Die Ratten Inhalt
Die fünf Akte der John-Tragödie lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1.Akt: Frau John versucht der Piperkarcka das Kind abzuhandeln
2.Akt: Die Piperkarcka fordert ihr Kind zurück
3.Akt: Um das todkranke Kind der Knobbe streiten seine Mutter und die Piperkacka vergeblich
4.Akt: Frau John kehrt nach eintägiger Flucht mit dem Kind der ermordeten Piperkarcka zurück
5.Akt: Frau John stürzt aus dem Fenster
Die Ratten Figuren
– Es gibt zwei „Lager“, die Figuren der „John-Gruppe“ und die des „Hassenreuter-Umfelds“
– Der ersten lassen sich die im weitesten Sinne tragischen, der zweiten die komischen Figuren
zuordnen
– Frau John als realistisch angelegte tragische Hauptfigur ist Hassenreuter als fast clowneske
Erscheinung der Kunstwelt „Theater“ gegenübergestellt.
– „Opferfiguren“ unterschiedlicher Art sind: Paul John aufgrund seiner Leichtgläubigkeit und
seines familiären Harmoniebedürfnisses, Bruna Mechelke in Folge seiner sozialen entwurzel-
ung und Pauline Piperkarcka als Spielball skrupelloser Männer
– Erich Spitta ist die auf Grund seiner moralischen Grundsätze menschlich überzeugendste Figur,
wirkt aber mangels Lebenserfahrung und auf Grund persönlicher Ungeschicklichkeit auch
komisch
Die Ratten Aufbau
– Die Fünfaktigkeit des Stücks entspricht dem Aufbau klassischer Dramen
– Zwei Parallelhandlungen sind miteinander verflochten, die eine tragisch, die andere komisch
– Jeder der beiden Handlungsstränge wird von einer zentralen Figur getragen, Henriette John und
Harro Hassenreuter
– Die beiden Handlungen spiegeln und relativieren sich wechselseitig, daher die
Gattungsbezeichnung „Tragikomödie“
– In einer „Spiel im Spiel“ – Situation wird die Frage der wahren und falschen Tragik diskutiert
– Die Blindheit der Figuren für das Wirkliche führt zu „tragischer Ironie“
Raum- und Zeitgestaltung
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Das Stück spielt im Mai 1885
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Die zwei Schauplätze sind beide in der Mietskaserne lokalisiert
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Auch der zeitliche Rahmen ist eng gesteckt, es sind fünf tage innerhalb eines Monats
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Die räumliche und zeitliche Konzentration fördert die dramatische Spannung
Die Ratten Sprache
– Hochdeutsch und Dialekt markieren die Schichtenzugehörigkeit der Figuren
– Innerhalb dieser beiden „Hauptsprachen“ gibt es zahlreiche individuelle Ausprägungen, die
insgesamt die gestörte Kommunikationsfähigkeit der Menschen verstärken
– Die Verwendung unterschiedlicher Sprechweisen ist Teil des naturalistischen Programms
Motive und Zeichen
– Hauptmann hat dem buchstäblichen Verhältnis von Ratten eine symbolische Zusatzbedeutung
gegeben
– Die Erwähnung von Gespenstern und Geistern macht die Mietskaserne zu einem Ort des Spuks
– Bühnenfiguren (Frau John, Bruna Machelke) werden in den Augen ihrer Mitmenschen selbst zu
gespensterhaften Erscheinungen
Themen
– Der Streit von Müttern um ein Kleinkind hat bekannte literarische Vorbilder, z.B. in der Bibel
und bei Brecht
– Paul John und Pastor Spitta sind – in Umkehrung ihrer sozialen Rolle – sehr gegensätzliche
Vaterfiguren
– Die Mietskaserne fördert mit ihren elenden Wohnverhältnissen die Bedrohung der bürgerlichen
Ordnung
– Die Welt des Theaters wird in „Die Ratten“ sehr negativ gezeichnet
Die Ratten Inhaltsangabe / Zusammenfassung
Der Schauplatz des Dramas ist eine verkommene Mietskaserne und dessen Dachboden, auf dem der Theaterdirektor Hasenreuther seinen gesamten Kostümfundus untergebracht hat. In der ehemaligen Kavalleriekaserne wohnen auch die anderen Personen des Stücks : Das schwangere Dienstmädchen Pauline Piperkarcka, Henriette John, die Reinemachefrau Hassen- reuthers und ihr Mann Paul, der am Anfang des Dramas in dem entfernten Altona arbeitet.
Da Piperkarcka von ihrem Liebhaber ausgenutzt und verlassen wurde und ein Kind erwartet, will sie Selbstmord begehen. Da aber Frau Johns Kind früh gestorben ist, und sie und ihr Mann sich sehnlichst ein Kind wünschen, kauft sie das Kind von ihrem Ersparnissen (123 DM) Pauline ab und trägt dieses auf dem Standesamt als ihr eigenes ein. Nach einiger Zeit will aber Pauline ihr Kind wiederhaben, um ihren treulosen Bräutigam dazu zu bringen, dass er sie heiratet. Sie meldet das Kind ebenfalls beim Standesamt an und bezeichnet Frau John dabei als Pflegemutter. Diese wird von Panik ergriffen, als sich ein Vertreter der Führsorge um das Kind kümmern möchte. Schließlich verläßt sie mit dem Säugling, den sie inzwischen als ihr eigenes ansieht, das Haus. Es kommt zu einer Verwechslung, als Pauline ihr Kind abholen möchte, da sich das Kind der Nachbarin Knobbe in Johns Wohnung befindet. Schließlich entbrennt ein Streit zwischen Frau Knobbe und Pauline, die glaubt, es handle sich um ihr Kind. Während sich die beiden Frauen streiten, stirbt das Kind.
Unterdessen hat Henriette John ihren düster gesinnten Bruder Bruno losgeschickt, um Piperkarcka einzuschüchtern. Dieser erschlägt aber aus Versehen Piperkarcka und flüchtet nach einem kurzem Wiedersehen mit seiner Schwester. Als Paul John freudestrahlend heimkehrt, kommt es zunächst zu Mißverständnissen : Er glaubt, dass es sich bei dem toten Kind von Frau Knobbe um das von Pauline handelt, und dass Bruno und Pauline ein Verhältnis hatten, da er die beiden zuvor zusammen in der Stadt gesehen hatte. Schließlich erfährt er aber die gesamte Wahrheit. Das Kind soll nun in einem Heim aufwachsen, worauf sich Frau John aus dem Fenster stürtzt.
Parallel zu dieser Handlung wird die Geschichte von Hassenreuther erzählt, der es schafft, vom Verwalter des Kostümfundus zum Theatordirektor aufzusteigen. Seine Tochter Walburga hat ein Verhältnis mit dem ehemaligen Theologiestudenten und jetzigen Schüler Hassenreuthers Spitta. Obwohl sich beide Väter zunächst gegen eine Beziehung aussprechen, wird das Verhältnis am Ende des Dramas von Hassenreuther gebilligt.