Autor: kevin

  • Don Karlos Inhaltsangabe / Zusammenfassung

    Don Karlos, Infant von Spanien Inhaltsangabe / Zusammenfassung

    In meinem Referat werde ich euch vom Drama Don Carlos, Infant von Spanien mit dem Untertitel “ ein dramatisches Gedicht” von Friedrich Schiller berichten, zunächst aber die allerwichtigsten Daten im Leben des Autors.

    Johann Christoph Friedrich Schiller wird am 10. November 1759 in Marbach am Neckar

    als 2. Kind von Johann und Elisabeth Schiller geboren.Es herrscht eine streng religiöse

    Erziehung in seinem Elternhaus, so daß der junge Schiller zunächst den Wunsch verspürt, Theologe zu werden.Auf Geheiß des Herzogs Karl Eugen trittt er jedoch 1773 in die Militärakademie Solitude ein , wo er zunächst Rechtsgelehrsamkeit, dann Medizin studiert . 1776-1777 entstanden die ersten literarischen Versuche.Als Schiller 1780 aus der Militärakademie entlassen wird, tritt er eine Stelle als Regimentsmedikus an, arbeitet aber nebenbei an seiner dichterischen Karriere. Zu den wichtigsten Werke Schillers zählen Die Räuber (1776), Kabale und Liebe (1782) , Fiesko (1783) und Maria Stuart ( 1801). 1790 heiratet er Charlotte von Lengenfels. Im Laufe seiner schriftstellerischen Tätigkeit entwickelt sich Schillers Stil vom Sturm und Drang zur weimarer Klassik. Am 9. Mai 1805 stirbt er an den Folgen einer Lungenentzündung.

    Friedrich Schillers Tragödie “Don Carlos” entstand in der Zeit zwischen 1783-87 und wurde

    am 29.8.1787 in Hamburg uraufgeführt. Als Vorlage diente der Geschichtsroman des Abbé

    Saint-Réal, der von allen aufgeklärten Feinden des spanisch- katholischen Weltreiches hoch

    gepriesen wurde.Es handelt sich hierbei um ein Gemisch aus Liebesgeschichte und Hofintrige, Verherrlichung edler Leidenschaft, Verdammung roher Gewalt sowie die Verurteilung Phillips II und seines Staatswesens. Für Schiller, erbitterter Gegner jeglicher Tyrannei, war dieser Stoff wie geschaffen. So entstand ein Schauspiel in fünf Akten, welches im Blankvers ( 5-hebiger, ungereimter Jambus) gehalten ist.Die Vielzahl der Enjambements jedoch rücken es immer wieder in die Nähe der Prosa.

    Zum besseren Verständnis des Stückes werde ich kurz auf den zeitgeschichtlichen Hintergrund

    eingehen: Das Drama spielt in der Regierungszeit Phillips II, der von 1556-1598 König von Spanien war. Zur Zeit der Handlung , im April 1568, war er 41 Jahre.Schiller dagegen geht mit den Daten im Allgemeinen großzügig um und läßt ihn in seiner Tragödie bereits 60 Jahre alt sein.Unter Phillips Herrschaft fällt ein Teil der Niederlande an Spanien und wird aufgrund der Steuerpolitik des Königs rücksichtslos ausgebeutet, was zu scharfem Protest bei der niederländischen Aristokratie führte.Ebenfalls Gegenstand der Empörung war die Einführung der Inquisition(=Untersuchung der kath.Kirche, ob man ein Ketzer ist oder nicht, und daras resultierende Verfolgung der Ketzer zur Reinhaltung des Glaubens) die besonders PhillipII

    zur Zeit der Gegenreformation als beliebtes Mittel zur Bekämpfung der Protestanten diente.

    Dennoch versuchte der Sohn Karls V als weltliches Oberhaupt der europäischen Gegenreformation vergeblich, dem Verfall des spanischen Weltreiches entgegenzuwirken.

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    Zur Inhaltsangabe von Don Karlos

    Und nun zum Inhalt:

    Don Carlos, der Kronprinz des spanischen Weltreiches, liebt seine jugendliche Stiefmutter,

    die Königin Elisabeth. Verschlossen gegen seine Umgebung, enthüllt er sein Geheimnis dem

    aus Brüssel zurückgekehrten Marquis von Posa, seinem Jugendfreund. Die Basis ihrer Freundschaft war das beiderseitige Verlangen, den unter spanischer Herrschaft stehenden

    Niederlanden die Freiheit zu geben. ( Carlos damals sehr ambitioniert und voll Tatendrang)

    Um so mehr ist Posa irritiert über das Befinden von Don Carlos, den er melancholisch und ausgezehrt von der unglücklichen Liebe zur Königin antrifft.Für den Marquis ist Carlos

    Verhalten unverständlich. Dennoch arrangiert er eine Unterredung zwischen Elisabeth und Carlos, in deren Verlauf der Prinz seine Liebe zu ihr bekundet..Er wird allerdings von der Königin zurückgewiesen und auf seine politische Bestimmung aufmerksam gemacht, ein neues Zeitalter in Spanien einzuläuten und die Grausamkeiten in den Niederlanden zu beenden:

    so appeliert sie an ihn:” Elisabeth war ihre erste Liebe.Ihre zweite sei Spanien.”

    Also verlangt Carlos von seinem Vater, anstelle des “Henkersknechtes” Herzog

    Alba das Kommando über die in die Niederlande entsandten spanischen Truppen zu erhalten.

    Doch der König lehnt ab, denn der Aufruhr dort verlangt seines Erachtens eine harte Reaktion,

    für die sein Sohn zu weich ist. Er hat kein Vertrauen zu Karlos und unterstellt ihm zudem

    Putsch-bzw. Mordpläne:” und zugleich mein bestes Kriegsheer deiner Herrschbegierde? Das Messer meinem Mörder?”

    Der weitere Gang der Handlung wird nun durch eine Intrige der Prinzessin Eboli, einer Hofdame der Königin, vorangetrieben.Sie ist heimlich in Don Carlos verliebt und sendet ihm

    ein anonymes Schreiben zu , worin dieser wiederum eine geheime Nachricht der Königin

    erblickt. Eine Konfrontation zwischen Carlos und der Prinzessin klärt das Mißverständnis, aber die Prinzessin weiß nun auch um die Neigung des Kronprinzen für die Königin.

    Carlos dafür erfährt, daß sein Vater zu den Verehren der Eboli zählt. Um ihre Schwäche zu

    rächen, weckt sie, in Verbindung mit Herzog Alba und Domingo, dem königlichen Beichtvater,

    beim König den Verdacht einer “blutschänderischen Umarmung”(=Verhältnis) zwischen Mutter und Sohn. In der weiteren Entwicklung der Handlung gewinnt Posa eine zentrale Bedeutung.Er wird am Ende des dritten Aktes vom König beauftragt, ihm Sicherheit über die Behauptungen der Eboli zu verschaffen. Posa enthüllt im Zusammentreffen mit dem König seine republikanische Gesinnung und drängt ihn, die Niederlande von der spanischen Tyrannei

    zu befreien. Posa soll Carlos überwachen und will natürlich die Unschuld seines Freundes

    beweisen. Zugleich verfolgt er hinter dem Rücken des Königs seine Rebellionspläne weiter.

    Der Marquis will nämlich heimlich mit Carlos in die Niederlande reisen.Posa entlarvt die Intrige der Eboli und verschafft sich einen Haftungsbefehl, um Carlos besser kontrollieren

    zu können, weiht diesen aber nicht in seine Vorhaben ein.Der Prinz vertraut sich erneut der

    Eboli an und Posa kann die Situation nur noch klären indem er entweder die Prinzessin tötet,

    oder sich selbst opfert. Er entscheidet für letzteres. Carlos wird vorübergehend vom Marquis verhaftet. Zugleich spielt er dem König ein Schreiben in die Hände, das ihn, Posa, als Hochverräter ausweist, denn der Brief handelt von der angeblichen Liebe zwischen der Königin und dem Marquis. Carlos kommt frei, und Posa kann ihm die wahren Hintergründe schildern. Er hat zugleich alles vorbereitet,daß der Prinz in die Niederlande flüchten kann.Kurz darauf wird Marquis Posa als Hochverräter erschossen.

    Auch die Königin ist nun in Carlos Vorhaben eingeweiht. Sie hat zur Begünstigung seiner Flucht in Madrid einen Aufstand veranlaßt.Doch Herzog Alba entdeckt die Pläne und der König übergibt seinem Sohn dem Großinquisitor .Das Drama beschließt mit den Worten des Königs:” Kardinal! Ich habe das Meinige getan. Tun Sie das Ihre”.

    Charakteristik der Personen und Interpretationsansätze:

    Don Karlos, Infant von Spanien wächst ohne Elternliebe auf. Die Mutter stirbt bei der Geburt,

    den Vater sieht er zum ersten Mal, als er sechs Jahre alt ist und dieser gerade ein Todesurteil

    unterschreibt. Dies,und die knechtische Erziehung, die er seinem Kind zukommen läßt, ersticken jede Sohnesliebe im Keim. Die Situation verschärft sich dramatisch, als der König

    die Verlobte des Prinzen, nämlich Elisabeth von Valois, der Staatsraison zuliebe selbst zur Frau nimmt.Der Infant liebt die Frau seines Vaters und so ist der Konflikt unweigerlich vorprogrammiert. .Diese Leidenschaft zehrt an der Lebenskraft des Prinzen,sie hindert ihn, sich auf die großen Aufgaben vorzubereiten, die sein zukünftiger Beruf ihm stellt.Von Eifersucht gequält, hält der König seinen Nachfolger von der Königin und den Regierungsgeschäften fern. Zwischen Vater und Sohn sind alle Brücken der Verständigung abgebrochen.

    Der Prinz ist im Grunde kein Kämpfertyp.Wenn sein Weg nicht deutlich vor ihm liegt, verfällt er ohne Orientierung in Lethargie.Er selbst hätte nie die Iniziative ergriffen,

    um seine Ideale, sprich die Befreiung der Niederlande und ein humaneres Spanien, zu verwirklichen sondern er braucht vielmehr immer einen Hieb von außen.Sogesehen

    hat der Prinz am Ende des ersten Aktes eine bemerkenswerte Entwicklung vollzogen, denn nach dem Zuspruch des Marquis ist er nun endlich bereit, seine Untätigkeit aufzugeben und den Kampf um die Befreiung der Niederlande aufzunehmen.Erleichtert stellt Posa fest:” Jetzt endlich hör ich meinen Karlos wieder. Jetzt sind Sie wieder ganz Sie selbst.”

    Doch bereits zu Beginn des zweiten Aktes verabschiedet sich der Titelheld nach der Absage des

    Königs, ihn nach Flandern zu schicken, als handelnde Figur aus dem Dramengeschehen.

    Dies zeigt den extremen Charakter des Prinzen, denn zuerst ist er so begeistert von der Idee,

    doch schon beim ersten Rückschlag wandelt sich die Begeisterung ins andere Extrem und

    er verfällt wieder in Lethargie.Der Prinz läßt sich in Intrigen verwickeln und durchschaut nicht

    mehr, was um ihn herum vorgeht. Er ist zum Objekt fremder Pläne und Interessen geworden.

    Die Anschauungen des Marquis Posa sind von den Ideen der europäischen

    Aufklärung geprägt.So sind es meist Schillers eigene Wertvorstellungen, die den Marquis im

    Drama sprechen und handeln lassen. Obwohl Don Carlos eigentlich der Titelheld ist, gewinnt

    der Marquis ab dem 2. Akt eine wesentlich größere Bedeutung als der Kronprinz und steigt

    als handelnde Person voll ins Geschehen mit ein. Alle Grundsätze und Gefühle Posas

    drehen sich um die republikanische Tugend, was vor allem den Aufopferungswillen des Marquis für seinen Freund deutlich wird.Während Karlos sich in der Zeit der Trennung zum Negativen hin veränderte, ist aus dem Marquis ein erfahrener Weltmann geworden, der seine erhabenen Ziele mit Willenskraft, diplomatischem Geschick und Klugheit verfolgt.Schiller legt dar, daß Posa einen Schauplatz sucht, auf dem er seine Ideale anwenden kann. Die flanderischen Provinzen brauchen einen Retter und nun erst erinnert er sich an seinen alten

    Freund Karlos.Der Prinz wird also zum Werkzeug des Marquis. Zudem setzt er das Wohl seines

    Freundes, sein eigenes und sein Lebenswerk leichtfertig aufs Spiel- und verliert. Sein Opfertod

    für Karlos erscheint nur als heroische Torheit und ist absolut unnötig. Der Marquis scheint ein

    bißchen zu idealistisch zu sein, da er gefährliche Situationen nicht als solche erkennt und

    scheinbar darauf vertraut, daß das Gute nicht verlieren kann.

    Mit König Phillip stellt Schiller das Staatssystem und die Charaktereigenschaften dar, die

    ihm selbst ein Greuel sind. Der König herrscht über sein Land mit politischer und religiöser

    Tyrannei und unterdrückt mit unerbittlicher Strenge alle freien menschlichen Regungen.Er ist

    voll von grenzenlosem Mißtrauen, sogar gegen seine Frau und seinen Sohn, von zynischer

    Menschenverachtung und übermäßigem Bewußtsein seiner königlichen Würde. Er beharrt auf die bedingungslose Ausführung seiner Befehle und unterwirft sich voll und ganz dem Willen

    der Kirche.Insgeheim aber sehnt sich Phillip nach einer mitfühlenden Seele,denn er hat keine Freunde.In dem eifersüchtigen König steckt im Grunde ein tief verwundbarer Mensch. Schiller verleiht dem Tyrannen also auch menschliche Züge. Dies wird deutlich in der Szene , wo der Herzog von Medina-Sidonia dem König den Untergang der Armada unter seiner Führung gesteht. Nicht ohne Milde tröstet er den Herzog:” Gott ist über mir. Ich habe gegen Menschen, nicht gegen Sturm und Klippen dich gesendet.”Er findet in Marquis Posa den Menschen, den er sucht.Zum ersten Mal verläßt ihn sein Argwohn und sein kalter Stolz. Für einen Augenblick leuchtet die Möglichkeit auf, Phillip von seiner Politik des Schreckens und der Tyrannei abzubringen, doch der Marquis hintergeht den könig treulos. Nach dieser Enttäuschung ist sein Bruch mit der Menschlichkeit entschieden. Er läßt Posa ermorden.

    Auch der Königin wird die Entscheidung zwischen Humanität und Inhumanität nicht erspart.

    Sie nimmt Partei für das Prinzip der Menschlichkeit und beteiltigt sich an der Verschwörung des Marquis Posa. Damit entscheidet sie sich zugleich auf einer höheren Ebene, auf der Ebene eines politischen und sittlichen Ideals, für Don Carlos, und gegen ihren Gatten, den König.

    Mit dem ersten Akt ist die Exposition des Stückes abgeschlossen. Der Konflik zwischen Vater und Sohn, aus dem tragische Entwicklungen entstehen, ist hier angelegt. Ferner

    treten zwei Personen auf, die für grundverschiedene Prinzipien stehen, nämlich Posa und der

    Herzog von Alba. Der eine tritt für ein freies, höheres Menschentum ein, der andere für die Erhaltung eines menschenverachtenden Regimes.Nun beginnt die steigende Handlung.

    Zunächst scheitert im zweiten Akt die Bitte des Prinzen an den König, ihm Flandern anzuver-

    trauen am Starrsinn des Königs. Der dritte Akt kann als retardierender Moment bezeichnet

    werden, weil er im Zeichen der Entwicklung des Königs zu mehr Menschlichkeit steht. Er sehnt sich nach einem wahrheitsliebenden Menschen und findet ihn in Posa.Dieser weist den Herrscher auf den Weg der Menschlichkeit , der alle seine Gebrechen heilen und seinen Untertanen Glück bringen würde.Damit ist der Gipfelpunkt der Handlung,die Peripetie, erreicht.Der vierte Akt leitet die fallende Handlung ein.Indem Posa sich auf das Intrigenspiel einläßt, leitet er die Wendung ein, der er und Karlos zum Opfer fallen. Am Ende triumphiert Alba, die Inkarnation des Bösen:” Der Sieg ist unser.”Mit Beginnd des 5. Aktes ist das äußere

    Intrigenspiel beendet Posa stirbt an der Mörderkugel des Königs, neben seiner Leiche fällt die

    Entscheidung zwischen Vater und Sohn.Ein weiterer retardierender Moment tritt auf, als der

    König die Höflinge sodann mit seiner Abdankung überrascht.Doch schon im nächsten Auftritt gewinnt der König seine eiserne Entschlußkraft zurück.Folgerichtig geht die Handlung zu Ende:

    Der König büßt die letzten Spuren der Menschlichkeit ein, während der Prinz allen irdischen

    Begierden entsagt und sein Leben einer besseren Zukunft der Menschheit weiht. Damit wird die

    Katastrophe vollendet.

    Die Tragödie “Don Carlos” ist ein klassisches Drama. Dies erkennt man zunächst an der Reimart, denn der Blankvers ist typisch für diese literarische Epoche. Ebenfalls Merkmal eines

    klassischen Dramas ist das Auftreten eines idealen Menschen. In diesem Drama tritt dennoch nicht eine ideale Person auf, von der man mit Sicherheit behaupten könne, sie sei der Held.

    Don Carlos und Marquis Posa teilen sich diese Rolle mehr oder weniger, indem sie beide

    auf ihre Art Menschlichkeit und den Glauben an das Wahre und Gute in ihrer Figur versinnbildlichen. Ferner läßt Schiller die geistigen Strömungen seiner Zeit durch den Marquis

    ins Drama einfließen, also z.B: die Gedanken der Aufklärung, die ja die Klassik auch stark

    beeinflußt haben.

    Schiller wollte mit seinem Geschichtsdrama die Schrecken einer autoritären Monarchie, in

    der jegliche Gedanken- und Meinungsfreiheit grausam unterdrückt wird, darstellen.

    Dennoch empfindet man bis heute die Tragödie “Don Carlos”als zu kompliziert, intrigenreich und undurchschaubar. Vor allem am Ende des Vierten Aktes kann der Leser nur noch mit Mühe auseinanderhalten, wer wen seit wann mit welchen Mitteln zu welchem Zweck hintergeht.

    Ich hoffe allerdings, daß bei euch nicht solche massiven Verständnisschwierigkeiten aufgetreten sind!

  • Michael Kohlhaas Inhaltsangabe / Zusammenfassung

    Michael Kohlhaas Inhaltsangabe / Zusammenfassung

    Geschichte über den brandenburgischen Pferdehändler Michael Kohlhaas, Zeit: Mitte des 16. Jahrhunderts

    Will Pferde zum Verkauf bringen und muß dabei eine Landesgrenze überqueren;

    Aufforderung der Ritter Kunz und Hinz und deren Meute, die ihre Burg an dieser Stelle haben, an der Grenze Zoll zu entrichten – K. verweigert dies, da es bisher nicht üblich war, Zoll an dieser Stelle einzufordern – will Sachverhalt aufklären und läßt seinen Knecht und zwei Pferde als Pfand zurück

    K.s Knecht wird von den Rittern geschlagen und aus der Burg vertrieben;

    Ritter verweigern außerdem die Herausgabe der Pferde an K., benutzen sie stattdessen für Arbeiten auf ihren Feldern

    Streit um Recht / Unrecht und den eigentlichen Besitzer der Pferde entbrennt – Kohlhaas reicht Klage ein, diese wird abgewiesen

    Kohlhaas’ Frau versucht, mit den Rittern zu verhandeln und die Pferde zurückzubekommen, wird jedoch durch einen Lanzenschlag von einem der Ritter schwer verletzt und stirbt zu Hause in den Armen ihres Mannes; ch318o8158vhhb

    dieser verkauft nun seinen gesamten Besitz, schickt seine Kinder zu Verwandten und will sein Recht nach mehrmaligen gescheiterten Klagen mit Gewalt durchsetzen

    Kohlhaas versammelt eine „wilde Meute“ um sich und stürmt die Ritterburg, Ritter Kunz und Hinz flüchten, die anderen (Gefolge der Ritter) werden erschlagen

    Kohlhaas verfolgt Kunz und Hinz brandschatzend durch das ganze Land, deren Ritterburg wird das neue Domizil von K. und seiner Bande

    K. steckt Wittemberg mehrfach in Brand, nachdem sich die Ritter dorthin geflüchtet haben und fordert die Herausgabe der Ritter, die seine Pferde „wieder in ihren ursprünglichen Zustand“ versetzen sollen

    Volk steht dabei größtenteils hinter Kohlhaas, der sich gegen die verhaßten Regenten auflehnt, gleichzeitig aber auch Verurteilung der Art und Weise, wie K. sein Recht durchsetzen will;

    Situation eskaliert zu einem Kleinkrieg zwischen K.s „Armee“ und Regierungstruppen (Kohlhaas gewinnt dabei verschiedene Schlachten gegen sächsische Verbände, verliert aber seinen treuen Knecht im Kampf)

    Luther verurteilt das Handeln K.s – beide treffen sich zu einer Unterredung und vereinbaren einen Handel: Verfahren gegen Kunz und Hinz wird neu eröffnet und als Gegenleistung soll Kohlhaas sich einem fairen Prozeß stellen (wird aber gegen alle Absprache verhaftet)

    Brandenburgischer Landesherr bietet K. seine Hilfe an und stellt sich gegen eine Verhandlung in Sachsen (durch diese Forderung widerum Eskalation – fast Kriegsausbruch, da Polen sich zu der Zeit gegen Sachsen erheben will und in Brandenburg einen möglichen Verbündeten sieht)

    Überführung von Kohlhaas nach Brandenburg – bekommt von einer Wahrsagerin bei einer Pause einen Anhänger, in dem sich ein Zettel befindet, auf dem der Name des letzten sächsischen Regenten niedergeschrieben steht und somit den Zeitpunkt des Endes des sächsischen Herrschaftshauses bezeichnet – sächsischer Landesfürst will diesen Zettel natürlich besitzen, um in Erfahrung zu bringen, ob die Herrschaft in Sachsen mit ihm ihr Ende findet

    Kohlhaas wird aufgrund seines Rachefeldzuges und der Brandschatzerei zum Tode verurteilt

    Vor der Hinrichtung öffnet K. den Anhänger, in dessen Besitz er immer noch ist und liest still den Namen des letzten sächsischen Herrschers vor den Augen des Sachsenfürstes, der der Hinrichtung beiwohnen will (Fürst von Sachsen hat die Vereinbarung mit K. gebrochen – das ist K. letzte Rache an ihm)

    K. wird bewusst, dass die alte Wahrsagerein seine geliebte Frau gewesen ist, die ihm (als Geist) einen letzten Dienst erweisen wollte

    K. verschluckt den Zettel, ohne den Namen preiszugeben und wird geköpft

    K.s Kinder werden später geadelt, bekommen ihren Besitz zurück und sächsischer Fürst kehrt als gebrochener Mann nach Sachsen zurück

  • Der Gute Mensch von Sezuan Inhaltsangabe / Zusammenfassung

    Der Gute Mensch von Sezuan Inhaltsangabe / Zusammenfassung

    Der deutsche Dichter und Dramaturg Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Von 1933 bis 1947 lebte er unter anderem in Dänemark und in den USA im Exil, ab 1948 in Ostberlin, wo er mit seiner Frau Helene Weigel das Berliner Ensemble gründete.

    Brecht schrieb hauptsächlich gesellschaftskritische Gedichte, Songs, Lehrstücke und sozialistisch-realistische Dramen, außerdem entwickelte er das Programm des epischen Theaters, das vor allem durch den Effekt der Verfremdung zur Stellungnahme zwingt.

    Brecht verstarb am 14. August 1956 im Alter von 58 Jahren in Berlin.

    Das Drama „Der gute Mensch von Sezuan“, eine Parabel, spielt in der Hauptstadt der Provinz Sezuan auf einer Zeitebene und zeigt am Einzelschicksal der Protagonistin das allgemeine Gesetz dieser Welt auf, daß es unmöglich ist, „gut zu sein und doch zu leben“. Es wurde 1943 uraufgeführt und gilt auch als Brechts geschlossenstes Stück.

    Eines Abends begegnet der obdachlose Wasserverkäufer Wang auf der Straße drei Göttern, die auf der Suche nach den guten Menschen sind, denn „seit 2000 Jahren gehe dieses Geschrei, es gehe nicht weiter mit der Welt, so wie sie ist. Niemand könne gut bleiben.“

    Wang sucht erfolglos nach einem Nachtquartier für die Götter, weil sogar die Ärmsten Gleichgültigkeit und Selbstsucht gegenüber den anderen zeigen, und seien es „die Erleuchteten“ selbst. Erst die Prostituierte Shen Te verzichtet auf ihren nächsten Kunden, obwohl dieser das unentbehrliche Mietgeld eingebracht hätte, und nimmt die Götter bei sich auf. Als diese sie am nächsten Morgen auffordern, auch weiterhin gütig zu bleiben, verweist Shen Te auf ihre finanzielle Notlage und erhält von den Göttern einen Geldbetrag, von dem sie sich einen kleinen Tabakladen kaufen kann. Bald kommen um Hilfe Flehende zu ihr, die Shen Te bei sich aufnimmt und versorgt, sie selbst aber steht dadurch beinahe wieder vor dem Ruin. In ihrer Not erfindet sie die Rolle des hartherzigen und geschäftstüchtigen Vetters Shui Ta, als der sie den Schmarotzern gegenüber auftritt und ihre geschäftlichen Interessen skrupellos durchsetzt.

    Durch ihre Liebe zu dem stellungslosen Flieger Yang Sun gerät Shen Te erneut an den Rand ihrer Existenz, für ihn verkauft sie nämlich ihren Laden, damit Sun durch Bestechung eine Stelle in Peking antreten kann. Sie merkt nicht, daß sie für ihn nur Mittel zum Zweck ist – er verläßt die von ihm Schwangere.

    Shen Te muß erneut ihr verhaßtes Gegen-Ich, den Vetter Shui Ta, zu Hilfe rufen. Dieser gründet in verfallenen Baracken eine Tabakfabrik und zwingt all diejenigen, denen Shen Te so behilflich war, gegen Hungerlöhne für ihn zu arbeiten. Mit Shui Ta blüht das Geschäft auf, doch wegen Shen Tes „Verschwinden“ wird er verdächtigt, seine Cousine ermordet zu haben. Er wird vor Gericht geführt, dessen Vorsitzende die drei Götter sind, die Shen Te einst bei sich aufgenommen hat. Nur ihnen gibt der Angeklagte in seiner Verzweiflung sein wahres Ich preis, doch die Götter geben Shen Te keine Lösung für ihr Problem, sie raten ihr, einfach gut zu sein.

    Der Schluß des Stückes bleibt offen, nur ein Spieler wendet sich mit einem Epilog an das Publikum und weist es an, selbst eine Lösung für den guten Menschen von Sezuan, Shen Te, zu finden.

    Mir persönlich gefällt „Der gute Mensch von Sezuan“ gut, weil es nach mehr als einem halben Jahrhundert seit seiner Entstehung noch immer ein aktuelles Thema behandelt. Ich denke, Brecht wollte damit aufzeigen, daß es zum Teil auch unser aller Egoismus ist, der die Weltbevölkerung in Klassen einteilt, Menschen ins Unglück treibt, und daß es doch nicht schwer ist, neben dem eigenen Vorteil auch ein bißchen an den der Mitmenschen zu denken.

  • Irrungen, Wirrungen Inhaltsangabe / Zusammenfassung

    Irrungen, Wirrungen Inhaltsangabe / Zusammenfassung

    Fontane beschreibt die Irrungen / Wirrungen einer Gesellschaft, die sich vom Gebot der Menschlichkeit entfernte und an dem das Liebesverhältnis eines Adligen und einer kleinen Plätterin scheitern muß. Allein in deren Gerdächtnis dauert die Herzensbindung an. Die Handlung spielt in Berlin Ende des 19. Jahrhunderts (Ende der 70er Jahre). Es wird dabei die Liebesbeziehung zwischen Lene Nimptsch und dem Baron Botho von Rienäcker geschildert, von deren geheimgehaltenem Verhältnis lediglich die Mutter Lenes und deren beste Freundin und Nachbarin, die geschwätzige Frau Dörr, wissen. Das Paar hat sich auf einer Segelpartie kennengelernt, als das Boot, auf dem sich Lene befand, zu kentern drohte und sie und ihre Begleitung durch Botho und seinen Freund „gerettet“ wurden. Nach dem anschließenden Spaziergang nach Hause bat Botho, Lene wiedertreffen zu dürfen. Das Liebespaar trifft sich nun mehrmals wöchentlich heimlich in der Wohnung von Lene und deren Mutter, unternimmt einige Ausflüge durch die Gärten in der Nähe der Nimptsch'en Hütte und später einen Ausflug in eine abgelegene Pension, wo beide ein Wochenende zu zweit verbringen; allerdings werden beide am Sonntag von den Freunden Bothos überrascht, die ebenfalls mit Bekannten einen Tag in der Natur verbringen wollen. Somit findet die Zweisamkeit ein jähes Ende.

    Durch Bothos verschwenderischen Lebenswandel und den seiner Mutter befindet sich die Familie in finanziellen Engpässen, die Botho (Premierleutnant im kaiserlichen Regiment) durch eine Hochzeit mit der wohlhabenden Käthe von Sellenthin ausgleichen soll. Die Erwartungen der Gesellschaft erklärt Bothos Onkel Kurt Anton diesem bei einem Essen (sowohl im Hinblick auf weitere finanzielle Verluste, da sich der Onkel nicht zur Unterstützung bereit erklärt, als auch durch die Anforderungen der Gesellschaft). Nicht zuletzt durch das Drängen seiner Mutter erklärt sich Botho nach kurzem Zögern (und einem Ausflug mit dem Pferd in die Natur) zur Hochzeit bereit, die bereits seine Eltern nach seiner Geburt mit der Familie von Sellenthin verabredeten. Er teilt Lene das Ende der Beziehung brieflich mit, die darauf bereit vorbereitet war, da sie die ständischen Anforderungen richtig einschätzte und eine dauerhafte Bindung an Botho nicht erwartete. Es kommt zu einem letzten kurzen Treffen zwischen beiden im Hause der Nimptschs.

    Nach der Hochzeit zieht sich Lene völlig zurück, sie trifft Botho noch einmal mit seiner Frau auf der Straße, gibt sich allerdings nicht zu erkennen; daraufhin zieht sie mit ihrer Mutter in einen anderen Bezirk, da sich herausstellte, daß Botho nur unweit von ihrem alten Haus eine Wohnung bezogen hat. Botho findet keine richtige Erfüllung in der Beziehung zu Käthe, da diese ihm zu oberflächlich und kindisch erscheint. Käthe unternimmt im Jahre ´78 eine mehrwöchige Kur. Kurze Zeit nach dem Umzug stirbt Lenes Mutter. Botho erfährt drei Wochen später davon und erfüllt sein Versprechen gegenüber der alten Frau, indem er ihr auf deren Grab einen Kranz legt.

    Lenes neuer Nachbar Gideon Franke macht ihr einen Heiratsantrag, woraufhin Lene ihm die Affäre mit Botho gesteht. Gideon stellt daraufhin Botho zur Rede, um etwas über Lene zu erfahren. Dieser bestätigt die Version Lenes und gratuliert Gideon zu dieser Frau. Somit heiraten die beiden, Botho erfährt durch eine Zeitungsanzeige, die seine Frau Käthe liest, von der erfolgten Hochzeit. Botho und Lene sahen sich nach der Trennung vor Bothos Hochzeit nicht wieder, bis auf ein Treffen, bei dem Lene sich nicht zu erkennen gab.

  • Die Steinklopfer Inhaltsangabe / Zusammenfassung

    Die Steinklopfer Inhaltsangabe / Zusammenfassung

    Die Novelle „Die Steinklopfer“ wurde von Ferdinand von Saar in der Mitte des 19. Jahrhunderts verfasst. In der Novelle behandelt Saar die Thematik der Arbeitsverhältnisse und sozialen Missstände der damaligen Gesellschaft. In diesem Buch dreht sich alles um die zwei Hauptpersonen Georg Huber und Terkschka und deren Erlebnisse.

    Georg Huber wurde wegen bösen Fiebers aus dem Militär entlassen und sucht nun Arbeit. Durch Glück bekommt er diese beim Bau der Semmeringbahn. Er wird sofort zur Hütte Nummer 7 am Semmering hinaufgeschickt. Da der Aufseher noch nicht da ist, macht er zuerst Bekanntschaft mit Terkschka. Terkschka, die Stieftochter des Aufsehers, ist gerade mit dem Nähen einer Jacke beschäftigt, welche bis zum Abend fertig sein muss. Sie erzählt ihm, dass der Aufseher nach Schottwien gegangen ist um im Wirtshaus ausgelassen zu feiern. Während die Sonne schon fast untergeht kommt er vom Feiern zurück und trifft auf Georg. Da seine Stieftochter noch nicht mit dem Nähe der Jacke fertig ist, muss sie die ganze Nacht dafür durcharbeiten, befahl der Aufseher. Dann wendet er sich Georg zu. Nur widerwillig akzeptiert er ihn als Arbeiter, als Georg ihm den Zettel zeigt. Terkschka zeigt ihm seinen Schlafplatz und so endet der erste Tag für Georg. Am nächsten Morgen zeigt sie ihm seine Arbeitsstelle und sie beginnen gemeinsam zu arbeiten. Georg erzählt ihr seine Geschichten vom Militär. Er ist wegen des Fiebers noch total erschöpft und Terkschka gibt ihm etwas Brot zu essen. Sie rät ihm, zuerst noch kein Fleisch zu essen und sehr sparsam mit dem Geld umzugehen. Sie sagt ihm, dass ihr Stiefvater nur billiges Fleisch in der Stadt kauft und sehr viel dafür verlangt, wodurch schon fast alle Schulden bei ihm haben. Sie leiht ihm etwas Geld und er verspricht ihr es wiederzugeben. Sie sagt ihm, dass der Aufseher ihr Geld einbehält und sie nichts dagegen tun kann. Georg ist zuerst kein Fleisch und kommt so mit der Zeit wieder zu Kräften. Der Aufseher missbilligt die Beziehung zwischen Terkschka und Georg und verbietet ihnen weiter gemeinsam zu arbeiten. Georg wird nun an eine andere Stelle versetzt um Steine zu klopfen. Eines Tages verabreden sich die beiden heimlich um am Sonntag in Schottwien in die Kirche zu gehen. Dieser Sonntag ist der schönste Tag im Leben von Georg und Terkschka. Sie kommen erst spät abends nachhause und hoffen, dass der Aufseher nichts bemerkt hat. Nun treffen sie sich wieder heimlich während der Arbeit, aber eines Tages bemerkt dies der Aufseher und entlässt Georg. Der Aufseher ist wütend, als Georg und Terkschka in die Hütte kommen und ihm mitteilen, dass er und Terkschka ihn verlassen. Er wirft Terkschka in einen kleinen Keller. Als Georg fordert Terkschka wieder frei zu lassen stürzt sich der Aufseher mit einem Messer auf ihn. Georg ist schneller und tötet den Aufseher mit einem Hammer. Terkschka ist frei und Georg stellt sich der Polizei. Er wird verhaftet und kommt ins Gefängnis. Als nach 4 Monaten Georg noch immer eingesperrt ist und es noch nicht zu einer Verhandlung kam, wendet sie sich an den Auditor. Weitere Monate vergingen und nichts geschah. Nun wendet sich Terkschka

    an den Oberst und schüttet dort ihr Herz aus. Dieser verspricht ihr, dass die Sache schnell erledigt wird und beordert den Auditor zu sich. Wenige Stunden später bekommt Terkschka ihren Georg zurück. Der Oberst veranlasst, dass sie ein kleines Bahnwärterhaus und ein winziges Feld bekommen. Terkschka und Georg finden dort ihr Glück.

  • Sturm und Drang – Literatur Epoche

    Sturm und Drang

    Referat – Sturm und Drang

    1. Von der Zeit der Aufklärung zur Zeit des Sturm und Dranges (1770-1789)

    1.1. Der Geist der Aufklärung – eine kurze Wiederholung

    -beherrsch. Geistesbewegung d. frühen 18. Jhd., geht auf ältere Wurzeln
    bis in Renaissance zurück, hat Bedeutung bis heute nicht verloren

    – Zitat: "…Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen…. "

    – daraus erkennbare Grundidee: Kraft der Vernunft u. d. gesunden
    Menschenverstandes, d.h., die Fähigkeit, Sachverhalte im Zusammenhang und
    durch Erfahrungswerte zu erkennen, wird Maß aller Dinge; alles nicht
    Faßbare, Irrationale verpönt

    (stellt Vernunft über Glauben – für alles eine rationale und wissensch.
    Erklärung möglich.

    -fordert auf zu:

    (1) Menschlichkeit u. Brüderlichkeit zw. allen Menschen

    (2) Freiheit des Geistes und Denkens

    (3) Streben nach Glück durch tugendhaftes Leben

    (4) gg. Ständewirtschaft, für Wohlstand aller Menschen, äußert Kritik am
    Feudalismus, Literatur u. Philosophie d. Feudalismus

    (greift Kirche an, beansprucht ihre Macht; bisher Kirche- Vorgabe des
    Glaubens u. Denkens, Formung des Weltbildes – keine eigene Meinung der
    normalen Bürger – alles vorgegeben

    1.2 Einige wichtige Vertreter und ihr Beitrag

    – in Frankreich u.a. François Voltaire (radikal)

    – in Deutschland z.B. Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)

    1.2.1 Gotthold Ephraim Lessing:

    – Streit mit hamb. Pastor Goeze 1777

    – Verbot des Schriftverkehrs durch Herzog 1778

    (einzig "legale" Möglichkeit – Theater – zur Antwort ("Nathan der Weise")

    1.2.1.1. "Nathan der Weise"

    – Religionskonflikt zw. Judentum (Nathan), Christentum (Tempelherr) u.
    Islam (Saladin)

    Frage: Welche Religion ist die absolut richtige?

    -dadurch, dass sich Verwandschaftsverhältnisse unter den Leuten
    herausstellen, wird eine bewußte Verstrickung erzeugt

    = Widerspruch zur Kirche, die einzig richtige Religion zu vermitteln

    (Frage der Religion nicht eindeutig klärbar

    wichtig (!): Ergebnis, Hilfefunktion für Anhänger in Situationen des
    Lebens

    – dabei Nathan – Idealfigur: -weise, vernünftig, tolerant

    1.3. Erfolge, Wirkung, Folgen der Aufklärung

    – Erfolge der Technik u. Naturwissenschaften durch methodische Denkweise

    – ration. Lebensstil – wirtschaftlicher Erfolg = Aufstieg des Bürgertums

    – pol. Folgen: Menschen-/ Bürgerrechte (z.B. Leben, Freiheit, Eigentum)

    Gewaltenteilung (Legislative, Judikative, Exekutive) – erstmals gefordert
    während Frz. Revolution 1789

    2. Die Grundanliegen des Sturm und Dranges

    2.1. Soziale Tendenzen u. ihre Folgen

    – Bauernkriege, 30jähr. Krieg, Stärkung der Kirche (gehemmte Entwicklung
    d. Frühkapitalismus;

    – kleinstaatlicher Absolutismus (Verhinderung eines gesamtnationalen
    Marktes (hätte Entwicklung der Prod.- Formen gefördert); u.a. durch
    Wegezölle,…

    deshalb 1750 – einzelne Gebiete D.'s mit unterschiedlich stark
    entwickelter ökonom. Struktur u. untersch. Prod.- Methoden

    – Fehlen eines organisierenden, politischen Zentrums (weder Berlin nach
    Dresden noch…) zur Steuerung der Wirtschaft

    – nur vereinzelt Ausbruch des Handwerks aus Zunftordnung

    – industr. Produktion – Beruhen auf zurückgebliebenem Verlagssystem und
    fehlender Arbeitsteilung

    (Fakten = Erklärung für uneinheitliche Struktur u. relat. Schwäche d.
    dtsch. Bürgertums

    2.2. Zeichen der Zurückständigkeit Deutschlands:

    – z.B. 4/5 d. Bevölkerung – Leben von einer Landwirtschaft mit völlig
    veralteten Prod.- Methoden, gering steig. Produktivität

    2.3. Schwache Belebung der Wirtschaft ab ca. 1770

    – Vergrößerung von Manufakturen

    – Entstehen neuer Unternehmen

    – Ausbau und Verbesserung des Verlagssystems

    (alte feud. Prod.- Methoden = Hemmnisse der Entwicklung

    2.4. Höhepunkt der Fäulniskrise des Feudalabsolutismus:

    – Landwirtschaft- keine Deckung des Nahrungsmittelbedarfs wg. rückständ.
    Prod.- Methoden (Lebensmittelknappheit, Teuerung; Mißernten + Kriege
    (Hungersnöte + Ausnutzung d. Verhältnisse durch Getreidespekulanten

    – insgesamt Widersprüche in feud. Produktionsverhältnissen wurden
    deutlicher denn je (Suche nach Auswegen

    2.5. Ansätze zur Lösung der Probleme u. ihre Wirkung

    – Propagierung neuer Prod.- Methoden wie in England u. Frankreich =
    Angriff auf feudalabsolutistische Ordnung

    – in Publikationen – Lautwerden von Forderungen nach "denkendem Bauern":
    praktisch und theoretisch geschulter Produzent, interessiert an
    Verbesserung des Anbaus (nur durch mittelalterlichen Pächter oder ökonom.
    starken, freien Bauern möglich

    jedoch:

    – Entwicklung derergleichen gehemmt durch vielfache Form der Abhängigkeit
    der Bauern,z.B.:

    – Erbuntertänigkeit, Frohndienste

    trotzdem:

    – Tatsache der Diskutierung neuer Möglichkeiten in der Landwirtschaft,
    Propagierung modernerer Arbeitsweisen = gleichbedeutend mit antifeudalen
    Angriffen u. Meinungsstreit:

    – dabei Bauer als wichtigster Produzent im Mittelpunkt des Interesses

    – nicht mehr Abwertung als arme, bedauerliche Kreatur, sondern Anerkennung
    als Mensch mit ungenutzten Fähigkeite und Möglichkeiten – wirtschaftlich
    und kulturell

    (aus dieser Einschätzung steigende Verbundenheit d. bürgerlichen
    Intelligenz mit bäuerlichen Kräften erkennbar

    – diese Veränderungen von Bauern und Bürgertum nicht erwartet

    – bürgerliche Intelligenz – Hoffnug, Adel für Revolution von oben
    gewinnbar, zumal Anzeichen v. adl. Interesse dafür gelegendlich erkennbar,
    weil Steigerung Agrarprod. nötig u. in eigenem Interesse

    2.6. Beispiele für fortschrittliche Adelskreise:

    – Fürstenhofe Sachsen- Weimar, Schaumburg- Lippe, Anhalt- Dessau

    – sollten nach Vorstellungen v. Vertretern der bürgerlichen Intelligenz
    Bürgertum neue Möglichkeiten eröffnen,

    -z.B. Verteilung d. Bodens u. Kammergüter an Pächter

    allerdings:

    – Grenzen d. adlig. Reformbereitschaft bald erreicht – Vorschläge gingen
    ihnen zu weit, sahen Macht u. Stellung in Gefahr

    (ökonom. Aufschwung nur Episode – ohne grundlegenden Einfluß auf wirtsch.
    Weiterentwicklung

    2.7. Veränderungen auf dem Gebiet der Literatur

    Hinweiß,

    -… dass literarisch und philosophische Weiterentwicklung vorherigen
    ökonom. Aufschwung bedingt – "Wirtschaft ist Unterbau, Literatur ist
    Draufbau"

    Karl Marx:

    – "unegales Verhältnis der materiellen Produktion… zur künstlerischen
    (Leistung u. Entwicklung) " trifft auf D. nach 1760 zu;

    = vorübergehende Entwicklung kapital. Elemente bewirkt Steigerung der
    künstl. Qualität

    (besonders im Bereich d. Literatur, die gewissen Abstand zur feud.
    Gesellschaft erkämpft hatte, sichtbar

    2.8. Der Begriff Sturm und Drang – seine Anliegen

    J.W. Goethe:

    – Sturm und Drang = "liter. Revolution"

    – "Literatur d. aufstrebenden Bürgertums", gg. verfallenen
    Feudalabsolutismus kämpfend

    – alle Leistungen – Überwindung der verrotteten Zustände + Schaffung einer
    bürgerlichen Nation

    -Sturm u. Drang:

    – Begriff nach Drama von Friedrich Maximilian Klinger (1752- 1831)

    – Weiterführung wesentlicher Inhalte der Aufklärung

    aber qualit. Verbesserungen…

    2.9. Änderung…

    – d. gesellsch. Stellung d. Schriftstellers – Lösung vom Mäzenat,d.h., von
    der Gönnerschaft – konsequent; selbständige, frei fühlende Persönlichkeit

    -… der Bedingungen – durch stärkeren Buchdruck Erweiterung d. bürgerl.
    Lesekreises

    -… des Verhältnisses zum Publikum, der Rolle der Literatur in der
    Gesellschaft, in der Verwendung best. Formen u. Gestaltungsmittel

    – starke Verehrung der Natur durch Dichter – "Empfinden der lebendigen
    Einheit der Welt" (Goethe);

    Goethe – Studien der Osteologie (Knochenlehre) – Entdeckung des
    Zwischenkieferknochens – erhält Beweiß, dass Mensch und Tier gleichermaßen
    den Gesetzen der Natur unterworfen sind

    (Streben nach Wirklichkeit, Echtheit, Unverfälschtheit – Interesse d.
    unteren Volksschichten

    2.9.1. Auswirkungen dieser Veränderungen:

    – Streben der Stürmer und Dränger nach Bündnis mit bäuerlich- plebejischen
    (= polit. freien, aber nicht vollberechtigten) Schichten im Gegensatz zur
    Aufklärung mit vorsichtiger Haltung u. vorwiegend theor. Bund zw. Dichter
    und Volk

    (Bestrebungen erkennbar durch:

    – bewußte Gegenüberstellung der "Welt der Hütten" u. der "Welt der
    Schlösser"

    (genaue Darstellung d. sozial. Unterdrückungen

    (scharfe Verurteilung d. feud. Welt in ihrer antination. Rolle

    – Bürger – Recht auf natürl. Empfinden u. vernunftgem. Denken

    – Schaffung eines positivbürgerlichen Helden, der aktiv ist, sich nicht
    versteckt, selbstbewußt ist, seinem Unmut Luft macht, sich gg. Einengung
    wehrt;

    Friedrich Engels gibt in Brief an Conrad Schmidt am 27.10.1890 meist Held
    aus kleinbürgerlichen oder plebejischen Schichten

    3. Beispiel eines positivbürgerlichen Helden

    Gottfried August Bürger (1747-1794):

    Der Bauer

    An seinen durchlauchtigen Tyrannen

    Wer bist du, Fürst, dass ohne Scheu

    Zerrollen mich dein Wagenrad,

    Zerschlagen darf dein Roß?

    Wer bist du, Fürst, dass in mein Fleisch

    Dein Freund, dein Jagdhund, ungebleut

    Darf Klau' und Rachen haun?

    Wer bist du, dass, durch Saat und Forst,

    Das Hurra deiner Jagd mich treibt,

    Entatmet, wie das Wild? –

    Die Saat, so deine Jagd zertritt,

    Was Roß und Hund, und du verschlingst,

    Das Brot, du Fürst, ist mein.

    Du Fürst hast nicht, bei Egg' und Pflug,

    Hast nicht den Erntetag durchschwitzt.

    Mein, mein ist Fleiß und Brot! –

    Ha! du wärst Obrigkeit vor Gott?

    Gott spendet Segen aus; du raubst!

    Du nicht von Gott, Tyrann!

    (1773)

    3.1. Inhalt und Bedeuteung des Werkes

    – Form des Rollengedichtes (Schaffung einer Figur, die Aussagefunktion
    übernimmt; F. spricht für eine ganze Gruppe von Leuten, hier in Form eines
    fiktiven Briefes

    Bsp.: "Der Bauer…" – nicht "Ein Bauer…" in Überschrift

    – Formulierung "An seinen durchlauchtigen Tyrannen" = Verhöhnung

    – gegensätzlich: "durchlauchtigen" ( ("Tyrannen" – hebt "durchlauchtigen"
    auf

    – "DU"- Anrede (Str. 1-3) – starke Beleidigung des Fürsten

    -Briefform an sich- satirisch, Bauer d. 18. Jhd. kann nicht lesen (nach
    Gerhard Kaiser; Gesch. d. dtsch. Lyrik 2, S. 411)

    – holprige Formulierungen – Zeichen für sprachl. Unvermögen

    (Streben des Sturm und Dranges, Stilcharakter dem Gedicht- Subjekt
    anzupassen = mehr Natürlichkeit

    – derbe Wortwahl ("ungebleut, haun, verschlingst"), Gewaltverben
    ("zerrollen, zerschlagen!), Verstöße gg. einfache Formen der Grammatik
    (z.B. Verben in Vers 11 u. 15 verlangen Plural) – Zeichen bäuerliche
    Unbeholfenheit

    – Verwendung dreizeiliger Strophen – problem. Form, "die leicht
    unvollständig, oder unsymmetrisch klingt" (Kaiser, 1958, S. 42); reimlos –
    Absicht der Schaffung eines unkunstvollen Werkes, das der Situation
    entspricht

    – Dreiteilung des gesamten Gedichtes – Steigerung der Aussage:

    Str. 1-3

    – Form der rhetorischen Frage + identischer Strophenbeginn – rücken
    sinngemäß zu einer Einheit zusammen

    – Ausdruck von Wut u. Empörung durch "Wer bist du", aber auch Verachtung,
    weil abfällige Antwort hintergründig schon mitschwingt

    – drastische Ausdrücke (Roß und Wagen, Hund und Jagd) – Erscheinung des
    Bauern als Gejagter; muß ständig aufpassen, nicht den unwillkürlichen
    Mißhandlungen der Fürsten (ohne Strafe) zum Opfer zu fallen, denn:

    Bauer in wehr- u. rechtslosem Zustand (ohne Erlaubnis keine Ehe,
    Handwerkslehre, Verlassen des Landes) ( (Bauer – Besitzer Ländereien,
    Leibeigener, Gerichtsherr (wahllos: Recht auf Kauf/ Verkauf von Menschen,
    Entscheidung über Leben und Tod)

    3. Str.

    – Jagdrecht der Fürsten – Bauer = Treiber zum Spaß des Hofes (Parforcejagd
    = Jagd auf einen markierten Verfolgten, verbotene Hetzjagd zu Pferd mit
    Hundemeute auf lebendes Wild);

    Bauer – Vergleich mit Wild

    2. Teil

    – Änderung der Sprachgestaltung von klagender, rhetorischer Frage zur
    selbstbewußten Anklage

    – Bauer setzt Fürst mit jagenden Tieren gleich; Fürst ist niedrigstes
    ("Roß und Hund und du")

    – Bauer – Klarstellung von Besitzansprüchen ("Die Saat […] das Brot
    […] ist mein") – Bezichtigung des Fürsten als Dieb;

    begründet Anspruch auf Brot damit, dass es sein Produkt ist

    (will sagen: "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen."

    Schlußstr.- vernichtendes Gesamturteil:

    – Attacke Bauer gg. Anspruch d. Fürsten auf Titel "In Gottes Gnaden"
    (vollkommen autonomer Herrscher, keiner staatl. Instanz Rechenschaft
    schuldig, Vertretung Gotten auf Erden (Verlangen bedingungslosen Gehorsams
    seiner Untertanen, andererseits Verpflichtung für Sorge um ihr
    Wohlergehen) – Bestreitung diese Anspruchs = Zuspitzung der Anklage

    4. Tendenzen innerhalb der Literatur gegenüber der Aufklärung

    – gegenüber früher Aufklärung – starke Zunahme des Anteils der schönen
    Literatur an Veröffentlichungen;

    früher – Dominanz von theologischen Schriften, relionsphilosophischen und
    erzieherischen Betrachtungen (mehr schöne Literatur

    4.1. Änderungen innerhalb der schönen Literatur:

    – früher mehr Moraldidaktik – Fabel, Kalendergeschichten als geeignete
    Form (weniger Drama und Roman) (jetzt Roman u. Dramen mit durchgestalteten
    Handlungen u. Vertiefung des histor. Konflikts = "Handlungsdrama" mit
    individualisiertem, bürgerlichen Helden, einem "Selbsthelfer" als
    Zentralfigur;

    Drama – gute Gestaltungsmöglichkeiten d. gesellschaftl. Widersprüche D.'s
    und große Publikumswirksamkeit

    – später Aufnahme von volksliedhaften Elementen

    – Verarbeitung gesellsch. Erfahrungen und Themen (Erreichen einer bis
    dahin im 18.Jhd. noch nicht dagewesenen Volksverbundenheit und
    Volkstümlichkeit

    4.2. Besondere Vertreter und das Ende des Sturm und Dranges:

    in frühen Werken Goethe's u. Schiller's – besondere Deutlichkeit dieser
    Grundzüge:

    – Schiller – Dramen mit sonst nie erreichter prinzipieller polit. Kritik
    u. gestalteter Geschicklichkeit

    – Goethe – besonders herausscheinendes ästhetisches und philosophisches
    Urteil

    – besondere Darstellung des Selbsthelfermotives und das hohe Maß an
    Anklage – Beleg für Volksverbundenheit und Stellung von Goethe und
    Schiller als Nationalautoren

    – gleichzeitig – durch Verwendung des Selbsthelferthemas (z.B. Götz von
    Berlichingen, auch Karl Moor) Darstellung des Dilemmas des Sturm und
    Dranges – das Fehlen der Massenbasis

    (nur Bestehen des Sturm und Dranges als literarische Revolution, aber
    fehlende Umwälzung des Systems zu Gusten des Bürgertums und der Bauern

    weitere Vertreter:

    – Heinrich Leopold Wagner (1747- 1779): "Die Kindermörderin",

    (Drama, 1776)

    – Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792): "Der Hofmeister",

    (Drama, 1774)

    – Christian Friedrich Daniel Schubert: (Zeitschrift Deutsche Chronik,
    Gedicht "Die Fürstengruft" in Gefangenschaft des Herzogs Karl Eugen
    geschrieben)

    – meist dragisches Scheitern der Stürmer und Dränger am Leben, ebenso wie
    die "Idealmenschen" – stets im Kampf gg. die Gesellschaft unterlegen

    (Verblassung des leidenschaftlichen Radikalismus' des Sturm und Dranges
    gg. feudalabsolutistische Unterjochung, weil Dichter – Verlust des
    Glaubens an Sieg mit zunehmendem Alter und Abwendung vieler Dichter zu
    anderen Kunstrichtungen.

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  • Aufklärung Literatur Epoche

    Kapitel 1 : Literatur vor dem 18. Jahrhundert

    1: Literatur vor dem 18. Jahrhundert

    In der Zeit vor dem großen Epochenumbruch im 18. Jahrhundert war die Gesellschaft noch sehr stark ständisch gegliedert und wurde in ihrem Denken und Schaffen größtenteils von der Kirche beeinflusst.
    Literatur kam in dieser Zeit nur in zwei verschiedenen Formen vor, denn die Autoren und Poeten arbeiteten entweder für die Kirche oder wurden von Fürsten für die Unterhaltung der Hofgesellschaft entlohnt.
    Wegen dieser Ausrichtung auf die Kirche und den Adel gab es nur sehr wenig Literatur, die sich an das Bürgertum richtete, außerdem entstand Volksferne, Realitätsverlust, Künstlichkeit und Motivarmut der Literatur, dadurch verursacht, dass sich die Autoren an vorgegebenen Strukturen, Regeln und Normen orientierten.

    Kapitel 2 : Die Epoche der Aufklärung

    2.1 : Definition der Aufklärung

    Die Epoche der Aufklärung vom 18. Jahrhundert bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts, gilt als großer Epochenumbruch in West- und Mitteleuropa. Entscheidend für den Entwicklungsschritt hin zu unserer heutigen Gesellschaftsstruktur, der in dieser Zeit stattfand, waren die Forderungen der bürgerlichen Gesellschaft nach Chancengleichheit, Freiheit im Denken sowie wirtschaftlichen Handeln, was die bisherige, von der Kirche beeinflusst und geleitete, ständisch-gegliederte Gesellschaft ablöste.
    Ein zentrales Ereignis dieser Epoche war die Französische Revolution, mit der das französische Bürgertum einen größeren politischen Einfluss forderte und durchsetzte, was in Deutschland unter vielen bürgerlichen Intellektuellen große Zustimmung fand. Zu einer bürgerlich-demokratischen Umwälzung des politischen Systems kam es jedoch durch die Schwache Position des Bürgertums nicht, und so beschränkte sich die Revolution in Deutschland vor allem auf die Philosophie und Literatur.
    Der Epoche der Aufklärung liegt neben dem politischen Umsturz besonders das Durchsetzen der bürgerlichen Welt- und Gesellschaftsvorstellungen zugrunde, die den Idealen des Adels entgegengesetzt wurden und nach der nicht die Herkunft den Wert eines Menschen ausmacht, sondern die Entwicklung seiner intellektuellen, psychischen und physischen Fähigkeiten. Diese Entwicklung eines modernen Ich-Bewusstseins ist der Kern der gesamten Epoche der Aufklärung.

    2.2 : Der Empirismus

    Das Wort Empirismus ist aus dem lateinischen Wort experientia („Die Erfahrung“) abzuleiten. Der Empirismus hat seinen Ursprung in England. Sein Begründer John Locke verwarf die bisherige Vorstellung von angeborenen Ideen und führte die Erfahrung und sinnliche Wahrnehmung als einzige Mittel zum Erlangen von Erkenntnis an. Der Empirismus ist also eine erkenntnistheoretische Richtung, die alle Erkenntnis aus Sinneserfahrungen ableitet und damit im genauen Gegensatz zum Realismus steht.

    2.3 : Der Rationalismus

    Der Rationalismus bildet die Gegenströmung zum Empirismus und propagiert als Mittel zur Erkenntnisgewinnung anstatt der sinnlichen Wahrnehmung die Vernunft. Der Schwerpunkt des Rationalismus liegt also in der logischen Schlussfolgerung und nicht in der Schlussfolgerung aufgrund von sinnlichen Wahrnehmungen oder Erfahrungen.
    Als Begründer des Rationalismus gilt John Descartes.

    2.4 : Erziehung, Religion, Naturrecht

    2.4.1 : Erziehung
    Man führte die Schulpflicht ein, da die Aufklärer der Überzeugung waren, dass der Fortschritt der Menschheit auf der Erziehung / Bildung jedes Menschen beruht.
    Das bestehende Schulwesen wurde reformiert und das Auswendiglernen von Lehrsätzen durch das Verstehen dieser ersetzt. Der Unterricht sollte eine lebenspraktische Ausrichtung bekommen, damit die Erkenntnisse des Verstandes praktisch angewandt werden können.

    2.4.2 : Religion
    Auch auf religiöser Ebene hat die Aufklärung große Veränderungen hervorgerufen. Das Lehren von Dogmen (Lehrsätzen) wurde in beiden Kirchen abgeschafft und es wurde mehrfach versucht die Kirche zu reformieren.
    Die Aufklärer forderten eine Vernunftsreligion. Alle Glaubensinhalte sollten mit logischem Denken in Einklang gebracht werden.
    Es wurde ebenfalls versucht die Vormundschaft der Kirche zu brechen und jeder sollte sich frei religiös betätigen dürfen.
    Diese Forderung nach Toleranz gegenüber allen Religionen und religiösen Gemeinschaften wurde so immer stärker.
    Den Maßstab für den Wert einer Religion lag für den Aufklärer in ihrer praktischer Wirkung, denn jede Religion hat nach ihrer Auffassung die Aufgabe den Menschen zu bessern.

    2.4.3 : Naturrecht
    Das Naturrecht besagt, dass alle Menschen von Geburt an gleich und frei sind. Das Recht auf Leben, Freiheit und Eigentum gebührt nach diesem Recht also jedem Einzelnen.
    Dieser an sich schon ältere Gedanke wurde während der Epoche der Aufklärung wieder aufgenommen.
    In der damaligen Zeit des Absolutismus und der Leibeigenschaft wurde es daher als ungeheuer revolutionär angesehen.
    2.5 : Literatur in der Epoche der Aufklärung

    Entscheidend für die Entwicklung der Literatur in der Epoche der Aufklärung war, dass sich die großen Handelsstädte neben den Höfen zu kulturellen Zentren entwickelten. Als Auftraggeber für literarische Werke traten nun anstatt der Fürsten Bürgerliche auf und so standen im Mittelpunkt der Literatur – ganz im Sinne der Aufklärung – immer öfters Menschen, die sich durch ihren Willen und ihre Vernunft zu „vollkommenen Wesen“ entwickelten. Ziel dieser Entwicklung war die Würdigung des bürgerlichen Lebens, sowie die Aufklärung des bürgerlichen Lesers.
    Literatur kam im 18. Jahrhundert besonders in Form von Lehrgedichten, Fabeln, bürgerlichen Dramen und aufklärerischen Romanen vor.

    2.5.1 : Die Dichtung in der Epoche der Aufklärung

    In der Dichtung vollzog sich während des 18.Jarhunderts ein Wandel, durch den das bürgerliche Leben sowie die Aufklärung des Bürgertums an die Stelle des Lobs der Fürsten und die Unterhaltung der höfischen Gesellschaft rückte. Trotz dieser Nähe zum Bürgertum fand die aufklärerische Dichtung zunächst allerdings nur eine kleine Leserschaft, da weite Bevölkerungsteile weder schreiben noch lesen konnten, was es für die erstmals freien Schriftsteller meist unmöglich machte, von den geringen Auflagen ihrer Werke zu leben, zumal über viele Werke eine strenge Zensur verhängt wurde (siehe 2.9).
    Dennoch setzte sich die Dichtung der Aufklärung schließlich durch.

    2.5.2 : Das Drama in der Epoche der Aufklärung

    Dem Drama kam in der Epoche der Aufklärung eine besondere Rolle zu, denn durch die Aufführung von Dramen im Theater oder durch Wandertruppen konnte man das größtenteils analphabetische Bürgertum gut erreichen. Man hoffte also, mithilfe des Dramas die Zuschauer und Leser besser „erziehen“ und verändern zu können als mit vielen anderen literarischen Gattungen, zudem kam ganz besonders im bürgerlichen Drama Kritik an der höfischen Gesellschaft zutage.

    2.5.3 : Der Roman in der Epoche der Aufklärung

    Wie das Drama erlebte auch der Roman gerade in Deutschland eine Blütezeit in der Aufklärung, denn erst die Aufklärer erkannten das Potenzial einer bisher als unbedeutend und verachtenswürdig geltenden literarischen Gattung. Wie in den anderen literarischen Gattungen wurde auch im Roman die Ausrichtung vom höfischen Leben auf das bürgerliche umgelenkt: Der adlige Held wurde durch einen bürgerlichen Protagonisten ersetzt. Dadurch entstand in der Aufklärung der „bürgerliche Roman“ als eine feste literarische Gattung, die auf die schwülstige Art des Erzählens, wie sie in den höfischen Romanen, die meist Übersetzungen ausländischer Werke waren, verzichtete. So waren bereits um 1770 alle anderen Romanformen vom bürgerlichen Roman verdrängt.

    2.5.4 : Die Fabel in der Epoche der Aufklärung

    Genauso wie auch Roman und Drama erlebte die Fabel in der Aufklärung einen Höhepunkt. Fabeln wurden zunächst vor allem für die Veranschaulichung von Ideen der Aufklärung und moralischen Lehren verwendet, ab 1750 stellten die Schriftsteller in Fabeln allerdings auch zunehmend die soziale Kritik an der Gesellschaft dar. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts konzentrierte sich diese Kritik auf die Lebensweise der feudalen Herrscher und die Fabel wurde immer mehr zur Satire des 18. Jahrhunderts.

    2.5.4.1 : Ein Beispiel zur Fabel in der Epoche der Aufklärung

    Der Tanzbär
    Gotthold Ephraim Lessing

    Ein Tanzbär war der Kett' entrissen,
    Kam wieder in den Wald zurück,
    Und tanzte seiner Schar ein Meisterstück
    Auf den gewohnten Hinterfüßen
    "Seht", schrie er "das ist Kunst; das lernt man in der Welt.
    Tut es mir nach, wenn's euch gefällt,
    Und wenn ihr könnt!" – "Geh", brummt ein alter Bär,
    "Dergleichen Kunst, sie sei so schwer,
    Sie sei so rar sie sei,
    Zeigt deinen niederen Geist und deine Sklaverei."

    Ein großer Hofmann sein,
    Ein Mann, dem Schmeichelei und List
    Statt Witz und Tugend ist;
    Der durch Kabalen steigt, des Fürsten Gunst erstiehlt,
    Mit Wort und Schwur als Komplimenten spielt,
    Ein solcher Mann, ein großer Hofmann sein,
    Schließt das Lob oder Tadel ein? 

    2.6 : Lesepublikum

    Zu Beginn des 18. Jahrhundert beschränkte sich die Lektüre derjenigen, die lesen und schreiben konnten (um 1770 waren es 15% der Gesamtbevölkerung, 1800 bereits 25%) zumeist auf die Bibel oder andere religiöse Schriften.
    Das Lesepublikum bestand aus akademisch gebildeten Menschen des dritten Standes, das waren besonders Theologen, Sprachgelehrte sowie Schulmänner.
    Trotz, oder gerade wegen der hohen Analphabeten-Rate dieser Zeit, zeigt die Gründung von Lesegesellschaften und Lesezirkeln, die zur Verbilligung von Lektüren, Büchern und Zeitschriften dienten, das große Bedürfnis des Lesepublikums an Lektüre und Diskussion.
    Ab 1800 gab es dann schließlich auch vermehrt Leihbibliotheken, in denen sich auch die Kleinbürger, die sich die Mitgliedschaft in einem Lesezirkel oder einer Lesegesellschaft nicht leisten konnten, Zugriff auf Bücher und Zeitschriften erhielten.

    2.7 : Theatergeschichte im 18. Jahrhundert

    Anfang des 18.Jahrhundert existierte das Theater in Deutschland fast nur in Wandertruppen, die von Markt zu Markt zogen und mit ihren Stücken das „gemeine Volk“ unterhielten, jedoch von der „guten Gesellschaft“ nicht besucht wurden.
    Die Schauspieler dieser Wandertruppen waren meist materiell verarmt und führten eine gesellschaftlich verachtete Existenz.
    Die Theaterkunst befand sich dramaturgisch auf einem Tiefpunkt: Es wurden hauptsächlich Stehgreifspiele aufgeführt, in denen nur der Szenenablauf festgelegt wurde und es gab in jedem Stück standardisierte Typen: Den Liebhaber, den Lüstling, die schlaue Tochter, den alten Vater und den Harlekin, der sich nicht in die Handlung einfügte, sondern sie durch spontane Handlungen unterbrach. Dieser Harlekin war damals die Hauptattraktion der Wandertruppen.
    Neben diesen Wandertruppen gab es nur noch das angesehene und privilegierte Staatstheater, das zur Unterhaltung der aristokratischen Hofgesellschaft diente und von fest engagierten italienischen und französischen Schauspielertruppen getragen wurde.
    In dieser Situation setzte der Leipziger Literaturprofessor Gottsched mit verschiedenen Reformen beim verachteten „Pöbeltheater“ an. Vorbild für Gottsched war dabei das klassizistisch-französische Theater. Nach diesen Reformen sollten die Volkstheater (also die Wandertruppen) in ihren Stücken die Ständeklausel beachten, den Harlekin von der Bühne verbannen, moralisch belehrend und erzieherisch wirken, allgemeine Sittenkritik leisten (also die Fehler und Schwächen der einzelnen Personen aufzeigen), nicht über die Vorstellungskraft der Menschen hinausgehen und die Einheit des Ortes, der Handlung und der Zeit einhalten.
    Nach Gottsched sollte das Theater der Aufklärung vor allem eine erzieherisch-belehrende Wirkung bei den Menschen erzielen, der Dichter sollte einen Erzieher der Leserschaft darstellen.
    Lessing, einer der schärfsten Kritiker Gottscheds, forderte dagegen die Überwindung der Ständeklausel und die Einführung eines Nationaltheaters für die gesamte Bevölkerung. Dieses Nationaltheater sollte, anders als das Wandertheater oder das Hoftheater, nicht von anderen Ländern beeinflusst werden und musste aktuell sein.

    2.8 : Verlagswesen und Buchproduktion

    Ein Wandel vollzog auch das Verlagswesen und die Buchproduktion im Zeitalter der Aufklärung.
    Durch die aufsteigende Zahl der Schriftsteller und die damit verbundene Erhöhung der Bücheranzahl, kam es zu einer Neu-Organisation im Bereich Produktion und Verkauf. Sie waren nun deutlich marktwirtschaftlich orientierter.
    Es entstand ein Produktions- und Verlagssystem, welches auf der Grundlage basierte, dass die Herstellung und der Vertrieb der Bücher unabhängig voneinander statt fand.
    Verleger gaben die Produktion der Bücher in einer Druckerei in Auftrag, von wo aus sie an die so genannten Sortimentsbuchhändler weiter gegeben wurden, welche für den Verkauf zuständig waren.
    Dieses System brachte Vor- als auch Nachteile mit sich. Positiv zu verzeichnen war, dass nun feste Preise existierten und Bücher das ganze Jahr hinweg vom Händler bezogen werden konnten (Früher war dies nur einmal im Jahr, während einer Messe, möglich).
    Doch die Buchhändler konnten nun auch ohne Rücksicht auf Autoren- und Verlagsrechte gefragte Bücher nachdrucken und somit den Gewinn des Verlegers und des Autoren verringern.
    Desweiteren entstand im 18. Jahrhundert auch ein ausgedehntes Zeitungs- und Zeitschriftenwesen, welches durch langsame Produktion und Verbreitung zwar nicht über das Tagesgeschehen informierte, sich aber auf zum Beispiel gesellschaftliche oder religiöse Themen spezialisierte.
    Diese erschienen meist wöchent- oder monatlich und mussten abonniert werden.

    2.9 : Die Zensur

    Im 18. Jahrhundert unterliefen Bücher einer Zensur, die sich negativ gegen das derzeitige Staatsystem oder die Religion wendeten. Auch durften Bücher, welche „ die Sitten verderben“, wie es die Wiener Bücherkommission um 1760 verlauten lies, nicht gedruckt werden.
    Auch Lessing fiel die Zensur zur Last, als er 1764 religiöse Schriften eines Freundes (Name ist unbekannt) veröffentlichte. Es begann ein Konflikt mit dem damaligen Hauptpastor von Hamburg, da dieser darin einen Angriff auf den Offenbarungsglauben der Bibel sah. So wurden die Schriften vom Herzog von Braunschweig zensiert.
    Um der öffentlichen Zensur zu entgehen unterwarfen sich manche Schriftsteller einer so genannten „selbstauferlegten Zensur“. Dies bedeutete, dass sie „gefährliche“ Aussagen gar nicht erst niederschrieben. Auf diese Weise sicherten sie den Verkauf des Buchers und somit ihre Einnahmen.

    Kapitel 3 : Emilia Galotti

    3.1 : Inhaltsangabe von „Emilia Galotti“

    Die Hauptperson des gleichnamigen Trauerspiels von Gotthold Ephraim Lessing ist das junge Bürgermädchen Emilia Galotti. Als Tochter des Offiziers Odoardo und seiner Frau Claudia, ist sie einem Grafen namens Appiani versprochen. Doch der Prinz Gonzaga des italienischen Fürstentums Guastella hat ebenfalls ein Auge auf sie geworfen, da er seine derzeitige Lebensgefährtin, die Gräfin Orsina, schon lange nicht mehr liebt.
    An Emilias Hochzeitstag bittet er seinen Kammerdiener Marinelli ihm die Offizierstochter näher zu bringen. Aus diesem Grund inszeniert dieser einen Überfall auf die Kutsche der Verlobten, wobei Graf Appiani ums Leben kommt. Emilia wird nun  auf das Lustschluss des Prinzen gebracht, damit dieser dort die Chance ergreifen und die Rolle des selbstlosen Retters einnehmen kann.
    Für Emilia beginnt nun ein innerer Konflikt. Auf der einen Seite möchte sie an ihrer Erziehung und dem Wunsch ihres Vaters, dass sie in ein Kloster geht, da sie ihre Unschuld nun nicht mehr an ihren Versprochenen verlieren kann, festhalten.
    Andererseits fasziniert sie der Prinz in seiner für sie fremden Welt und so entflammt auch ein Liebesgefühl für diesen.
    Von diesen Hintergründen hin und her gerissen sieht Emilia keinen anderen Ausweg, als ihren eigenen Vater aufzufordern sie zu töten.

    3.2 : Aufbauanalyse des Bühnenstückes

    Der äußere Aufbau des Bühnenstücks „Emilia Galotti“ ist einfach gegliedert:
    Es sind insgesamt fünf  Aufzüge (heutzutage Akte) zu finden. Der erste, dritte, vierte und fünfte Aufzug ist jeweils in acht Auftritte (oder auch: Szenen) unterteilt.
    Die Ausnahme ist hier der zweite Akt der elf Szenen beinhaltet.
    Am Anfang des Stückes ist keine Einführung vorhanden. Das Hintergrundwissen wird durch gezielte Blicke verschiedener Personen in die Vergangenheit nach und nach herbeigeführt. Während des Stückes wird der Zuschauer chronologisch durch die Geschehnisse geleitet, so kommt es zu einer zeitlichen Gliederung in fortlaufender Präsensform. Der Zeitraum ist einzig auf einen Tag (den Hochzeitstag von Emilia Galotti mit Graf Appiani) beschränkt.
    Die Ortsführung beginnt im Kabinett des Prinzen und wechselt im zweiten Aufzug zu einem Saal im Hause der Familie Galotti. Die letzten drei Akte spielen im Lustschloss des Prinzen.
    Durch den Tod Emilia Galotti’s wirkt das Ende abgeschlossen.
    Das Verhältnis vom Bühnengeschehen zum Zuschauer ist eher distanziert, welches aber gut mit der angedeuteten Weltfremden harmoniert.

    3.3 : Interpretation zu „Emilia Galotti“

    Typisch für die Zeit der Aufklärung ist, dass die bis dahin ständisch-gegliederte Gesellschaft auch in der Öffentlichkeit kritisiert wird.
    Dies greift Lessing auch in diesem Trauerspiel  auf, indem er die hierarchische Struktur des Hofes durch kriminelle Handlungen negativ darstellt.
    Der innere Zwiespalt der Emilia Galotti zwischen ihrer Erziehung und den Gefühlen dem Prinzen gegenüber symbolisiert so auch den Konflikt zwischen der bisherigen Gesellschaftsform( Brigitte Soubyran beschreibt dies deutlich als „einen autoritären Anspruch einer längst vergangenen bürgerlichen Tugendmoral“) und den nun ausgebrochenen Forderungen des Bürgertums nach Chancengleichheit und freiem Denken.

    Hört man erstmalig den Inhalt des Trauerspiels, so kommt die Frage auf, ob es nicht unmenschlich von  Lessing ist, die Lösung von Emilias Konflikt nur in ihrem Tod zu sehen. Dies würde auch den Vorstellungen der Aufklärer wiedersprechen.
    Aber mit genau dieser „polemischen Art“, wie es beispielsweise Brigitte Soubyran beschreibt, versucht Lessing auf die Missstände der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Die Moral der Gesellschaft stand zu dieser Zeit in einem großen Zusammenhang mit einem hohen autoritären Anspruch. Hierzu äußerte sich Hans A. Pestalozzi: „ Die schweigende Mehrheit kuscht, lässt sich verführen, liefert sich damit aus.“.
    Hingegen tritt nun die Figur Emilia Galotti auf, die fast rebellisch reagiert, damit sie der Tugend ihrer Erziehung standhält. Doch welche auch feststellt, dass „die Verführung die größte Gewalt sei“. Dieser Ausspruch wird häufig als Schlüsselsatz des Stückes hervorgehoben.
    Es ist typisch für Lessing Eltern, die noch nicht den Standpunkt der Aufklärer vertreten,  in der Rolle darzustellen, in der sie versuchen ihrem Kind keine moralische Autonomie an zu erziehen. So gibt es „keine Utopien, keinerlei Visionen, keine Möglichkeit der Veränderung“, wie Hans A. Pestalozzi weiter beschreibt.
    Durch diese Moralvorstellungen bleibt für die Emilia nur die Frage zwischen Anpassung oder Selbstmord.

    3.3.1 : Die Virginia Fabel
    Das Schicksal der Emilia Galotti ist einer Fabel des römischen Geschichtenschreibers Titus Livius nachempfunden. Dieser erzählt eine Geschichte aus dem republikanischen Rom des 5 Jahrhunderts v.Chr. über eine Offizierstochter namens Virginia. Ein Ausschuss von zehn Patriziern (die Decemvirn) wollte die Macht im Staat an sich reißen. Ihre Willkürherrschaft griff auch in persönliche Bereiche über. Das Oberhaupt der Decemvirn, Appius Claudius, fand Gefallen an der Offizierstochter und wollte sie in seine Gewalt bringen.
    Deswegen ließ er sie unter einem Vorwand festnehmen und vor Gericht stellen, dem er selbst präsidierte. So kam es zu immer gröberen Rechtssprüchen, die Virginia in Appius Claudius Hände bringen sollten. Ihr Vater entschloss sich aus diesem Grund sie vor aller Augen mit einem Messer niederzustechen, um ihre Jungfräulichkeit und Ehre zu erhalten.
    Dies löste einen Volksaufstand gegen Appius aus, welcher den Aufstand der Decemvirn niederschlug.

    3.4 : Charakterisierung der Hauptpersonen

    3.4.1 : Emilia Galotti
    Gibt dem Stück den Titel, ist aber nur selten präsent. Meist wird Emilia als ein bürgerliches Mädchen bezeichnet; das ist jedoch falsch.
    Sie verkehrt auch in adeligen Verhältnissen und steht kurz vor der Heirat mit dem Grafen Appiani, um so ganz in die höfische Welt integriert zu werden.
    Im übrigen verkehrt man im Hause des Kanzlers Grimaldi, dem Treffpunkt des Adels, zu dem auch der Prinz kommt.
    Im Stück repräsentiert Emilia Galotti einen aufklärerischen Menschen, gefangen in der Zeit des Umbruchs, dessen Eigenschaften (Attribute) Marinelli ihr ironisch zuordnet: „Ein Mädchen ohne Vermögen und ohne Rang … aber mit vielem Prunke von Tugend und Gefühl und Witz“ (S.12).
    Marinelli macht die einzige Aussage über Emilias bürgerliche Haltung, denn eigentlich gehört die Familie Galotti zum niederen Adel des Fürstentums. Es fehlt das Vermögen; der einzige Reichtum Emilias sind ihre Schönheit, ihre Tugend, ihre Unschuld und ihr Witz.
    Das aber sind Zentralbegriffe der bürgerlich geprägten aufklärerischen Gesellschaftsentwürfe und Menschenbilder.
    Zusätzlich bekommt Emilia „Natur“ zugesprochen, der zentrale Wert der europäischen Aufklärung. Emilia, im Besitz der „natürlichen“ Fähigkeiten, will und soll sich durch die Heirat mit Appiani und ihren Weggang in dessen „väterliche Täler“ vom Hofe und dem Prinzen entfernen, um, statt den feudal-höfischen Bedingungen gerecht zu werden, mit ihrem Manne „sich selbst zu leben“ (S.23). Es wurde der Schlachtruf des aufklärerischen Denkens.

    3.4.2 : Gräfin Orsina
    Von ihr wird viel gesprochen, aber nur im 4. Auftritt ist sie fast durchgehend anwesend.
    Ihre Anwesenheit dort ist Zufall und Schicksal in einem: Sie hatte den Prinzen hinbestellt, er aber den Brief nicht gelesen und wollte Emilia treffen. Orsina kennt die Zusammenhänge nicht und nimmt des Prinzen Anwesenheit als Bestätigung für ihr Angebot. Andererseits ahnt sie von der neuen Leidenschaft des Prinzen, denn ihre Kundschafter hatten das Gespräch zwischen Emilia und dem Prinzen belauscht.
    Wenn schon nicht mit dem Prinzen leben, will sie wenigstens mit ihm sterben: Deshalb hat sie den Dolch für den Prinzen und das Gift für sich in der Tasche, als sie kommt.
    Eine andere Möglichkeit sieht sie darin, die Öffentlichkeit zu informieren („Morgen will ich es auf dem Markte ausrufen“ S. 61) und das Volk „aufzustacheln“, welches ein hohes Selbstbewusstsein erfordert.

    3.4.3 : Prinz von Guastella
    Er ist von bedeutender Veranlagung. Nicht zufällig weist die Kunstdiskussion mit dem Maler Conti aus, dass er ausgeprägte ästhetische Kenntnisse und Vorstellungen von der Autonomie der Kunst hat. Neben seinen Staatspolitischen Geschäften, denen er sich schon am frühen Morgen widmet, hat er vielfältige Interessen.
    Beim Übermaß der Gefühle verlässt ihn allerdings, menschlich verständlich, aber politisch verantwortungslos, der Sinn für seine staatspolitischen Aufgaben. Denen stellt er sich eh nur widerstrebend, da er meint keine Glücksehligkeit für alle schaffen zu können.
    Dies ist sein Konflikt, den er am Ende erkennt: Er möchte Mensch und muss doch Fürst sein; das schließt sich aus.
    Der Prinz wird schuldig, da er alles gestattet, um seine Leidenschaft zu befriedigen, da er seine politische Stellung für seine menschlichen Neigungen ausnutzt. Ursache sind die gesellschaftlichen Verhältnisse: Sie geben ihm die Freiheiten, die er nutzt, und sie beschränken die Möglichkeiten der Galottis, von den sozial noch tieferstehenden ganz zu schweigen.

    3.4.4 : Odoardo Galotti
    ist von argwöhnischer Wachsamkeit und traut dem Prinzen, nicht über den Weg. Er weiß über die Verführbarkeit seiner Tochter bescheid und sieht deshalb jeden ihrer Schritte ohne Aufsicht („Einer ist genug zu einem Fehltritt“ S.19) mit großem Missvergnügen.
    Odoardo will nicht auf dem Lande die „Natur“ leben und in seinen Wertvorstellungen ist er auch weit von der aufklärerischen Position entfernt. Wenn er die „väterlichen Täler“ Appianis lobt, meint er dessen Befehlsgewalt in diesen Tälern (S. 23). Odoardos Tugend ist eine „strenge Tugend“  (S. 23), welche keinen Raum für die Selbstbestimmung des Menschen lässt. Gerade das was Emilias Vorzüge sind, was die Mutter an ihr lobt und was den Prinzen begeistert – „ihre Munterkeit und ihr Witz“ (S. 24) als Haltungen der Aufklärung – , stört Odoardo. Die Hierarchie, in die er als Offizier eingebunden ist, gibt ihm keinen Blick für Emilias Wertvorstellungen. Wenn er sie schließlich seinen Tugendvorstellungen opfert, geschieht das mehr aus ritueller Verantwortung für Überholtes, weniger um Emilias neue Vorstellung von bürgerlicher Tugend zu bewahren.

    3.4.5 : Marinelli
    Die für die Handlung entscheidende Person ist der Kammerherr des Prinzen, da er alle Handlungen befiehlt.
    Als Höfling ist er zwar an die höfischen Gesetze gebunden, steht dem Prinzen aber am nächsten. Insofern ist er ein Gegenspieler Appianis, da solange dieser am Hof ist und für Dienste beim Prinzen bereit steht, beeinträchtigt er Marinellis uneingeschränkten Einfluss.
    Er betrachtet den Prinzen, in gleicher Weise auch Appiani und Emilia, als ein Objekt; nicht als Person. Menschen sind für ihn nur so interessant, wie sie sich benutzen lassen, um die Stellung der feudalen Hierarchie zu bewahren, zu festigen und auszubauen.
    Typisch für diese Zeit, repräsentiert Marinelli einen Einflussreichen, für den die Lüge und auch die  Volksverführung zur Selbstverständlichkeit geworden sind.

    Kapitel 4 : Gotthold Ephraim Lessing

    4.1 : Autobiographie von Gotthold Ephraim Lessing(1729- 1781)

    Gotthold Ephraim Lessing wurde am 22. 01. 1729 als drittes von zwölf Kindern des Archidiakons (Person mit hoher Stellung in der Kirche) Johann Gottfried Lessing und seiner Frau Justine Salome in Karmens (Sachsen) geboren. Er wuchs in einem protestantischen Elternhaus in bescheidenen Verhältnissen auf.
    Von 1741 bis 1746 besuchte Lessing die Fürstenschule St. Afra in Meißen, die in der damaligen Zeit zu den renommiertesten sächsischen Schulen zählte. Dort absolvierte er auch sein Abitur.
    Auf Wunsch seines Vaters begann Lessing 1746 in Leipzig ein Theologie- und Philologiestudium (Sprach- und Literaturwissenschaften).
    Zur gleichen Zeit lernte er die Theatergruppe von Caroline Neuber kennen, in der er viele neue Bekanntschaften schloss. Hier konnte er hervorragend seine Vorliebe für Theater und Literatur ausleben und begann damals seine ersten Gedichte, Erzählungen und Lustspiele (Komödien) zu schreiben.
    Sein erster großer Erfolg kam mit dem Stück: „Der junge Gelehrte“, das erstmals von der Neuberschen Theatergruppe aufgeführt wurde. Von da an hatte Lessing den Wunsch, Schriftsteller zu werden.
    Als die Theatergruppe in finanzielle Schwierigkeiten geriet, beschloss Lessing für einige verschuldete Schauspieler Bürgschaften zu übernehmen. Doch Lessing – selbst mehr arm als reich – konnte den Geldforderungen nicht nachkommen und verließ daraufhin die Stadt, um sein Studium in Wittenberg und anschließend in Berlin fortzusetzen.
    In Berlin angekommen hoffte er auf den großen Durchbruch als Schriftsteller, doch sein Vorhaben scheiterte erneut. Somit versuchte er sich mit diversen Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. Glücklicherweise gelang es ihm eine feste Anstellung als Mitarbeiter der „Berlinerischen Privilegierten Zeitung“ zu bekommen, wo er als freier Schriftsteller arbeiten konnte.
    Ab Oktober 1755 begleitete Lessing Johann Gottfried Winkler, ein Leipziger Kaufmannssohn, auf seiner Europareise. Er sollte dadurch einen Eindruck von westeuropäischen Länder gewinnen. Doch ihre Reise wurde frühzeitig, durch den Ausbruch des Siebenjährigen Krieges, ein Ende gesetzt. 1758 traf er deshalb wieder in Berlin ein und versuchte sich erneut eine Existenz als freischaffender Künstler aufzubauen, doch auch dieser Versuch misslang.
    1760 ging er nach Breslau, da er das Angebot des Generalleutnants von Tauentzin, für ihn als Sekretär zu arbeiten, angenommen hatte. Er blieb dort fünf Jahre und war frei von jeglichen materiellen Sorgen.
    Aber im Laufe der Jahre hielt Lessing es beim Militär nicht mehr aus und kündigte seine Arbeit beim Generalleutnant.
    Das Ergebnis dieser Zeit war das erste bedeutende Lustspiel der deutschen Geschichte „Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück“, indem er seine Erfahrungen erarbeitete.
    Von 1767 bis 1769 lebte Lessing in Hamburg. Dort arbeitete er als Dramaturg am Hamburger Nationaltheater. Sein Vorhaben – ein deutsches Nationaltheater zu errichten – ließ sich nicht verwirklichen, „weil die Rückständigkeit Deutschlands das einfach nicht erlaubte“ ; wie Lessing meinte.
    Gegen seine Prinzipien trat Lessing 1770 in den Dienst des Feudaladels
    (freie adelige Oberschicht, durch das Lehnsrecht mit Grundherrschaften und verschiedenen Hoheitsrechten ausgestattet). Als Bibliothekar des Herzogs von Braunschweig ging er im Frühjahr nach Wolfenbüttel.
    Im Herbst 1776 heiratete Lessing Eva König, die tragischerweise ein Jahr nach der Heirat verstarb, wie auch Lessings einziger Sohn nach der Geburt. Sie hinterließ ihm ihre Kinder aus erster Ehe. 1772 beendete er das bürgerliche Trauerspiel „Emilia Galotti“.
    1779 gipfelte der Kampf gegen den Feudalismus (mittelalterliche Gesellschaftsordnung) in dem Toleranzdrama „Nathan Der Weise“, in dem sich Lessing mit der Theologie seiner Zeit auseinandersetzte.
    Mit seinem ständigen Kampf gegen die Dominanz der Kirche, den Feudalismus und für die Aufklärung der Menschen leitete Lessing die klassische Literatur ein.
    Vor seinem Tod am 14. 02. 1781 im Alter von 52 Jahren durch einen Schlaganfall, war Lessing fast vollständig erblindet.

    4.2 : Lessings wichtigste Werke im Überblick

    1745 : „Misogyn“    (Lustspiel)

    1747 : „Der Junge Gelehrte“  (Lustspiel)

    1749 : „Die Alte Jungfer“    (Lustspiel)

    1754 : „Die Juden“    (Lustspiel)

    1755 : „Der Freygeist“    (Lustspiel)

    1755 : „Der Schatz“      (Lustspiel)

    1755 : „Miß Sarah Sampson   (Trauerspiel)
    – Darstellung der Bedürfnisse der einfachen Bürger
- Handlung in englischer Sprache
- leichtes deutsches Drama

    1759 : „Doktor Faust“   (Frgm. II Akt, Szene 3/Bruchstücke des ersten Aufzugs)
            – der Drang nach Wahrheit und Tugend

    1759 : „Philotas“   (Trauerspiel)

    1767 : „Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück“   (Lustspiel)
    – Uraufführung 1767 im Nationaltheater
- deutsche Komödie
- Themen aus Gegenwart
- Erfahrungen des Soldatenlebens verarbeitet

    1772 : „Emilia Galotti“   (Trauerspiel)
    – bürgerliches Trauerspiel
- Kritik an Willkür der höfischen Bevölkerung
- Konfrontation von höfischer Welt mit der aufrechten und strebsamen
      bürgerlichen Welt

    1779 : „Nathan der Weise“   (Dramatisches Gedicht)
    – dramatisches Gedicht
- Vorstellung von Toleranz und freier Gesellschaft
- sorgte von 18. Jahrhundert bis Mitte 19. Jahrhundert für große
         Aufregung

    4.3 : Stellung und Situation der Autoren

    Die meisten Schriftsteller waren mit dem Beginn der Aufklärung nicht mehr Hofdichter mit einem festen Gehalt, sondern freie Schriftsteller, was zwar den Vorteil hatte, das sie geistig völlig unabhängig von fürstlichen oder geistlichen Geldgebern wurden, sie hatten jedoch kein festes Einkommen mehr, sodass sie sich an den literarischen Geschmack des Publikums anpassen mussten um einerseits dem Konkurrenzdruck standzuhalten und andererseits durch möglichst hohe Auflagen ihrer Werke von den Einnahmen leben zu können. Viele Schriftsteller verbesserten ihre finanzielle Lage zu dieser Zeit durch Nebeneinkünfte, z.B. als Beamter, einige suchten sich stattdessen adelige Gönner.
    Die Schriftsteller Christoph Martin Wieland und Gotthold Ephraim Lessing, sowie der Philosoph Johann Gottfried von Herder arbeiteten Pläne heraus, nach denen Schriftsteller und Autoren von gemeinnützigen Anstalten gefördert werden sollten, es konnte jedoch keiner dieser Pläne realisiert werden, da die Fürsten, auf deren Unterstützung diese Pläne aufbauten, kein Interesse an ihnen hatten.
     

     

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    Barock 1660-1720

     

    Inhaltsverzeichnis

    1. Einleitung                                   

    2. Begriff des Barocks

    3. Historischer Hintergrund

    4. Gesellschaft und Politik

    5. Literatur
    5.1 Die Reform der Dichtung
    5.2 Lyrik
       5.2.1 Das Figurengedicht
       5.2.2 Liebeslyrik
       5.2.3 Sonett
       5.2.4 Kirchenlied
       5.2.5 Epigramm
       5.2.6 Lyrik im Spätbarock
    5.3 Das Theater
       5.3.1 Jesuitendrama
       5.3.2 Deutsches Kunstdrama
       5.3.3 Schuldrama
       5.3.4 Oper
       5.3.5 Komödie
    5.4 Prosa
       5.4.1 Der Roman
             5.4.1.1 Der höfisch-historische Roman
             5.4.1.2 Der Schäferroman
             5.4.1.3 Der Niedere Roman

    6. Wissenschaft und Philosophie

    7. Kunst

    8. Musik

    9. Anhang

    10. Quellenverzeichnis

    1. Einleitung
    Keine Epoche der europäischen Kulturgeschichte ist so von Widersprüchen geprägt wie das Zeitalter des Barock; die Schlagwörter dieser Zeit wie „carpe diem“ und „memento mori“ geben Aufschluss darüber. Barock stellt den Gegensatz zur Renaissance/Humanismus(1350 bis Ende 16.Jh.), welche den Blick auf Diesseits gelenkt hatte, mit der Infragestellung der vorhandenen Daseinsfreude durch den allgegenwärtigen Tod dar. Im Barock wird die Welt nicht mehr, wie im Mittelalter (5.Jh. bis Ende 15.Jh.), als ein „Jammertal“ angesehen, aber das Irdische ist für das Bewusstsein der Epoche nur Schein und Trug (Vanitas)
    – jedoch wird das Diesseits nicht negiert, sondern aufgrund ihrer fehlenden Beständigkeit zum Objekt des Interesses. Der Barock greift sowohl den Gedanken des Mittelalters als auch den der Renaissance/Humanismus auf. Das Motiv vom Weltbild des Barock ist stark von der Reformation, Gegenreformation und dem Dreißigjährigen Krieg geprägt.

    2. Begriff des Barocks
    Barock wird auf das portugiesische Wort „barroco“ (unregelmäßig geformte Perle) zurückgeführt und wurde einst abwertend gebraucht.
    Zunächst wurde dieser Begriff für die Kunstgeschichte (Malerei, Bildhauerei, Architektur) festgestellt. Von hier aus wurde anschließend die Literatur betrachtet – erst danach wurde die geistige und soziale Lage erforscht und betont.

    3. Historischer Hintergrund
    Seit 1500 war die christliche Kirche im Laufe der Zeit immer mehr säkularisiert; viele Kirchenfürsten waren mehr an Geld, Pracht und Macht als an der Lehre und am Seelenheil der Menschen interessiert. Der päpstliche Hof benötigte viel Geld für sein luxuriöses Leben, und als Papst Leo X. zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Peterskirche in Rom errichten lassen wollte, mussten zusätzliche Einnahmequellen erschlossen werden; der „Ablasshandel“ wurde praktiziert: Die Prediger, welche der Papst unter die Menschen sandte, verbreiteten den Menschen, dass sie von ihren Sünden und den Qualen des höllischen Feuers befreit werden, wenn sie einen „Ablass“ zahlen.
    Der deutsche Augustinermönch und Theologieprofessor an der kursächsischen Universität zu Wittenberg Martin Luther (1483-1546) veröffentlichte am 31.Oktober 1517 95 in Latein verfasste Thesen, in denen er aus der Bibel begründete, dass die Ablassprediger sich entweder irrten oder den Gläubigen bewusst den Irrtum verbreiteten.
    Er schrieb:„Ein jeder Christ, der wahre Reue und Leid empfindet über seine Sünden, hat die völlige Vergebung von Strafe und Schuld auch ohne Ablass, allein durch die Gnade Gottes…“(M.Luther in  „Über die Kraft der Ablässe“, Wittenberg 1517)
    Der Papst verlangte von Luther „den Irrtum zu widerrufen“, andernfalls werde er aus der Kirche ausgeschlossen, jedoch widerrief Luther nicht.
    Nun versuchte die katholische Kirche die Ausbreitung des Protestantismus’ auf verschiedene Weise zu verhindern. Im Jahre 1545 wurde ein Konzil einberufen, das in Trient 18 Jahre lang an der Erneuerung der katholischen Lehre und Kirche arbeitete.  Glaubensgrundsätze wurden klarer formuliert und gegen „Irrlehren“ abgegrenzt.
    Die Zeit, in der sich auch die katholische Kirche reformierte, nennt man die Zeit der Gegenreformation. In allen europäischen Ländern, in denen sie sich begegneten, kam es zu Auseinandersetzungen: in Frankreich wurde die Bartholomäusnacht (24.08.1572) zum traurigen Höhepunkt; katholische Fanatiker töteten in dieser Nacht etwa 20.000 Protestanten, jedoch konnte die neue Welle damit auch nicht abgewehrt werden.
    Im Jahre 1589 wurde Heinrich von Navarra, ein Protestant, König Frankreichs; er musste zwar zum katholischen Glauben übertreten, aber im „Edikt von Nantes“ gewährte er 1598 den Protestanten Gleichberechtigung in seinem Lande.
    In Spanien regierte zu dieser Zeit Philipp II., welcher alle „Ketzer“, wie er die Andersgläubigen nannte, verfolgen ließ und die, die den „Irrlehren“ nicht widersprachen, auf dem Scheiterhaufen verbrennen ließ.
    Auch in den Niederlanden, welche zu Spanien gehörten, wollte Philipp II. den Protestantismus zurückdrängen, jedoch erkämpften sich die Protestanten im Jahre 1581 unter der Führung Wilhelms von Oranien die Unabhängigkeit.
    Auch in Deutschland verschärften sich zu Beginn des 17.Jahrhunderts die Gegensätze zwischen Katholiken und Protestanten und führten 1618 zum Dreißigjährigen Krieg, der in mehrere Phasen unterteilt wird: böhmisch-pfälzischer Krieg (1618-1623),
    dänisch-niedersächsischer Krieg (1625-1629), schwedischer Krieg (1630-1635) und französisch-schwedischer Krieg (1635-1648). Anfangs ging es dabei noch um Religion und Glauben, als aber die kaiserlich-katholischen Truppen unter ihrem Feldherrn Wallenstein das protestantische Norddeutschland erobert hatten und dessen Kirchengüter säkularisieren wollten, stellten sich auch katholische Landesfürsten gegen den Kaiser; seine Macht sollte eingeschränkt werden.
    Auch als die Nachbarländer in den Krieg eingriffen, ging es in erster Linie um Machtfragen. Der schwedische König Gustav Adolf kämpfte mit seinem Heer zwar für den protestantischen Glauben;
    v. a. aber wollte er Norddeutschland von den Katholiken zurückerobern, um die schwedische Führungsrolle an der Ostsee zu stärken – das katholische Frankreich unterstützte ihn dabei. Im Jahre 1648, mit dem Westfälischen Frieden wurde, durch Abtretung Deutschlands einiger Gebiete (u. a. Elsass an Frankreich, Pommern, Bremen und Verden an Schweden), der Krieg beendet.
    Im Dreißigjährigen Krieg sowie bei der Pest von 1348-1352 ist etwa ein Drittel der Bevölkerung umgekommen.
     
     4. Gesellschaft und Politik
    Die Konfessionskriege hatten tief greifende Veränderungen hervorgerufen: die erneuerte katholische Kirche wollte verlorene Gebiete zurück gewinnen, die Protestanten und Calvinisten ihre gewonnenen Positionen ausbauen und erweitern.
    Die absolutistischen Staaten, die durch Publikationen der Staatstheorien (Bodin, Machiavelli, Hobbes) hervorgegangen waren, hatten durch die systematische Unterwerfung der Konfessionskirchen oder ihrer Säkularisierung ihre Macht gestärkt. Sie begründeten dieses Vorgehen damit, dass nur die höchste Staatsgewalt des Fürsten den Ausnahmezustand der Konfessionskriege beenden, Ruhe und Ordnung schaffen könne. Der absolute Staat hob die durch Geburt bestimmte Machthierarchie auf und löste sie durch eine Selbstgesetzte, von ihm allein abhängige politische Rangordnung ab. Im Verhältnis zum Herrscher waren alle ungeachtet ihrer gesellschaftlichen Herkunft Untertanen. Die Konfessionen suchten die enge Verbindung mit dem Staat und es begann ein Bündnis zwischen ihnen. Da der Staat Autorität von der Kirche erhielt, um die konkurrierenden innerstaatlichen Gewalten zu bekämpfen, erhielten sie als Gegenleistung Sicherheit und religiöse Herrschaft.
    Um den absoluten Herrscher in seiner absoluten Machtfülle zu zeigen, waren Repräsentation und Hofzeremoniell die bevorzugten Elemente. Das Letztere v. a. diente dazu, das Leben des Hofstaates in all seinen sozialen Abstufungen zu reglementieren und den störungsfreien Verkehr der hierarchisch gestuften Hofgesellschaft zu sichern. Nun kommt das zentrale Motiv des Barock zum Ausdruck: das Individuum verbarg sein Wahres, das Vergängliche, unter prunkvollem Kostüm, Perücke etc. Der Mensch erschien somit in seiner Maske wichtiger, als er war.

    Das Zeitalter der Konfessionskriege hatte ein pessimistisches Weltbild hervorgerufen, das mit der Verfassung der Staatstheorien und letzten Endes mit dem aus diesem vorausgehenden Absolutismus  ihren Ausdruck fand. Des Weiteren wurde durch die brutale Wirklichkeit der Konfessionskriege der Mensch seiner inneren Sicherheit und Stabilität beraubt, deren Folge der Barockstoizismus, der durch Aktualisierung von Seneca (4.v.Chr.-65.v.Chr.) entstand, war. Die Gedanken des  römischen Philosophen waren folgend: Der Mensch kann im Konflikt zwischen Macht und Moral in einer von Intrige und Prädestination beherrschten Welt nur dann bestehen, wenn er seine Emotionen beherrscht und äußerste Selbstdisziplin übt; dann sichern Beständigkeit (constantia), Gelassenheit  und Seelenruhe (ataraxia) seine Freiheit. Weisheit besitzt, wer die Gesetze des Lebens erkennt und in seinem Handeln berücksichtigt. Senecas Gedanken wurden anschließend von Justus Lipsius (1547-1606), einem niederländischen Gelehrten, aufgegriffen und zeitgenössisch verwendet, sodass der Barockstoizismus oder Neustoizismus entstand.
    Einer der häufigsten Denkformen war die Annahme, dass die Welt ein Schauspiel und der Mensch ein Schauspieler sei (theatrum mundi): Dasein heißt eine Rolle spielen, weil es keine metaphysisch verbindliche Ordnung mehr gibt. Die einzige Wahrheit ist vielmehr: beständig ist nur die Unbeständigkeit. Diese epochale Grundannahme prägte Handeln und Denken der Menschen.
    Neben theatrum mundi  war die emblematische Denkform weit führend, die neben den rationalistischen Systemen immer noch die aus dem Mittelalter stammende Typologie, in der die Dinge mehrere Bedeutungen  besitzen, die aus ihren Eigenschaften und ihrem Gebrauch hergeleitet werden.                     
    Diese Denkform entwickelte sich in der Literatur zur Emblematik, welche eine besondere Bildsprache
    der Barock ist. Die Embleme waren allgemein bekannt, ihre Bedeutung festgelegt und durch Tradition verbürgt. Sie wurden in Büchern gesammelt und von dort in die Malerei und in die Literatur übernommen. Ein Emblem besteht aus drei Teilen: einer Überschrift (inscriptio), die eine Sentenz, ein Sprichwort, eine moralische Forderung enthält, einem Bild (pictura), das aus einem rätselhaften Kupferstich oder Holzschnitt besteht und einem, den Bildinhalt deutenden, Epigramm (Subcriptio).

    Aus dem Größten (wird) das Geringste
    Dies sind die Überreste des Tempels, in dem
    das lebendige Bild Gottes gewesen sein soll.
    Dies ist auch die Ruine jenes Hauses,
    in dem die Vernunft einst residierte.
    Und nun ist es das schrecklichste Bild des Todes.
    Ein luftiges Haupt ohne Hirn.
    5. Literatur
    Das Barockzeitalter war eine Epoche intensiver Beschäftigung mit der literarischen Theorie. Es wurden zahlreiche Poetiken veröffentlicht, von denen manche außerordentlich hohe Auflagen erfuhren. Zu erklären ist dieses Phänomen aus dem Verlangen einzelner Autoren nach einem theoretischen Fundament für die junge deutsche Literatur. Diese Schriften sollten auch dazu dienen, das dichterische Niveau zu erheben. Einer der bedeutendsten Autoren dieser Zeit war Martin Opitz, der 1624 die erste theoretische Grundlage der Barockliteratur schuf. Somit blieb die Barockpoetik der Humanistentradition treu; Gelehrsamkeit war ein Grundzug, den alle Theoretiker forderten. Alle Theoretiker bemühten sich um eine deutsche Nationalliteratur; einige entnahmen ihren Stoff aus den historischen Zeugnissen der germanischen Literatur, andere unternahmen spekulative Versuche um die Erforschung einer deutschen Ur-Sprache. Neu war auch der moraldidaktische Gehalt; die Literatur sollte christliche Moralwerte vermitteln.
    Des Weiteren ist durch den Einfluss der Reformation und Gegenreformation „…eine Zweigleisigkeit in der deutschen Literatur zu beobachten“ (G.Hoffmeister, S.117), welche im Kirchenlied ihren Ausdruck findet.  .
     
    5.1. Die Reform der Dichtung
    Während die Dichtungen in der Renaissance in Latein geschrieben worden waren, so wurden diese in Barock von der deutschen Sprache abgelöst. Für diese Reform steht Martin Opitz mit seinem Werk Buch von der Deutschen Poeterey im Jahre 1624.                                          
    Es war die erste deutschsprachige Poetik und enthielt Vorschriften für Verse und Textverfassungen für beinahe alle Gattungen. Sie war eine Regelpoetik: "Damit aber die syllben vnd worte in die reime recht gebracht werden / sind nachfolgende lehren in acht zu nehmen." (Kap. 7; Buch von der dt. Poeterey: entnommen aus Deutsche Literatur der Barockzeit, S.21). Opitz' Intention war es, eine Anleitung für regelgerechtes Dichten aufzustellen, nach der sich deutsche Dichter richten sollten.
    Er beabsichtigte die Verbreitung der Literatur der Antike und der romanischen Völker in Deutschland
    sowie eine gleichberechtigte deutsche Bildungssprache, um eine Abwanderung der Hof- und Adelsschicht zur französischen zu verhindern. Infolge dieser Aspekte forderte er den Gebrauch klarer und deutlicher Worte, die zu einer Zierlichkeit und Eleganz der deutschen Sprache führen sollten.
    Der Autor solle nunmehr keine Dialekte, keine Fremdwörter verwenden und unflektierte Adjektive vermeiden. Des Weiteren solle Eigennamen mit deutschen Endungen versehen und versuchen neue Wörter zu gebrauchen. 
    Von großer Bedeutung war seine metrische Reform. In dieser stellte er den Unterschied zwischen antikem, romanischem und deutschem Vers fest: Romanen achten auf Länge, Deutsche auf die Betonung. Für ihn hatten die Wörter, als kleinste selbständige Bauteile der Sprache, ein Recht auf ihren natürlichen Wortakzent. Dieses Anliegen sollte v.a. durch Gebrauch von alternierenden (wechselnden) Versen erreicht werden. Zur Illustration seiner Theorie verfasste Opitz in fast allen Gattungen Grundmuster, die seine Zeitgenossen ausbauten, variierten und abwandelten. In seinen Schriften bot er den Lesern Muster bislang unbekannter lyrischer Formen. Als Herausgeber und Übersetzer antiker und zeitgenössischer Literatur erwarb er sich große Verdienste um die Erweiterung literarischen Horizonts.
     
    5.2 Lyrik
    Den Grund für eine barocke Lyrik legte Martin Opitz damit, dass er den öffentlich-geselligen Charakter der Lyrik mit dem Liefern formaler Richtlinien prägte.   
    In der Lyrik waren Sonett, Elegie, Epigramm und Ode die vorherrschenden Formen. Beliebt waren auch die Figurengedichte.

    5.2.1 Das Figurengedicht
    Das besondere an Figurengedichten ist die exakte Kongruenz von Form und Inhalt:
     
    Kreuzgedicht – Catharina Regina von Greiffenberg
    Seht der könig könig hängen!
und uns all mitt blutt besprängen
auss der dörner wunden bronnen
ist All unsser heyl geronnen
seine augen schliest Er sacht!
und den Himmel uns aufmacht
Seht Er Streket Seine Hend auss uns freundlichst Zuentfangen!
Hatt an sein Liebheisses Herz uns zu drüken brünst verlangen!
Ja Er neigt sein liebstes haubt uns begihrlichest zu küssen
All Sein Sinn gebärd und werk seyn zu unser Heyl geflissen!
Seiner seitten offen stehen
Macht seyn güttig Herze sehen!
Wann Wir schauen mitt den Sinnen
Sehen Wir uns selbst darinnen!
So Viel striemen so Viel Wunden
Alss an seinen leib gefunden
So Viel Sieg und Segen kwellen
Wollt’ er unser seel bestellen,
Zwischen Himel und der Erden
wollt’ Er auf geopfert werden
Dass Er gott und uns verglihen
uns Zu sterken Er Verblihen
Ja sein sterben hatt das Leben
Mir und Aller Weltt gegeben!
Jesu’ Christ dein Tod und schmerzen
Leb’ und schweb’ mir stett im Herzen!

    5.2.2 Liebeslyrik
    Der bedeutendste Liebeslyriker des Barock war Paul Fleming. Seine Liebesgedichte beinhalteten die Schönheit der Liebe, deren Wesen und Wirkung, doch richteten sie sich streng nach den von Martin Opitz vorgegebenen Normen und Stilen. Die Formen der Liebeslyrik waren Entweder Sonett oder Lied/ Ode.           
    Von sich selber – Paul Fleming
    Ich feure gantz und brenne liechter Loh.
Die Trähnen hier sind meiner Flammen Ammen /
Die mich nicht lässt diß stete Leid verthammen;
ich kenn' es wohl / was mich kan machen froh /
    Daß ich fortan nicht dürffte weinen so.
Wo aber ists? So müssen nun die Flammen
hier über mir nur schlagen frey zusammen.
Mein Schirm ist weg / mein Schutz ist anders wo.
    Ist gantz nichts da / daran ich mich mag kühlen /
In solcher Gluth / die meine Geister fühlen?
Der Liebes-Durst verzehrt mir Marck und Bein.
    Diß Wasser ists / die Kühlung meiner Hitze /
Das ich zum Trunck' aus beyden Augen schwitze.
Ich zapfe selbst / und Amor schenckt mir ein.

    5.2.3 Sonett
    Der einflussreichreichste Sonettdichter des Barock war Andreas Gryphius. Die Thematik seiner Sonette ist auf den Vanitas-Gedanken und „Leid der Welt“ fokussiert. Auch seine Gedichte richten sich nach den Normen von Martin Opitz. Gryphius' bekanntestes Sonett ist Thränen des Vaterlandes Anno 1636, in welchem er den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges und die Qualen und Plagen der Menschen beschreibt. Die Leiden und Vergänglichkeit des Menschen werden in seinem Sonett Menschliches Elende besonders deutlich. Mit abstrusen Worten beschreibt er darin den Zustand des Menschen und der Gesellschaft.
    Thränen des Vaterlandes Anno 1636
    Wir sind doch nunmehr gantz / ja mehr denn gantz verheeret!
Der frechen Völcker Schaar / die rasende Posaun
Das vom Blutt fette Schwerdt / die donnernde Carthaun /
Hat aller Schweiß / und Fleiß / und Vorrath auffgezehret.

Die Türme stehn in Glutt / die Kirch ist umgekehret.
Das Rathauß ligt im Grauß / die Starcken sind zerhaun /
Die Jungfern sind geschänd't / und wo wir hin nur schaun
Ist Feuer / Pest und Tod / der Hertz und Geist durchfähret.

Hir durch die Schantz und Stadt / rinnt allzeit frisches Blutt.
Dreymal sind schon sechs Jahr / als unser Ströme Flutt /
Von Leichen fast verstopfft / sich langsam fort gedrungen.

Doch schweig ich noch von dem / was ärger als der Tod /
Was grimmer denn die Pest / und Glutt und Hungersnoth /
Das auch der Seelen Schatz / so vilen abgezwungen.
    Menschliches Elende
    Was sind wir Menschen doch? Ein Wohnhaus grimmer Schmerzen,
ein Ball des falschen Glücks, ein Irrlicht dieser Zeit,
ein Schauplatz herber Angst, besetzt mit scharfem Leid,
ein bald verschmelzter Schnee und abgebrannte Kerzen.

Dies Leben fleucht davon wie ein Geschwätz und Scherzen.
Die vor uns abgelegt des schwachen Leibes Kleid
und in das Totenbuch der großen Sterblichkeit
längst eingeschrieben sind, sind uns aus Sinn und Herzen.

Gleich wie ein eitel Traum leicht aus der Acht hinfällt
und wie ein Stroß verscheußt, den keine Macht aufhält,
so muß auch unser Nam, Lob, Ehr und Ruhm verschwinden.

Was itzund Atem holt, muss mit der Luft entfliehn.
Was nach uns kommen wird, wird uns ins Grab nachziehn.
Was sag ich? Wir vergehn wie Rauch von starken Winden!
    Mein oft bestürmtes Schiff, der grimmen Winde Spiel,
Der frechen Wellen Ball, das schier die Flut getrennet,
Das über Klipp' auf Klipp' und Schaum und Sand gerennet,
Kommt vor der zeit an' Port, den meine Seele will.
    5.2.4. Kirchenlied
    Beim Kirchenlied kommt die o.g. (S.4) Zweigleisigkeit zum Ausdruck: man nimmt eine Differenzierung vom Katholischen und dem Protestantischen vor. Während Schlesien, Sachsen und die norddeutschen Reichsstädte durch den „Ultramontanismus“ protestantisch geprägt waren, war der Einfluss der katholischen Kirche auf Süddeutschland und Österreich immens, was sich letztlich auf die Literatur überzog.   
    Die Vertreter setzten biblischen Inhalt in Verse um, während das katholische Kirchenlied dem deutschen Volkslied ähnelte. 
    Ein bedeutender Vertreter vom katholischen Kirchenlied ist Friedrich Spee (1591-1635), der mit seinen Kirchenliedern einen großen Ruhm erzielte; noch heute sind seine Lieder von großer Bedeutung.

    Zur Osterzeit
    Die ganze Welt, Herr Jesus Christ, 
zur Osterzeit jetzt fröhlich ist.
    Jetzt grünet, was nur grünen kann, 
die Bäum` zu blühen fangen an.
    So singen jetzt die Vögel all. 
Jetzt singt und klingt die Nachtigall.
    Der Sonnenschein jetzt kommt herein 
und gibt der Welt ein` neuen Schein.
    Die ganze Welt, Herr Jesus Christ, 
zur Osterzeit jetzt fröhlich ist.
    Einer der einflussreichsten Autoren beim Protestantischen ist unbestritten Paul Gerhart (1606-1676):
    Abendlied
    Nun ruhen alle Wälder,
Vieh, Menschen, Städt' und Felder,
es schläft die ganze Welt.
Ihr aber, meine Sinnen,
auf, auf, ihr sollt beginnen,
was eurem Schöpfer wohlgefällt.

Wo bist du, Sonne, blieben?
Die Nacht hat dich vertrieben,
die Nacht, des Tages Feind.
Fahr' hin, ein andre Sonne,
mein Jesus, meine Wonne,
gar hell in meinem Herzen scheint.

Der Tag ist nun vergangen,
die güldnen Sterne prangen
am blauen Himmelssaal.
Also werd' ich auch stehen,
wenn mich wird heißen gehen
mein Gott aus diesem Jammertal.

Der Leib eilt nun zur Ruhe,
legt ab das Kleid und Schuhe,
das Bild der Sterblichkeit.
Die zieh' ich aus, dagegen
wird Christus mir anlegen
den Rock der Ehr und Herrlichkeit.

Das Haupt, die Füß' und Hände
sind froh, daß nun zum Ende
die Arbeit kommen sei.
    Herz, freu dich, du sollst werden
vom Elend dieser Erden
und von der Sünden Arbeit frei.

Nun geht, ihr matten Glieder,
geht hin und legt euch nieder,
der Betten ihr begehrt.
Es kommen Stund' und Zeiten,
da man euch wird bereiten
zur Ruh' ein Bettlein in der Erd.

Mein Augen stehn verdrossen,
im Nu sind sie geschlossen.
Wo bleibt dann Leib und Seel?
Nimm sie zu deinen Gnaden,
sei gut für allen Schaden,
du Aug' und Wächter Israel

Breit aus die Flügel beide,
o Jesu, meine Freude,
und nimm dein Küchlein ein.
Will Satan mich verschlingen,
so laß die Englein singen:
Dies Kind soll unverletzet sein.

Auch euch, ihr meine Lieben,
soll heute nicht betrüben
kein Unfall noch Gefahr.
Gott laß' euch selig schlafen,
stell' euch die güldnen Waffen
ums Bett und seiner Helden Schar.

 5.2.5 Epigramm
    Hauptcharakteristika des Epigramms sind zwei durch Reime gebundene Alexandriner, die durch ihre Zweischenkligkeit und antithetischer Zeilenstruktur zu tiefsinnigen Abfassungen reizen. Ansicht und Erweis, Ungewissheit und Auskunft sind in den Zweizeilern konzentriert. Opitz definiert das Wesen dieser Form wie folgt: „die kürze ist seine eigenschafft / und Spitzfindigkeit gleichsam seine Seele und Gestalt.“ Kürze (brevitas), Scharfsinn (argutia) und der Sinn für Pointen eignen sich vollkommen für satirische, mystische und spielerische Gestaltungszwecke. Das Epigramm besteht meistens aus zwei gedanklichen Teilen (Erwartungsteil und Pointe). Die Existenz des Epigramms wird durch dem geistreichen Witz und gestalterischen Wortspiel bedingt.
    Zu den wichtigsten Epigrammdichtern des Barock gehört Friedrich von Logau. Jedoch sind ein Teil der von ihm stammenden Epigramme Übersetzungen Lateinischer und er hielt sich nicht streng an die Vorgaben der opitzschen Poeterey. Logaus Epigramme erschienen 1654 unter dem Titel Deutscher Sinn-Gedichte drey Tausend. Die Sammlung enthält aber etwa 500 Gedichte mehr, als ihr Titel angibt.

    Bücher-lesen
    Wie die Honigmacherinnen
    Auß viel Blumen saugen künnen
    Ihren süssen Nectar-Safft:
    So auch vnsre Wissenschafft /
    Wächst durch vnverseumtes lesen
    In ein gleichsam Göttlich Wesen.

    5.2.6 Lyrik im Spätbarock
    Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau war zweifellos einer der bedeutendsten Lyriker des Spätbarocks. Sein Werk beinhaltete eine aufklärerische Kritik und stellte somit einen Gegensatz zur den vorigen Lyrikern dar. Die Leser wurden so in Verblüffung und Verwunderung versetzt. Hoffmannswaldau verwendete auch gerne Sinn- und Wortspiele, die Concetti. Bekannt wurde Hoffmannswaldau auch durch seine erotischen Dichtungen, die von den Grundthemen "Carpe diem" (Nutze den Tag) und "Memento mori" (Gedenke zu sterben) durchzogen waren:

    Vergänglichkeit der Schönheit
    Es wird der bleiche tod mit seiner kalten hand
Dir endlich mit der zeit umb deine brüste streichen /
Der liebliche corall der lippen wird verbleichen;
Der schultern warmer schnee wird werden kalter sand /

Der ugen süsser blitz / die kräffte deiner hand /
Für welchen solches fällt / die werden zeitlich weichen /
Das haar / das itzund kan des goldes glantz erreichen /
Tilget endlich tag und jahr als ein gemeines band.

Der wohlgesetzte fuß / die lieblichen gebärden /
Die werden theils zu staub / theils nichts und nichtig werden /
Denn opfert keiner mehr der gottheit deiner pracht.

Diß und noch mehr als diß muß endlich untergehen /
Dein hertze kan allein zu aller zeit bestehen /
Dieweil es die natur aus diamant gemacht.

    Gegen Ende des Barocks kam es zu einem Wandel in der barocken Lyrik. Für diese Änderung steht Johann Christian Günther, dessen Werke teils autobiographische, teils schon aufklärerische Züge beinhalteten. Er stellt in der Lyrik somit das Bindeglied zwischen Barock und Aufklärung dar.

    5.3 Das Theater
    Das Theater wurde von den meisten Dramaturgen als Welttheater angesehen, ausgehend davon, dass "die Welt ein Theater ist". Allerdings konnten die deutschen Theaterdichter den Europäischen, wie Shakespeare, Moliere, Corneille oder Monteverdi, kaum etwas entgegensetzen, da es in Deutschland kein Nationaltheater gab. Zum Theater des Barock in Deutschland zählten daher nur Laienspiel, Wandertheater, Ordensdramen, Schultheater, Hoftheater und die Oper. Eine der wichtigsten Neuerungen im deutschen Theater war, dass die Frauenrollen nun nicht mehr von den Männern gespielt wurden. Die Ständeklausel der aristotelischen Dramentheorie blieb im Barock fest bestehen: die Tragödie handle von hochgestellten, adligen Personen; die Komödie handle niederen Menschen.

    5.3.1 Das Jesuitendrama
    Das Jesuitendrama ist ein katholisches Drama, welches nach dem Jesuitenorden benannt wurde. Die Jesuiten waren Anhänger der Gegenreformation. Deutlich wird dies schon in der Sprache, in welcher sie die Dramen verfassten: Lateinisch. Die Grundthemen der Jesuitendramen sind die Suche nach dem wahrem Glauben und Kampf gegen die Ketzer. Der bedeutendste Jesuitendramaturg war Jakob Bidermann (z.B. Cenodoxus (1602)). Vor allem in seinen Dramen findet man den Abwendung von den humanistischen Idealen und die Zuwendung zum Individuum. Die wichtigsten Typen des Jesuitendramas sind Heiligen- und Märtyrerdrama.

    5.3.2 Deutsches Kunstdrama
    Die Entstehung eines deutschen Kunstdramas ging von Martin Opitz aus, der an die Ständeklausel wieder hinwies und antike, humanistische Dramen übersetzte. Andreas Gryphius schuf das erste Kunstdrama: Leo Armenius. Dabei handelt es sich um ein Märtyrerdrama, in welchem Vergänglichkeit und Nichtigkeit des Menschen dem Märtyrer gegenüberstehen. Gryphius' bekanntestes Drama ist Catharina von Georgien, Oder Bewährte Beständigkeit. Nach Gryphius ist es Lohenstein, der zum wichtigsten Barockdramaturg avanciert. Das Thema des Dramas wechselt von Heiligen- und Märtyrerdrama zum heidnischen Drama. In Cleopatra von Lohenstein wird z.B. die Konfrontation der Römer mit den Afrikanern dargestellt. Lohensteins Werke sind auch durchkreuzt von politischen Auseinandersetzungen.

    5.3.3 Schuldrama
    Beim Schuldrama muss man eine Unterteilung vornehmen: zum einen wurden in Gymnasien Dramen von Lohenstein oder Gryphius aufgeführt, die mit ihren komplexen Texten und Versen nicht leicht verständlich waren; zum anderen gab es noch das Schuldrama im eigentlichen Sinne. Solche Dramen wurden eigens für die Schule geschrieben, um die Schüler in ihrer ethischen und religiösen Bildung zu fördern. Ein drastischer Unterschied besteht im Schuldrama gegenüber anderen Theaterformen: die Ständeklausel verlor ihre Bedeutung, komische und tragische Elemente waren in einem Drama miteinander verbunden. Einer der wichtigsten Schuldramaturgen war Christian Weis.

    5.3.4 Oper
    Im Barock entstand aus dem Kunstdrama die Oper. Um 1600 wurde in Italien die erste Oper geschrieben. Sie war eine Zusammensetzung aus einem Kunstdrama und der, nun bedeutungsvollen, Musik. Die Rolle der Musik bei einer Aufführung eines Kunstdramas nahm weiterhin zu, bis die erste Oper entstand: Dafne von Octavio Rinuccini. Diese wurde von Martin Opitz und Heinrich Schütz übersetzt und nach etwa 30 Jahren nach Entstehung des italienischen Originals in Deutschland zum ersten Mal aufgeführt.

    5.3.5 Komödie
    Während die Tragödie von Protagonisten höherer Stände schildert, geht es in der Komödie um Menschen der niederen Stände. Der Hof stellt in der Tragödie den zentralen Ort des Geschehens dar, in der Komödie aber verkörpert er die gesellschaftlichen Normen und steht somit im Gegensatz zu den sich Fehlverhaltenden Personen der unteren Schichten. Der Widerspruch zwischen dem Fehlverhalten und der gesellschaftlicher Norm ist das Komische an sich. Die Funktion der Komödie ist die Belustigung der oberen Schichten und diese sehen darin eine Bestätigung ihrer Weltanschauung. Berühmte deutsche Komödien sind Horribilicribrifax (1663) und Peter Squentz (1658) von Andreas Gryphius.

    5.4 Prosa
    Die Prosa ist von der nichtfiktionalen Literatur und ihrer Vielzahl von Formen geprägt: Reisebeschreibungen, Predigten, wissenschaftliche und journalistische Werke und 
    daneben die bestehenden literarischen Gattungen wie Roman, Schwank, Satire, Sprüche u. a. Erzählformen.

    5.4.1 Der Roman
    Der Roman wird in drei wesentliche Gattungen untergliedert:
    der höfisch-historische Roman, der Schäferroman und der niedere Roman, zu welchem der Schelmenroman (oder Pikaroroman) gehört.

    5.4.1.1 Der höfisch – historische Roman
    Höfisch-historische Romane wurden von höfischen oder Hochangesehenen bürgerlichen Dichtern verfasst. Außerdem orientierten sich die Romane am absolutistischen Herrschaftsbild der Zeit. Auch historische Romane handeln von dem Wirken absolutistischer Fürsten. Der höfisch-historische Roman war kompliziert und verwirrend in seinem Aufbau, waren doch die sich überschneidenden Lebensgeschichten der handelnden Personen kaum noch zu Überblicken. Oft kam es vor, dass solch ein Roman auch einige Bände einnahm. Aus dem höfisch-historischen Roman entwickelte sich später der Galante Roman, der formal seinem Vorgänger noch sehr ähnelte, inhaltlich nun aber Liebesthemen in den Mittelpunkt rückten.
    Eigene deutsche höfisch-historische Romane erschienen erst im Spätbarock. Im Frühbarock wurden viele europäische Romane ins Deutsche übersetzt.

    5.4.1.2 Der Schäferroman
    Während sich der höfisch-historische Roman aus Übersetzungen europäischer Romane entwickelte, entstanden deutsche Schäferromane aus eigenständigen kleinen Romanen, deren Themen persönliche Liebeskonflikte waren. Nur selten wurden große Schäferromane verfasst. Ein berühmter Schäferroman ist Die Kunst- und Tugend-gezierte Macarie von Heinrich Arnold Stockfleth und Maria Katharina Stockfleth.

    5.4.1.3 Der niedere Roman
    Der Niedere Roman steht im Gegensatz zum höfisch-historischen Roman, da er sich von ihm stark unterscheidet. So kommen die Hauptpersonen im Niederen Roman aus den unteren Gesellschaftsschichten, und nicht aus den Oberen, wie es bei den höfisch-historischen Romanen der Fall war.
Im Schelmen- oder Pikaroroman stammte der Held aus niederen sozialen Verhältnissen. Die Welt wird von unten, aus einem niederen Stand, betrachtet; die Hauptpersonen sind meist Unterdrückte. Die meisten Schelmenromane bauen sich aus einer fiktiven Autobiographie auf, so auch im Simplicissimus  von Grimmelshausen. Im Pikaroroman ist die rückblendende Erzählweise vorherrschend und steht damit auch in Kontrast zum höfisch-historischen Roman. Der Schelmenroman ist geprägt von satirischen Elementen und wendet sich dadurch von der klassizistischen Romanstruktur ab.
Eine weitere Gattung des Niederen Romans ist der Politische Roman. Dieser setzte sich erst im Spätbarock durch und trug lehrhafte und frühe aufklärerische Tendenzen. Politische Romane zielten auf Erfahrungssammlung und Selbsterkenntnis des Menschen in seiner Welt.
Auch Abenteuerromane gehörten dem Niederen Roman an. Der berühmteste deutsche Vertreter dieser Gattung ist Johann Gottfried Schnabel mit seinem Werk Insel Felsenburg.

    6. Wissenschaft und Philosophie
    Das neue Menschenbild (Renaissance), Weltbild (Kopernikus, Galilei, Kepler) und Gottesbild (Reformation) schafften eine Zeit, in der sich das Individuum intensiv mit der Natur und dem, was hinter ihr existiere, also Metaphysik, beschäftigte.
    Der britische Physiker und Mathematiker Isaac Newton (1642-1727),  der in der "Philosophiae Naturalis Principia Mathematica" das Gesetz der Gravitation ableitete und dessen Bedeutung für die Keplerschen Gesetze bewies, wodurch er in der Lage war die Bewegung der Planeten nicht nur wie Johannes Kepler zu beschreiben, sondern erstmals auch zu begründen. Auch die Grundsteine der klassischen Mechanik, die drei Grundgesetze der Bewegung und die Konzepte von absoluter Zeit, absolutem Raum, der Fernwirkung und so auch indirekt das Konzept des Determinismus wurden von ihm gelegt. Zusammen waren dies die wesentlichen Grundprinzipien der Physik und als solche bildeten sie für über 200 Jahre die Basis des naturwissenschaftlichen Weltbildes vieler Generationen, bis hin zur Relativitätstheorie Albert Einsteins und der Heisenbergschen Unschärferelation.
    Der barocke Kontrast ist auch in der Philosophie vorzufinden, in der Idealismus und Materialismus die Gegensätzlichkeit und philosophische Zweigleisigkeit bilden. Der Hauptvertreter des Ersteren ist der französische Mathematiker und Philosoph René Descartes (1596-1650), der wesentlich dazu beigetragen hat, das Denken von den traditionellen Fragen nach dem Wesen der Dinge weg zu denken und stattdessen nach dem Modus des Denkens selbst und zur wissenschaftlichen Methode zu führen. Die neuzeitliche Philosophie ist vor allem die des Bewusstseins und des erkennenden Subjekts. Nicht wie das Universum an sich ist rückt ins Zentrum, sondern, wie das das Subjekt die Quelle des Erkenntnisses ist. Um die Erkenntnisse des Subjektes als wahr gelten zu lassen, muss erst das Subjekt entdeckt werden.  
    Die neuen Methoden der mathematischen Naturforschung und ihre Einbindung in die Metaphysik stellten die Weichen für die Entwicklung der westlichen Welt. 
Gegenüber dem auf Tradition und göttliche Offenbarung gestützten geistigen Herrschaftsanspruch der Kirche betonte Descartes das Primat der Vernunft, der 'ratio'. Er entwickelte seine Philosophie in Konfrontation mit der mittelalterlichen Philosophie. Als methodisches Vorbild diente ihm die logische Klarheit der Mathematik, die er zum Vorbild der Wissenschaft erklärte. Descartes war deswegen der Begründer des modernen Rationalismus. 
Der deduktiven Methode folgend stützte er die Erkenntnis auf die Gewissheit klarer und exakter Ideen. Er forderte die Gelehrten auf, sich von Vorgefassten und überlieferten Ansichten, vom Glauben an die Autorität zu befreien. Der Erkenntnisprozess muss nach Descartes mit dem Zweifel, mit der kritischen Prüfung beginnen, aber man darf nicht an der Tatsache des Zweifels selbst zweifeln. Die Möglichkeit, dass sich Verstand und Sinne täuschen, veranlasste ihn dazu, nichts als gesichert gegeben anzunehmen, das nicht dem methodischen Zweifel standhalten könnte. Im Labyrinth des Irrtums fand Descartes endlich einen Anhaltspunkt: Unbezweifelbar bleibt das Faktum des Zweifelns selbst. Alles kann man anzweifeln, außer dass man zweifelt. Es kann an der Tatsache, dass ich zweifle, nicht gezweifelt werden. So kommt Descartes zu dem berühmten Satz "cogito ergo sum" – Ich denke also bin ich. Damit ist ein Wahrheitskriterium gefunden, das zur 'regula universalis', zur allgemeinen Regel allen Wissens erhoben wird. Nichts ist uns so unmittelbar gegeben wie das eigene Denken, und in ihm ist die Wahrheit zu suchen und zu finden. Das Denken ist also ausschließliches Erkenntnismittel, auch über die Natur. Mit dieser Einsicht hat Descartes den Rationalismus begründet. Erkenntnis kann nur durch die Quellen der Vernunft erreicht werden.  
    Von der im "cogito ergo sum" gefundenen Basis, die sich in den Regeln der neuen Methode äußerte, schloss Descartes auf die Existenz Gottes und weiter auf die Existenz der Welt. In seinen philosophischen Schriften geht Descartes davon aus, dass es zwei verschiedene Formen der Wirklichkeit oder zwei Substanzen gibt. 
Die Welt ist unterschieden in die denkende Substanz (res cogitans) und die körperliche Substanz (res extensa). Die körperliche Substanz wird durch ihre Ausdehnung gekennzeichnet. Die eine ist das Denken oder die Seele, und die andere ist die Materie.

    Der Hauptvertreter des Materialismus’ dieser Zeit ist der englische Mathematiker und Philosoph
    Thomas Hobbes (1588-1679). Er betrachtet, wie Descartes, die geometrische Methode als die einzige, die den Menschen sichere Erkenntnis geben kann. Die Physiologie und Psychologie des Individuums studierte er nur zu Staatszwecken. Seine philosophischen Interessen waren ausschließlich praktischer und politischer Natur. Descartes dagegen brauchte die Physiologie des Einzelmenschen, um zur Psychologie und zur Seelenlehre zu gelangen. Hobbes brauchte keine Psychologie, weil er nirgends eine Seele entdecken konnte. Er betrachtete die Seele als ein Gespenst und verwarf die Idee eines rein denkenden Wesens als Aberglauben. Wenn aus den Bewegungen in der Außenwelt im Menschengehirn Empfindungen entstehen, so lehrt das nur, dass unsere Empfindungen eine Art von materiellen Bewegungen sind. Die Psychologie, die Hobbes lehrte, ist radikal, weil alle Wahrnehmungen bloß als materielle Effekte verstanden werden. Somit gilt Hobbes im Gegensatz zu Descartes als Materialist und Empirist.
    Alles was geschieht, hat eine Ursache, die das, was geschieht, notwendig macht. Als Determinist bestreitet Hobbes aber nicht, dass die Menschen einen freien Willen haben. Freiheit besteht aber in der Abwesenheit von äußeren Hindernissen. Ein freier Mensch ist daher eine Person, die nicht durch äußere Verhältnisse daran gehindert wird zu tun, was sie will. Freiheit ist demnach bloße Handlungsfreiheit, und diese kann mehr oder weniger groß sein. 
Determinismus und Freiheit sind nach Hobbes vereinbar. In seinem Hauptwerk Leviathan (1651) argumentiert Hobbes mittels eines Gedankenexperiments für die Notwendigkeit einer absoluten, einheitlichen Regierungsmacht (Souverän).
    Er fordert den Leser auf, sich vorzustellen, was geschehen könnte, wenn die politische Macht aufgelöst würde. Ohne absolute Staatsmacht, würden die Menschen in einem anarchischen Zustand leben, in dem sich alle gegenseitig bekriegen. Dies erklärt sich daraus, dass die Menschen egoistisch sind und ausschließlich vom Selbsterhaltungstrieb motiviert werden. 
Hobbes sieht nichts im Menschen, das zu seiner grundsätzlichen Unterscheidung von anderen Organismen und Körpern berechtigt. Das Ziel menschlicher Handlungen ist die Selbsterhaltung; alle selbst gewählten Handlungen sind darauf ausgerichtet. 
Hinzu kommt ein Verlangen des Menschen nach Geltung und Ansehen, Ruhm und Ehre. Durch gegenseitiges Misstrauen entstehen so die "drei Hauptursachen" von Konflikten: Machtkonkurrenz, Misstrauen und Ruhmsucht. So betrachte jeder Mensch die anderen Menschen als seine natürlichen Feinde. Hobbes kommt so zu seinem berühmten Satz "homo homini lupus" ("Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf"). 
Dementsprechend befindet sich der Mensch in ständigem Krieg aller gegen alle. In diesem Kriegszustand aller gegen alle muss der Mensch nun laufend die anderen Menschen fürchten. Dieser Zustand lässt sich nach Hobbes nur durch die Schaffung eines gemeinsamen Staates bekämpfen. Es gibt eine Reihe von Prinzipien, von denen die Menschen sich leiten lassen, wenn sie im Naturzustand vernünftig, d.h. in Übereinstimmung mit ihrem wohlverstandenen Eigennutzen handeln. Diese Prinzipien sind das Naturrecht. Dem Naturrecht zufolge gibt es nur einen Grund, warum die Mensch einander nicht aus Unsicherheit gegenseitig bekriegen: die Existenz einer absoluten Zentralmacht, die die Menschen vor gegenseitigen Übergriffen schützt. Wenn die Menschen sich im Naturzustand befinden, dann ist es nur vernünftig, einen Souverän einzusetzen und einen Vertrag zu schließen, der eine Gesellschaft stiftet. Er funktioniert nach dem Motto "Ich übergebe mein Recht, mich selbst zu regieren, diesem Menschen oder dieser Versammlung unter der Bedingung, dass du ebenfalls dein Recht über dich ihm oder ihr abtretest." Dieses Gebilde nennt er Leviathan. Der Name Leviathan stammt aus dem Alten Testament, darin ist der Leviathan ein schreckliches Ungeheuer, das Gott in Urzeiten besiegen musste. Mit dieser Bezeichnung will Hobbes nun ausdrücken, dass der Staat so mächtig, unberechenbar, schrecklich, unteilbar und unbesiegbar ist wie der biblische Leviathan und zudem göttlich genug, dass selbst Gott sich mit ihm vergleicht. Er muss schrecklich sein, um sein Gewaltmonopol aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig ist er göttlich, weil er Frieden und Luxus schafft. Diesen Zustand bezeichnet Hobbes als "Frieden".

    7. Kunst
    In der Bildenden Kunst bedeutet Barock Bewegung, Dynamismus, Erweiterung, gegenseitiges Durchdringen, Interaktion verschiedener Elemente. Seine Charakteristika sind kraftvoll bewegte Formen, kurvige oder kreisende Linien, ständiger Wechsel von Licht und Schatten, gesteigerte Ausdruckskraft, die sich jenseits von klassischer Ausgeglichenheit bewegt, sowie letztendlich das Theatralische, welches alle Bereiche der Kunst erfasst.
    Nachdem die Malerei der Spätrenaissance bzw. Manierismus aus den Fugen der Hochrenaissance geriet, in der sich die Künstler um harmonische, ausgewogene und formstrenge Komposition bemühten, stellt die barocke Malerei gewissermaßen eine Synthese von Hochrenaissance und Manierismus dar. Der Manierismus widmete sich explizit dem Unausgewogenen und Bizarren und thematisierte menschliche Affekte. Die Barockmalerei ließ nun diese tiefen menschlichen Affekte nicht unvermittelt stehen, sondern bemühte sich darum, sie zu einer Gesamtaussage zur höchsten Dramaturgie zu verdichten. Damit wurde nun in gewissermaßen wieder dem Harmoniebedürfnis der Hochrenaissance entsprochen.
    In der barocken Malerei herrschen dementsprechend dynamische Bildwelten vor, welche für religiöse Themen ebenso wie für weltliche, mythologische oder Landschaftsdarstellungen verwendet werden.
    Als Begründer des barocken Stils gelten Caravaggio (1573-1610) mit seiner derb-realistischen Hell-Dunkel-Malerei und die Carracci s in Rom. In den Niederlanden wirkte Rembrandt (1606-1669) als Hauptvertreter.

    Auffallend ist hier zum einen die naturalistische Darstellung der
    Figuren und die
    Hell-Dunkel-Kontraste,
    die direkt auf die Personen einwirken
    und diese tragisch
    darstellen. Die barocke
    Bipolarität wird somit
    in diesem Kontrast                    Rembrandt: Anatomievorlesung des Dr.Tulp (1632)
    deutlich gezeigt.              
    Caravaggio: Amor als Sieger (1600)

    Die Baukunst versteht sich als Propagandainstrument der Gegenreformation. Die Ausmaße seiner Bauten, die Gliederung der Räume und der Prunk der Dekoration propagieren die Autorität der Kirche und der Staaten. Wenn er sich auch in Deutschland und England erst Mitte des 17. Jahrhunderts durchsetzt, wenn auch die protestantischen Länder gewisse Sonderstellungen einnehmen, so ist er doch für nahezu 150 Jahre eine – und bis heute die letzte – einheitliche Stilform, die imstande ist, alle künstlerischen, geistesgeschichtlichen und gesellschaftlichen Bedürfnisse der Zeitgenossen abzudecken.
    Die Hauptvertreter der barocken Architektur in Italien sind Gian Lorenzo Bernini (1598-1680) und Francesco Borromini (1599-1667); in Deutschland Johann Bernhard Fischer v. Erlach (1656-1723), Johann Lukas v. Hildebrandt (1668-1745) und Johann Dientzenhofer (1663-1726); in Frankreich Louis Le Vau (1612-1670).

    Die Karlskirche in Wien: erbaut im Jahre 1715 von J.B.F. von Erlach

    8. Musik
    Die zu Beginn des 17. Jahrhunderts aufkommenden Merkmale, die den Beginn eines neuen Musikzeitalters rechtfertigen, sind der Generalbass und die neu entstandenen Gattungen Oper und Oratorium.
    Die Barockmusik wird folgend gegliedert:

    – Frühbarock (~ 1560 bis ~ 1620)
    Orlando di Lasso, Giovanni Gabrieli, Claudio Monteverdi; Hans Leo Haßler, Johann Hermann Schein

    – Hochbarock (~ 1620 bis ~ 1680)
    Claudio Monteverdi; Heinrich Schütz, Samuel Scheidt; Jean-Baptiste Lully

    – Spätbarock (~ 1680 bis ~ 1740)
    Arcangelo Corelli, Antonio Vivaldi, Domenico Scarlatti; Dietrich Buxtehude, Georg Philipp Telemann, Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel; Jean-Philippe Rameau; Henry Purcell.

    Zentralmotiv der Barockmusik ist die Ablösung der Vokalmusik von der Instrumentalmusik. Dies wird dadurch sichtbar, dass die die Menschendarstellung der Musik, die Textdarstellung überwiegt. 

    8. Anhang
    Vertreter der dt. Barockliteratur und ihre wichtigsten Werke
    Martin Opitz (1597-1639)
    1616 Strenarum libellus
    1617 Aristarchus sive de contemptu linguae teutonicae
    1624 Buch von der Deutschen Poeterey
    1625 Acht Bücher Deutscher Poematum
    1627 Dafne
    1630 Schäfferey von der Nimfen Hercinie
    1631 Silvarum libri III. Epigrammatum liber unus
    1633 Trostgedichte in Widerwärtigkeit des Krieges
    Jakob Bidermann (1578-1639)
    1602 Cenodoxus
    Paul Fleming (1609-1640)
    – Teutsches Poemata (1646)
    Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1622-1676)
    1667 Historie vom keuschen Joseph
    1667 Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch
    1670 Ewig währender Calender
    1670 Trutz Simplex Oder … Lebensbeschreibung der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche
    Andreas Gryphius (1616-1664)
    1639 Sonn- und Feiertagssonette
    1650 Leo Armenius oder Fürstenmord 
    1651 Catharina von Georgien oder Bewährte Beständigkeit
    1657 Carolus Stuardus oder Ermordete Majestät
    1657 Cardenio und Celinde oder Unglücklich Verliebte
    1658 Herr Peter Squenz oder Absurda Comica
    1663 Horribilicribrifax
    Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679)
    1662 Grabschrifften
    1679/80 Deutsche Vbersetzungen und Getichte
    Friedrich Freiherr von Logau (1604-1655)
    1654 Deutscher Sinn-Gedichte drey Tausend

    Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683)
    1650 Ibrahim 
    1661 Cleopatra
    Angelus Silesius (Johann Scheffler) (1624-1677)
    1642 Bonus Consiliarus […] (352 Alexandriner)
    1652 Christliches Ehrengedächtniß Des […] Herrn Abraham von Franckenberg
    1653 Gründtliche Vrsachen v. Motiven, warum Er Von dem Lutherthumb abgetretten, v. sich zu der Cathol. Kyrchen bekennet hat
    1657 Geistreiche Sinn- und Schlussreime (1. Ausgabe des "Cherubinischen Wandersmanns")
    1657 Heilige Seelen-Lust Oder Geistliche Hirtenlieder
    1668 Heilige Seelen-Lust Oder Geistliche Hirtenlieder (2. vermehrte Ausgabe)
    1675 Cherubinischer Wandersmann (um das 6. Buch vermehrte zweite Ausgabe)
    1675 Sinnliche Beschreibung Der Vier Letzten Dinge
    1676 Köstl. Evangelische Perle (Übersetzung)
    1677 Ecclesiologia (39 antilutherische Streitschriften)
    Philipp von Zesen (1619-1689)
    1640/41 Teutsches Helicon 
    1645 Ritterholds von Blauen Adriatische Rosemund
    Paul Gerhardt (1607-1676)
    1666 Gesamtausgabe seiner Lieder (Hrsg: Johann Georg Ebeling)
    Jakob Böhme (1575-1624)
    Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635)
    Catharina Regina von Greiffenberg (1633 – 1694)
    Mehrere Gedichte und Andachtsbücher
    Christian Weise (1642-1708)
    1668 Der grünen Jugend uberflüssige Gedancken (Gedichte)
    1668 Die Triumphirende Keuschheit
    1671 Die drey Haupt-Verderber in Teutschland (Roman)
    1672 Die drey ärgsten Ertz-Narren (Roman)
    1675 Der Grünen Jugend Nothwendige Gedancken
    1677 Der Politische Redner
    1678 Der Politische Näscher (Roman)
    1679 Baurischer Machiavellus (Drama)
    1683 Masaniello (Tragödie)
    1692 Curiöse Gedancken Von Deutschen Versen (Poetologie)
    1696 Der verfolgte Lateiner (Drama)
    Georg Rudolf Weckherlin (1584-1653)
    – Oden und Gesänge (1618/19)
    Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658)
    – Poetischer Trichter (1647-53)
    Johann Michael Moscherosch (1601-1669)
    – Wunderliche und wahrhaftige Geschichte Philanders von Sittewald (1640-43)
    Johann Rist (1607-1667)
    – Das Friede wünschende Teutschland (1647)
    Augustus Buchner
    – Anleitung zur deutschen Poeterei (1665)
    Justus Georg Schottelius
    – Deutsche Vers- und Reimkunst (1645)
    Sigmund von Birken
    – Deutsche Rede-, Bind- und Dichtkunst (1679)

     

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  • Gleichmässig Beschleunigte Bewegung Physik

    RADLINIG GLEICHMÄSSIG BESCHLEUNIGTE BEWEGUNG

     

     

    In den meisten Fällen verändert sich die Geschwindigkeit im Laufe der Zeit. Nimmt die Geschwindigkeit in gleichen Zeitabschnitten um denselben Betrag zu, nennt man die Bwegung eine gleichmässig beschleunigte Bewegung. Geschwindigkeitsveränderung v und (benötigtes) Zeitintervall t sind proportional. Unter der Beschleunigung a versteht man den Quotienten aus einer Geschwindigkeitsänderung v und dem dazugehörigen Zeitintervall t.

     

    a= v/ t

     

    Einheit der Beschleunigung: 1 m/s

     

    Bei der Beschleunigung muss man wie bei der Geschwindigkeit zwischen der mittleren Beschleunigung und der Momentangeschwindigkeit unterscheiden.

    Die Momentanbeschleunigung ist umso genauer, je kürzer man das Zeitintervall wählt. Bei kürzer werdendem Zeitintervall t wird natürlich auch die Geschwindigkeitsänderung v immer kleiner.

     

    Zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Zeit, Weg, Geschwindigkeit und Bschleunigung bei einer beschleunigten Bewegung, die aus dem Ruhezustand beginnt, muss man sich einen Wagen vorstellen, der reibungsfrei längst einer Strecke mit gleich bleibender Kraft beschleunigt wird.

    Trägt man in einem Diagramm die Momentangeschwindigkeit v gegen t auf, so liegen die einzelnen Punkte auf einer Geraden durch den Nullpunkt. Der Quotient aus v und t ist also konstant. Er bildet den Steigungsfaktor der Geraden. Der Steigungsfaktor v/ t ist gleich der Beschleunigung a zu setzen . Bei der entstehenden Bewegung ist also die Geschwindigkeit konstant. Es handelt sich um eine gleichmässig., beschleunigte Bewegung.

    Das v-t-Diagramm einer geradlinig gleichmäßig beschleunigten Bewegung zeigt eine Gerade.

     

    Das s-t-Diagramm zeigt, dass sich bei der Verdopplung der Zeit t die Wegstrecke s vervierfacht. s~t

     

    Für den Quotienten s/t ergibt sich ein konstanter Wert, der halb so groß ist wie die dazugehörige Beschleunigung a.

     

    s/t =a/2

     

    Aus den beiden Beziehungen a=v/t und a/2=s/2 erhält man durch umstellen die folgenden Gleichungen für eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung:

     

    v=a*t s=a/2*t

     

    Wird eine Beziehung zwischen Weg und Geschwindigkeit benötigt, ohne dass man die Zeit kennt, so kann man folgende umgeformte Gleichungen verwenden:

     

    v= 2*a*s s=1/2*v /a

     

    DER FREIE FALL

     

    Unter dem freien Fall versteht man die Fallbewegung eines Körpers, auf den allein seine Gewichtskraft wirkt.

    Die Fallbewegung ist eine Bewegung mit konstanter Beschleunigung.

    Die Fallbeschleunigung auf der Erde wird mit g bezeichnet. (g=9,806)

     

    Fallgesetze: s=1/2g*t v=g*t

     

    Der freie Fall auf unserer Erde ist eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung. Denn beim Freien Fall wachsen die Fallwege mit dem Quadrat der Fallzeiten. Die grafische Darstellung im t-v-Diagramm ergibt als Kurve eine Parabel.

     

    Die Fallbeschleunigung bzw. Erdbeschleunigung nimmt mit wachsendem Abstand vom Erdmittelpunkt ab.

     

    An den Polen g=9,833 m/s am Äquator g=9,780 m/s

     

     

  • Michael Kohlhaas Inhaltsangabe Zusammenfassung

    Inhaltsangabe Michael Kohlhaas

    In der Novelle "Michael Kohlhaas", die Heinrich von Kleist 1810 verfasst hat, geht es um den Pferdehändler Michael Kohlhaas, welcher schwer betrogen wird und auf Rache sinnt. Die Novelle spielt in Brandenburg und Dresden in der Zeit des 16. Jahrhunderts.
    Der rechtschaffene Michael Kohlhaas aus Brandenburg bricht in Richtung Sachsen auf und wird unterwegs vom Burgvogt als auch dem Verwalter des Junkers Wenzel von Tronka abgefangen, die ihn um den Passierschein für seine Pferde bitten.
     
    Kohlhaas bricht ohne seine Pferde nach Dresden auf, um sich einen Passierschein zu besorgen. Dort angelangt, stellt sich die Forderung des Junkers als Schikane heraus, Kohlhaas reist wieder ab und fordert vom Junker seine zurückgelassenen Pferde ein. Da diese inzwischen zu schwerer Feldarbeit eingesetzt worden sind und sein Knecht schwer misshandelt worden ist, reicht Michael Kohlhaas eine Klage gegen Wenzel von Tronka ein, die jedoch aufgrund der hohen Stellung des Junkers zurückgewiesen wird. Kohlhaas´ Frau Lisbeth überbringt dem Kurfürsten von Brandenburg eine Petition mit der Bitte, ihrem Mann seine Habe zurückzuschaffen.
     
    Vor der Übergabe wird sie jedoch durch einen Lanzenstich schwer verletzt und stirbt an dessen Folgen. Michael Kohlhaas will Rache nehmen. Er bewaffnet sich und seine Knechte, um gegen den Junker zu kämpfen. Er brennt dessen Schloss nieder, tötet den Burgvogt und zahlreiche Burgbewohner. Dem Junker gelingt die Flucht. Das Gefolge von Michael Kohlhaas wächst stetig an. Er folgt Tronka nach Wittenberg und fordert von der Stadt die Auslieferung des Adeligen. Da man seiner Forderung nicht Folge leistet, steckt er Wittenberg in Brand. Um Wittenberg zu schützen, gibt man vor, der Junker sei in Leipzig, wohin Kohlhaas sich sofort begibt. Aus Rache lässt er auch diese Stadt anzünden, was eine mahnende Nachricht von Martin Luther nach sich zieht. Verkleidet trifft sich Kohlhaas mit Luther. Dieser verspricht, sich für Kohlhaas zu engagieren.
     
    Michael Kohlhaas löst seine Truppen daraufhin auf und begibt sich nach Dresden, wo ein neuer Prozess gegen den Junker geführt wird. Der Junker wird zu zwei Jahren Gefängnishaft verurteilt und muss die Pferde in guter Verfassung an Michael Kohlhaas abgeben. Kohlhaas selbst wird für seine Taten, den angerichteten Schaden und den Landfriedensbruch, jedoch zum Tode verurteilt. Der Kurfürst von Brandenburg versucht Kohlhaas zu helfen, indem er sich persönlich beim Kaiser für ihn einsetzt, was aber zu keinem rechtzeitigen Ergebnis führt. Denn das Todesurteil für Michael Kohlhaas ist bereits unterschrieben und damit beschlossene Sache. Kohlhaas stirbt im Wissen, dass ihm schlussendlich doch Gerechtigkeit widerfahren ist, auch wenn er diese mit dem Leben bezahlt hat. Der Kurfürst von Brandenburg schlägt seine Söhne zu Rittern.
    In dieser Novelle wird ein Menschenbild gezeichnet, das für Gerechtigkeit eintritt, die ihr aber zunächst einmal verwehrt bleibt. Nachdem alle legalen Mittel ausgeschöpft und fehlgeschlagen sind, findet auch eine Veränderung in der Persönlichkeit von Michael Kohlhaas statt. Er wird zu einem rachsüchtigen Menschen und versucht die Gerechtigkeit mit Selbstjustiz einzufordern. Er schreckt dabei vor nichts zurück und verbreitet Angst und Zerstörung. Als ihm Gerechtigkeit widerfährt, bereut er seine Taten und übernimmt die Verantwortung für sie in Form seines Todesurteils.