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  • Nathan der Weise Charakterisierungen Recha Daja Saladin Sittah Derwisch Tempelherr Patriarch

    Charakterisierung Nathan der Weise:

    Nathan: – reich, schlau (Weise), gutmütig, spendabel, behandelt Leute gleich(ohne Vorurteile)
    wenig Vorurteile, Jude, liebt seine Ziehtochter

    Charakterisierung Recha:

    – Adoptivkind von Nathan, sensibel, gutmütig
    Christin (jüdisch erzogen), liebt Tempelherr

    Charakterisierung Daja

    – Gesellschafterin von Recha (wie eine Mutter)
    Lebensgefährtin von Nathan
    Will Leute auf den richtigen Weg bringen
     

    Charakterisierung Saladin

    – lebt verschwenderisch
    nicht viel Erfahrung in seinem Beruf als Sultan (Herrscher von Jerusalem)
    Moslem
     

    Charakterisierung Sittah

    – Beeinflusst ihren Bruder (Sultan)
    habgierig und gebildet (Schach), hat Sultan voll im Griff

    Charakterisierung Derwisch (Al-Hafi)

    : – geldgierig, ehrlich
    Schatzmeister des Sultan
    Freund und Schachpartner von Nathan
     

    Charakterisierung Tempelherr

    – vorurteilbehaftet (mag keine Juden)
    akzeptiert nur seine Religion (Christ)
    liebt Recha
    „Verräter“ (wegen Patriarch)
    zwiespältiger Typ, schließt doch Freundschaft mit Nathan
     

    Charakterisierung Patriarch

    – Christ
    im Krieg mit Saladin
    will Saladin ermorden lassen
    vertritt seine Meinung sehr stark

     

    weitere Infos zu Nathan der Weise

  • Interpretation Nathan der Weise

    Interpretation Nathan der Weise

    Untersuchen Sie die Szene hinsichtlich epochenspezifischer Merkmale und formulieren sie die Aussageabsicht des Textes(2.Auftritt, 5. Aufzug)!

    Der vorliegende Textausschnitt aus „Nathan der Weise“ ist sehr charakteristisch für die Epoche der Aufklärung. Dies ist an verschiedenen Zitaten zu merken, welche im näheren eingehend betrachtet werden sollen.
    Der Text behandelt das Thema der Freundschaft zwischen Personen verschiedener Religionen. Diese Personen sind im einzelnen der Jude Nathan und der christliche Tempelherr.

    Nathan will mit dem Tempelherrn eine Freundschaft eingehen, da dieser seine Tochter Recha gerettet hat. Der Tempelherr reagiert etwas abfällig auf dieses Gesuch, da Nathan ein Jude ist und der Tempelherr eine andere Religion vertritt.

    Dies ist ein sehr stark von der Aufklärung geprägtes Thema. Der Konflikt und die Intoleranz zwischen den Religionen beruht auf dem strengen Glauben an die jeweilige Religion, und auf dem Glauben die eigene Religion sei die einzig richtige! Dieser Glaube wurde von den Aufklärern stark verurteilt, da dies ein Festhalten an strengen Dogmen bedeutete. Diese Dogmen sind aber nicht von den Gläubigen selbst, sondern von den Führern der Religion auferlegt wurden. An etwas zu glauben ohne dies zu hinter fragen, zeugt nicht von großem Verstand. Der Wahlspruch der Aufklärung war aber „Sapere aude“, habe den Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Die Aufklärung forderte das Menschen nicht nach Religionen, sondern nach anderen Kriterien ein zuordnen sind. Dies findet sich in dem folgenden Zitat wieder. „Nathan: Sind Christ und Jude eher Christ und Jude als Mensch? Ah! Wenn ich einen mehr in euch gefunden hätte, dem es g’nügt, ein Mensch zu heißen!“ (Zeile 1310-1312) 

    Daher komme ich zu dem Schluß, das diese Szene eine Verurteilung des strikten und unbeschränkten Glauben an etwas ist, was man nicht selber hinter fragt. Dieses zentrale Thema wird in dieser Textstelle, aber auch noch anders aufgegriffen. Wenn man das Gespräch genau beobachtet, so merkt man, das Lessing Nathan als einen Aufklärer und den Tempelherrn als einen Aufzuklärenden darstellt. Nathan sprich in Metaphern und antwortet mit Fragen, wohin gegen der Tempelherr ein großes Maß an Intoleranz an den Tag legt. Im weiter führenden Gespräch versucht Nathan mit Verstand den Tempelherrn zu überzeugen, das die Religionen nicht wichtiger als eine Freundschaft zwischen zwei Menschen ist. Diese Überzeugung gelingt aber nur in dem Nathan den Tempelherrn dazu bringt selber über das Thema nach zudenken. „Tempelherr: Ihr setzt eure Worte sehr – sehr gut – sehr spitz.“(Zeile 1260). Dieser Art der Überzeugung, indem man den anderen zum Nachdenken anregt, ist sehr sehr typisch für die Epoche der Aufklärung.

    Als Stilmerkmale der Aufklärung fallen die vielen Metaphern auf, welche hauptsächlich von Nathan eingesetzt werden. Mit dem Einsatz dieser Metaphern stellt Lessing Nathan als gebildeten Menschen dar. „Nathan: Eine Träne fiel darauf“(Zeile 1252), „Nathan: Der große Mann braucht überall viel Boden; und mehrere, zu nah gepflanzt, zerschlagen sich nur die Äste“(1280-1282).

    Abschließend möchte ich noch einmal betonen, das der Textausschnitt aus „Nathan der Weise“ als Musterbeispiel für die Epoche der Aufklärung anzusehen ist.

  • Textanalyse Nathan der Weise

    Textanalyse Nathan der Weise

    Lessing wurde am 22. Januar 1729 als Sohn eines lutherischen Pfarrers geboren. Er studierte in Leipzig Theologie . Dort beschäftigte er sich auch mit dem Theater. Im Jahre 1779 schrieb er das dramatische Gedicht "Nathan der Weise". Vorausgegangen waren während Lessings Tätigkeit als Bibliothekar in Wolfenbüttel zahlreiche Auseinandersetzungen mit der Orthodoxie und schließlich das Verbot der Veröffentlichung von religionskritischen Schriften gegen den Hamburger Hauptpastor Melchior Goeze. Daraufhin schuf Lessing sein letztes dramatisches Werk, "Nathan der Weise", mit dem er erreichen wollte, daß der Leser seiner Religion kritisch gegenübersteht und Toleranz zeigt.

    Im vierten Aufzug beginnt der vierte Auftritt mit einem Dialog zwischen Saladin und dem Tempelherrn, der zu einem Freundschaftsbund führt. Im darauffolgenden Gespräch äußert der Tempelherr Bedenken über die Person Nathans. In heftigen Äußerungen sind auch antisemitische Worte zu erkennen. Der Sultan aber wehrt alles ab. Gegen Ende des Gesprächs, läßt Saladin Nathan durch den Tempelherrn suchen und beruhigt den Tempelherrn, was Recha betrifft, mit den Worten "Sie ist dein" (S.102/Z.9).

    Zuerst führen Saladin und der Tempelherr ein konfliktloses Gespräch, in dem der Tempelherr unterwürfig ist und Saladin gütig und großherzig ("Ich, dein Gefangener, Sultan… SALADIN: Wem ich das Leben schenke, werd` ich dem nicht auch die Freiheit schenken?" Z.22-25/S.96).

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    In dem dann folgenden Enthüllungsdialog zeigt sich der Tempelherr aktiv und bereitet mit oft leidenschaftlichen Worten seine Enthüllung über Nathan vor ("[…] spricht von Aussicht, spricht von heitern Fernen. – Nun ich lasse mich beschwatzen." Z.18-20/S.99; "Wenn gleichwohl dieser Ausbund aller Menschen so ein gemeiner Jude wäre […]" Z.23-24/S.100). Saladin ist betroffen ("Nun, so sage doch, mit wem dus hast? – Es schiene ja gar mit Nathan, wie?" Z.38-39/S.98), bleibt aber eher in der reagierenden Position und versucht den Tempelherrn zu beruhigen ("Nun, nun! So sieh doch einem Alten etwas nach." Z.38-39/S.99). Er zeigt eine überlegene Haltung und wird erst auf dem Höhepunkt des Gespräches heftig und weist den Tempelherrn in seine Schranken, indem er ihn ermahnt: "Sei ruhig, Christ!" (Z.4/S.101). Beide sind aber an einem möglichst großen Maß an Verständigung interessiert, und so endet das Gespräch in der Einigung beider ("Aber geh! Such du nun Nathan, wie er dich gesucht;" "Verzeih!" Z.5-6/S.102; Z.37/S.101).

    Wie auch im gesamten Drama, wird Saladin in diesem Auftritt als eine sympathische, menschliche Gestalt dargestellt. Hier muß auf die treffende Selbsteinschätzung Saladins hingewiesen werden (Z.32-34/S.98: "Leider bin auch ich ein Ding von vielen Seiten, die oft nicht so recht zu passen scheinen mögen."). Seine von den zeitgenössischen Kreuzfahrten abstechende Friedensbereitschaft ("Sieh doch einem alten etwas nach!" Z.39/S.99; "Geh behutsam! Gib ihn nicht sofort den Schwärmern deines Pöbels Preis!" Z.23/S.101) und seine große Toleranz (Z.28/S.97: "Ich habe nie verlangt, daß allen Bäumen eine Rinde wachse") kommen zum Ausdruck. Durch das geliehene Geld ist er von Nathan "abhängig", und

    – 3 –

    steht schon deshalb auf dessen Seite ("Indes, er ist mein Freund, und meiner Freunde muß keiner mit dem andern hadern." Z.21/S.101).

    Außerdem hat ihn Nathans Parabel von den drei Ringen tief beeindruckt, und er hat Nathan als sehr weise und human bezeichnet. Spontan bot er ihm seine Freundschaft an.

    Der Tempelherr ist eine widersprüchliche Person. Er sagt, er "habe wider Nathan nichts." und er "zürn`" allein mit sich (Z.3-4/S.99). Andererseits sagt er ca. zwei Seiten weiter: "Ich werde hinter diesen jüd`schen Wolf im philosoph`schen Schafpelz, Hunde schon zu bringen wissen, die ihn zausen sollen!" (Z.39/S.100; Z.1-2/S.101). Diese Wut, die er gegen Nathan hat, kommt einerseits aus antisemitischen Tendenzen, die sich in ihm zeigen und andererseits aus seiner Liebe zu Recha, der Nathan noch nicht zugestimmt hat. Im Wechsel der Gefühle bereut er zum Schluß des 4. Auftritts sein Handeln mit den Worten: "Verzeih! Du wirst von deinem Assad, fürcht ich, ferner nun nichts mehr in mir erkennen wollen" (Z.37-29/S.101).

    Mit Hyperbeln wie "blöde Menschheit" (Z.17/S.100), "gemeiner Jude" (Z.24/S.100) oder "toleranter Schwätzer" (Z.38/S.100) drückt Lessing die intolerante Haltung des Tempelherrn aus. Dagegen steht das sprachliche Hilfsmittel der Metapher, wenn Saladin sagt, "[…] daß allen Bäumen eine Rinde wachse" (Z.28/S.97). Hier kommt die Toleranz, die Lessing fordert, zum Ausdruck. Auch durch das Symbol des "jüdischen Wolfes im philosophischen Schafspelz" (Z.39/S.100; Z.1/S.101) verdeutlicht Lessing die Abneigung des Christen gegenüber dem Juden. Andere Symbole wie "Blutbegier des Patriarchen" (Z.30/S.101) oder die Metapher "Sturm der

    – 4 –

    Leidenschaft" und "Wirbel der Unentschlossenheit" (Z.36-37/S.101) ma-

    chen den Leser auf die Reue des Christen aufmerksam. Durch Sätze, die nur begonnen und nicht zu Ende geführt werden ("Wohl sein! Doch

    Nathan…" Z.15/S.100), zeigt Lessing dem Leser, daß Saladin die Meinung des Tempelherrn zwar akzeptiert, sie aber, was Nathan betrifft, nicht mit ihm teilt.

    Die analysierte Szene gehört zum Höhepunkt des Dramas, denn die Zusammenführung der Hauptpersonen im letzten Auftritt wird vorbereitet. In dieser Szene kommen Lessings utopische Harmonie- und Toleranzvorstellungen zwischen den Hauptreligionen zum Ausdruck. Die erneuten Vorurteile des Tempelherrn werden nämlich zum Schluß der Szene in seiner Reue zunichte gemacht mit der Aussage Saladins "Mich dünkt, ich weiß, aus welchen Fehlern unsre Tugend keimt" (Z.2-3/S.102). Der Tempelherr zeigt seine Selbstkritik mit den Worten "[die] Blutbegier des Patriarchen, des Werkzeug mir zu werden graute" (Z.30-31/S.101). Daß jede der drei Religionen ihre Existenzberechtigung haben soll, kommt auch in der Aussage Saladins zum Ausdruck: "Ich habe nie verlangt, daß allen Bäumen eine Rinde wachse" (Z.28/S.97). Saladin verkörpert die Menschlichkeit, die Lessing fordert, indem er in diesem analysierten 4. Auftritt fast immer gelassen reagiert, Verständnis für den Tempelherrn zeigt und versucht, ihn zu beruhigen.

    Lessings Drama hat auch heute an seiner Gültigkeit noch nicht verloren. Hier denke ich zum Beispiel an die religiös bedingten Unruhen in Nordirland oder an die Intoleranz der Menschen in Jugoslawien, die zu dem katastrophalen Krieg und dem damit verbundenen Leid für viele Menschen

    – 5 –

    geführt hat. Mehr Menschlichkeit und Toleranz sollte unsere Gesellschaft auch gegenüber anderen Menschen wie z.B. Ausländern oder Behinderten zeigen. Lessings Vorstellung seiner Idealwelt, in der Menschen verschiedener Herkunft und Religionen zu einer Familie zusammenwachsen, wird es sicher so nie geben können, aber die Menschen sollten wenigstens versuchen, mit mehr Toleranz und dementsprechenden Handeln zusammenzuleben.

  • Szenenplan Nathan der Weise

    Szenenplan Nathan der Weise

     

    Szene
    Ort/Zeit
    Personen
    Haltung / Inhalt
    Ergebnis
    Erwartung
    I.
     
     
     
     
     
    1.
    • Flur in Nathans Haus
    • Daja
    • Nathan
    • Daja ist erfreut über Nathans Wiederkehr
    • Sie empfindet Mitleid mit ihm, weil sein Haus abgebrannt ist
    • Nathan sorgt sich um Recha, obwohl ihr nichts passiert ist
    • Er möchte Rechas Retter belohnen, ist aber enttäuscht, dass er so schnell verschwunden ist
    • Daja empfindet starken Respekt für den Tempelherrn (Rechas Retter)
    • Sie leidet unter dessen Zurückweisung ihr gegenüber
    • Nathan ist froh, dass seine Tochter gerettet wurde
    • Er will den Tempel-herrn suchen, um ihn zu belohnen
    • Daja ist deprimiert
    • Der Tempelherr wird wahrscheinlich die Belohnung zurück-weisen, falls Nathan ihn finden kann
    • Nathan wird Recha freudig empfangen
    2.
    • Flur in Nathans Haus
    • Daja
    • Nathan
    • Recha
    • Recha macht Nathan Vorwürfe, dass er sie nicht sofort nach seiner Rückkehr aufgesucht hat.
    • Nathan belehrt Recha über Wunder, da sie seiner Meinung nach der Rettung recht naiv gegenübersteht
    • Ist erfreut das sie seine Ausführungen begreift
    • Er versucht, etwas objektiver als Recha zu sein
    • Recha/Daja machen sich Sorgen um den Tempel-herrn, Nathan versucht, ihnen zu beweisen, dass es ihm gut gehe.
    •  
    • Daja/Recha sind in nicht mehr stark entschlossen, den Tempelherrn zu finden, da sie wissen, dass es ihm gut geht.
    • Nathan wird mit Al-Hafi reden
    3.
    • Vor Nathans Haus
    • Nathan
    • Derwisch
    • Beide erfreut über Wiedersehen
    • Nathan ist erstaunt über das hohe Amt des Derwischs
    • Derwisch ist verärgert und läuft davon
    •  
    4.
    • Flur in Nathans Haus
    • Nathan
    • Daja
    • Daja ist vollkommen aufgeregt, da der Tempelherr wieder erschienen ist
    • Nathan sucht den Tempelherrn auf, um ihn zu belohnen
    • Tempelherr wird abweisend reagieren
    5.
    • Platz mit Palmen
    • Tempelherr
    • Klosterbruder
    • Klosterbruder will eine Spende vom Tempelherrn, der aber nichts besitzt
    • Er soll ihm im Auftrag des Patriarchen ‚auf den Zahn fühlen‘ und ihm den Auftrag überbringen, einen Brief zu überbringen, der für das Christentum äusserst wichtig sei
    • Tempelherr sieht sich nicht in der Lage, auch gegen seine Feinde, etwas unrechtes zu tun
    • Klosterbruder gibt auf und geht fort
    • Sagt allgemein vieles über den Charakter des Tempelherrn aus
    6.
    • Platz mit Palmen
    • Daja
    • Tempelherr
    • Daja will den Tempelherrn darauf vorbereiten, dass Nathan zu ihm kommen wird.
    • Tempelherr will Nathan nicht sehen
    • Nathan wird trotzdem versuchen, ihn dazu zu bewegen
    II
     
     
     
     
     
    1.
    • Des Sultans Palast
    • Saladin
    • Sittah
    • Spielen Schach mehr zum Spaß als zum Gewinnen
    • Sie sind in religiösen Dingen nicht immer einer Meinung
    •  
    •  
    2.
    • Palast
    • Derwisch
    • Saladin
    • Sittah
    • Derwisch ist Untergebener von Saladin
    • Er findet das Spiel wichtiger als das, was Sittah über die Gelder zu sagen hat
    • Das verärgert Sittah
    • Derwisch hat sich bei Sittah Geld für die Kasse geliehen, was Saladin nicht unbedingt billigt
    •  
    •  
    3.
    • Palast
    • Sittah
    • Saladin
    • Diskutieren über die Vertrauenswürdigkeit des Derwischs
    •  
    •  
    •  
    4.
    • Vor Nathans Haus
    • Daja
    • Nathan
    • Recha
    • Nathan und Recha streiten darüber, wie der Tempel-herr zu behandeln sei
    • Recha will nicht, dass der Tempelherr sie bei Nathan sieht, damit er ohne zu zögern in seine Nähe geht.
    • Recha und Daja verstecken sich
    • Nathan wartet darauf, dass der Tempelherr vorbeikommt
    • Nathan und der Tempelherr werden sich endlich begegnen
    5.
    • Vor Nathans Haus
    • Nathan
    • Tempelherr
    • Nathan ist sich nicht mehr sicher, ob er den Tempel-herrn ansprechen soll
    • Dieser will keinen Dank, da er deswegen schon genug erdulden musste
    • Er nimmt Nathans Angebot bezüglich dessen Reichtümern aber dennoch an, da er sowieso einen neuen Mantel braucht
    • Nathan überredet ihn, sich mit seiner Tochter zu treffen
    • Nathan und der Tempelherr freunden sich langsam an
    • Der Tempelherr und Recha werden sich zum zweiten Mal begegnen
    6.
    • Vor Nathans Haus
    • Nathan
    • Tempelherr
    • Daja
    • Daja überbringt die Botschaft, dass der Sultan Nathan sehen möchte
    • Daja bekommt deswegen Angst
    • Auch Nathan macht sich Gedanken
    • Alle wurden in Aufregung versetzt
    • Nathan wird den Sultan sehen
    7.
    • Vor Nathans Haus
    • Nathan
    • Tempelherr
    • Sie diskutieren über Saladin
    • Nathan findet, dass er auch in dessen Schuld steht, da er dadurch, dass er des Tempelherren Leben gerettet hat auch Rechas Retter ist. Deswegen möchte er nicht vor ihn treten
    • Nathan lädt den Tempel-herrn zu sich nach Hause ein
    • Nathan kommt dessen Nachname “von Stauffen” bekannt vor
    • Tempelherr will am selben Tag Nathan und Recha zu Hause besuchen
    • Nathan ist verun-sichert darüber, was der Sultan von ihm möchte
    •  
    8.
    • Vor Nathans Haus
    • Daja
    • Nathan
    • Daja kann kaum glauben, dass der Tempelherr kommen wird
    • Daja und Recha bereiten sich auf das Eintreffen des Tempelherrn vor
    • Al-Hafi will, dass Nathan sofort zum Palast kommt
    9.
    • Vor Nathans Haus
    • Nathan
    • Derwisch
    • Der Derwisch ist nicht von Saladin geschickt worden, will aber trotzdem Nathan mitteilen, dass der Sultan Geld von ihm leihen möchte. Dabei empfindet er Schuldgefühle Nathan gegenüber, weil er es nicht geschafft hat, dem Sultan dies auszureden, da er weiß, dass Nathan sein Geld nie wiedersehen wird
    • Al-Hafi schlägt vor, das er fortziehen solle, wie er selber es vorhat
     
     
    • Nathan weiß, was auf ihn zukommt und kann sich darauf einstellen
    • Er muss sich entscheiden, ob er hierbleiben oder wegziehen soll
    • Nathan wird wahrscheinlich nicht umziehen
    III
     
     
     
     
     
    1.
    • In Nathans Haus
    • Recha
    • Daja
    • Sind aufgeregt, weil der Tempelherr bald kommen wird
    •  
    • Tempelherr trifft ein, Recha wird im zu Füßen fallen
    2.
    • In Nathans Haus
    • Recha
    • Daja
    • Tempelherr
     
  • Ringparabel in Nathan der Weise

    Ringparabel in Nathan der Weise

     

    A) Entstehungsgeschichte des „Nathan“
    S. 3
    B) I. Kurze Inhaltsangabe der Ringparabel (III/7)
    S. 4
    II. Ringparabel als formales Zentrum
    S. 5
    1. Ringparabel in der Mitte des Stücks
    S. 5
    a) arithmetisches Zentrum
    S. 5
    b) tektonisches Zentrum
    S. 5
    2. Ringparabel als Drama im Drama
    S. 5
    III. Ringparabel als inhaltliches Zentrum
    S. 5
    1. Handlung des Dramas als Spiegel der Ringparabel
    S. 5
    a) Konflikt der drei Religionen (Ringe)
    S. 5
    b) Nathan als Richter
    S. 6
    2. Ringparabel als Höhepunkt der Erziehungsarbeit Nathans
    S. 6
    a) Toleranz
    S. 7
    b) der Gedanke vom „allgemeinen Menschen“
    S. 7
    c) bedingungslose Humanität
    S. 8
    d) Deismus
    S. 8
    C) Wirkungsgeschichte des „Nathan“
    S. 9
    D) Verwendete Literatur
    S. 10

    Nach dem Tod des Hamburger Orientalisten Hermann Samuel Reimarus 1768 erhielt Lessing, der mit der Familie Reimarus befreundet war, die „Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes“, die Reimarus zwischen 1740 und 1750 geschrieben hatte und die ihm zu radikal rationalistisch-deistisch schien, als dass er sie hätte veröffentlichen können.

    Lessing, der ebenfalls ein Vertreter des Deismus war, arbeitete damals für den Herzog Carl von Braunschweig. Seine Aufgabe war es, aus den Beständen der herzoglichen Bibliothek in Wolfenbüttel wissenschaftliche Nachrichten herauszugeben.

    Seit 1774 veröffentlichte er auf diesem Weg Teile aus Reimarus´ Manuskript als „Fragmente eines Ungenannten“, die er durch Kommentare ergänzte.

    Dadurch entwickelt sich der sogenannte „Fragmentenstreit“ zwischen Lessing und Vertretern der dogmatisch orthodoxen lutherischen Kirchenlehre und insbesondere dem Hamburger Pastor Johann Melchior Goeze. Lessings Gegner konnten auch Herzog Carl auf ihre Seite ziehen und er verbot am 3. August 1778 Lessing, seine theologischen Schriften in Zukunft ohne Zensur drucken zu lassen. Derart in der Fortsetzung seines Streites und im Vorbringen seiner Argumente behindert, beschloss Lessing, ein Drama zu schreiben, einen Plan, den er schon drei Jahre mit sich herumtrug. Am 6. September 1778 schrieb er an seine Hamburger Freundin Else Reimarus, er erwarte, dass man ihn auf seiner „alten Kanzel, dem Theater, wenigstens noch ungestört will predigen lassen“. Er hatte also vor, mit seinem Drama „Nathan der Weise“ seine theologische Meinung darzulegen, wenn auch mit anderen Mitteln als bisher.

    Den lehrenden Charakter des „Nathan“ zeigt bereits die Titelseite des Originals; so steht dort das Gellius-Zitat „Introite, nam et heic Dii sunt!“ – „Tretet ein, denn auch hier sind die Götter“. Es wird also bereits darauf hingewiesen, dass im Stück eine religiöse Meinung vertreten wird, die nicht unbedingt mit der der Kirche übereinstimmt, jedoch „auch“ richtig, wenn nicht sogar richtiger ist.

    Für die Kernaussage des Nathans, die „Ringparabel“, übernahm er die Handlung aus Boccaccios „Decameron“ und erweitert sie um die Figur des Richters, der aus den drei Ringen den echten Ring herausfinden soll. Des Weiteren lässt Lessing Saladin fragen, warum Nathan bei seiner Religion bleibe, in die ihn doch nur „der Zufall der Geburt / (…) hingeworfen“.

    Mit Hilfe dieses Dramas, das am 14. März 1783 in Berlin uraufgeführt wurde, gelang es Lessing, die Zensur Herzog Carls zu umgehen.

     

    In der Vorgeschichte der Ringparabel ist von einem Ring die Rede, in den ein Opal eingelassen ist, ein Stein, „der je nach Einwirkung des Lichts in vielen unterschiedlichen Farben erscheinen kann (also nicht auf eine einzige Erscheinungsweise festlegbar ist)“.

    Der Ring hat die „geheime Kraft, vor Gott / Und Menschen angenehm zu machen, wer / In dieser Zuversicht ihn trug“ und wird immer vom Vater auf den jeweils liebsten Sohn vererbt. Nach einiger Zeit kommt der Ring zu einem Vater, der drei Söhne hat, die er alle drei gleich liebt. Allen dreien hat er bereits ohne das Wissen der beiden anderen den Ring versprochen, er befindet sich also in einem Konflikt. Um keinen der drei Söhne enttäuschen zu müssen, geht er zu einem Goldschmied und lässt zwei weitere, dem Original vollkommen gleiche Ringe anfertigen. Das gelingt dem Goldschmied so gut, dass nicht einmal der Vater selbst die Ringe auseinander halten kann. Daraufhin ruft er jeden seiner drei Söhne einzeln zu sich und übergibt jedem einen Ring; kurz darauf stirbt er.

    Hier unterbricht Nathan seine Erzählung und vergleicht die Ringe mit den Religionen beziehungsweise den (einzigen) echten Ring mit dem (einzigen) wahren Glauben.

    Auf den Einwurf Saladins, dass die Religionen sehr wohl zu unterscheiden seien, antwortet Nathan, dass diese Unterschiede nur rein äußerlich und Ergebnisse einer geschichtlichen Entwicklung seien. Anschließend fährt Nathan mit der Erzählung fort:

    Nach dem Tod des Vaters geraten die Söhne in Streit, welcher Ring denn nun der echte sei. Sie gehen zu einem Richter, der zunächst ratlos ist, sich dann aber an die Wunderkraft des Ringes erinnert und jeweils zwei der drei Söhne fragt, wen von ihnen sie am meisten lieben, aber keiner weist diese Eigenschaft auf, die ursprünglich den Träger des Rings ausgezeichnet hat. Der Richter vermutet nun, dass der echte Ring verloren ging, gibt den drei Söhnen aber folgenden Rat: „Wohlan! / Es eifre jeder seiner unbestochnen / Von Vorurteilen freien Liebe nach! / Es strebe von euch jeder um die Wette, / Die Kraft des Steins in seinem Ring´ an Tag / Zu legen!“, er fordert sie also auf, sich immer so zu verhalten, als sei ihr Ring der richtige. Des Weiteren erwähnt er, dass es später einen weiseren Richter als ihn geben wird.

    Schon allein die formale Stellung im Gesamtwerk hebt die Ringparabel als Zentrum des Stückes heraus. Sie steht – arithmetisch gesehen – genau in der Mitte des Stücks. Das Gesamtwerk hat ca. 3840 Verse; bei Vers 1911 beginnt die Ringparabel. Sie steht genau im mittleren, dem dritten Akt und innerhalb dieses Aktes nimmt die Vorgeschichte der Ringparabel und die Ringparabel selbst die vier mittleren Szenen ein (III/4 – III/7).

    Betrachtet man das Gesamtwerk unter dem Aspekt des klassischen Aufbaus des Fünfakters, hat die Ringparabel als Mittelpunkt des dritten Aktes die Stellung der Peripetie inne, des Höhe- und Wendepunkts des Stücks, der die Kernaussage enthält.

    Für diese Feststellung spricht auch der Aufbau der Ringparabel selbst. Sie ist gewissermaßen ein „Drama im Drama“, das wiederum in fünf Akte unterteilt werden kann.

    Die Vorgeschichte von der Kraft und der geheimen Wirkung des Ringes übernimmt die Rolle der Exposition. Die Steigerung ist durch den Vater, der alle Söhne gleich liebt und die Anfertigung zweier weiterer identischer Ringe gegeben. Im Wendepunkt zeigt sich, dass die drei Ringe nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind, „Fast so unerweislich, als / Uns itzt – der rechte Glaube.“ Dieser Wechsel von der Bildebene in die Sachebene und die Aussage, dass die drei Ringe – und damit die drei Religionen – nicht zu unterscheiden seien, stellt gleichzeitig die Kernaussage des Gesamtwerks dar. Die Ratlosigkeit des Richters, der sich zuerst außer Stande sieht, die drei Ringe voneinander zu unterscheiden und sein vergeblicher Versuch, es doch zu schaffen, stellt die Retardation dar. Die abschließende Lösung ist der Rat des Richters für jeden der drei Söhne, sich so zu verhalten, als sei sein Ring der richtige.

    Die Ringparabel ist aber nicht nur der formale Mittelpunkt des Dramas, sie ist auch das inhaltliche Zentrum, so entspricht die Handlung des Stückes der der Ringparabel. Der Streit um die wahre Religion findet sich in dem Streit der drei Brüder wieder, wer denn nun den echten Ring habe. Welche Religion beziehungsweise welcher Ring der richtige ist, ist nicht herauszufinden. Laut Nathans Erzählung (und damit auch nach Lessings Meinung) kommen alle drei Religionen, wie die drei Ringe, vom Vater – also Gott – und sind, als „Gabe Gottes“, echt. Ein Streit um den echten Ring ist daher sinnlos und lenkt vom Sinn und Zweck der Religion ab. Er meint, dass es möglich sei, „daß der Vater nun / Die Tyrranei des einen Rings nicht länger / In seinem Hause dulden wollen“, dass also Gott gewollt habe, dass die drei Religionen sich nicht unterscheiden, was zur Konsequenz hätte, dass alle, die ihre Religion für die einzig wahre halten, Gott zuwider handeln. Wer aber könnte sich schon zutrauen, Dinge zu unterscheiden, die Gott so gemacht hat, dass sie nicht zu unterscheiden sind?

    Genau das ist die Aufgabe, die Nathan von Saladin erhalten hat und die, wie Nathan durch die Ringparabel deutlich macht, unlösbar ist. Nathan dreht am Ende seiner Erzählung den Spieß um und fragt Saladin, ob er denn von sich glaube, der weisere Richter zu sein, der die Religionen unterscheiden kann, worauf Saladin entgegnet: „Ich Staub? Ich Nichts / O Gott!“. Saladin wird also, wie die drei Brüder, durch den Richterspruch beziehungsweise Nathans Aussage, erzogen und erkennt die Wahrheit in Nathans Worten.

    Letztendlich stellt die Ringparabel den Höhepunkt der Erziehungsarbeit Nathans dar:

    Während Nathan in der Vorgeschichte zur Ringparabel Recha, seine Adoptivtochter, von ihrem Wunderglauben heilt und später den Tempelherrn von seinen Vorurteilen, so erzieht Nathan hier den ranghöchsten Moslem in Jerusalem, Sultan Saladin. Auch die Fehler oder die Fragen der zu Erziehenden sind zunächst sehr konkret (Wunderglaube, Vorurteile), später sehr allgemein (Frage nach der wahren Religion) und damit für den „Erzieher“ schwerer zu beantworten. Die Aussage, sich immer so zu verhalten, als müsse man durch Menschlichkeit beweisen, dass seine Religion die richtige sei, ist das ultimative Mittel, um Frieden, Menschlichkeit und Toleranz zwischen den Religionen aufzubauen, nachdem vorher zwei andere Lösungswege gescheitert sind: die Lösung des Saladin, der durch Heiratspolitik mit den Christen ein neues, gemischtes Herrscherhaus gründen will und die des Derwischs Al Hafi und des Klosterbruders, die sich beide von der schlechten Welt abkehren, um entweder wie Al Hafi an den Ganges zu gehen („Am Ganges, / Am Ganges nur gibt’s Menschen.“) oder wie der Klosterbruder, der sich am liebsten völlig aus der Welt zurückziehen würde („Ich mag / Nicht fein sein; mag nicht überreden; mag / Mein Näschen nicht in alles stecken; mag / Mein Händchen nicht in allem haben.“).

    Betrachtet man die Erziehungsarbeit Nathans insgesamt, so lassen sich vier Ideale, zu

    denen er erziehen will, erkennen. Nathan (und damit Lessing) setzt sich für Toleranz ein, was in einer Erläuterung Nathans zur Ringparabel deutlich wird: „Wie kann ich meinen Vätern weniger / Als du den deinen glauben? / Oder umgekehrt. – / Kann ich von dir verlangen, daß du deine / Vorfahren Lügen strafst, um meinen nicht / Zu widersprechen?“ Nathan betont also, dass sich alle Religionen auf Geschichte gründen, dass man alle anderen Religionen tolerieren muss, da jeder der Überlieferung seiner Vorfahren am meisten Glauben schenkt und so nie objektiv entscheiden und handeln kann. Nach Nathans Meinung unterscheiden sich die Religionen ohnehin nur in Formalismen, der „Kern“ ist immer gleich und von Gott gegeben.

    Nathans Handeln entspricht auch dem aufklärerischen Gedanken vom „allgemeinen Menschen“, von der „Gleichheit“ der Menschen. Durch die Erziehung Rechas, des Tempelherrn und Saladins erzieht er jeweils einen Vertreter der drei Religionen (wenn man Recha als Jüdin zählt), außerdem nimmt er keinerlei Rücksicht auf den sozialen Rang der zu erziehenden Personen. Auffällig an Lessings Drama ist auch, dass das Sprachniveau unabhängig von der sprechenden Person konstant hoch gehalten wird; der Derwisch Al Hafi hat die gleiche Ausdrucksweise und hohe Sprache wie Saladin.

    Nathan selbst ist bereits ein Beispiel für einen „allgemeinen Menschen“, so spricht Nathan neben Hebräisch Arabisch bzw. Persisch und erwidert auf den Hinweis des Klosterbruders, der ihm Assads Tagebuch bringt „Es ist Arabisch aber, was der Herr / Hineingeschrieben“ „Einerlei! Nur Her! –“. Peter Pütz schreibt hierzu

    „Die Frage mag naiv klingen (…): Welche Sprache mögen Moslems, Juden und Christen unter sich und miteinander gesprochen haben? Diese Frage ist herkömmlicherweise für Tragödien zumindest irrelevant (…). Daß dies im Lustspiel anders sein kann, zeigt in der Minna von Barnhelm die Figur des radebrechenden Franzosen. (…) Nathan also liest und spricht Arabisch; gilt das aber auch für den Tempelherrn, Recha und die anderen? Wenn also die Frage nach der Verständigungsmöglichkeit im Drama schon einmal aufgeworfen wird, ohne daß eine abschließende Antwort zu finden ist, dann scheint folgende Deutung nicht unzulässig: Daß ausgerechnet an einem Ort mit wahrhaft babylonischer Vielfalt und Verschiedenheit der Sprachen dennoch eine reibungslose Verständigung praktiziert werden kann, ist ein weiterer Beleg dafür, daß selbst Menschen unterschiedlichster Herkunft und Religion dennoch alle an der einen menschlichen Natur und Vernunft teilhaben, und hierzu gehört auch die Fiktion einer gemeinsamen Sprache als eines menschheitsumfassenden Ringes.“

    Diese Gesellschaftsutopie einer universalen Verbundenheit aller Menschen taucht auch im Schlusstableau wieder auf: Die Christen Recha und Curd von Stauffen sind mit den Muslimen Saladin und Sittah verwandt; Nathan ist gewissermaßen der geistige Vater Rechas.

    Ein weiteres sehr wichtiges Ideal Nathans ist die religionsübergeifende Humanität, so läßt Nathan den Richter den Rat geben, jeder möge so handeln, als müsse man durch möglichst menschliches Handeln die Echtheit seiner Religion beweisen, womit er bereits dem kategorischen Imperativ Kants vorgreift (in der „Kritik der reinen Vernunft“ von 1781). Humanität ist nach Nathans Ansicht nichts, das den zu Erziehenden von Grund auf beigebracht werden muss, vielmehr besitzt jeder Mensch eine „Grundhumanität“, die je nach Lebenswandel gepflegt oder vernachlässigt wird. („Ich weiß, wie gute Menschen denken; weiß, / Daß alle Länder gute Menschen tragen“) Nathans Erziehung zur Humanität ist daher eine Art Hilfe zur Selbsthilfe, durch bedingungslose Menschlichkeit gegenüber dem anfangs judenverachtenden Tempelherrn bringt er diesen zunächst aus der Fassung („Aber, Jude – / Ihr heißet Nathan? – Aber, Nathan – Ihr / Setzt Eure Worte sehr – sehr gut – sehr spitz – / Ich bin betreten“), woraufhin er zum Freund Nathans wird.

    Wie Lessing ist auch Nathan ein Anhänger des Deismus und der Vernunft. Deismus bedeutet, dass Gott die Welt zwar erschaffen und mit vernünftigen Naturgesetzen ausgestattet hat, aber seit der Erschaffung der Welt nicht mehr aktiv in die Welt eingreift.

    Ein Beleg in der Ringparabel findet sich in der Tatsache, dass der Vater, also Gott, seinen Kindern die drei Ringe überlässt und daraufhin stirbt, er kann also nicht mehr aktiv in den Streit seiner drei Söhne eingreifen, sie sind auf sich allein gestellt und es gibt keine Möglichkeit, den Vater wieder zum Leben zu erwecken und ihn um Rat zu fragen. Auch in der Exposition des Stückes erzieht Nathan zu Deismus und Vernunft: Recha glaubt anfangs fest, ein Engel habe sie aus dem Feuer gerettet. Er stellt dem Wunderglauben Rechas und Dajas seine Ansicht entgegen, dass bereits alltägliche Dinge als Wunder aufgefasst werden können. Nathan stellt den Wunderglauben als eine sehr bequeme Möglichkeit dar, Dank und Verantwortung zu umgehen, einem Engel kann man schließlich keinen Gegendienst erweisen; ganz im Gegensatz zu einem Menschen, dem man später einen Gegendienst erweisen kann, was Nathan für Recha abschließend noch einmal zusammenfasst: „Begreifst du aber, / Wieviel andächtig schwärmen leichter, als / Gut handeln ist?“, er erzieht sie vom „süße[n] Wahn“ zur „süßern Wahrheit“.

    Lessings Stück „Nathan der Weise“ wurde vom Publikum mit sehr unterschiedlichen Reaktionen aufgenommen. Während bei der Uraufführung am 14. März 1783 das Theater bis auf den letzten Platz gefüllt war, blieb schon bei der dritten Aufführung der Ansturm aus. Kritik wurde in Fachkreisen vor allem an der dramatischen Form von Lessings Drama geübt: „Freilich hat das Stück nur wenig theatralisches…“.

    Erst von der Inszenierung Schillers (Weimar, 1801) geht größere „theatralische Wirkung“ aus. Er verändert den „Nathan“ beträchtlich, indem er in das Metrum eingreift, gedankliche Passagen streicht und allzu kritische und anstößige Textstellen, wie beispielsweise Nathans Auseinandersetzung mit Rechas Wunderglaube oder Sittahs Kritik am Verhalten der Christen, entschärft. Noch widersprüchlicher wird die im Nathan entwickelte Religionsidee aufgenommen. Während der Meininger Hofprediger Johann Georg Pfranger sogar ein Gegendrama entwirft, weil er sich über die Herabsetzung des Christentums und die Verherrlichung des Judentums entrüstet, sieht Friedrich Schlegel diese Idee der Toleranz durchwegs positiv. Der häufigste Kritikpunkt war allerdings, dass der „Held“ des Dramas ein Jude ist. Immanuel Kant soll nach der Lektüre der ersten zehn Druckbögen gesagt haben, er könne keine Helden aus diesem Volk leiden.

    Der materialistische Philosoph Eugen Dühring bezeichnete den „Nathan“ sogar als ein „plattes Judenstück (…) auf einem sehr niedrigen Geistesniveau“. Antisemitismus war auch 1933 der Grund für das Verschwinden des Dramas von der Bühne und aus dem Schulunterricht. Dabei steht es außer Frage, dass die Aussage des Stückes, Humanität und Toleranz, zu allen Zeiten aktuell war und es auch bleiben wird. Diese Werte haben gerade in den vergangenen Jahren, in denen übertriebener Nationalismus und Intoleranz wieder aufflammten, eine besondere Wichtigkeit erlangt.

  • Nathan der Weise, Monolog vor Ringparabel Interpretation

    Aufgabe:    Beschreiben und Deuten Sie den Monolog Nathans. Erläutern Sie dabei die Funktion des Monologs in Hinblick auf die nachfolgende Ringparabel.
            Analysieren Sie die von Nathan verwendeten sprachlichen Bilder.

    Lösung in Stichpunkten (Lösungstext nicht vorhanden) :

      Einleitung:

    aus „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing
    Entstehungsjahr: 1799
    Handlungsjahr des Stückes: zur Zeit des dritten Kreuzzuges ( Konflikt der drei Religionen Judentum, Christentum und Islam
    Höhepunkt: Ringparabel (genannte Szene bezieht sich auf die Ringparabel und befindet sich davor)

    Zur ausführlichen Inhaltsangabe von Nathan der Weise

      Hauptteil:

    Nathan = Ein Hauptcharakter ( jüdischer Kaufmann, reich )
    N. im Palast von Sultan Saladin, führt Gespräch mit sich selbst
    Monolog beschreibt Situation von Nathan
    N. stellt sich Frage über das Verlangen des Sultans
    N. denkt über die besten Antwortmöglichkeiten und Verhaltensmöglichkeiten nach
    N. Vorbereitung auf Gespräch mit Salladin = Monolog
    N. legt Strategie zurecht
    N. nachdenkliche Haltung deutlich durch rhetorische Fragen, Gedankenstriche ( einige Gedankenstriche kennzeichnen Parenthesen )
    Szene kündigt kurz bevorstehenden Höhepunkt an
    Spannung steigt ( Zeile 1888 – 1890 )
    Vorbereitung auf Ringparabel
    Konflikt der drei Religionen wird ersichtlich, sowie Thema der Ringparabel
    Monolog macht deutlich N. der Gesprächsführer
    N. verwendet Metaphern ( Z 1868 – 1689 ), Alliteration ( Z 1868 ), Ellipse ( Z 1876 ), Hyperbel ( Z 1886 )
    Sprachlichen Mittel zur Verdeutlichung der verfahrnen Situation
    Anspielung auf ein Märchen ( Z 1890 ; Nennung der Merkmale ) deutlich dessen Hilfe zur Belehrung des Sultans
    Dieser Versuch ein Merkmal der Aufklärung
     

  • Zusammenfassung/Inhaltsangabe Nathan der Weise

    Zusammenfassung/Inhaltsangabe Nathan der Weise Gotthold Ephraim Lessing

    Zur ausführlichen Inhaltsangabe von Nathan der Weise

    1. Aufzug:

    –    Nathan kommt von Geschäftsreise zurück
    Recha (Tochter) erzählt das sein Haus gebrannt hat
    Sie wäre dabei beinahe ums leben gekommen
    Christlicher Tempelherr hat sie gerettet
    Tempelherr vor kurzem zum Tode verurteilt, jedoch von Sultan Saladin begnadigt (erinnert ihn an Bruder)
    Nathan erfährt von seinem Schachfreund Derwisch das er jetzt Schatzmeister beim Sultan ist
    Soll Staatskasse füllen, will Nathan als Geldgeber, dieser lehnt ab
    Nathan will Tempelherr zum Essen einladen, um ihm zu danken, lehnt aber ab
    Klosterbruder, der für den Patriarchen (König Phillip August) arbeitet kommt zu Tempelherr und bittet ihn ein Brief zum König Phillip August zu bringen
    Lässt nachfragen ob er an Anschlag auf Sultan Interesse hat
    Lehnt ab da er sich Sultan gegenüber etwas schuldig fühlt

     2. Aufzug: 

      –    Saladin spielt mit Schwester Sittah Schach
                                              –    Sultan macht sich Sorgen wegen drohendem Krieg, will Sittah
                                                    mit König Richards Bruder zusammenbringen, klappt aber nicht
    Derwisch borgt Geld bei Sittah für Staatskasse
    Sultan ist nicht einverstanden damit, Sittah rät bei Nathan um Geld zu fragen
    Derwisch lehnt jedoch gleich ab, weiß das er das nicht macht
    Saladin lässt sich noch mehr von Nathan erzählen
    Recha will Tempelherr unbedingt sehen und sprechen
    Daja (Art Ziehmutter) weiß das er auf dem Weg zum Kloster bei ihnen vorbei muss
    Nathan spricht mit ihm
    Anfänglich Tempelherr wieder judenfeindlich
    Nach Diskussion gewinnt Nathan langsam Freundschaft
    Dankt Tempelherr mit Geld, wollte dies zwar nicht aber nimmt es da er neuen Mantel braucht
    Tempelherr ist von Recha beeindruckt und möchte sie kennen lernen
    Tempel. Name ist Curd von Stauffen
    Nathan kommt er bekannt vor
    Sultan möchte Nathan persönlich sprechen, Derwisch rät ihm davon ab, will ihn nur um sein Geld bringen
    Derwisch kündigt bei Saladin

    3. Aufzug:

    –     Daja hofft das sich Recha und Tempel. verlieben
                      ->   hofft mit ihnen dann nach Europa reisen zu können
                      –     Zuneigung beider wird deutlich, Recha aber empfindet nur Dankbarkeit und
                            Freundschaft (Tempel. verlässt verwirrt das Haus), wird ihn später aber noch         
                            lieben
    Sittah hat Plan um Nathan das Geld zu entlocken, Saladin nicht einverstanden
    Sultan frag nach wahrer Religion
    Nathan erzählt ihm die Geschichte der drei Ringe (Ringparabel)
    Schließlich gibt es keine richtige Religion sondern nur eine die man für richtig hält
    Sultan beeindruckt von Weisheit und Humanität, bietet Freundschaft an
    Nathan bietet Geld für die Staatskasse
    Saladin schickt Nathan zu Tempel., möchte das dieser seine Tochter kennen lernt
    Tempel. jedoch verliebt in Recha und gibt sein leben als christ. Tempel. auf
    Erzählt Daja das er keine Jüdin lieben kann
    Daja erzählt Tempel. das Geheimnis von Rechas Herkunft, ist Christin aus Europa, jedoch von Nathan jüdisch erzogen
    Bittet Nathan um Rechas Hand
    Tempel. erstaunt, Daja sagt ihm das sie nach Europa zurück möchte

    4. Aufzug:

    –    Tempel. sucht beim Patriarchen Rat
                      –    Patriarch ist der Meinung Nathan müsse sterben
                      –    da er eine Christin jüdisch erzogen hat
                      –    Sittah zeigt Saladin ein Bild von Bruder Assad, suchen Ähnlichkeit zum
                            Tempel.
    Tempel. zweifelt an Nathans Zuverlässigkeit
    Sittah will Recha Nathan entziehen und sie an den Hof bringen
    Nathan verschweigt auch Daja das Recha und Tempel. Geschwister sein könnten
    Versucht Daja mit Geschenken davon abzuhalten dem Tempel. Rechas Geheimnis zu sagen, die besteht darauf das es Nathan selbst erzählt
    Nathan kann dank des Klosterbruders etwas in der Vergangenheit nachforschen, da er Recha von ihm vor 18 Jahren erhalten hat
    Vater (Wolf von Filnik, musste in Krieg, Mutter starb früh)
    Vermutung, Konrad von Stauffen (Vater von Tempel.), Bruder von Mutter von Recha

    5. Aufzug:

    – Saladin bekommt Geld aus Ägypten
                      – Klosterbruder erzählt das Patriarch Rechas Geheimnis evtl. von Tempel. weiß
                      – Nathan fragt Tempel. ob er Patriarch über Recha erzählt hat
                      – streitet das ab
                      – Recha spürt das Nathan nicht ihr richtiger Vater ist
                      – Nathan klärt auf das Curd nur den Namen seiner Mutter verwendet
                      – ist in Wirklichkeit ein von Filnik
                      – Recha und Tempel. sind Geschwisster, Assad ist Vater (Bruder von Saladin),
                         Saladin ist Onkel von Beiden

  • Charakteristik des Patriarchen aus Nathan der Weise

     Charakteristik des Patriarchen
     

    Die zu charakterisierende Figur des Patriarchen, aus Gotthold Ephraim Lessings  „Nathan der Weise“,  ist ein sehr energischer Vertreter des christlichen Glaubens, der im Kreise der anderen Geistlichen eine sehr hohe Stellung innehat und die ihm so gegebene Macht auch gerne demonstriert. Seine Auftritte zu jeglichen Anlässen sind immer prunkvoll, die er aber an Pracht noch steigert, sobald er an den Hof berufen wird (S.81 V. 2457 ff.).
     Die Art und Weise seines Umgangs mit Menschen hängt von seinem Gegenüber ab, den er stets seine Wertschätzung oder Nichtachtung spüren lässt. So spricht er mit dem Klosterbruder im Imperativ und sehr distanziert (S.81 V. 2459), während er beim Tempelherren zwar nicht  auf seine Arroganz verzichtet, aber die Ebene des Sprachniveaus anhebt, dies zeigt sich im Verwenden lateinischer und griechischer Worte („Faktum“, „Hypothese“, „pro et contra“, „Diözese“, „Apostasie“….), und ihn außerdem mit formaler, aber höflicher Anrede begrüßt („Herr Ritter“, „sehr erfreut“).
    Des Weiteren erkennt der Leser an Hand des Gesprächsverlaufs, dass er nur sehr widersrebend und letztendlich sogar nur zum Schein von seinem Standpunkt abweicht (S85 V. 2587 ff.). Dies zeigt deutlich, dass er von seiner hohen geistlichen Stellung  und  der damit verbundenen Macht sehr eingenommen ist und möchte, dass die weitere christliche Entwicklung des „tapferen Gläubigen“ unter seinen Augen abläuft (S.81 V.2461 ff.). Hierbei sollte aber die Tapferkeit dem reifen Rat der Älteren Platz machen (S.82 V.2471 ff.). 
    Auch macht er im Dialog deutlich, dass der christliche Glaube für ihn an erster Stelle steht und sogar die Vernunft verdrängt, die schließlich der Willkür Gottes, da sie von ihm erschaffen,  untergeordnet sei (S.82 V.2487 ff.).
    Man kann im Falle des Patriarchen schon von einem fanatischen Christ reden, der nicht nur unentwegt den Feuertod eines Juden(S. 84 V.2546) “tut nichts; er wird verbrannt“) fordert nur weil er seine Ziehtochter ohne Glauben( weder jüdisch noch christlich) erzogen hat sondern den Glauben auch noch als das Einzige bezeichnet, das Kindern nicht schadet (S. 83 V.2542) und deshalb am liebsten die ganze Welt missionieren will.
    Für ihn ist der Glaube die heiligste Pflicht, und stellt außerdem die Grundlage für die bürgerlichen Bande dar, die wiederum die Existenz des Staates begründen (S.84/85 V.2580 ff.).
    Der Charakter des Patriarchen ist also nicht sehr vielschichtig. Seine Existenzgrundlage scheint sich auf den Glauben zu beschränken, den er dafür aufs Höchste lobt und versucht diesen in jedem Christen zu vertiefen.
    Für andere Religionen oder Ungläubige hat er kein Verständnis.  
    Ich denke, der Patriarch ist ein sehr schwieriger Mensch, da er zu sehr von sich und seinem Glauben überzeugt ist und dadurch unbeirrbar wirkt. Er geniest es Macht auszustrahlen und nimmt sich auf Grund ihrer die Freiheit heraus seine Religion als unfehlbar darzustellen; dies wirkt auf mich sehr unsympathisch.
     

  • Charakterisierung Dajas aus Nathan der Weise

    Charakterisierung Dajas aus Nathan der Weise

    Im Drama „ Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing spielt die Christin Daja eine essentielle Rolle für den Ausgang des Stückes. Daja ist die Witwe eines Kreuzritters, der zusammen mit Kaiser Barbarossa während eines Kreuzzuges ertrank. Sie lebt als Gesellschafterin im Haus des Juden Nathans. Als Gesellschafterin ist sie für die Erziehung Rechas zuständig. Zudem kümmert sich Daja um den Haushalt und das „traute Heim“. Außerhalb Nathans Haus hat und will sie kein Mitspracherecht. Sie wirkt in keiner Form an öffentlichen Aufgaben mit.
    Daja ist bekennende Christin und versucht ihre christlichen Lehren an Nathans Tochter Recha weiterzugeben („Wenn war ich nicht ganz Ohr, sooft es dir gefiel, von deinen Glaubenshelden mich zu unterhalten?“ Z. 1583-1585). Doch muss sie sich hierbei Nathan beugen, der Recha nach dem jüdischen Glauben erziehen möchte. Da Daja eine Fundamentalistin ist, geradezu eine christliche Extremistin, kann sie es nicht ertragen, dass Recha, die zwar getauft wurde, doch als Waise vom jüdischen Nathan aufgenommen wurde, nach dem jüdischen Glauben erzogen wird. Deshalb hintergeht sie Nathan und berichtet dem Tempelherren, dass „Recha keine Jüdin [sei]; sei – sei eine Christin“ (Z.2327). Dies verdeutlicht auf der einen Seite ihre Intoleranz gegenüber fremden Religionen, auf der anderen Seite beweist ihre Offenbarung gegenüber dem Tempelherren, dass sie in Wahrheit auf ihren eigenen Vorteil aus ist, denn sie hofft, durch die Offenbarung, dass Recha in Wahrheit eine Christin sei, stehe einer Heirat von Tempelherr und Recha nichts mehr im Weg und sie könne zusammen mit den Zweien nach Europa zurückkehren.
    Dass Daja versucht mit Hilfe des Tempelherren nach Europa zu kommen ist sehr typisch für sie, denn sie hat sich in ihrem ganzen Leben immer den Männern untergeordnet. Sie kam mit ihrem Mann, der in der Schlacht fiel, nach Jerusalem, dort begab sie sich, nach seinem Tod, unter die Obhut des Juden Nathan und versuchte dann mit Hilfe des Tempelherren nach Europa zu kommen. So hat sie es nie gelernt eigenständige Entscheidungen zu treffen und über Sachverhalte selbständig nachzudenken. Das ist auch der Hauptgrund ihres fanatischen Glaubens. Sie hat im Christentum einen Halt gefunden und in der Bibel ein für sie geltendes Regelwerk, an das sie sich halten kann.
    Daja verkörpert in Lessings Drama das Bild der unaufgeklärten Frau. Sie nimmt nicht am öffentlichen Leben teil und ist beschränkt auf Haushalt, Kinder und Zuhause. Sie ist Engstirnig und komplett auf ihre Religion fixiert. Sie verschließt sich der von Nathan gepredigten Lehre der Toleranz und fehlt aus diesem Grund auch als einzige in der Schlussszene des Dramas.

     

  • Erörterung Nathan der Weise

    Übungsaufsatz zur literarischen Erörterung

    Thema: „Nathan der Weise“ (Lessing):
    Erörtern Sie anhand der Szene I.5, ob sich der Tempelherr in einer Identitätskrise befindet.

    Gliederung:
    Verbindung der Problematik des Anschlags in der Türkei mit der Problematik des Werks „Nathan der Weise“
    Gesichtpunkte für bzw. gegen eine mögliche Identitätskrise des Tempelherrn anhand der Szene I. 5
    Aspekte gegen eine Identitätskrise
    Persönliche Rechtfertigung seines Handelns
    Eigene Erklärung seiner Situation
    Argumente für eine Identitätskrise
    Unsicherheit seiner Loyalität gegenüber Saladin bzw. dem Patriarchen
    Überschneidung unterschiedlicher Religionen in seinem Leben
    Anstoß einer Veränderung des Tempelherrn
    Bedeutung der Rolle des Tempelherrn für die heutige Zeit

    Wieder hat ein grausamer Anschlag, diesmal in Istanbul in der Türkei, die Schlagzeilen der internationalen Presse beherrscht. Ein mit Sprengstoff beladener Lieferwagen wurde in die Nähe einer zu diesem Zeitpunkt voll besuchten Synagoge gefahren und die Bombe wurde daraufhin gezündet. Wieder mussten viele Menschen ihr Leben lassen, weil Religionsfanatiker – in diesem Fall Angehörige einer radikal – islamischen Gruppe – denken auf diese Weise ihren Glauben vertreten zu müssen. Umso erstaunlicher erscheint, dass Gotthold Ephraim Lessing, ein Autor der Aufklärung, dieses aktuelle Thema bereits vor über 200 Jahren in seinem Ideendrama „Nathan der Weise“ aufgegriffen hat. In diese Spannung der verschieden Glaubensrichtungen gerät ein Tempelherr, Vertreter des Christentums. Infolgedessen beschäftigt dieser Konflikt den Charakter des Ordensvertreters und das wirft die Frage auf, ob sich der Tempelherr in einer Identitätskrise befindet, oder nicht, was im Folgenden näher untersucht werden soll.

    Zuerst sollen die Aspekte dargelegt werden, die gegen eine Identitätskrise des Tempelherrn sprechen.
    Eingangs muss erläutert werden, dass der Tempelherr sein Handeln als gerechtfertigt ansieht, da die Regeln, die ihm durch sein Gelübde von Gott auferlegt wurden, eindeutig die Zustimmung zum Vorhaben des Patriarchen verwehren. So schlägt er einerseits die Spionage der Befestigungsanlage von Saladin aus, die dem Anführer des dritten Kreuzzugs, an dem der Tempelherr persönlich teilgenommen hat, einen wichtigen Vorteil bringen würde (vgl. V. 650 – 658) und er weist andrerseits den Auftrag des Patriarchen, Saladin zu ermorden, zurück (vgl. V. 684/85). Beide Entscheidungen begründet er damit, dass trotz seiner Angehörigkeit zum Christentum, diese beiden Aufträge sich gerade aus religiösen Gründen ihm verbieten. Der Orden der Tempelherrn und Gott „[g]ebieten ihm kein Bubenstück!“ (V. 685). Außerdem glaubt der Tempelherr, dass er durch den hinterhältigen Mord an seinem Lebensretter Saladin selber „[z]um undankbaren Schurken[…]“ (V. 695) wird. Seiner Ansicht nach folgt er mit seiner Ablehnung damit dem Willen Gottes.
    Darüber hinaus ist er sich bei den Gründen sicher, weshalb er sich in dieser schwierigen Situation befindet, nämlich zum einen als einziger von zwanzig gefangenen Tempelherrn von seinem Erzfeind, dem Sultan, begnadigt worden zu sein (vgl. V.578f.) und zum anderen diesem Moslem auch noch zu Dank verpflichtet zu sein. Da Saladin den Tempelherrn auf Grund seiner Ähnlichkeit zu seinem Bruder verschont hat, glaubt dieser, dass „dem […] [etwas] in [seiner] Seele“ (V.706) entspräche. Daraus folgert er, dass er diese Eigenschaft nicht einfach unterdrücken könne, nur um einem Patriarchen zu gefallen (vgl. V. 707f.), denn „[s]o widerspricht [s]ich Gott in seinen Werken nicht!“ (V. 709f.). Deshalb kann man hier von keinem Gewissenskonflikt ausgehen, da er sein Handeln und seine derartig komplizierte Situation vor allem durch seine Religion zu stützen vermag.
    Demgegenüber kann man bei genauer Betrachtung dieser Textpassage auch Anzeichen für eine Identitätskrise des Tempelherrn feststellen.
    Zuerst muss angeführt werden, dass jener in die Unsicherheit gerät, wer seine Loyalität zu diesem Zeitpunkt mehr verdient, weil er auf der einen Seite dem Patriarchen gehorchen sollte, da beide derselben Konfession angehören oder auf der anderen Seite dem Sultan Saladin, der sich zwar als Moslem als Feind für den Tempelherrn erweisen sollte, aber das Leben des Tempelherrn gerettet hat. Freilich sieht er sich als Gefangener des Sultans (vgl. V. 655), doch den Auftrag, den Sultan Saladin hinterrücks zu ermorden und damit dem Christentum, dem er sich sogar als Tempelherr angeschlossen hat, zu nützen, dürfte er eigentlich nicht ablehnen. Doch dass er von einem Moslem begnadigt wurde, bewirkt bei ihm Verblüffung, fast Fassungslosigkeit, er selber „[ist] entfesselt“ (V. 587), er „will ihm danken;“ (V. 587f.) und er beschreibt den Moment so, dass ersichtlich wird, wie ihn diese Situation in seinem Denken erschüttert hat. „[S]eh sein Aug’ in Tränen: stumm ist er, bin ich;“ (V.588f.). Hier zeigt sich bereits eine Veränderung des Tempelherrn in dem Verständnis seiner Identität.
    Des Weiteren beeinflussen die verschiedenen Religionen, die unerwartet in seinem Leben Einzug gehalten haben, stark sein Innenleben, weil der bis dahin intolerante (vgl. V. 528) Tempelherr sich mit Menschen unterschiedlicher religiöser Angehörigkeit intensiv auseinandersetzen muss. Vor nicht allzu langer Zeit, hat er mit dem Schwert für seine und gegen die anderen Überzeugungen, vor allem gegen den Islam und das Judentum, gekämpft, jetzt verdankt er sein Leben einem Moslem und macht dem Klosterbruder klar, „[w]as für Verbindlichkeiten dem Saladin [er] habe“ (V. 681). Wiederum ist er für das Leben der jüdischen Recha verantwortlich, die er vor dem Feuertod bewahrt hat. Allerdings versucht er diese heldenhafte Rettung herunterzuspielen, indem er auf die Aussage des Tempelherrn, Gott hätte mit ihm große Dinge vor (vgl. V.591ff.), ironisch antwortet: „Ja, zu großen! Ein Judenmädchen aus dem Feu’r zu retten;“ (V. 593f.). Diese Erwiderung drückt deutlich sein abneigende Haltung gegenüber Juden aus, aber auch, dass er mit dieser für ihn ungewohnten Lage kaum zurechtkommt. Somit kann man durchaus deutliche Anzeichen für einen Gewissenskonflikt beim Tempelherrn erkennen, der sich durch dessen mangelnde Rücksicht anderer Glaubensrichtungen entwickelt hat.
    Bei genauer Betrachtung der Aspekte für bzw. gegen eine Identitätskrise, kann man zu dem Schluss kommen, dass seine ungewöhnliche Lage eine Veränderung in ihm ausgelöst hat, nämlich sich mit anderen Glauben zu beschäftigen. Zwar erklärt er sein Verhalten und seine Situation durch seine Glaubenslehre, jedoch hilft ihm diese nicht bei der Begegnung mit anderen Religionen. Indem er deshalb auf die eigene Vernunft zurückgreift, wird ein geistiger Umdenkungsprozess angestoßen.

    Um noch einmal auf die Problematik der Toleranz zurückzukommen, vielleicht kann man von dem Tempelherrn sogar etwas lernen. Jeder hat schon einmal in irgendwelchen Bereichen Intoleranz meistens gegenüber Minderheiten gezeigt, selten jedoch wirkt sie sich so verheerend aus wie religiöse Intoleranz. In Lessings dramatischem Gedicht verkörpert der Tempelherr zu Beginn diese Einstellung, darüber hinaus wollte Lessing durch dessen Situation, gerade mit „Nathan der Weise“ als typisches Werk der Aufklärung, die Leute zu einer größeren Akzeptanz gegenüber anderen Religionen aufrufen. Nach wie vor hat diese Aufforderung nichts an Aktualität und Brisanz verloren und wenn man sich überlegt, dass Lessing die drei Konfessionen Judentum, Christentum und den Islam in den Mittelpunkt der Problematik gesetzt hat, die auch heute noch immer wieder Auslöser für militärische Konflikte sind, wie einleitend gezeigt, kann man „Nathan der Weise“ auf jeden Fall als zeitlos bezeichnen.