Autor: kevin

  • Mutationsarten Beispiele, Übersicht und Definition

     

    Als Mutationen bezeichnet man spontane Veränderungen der DNA. Diese können entweder ein bestimmtes Gen, auf ein Chromosom oder auf den ganzen Chromosomensatz betreffen.

    Genmutationen sind Mutationen, die nur auf einem bestimmten Gen den Code verändern. Das führt dazu, dass ein bestimmtes Protein nicht oder nur falsch erstellt wird. Dieses Protein fehlt dem Körper nun. Chromosomenmutationen betreffen ein gesamtes Chromosom. So wäre es beispielsweise möglich, dass Teile des Chromosoms fehlen (Deletion), zu viel (Insertion) sind oder an falscher Stelle (Translokation) sind. Diese Mutationen sind häufig folgenschwerer als die Genmutationen. Das extremste ist eine Mutation des Chromosomensatzes. Hier wäre Vorstellbar, das Chromosomen zu viel oder zu wenig vorhanden sind. Die bekannteste Krankheit ausgelöst durch eine Chromosomensatzmutation ist die Trisonomie 21, bei der das 21. Chromosom dreifach vorkommt. Hierzu gehören auch Anhäufungen des Geschlechtschromosomen (X und Y) wie zum Beispiel Triple-X.

    Mutationsarten

    Haben wir also eine Kette von verschiedenen Basenpaaren. Diese können wir nun auf verschiedenste Weisen verändern. mutationsart

    Man unterscheidet zwischen Insertionen und Deletionen, Punktmutationen und Inversionen.

    Beginnen wir mit den Insertionen und Deletion. Insertion bedeutet, dass in die Kette der verschiedenen Basen ein neues Basenpaar eingefügt wird. Dieses kommen aus dem Zellplasma, in dem immer welche vorhanden sind. Deletion ist das genaue Gegenteil. Hierbei wird aus der DNA ein Basenpaar herausgenommen. Das Problem bei Insertion und Deletion ist, dass sich das Leseraster verschiebt. Das heißt dass die drei Basen die vorher ein Triplett gebildet haben nun nicht mehr zusammen gehören. Daher sind alle folgenden Basentriplette von dieser Mutation betroffen. Auf der zweiten Abbildung hier rechts erkennt man dies deutlich. Das Uracil wurde herausgenommen. Das neue Triplett beginnt nun mit dem Cytosin und hat am Ende das Uracil des vorherigen Stoppcodons. Auch das frühere Stoppcodon beginnt nun mit einem A, dann folgt ein G. Daher ist auch dieses Triplett nun codierend für eine andere Aminosäure. Wir haben also ein anderes Protein. Ebenso verhält es sich bei der dritten Abbildung, wo das Guanin eingefügt wurde (erkennbar am grünen Rand).

     

    Kommen wir jetzt zur Punktmutation. Punktmutation oder auch Substitution beschreibt die Ersetzung einer Base durch eine andere. Mutationsarten

    Hierbei ist oft entscheidend an der wievielten Stelle ersetzt wird. Im hier oberen Bild wurde das Uracil durch Cytosin verändert (gelb markiert). Das ganze geschah an der ersten Stelle des Tripletts und hatte hier zur Folge, dass dieses Stück nun eine andere Aminosäure codiert, nämlich Prolin statt Serin. Eine solche Mutation bezeichnet man als Missense-Mutation.

    Die zweite Abbildung zeigt den Fall, dass statt einer Aminosäure ein Stopp-Codon codiert wurde. Hier wurde das Cytosin durch Adenin (gelb markiert) ersetzt und damit wurde aus Serin der Code für ein Stoppcodon. Es ergibt sich also eine sinnlose Kette die nur aus Met besteht. Daher heißt eine solche Mutation auch Nonsense-Mutation. 

    Falls trotz Austausches immer noch die gleiche Aminosäure codiert wird wie vorher bezeichnet man die Mutation als stumme Mutation. Sie ist die ungefährlichste für den Menschen, da sie faktisch nichts am Produkt ändert.

    Nun zur dritten Möglichkeit der Inversion. Hier wird ein
    bestimmtes Stück herausgeschnitten und verkehrt herum wieder eingesetzt. Auch hierbei kann es zu stummen, Nonsense- oder Missense-Mutationen kommen. Je nachdem was herausgeschnitten wird. 

  • Natrium Kalium Pumpe Funktion und Ablauf

    Für die problemlose Funktionsweise der Zelle ist es nötig, dass im Intrazellularraum eine höhere Konzentration an Kalium-Ionen (K+) und eine niedrigere Konzentration an Natrium-Ionen (Na+) herrscht. Dieser Zustand ist wichtig für die Zelle und muss daher aufrechterhalten werden. Da diese Ionen nicht durch die Zellmembran diffundieren können, muss dies über die Ionenpumpe oder auch Na+- K+-Pumpe und evtl. Kanäle erfolgen. Hierbei dockt an der Pumpe (3Na+-2K+-ATPase) ein ATP-Molekül an, welches dort gespalten wird, sodass drei Natriumionen aus dem Intrazellularraum transportiert werden. Im Gegenzug dazu werden zwei Kaliumionen aus dem Extrazellularraum wieder in den Intrazellularraum transportiert.

     

    Natrium Kalium Pumpe

    Der Transport erfolgt über Konformationsänderungen. Zu Beginn ist die Pumpe nach innen „geöffnet“, sodass die Natrium-Ionen andocken können. Durch die Zerteilung von ATP wird nun die Energie frei die, die die Form des Enzyms ändert, sodass zum einen die Natrium-Ionen in den Extrazellularraum entweichen können und die Kalium-Ionen sich wiederrum an der Ionenpumpe andocken. Nun kann unter Abspaltung des Phosphations (vom ATP) die Form wieder zurückgeändert werden, sodass die Form sich wieder ändert und die Kalium- und das Phosphat-Ion in den Intrazellularraum entweichen können.

    Wir haben also drei Na+-Ionen aus der Zelle raus, zwei K+-Ionen in die Zelle rein transportiert und ein Molekül Adenosintriphosphat (ATP) in ein Molekül Adenosindiphosphat (ADP) und ein Phosphat-Ion zerteilt.

  • Nullstellen berechnen bzw. bestimmen Tipps und Beispiele

     

    Die Nullstellen eines Graphen lassen sich nicht auf eine universell gültige Weise bestimmen es sind häufig andere Hilfsformeln nötig die immer mehr oder weniger schwierig sind.

     

    Was jedoch immer gilt ist dass die Funktion gesetzt werden muss. Danach muss man auch immer die Funktionsgleichung nach auflösen allerdings geschieht dies oft auf eine andere Art und Weise. Die evtl. anwendbaren Verfahren sind hier nach der Einfachheit sortiert angefangen beim einfachsten, aufgehört beim kompliziertesten.

    Allgemein gilt übrigens, dass eine Funktion maximal so viele Nullstellen haben kann wie hoch ihr Grad ist!

     

    1.) Umformen der Formel

    Es kann Funktionsgleichungen geben, bei denen man durch einfaches Umformen auf die Lösung kommen kann. Eine Funktion bei der dies anwendbar wäre ist zum Beispiel f(x)=x^2-4 . Hierbei

    lässt sich diese Funktion auf einfache Weise nach x auflösen:

    Nullstellen berechnen

    Achtung: Beim Ziehen der Wurzel wie in diesem Fall ist immer zu beachten, dass das sowohl positiv als auch negativ sein könnte um die Gleichung zu erfüllen!

    2.) Ausklammern

     

    Bei allen Funktionen die keine Konstante (d.h. keinen Wert ohne X haben) lässt sich etwas ausklammern. Die auszuklammernde Variable ist dabei meistens X . Ein Funktionsbeispiel hierfür wäre die Funktion f(x)=x^2-4 .

    X ausklammern

    Nun haben wir zwei Faktoren. Einmal  x und einmal (x-4) und es ist logischerweise egal welcher von beiden ist. Von daher können wir die Linearfaktoren als getrennte Funktionen betrachten, deren Nullstellen jeweils den Nullstellen der Ausgangsfunktion entsprechen:

    Ausklammern

    Diese Funktion hat also eine Nullstelle bei 0 und eine bei 4 .

    3.) Mitternachtsformel oder ABC Formel

    Die ABC- oder Mitternachtsformel lässt sich generell bei Gleichungen der Form Mitternachtsformel

    anwenden, also bei quadratischen Gleichungen. Ein Beispiel hierfür könnte unter anderem die Funktion Mitternachtsformel . Allerdings müsste man bei dieser Funktion zunächst

    ausklammern. Dieses Beispiel soll auch zeigen, dass häufig Kombinationen aus den verschiedenen Methoden nötig sind:

    mitternachtsformel

    Als erste Nullstelle haben wir nun selbstverständlich x=0 aus dem Linearfaktor x. Aus dem zweiten Linearfaktor (2x^2+4x+2) können wir nun mithilfe der Mitternachtsformel die weiteren

    Nullstellen bestimmen. Die Mitternachtsformel lautet  mitternachtsformel, wobei a die Zahl vor dem x^2 ist b, die Zahl vor x  ist sowie c die Konstante ist. Also:

    mitternachtsformel

     

    Die zweite Nullstelle ist also x= -1. Eine dritte Nullstelle existiert bei dieser Funktion nicht, da unter der Wurzel 0 steht.

    4.) PQ Formel

    Zur PQ Formel haben wir hier einen ausführlichen Artikel: PQ Formel Erklärung

    5.) Substitution

     

    Die Substitution ist das komplizierteste Verfahren zur Nullstellenbestimmung. Dabei werden bestimmte Potenzen von x durch eine Variable zunächst ersetzt. Dann wird nach dieser Variable aufgelöst und es wird wieder in die Ausgangsvariable übersetzt. Das ist so ohne Beispiel schwer zu verstehen. Eine Beispielfunktion wäre  .

    Hierbei könnte man x^2=z setzen, dann hätte man für die Funktion nur noch substitution2 was wiederum eine Funktion wäre die man mit der Mitternachtsformel auflösen könnte:

    substitution1


    So jetzt kennt ihr viele Möglichkeiten um Nullstellen zu berechnen bzw. zu bestimmen, wählt die aus, die euch am leichtesten fällt.

  • Waagerechte Asymptote bestimmen und berechnen, Beispiel

     

    Waagerechte Asymptoten erhalten wir vor allem bei gebrochenrationalen Funktionen. Vereinfacht gesagt bei Funktionen die über und unter dem Bruchstrich ein stehen X haben.

     

    Bei diesen gebrochenrationalen Funktionen haben sowohl Zählerfunktion (die Funktion über dem Bruchstrich) als auch Nennerfunktion (die Funktion unter dem Bruchstrich) einen bestimmten Grad. Der Grad ist die höchste Potenz der jeweiligen Funktion.

    Waagerechte Asymptote Beispiel


    Falls jetzt der Grad der Zählerfunktion kleiner ist als der Grad der Nennerfunktion dann nähert sich die Funktion der x-Achse an. Als waagerechte Asymptote haben wir dann die x-Achse, also die Gleichung y=0 .

    Ist der Grad der Zählerfunktion gleich dem Grad der Nennerfunktion so erhalten wir eine waagerechte Asymptote. Haben wir also die Funktion…


    …haben wir zweimal den gleichen Grad und damit eine waagerechte Asymptote. Um nun rauszufinden wo diese liegt lässt man X gegen unendlich laufen. Dabei werden immer alle Teile

    abgesehen von den höchsten Potenzen zunehmend unerheblich. Aus unserer Funktion wird also folgendes:

    Waagerechte Asymptote

    Durch kürzen erhalten wir am Ende 2  und dort liegt auch unsere waagerechte Asymptote bei y=2.

     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Dieser nähert sich der Graph von f(x) an. Funktionen haben für gewöhnlich nur eine waagerechte Asymptote.

  • Der Besuch der alten Dame Charakterisierungen der Personen

    Analyse der Charaktere

    Dürrenmatt teilt die Personen in Besucher, Besuchte, Sonstige und Lästige auf. Die vorliegende Analyse folgt dieser Reihenfolge.

    Die Besucher

    Klara Wächter alias Claire Zachanassian

    Klara (lat. clarus = hell, berühmt), die Tochter des Baumeisters Gottfried Wäscher, hatte vor 45 Jahre ein Liebesverhältnis mit Alfred Ill und wurde schwanger. Da dieser in einem Vaterschaftsprozeß seine Vaterschaft mit Hilfe von zwei bestochenen falschen Zeugen entzog, musste sie Güllen verlassen und zur Dirne in einem Hamburger Bordell verkommen. Dort lernte sie den armenischen Ölmilliardär Zachanassian, der sie dann zu seiner Frau und Erbin machte. Das ehemalige Opfer wird Rachegöttin, die die Lebensfäden Ill webt und schneidet.

    Bevor sie auftritt, wird der Zuschauer schon über diese Figur schon durch Dialoge der Güllener informiert. Natürlich wird sie vorerst nur von ihrer schönen Seite her vorgestellt: ihrer Schönheit, Milde und Güte. In der Erinnerung Ills ist sie eine "verteufelt schöne Hexe" gewesen, "mit wehenden roten Haaren, biegsam, gertenschlank, zart" (S.18) Nun ist sie als eine Wohltäterin bekannt, die Spitäler, Kirchen und Kinderkrippen spendet. Da sie jetzt diese verarmte Heimatstadt besucht, wollen die Güllener sie von ihr nichts als Millionenspenden erwarten. Selbst wenn sie keine vorbildliche Schülerin war, will man sie illusionär dar- und vorstellen. Ferner erfährt der Zuschauer, dass sie einen "Gerechtigkeitsliebe" hat.

    Doch ihr Auftritt entlarvt alle Illusionen, die auf Wunsch, Einbildung und Lüge beruhen. Ungeniert erklärt sie alle Komplimente für falsch und zeigt den Güldenen (und dem Publikum) ganz offen, wie sie eigentlich war und ist. Sie ist vor allem hässlich. Durch mehrere Unfälle scheint sie fast nur noch aus Prothesen zu bestehen, was ihr einen monströsen Charakter eines Kunstmenschen oder gar einer gefühllosen Maschine verleiht. Gleichzeitig vertritt sie die Käuflichkeit. Sie wurde zuerst wegen der Ungerechtigkeit (Bestechung=Käuflichkeit)  zu einer käuflichen Ware (Hure) degradiert, was als ihre Entmenschlichung erster Stufe betrachtet werden kann. Durch ihre Vermählung und Erbschaft des Ölmilliardär wird sie leider nicht wieder menschlich gemacht, sondern weiter entmenschlicht. Die Macht des Geldes hat ihre Güte völlig verzerrt. Ihre Milliardenspende lässt sich nicht als ihre Güte missverstanden werden, sondern als eine Käuflichkeit–Sie hat in Tat alle Güllener zu ihren Gunsten bestochen. Ihr Anspruch auf Gerechtigkeit und Mord des Ills macht aus ihr eine Vertreterin des Bösen und Grausamen („Meine Liebe konnte nicht leben. Aber auch nicht sterben. Sie ist etwas Böses geworden, wie ich selber, überwuchert von den goldenen Milliarden“). Ihre Gerechtigkeitsliebe wird eine Rachsucht, die aber erst durch Käuflichkeit (Spende=Bestechung) verwirklicht werden kann. Ihre Entmenschlichung zweiter Stufe betrifft nicht nur sie allein, sondern ruft auch die Entmenschlichung der Stadt Güllen hervor: „Die Welt machte mich zu einer Hure. Nun mache ich sie zu einem Bordell“. In diesem Sinne hat Dürrenmatt völlig recht, wenn er sich dagegen wehrt, daß Claire Zachanassian „die Gerechtigkeit, den Marshallplan oder gar die Apokalypse darstelle, sie ist nur das, was sie ist, die reichste Frau der Welt, in der Lage, wie eine Heldin der griechischen Tragödie zu handeln, absolut, grausam, wie Medea etwa“. Wenn Ills Bestechung noch in versteckter Weise geschieht, veranstaltet die Milliardärin ihre Bestechung in offener Form des Austausches.

    Wodurch sie den Zuschauer schockiert, ist nicht nur ihre Boshaftigkeit, durch eine Milliarde die Leiche ihres Ungetreuen zu fordern, sondern auch ihre gelassene Zuversicht, dass sie ihr Ziel erreichen wird. Sie hat in diesem ernsten Geschäft ihren Humor nicht völlig verloren, da sie alles schon durchschaut hat. Vor allem hält sie  eine gewisse Distanz zu der Vollendung des eigentlichen Geschäfts (Balkonhandlung im 2. Akt), wie zu einer käuflichen Ware. Sie selbst ist unentwegt und unabänderlich in ihrem Handeln. Sie überwacht das Geschäft und ist durch ihre Aufsicht fähig, andere Menschen auf ihre Schuld(en) aufmerksam zu machen–Ill auf seine jugendliche Schuld und Güllener auf ihre finanziellen Schulden und ihre Schuld an ihrem gemeinsamen Mord Ills.

    Das Gefolge der Milliardärin

    Die Milliardärin wird bei ihrem Besuch von einer Reihe seltsamer Gefolgsleuten begleitet, und sie alle werden "-oby" genannt. Diese Gruppe der Begleiter der Besucherin hat ein unterwürfiges, vorübergehendes und dekoratives Wesen an sich und lässt sich an gewissen Zügen des absurden Theaters erkennen.

    Roby und Toby: "zwei herkulische, kaugumikauende Monstren", die ursprünglich Gangster waren, die Zachanassian für je eine Million aus der Todeszelle freikaufte und zu ihren willenlosen Sänftenträgern und Dienern machte.

    Koby und Loby (eigentlich Jakob Hühnlein und Ludwig Sparr):  blinde Kastraten–"zwei kleine dicke alte Männer mit leiser Stimme, die sich an der Hand halten". Obwohl sie nach ihrer falschen Zeugenaussage ausgewandert waren, fand sie Zachanassian und ließ sie durch ihre Gangster kastrieren und blenden. Das synchrone und wiederholte Sprechen ihrer Sätze macht diese Unglücklichen zu überaus skurrilen Figuren. Sie waren die ersten Opfern der Rache der Milliardärin.

    Moby, Hoby oder Zoby: Der Gatte VII, ein Tabakplatagenbesitzer, und der Gatte VIII,  ein deutscher Filmschauspieler („ein Jugendtraum“ der Klara), spielen keine bedeutende Rolle. Auch der Gatten IX, ein Nobelpreisträger, ist nur durch die besondere Symbolik seiner Nobelpreiswürde und seiner Kenntnis bedeutsam. Auf die Frage nach seinen Untersuchungsergebnissen einer Ruine antwortet er : „Frühchristlich. Von den Hunnen zerstört.“

    Boby, der Butler: „Den [Butler] hat man schließlich fürs Leben, da müssen sich eben dann eben die Gatten nach seinem Namen richten“). Er ist der Einzige, der im Stück für eine kurze Zeit, nämlich für die Dauer der Anklageszene im ersten Akt, Persönlichkeit gewinnt. Doch auch er wurde von der finanziellen Macht der Milliardärin ohnmächtig gemacht („Eine vielleicht etwas seltsame Karriere, doch die Bezahlung war derart phantastisch“).

    Die Besuchten

    Alfred Ill

    Als Krämer der Stadt befindet er sich vor der Ankunft der alten Dame ganz wie seine Güllener Mitbürger in einer miserablen Lage. Sein jugendliches Liebesverhältnis mit Klara Wächter macht ihn "seit langem schon die beliebteste Persönlichkeit in Güllen" (S.20), da die Güllener in ihn die beste Person sieht, die dem Städtchen die benötigten Millionen gewinnen kann. Er glaubt selbst nicht mehr an seiner jugendlichen Schuld; sie sei verjährt, d.h. die dazwischen liegende lange Zeit von 45 Jahren und sein jämmerliches Leben von heute hätten seine Schuld schon getilgt. Deshalb überschätzt er sich, nimmt geschmeichelt das Lob der Freunde auf, und glaubt durch Verfälschen der Vergangenheit für seine Existenz von Zachanassian eine großzügige Spende für Güllen zu erhalten, die er dann als sein alleiniges Verdienst hinstellen könnte. Doch er wird nur all zu bald von der Vergangenheit, leibhaftig geworden durch die Figur des anklagenden Oberrichter Hofers alias Butler Boby, eingeholt. Das ist der Wendepunkt, an dem die Güllener in Unmoral versinken, während Ill zum „Gewinn seiner Seele“ aufsteigt. Von wachsendem Mißtrauen beunruhigt, wendet Ill an die Würdenträger des Städtchens. Seine allmähliche Isolation wurde aber schon von vornherein bestimmt und dadurch bestätigt, indem er von einem nach dem anderen enttäuscht wird. Die Jagd auf den entlaufenen Panther der Milliardärin gibt die psychologische Wende der Güllener wieder. Dabei hat man nicht nur den Panther der Milliardärin im Sinne, sondern auch die Person, der die ehemalige Geliebte Klara den liebevollen Spitznamen "Panther" gibt. Am Ende des 2. Aktes bricht Ill nach seinem zum Scheitern verurteilten Fluchtversuch zusammen. Sein Schicksal erfährt aber eine neue Wendung. Er erkennt seine Schuld und ist von der Angst, die ihn tagelang gequält hat, befreit. Nun ist er bereit, seinen Tod als Sühne zu akzeptieren. Auch er sieht ein, dass es so auslaufen muss. Von da an läuft alles wie schicksalhaft auf diesen Endpunkt des Todes Ills hin.

    Doch Ills letzte Entscheidung versichert seinem Tod–und damit dem Stück–eine tragische Größe: Er lehnt den vorgeschlagenen Selbstmord ab. Indem er die Güllener nicht aus diesem grausamen Spiel schleichen lässt, erlebt er mit seiner physischen Vernichtung gleichzeitig eine moralische Steigerung, die man von dem Krämer noch nie erwartet hätte. Sein Sterben ist „sinnvoll und sinnlos zugleich“ meint Dürrenmatt, „sinnvoll  im mythischen Reich, aber nicht in Güllen, nicht in der Gegenwart. Zwar stirbt der Krämer als tapferer Mensch, dennoch zeigt sich aber auch hier das Mißverhältnis zwischen begangener Schuld und geplanter Bestrafung einerseits und unerwartetem Wohlstand und zu leistender Sühne andererseits. Als seine im Stich gelassene Geliebte ihre Rache an seine jugendliche Schuld verkündet, war sie schon längst Multimillionärin, und der ehemalige Verführer und Meineidige hat schon längst durch sein elendes Krämerleben in einem verfallenen Städtchen gebüßt. Deshalb lässt sich die Figur des Alfred Ill eher im Zusammenhang einer der vorchristlichen sadistisch-rachsüchtigen Göttin und der modernen Gesellschaftskritik verstehen. Schauerlich grotesk ist damit nicht nur die monströse Rache der Milliardärin an einem jugendlichen Verführer, sondern auch darin, dass gerade dieser kleine schäbige Opportunist durch sein Schuldbekenntnis, seine Opferaufnahme und selbstsichere Entscheidung seiner persönliche größe erreicht, während die ganze Stadt wegen ihres Opportunismus moralisch verfällt.

    Die Person erlebt also eine Entwicklung von Klaras "schwarzer Panther" (S.26) zu einem Meineidigen, der seine schwanger gewordenen Geliebte in Stich lässt, und dann zu einem "verkrachten Krämer in einem verkrächten Städtchen" (S.38) und schließlich einem tragischen Helden.

    Der Bürgermeister

    Er ist der Vertreter der Stadt und hat eine scheinbare Autorität und ein lügnerisches Wesen. Er gibt eine Begrüßungsrede, kann aber nichts für deren Untergehen im Lärm des abfahrenden Zuges. Aus fetzenhaften biographischen Fakten Klara Wächters macht er eine blendende Rede, in der er die Tatsachen völlig verdreht. Seine Verhaltensweise ist vielmehr in dem Sinne der Notwendigkeit der von ihm vertretenen verfallenen Gemeinde zu verstehen. Eben deshalb verhehlt er später Ill den Wandel der öffentlichen Meinungen in Güllen, als ihn dieser wegen seines steigenden Verdachts aufsucht. Die Figur des Bürgermeisters erfährt wie alle Güllener eine offensichtliche Wendung. Als er am Ende des ersten Aktes das Angebot der Milliardärin im Namen des Städtchens ablehnt und entrüstet ausruft: „Lieber bleiben wir arm, denn blutbefleckt“, meint er dies noch in vollem Ernst. Als er Ill den Selbstmord vorschlägt, geht es schon um eine vereinfachte Formalität für ein unabwendbares Ereignis. Bei der Ankündigung der Todesursache putzt er nochmals die lügnerische Diagnose des Arztes „Herzschlag“  mit dem umso lügnerischeren Urteil „Tod aus Freude“ auf. Doch seine lügnerische Verhaltensweise wird keinesfalls als Beweis seines bösen Wesens dargestellt. Die Figur des Bürgermeisters ist ebensowenig böse, wie die aller anderen Güllener. Doch vor der allmächtigen Milliardärin und deren geplantem „Austausch“ ist auch die höchste Autorität der Gemeinde  ist schwach. Sein lügnerisches Wesen ist nur ein Mittel, seine Verlegenheit wegen seiner Unterlegenheit zu verstecken.

    Der Polizist

    Wachmeister Hahncke vertritt die Polizei und damit die Ausführung der Gesetze in Güllen. Er hütet Ordnung und Gesetze, ist aber immer auf der Seite der Mächtigen und versucht, die Schwachen zu treten. Diese Figur widerspiegelt sowohl Anmaßung als auch Ergebenheit je nach der Situation und der sozialen Stellung seines Gesprächspartners. Einerseits erklärt er der Milliardärin ganz ernst, daß er manchmal ein oder zwei Augen zudrücken müsse, andererseits erwartet er, daß die Mitbürger seine Autorität anerkennen. Als ihn der verzweifelte Ill aufsucht, tut der Polizist die offensichtliche Anstiftung zum Mord Ills als grundlose Beschwerde ab. Gleichzeitig bestätigt auch bei ihm der neuerworbene Wohlstand in Form eines Goldzahnes und des Pilsener Biers seine Hinwendung zur Mittäterschaft. Seine militärisch stotternde Sprechweise und sein grober Ausdruck–„Erheben Sie sich, Alfred Ill“ und  „Steh auf, du Schwein.“ (S.129)– zeigen seine niedrigere soziale Stellung gegenüber anderen Güllener Würdenträgern.

    Der Arzt

    Doktor Nüßlin, der Arzt Güllens, ist der Einzige in Güllen, der ein Auto besitzt. Er lehnte einen Lehrauftrag an der Universität zu Erlangen ab, da er sich verbunden zu seinem Heimatort fühlt. Zusammen mit dem Lehrer versucht er erfolglos, die Milliardärin zum Umdenken zu bringen. Danach wird auch er zum Mittäter und trägt mit der Diagnose einer falschen Todesursache sein Scherflein zum Güllener Mordkollektiv bei. 

    Der Pfarrer

    Dem Pfarrer sind nichtssagende religiöse Formeln offensichtlich wichtiger als der Mensch. Als der Bürgermeister die Milliardärin als einzige Hoffnung bezeichnet, fügt er pflichtbewußt hinzu „außer Gott“. Auch als Ill voller Angst in seiner Sakristei Schutz sucht, meint er nur: „Positiv, nur positiv, was Sie durchmachen.“. Das Erklingen einer neuen Glocke macht klar, dass auch der Geistliche an dem in Aussicht stehenden Wohlstand teilgenommen hat. Doch noch ein letztesmal bricht eine menschliche Regung aus dem Geistlichen hervor–„Flieh, die Glocke dröhnt in Güllen, die Glocke des Verrats. Flieh, führe uns nicht in Versuchung, indem du bleibst“–(S.76). Dann schließt auch er sich den Mördern an und Ill kurz vor seiner Ermordung durch scheinheilige anteilnahmelose Phrasen Trostworte bereithält, die dieser freilich von  ihm nicht mehr nötig hat.

    Der Lehrer

    Der Direktor des Güllener Gymnasiums übertrifft mit seiner Präsenz die der anderen Würdenträger. Er ist zugleich ein Humanist (S.99) und ein Säufer (S.103). Ähnlich wie der Arzt lehnte auch er eine bessere Stellung ab und nahm auch am Bestreben teil, die Meinung der Milliardärin zu ändern. Von ihm, einem Humanisten und Altsprachler, Verehrer Platos, stammen auch die Bezeichnungen der Medea und Moire Klotho für Zachanassian. Er widersteht der Versuchung des großen Geldes am längsten und versucht Ill zu helfen, was Kritiker zu der Feststellung brachte, er sei der einzig gute Mensch in diesem Stück. Alkoholisiert, um seine schlechtes Gewissen zu beruhigen, hat er seinen großen Auftritt in Ills Laden: Fest entschlossen der nahenden Presse die Wahrheit zu erzählen („auch wenn die Armut ewig währen sollte.“), muß er von den Kunden und selbst Ills Familie zurückgehalten werden. Wieder nüchtern bekennt er seine Seelennot und weiß, daß auch er am unvermeidlichen Mord nicht unschuldig sein wird. So ist es dann auch; vor den Kameras und Mikrophonen der Presse gibt er mit seiner blendenden Rhetorik dem Mord einen moralischen Untergrund, so hält er doch noch seine ihm zuvor verwehrte Rede – diesmal aber sarkastisch unter verkehrtem Vorzeichen.

    Die Güllener

    Die Güllener sind Menschen wie wir alle. Sie sind nicht böse, sondern sind eine durchschnittliche Gemeinde, die ihre Schwächen hat und durchaus bereit ist, moralisch herunterzukommen, wenn es um Wholstand geht. 

    Die im Personenzeichen erscheinenden Bürger–der Erste bis der Vierte–müssen als „dramaturgische Mehrzweckwaffe“ auftreten. Zum einen individualisiert sie Dürrenmatt in beschränktem Maße. Der erste verkörpert beispielsweise den Metzger Hofbauer, der Zweite zeitweilig den arbeitslosen Helmesberger; ebenso wie Ills Frau Mathilde, Sohn Karl, Tochter Ottilie, dem Maler, Fräulein Luise mit dem lockeren Lebenswandel und zwei Kundinnen des Illschen Krämerladens sind auch sie, wie bereits erwähnt, nicht böse, nur schwach. Wie alle nimmt die Gier von ihnen Besitz, ihr Wohlstand wächst und am Schluß stehen sie in Frack und Abendkleid mit in der Mördergasse und bewähren sich als brave Chorleute am Ende des Spiels. Zum anderen verwendet Dürrenmatt diese Personen, um Bäume, Rehe und ähnliches darzustellen (im Sinne vom Brechtschen epischen Theater).

    Die Lästigen (Vertreter der Presse)

    Die Vertreter der Presse–Pressemann I und II, Radioreporter und Kameramann treten als die „Lästigen“ auf; anlässlich der Hochzeit der Milliardärin kommen sie scharenweise nach Güllen, auf der steten Suche nach neuen Stories. Die in ihrer Doppelbödigkeit makabere Schlußversammlung im „Goldenen Apostel“ wird nur für sie, die Vertreter des Fernsehens und Hörfunks, in dieser Medienwirksamkeit inszeniert. Als „größtes soziales Experiment der Epoche“ sehen sie die Versammlung; die gesamte Verlogenheit dieser Szenerie wird auch dadurch zum Ausdruck gebracht, daß die Begründung der Todesursache wiederholt werden muß (beim ersten Mal funktioniert die Beleuchtung nicht).

  • Deutsch Abitur 2012 Baden Württemberg Zusammenfassung

    Für Deutsch gibt es natürlich auch noch eine Zusammenfassung, einfach auf den jeweiligen Link für mehr Informationen (bzw. Download der Datei) klicken:

    Die Themen waren:

    I War Besuch und Prozeß iwas mit Ills und Josef K.s Verantwortung
    II War Dialog zu Kohlhaas über dem sein Leben und seine Taten
    III War glaub iwas mit Literaturverständis da war halt soein kleiner Text und den sollte man hinsichtlich seines Wissens bewerten oder so
    IV Gedichtvergleich
    V Erörterung oder Rede zum Thema Doping bzw „Körpermanipulation“

    Bitte an alle weiterschicken und Gefällt mir Button drücken!

    Pflichtlektüren:

    Der Prozess

    Michael Kohlhaas

    Der Besuch der alten Dame

    Extrem ausführliche Übersicht über alle 3 Bücher, incl. Analyse der Erzählperspektiven etc.

    Religion und Kirche in allen 3 Lektüren

    Bitte an alle weiterschicken und Gefällt mir Button drücken!

    Allgemeines Schreiben:

    Hier gehts zur Zusammenfassung für Englisch: Englisch Zusammenfassung Abi 2012 BW

    Hier gehts zur Zusammenfassung für Mathe: Mathe Zusammenfassung Abi 2012 BW

    Ergänzungen bitte unten in der Kommentarbox posten!

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