Schlagwort: faust 1

  • Faust 1 Goethe Inhaltsangabe / Zusammenfassung

    —–> Weiter zur sehr ausführlichen Inhaltsangabe von Faust 1

    Hinführung

    Wer kennt das nicht, man ist in einer mehr oder minder festen Beziehung und andauernd bekommt man die Sätze zu hören "Du verstehst mich nicht" oder "Du weißt gar nicht, wer ich bin!". Oft kann genau daran eine Beziehung scheitern, da zwei Menschen sich zwar zugetan sind, aber mit so unterschiedlichen Weltbildern und Erfahrungen in die Beziehung kommen, dass die Kommunikation sehr schwer fällt.

    Goethes "Faust" zeigt in einer anderen Zeit und mit anderen Hintergründen eine ähnliche Situation.

    Textvorstellung

    Bevor die Tragödie überhaupt beginnt, ist ihr eine dreigeteilte Zueignung vorangestellt, in der ein aufklärerisches, deistisches Weltbild gezeichnet wird.

    Im ersten Teil der Tragödie, auch als "Gelehrtentragödie" bezeichnet, in die am Schluß die sogenannte "Universitätssatiere" eingebaut ist, lernt der Leser den Gelehrten Heinrich Faust kennen, der innerhalb seines pantheistischen Weltbildes versucht die Welt so erkennen zu können, wie Gott es tut, und daran scheitert.

    Dieser Faust schließt einen Packt mit Mephistopheles, in dem er unter anderem sagt, dass er fortan über die Sinnlichkeit die Welt erleben (V.1750) und eventuell sein Glück finden will, nämlich zum Augenblick zu sagen: "Verweile doch" (V. 1700).

    Durch Mephisto gelangt Faust in die Hexenküche, in der er einer Verjüngungskur unterzogen wird und daraufhin einen Trank verabreicht bekommt, der ihn Helena in jedem Weibe sehen lässt (V. 2604).

    Das erste Weib, das Faust sieht, ist Margarete (V.2605), die er forsch anspricht und die verwirrt darauf reagiert. Faust ist so fasziniert von Margaretens (Gretchens) Abbild, dass er Mephisto damit beauftragt, sie ihm zu beschafften und alles für ihn vorzubereiten. Dieser beschafft Schmuck für Gretchen und bringt Faust in ihr Zimmer, das dieser als "Heiligtum der Liebespein" (V. 2720) bezeichnet. Mephisto hinterlässt Gretchen den Schmuck, den sie faszinierend findet, zugleich aber auch merkt, dass er ihrem Stand nicht entspricht (V. 2804).

    Im Endeffekt arrangiert Mephisto ein Treffen zwischen Faust und Gretchen im Garten von Gretchens Nachbarin Marte. Dort steigen die beiden, obwohl es erst ihre zweite Begegnung ist, gleich in ein Gespräch ein, das an dem kritischen Punkt ihrer Beziehung, nämlich ihrem Bildungs. bzw. Standesunterschied, ansetzt (V. 3073ff), den Gretchen halb bewusst, halb instinktiv als beunruhigend empfindet.

    Dem eigentlichen Ziel ihrer Unterhaltung, nämlich der Annäherung, versucht Faust näher zu kommen, indem er den Standesunterschied abtut, dabei jedoch recht herablassend wirkt (V. 3079). Auch Gretchens Bedenken, dass der reisende Faust sie schnell wieder vergessen könnte (V.3099), wird nicht wirklich beantwortet. Faust spricht vielmehr monologisch überhöhend von ihr (V.3103) – und Gretchen, die sich in dieser Beschreibung nicht wiederfinden kann, behauptet, sie habe ihn schon erkannt (V.3125ff) und sie versucht ihre wirkliche Situation zu umreißen. Doch auch hier geht Faust nicht auf sie ein, sondern überhöht ihre Situation nur.

    Interpretationsthese

    Da dieser erste Versuch der Annäherung, der sehr ernst begonnen hat, recht erfolglos war, beginnen Faust und Margarete nun ein Versicherungsspiel, in dem für mich sehr deutlich wird, dass sie gerade wegen ihrer unterschiedlichen Weltbilder nicht fähig sind, sich zu erkennen und einander anzunähern – und es auch nie sein werden. Es ist interessant sich genau anzusehen, in wie fern sich die beiden innerhalb dieses Dialogstückes (V. 3163-3194) auf derselben oder auf unterschiedlichen Kommunikationsebenen befinden.

    Analyse und Deutung

    Die erste Ebene, die deutlich wird, ist die, dass Faust zu Gretchen als einer spricht, der sich versichern möchte (v. 3163), also das Spiel eröffnet. Er fängt mit einer eher unpersönlichen Frage an, nämlich ob sie noch gewusst hätte, wer er sei und bekommt die volle Vergewisserung von ihr (V. 3165), sie habe es genau gewusst, also muss ihre erste Begegnung auch für sie prägend genug gewesen sein. Faust treibt das Spiel und auch die Kommunikationsebene weiter. Seine nächste Vergewisserungsfrage beinhaltet schon eine ernstere Sorge (V. 3167), nämlich, ob er unverschämt gewesen sei? Wieder geht Gretchen auf sein Spiel ein, erzählt ihm ernsthaft, aber doch auf derselben Kommunikationsebene, dass es sie erschreckt und Selbstzweifel in ihr ausgelöst habe (V.3170). Aber dann treibt Gretchen das Spiel entscheidend weiter, indem sie eine neue Ebene hinzufügt, nämlich die, ihn ihrer Gefühle zu versichern (V. 3176ff). Das, was sie sich davon erhofft, nämlich dass er sich auch auf diese Ebene begibt und ihr seine Gefühle eröffnet, passiert nicht. Statt dessen sagt er nur etwas, das erkennen lässt, dass er sie wieder einmal nicht verstanden hat und auch nur das in ihr sieht, was er will – seine Projektion. Er sagt nicht einmal "Gretchen", sondern "Süß Liebchen" (V. 3179).

    Gretchen, die seit Anfang des Spieles nur reaktiv auf Faust war, scheint nun zu erkennen, dass sie auf dieser Ebene des Versicherungspieles nicht weiter kommt, und zieht sich in ein Blumenzupfspiel zurück, das einerseits ihre kindliche Naivität, also ihr wahres Ich zeigt, das andererseits aber sehr aktiv Faust dazu provozieren soll, ihr seine Liebe zu gestehen. Sie tut so, als befrage sie die Blume um Rat. "Er liebt mich – er liebt mich nicht" (V. 3182). Sie möchte am Ende also direkt erfahren "Ich liebe dich!" und in ihrer Kindlichkeit freut sie sich schon über die Antwort, des Orakels "Er liebt dich" (V. 3184).

    Was Faust ihr daraufhin antwortet ist nicht gerade das Erwartete, obwohl man es so verliebt und hoffnungsvoll, wie Gretchen ist, als das verstehen kann. Faust sagt, ihr eigentlich , dass sie, die Gläubige, doch nicht mehr nachfragen brauche, sondern sich auf das verlassen solle, was die göttliche Natur ihr gesagt habe, nämlich dass die Liebe zwischen ihnen gottgewollt sei (V.3185). Indem er das so sagt, stellt er sich auf die Ebene des Wissenden, der sie nur daran erinnern muss, was sie schon weiß. Außerdem spiegelt er nur sehr hohl ihre Erwartungen wider, weil er ihr im Prinzip als Echo ihrer selbst antwortet.

    Das, was Gretchen kommunikativ als Reaktion ausdrücken will ist Glück (V.3187), vor allem deswegen weil in Faustens Formulierung viele Möglichkeiten stecken, sich Hoffnung zu machen. Aber ihre Körpersprache scheint etwas anderes auszudrücken. Offensichtlich ist sie sich irgendwo nicht sicher und spürt, dass etwas an Faustens Antwort nicht stimmt. Und vielleicht sogar, dass Fausts Reaktion auf sie im ganzen Garten-Dialog nicht wirklich stimmig ist. Jedenfalls muss ihre Körpersprache Angst ausdrücken, eventuell Angst vor dem weiteren Verlauf ihrer Beziehung, da Faust eine der seltenen Male sie als Gestalt vor sich erkennt und etwas entdeckt, dass nicht in "Mich überläufts" beinhaltet ist, sonst würde er nicht sagen "Oh schaudre nicht" (V. 3188). Doch dieser Fortschritt des wirklichen Sehens von Gretchen hält nicht lange, da Faust nun einige Fehler im Annähern macht, die Gretchen abschrecken müssen. Kommunikativ scheint das nächste, was er sagt, ausdrücken zu wollen, wie er die Sinnlichkeit mit ihr erleben möchte ("Sich hinzugeben, ganz und eine Wonne zu fühlen, die ewig sein muss", V.3191). Aber erstens ist dieser Ausspruch absolut unpersönlich, weil er ihm voranstellt, dass seine körperliche Geste ihr sagen soll, was unaussprechlich sei (V. 3189f), und der Ausspruch versucht das Unaussprechliche auszudrücken. Zweitens beinhaltet er einen massiven Widerspruch, da er sagt, dass ihre Liebe ewig sein müsse, weil das Ende andernfalls Verzweiflung sei (V. 3192f). Aber nichts ist ewig, alles ist endlich und somit muss Gretchen folgern, dass ihre Liebe nur in Verzweiflung enden kann, auch wenn Faust betont, dass es kein Ende gäbe.

    Beides spielt sich auf einer dialogischen Ebene ab und soll Gretchen eigentlich nach wie vor versichern, dass ihre Liebe von Gott vorgesehen ist, und sie sie annehmen soll. Aber was Faust ihr hier sagt, bleibt im Grunde monologisch und muss Gretchen gleich noch einmal abschrecken, weil sie den gelehrten, zu sich selbst sprechenden Faust, nicht versteht.

    Monologisch sagt Faust, was er sich von der Beziehung mit Gretchen erhofft, nämlich endlich sein Ziel, die Ewigkeit so eben durch Sinnlichkeit zu erreichen, er aber durch seine Erfahrungen als Faust der Gelehrtentragödie genau weiß, dass er diese Ewigkeit nie erreichen kann und deshalb die Beziehung ohnehin in Verzweiflung, zumindest für ihn, enden wird.

    Gretchen spürt die schweren Fehler, die er macht, versteht ihn nicht, fühlt sich von diesem Zwang zu Ewigkeit oder Verzweiflung überfordert und rennt vor Faust und dem kommenden in der intuitiven Vorahnung, dass etwas nicht stimmt, weg.

    Vertiefende Deutung und Wertung

    Aber warum macht Faust solche Fehler? Warum scheint es auf keiner der versuchten Annäherungsebenen wirklich zur Annäherung zu kommen? Warum kann Faust Gretchen nicht sagen, dass er sie liebt, obwohl er sehr stark für sie empfindet?

    Für Faustens Verhalten gibt es meiner Meinung nach zwei umfassende Erklärungen, die klar machen, wo seine Probleme liegen. Erstens sein pantheistisches Weltbild. Der Pantheismus erschafft die Welt, und genau das tut Faust auch. Er erschafft sich immer seine eigene Welt und in seinem Horizont existiert auch keine andere. Deswegen ist es ihm nicht wirklich möglich mit der realen Welt und ihren Gestalten zu kommunizieren. Ein Beispiel dafür, wie er sich die Welt erschafft, ist die Szene in Gretchens Zimmer. Er sieht das, was da ist, die Ordnung, die engen Grenzen, in denen Gretchen lebt, und baut sich damit seine eigene Vorstellung von Gretchens Leben ("In diesem Kerker welche Seligkeit" V.2694). Er sieht ihr Zimmer an sich und malt sich ohne Anhaltspunkte aus, wie sie dort ihre Kindheit verbracht hat (V.2700ff.). Seine Egozentrik ist eng mit seiner Tatenlosigkeit gekoppelt. Er entwirft die Dinge im Kopf, aber er handelt nicht. Am deutlichsten ist das wohl in V. 2362, als er es ablehnt handwerklich zu arbeiten und die Zauberei als Mittel der Verjüngung vorzieht. Seine Tatenlosigkeit hat zur Folge, dass er keine Erfahrung damit hat, eine Beziehung aufzubauen, diese Erfahrung aber auch nicht sammelt, da er alle möglichen Schritte auf dem Weg zur Annäherung an Gretchen, Mephisto überlässt. So z.B. in der Szene "Straße", als er sich nicht selbst darum bemühen will um Gretchen zu werben, sondern sagt "Hör, du musst mir die Dirne schaffen!" (V.2618 ). Daraus resultieren hauptsächlich die Fehler, die er im Annäherungs- und Versicherungsspiel mit Gretchen macht. Er weiß nicht, wie es geht, versucht es und schlägt fehl, am deutlichsten wohl in V. 3190. Aber sein pantheistisches Weltbild bringt noch ein Problem mit sich. Da es in ihm keine Individuen gibt, kann er das Individuum Gretchen auch nicht lieben. Außerdem kann er zum einen deswegen, zum anderen, weil er der Mensch ist, der in der Hexenküche entstanden ist, und durch den Trank Helena in jedem Weibe sieht, Gretchens wahre Gestalt nicht sehen. Er kann in sie nur das hinein projizieren, was er sich als Helena vorstellt. Deutlich wird das immer wieder an den Stellen, an dehnend er nicht auf sie eingeht, sondern einen leeren Spruch bringt, wie "Süß Liebchen"(V. 3179), oder "Du holdes Himmelsangesicht" (V. 3182). Er ist nicht fähig sie zu begreifen, selbst wenn er es wollte. Sein Weltbild und sein Ich aus der Hexenküche lassen das nicht zu.

    Aber nicht nur Faust hat Probleme, sondern auch Gretchen. Sie behauptet zwar in V. 3107, dass sie seine Person begriffen habe, aber so ist es nicht. Sie hat ein eindeutig christlich-religiöses Weltbild (V. 2621, "kam von ihrem Pfaffen; V.2790, "oh Gott im Himmel, schau"), ist in einem Stand aufgewachsen, in dem sie zwar beschränkte Möglichkeiten hat, aber auch gelernt hat Stolz zu pflegen, hat viele familiäre Verpflichtungen (V. 3125ff.) und hat gelernt die höhergestellten Sände zu achten und zu hofieren. Auf Grund all dieser Voraussetzungen kann sie Faust nur als "erfahrenen Mann" sehen, zu dem sie aufschauen muss (V. 3077; "erfahner Mann"). Aber Faust ist keineswegs so erfahren, wie Gretchen ihn gerne hätte, auch wenn seine Erscheinung das vielleicht suggeriert. Somit projiziert auch Gretchen in Faust hinein, was sie zu sehen gelernt hat.

    So gesehen wird klar, warum die Annäherung zwischen Gretchen und Faust auf allen Ebenen scheitert. Ihre beiden Weltbilder, pantheistisch und christlich, lassen sich nicht vereinen. Beide werden durch sie und andere Umstände dazu veranlasst in den anderen nur ein Bild zu projizieren und die eigentliche Person nicht zu sehen. Folglich muss die Annäherung und der Aufbau einer wirklichen Beziehung in der man einander erkennt und unterstützt scheitern.

    Dass sie dennoch weiterhin versuchen eine Beziehung aufzubauen, vor allem weil Faust sein Ziel, den Moment, in dem er Ewigkeit spürt, noch immer nicht aufgeben will und weil Gretchen verliebt ist, ist für beide nicht ungefährlich.

    Für Faust kann vor allem seine Tatenlosigkeit verhängnisvoll sein, weil er sich so, je näher er an Gretchen herankommen will, immer mehr Mephisto ausliefern muss und in seinen egozentrischen, nur sich selbst sehenden Handlungsmustern gefangen wird, sie immer wieder wiederholen muss.

    Für Gretchen besteht die Gefahr, dass sie durch die Hoffnung, die sie in Faustens Verhalten und dessen eventuelle Liebe steckt, langsam ihre Identität, die durch Religion, ihren Stand und ihre Familiengebundenheit gekennzeichnet ist, verliert, um sich dem, was sie in Faust sieht, anzunähern. Anders als Faust, der daran gewöhnt ist, sich sein Weltbild zu erstellen und in Menschen zu projizieren, wird es sie bald lebensbedrohend aus der Bahn werfen, dass sie hier der Überzeugung ist, zu wissen, wer Faust ist.

    Wenn man den weiteren Verlauf der Tragödie betrachtet, bestätigen sich diese Vermutungen weitestgehend.

    Faust ist so abhängig von Mephisto, dass er ohne daran zu denken, dass es eine Teufelei sein könnte, Gretchen den Schlaftrunk für ihre Mutter gibt (V.3511), der die Mutter schließlich umbringt und dass er auf Mephistos Geheiß hin Valentin ersticht (V. 3711), als wenn Mephisto selbst handeln würde. Außerdem hat Faust immer noch den starken Hang, sich die Welt nur zu entwerfen, und verhält sich, obwohl er gelernt haben müsste, in "Wald und Höhle" genau so, wie im Osterspaziergang der Gelehrtentragödie. Er entwirft aus der Umwelt und Natur, die er sieht , seine eigene Welt (V. 3226, seine Brüder seien Busch, Luft und Wasser).

    Gretchen überwindet ihre Bedenken, nimmt den Schlaftrunk für die Mutter an (alles nur für Faust,V.3514) und handelt gegen ihre Familie. Sie schläft mir Faust, handelt gegen ihren Glauben, wird schwanger und ist dadurch in ihrem Stand so gut wie geächtet. Somit verliert sie die Grundbausteine ihrer Identität, nur für das, was sie gerne in Faust sehen würde.

    Gesamtwertung und Schluss

    Auch wenn heute meistens Identität nicht mehr direkt an Stand und Religion festgemacht wird, gibt es dennoch genug Menschen, die ihre Identität für eine Beziehung aufgeben und somit sich selbst verlieren, oder heillose Egozentriker, mit denen jede Form von Kommunikation unmöglich ist.

    Von daher finde ich, dass sich die Erkenntnisse über die Beziehung zwischen Faust und Gretchen sehr gut auch auf unsere Zeit übertragen lassen, und man sich überlegen sollte, in wie sehr man sie sich zu Herzen nimmt oder nicht.

    —–> Weiter zur sehr ausführlichen Inhaltsangabe von Faust 1

  • Faust 1 und Faust 2 Johann Wolfgang von Goethe

    Hallo Liebe Schüler!

     

    Auf dieser Seite findet ihr Inhaltsangaben, Charakterisierungen, Interpretationen und Vergleiche zu Johann Wolfang von Goethes Werken Faust 1 und Faust 2.

     

    Zusammenfassung Faust 1:

     

    Zusammenfassung Faust 2

  • Inhaltsangabe Faust I

    Zusammenfassung Faust 1

     

    —–> Weiter zur sehr ausführlichen Inhaltsangabe von Faust 1

    Die Tragödie „Faust 1“ von Johann Wolfgang von Goethe handelt von einem Universalgelehrten namens Faust, der feststellt, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse, von denen er in seiner Jugend geschwärmt hat, keine ausreichende Angaben beinhalten, wie die Welt oder das Leben wirklich ist. Daraufhin schließt sich Faust zu einem Pakt mit dem Teufel, der aber tragisch endet. Die Thematik des Textes ist die Tragik der Menschen, die eine Folge von deren wissenschaftlichen Streben und dem Machtspiel zwischen Gott und Teufel im Dasein ist.

    Im Himmel gibt der Teufel Mephisto sein Zweifel an dem Glauben und der Treue des Menschen zu Gott kund und geht eine Wette mit Gott ein, bei dem er ihm beweisen will, dass sogar der Gebildeteste unter den Menschen, Dr. Faust, ihm nicht treu ist.
    Verzweifelt führt Faust in seinem Studierzimmer ein Selbstgespräch, das später die Folge für sein magisches Streben wird. Nachdem seine Erdgeistbeschwörung fehlschlägt, weil der Erdgeist ihn völlig negiert, sieht er keinen Grund mehr zu leben und will sich vergiften, doch die Osterglocken und die Gedanken an seine Kindheit halten ihn davon auf.
    Beim Osterspaziergang mit seinem Freund Wagner bewundert Faust für eine Weile die erwachende Natur und das fröhliche Volk. Wieder in seinem Studierzimmer angekommen fällt ihm auf, dass ein merkwürdiger Pudel, der sie beim Osterspaziergang umschweift hat, ihm nachgefolgt ist. Als er anfängt das Johannesevangelium zu übersetzen enthüllt sich der Pudel als Gestalt des Teufels Mephisto. Um seine Begierde nach dem Magischen fortzusetzen schließt er ein Pakt mit Mephisto ab, das mit Blut versiegelt wird: Mephisto soll ihm im Diesseits und er Mephisto im Jenseits dienen.

    In der fröhlichen Atmosphäre von Auerbachs Keller, wo Mephisto Faust hinführt, um seine Laune zu stärken, fällt dem Mephisto auf, dass Faust zu alt ist: dafür soll ihm ein Verjüngungstrank aus der Hexenküche helfen. Auf Mephistos Bitte bereitet die Hexe einen Trank, der Faust verjüngt.  Auf der Straße erblickt Faust die junge Gretchen und verliebt sich in sie, worauf er Mephisto befiehlt, ihm die Gretchen zu schaffen. Mit Hilfe Gretchens Nachbarin Marthe, der Kupplerin, organisiert Mephisto ein Treff in Marthes Garten; dort nähert sich Faust der Gretchen, die ihre Liebe zu ihm verkündet, sie gehen dann gemeinsam zum Gartenhäuschen und küssen sich, bis Mephisto sie trennt.
    Die Lebensbejahung Fausts, die er durch Liebe zu Gretchen erzielt hat und die Erkenntnis, dass er Gretchen ins Unheil stürzt, bringen ihm zu einer Zwiespalt, die er im Wald bekennt.

    Wir haben eine weitere, noch ausführliche Inhaltsangabe von Faust 1 auf unserer Seite!

    Gretchens Sehnsucht nach Faust findet in Marthes Garten ein Ende, wo sie Faust trifft und mit ihm sexuell verkehrt, nachdem ihre Mutter durch einen Schlaftrank Mephistos unabsichtlich stirbt. Durch den Geschlechtsverkehr mit Faust wird Gretchen schwanger. Gretchens Bruder Valentin stellt Faust zum Zweikampf, weil er nicht akzeptieren kann, dass seine Schwester mit Faust zusammen ist. Beim Zweikampf fällt Valentin durch Fausts Klinge, die durch Mephistos Zauberkraft geführt wird; Faust und Mephisto fliehen zur Walpurgisnacht auf den Blocksberg.

    Inzwischen tötet Gretchen vor zunehmender Verzweiflung ihr neugeborenes Kind und wird im Kerker eingesperrt. Wegen seiner Sehnsucht will Faust zurück zu Gretchen, Mephisto will ihn davon abhalten, doch es misslingt ihm. Als Faust erfährt, dass Gretchen vor Verzweiflung ihr Kind getötet hat und im Kerker eingesperrt wurde, macht er Mephisto schwere Vorwürfe für das Leiden Gretchens und befiehlt ihm, alles zu ihrer Befreiung vom Kerker vorzubereiten. Als Faust und Mephisto sie vom Kerker befreien wollen, beschließt Gretchen nicht mit Faust zu fliehen, da er mit dem Teufel vereint ist.
    Schließlich ertönt eine Stimme aus dem Himmel, dass Gretchen gerettet sei.

    Weiter zur sehr ausführlichen Inhaltsangabe von Faust 1

  • Analyse Faust 1 Johann Wolfgang von Goethe

    Analyse Faust 1 Johann Wolfgang von Goethe

    1. Analysieren Sie die Szene.

    Beachten Sie dabei insbesondere das hier entworfene Weltbild sowie das Menschenbild des Mephistopheles und das Gottes.
    Zeigen Sie an selbst gewählten Textstellen, inwieweit die jeweiligen Menschenbilder in der Figur Faust realisiert sind.
    Die Szene „Prolog in Himmel“ aus der Tragödie „Faust I“ von Johann Wolfgang von Goethe geschrieben, handelt im ersten Teil von den drei Erzengeln, die die Schöpfung des Herrn loben, und im zweiten über ein Gespräch zwischen dem Herrn und Mephistopheles, die sich von den Menschen ein Bild machen.
    Sie gehört zu einem der drei Eingangsmonologe, die vor die beginnende Handlung gestellt sind.
    Zuerst beschreibt der Erzengel Raphael, wie die Planeten entstanden sind. Dann erklärt Gabriel ebenfalls ein Erzengel, dass die Erde mit den wechselnden Tageszeiten und dem Meer schön sei. Der dritte von ihnen erzählt von Unwettern auf der erde. Dennoch gefällt den drei Erzengeln die Schöpfung ihres Herrn sehr gut.
    Weiterhin beschwert sich Mephistopheles bei Gott. Er empfindet, dass es die Menschen auf der Erde schwer haben und dass sie es einfacher hätten, wenn Gott ihnen keinen Glauben gegeben hätte.
    Daraufhin fragt der Herr ihn, ob er sich immer nur beschweren könne und er sagt dazu, dass ihm die Erde nicht gefalle. Nun kommen sie auf Faust zu sprechen. Mephistopheles meint , dass Faust unbefriedigt und ruhelos sei und der Herr erklärt, dass er Faust bald helfen werde.
    Beide führen diese Diskussion weiter. Mephistopheles möchte Faust verführen und glaubt, dass er es schaffen werde. Der Herr dagegen erwidert, dass er keine Chance habe, es aber trotzdem versuchen könne. Daraufhin beschreibt er den Fehler der Menschen, den er sieht, nämlich die Faulheit. Die verschiedenen Aussagen der beiden Diskussionspartner soll am Beispiel von Faust gezeigt werden. Das Menschenbild des Herrn oder des Mephistopheles soll an ihm bewiesen werden, denn nur einer kann diese Wette gewinnen.
    Zum Schluss erzählt Mephistopheles, dass er es sich nicht mit Gott verscherzen möchte, da er sehr mächtig sei. Er ist gerührt, dass der Herr sich mit ihm unterhält.

    Die Szene kann in drei Abschnitte gegliedert werden. Der erste Teil (Vers 243-270) handelt von den drei Erzengeln, der zweite (Vers 271-298) von der Anklage Mephistopheles an den Herrn über die Erde und der dritte (Vers 299-354) befasst sich mit den verschiedenen Menschenbildern, die an Faust überprüft werden sollen, das des Herrn und des Teufels.

    Die Szene davor beinhaltet die Ansprüche, die an ein Theaterstück gestellt werden und die Vorstellungen, die das Publikum davon hat.
    Danach wird Faust dargestellt, der in einer Erkenntniskrise steckt und den Sinn des lebens erkennen möchte.

    Die Funktion der Szene „Prolog im Himmel“ ist, dass der Zusammenhang zwischen Mephistopheles und Faust vom Leser verstanden wird. Damit kann die ansonsten auftretende Frage, warum Mephistopheles bei Faust erscheint und mit ihm einen Pakt abschließen möchte, beantwortet werden.
    Das hier von den drei Erzengeln beschriebene Weltbild entspricht dem der Bibel. Gott hat die Welt erschaffen und seine Helfer finden diese Schöpfung wunderbar. Mephistopheles glaubt an das Menschenbild der Verführung. Er meint Faust auf seine Seite ziehen zu können, weil der Mensch den Genuss und die Faulheit liebt. Der Herr dagegen äußert, dass die Menschen immer den Weg zu ihm finden. Er glaubt an das Gute im Menschen, auch wenn sie die meiste Zeit ihres Lebens irren.

    Der Erzengel Raphael erläutert, dass „die sonne […] nach alter Weise [tönt] in Brudersphären Wettgesang“ (Vers 243 f.). Das bedeutet, dass die Sonne schon lange existiert und mit den anderen Planeten in Konkurrenz steht, da sie Wärme abgibt, was die anderen Planeten nicht können. Die Sonne wird in dem Fall personifiziert und ihre beschriebene Handlung wird als Metapher dargestellt.
    Daraufhin wird beschrieben, wie sie eine „Reise“ (Vers 245) begonnen und sie nun beendet hat (vgl. Vers 245 f.).Daraus lässt sich schließen, dass sich die Sonne bewegt hat und nach einiger Zeit zum Stillstand kam. Es ist eine Anspielung auf verschiedene Weltbilder. Zuerst gab es das Weltbild, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Jetzt steht sie still.
    Gabriel sagt, dass die „[Erde] sich umher [dreht]“ (Vers 252) und sich die „Paradieseshelle“ (Vers 253) mit der „(schauervollen) Nacht“ (Vers 254) abwechselt. Die Erde dreht sich und ist nicht mehr der Mittelpunkt. So entstehen die Tageszeiten, die verschieden beschrieben werden. Der Tag wird von Gabriel als sehr positiv empfunden, die Nacht stellt aus seiner Sicht das negative Gegenstück dar. Es muss aber beide geben, weil dadurch eine Balance erreicht wird. Danach erzählt er über „Fels und Meer“ (Vers 257). Das Meer wird immer gegen die Felsen schlagen und sie auswaschen. Dieser Vorgang wird „ewig“ (Vers 258) ablaufen.
    Michael dagegen geht auf die Unwetter auf der Erde ein (vgl. Vers 259-266). Dennoch „verehren“ (Vers 265) die drei Erzengel „das sanfte Wandeln [seines) Tags“ (Vers 266). Sie loben die Schöpfung des Herrn, mit allen Dingen, die dazu gehören. Alle drei wiederholen die vier Verse, die Raphael auch schon gesagt hat (vgl. Vers 247-250; Vers 267-270). Sie meinen, dass „der Anblick […] den Engeln Stärke [gibt], da keiner [ihn] ergründen mag, und alle [seine] hohen werke sind herrlich wie am ersten Tag“ (Vers 267-270). Die Engel werden durch das Geschaffene gestärkt, ihnen wird Mut gemacht, weil keiner die Beweggründe für das handeln des Herrn kennt. Sie finden seine Schöpfung wunderschön und loben sie ausgiebig. Um ihre Aussage zu untermauern verwenden sie einen Vergleich: „wie am ersten Tag“(Vers 270). Damit soll gezeigt werden, wie schön sie die Schöpfung Gottes sehen, nämlich, dass sie noch genauso überwältig sind wie früher.
    Es wird das Weltbild entworfen, dass Gott alles geschaffen hat und der Herr über allem steht. Er hat Engel, die ihm beiseite stehen. Die erde dreht sich um die sonne und nicht umgekehrt. Damit wird das Bild der Bibel beschrieben, das davon ausgeht, dass Gott alles geschaffen hat und es Engel und Erzengel gibt.
    Darauf klagt Mephistopheles den Herrn an, dass sich „die Menschen plagen“ (Vers 280). Er stellt die Menschen als „kleinen Gott der welt“ (Vers 281) dar, der immer noch „so wunderlich [ist] als wie am ersten tag.“ (vers282). Die Bevölkerung der erde fühlen sich als Herrscher der Welt. Sie ändern sich nicht und Mephistopheles kann sie noch immer nicht verstehen. Um dieses besser zu verdeutlichen, wird an dieser stelle der Vergleich „ wie am ersten Tag“ (Vers 282) verwendet.
    Der Mensch ist „tierischer als jedes Tier“ (Vers 286). Das bedeutet, dass sich die Menschen wie Tiere verhalten, aber schlimmer sind. Tiere würden nie dinge bauen, die sie selbst zerstören könnten, nur um zum Beispiel die Weltmacht an sich zu reißen. Dann vergleicht er die menschlichen Gewohnheiten mit denen der Tiere. Laut ihm sind die Menschen „eine der langbeinigen Zikaden, die immer fliegt und fliegend sprint und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt.“ (Vers 288-290). Das bedeutet, dass sich die Menschen nicht ändern und immer wieder die gleichen Fehler begehen. Sie lernen nichts daraus.
    Nun spricht der Herr Faust an, den er als seinen „Knecht“ (Vers 299) bezeichnet. Er betrachtet die Menschen als seine Knechte.
    Mephistopheles meint, dass „des Toren Trank noch Speise [nicht irisch]“ (Vers 301) sei. Faust „treibt die gärung in die Ferne“ (vers 302). Laut ihm hat Faust keine irischen Interessen mehr, da er wissen will, was der Sinn des Lebens ist. Seine Antworten findet er aber nur in den überirdischen Dingen , wie Magie, weil er die andere Methode der Wissensanhäufung schon ausprobiert hat. Faust hat alle Fachrichtungen studiert, Philosophie, Theologie, Medizin und Jura. darauf weist Mephistopheles hin, indem er sagt, dass Faust die irdischen Dinge nicht „befriedigen2 (Vers 307)
    Danach äußert der Herr, dass er „ihn bald in die Klarheit [führe]“ (Vers 308). Er möchte Faust Hilfestellung geben, damit er später zu ihm findet.
    Mephistopheles allerdings „wettet“ (Vers 312) und glaubt, dass Gott ihn „verliert“ (Vers 312) und er Faust auf seine Seite ziehen kann. Deshalb bittet er um die „Erlaubnis“ (Vers 313) ihn in sein „Straße sacht zu führen“ (Vers 314). Das heißt, dass er versuchen möchte Fausts Interesse zu wecken, damit er nicht zu Gott findet und, dass er glaubt, dass er es auch bewältigen wird.
    Gott erwidert, dass Mephistopheles es versuchen kann, „solang’ [Faust] auf der erde lebt“ (Vers 315). Nach ihm „irrt der Mensch, solang’ er strebt“ (Vers 317). Der Herr erklärt damit, dass alle Menschen die strebsam sind sich irren. Er gibt Mephistopheles eine Chance sein aufgestelltes Menschenbild zu beweisen.
    Der Teufel meint, dass er „mit den Toten“ (Vers 318) nicht gut klar kommt (vgl. 319 f), weil es ihm so geht „wie der Katze mit der maus“ (Vers 322). Er spielt gerne mit den Lebendigen und lässt sie ein wenig zappeln, um weiter mit ihnen Spaß zu haben. Erst ganz zum Schluss tötet er sie. An dieser Stelle wird ein Vergleich aus dem Tierreich benutzt, damit seine Absicht leichter zu verstehen ist.
    Daraufhin antwortet der Herr, dass er „diesen Geist von seinem Urquell ab“ (Vers 324) ziehen darf und ihn „auf [seinem] Wege mit herab“ (Vers 326) nehmen kann. Aber er soll nicht „beschämt“ (vers 3279 sein, wenn er erkennt, dass Fausts trotz „seinem dunklen Drange sich des rechten Weges wohl bewusst [ist]“ (Vers 328 f). Gott erlaubt Mephistopheles, dass er versuchen darf ihn auf die „dunkle“ (Vers 328) Seite zu ziehen. Weiterhin geht er davon aus, dass sich Faust trotz seines Dranges am Ende doch für den Herrn entscheidet und nicht für Mephistopheles, der keine Chance hat gegen Gott zu gewinnen. Dennoch ist der Teufel von seinem „Triumph“ (Vers 333) überzeugt. Er ist „für seine Wette gar nicht bange“ (Vers 331). Wenn er gewinnt möchte er triumphieren dürfen (vgl. 332 f.) und Faust soll „Staub […]fressen“ (Vers 334). Mephistopheles ist sich siegessicher. Meiner Meinung nach hat er wahrscheinlich noch niemals einen Menschen zu sich auf die Seite gezogen, weil er sich ausgiebig darüber freuen möchte. Bei einem sieg will er Faust demütigen.
    Auch dazu erteilt ihm Gott die Erlaubnis, weil er „frei erscheinen“ (Vers 336) darf. Der Herr empfindet Mephistopheles nicht als störend, da er ihn „nie gehasst“ (Vers 337) hat. Ihm „ist […] der Schalk am wenigsten zur Last“ (Vers 340). Damit bezeichnet er ihn als Hofnarren, denn ein Schalk ist jemand wie Till Eulenspiegel, der versucht die Leute, vor allem den König,  zum lachen zu bringen. Der Herr verspottet ihn und sagt damit aus, dass er über Mephistopheles lachen wird und dass er sich selbst zum Gespött macht.
    Daraufhin beschreibt der Herr, dass „des Menschen Tätigkeit […] allzu leicht erschlaffen [kann]“ (Vers 340). Dort spricht er die Trägheit der Menschen an, auf die sich der Mensch schnell einlässt, weil er es sich gerne bequem macht und sich ausruht. (vgl. 341). Er schickt Faust „gern […] den Gesellen“ (Vers 342), dieser „reizt und wirkt“ (Vers 343). Der Herr gibt Faust Mephistopheles als Gesellen und möchte ihn verführen und auf die Probe stellen.
    Danach spricht er zu den „echten Göttersöhnen“ (Vers 344), die sich an der „lebendig reichen Schönheit“ (Vers 345) erfreuen sollen und an dem „Werdenden“ (Vers 346), dass „ewig wirkt und lebt“ (Vers 346). Er wendet sich an die Erzengel, die sich erfreuen und den Mut nicht aufgeben sollen, dass Mephistopheles Faust bekommt. Laut ihm sollen sie „was in schwankender Erscheinung schwebt, […] mit dauernden Gedanken [befestigen]“ (Vers 348 f.). Daran kann man erkennen, dass das Problem Fausts, ob Mephistopheles ihn herüber ziehen kann, den Engeln den Mut vertreibt und sie nicht daran glauben, dass Gott die Wette gewinnt.
    Mephistopheles sagt zu sich allein, dass er sich „hütet“ (Vers 350) es sich mit dem Herrn zu verscherzen. Er benennt ihn als „Alten“ (Vers 349), was abwertend klingt und ist ein weinig erstaunt, dass sich der Herr mit dem „Teufel“ (Vers 353) abgibt.
    Zusammenfassend lassen sich die Weltbilder des Herrn und des Mephistopheles folgendermaßen beschreiben. Mephistopheles glaubt, dass die Menschen immer die gleichen Fehler begehen und sich nicht ändern. Sie lieben die Trägheit oder den Genuss. Er möchte Faust das wirkliche Leben zeigen (vgl. 1543). Faust strebt nicht nach irdischem Verlangen, denn sein größter Wunsch ist zu erkennen, „was die Welt im Innersten zusammenhält.“ (Vers 382 f.). Aus dem Grund hat er sich « der Magie ergeben » (Vers 377). Weiterhin denkt Mephistopheles, dass sich der Mensch für den Herrscher der Welt hält, also allein das Sagen hat. Faust nennt sich „Ebenbild der Gottheit“ (Vers 614) und die Menschen halten sich für „ein Ganzes“ (Vers 1348). Der Teufel glaubt auch, dass sich die Menschen verführen lassen. Faust geht sofort einen Pakt mit Mephistopheles ein, weil „das Drüben kann [ihn] wenig kümmern“ (Vers 1660). Sie plagen sich laut des Teufels. (vgl. 1530).
    Der Herr dagegen meint, dass sich die Menschen letztendlich doch noch richtig entscheiden, also für das Gute. Das Streben ist nicht gut, da sich der Mensch währenddessen irrt. Faust erkennt, dass er „dem Wurme gleicht“ (Vers 654). Er hat aber keinen Glauben, da er aussagt „allein mir fehlt der Glaube“ (Vers 765). Für das Menschenbild Gottes sind wenig Stützen in der Figur Faust zu finden. Aber immerhin ist die Hauptfigur der Tragödie nicht träge, sondern aktiv. Die Trägheit steht für den Teufel, das Gegenteil Aktivität also für den Herrn.
    Um die Menschenbilder einer der beiden zu bestätigen, ist Faust die zu prüfende Person. Er steht somit für die gesamte Menschheit, das sich Menschenbilder immer auf die Allgemeinheit beziehen.

    2. Stellen Sie die Bedeutung des Prologs im Kontext der (Ihnen bekannten) Dramenhandlung dar.
    Die Szene „Prolog im Himmel“ ist sehr bedeutend für die weitere Dramenhandlung.
    Durch die wette des Mephistopheles mit dem Herrn um Faust wird die fortlaufende Handlung klar und logisch nachvollziehbar. Sie erklärt, warum der Teufel gerade zu faust kommt und sich in seine Dienste stellt. Faust schlägt den Pakt vor, Mephistopheles dient zu Lebzeiten Fausts ihm auf der erde, wenn er stirbt, muss er dem Teufel dienen. Durch die Szene wird es logisch, warum Mephistopheles alles versucht, um Faust zufrieden zustellen und ihn glücklich zumachen. Faust ist ein schwieriger fall. Er hat keinen Glauben am Gott mehr und er strebt nach neuem Wissen. Deshalb erscheint es für den Teufel auch so leicht, ihn auf seine Seite zuziehen. Die Szene zeigt auch, warum Mephistopheles mit einem Menschen einen Pakt eingeht, obwohl er die Erde nicht mag. Die Menschen plagen sich (vgl. Vers 1530) laut ihm und er versteht sie noch immer nicht.
    Ohne diese Szene stellt sich die Frage, warum Mephistopheles bei Faust erscheint und nicht bei einer anderen Person. Die ganze Dramenhandlung ist ohne diese Szene brüchig und nicht verständlich. Es würde ein wichtiger Teil fehlen, da Gott auch noch einige Fehler der Menschen aufzeigt und reflektiert, was Mephistopheles ebenfalls macht.
    Die zwei gegenteiligen Menschenbilder kann man mit der weiteren Handlung in Einklang bringen, also auf Faust übertragen.