesen Roman sowohl den Heinrich-Mann-Preis als auch den Charles-Veillon-Preis. 1972 starb dann sein Vater, außerdem wurde er Mitglied der DDR Schriftstellervereinigung PEN.

    Sein zweiter Roman "Irreführung der Behörden", der sich mit den Problemen eines Autors mit der DDR Bürokratie beschäftigt, erschien 1973 wurde jedoch sofort von den DDR-Behörden verboten und war auch sonst kein Erfolg. Im gleichen Jahr wurde Becker auch in den Vorstand der PEN gewählt. Ein Jahr später erhielt er den Literaturpreis der freien Hansestadt Bremen und im darauffolgenden Jahr den Nationalpreis der DDR. Im Jahr 1976 wurde Becker, nachdem er mit anderen Schriftstellern gegen die Ausweisung des Schriftstellers Wolf Biermann protestiert hatte, aus der SED ausgeschlossen. In diesem Jahr entstand auch sein dritter Roman "Der Boxer", der sich wieder mit der jüdischen Vergangenheit beschäftigte.

    1977 war ein sehr ereignisreiches Jahr für Becker, nach seinem Austritt aus dem Schriftstellerverband PEN zog er mit Genehmigung der DDR-Behörden nach Westberlin.

    Die Übersiedlung in den Westen und Leben bis 1997

    Nach seiner Übersiedlung nach Westberlin wurde Jurek Becker immer häufiger als Gastdozent an verschiedenen Universitäten, vor allem in den USA, eingeladen. Unter anderem an das Oberlin College in Ohio oder an der Cornell-University in Ithaca New York.

    Im darauf folgenden Jahr erschien sein Roman "Schlaflose Tage" und zwei Jahre später die Erzählungen "Nach der ersten Zukunft". Becker kehrte erst 1982 wieder in die DDR zurück, jedoch nur für den Besuch des 1. Freidenstreffen von Schriftstellern aus Ost und West. Nach zwei weiteren Jahren erschien sein Roman "Aller Welt Freund", der jedoch wie seine Vorgänger nicht an den Erfolg von "Jakob der Lügner" anknüpfen konnte. Dies gelang ihm erst mit seinem 1986 veröffentlichten Roman "Bronsteins Kinder". Dies war auch das Jahr in dem er für die Fernsehserie "Liebling Kreuzberg", in welcher sein Freund Manfred Krug einen Berliner Anwalt spielte, ein Drehbuch schrieb welches im darauf folgenden Jahr mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. 1992 brachte er dann seinen letzten Roman "Amanda herzlos" heraus, dies sollte auch sein letztes Werk sein. Fünf Jahre Später starb Jurek Becker im Frühjahr 1997 im Alter von ca. 60 Jahren.

    Jurek Becker’s Werke als Spiegel seines Lebens.

    Das Leben des Autors lässt sich in fast allen Zügen in seinen Romanen wiedererkennen. Dies gilt vorallem für die Zeit im Ghetto und sein Leben in der DDR welches er in vier Romanen verarbeitet hat. Den Beginn macht "Jakob der Lügner", dieser Roman beschäftigt sich mit dem Leben im Ghetto. Er handelt von einem Mann der durch Lügen versucht die Hoffnung auf eine baldige Befreiung des Ghettos bei den Einwohnern aufrecht zu erhalten. Da Jurek Becker keine Erinnerungen an das Ghetto hatte, versuchte er sich durch intensive Recherchen ein möglichst genaues Bild vom Leben im Ghetto zu machen und es im Roman wiederzugeben. Dies tat er nicht nur für seine Arbeit sondern in erster Linie für sich selbst, um sich seiner Vergangenheit bewußt zu werden. Dies muss ihm auch sehr gut gelungen sein, den nach der Veröffentlichung des Romans lehnte es Becker’s Vater ein Jahr lang ab mit seinem Sohn zu sprechen. Becker selbst führte es darauf zurück, dass sein Vater sich bei den Recherchen übergangen fühlte und deshalb mit seinem Sohn haderte. Jedoch lag die Ablehnung des Vaters eher darin, dass er den etwas lockeren Umgang seines Sohnes mit den "Helden des Holocausts" mißbilligte.

    Becker’s zweiter Roman "Irreführung der Behörden", welcher von einem Autor handelt der mit den Behörden wegen der Veröffentlichung eines Buches zu kämpfen hat ist eine Verarbeitung des Verhältnisses zwischen Autoren und Behörden der DDR. Becker musste bei seinem ersten Werk, welches eigentlich als Drehbuch für einen DEFA-Film geschrieben wurde selbst mit erleben, dass Autoren in der DDR immer vom Wohlwollen der Behörden abhängig sind und sich deshalb nur durch Andeutungen und zwischen den Zeilen offen äußern können da sie sich am Ende der Zensur vor die Füße werfen mussten. Ironischer Weise wurde der Roman in der DDR erst verboten und ein Jahr später mit dem Nationalen Literaturpreis der DDR ausgezeichnet.

    Das dritte Werk Becker’s "Der Boxer" beschäftige sich wieder mit der Vergangenheit. Der Roman erzählt die Geschichte eines Juden, der nach dem Krieg seinen in den Lagern verloren gegangenen Sohn versuch zu finden.

    Als er ihn jedoch findet plagen ihn Zweifel ob es sich bei dem Kind auch wirklich um sein eigenes handelt.

    Auch in diesem Roman verarbeitete Becker sein eigenes leben, denn er war sich eigentlich nie vollkommen sicher ob sein Vater auch wirklich sein Vater sei oder ob er lediglich an ihn abgegeben wurde.

    Sein fünfter Roman "Bronsteins Kinder" ist für Becker eine nochmalige Auseinandersetzung mit dem Vater, wie dem Protagonisten Hans ist es Becker nie gelungen mit seinem Vater über die "Zeit" die für beide so lebensentscheidend war zu sprechen oder sie gemeinsam zu verarbeiten. Der Roman weist ohnehin sehr viele Parallelen zu Becker’s leben auf, zum Beispiel die unerhörte Begebenheit, welche in Ostberlin im Jahr 1949 stattfand als Becker beobachtet wie ein Freund seines Vaters aus der Straßenbahn sprang und einen Passanten, welchen er als KZ-Wärter wiedererkannte den Schädel einschlug. Oder den frühen Tod der Mutter, die weder Becker noch sein Held Hans je kennengelernt haben. Überhaupt spielen Mütter in Becker’s Romanen keine Rolle, dies führe er selber darauf zurück, dass er selbst keine Erinnerungen an seine Mutter hatte, da diese sehr früh in einem Konzentrationslager starb. Zum Schluss der Vater, mit dem sowohl im 3-dimensionalen als auch im 2-dimensionalen Leben keine Kommunikation über das Leben während des Krieges möglich war und der starb ohne das es zu einer Verständigung kam.

    Becker’s Romane sind also nicht nur Romane sondern auch ein Stück erzählte Autobiographie.

    Jurek Becker’s Einstellung zum Judentum

    Als man Becker einmal Fragte ob er Jude sei antwortete er mit den Worten "Meine Eltern waren Juden", als man ihn darauf nochmals Fragte ob er ein Jude sei, antwortete er mit den gleichen Worten.

    Von seinem Vater wurde Becker auch nie als "Jude" erzogen, da dieser selbst nicht sonderlich gläubig war und nur in die Synagoge um Menschen aus seiner Vergangenheit zu treffen. Becker selbst verstand sich also nie als "Jude", er selbst sah sich auch immer als Atheist. So ist es auch nicht verwunderlich, dass er nie bewußt die Gesellschaft oder Bekanntschaft mit Juden gesucht hat. Es lag einfach daran, dass Becker der Meinung war, jeder Mensch habe die Wahl ob er Jude sein wolle oder nicht. Er glaubte Jude zu sein währe keine frage der Rasse sondern eine bewusste Entscheidung für einen Glauben. Aus diesem Grund gab es für ihn auch keine Merkmale die einen "Juden" ausmachten, außer den Riten und Traditionen des jüdischen Glaubens, die jedoch nicht so beschaffen sind, dass man nicht aus ihnen ausbrechen könnte oder die ein Nichtjude sie als jüdisch erkennen könnte. Auf keinen Fall jedoch seien es genetische Merkmale die einen Juden als solchen kennzeichnen.

    Für ihn bedeutete es auch nichts, dass z. B. Kafka, den er sehr verehrte ein Jude war und somit zu einer Gruppe gehörte zu der Becker sich auch hätte zählen können. Er selbst drückte es wie folgt aus: " Mein Judentum hat auch kein Glücksgefühl darüber zur Folge, dass ich, gewollt oder ungewollt, zu einer weitverzweigten Gruppe von Menschen gehöre, die, wie andere Gruppen vergleichbarer Größe auch, Leistungen vollbringt, bewundernswerte und miserable. Ich empfinde keinen Stolz darüber, dass Kafka Jude war, […]. Ich ärgere mich nicht darüber, dass Max Frisch kein Jude ist, […]. Er fühlte sich auch nicht vom Tun der Juden im nahen Osten direkt betroffen, sondern war nur darüber verärgert, dass Menschen so mit anderen Menschen umgehen können wie es der Staat Israel mit der palästinensischen Bevölkerung tut. Aus dieser Argumentation war der Antisemitismus als auch ein Philosemitismus ein Werkzeug derjenigen die ein Feind- oder Freundbild brauchten, welches jeder Anfeindung standhielt. Erst als Becker in die BRD kam, musste wie er selbst sagte sich "als Jude fühlen", dies jedoch nicht aus einer eigenen Entscheidung heraus, sondern weil er hier erstmals antisemitischen Angriffen auf seine eigene Person gegenüber sah. Aus dieser Erfahrung heraus kam er zu der Ansicht, dass sollte ein Mensch sich selbst in eine Gruppe einordnet und diese Gruppe sich dann auch noch Angriffen ausgesetzt sieht, so wird eben dieses Individuum automatisch eine starke Bindung zu dieser Gruppe aufbauen, dies gilt auch dann, wenn das Individuum sich durch Angriffe auf die eigene Person in diese Gruppe gedrängt wird.

    Becker’s Beziehung zu seinem Vater

    Becker’s Vater, Max Becker stammte ursprünglich aus Bayern, musste jedoch aus beruflichen Gründen nach Polen umsiedeln wo Jurek geboren wurde und wo auch die Familie interniert wurde.

    Becker hatte zu seinem Vater eine relativ gute Beziehung wie er selbst sagte. Der Vater war es auch, der Becker beim erlernen der deutschen Sprache tatkräftig unterstützte um dem Sohn die Integration in die ostdeutsche Gesellschaft zu erleichtern. Jedoch half ihm sein Vater nicht dabei die im Ghetto und in den KZ’s verlorene Kindheit wiederzufinden. Diese Zeit spielte in der Beziehung der beiden keine große Rolle, da der Vater es ablehnte über diese Zeit zu erzählen. Vielmehr tat der Vater alles um die Erinnerungen aus dem Gedächnis des Sohnes zu tilgen. Dies zeigte sich auch durch das Verhalten des Vaters, der von einem Tag auf den anderen mit dem Sohn nur noch in Deutsch unterhielt, so dass der junge Jurek gezwungen war schnellst möglich die deutsche Sprache zu erlernen.

    Später als der Sohn mehr über die Zeit der Verfolgung erfahren wollte musste er sich seine Fragen selber beantworteten, dies geschah indem er für seine Roman intensive Recherchen anstellte um wie er sagte ein möglichst reales Bild der Zeit zu zeichnen, was ihm aus eigenen Erfahrungen nicht möglich war.. Dies war vor allem bei "Jakob der Lügner" der Fall. Doch durch dieses Verhalten kam es zwischen Vater und Sohn zu Spannungen. Der Vater war der Meinung, der Sohn solle die Vergangenheit ruhen lassen. Doch der Sohn versprach sich vom Schreiben über seine Vergangenheit, seine eigene, verlorene Vergangenheit wiederzufinden.

    Auffällig ist jedoch das scheinbare Desinteresse Becker’s, dass Schweigen welches über die Vergangenheit gelegt worden ist zu durchbrechen. Später einmal kam Becker zu dem Schluss, er benutze das Schreiben dazu jene Situationen in welchen es zwischen ihm und seinem Vater zu keiner Kommunikation kam und mit welchen er sehr unzufrieden war neu aufzubauen. In dieser Beziehung sieht Becker seinen Vater als eine Art Katalysator, der die Arbeit des Schreibens startet und später vielleicht auch erleichtert. So gesehen findet also jeder Dialog zwischen Personen in den Werken Becker’s eigentlich zwischen ihm selbst und seinem Vater statt, dies ist vor allem im Roman "Bronsteins Kinder" der Fall, der im eigentlichen über die Beziehung zwischen dem Vater und seinem Sohn handelt und die Situation lediglich als "Aufhänger" für diese Beziehung benutzt, man könnte auch sagen "Bronsteins Kinder" erzählt die Beziehung zwischen Max Becker und seinem Sohn Jurek. Zu diesem Schluss kommt man vorallem dann, wenn man berücksichtigt, dass Max Becker und Arno Bronstein im gleichen Jahr starben.

    Auch der Roman "Der Boxer" ist ein Bild der Beziehung zwischen Jurek und seinem Vater. Nur mit dem Unterschied, dass der Protagonist im Roman Vater und nicht Sohn ist, jedoch die Thematik bleibt für den fiktiven Vater und den realen Sohn die gleiche: Ist meine Familie auch wirklich meine Familie.

    Die Einstellung Becker’s zum Schreiben

    "Schreiben ist nichts anderes als eine endlose Reihe von Zweifeln, die zugunsten eines Satzes schließlich über wunden werden müssen." (Jurek Becker, Amanda herzlos, 1992)

    Dieser Satz beschreibt eigentlich schon alles was Becker über das Schreiben dacht, für ihn war schreiben immer eine Arbeit die er zu leisten hatte. Er konnte nicht wie andere Autoren frei mit den Worten und Sätzen spielen. Dies führte er auf seine Kindheit zurück und wie er die deutsche Sprache erlernt musste. Er betrachtete die Schriftstellerei als Handwerk, welches etwas erschafft, was einen Gebrauchswert besitzt, vergleichbar einem Tischler der einen Tisch oder einen Stuhl baut. Als wesentlichen Antrieb des Schriftstellers sah er das Bedürfnis Stellung zu beziehen zu Themen die dem Autor wichtig erscheinen, es ist also die Aufgabe des Autors, seinem Leser die Zustände über die er schreibt zu erklären damit der Leser urteilen kann. Dies muss nicht unbedingt direkt aus dem Text ersichtlich sein, sondern kann auch "zwischen den Zeilen stehen". Wobei der Platz zwischen den Zeilen der weit aus wichtigere ist im Vergleich zu den Zeilen selbst. Dies liegt vor allem daran, dass sowohl der Leser als auch eine dem Autor eventuell ablehnende, feindliche Seite (der Staat, im Fall Becker die DDR) es schwerer hat das angeprangerte zu erkennen. Dies ist in zweierlei Hinsicht wichtig:

    Der Leser wird dazu gezwungen wird über das was er liest nachzudenken und es zu analysieren.

    Die dem Autor ablehnende, feindliche Seite hat es ungleich schwerer einen Ansatz für Mißfallen und im extremsten Fall für Zensur zu finden, was für den Leser von Vorteil ist, da er den unverfälschten Text und somit dessen Mitteilung des Autors erhält.

    In gewisser Weise ist die dem Autor feindlich gegenüberstehende Seite, also die Zensur, gleichzeitig der Beste verbündete des Autors, dies in der Natur der Zensur, den "die Zensur drückt nicht nur die Literatur darnieder, sie ist zugleich der größte Produzent dessen, was zu verhindern sie angetreten ist." Becker vergleicht diesen Sachverhalt mit einer Statistik, die Brandstifter nach Berufsgruppen versucht einzusortieren und aus der hervorgeht, dass Feuerwehrleute die am häufigsten vertretene Berufsgruppe ist.

    Für Becker war also das Schreiben ein Mittel seine Umgebung zum Nachdenken anzuregen, sie eventuell in Unruhe zu versetzen um Veränderungen zu bewirken. Wobei diese Unruhe sich über territoriale Grenzen hinwegsetzen muss um eine Legitimation zu besitzen und um wirksam werden zu können.

    Diese Eigenschaft ist es, die Becker an heutigen Autoren und ihrer Literatur zu vermissen scheint. Er sagt hierzu:

    Volksschädlinge wie Brecht, Nestbeschmutzer wie Arno Schmidt, Schmeißfliegen wie Böll leben noch als literaturhistorische Merkwürdigkeiten fort, die auf eine weise, wie es heute kaum mehr verständlich scheint, von ihren politischen und sprachlichen Angelegenheiten besessen waren. Ihre Nachfolger lösen den Laden allmählich auf. Offenbar gibt es nichts mehr, wofür es sich bis an den Rand der Existenz – und das muss nicht der physische, es kann auch der geistige Rand sein – einzusetzen lohnte: so scheinen sei eine Grundüberzeugung dieser Gesellschaft widerzuspiegeln. Sie bringen eine Literatur hervor, die von Einverständnis überquillt und in ihrer Freundlichkeit an Privatfernsehen erinnert. (Jurek Becker, Vorlesungen, 58f)

    Jurek Becker ganz persönlich

    Etwas zu Becker persönlich zu sagen ist eine schwere, wenn nicht sogar unmögliche Aufgabe. Darum lassen wir den Autor Becker einfach selber etwas über sich sagen um einen Eindruck über ihn zu gewinnen.

    Wann ich geboren wurde oder was ich in meinem Leben geschrieben habe, wie meine Beziehung zu meinem Vater war dürfte ihnen eigentlich hinlänglich bekannt sein. Darum werde ich ihnen etwas über mich erzählen. Es sind persönliche Dinge wie zum Beispiel Dingen die ich mag oder die ich verabscheue oder meine Vorlieben und Abneigungen.

    Ich würde am Liebsten in einem Land leben, in dem sich die Verhältnisse nach den wechselnden Wünschen der Bewohner richten, in einem Land in dem es nur solche Fehler gibt, die nicht alles verderben, da solche Fehler am ehesten zu entschuldigen sind. Es muss ein Land sein in dem ich Leopold Bloom, Stiller, Philip Marlowe, Lotte Kestner und Lolita begegnen kann. Die Helden dieses Landes sollten Brecht, Rilke, Kafka und alle Wehrkraftzersetzer sein und indem Cézanne, Chagall und Kinder eine Landschaft voller Maiglöckchen gestalten. Es muss ein Land sein dessen Hymne von Bach ist. Dieses Land sollte durch die Intelligenz und Entschlusskraft der Männer und der Klugheit und Anteilnahme der Frauen gesteuert werden, so das Reformen nicht mehr nötig sind. In diesem Utopia sollte die Klugheit die wichtigste aller Tugenden sein und die Ungeduld unbekannt sein. Es sollte jeder nach seinen Bedürfnissen glücklich werden. Die Menschen Dort sollten Ruhe und Gelassenheit besitzen, sie sollten sich sicher sein um auch unvorstellbares vorstellbar machen zu können. Es gibt dort auch keine Herrenmenschen welche das Land mit Krieg überziehen um sich mit militärischen Leistungen zu schmücken und die Menschen Angst haben müssen einen atomaren Krieg im Bunker zu überleben.

    Vielmehr sollte es ein Land sein indem man zufrieden und ohne Angst mit geschlossenen Augen sterben kann.

  • Bronsteins Kinder Zusammenfassung Interpretation

    Bronsteins Kinder Zusammenfassung Interpretation

     

    Diskutiert im Deutsch Forum über Bronsteins Kinder in der Abschlussprüfung der Realschule, vielleicht hat noch der ein oder andere wertvolle Tipps parat.

     

    Der Roman "Bronsteins Kinder" wurde von Jurek Becker, einem Sohn jüdischer Eltern, in der DDR geschrieben, aber 1986 in der BRD veröffentlicht. Jurek Becker wurde 1937 in Lodz (Polen) geboren und er lebte lange Zeit in Ostberlin. Sein Roman "Bronsteins Kinder" beschäftigt sich mit den Erfahrungen und Problemen der Nachkommen der Überlebenden des Holocaust. Sein "ICH-Erzähler" Hans Bronstein lebt zusammen mit seinem Vater Arno Bronstein (eben solch ein Überlebender des Holocaustes) in Ostberlin. Das Verhältnis der beiden ist rational und fast emotionslos. Durch mehrere Geschehnisse wird die Vater-Sohn-Beziehung vollständig gestört. Beide buhlen um die Gunst und Liebe von Elle Bronstein, der Tochter Arnos, also der Schwester von Hans. Beide möchten die Liebe von Elle für sich alleine in Anspruch nehmen.
    Hans bekommt einen Brief von seiner Schwester Elle. Sie schreibt ihm, dass ihr ein geschenktes Bild von Hans gestohlen worden sei. Auch anderen Bewohnern der psychatrischen Anstalt, in der Elle lebt, seien Dinge entwendet worden. Sie fragt ihn nach seinem Abitur und sagt ihm, dass sie wisse, dass er seinen Abschluss mit Leichtigkeit erledigt. Auch bitte Elle ihren Bruder Hans mit niemandem über den Diebstahl zu reden. Hans hat seiner Schwester Elle jedoch nie ein Bild geschenkt.
    Der Autor lässt Elle ihre Briefe in einer eigenen, poetischen Sprache schreiben. Elle benutzt das Umgangsdeutsch, allerdings mit einer ganz spezifischen Zeilenstruktur und einem ganz besonderen Zeilenumbruch (S.123 "andaurend glaubst du dass sich an Andererstelle mehr finden lässt als dort wo du bist"). Dadurch lässt sich der Brief an manchen Stellen nicht flüssig lesen, der Lser stolpert über die Zeilenstruktur und den Zeilenumbruch, muss eventuell noch ein Mal mit mehr Aufmerksamkeit über die Textstelle lesen.Elle benutzt eigene Besonderheiten in der Rechtschreibung; so verzichtet sie fast
    völlig auf Satzzeichen: Sie benutzt nur Gedankenpunkte aber keine Kommas, Schlusspunkte, Fragezeichen, Gedankenstriche oder Ausrufungszeichen. Der Autor erzielt hier die Wirkung, dass sich der Leser selber Gedanken machen muss über die Dinge, die Elle wirklich wichtig sind, da sie keine ihrer Aussagen, Probleme oder Fragen mit dem entsprechenden Satzzeichen "unterstreicht". Eine weitere Besonderheit der Rechtschreibung ist, dass Elle Adjektive oder unbestimmte Artikel groß schreibt und zum Teil mit Substantiven zusammenschreibt (S.121 "das Wunderschönebild"; S.121 "den Erstenblick"; S.122 "im Laufederjahre") und so entstehen neue Wörter, die vom Sinn verändert, verstärkt oder verwandelt werden. Immer, wenn es die Satzstellung zulässt, verbindet sie Personalpronomen (S.123 "ichdich"; S.121 "dumir") und demonstriert damit die Zusammengehörigkeit zwischen Bruder und Schwester. Hans bedeutet ihr sehr viel und sie zeigt ihm dies mit einer speziellen Verbindung der Personalpronomen über den ganzen Brief – Elle und Hans haben eine besondere, tiefe Verbindung und Vertrautheit zueinander. Der Autor lässt Elle in ihrem Brief nur wenige
    Spezialbegriffe und Fremdwörter verwenden. So erscheint der Brief in einer legeren und leichten Sprache. Dieser besondere Gebrauch der Sprache lässt den Leser spüren, dass Elle die Sprache nicht unvernünftig oder gar unbewußt einsetzt. Es zeigt vielmehr, dass Elle sich ganz bewußt von der Umwelt abgrenzen möchte und sie sich aus ihrer Alltagsumwelt in der psychatrischen Anstalt ausgliedert. Wie deutlich und klar sie den widersprüchlichen Charakter von ihrem Bruder Hans erfassen kann, zeigt sich an verschiedenen Textstellen ihres Briefes, z.B.
    "du hast einen Verstand
    der wie geschaffen für die Schule ist
    du kannst dich seltsam gut erinneren
    doch hast du eine andere Eigenschaft die dem entgegensteht und dich behindert
    du weißt wovon ich spreche
    deine Flüchtigkeit" (S.123). Elle weiß, dass ihr Bruder Hans sehr intelligent ist, aber auch gefühlsarm, dass er nicht über seine eigenen Probleme und Gefühle sprechen kann. Elle versucht Hans Verhaltensmaßregeln mit auf seinem Weg zur Selbstfindung und zur Selbstverwirklichung zu geben (S.123 "in dieser Beziehung könntest du dir an Deinerschwester ein Beispiel nehmen denn ich bin immer noch hier in diesem Wirrenhaus obwohl schon so lange…"). Elle weißt Hans auf seine Persönlichkeitsdefizite hin, die Hans zwar erkennt, aber die er nicht ändern möchte oder kann. Sie nennt diese Indifferenz von Hans "Lust am Verweilen" (S.123) und meint damit, seine fehlende Bereitschaft, Stellung zu beziehen und sich für seine Ziele, seine Einsichten und Einstellungen einzusetzen.
    Eine gute und aufrichtige Beziehung ist sehr wichtig. Hans hätte wohl schon eher seinen Halt verloren, wenn er Elle nicht gehabt hätte. Mit Geschwistern verbindet einem die Blutsbande, ein Leben lang. Oft kennen Geschwister sich besser als jeder andere und sie haben meist die selben Erfahrungen mit den Eltern gemacht. Man solte seinen Geschwistern Vertrauen entgegenbringen und auch Ratschläge von ihnen annehmen, wenn man alleine nicht weiter weiß. Es ist einfach schön, wenn man jemanden hat, der immer für einen da ist. Geschwister sind oft auch Freunde, die uns trotzdem lieben, obwohl sie unsere Fehler und Schwächen kennen.

     

    Diskutiert im Deutsch Forum über Bronsteins Kinder in der Abschlussprüfung der Realschule, vielleicht hat noch der ein oder andere wertvolle Tipps parat

  • Die Verwandlung – Zusammenfassung – Franz Kafka

    Die Verwandlung – Zusammenfassung – Franz Kafka

    Die Erzählung „Die Verwandlung“ von Franz Kafka wurde 1912 geschrieben und erschien 1915.

    Sie handelt von Gregor Samsa, ein von seiner Arbeit ausgelaugter Geschäftsreisender, der eines Morgens aus seinen unruhigen Träumen erwacht und eine schockierende Feststellung macht. Geprägt von Leid und Schmerz hat er die Gestalt eines Käfers angenommen. Die Familie, die sich all die Jahre von Gregor hat durchfüttern lassen ist geschockt und weiß sich nicht zu helfen. Sie wissen nicht wie sie es Gregors Chef erklären können und müssen von nun an für Gregor und sich selbst sorgen. Grete, Gregors Schwester, kümmert sich um ihn und versucht ihm das Leben möglichst angenehm zu gestalten.
    Es folgt jedoch eine unerträgliche Lebenszeit Gregors, besonders geprägt von den Auseinandersetzungen mit seinem Vater, der ihm auch durch einen Apfel eine schwere Wunde am Rücken zufügt.
    Grete setzt sich zunächst noch für Gregor ein, als es ihr jedoch zu viel wird denkt auch sie, dass Gregor verschwinden müsse.

    Grete spielt in Kafkas „Die Verwandlung“ eine sehr wichtige Rolle. Neben Gregor ist sie die einzige Person die personifiziert wird.
    Im Verlaufe der Handlung wird deutlich, dass sich Grete gefühlsmäßig  immer weiter von Gregor distanziert. War sie nun früher noch dazu bereit freiwillig das Zimmer Gregors zu putzen und ihm Nahrung zu bringen, änderte sich dies schlagartig und schon kurze Zeit später lässt sie diese Aufgaben von einer Hausfrau erledigen.
    Dies zeigt, dass die früher so liebevoll scheinende Schwester der Verwandlung Gregors nicht stand hält und schließlich den Entschluss fasst, dass das Leid der Familie, in Gestalt Gregors, verschwinden müsse. „ ‚Weg muss es’, rief die Schwester, ‚das ist das einzige Mittel, Vater. Du musst bloß den Gedanken loszuwerden suchen, dass es Gregor ist.’“(S.57; Z. 14-17). Grete gibt Gregor mit diesem Satz endgültig auf. Die ehemals bestehende Vertrautheit zwischen den beiden ist somit beendet und Grete ist zum Vergleich mit dem Anfang des Buches, am Ende nicht wieder zu erkennen: „ ‚Gregor? Ist dir nicht Wohl? Brauchst du etwas?’ (S.8; Z.31-32)“, fragte sie noch besorgt am Anfang Gregors Verwandlung.
    Doch der schon zu Anfang bestehende Ekel der Schwester vor Gregor hat nun endgültig gesiegt und somit dem Leben Gregors den Sinn genommen. Sein einziger Wunsch war es mit seiner Familie Zeit zu verbringen.
    Doch dieser Sinneswandel Gretes hat auch seine Gründe.
    Sie macht innerhalb des Buches eine enorme Wandlung durch und wird von einem unsicheren kleinen Mädchen, zu einer selbstbewussten und selbständigen Frau. Sie lernt zum ersten Mal die ernsten Seiten des Lebens kennen. Sie muss nicht nur hart für ihre Existenzgrundlage arbeiten, sondern auch für die der restlichen Familie. Doch selbst durch diese harte Arbeit die sich Grete mit ihrem Vater teilt, können sie nicht den Lebensstandart von vorher erreichen. Das Leid Gregors vor der Verwandlung wurde nun zum Leid der ganzen Familie.
    Die nett gemeinten Gesten und Annäherungsversuche Gregors an seine Schwester werden von ihr missverstanden. Sie fühlt sich anstatt dessen von ihm bedroht und angegriffen.
    „Er war entschlossen bis zur Schwester vorzudringen, sie am Rock zu zupfen und ihr dadurch anzudeuten, sie möge doch mit ihrer Violine in sein Zimmer kommen, denn niemand lohnte hier das Spiel so, wie er es lohnen wollte.“ (S.53-54; Z.38-3).
    Danach sagt Grete, dass sie in dieser abscheulichen Käfergestalt nicht mehr ihren Bruder, sondern nur ein Untier sieht. Sie gibt all ihre Bemühungen auf und getraut sich als erste, das auszusprechen, dass schon lange auch ihre Eltern dachten: „ ‚Liebe Eltern’, sagte die Schwester und schlug zur Einleitung mit der Hand auf den Tisch, ‚so geht es nicht weiter. Wenn ihr das vielleicht nicht einseht, ich sehe es ein. Ich will vor diesem Untier nicht den Namen meines Bruders aussprechen und sage daher bloß: Wir müssen versuchen es loszuwerden. (…)’. ‚Sie hat tausend Mal Recht’, sagte der Vater für sich.“ (S.56; Z.12-20).
    Am Auftreten Gretes erkennt man ihr gestärktes Selbstbewusstsein. Sie tritt mit dieser Aussage in den Vordergrund der Familie und fühlt sich somit für die Gesundheit und den Zusammenhalt der Familie verantwortlich.
    Doch auch Gretes Stärke kennt ein Ende und so tritt der weiche Kern durch die harte Schale hervor und sie bricht in Tränen aus: „ ‚(…) Wenn man schon so schwer arbeiten muss, wie wir alle, kann man nicht noch zu Hause diese ewige Quälerei ertragen. Ich kann es auch nicht mehr.’ Und sie brach so heftig in Weinen aus, (…)“ (S.56; Z.34-37).
    Sie denkt zu diesem Zeitpunkt nur noch an das Leid der Familie und nicht an das des von der Familie ausgeschlossenen Gregors. Sie kann es genau wie die Eltern nicht wahr haben, dass die ganze Familie für dessen Leid verantwortlich ist.
    Ich denke es wäre nicht nur Gregor leichter gefallen die Dienste seiner Schwester anzunehmen, wenn er sich dafür bedanken könnte, sondern es wäre dann auch der Schwester leichter gefallen, wenn sie dadurch wüsste, dass Gregor noch genauso menschlich ist wie der Rest der Familie: „ Hätte Gregor nur mit der Schwester sprechen und ihr für alles danken können, er hätte ihre Dienste leichter ertragen; so aber litt er darunter.“ (S.33; Z.25-28).
    Doch auch die drei Zimmerherren spielen eine Rolle in Gretes Leben. Sie sind die ersten, denen auffällt, dass aus ihr eine hübsche Junge Frau geworden ist. Unter dem Vorwand ihrer schönen Musik wird sie von den Herren gebeten im Wohnzimmer zu spielen: „ (…), ‚möchte das Fräulein nicht zu uns hereinkommen und hier im Zimmer spielen, wo es doch viel bequemer und gemütlicher ist?’ ‚O bitte’, rief der Vater, als sei er der Violinspieler.“ (S.52; Z.20-23).
    Doch eigentlich waren die Zimmerherrn recht wenig daran interessiert wie Grete spielt, da sie sich schon kurze Zeit später von ihr abwenden. Ich denke, dass sie mehr von der Tochter wollten und auch der Vater nichts dagegen hatte den Herren, Grete anzubieten:
    „Stiller werdend und fasst unbewusst  durch Blicke sich verständigend, dachten sie daran, dass es nun Zeit sein werde, auch einen braven Mann für sie (Grete) zu suchen.“ (S.63; Z.32-35).
    Nach dem Tot Gregors wünscht sich die ganze Familie durch einen neuen Lebensabschnitt, nämlich die Vermählung Gretes, den vorherigen endgültig abzuschließen.
    Für das Gesamtgeschehen spielt Grete insofern eine große Rolle, dass sie zunächst eine starke Stütze für Gregor ist und ihm allein die Liebe zu ihr für ein schönes Leben ausreicht. Gregor will immer nur das Beste für Grete und bleibt in allem Handeln selbstlos. Auch deshalb akzeptiert er Gretes Wunsch, dass er verschwinden solle.
    Gretes Liebe zu Gregor bleibt auch bis zum Ende bestehen, nur sieht sie in dem Untier nicht mehr Gregors Seele, sondern nur noch seine Hülle. Sie versucht ihrem Bruder viel zu geben, doch verliert die Hoffnung an ihn, da sie nichts zurückbekommt. Dies ist aber nicht Gregors Schuld.

  • Animal Farm George Orwell – Zusammenfassung

    Animal Farm        –    George Orwell  – Zusammenfassung

    Chapter 1

    Manor Farm            owner: Mr. Jones

    Animals on Farm:
        Old Major:        –     pig / boar
    12 years old / still good looking
    a wise animal:     respected on the farm
    his tushes had never been cut
    very important for the story:   
    had a dream and wanted to tell
    the other animals about it

        Benjamin:        –    donkey
    oldest animal on the farm
    never laughed about anything
    worst tempered (schlecht gelaunt)
    speaks seldom (selten) – if he speaks then cynical remarks

    Boxer:            –    horse / male
    strongest animal / enormous beast
    not intelligent / but respected of his steadiness (Beständigkeit), of character and his big power at work
       
        Clover:        –   horse / motherly mare
    –   didn’t get his figure back, after her 4th foal

        Mollie:            –   horse / white mare
    –   foolish and red ribbons in her mane

        Bluebell        –   dogs
        Jessie
        Pincher

        Moses            –   raven (Rabe)
                    –   is Jones’ spy

    Speech of Old Major

    Animals’ conditions:

    lives are miserable, laborious (mühsam) and short
    they are given so much food that they are kept (halten) alive (lebendig)
    they are forced to (gezwungen werden zu) work to the last atom of their strength
    when they aren’t able to work → they are slaughtered
    animals do not know happiness or leisure (Freizeit); no animal is free

    the human beings are the cause for their miserable lives
    the produce of labour (Arbeit) from animals is stolen by the human beings
    └> man is the only enemy they have

    man is the only creature that consumes (verbrauchen) without producing (herstellen)
    man gives them only the minimum; the rest he keeps for himself
    └> to make money

    one day the situation will change
    └> the animals rid themselves of man
    └> Rebellion

    animals shall unite “All men are enemies”, “All animals are comrades”
    whatever goes upon two legs is an enemy
    whatever goes upon four legs or has wings is a friend
    they must not adopt the wises of man → all habits (Sitten) of men are evil (böse)
    – all animals are brothers
    – no animal must ever kill any other animal
        – all animals are equal

    Chapter 2

    After Old Major’s death

    work of teaching and organizing the farm to the pigs
    └> most intelligent

    important pigs:

    Napoleon:        large rather fierce (grimmig) looking boar
                the only Berkshire on the farm
                doesn’t talk much; goes his own way

    Snowball:        nearly white boar
                very good in speaking; is inventive (schöpferisch) (open for new things)
                doesn’t have a strong character

    Squealer:        porker (Mastschwein)
    brilliant talker (when arguing he skips (springen) from one side to the other; whisks (schlagen) his tail)
                he is able to convince (überzeugen) the others (turns black into white)

    THEY WORK OUT A SYSTEM OF ANIMALISM
    Animalism bases of Old Major’s dream

    Mr Jones and the Manor Farm

    is the owner of the farm; lives with his wife there; has some men (workers) helping Jones
    in the past Jones was a hard master; but a capable (talentiert) farmer
    had lost much money in a lawsuit
    └> began to drink (→    sitting in his Windsor chair in the kitchen, reading newspapers,      drinking, only feeding Moses with beer soaked (aufgesaugt)bread crusts)
    his men are idle and dishonest
    fields are full of weeds; buildings wanted roofing; hedges were neglected; animals are underfed (unterernährt)

    The Rebellion

    June and the hay was ready to cut
    Jones went to Willington to got drunk at the Red Lion
    Men doesn’t work (milked cows, but not feeding)
    Jones came back the next day on afternoon and went to sleep

    cows broke in the door of the store-shed
    others came and helped
    Jones and men came and wanted to stop the animals with whips (Peitsche)
    animals began to obstruct and kick
    Jones and men were surprised and frightened and ran away
    Mrs Jones and Moses left the farm through a backdoor

    got sure that human being had stayed at the farm
    threw all the bits, nose rings …(p14/l3…) down the well
    others are burned in the yard
    destroyed everything that reminds to Jones
    had a meal and sang “Beasts of England”
    decided to make a museum out of the farmhouse
       and no animal must ever live there

    Problems after the Rebellion

    the cows were not milked and the udders (Euter) were bursting
            (the pigs tried to do this and succeed)
    Napoleon said milk isn’t important → the hay is waiting
    in the evening the milk was disappeared

    Chapter 3

    Problems on hay harvest

    sometimes work was hard
    tools are made for human hands, not for animals
    it is difficult to stand on hind legs

    Work of the animals

    pigs:    don’t work
        directs and supervises the others

    the rest of the animals make the work

    horses:            pull (ziehen) the cutter or the horse rake (Rechen)
    hens and ducks:    pick up small wisps (Büschel)

    on Sunday there were ceremonies; hoisting a flag (green ground and white horn and hoof)
    after the ceremony there was the “Meeting” in the barn
    they planned the work for the next week
    then singing “Beasts of England”
    the rest of the day was free
    Snowball and Napoleon were the most actives of the debates but didn’t come to an agreement

    Snowball had formed special committees and groups

    different reading classes:    ~ pigs were perfect readers and writers
                    ~ Benjamin was perfect too, but don’t exercises (trainieren)
                    ~ dogs learnt well, but weren’t interested except the
       7 Commandments
    ~ Clover can the whole alphabet; Boxer can just 4;
       Mollie can just hers
    ~ the other animals can “A”
    ~ the sheep were so stupid; learnt short form:
       “4 legs good, 2 legs bad!”

    Napoleon takes the little dogs to educate them to himself → the others forgot the whelps
    (the education of younger animals is more important than teaching everyone)

    the spring time same (unverändert) (first apples) and the reason for the vanished (verschwunden) milk was found
    →    apples and milk was necessary for the pigs (brain work)
             or Jones will come back → so the others agreed

    Chapter 4

    Neighbouring Farms:

    Foxwood                            Pinchfield

    owner: Mr Pilkington                        owner: Mr Frederick
    easy going                            is an intelligent person
    spends his time with fishing                     is often involved in lawsuits
    and hunting (jagen)                        hard bargains (Geschäft machen)
    farm: large, neglected    (vernachläßigen)            farm: smaller, but better kept
             old-fashioned

    The first attack against Animal Farm

    in early October
    └>    by Jones and some other men of the neighbouring farms

    → Snowball had worked out special tactics
        all animals defend (verteidigen) their farm
        in the fight:    →    Snowball was hurt through Jones’ gun
                       Boxer killed a stable lad (Stallburschen) from another farm

    → the animals won the fight
    └>    gave the died sheep a solemn (feierlich) funeral (Begräbnis), plant a tree on the grave
        Snowball gave a speech; sang “Beasts…”; created military decorations
        (“Animal Hero, First Class”) for Boxer and Snowball
        (the gun was prepared for a decorate shot on day of Rebellion and the first attack)

    Chapter 5

    In January the animals took place on meetings to plan the work for the next year:

    Snowball                                 √                        Napoleon
    didn’t come to an agreement

    winner                         ←       at the end of the meetings    →    got the support of
    (animals agree)                            the sheep(4 legs../2 legs)
    └> brilliant speaker                            └>interrupted the speeches
                                            of Snowball

    *planed new                                did nothing of his own
    inventions                                only criticized Snowball
    (field drains
    windmill)
    *worked out different
    things, which can
    be used with the power
    of the windmill
    *plans were made on
    the floor → all animals
    had a look at them                        →    except Napoleon
                                        examined the plans later,
                                        studied them carefully;
                                        urinates over the planes

    “Vote for Snowball                √            “Vote for Napoleon
       and the three-day week”                           and a full manger”

    send pigeons for more    ←    defeating the farm    →    train to defend
        Rebellions

                    Animal Farm animals could also
                         not decide to one opinion

    was going to win                            uttered a high-pitched
    during the meeting                            whimper to order dogs
                                        (little dogs he took away
                                          from Jessie and Bluebell)

    └> the dogs chase (jagen) Snowball out of the Animal Farm
     Snowball is able to escape (fliehen)

    after that the dogs behaved towards Napoleon like in former times to Jones

    now Napoleon is the "leader"

    1st orders/decisions:

        · no more Sunday morning meetings
        · pigs work out plans for the next week and animals get order about work
    *some animals protested against the decision (Boxer, 4 young porkers)

    · gives Squealer the task to convince the animals that Snowball isn‘ t better than a
    criminal (- "or do you want Jones back?")
    · gives the animals his decision about building the windmill

    Chapter 6

    – animals are willed to work very hard
    └> doings are for their own benefit (not for not producing humans)
    – Napoleon announced (ankündigen) that animals had to work on Sundays
    └> free → but reducing rations if not working
    – difficulties to build up the windmill (cutting the stones)
    └> tools are not made for animals
    └> using gravity (Schwerkraft)
    – developed methods to hold the farm (better then human)
    – things/materials are needed which can’t be produced on farm
    └> announced (“new policy”) to trade with human through Mr Whimper
    └> if they need more money → selling eggs
    – the animals get more respect from people because of managing their own affaires
      (calling the farm Animal Farm)
    – pigs move into the farmhouse and sleep in beds (need a quiet place to work)
    – sleeping in beds against Commandments
    └> change in the Commandments "with sheets"
    – after harvest in autumn the work on windmill went on
    – Boxer worked even at night
    – because of the storm the windmill was ruined
    – Napoleon gives Snowball the guilt

    Chapter 7

    – it was a bitter winter
    – for this time the mill should be build with thicker walls
    – Animals are very hungry and ever cold → got hope by Boxer and Clover (working hard)
    – food was rare (rar) → hind this fact from outside the world
    └> use a trick: fill the brim (Fass) with sand and cover with food
    – more food was needed → selling eggs (400 a week) to buy food
    – selling timber to Foxwood or Pinchfield
    (no agreement → Snowball was seen here and there) → Hitler-Stalin-Pact                                         (└> Vorbereitung auf Kampf)
    – Snowball came at night, was responsible for every mischief (Unheil)
    – documents were found which evidenced (beweisen) Snowball’s work for Jones (Battle of the    Cowshed)
    └> animals didn’t believe, even Boxer rumoured
    – Squealer convinced them, they should have their eyes open (→ to look for traitors)
    – four days later there were executions (four pigs (against N.), hens, geese …
    – others were shocked (Boxer saw it as a fault of themselves) → solution: “I will work    
      harder!”
    – it was forbidden to sing “Beasts of England”
    └> song of Rebellion → Rebellion was over, song was over

    Chapter 8

    – changes in the Commandments → killing without cause
    – when the animals produced 200, 300, 500 per cent they got a food class higher
    – announced to speak to N. in a formal style (titles: Leader…)
    └> every good thing on farm N. was responsible for
    – three hens confessed (beichten): they should kill N. → executed
    – there were hate of Frederick
    – windmill was finished → N. Mill → had to buy machinery
    └> timber sold to Frederick / hate of Pilkington
    – timber was paid with false banknotes
    – preparing of an attack → send some messages of good relations to Pilkington 
                    └> help was wanted
    – the attack: 15 men, 6 guns     / Pilkington: “Serves you right”
    – destruction of the windmill → animals got more courage → defended the farm
    – celebrations of victory
    – pigs found whiskey → changes in Commandments: do not drink alcohol to excess

    Chapter 9

    – windmill had to rebuild again 
    – Boxer worked very hard, was wounded, but wanted to see the windmill finished

    Ages of retirements:

    pigs and horses    →    12 years (Boxer: late summer of following year)
    cows            →    14 years
    dogs            →    9   years
    sheep            →    7   years
    hens and geese    →    5   years

    └> the field beyond the orchard (Obstgarten) should be for superannuated (pensionierte) animals
    └> but now barley (Gerstenkorn)grows there (for beer!)

    – the winter was very hard again → rations were reduced for all animals except those of the    pigs and dogs
    └> Squealer: shorter food rations → yes, but in comparison to Jones’ times enormous
        (Jones and all he stood for was forgotten)
        └> so the animals believed
    – farmer times they were slaves, but now they were free, that’s the difference
    └> they have to feed more mouths

    – a schoolhouse for the young pigs had to build up to educate them
    └> they didn’t must play with other animals
    └> pigs had the privilege of wearing a green ribbon
    └> other animals had to stand aside if the paths were crossed with pigs

    – a successful year for the farm, but short of money
    └> needed bricks, sand and lime for the schoolhouse, (see page 78 middle): candles…
    – selling: stump of hay, potato crops and 600 eggs a week
    – rations reduced in December and February
    – beer is made in the brew house of Jones
    └> the barley is reserved for the pigs
    – once a week a Spontaneous Demonstration (to celebrate the efforts (Aufwand) of Animal Farm)
    └> poems to N., speeches by Squealer, gun was fired, marches of military formations
    └> animals enjoyed that, forgot the empty belly 
    – Animal Farm became a republic with N. as president
    – Moses the raven appears (erscheinen) → dreams of Sugarcandy Mountain
    └> animals believed him and on an existing better world after life
    └> Moses could stay (religious prophet)
    – Boxer was healthy but weak, had an accident, was sold to a slaughter
    – Squealer explained writing was not painted over
    – animals believed
    – for the money of Boxer, whiskey was bought

    Chapter 10

    – old animals are dead except Clover, Benjamin, Moses
    → Boxer and Snowball were forgotten
    – number of animals was higher than ever before
    – farm is better organized, bigger, mill is finished (without electrical power → meal corn for money)
    – farm was rich but their animals were hungry and had bad conditions
    – Squealer was very fat, pigs had good conditions
    – animals couldn’t compare (vergleichen) now a times and Jones’ times, didn’t knew time before Rebellion
    └> animals accepted bad conditions
    – sheep should learn a new song (“four legs good two legs better”)
    └> pigs went on two legs
    – Clover looked up to Commandments: “all animals are equal but some are more equal than others”
    – neighbour farmers came to visit/inspect Animal Farm
    – Pilkington compared (vergleichen) in his speech Animal Farm with human classes
    – humans accepted Animal Farm, learned how to oppress (unterdrücken) others in a clever way
    – Animal Farm was no more feared (gefürchtet) as competitor (Konkurrent)
    – pigs turned to men and men turned to pigs, Animal Farm animals didn’t know which was which

  • Ein Inspektor kommt – Zusammenfassung

    An Inspector calls – Ein Inspektor kommt – Zusammenfassung

    Zusammenfassung S.8-14

    Die Familie Birling und Gerald Croft, der Liebhaber von Sheila Birling sitzen am Abend zusammen. Sie reden über Sheila und Gerald, weil sie heiraten wollen. Geralds Vater und Mr. Birling waren Rivalen im Geschäft, aber seitdem Gerald und Sheila zusammen sind arbeiten sie zusammen. Gerald gibt Sheila einen Ring. Danach beginnt eine Diskussion über Krieg und das Verhalten der „heutigen“ Generation.

    Zusammenfassung S. 14-21

    Eric, Sheila und Sybil Birling sind in einem anderen Raum gegangen, um über die Kleidung für die Hochzeit zu reden. Gerald und Arthur sitzen im Esszimmer und Arthur sagt, dass er gute Chancen hat auf die Honours List (Liste mit wichtigen Gästen auf der Geburtstagsfeier von der Queen) zu kommen. Er hofft dann die  Ritterwürde (Knighthood) zu erlangen. Er ermahnt Gerald sich keinen Skandal zu erlauben
    Eric kommt wieder ins Esszimmer und es klingelt an der Tür. Ein gewisser Inspektor Goole tritt ins Esszimmer ein. Inspektor Goole erzählt, dass eine gewisse Eva Smith tot aufgefunden wurde. Sie habe mit Desinfektionsmittel Selbstmord begangen. Der Inspektor erzählt, dass Eva Smith bei Arthur Birling angestellt war. Arthur erinnert sich an Eva und sagt, dass er sie vor zwei Jahren hinausgeworfen habe, weil sie mehr Lohn für ihre Arbeit verlangte.

    Arthur Birling ist Mitglied in der Bench (Gruppe von Richtern)
    Vor zwei Jahren war Arthur der Oberbürgermeister.
    Arthur kennt den Polizeipräsidenten Colonel Roberts.

    Zusammenfassung S.21-30

    Sheila kommt ins Esszimmer. Inspektor Goole erklärt Sheila, worum es geht. Aber Arthur will nicht, dass die Kinder mit in die Sache mit einbezogen werden. Der Inspektor erklärt, dass Eva Smith nach der Entlassung bei Birling and Company ein sehr schlechtes Leben hatte. Ihre Eltern waren auch gestorben und so blieben ihr keine Verwandten, die ihr helfen konnten. Im Dezember 1910 fand sie einen neuen Job bei Milwards (Ein Kleidungsladen).
    Sie mochte diesen Job, aber sie wurde dann wieder im Januar 1911 entlassen, weil sich eine Kundin über sie beschwerte. Sheila will wissen, wie diese Frau aussah. Der Inspektor zeigt ihr ein Bild und Sheila rennt aus dem Raum. Arthur geht dann aus dem Raum, um seiner Frau zu erzählen, was passiert ist. Eric und Gerald sind mit dem Inspektor alleine in dem Esszimmer. Nach kurzer Zeit kommt Sheila wieder in den Raum. Sie erzählt, dass sie in dem Laden war, um ein Kleid zu kaufen. Sie zog es an, aber fand, dass es ihr nicht steht. Als dann aber die Bedienung (Eva Smith) das Kleid an ihren Körper hielt, sah Sheila, dass es an ihr gut aussah. Durch ein Lächeln der Bedienung fühlte sich Sheila beleidigt und beschwerte sich beim Manager. Deshalb wurde Eva Smith entlassen. Eva Smith benutzte mehrere Namen. Als Goole den Namen Daisy Renton erwähnt, macht Gerald eine auffällige Geste, die Sheila bemerkte. Der Inspector will Arthur sehen und Eric begleitet ihn nach draußen. Als Sheila und Gerald allein sind, will sie wissen, woher er Daisy Renton kennt. Gerald erzählt, dass er mit Daisy Renton bis zum letzten Sommer etwas zu tun hatte, sie dann aber nicht mehr gesehen hatte.

    Zusammenfassung S.31-37

    Der Inspektor kommt zurück ins Esszimmer, wo Gerald und Sheila immer noch sitzen.
    Gerald will, dass Sheila geht, aber Sheila will bleiben. Der Inspektor sagt, dass Sheila mit der Verantwortung nicht einfach allein gelassen werden will. Sie will wissen, wie es Eva Smith weiter ergangen ist. Sybil Birling kommt in den Raum. Sie fängt genauso an mit dem Inspektor zu reden, wie es jeder getan hat, der den Inspektor zum ersten mal begrüßt hat. Sheila will nicht, dass Sybil etwas tut, für das sie sich später schlecht fühlen könnte, wie es bei Sheila der Fall war. So kommt es zu einem kleinen Streit zwischen Sybil und Sheila. Als der Inspektor fragt, wo Mr. Birling bleibt, sagt sybil, dass er noch bei Eric sei, da er sich nach dem vielen Wein nicht gut fühlt. So kommt heraus, dass Eric ein Trinker ist. Arthur kommt wieder ins Esszimmer und will, dass Goole Eric jetzt fragen stellt, da er ins Bett muss. Aber Goole will zuerst Gerald Fragen stellen und Eric später befragen.

    Zusammenfassung S.37-43

    Der Inspektor weiß, dass Gerald Daisy Renton kennt und fragt ihn, woher er sie kennt. Gerald erzählt, dass er Daisy Renton im Märt 1911 im Palace Music Hall in Brumley das erste Mal gesehen hat. Er ging in die Bar des Theaters und sah Daisy Renton mit dem Ratsherrn Joe Meggarty and einem Tisch. Er sah, dass sie mit diesem Ratherrn nicht glücklich war, da er ein unangenehmer Typ ist. Gerald ging dann zum Tisch und sagte zum Ratsherrn, dass eine Nachricht für ihn gekommen war und somit war er mit Daisy Renton allein. Sie stimmte dann zu mit Gerald mitzukommen. Sie gingen dann in ein Hotel und unterhielten sich. Daisy Renton erzählte Gerald alles über ihr bisheriges Leben. Nachdem er sie zwei Nächte später wieder traf, beschloss er, ihr ein Zimmer eines Freundes, Morgan Terrance, zu geben, da sie nichts hatte. Gerald fing an sich in sie zu verlieben. In der ersten Woche im September, sagte er Daisy, dass die Beziehung vorbei ist, weil er auf Geschäftsreise muss. Gerald sagt, dass Daisy dies gut aufgenommen hat. Er erzählt, dass die Zeit mit ihm die beste in ihrem ganzen Leben war. Danach verließ Daisy Brumley und ließ sich am Meer nieder. Nachdem Gerald alles erzählt hat gibt Sheila Gerald den Ring zurück. Gerald geht dann aus dem Haus.

    Zusammenfassung S.43-51

    Der Inspektor will mit Sybil Birling reden. Während er mit Sybil redet, hören sie, wie Eric das Haus verlässt. Auch Sybil hatte in ihrer Vergangenheit etwas mit Eva Smith oder Daisy Renton zu tun. Sybil ist in einer Organisation namens „Brumley Women´s Charity Organisation“. Eines Tages kam Eva Smith oder Daisy Renton zu dieser Organisation um Beistand zu erhalten. Sie benutzt dort den Namen Mrs. Birling. Aber dadurch, dass sie die Frechheit besaß den Namen von Sybil zu benutzen und nur Lügen zu erzählen, wurde ihr der Beistand nicht gestatten, denn Sybil ist die Einflussreichste Frau in der Organisation und sie fühlte sich von dieser Frau beleidigt. Die Frau erzählte, dass sie schwanger sei und dass der Vater ein Trinker wäre und sie sich deshalb von ihm getrennt hätte. Dieser Vater wollte der Frau gestohlenes Geld anbieten, aber sie lehnte ab und wollte sich Beistand bei der Organisation holen. Sybil sagt, dass die alleinige Schuld des Todes der Frau nur bei dem Vater liegt und dieser dafür verurteilt werden soll. Danach bemerkt Sybil erst, dass dieser Vater ihr eigener Sohn Eric ist. Der Inspektor will nun Eric befragen, der gerade wieder zur Tür hereinkommt.

    Zusammenfassung Akt 3
    Eric muss nun als Letzter fragen von dem Inspektor beantworten. Er sagt, dass er das Mädchen im November 1911 in der Palace Bar getroffen hat. Sie haben etwas zusammen getrunken und als sie zu betrunken waren, wurden sie heraufgebeten. Eric ging mit dem Mädchen zur ihrer Unterkunft und verbrachte die Nacht mit ihr. Vierzehn Tage später trifft Eric das Mädchen wieder in der Palace Bar. Sie unterhielten sich diesmal etwas und gingen dann zu ihr nach Hause. Danach sagte sie, dass sie ein Kind bekäme. Aber sie wollte Eric nicht heiraten, da er zu ihr sagte, dass er sie nicht liebe. Er wollte ihr Geld geben, da sie aber wusste, dass Eric das Geld aus dem Büro seines Vaters gestohlen hatte, wollte sie das Geld nicht annehmen und sie ging dann zu der Organisation von Sybil Birling.
    Der Inspektor sagt nach der Befragung, dass das Mädchen sich selbst getötet hat, aber die Familie und Gerald Croft sie dazu gebracht haben. Der Inspektor verlässt danach das Haus. Es bricht ein Streit zwischen den Familienangehörigen aus. Es klingelt an der Tür und Gerald  betritt wieder das Esszimmer. Er sagt, dass sie vielleicht gar nicht an dem Selbstmord schuld seien. Er erklärt, dass er, als er draußen war, einen Sergeant getroffen hat und ihn gefragt hat, ob es einen Inspektor Goole überhaupt gibt. Dieser konnte sich aber an diesen Inspektor nicht erinnern. Gerald sagt, dass die Person, mit der es die Familie und er zu tun hatte immer eine andere gewesen sein könnte, da der Inspektor immer nur einer Person das Bild von dem Mädchen gezeigt hat. Arthur Birling ruft dann in dem Polizei Präsidium an, um zu erfahren, ob eine Mädchen, dass Selbstmord begangen hat an dem Tag eingeliefert wurde. Als die Personen erfahren, dass es kein Mädchen gibt, dass Selbstmord begangen hat, hebt sich die Stimmung wieder. Keiner ist für den Tod eines Mädchens verantwortlich , da es keine gibt. Nur Sheila fühlt sich noch schlecht, da sie erst einmal über den Verlauf der Dinge nachdenken muss. Am Ende klingelt das Telefon und ein anderer Inspektor sagt zu Mr. Birling, dass ein Mädchen an dem Tag Selbstmord begangen hat und der Inspector vorbeikommen wird, um ein paar Fragen zu stellen.

  • Die Feuerprobe Werner Bergengruen Zusammenfassung

     

    Die Novelle „Die Feuerprobe", herausgegeben 1933, handelt in Riga wo sich immer zwei Ratsherrn im Rathaus aufhalten um Botschaften in Empfang zu nehmen und nötigenfalls eilige Entscheidungen von begrenzter Wichtigkeit zu treffen. Während sich Tidemann Gripen im Rathaus aufhält, erfährt er „eine törichte Klatscherei". Kaum heimgekommen, stellt er Barbara, seine Frau, zur Rede und fragt sie „schnaubenden Atems", ob Schwenkhusen, während seiner Abwesenheit in seinem Bett gelegen sei. Barbara verneint das Gerücht, worauf Tidemann aufgebracht Schwenkhusen aufsuchen will. Er findet allerdings nur seine „Mutter in Traurigkeit", da an diesem Morgen ein „Kriegsauszug" stattgefunden habe. Von diesem Vorfall an schlafen Barbara und Tidemann nicht mehr beisammen, essen, schweigen und meiden das Haus. Eines Tages, als er sich wieder im Rathaus befindet, wird ein Bote hereingeführt, der berichtet, daß bei einem kriegerischen Mißgeschick Schwenkhusen umgekommen sei. Bei dem Essen erzählt Tidemann das Vorgefallene seiner Frau. Es kommt wieder zum Streit, in dem er vorschlägt, daß Barbara als Zeichen ihrer Unschuld doch „das Eisen tragen" solle. Tidemann gibt ihr einen Tag Bedenkzeit. Am nächsten fragt er sie abermals. Sie erwiderte mit Gründen, deren Gültigkeit nicht anzufechten sind. („Schuld wolle bewiesen werden, nicht Unschuld."). Doch Barbara willigt ein und läßt Gripen durch eine Magd ausrichten, daß sie einwillige und sie sich bis zur Feuerprobe im Jungfernkloster zu St. Marien und Jakob aufhalte.

    Nach dem Aufenthalt im Jungfernkloster versammelt sich beinahe die ganze Gemeinde in der Kirche. Der Priester besprengt das Eisenstück mit Weihwasser und legt es auf die glühenden Holzkohlen. Der Priester bietet Barbara um ihre Hand, worauf sie ihm diese entgegenstreckt. Die wird mit Weihwasser gewaschen und auf eventuell Salbenreste überprüft. Dann wird vom Priester zur gleichen Zeit eine Sanduhr auf den Kopf gestellt und das rotglühende Eisen auf Barbaras Handfläche gelegt. Niemand wagt es hinzusehen, aber nachdem die Zeit vorüber ist und das Eisen entfernt wird, ist die Hand unversehrt wie vor der Probe. Als Barbara und Gripen zum Haus zurückkehren, kommen sie nur „zollweise" voran, da die ganze Bevölkerung Rigas Barbaras Saum des Kleides küssen will. Wären die Knechte nicht gewesen, hätte man Gripen zu Boden gestürzt. Es wird auch ein Stein nach ihm geschleudert, doch Barbara wirft sich vor ihn und der Stein trifft sie am Kinn. Tidemann bietet Barbara sein ganzes Hab und Gut an, doch sie verzeiht ihm, indem sie sagt, daß sie es versuchen wolle, mit ihm zu leben.

    Barbara zieht sich in der nächsten Zeit vom öffentlichen Leben zurück. Am Weg zu einer kleinen Kapelle umarmt sie plötzlich die Mutter Schwenkhusens und berichtet ihr, daß dieser zurückgekehrt sei. Gripen bittet auch Tidemann um Verzeihung; doch dieser hat diese Sach längst wieder vergessen – er hat ihm verzeiht. Tidemann lädt Schwenkhusen zu einem Essen ein, jedoch Barbara antwortete ihm, daß er dieses nicht hätte tun sollen. Beim Besuch kommen sich Barbara und Schwenkhusen näher doch eine gewisse Distanz bleibt erhalten.

    Morgens verläßt Tidemann das Haus.

    „Dies war schwer zu ertragen gewesen seit der Probe: die Selbstverdemütigung dieses Mannes (Tidemann), fast war es eine hündische Preisgabe. Hundertmal war Barbara bedrängt worden von der Versuchung, hinstürzend seine Knie zu umfassen und das Bekenntnis, das sie dem Beichtiger des Jungfernklosters getan hatte, auch ihm zuzuschreien."

    Als Barbara wieder eine abgelegende Kapelle besucht, wird sie in dieser von Schwenkhusen überrascht, der ihr während der ganzen Messe zuflüstert, daß seine Rückkehr ebenso ein Wunder, wie ihre unbeschadet überstandene Probe sei.

    Die Einladung der Gripens an die Schwenkhusens ist von der Stadt bemerkt und beredet worden und die Bewohner Rigas glauben, daß die Gripens allmählich wieder zu ihren früheren Umgangsgewohnheiten zurückkehren. Die Schwenkhusens laden die Gripens ein. Im Gespräch zu Schwenkhusen sagt sie auf Seite 37: „Gott hat es nicht gedeckt, er hat es hinweggenommen weil ich selber es als Schuld erkannt, bereut und gebeichtet hatte." Das Dorf glaubt, daß Barbara und Tidemann jetzt wieder so zusammenleben wie früher – vor der Feuerprobe. Doch Barbara beginnt stolz zu werden, ihr Stolz voll Kälte, niemand dürfe den Glauben haben, ihr Genüge zu tun.

    Barbara verläßt Riga und siedelt nach Gripenhof über, dem Erbgut ihres Mannes, das stromauf an der Düna liegt, weitab von der Stadt.

    Auch Schwenkhusen reist dorthin um nach seinen verstreuten Besitztümern zu sehen. Er durchstreift die Wälder nahe dem Erbgut. Er begegnet Barbara im Wald und sie treffen sich noch „vier, fünf Male". Dann ist Sonntag, und Gripen kommt aus der Stadt. Gripen und Barbara kehren nach Riga zurück, Schwenhusen folgt ihnen eine Woche danach. „Schwenkhusen betrat das Gripensche Haus ohne Rücksicht auf Gegenwart oder Abwesenheit des Ratsherrn."

    Am zweiten Jahres der Probe liegt das Stück Metall, das Barbara glühend in der Hand gehalten hatte auf den Stufen zum Altar. Nach der Messe wird Barbara beglückwünschnt aus Ehrfurcht, Ergriffenheit und herzenerbötiger Bewunderung. Niemand verläßt die Kirche.

    „So stand sie auf den Stufen, mit dem Rücken zum Altar, mit dem verhüllten Gesicht den Menschen zugewandt, wunderbar aufgerichtet, schneeweiß und hoch.

    Abseits, eine Stufe unter ihr lag das Eisen. Barbara deutete darauf hin mit einem leichten Handwinken. Die Umstehenden erieten im Augenblick ihren Wunsch, das Werkzeug des Wunders gedächtnishaft zu berühren. Gripen und Warendorp bückten sich gleichzweitig, um das Eisenstück aufzuheben. Schwenkhusen kam ihnen zuvor und reichte es Barbara zu. Es fröstelte ihn vor der kalten Berührung. Sie streckte langsam die geöffnete Hand aus. Der Ärmel schob sich zurück, und am Handgelenk erschien der einfache goldene Reif. Der Ellenbogen ruhte auf dem Hüftknochen. Hand und Unterarm standen in einer Linie rechtwinklig vom Körper ab. Alle Blicke hatten sich auf sie gerichtet.

    In dem Augenblick, da der Priester aus der Sakristei ins totenstille Kirchenschiff trat, vernahm er einen unmenschlichen Aufschrei: „Ich brenne! Ich brenne!" Gleich danach war der dumpfe Aufschlag eines niederstürzenden Körpers zu hören."

     

    Schauplatz:
    Die Erzählung findet im damals noch russischen Riga statt, wo auch Bergengruen selbst geboren ist. Nur kurz wird auch nach dem kurzweiligen Umzug Gripenhof genannt.

     

    Personen / Charaktere:
    Tidemann Gripen: Ehemann von Barbara und Ratsherr.
    Barbara: Ehefrau von Tidemann Gripen.
    Schwenkhusen: ledig, leichtsinnig, jung, leidenschaftliche und lebt bei
    seiner Mutter. Ist bei der Bevölkerung sehr beliebt.
    Gehört zur Kompanie der Schwarzen Häupter.
    Heimlicher Liebhaber Barbaras.
    Frau Schwenkhusen: Mutter Schwenkhusens

     

    Erzählungsperspektive:
    Die Novelle wird von Werner Bergengruen aus der Sicht eines allwissenden Erzählers geschildert. Obwohl durch diese Form des Erzählens der Spannungsaufbau sehr schwierig ist, gelingt es Bergengruen doch durch Satzbau, Satzlänge und Sprache Gefühle wie Angst, Freude oder Spannung zu vermitteln.

     

    Wirkung und Wertung:
    Der Text war interessant, da dieser erstens das Gottesurteil, zweitens aber auch unangebrachten Stolz und Arroganz in Frage stellt. Nachdem Barbara Gott bezwungen hat wird sie übermütig und beginnt wieder eine Affäre mit Schwenkhusen, die sie noch einige Zeit bevor gebeichtet und bereut hat. Schließlich wird dieser Übermut durch die Selbstentzündung Barbaras bestraft.
    Wirklich fasziniert hat mich das bemerkenswerte, autobiographische Nachwort Werner Bergengruens dem die letzten fünf Seiten des Buches gewidmet ist. In diesem bezieht er sich auf seine Vergangenheit aber auch auf manch eine Lebensweisheit. Zwei dieser möchte ich gerne zitieren:

    „Manche Menschen haben die Sitte, jeden Gesprächspartner ausschließlich von ihren eigenen Angelegenheiten zu unterhalten. Dies gilt nicht als ein Merkmal vorbildlicher Erziehung, ist aber ungemein verbreitet. Leute solcher Art muß man getrost reden lassen; tut man es ohne Unterbrechungsversuch, so erklären sie hernach von ihrem Zuhörer: „Mit dem Menschen kann man sich ausgezeichnet unterhalten." So wohlfeil also gelangt man in den Ruf eines geistvollen Gesellschafters."

     „Zerstörte Häuser lassen sich wiederaufrichten, zerstörte Höhlen nicht, denn sie sind ja nicht von menschlichen Händen erbaut worden. Ich werde fortfahren nach meiner Höhle zu brummen, obwohl von der Höhle nichts mehr steht. Sie ist versunken nicht in der Ferne des Raumes, sondern in der Tiefe der Zeit, in der sie nicht von Länderkunde, sondern nur noch von der Geschichte und der Überlieferung aufgesuchte werden kann. Aber wahrhaft gefunden wird sie doch von nichts anderen als von der liebenden schwermütigen Erinnerung des Herzens."

     

    Er schließt sein Nachwort mit den Worten:
    „Und nun dünkt mich, ich habe vielleicht doch mehr Persönliches unmittelbar ausgesagt, als ich hätte sollen und mögen. Der Deutsche, vor sich selber in die Enge getrieben, flüchtet gern in ein Goethewort. Erlaube man auch mir diesen abschließenden Ausweg:

    Erst sich in Geheimnis wiegen,
    Dann verplaudern früh und spat!
    Dichter ist umsonst verschwiegen:
    Dichten selbst ist schon Verrat."