Grafeneck Inhaltsangabe Zusammenfassung Rainer Gross

Grafeneck Inhaltsangabe

Ort der Handlung ist das kleine vergessene Dorf Buttenhausen auf der Schwäbischen Alb. Die Hauptfigur ist Hermann Mauser, ein eigenbrötlerischer, verschrobener einundsechzigjähriger Grundschullehrer. Seit dreißig Jahren unterrichtet er die Kinder Buttenhausens, geradlinig und eintönig. Das Leben in diesem gottverlassenen Dorf gleicht einem Bilderband der Jahreszeiten. Jahr für Jahr ziehen Frühling, Sommer, Herbst und Winter vorüber, als einzige Änderungen im Leben der Einwohner. Eine fade Idylle beginnt sich vor dem geistigen Auge des Lesers auszubreiten. Aber es gibt keinen Ort ohne Vergangenheit, so wenig wie es einen Menschen ohne Vergangenheit gibt.

Und eines Tages erhebt sie sich aus dem Dornröschenschlaf, mit brutaler Deutlichkeit wird sie vor die Augen der entsetzten Bewohner gezerrt, denn die Vergangenheit ist nicht vergangen. Auch nicht in Buttenhausen, obwohl es dort "keine Nazis" gab, und "die Juden den Ort schon lange zuvor verlassen hatten". Die Erinnerung erwacht, ausgelöst durch ein brutales Verbrechen. Im Berg, in einer Lehmkammerhöhle findet Hermann Mauser die mumifizierte Leiche eines Mannes und mit einem Mal wird alles wieder lebendig und die Vergangenheit kehrt zurück. Ereignisse tauchen auf aus dem Schlund der Vergessenheit und der Sohn eines ehemaligen Polizisten sieht sich der Konfrontation mit der Ermordung von Behinderten im dritten Reich gegenüber. Der Vater versuchte sich damals gegen das laufende Unrecht des in Grafeneck vollzogenen Euthanasieprogramms zu stellen. Die behinderte Schwester Mutz fiel diesem zum Opfer, als Hermann Mauser acht Jahre alt war, ohne dass sein Vater dies verhindern konnte. Die Ohnmacht gegen dieses grauenvolle Regime, raubte seiner Mutter die Lebensfreude und sie wählte, ausgelöst durch die Ermordung der Schwester Mutz, den Freitod. Mauser erkennt, dass es Taten in Form von Verbrechen gibt, die die Zeit nicht auslöschen kann. Er empfindet die Last einer Schuld, die keiner vergeben kann und für die es keine Erleichterung, keine Sühne gibt. Er ist allein, allein mit diesem Gefühl, allein mit einem Kaskadenartigen Schuldkomplex, der sein Leben zu überschwemmen droht und lädt sich daher eine Schuld auf die Schultern, die niemals die seine war.

Die Untersuchung des Mordfalles leitet Kommissar Greving aus Reutlingen. Er soll herausfinden, wer den Mann aus der Lehmkammerhöhle erschossen hat. Ein interessantes Spiel zwischen Mauser Greving und ortsansässigen Protagonisten beginnt. Viele wollen die Vergangenheit nicht sehen und verleugnen sie, obwohl ihnen die rauchenden Schornsteine des Krematoriums von Grafeneck, gleichwohl wie die grauen Busse wie brennende Fanale im Unterbewusstsein stehen.

Ein spannendes dunkles Buch, geschrieben in nahezu suggestiver Sprache. Es gibt keine Idylle und keinen Garten Eden, solange die Schatten der Vergangenheit die Zukunft verdunkeln.

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