Schlagwort: Die Verwandlung

  • Die Verwandlung – Franz Kafka – Interpretation Analyse

    Aufgabe: Erarbeiten Sie als schriftliche Hausaufgabe eine vollständige Analyse und Interpretation des Erzählanfangs. Berücksichtigen Sie dabei besonders die erzähltechnischen und sprachlichen Mittel zur Darstellung von Gregors Erwachen.

     

    Die Erzählung „Die Verwandlung“ von Franz Kafka wurde im Jahre 1916 in Leipzig im Kurt Wolff Verlag erstmals veröffentlicht. Das Werk handelt von Gregor Samsa, welcher sich von einem arbeitstüchtigen Menschen in ein Ungeziefer verwandelt und sich daraufhin in seinem Zimmer verschanzt. Im Laufe der Erzählung empfindet Gregors Familie zunehmend Abneigung gegen ihn, sodass sie ihn erst in seinem Zimmer gefangen halten (vgl. Z.631) und sich später sogar sein Verschwinden herbeisehnen (vgl. Z.1618). Schließlich verstirbt Gregor an Unterernährung und einer entzündeten Verletzung. Dies bedeutet einerseits die Befreiung Gregors aus seiner Tiergestalt und zum anderen die Erlösung seiner Familie von „aller Plage“ (vgl. Z.1820).

    Im Rahmen meiner Dramenszenenanalyse werde ich nun vorerst die verwendeten erzähltechnischen und sprachlichen Mittel im Erzählanfang von „Die Verwandlung“ analysieren und weiterführend ihre werkimmanente Funktion herausarbeiten.

     

    Der Erzählanfang ist dem Typus „in medias res“ zuzuordnen, da der Leser schon von Beginn an mit der Verwandlung des Protagonisten konfrontiert wird (vgl. Z.1). Erst im weiteren Verlauf werden Informationen über die Vorgeschichte bekannt gegeben (vgl. S. 76). Diese dynamische Einleitung in die Erzählung dient dem sofortigen Spannungsaufbau und fördert das aktive Leseverhalten, indem der Leser zum Mitdenken angeregt wird. Darüber hinaus bewirkt der direkte Einstieg in das Geschehen Verwirrung und unterstützt die skurrile Grundstimmung. Außerdem erzeugt ein personaler Erzähler in der „Er/Sie“ Form die Illusion unmittelbar am Geschehen teilzunehmen. Dies wird durch die Verwendung der Figurenrede verstärkt: Gregor kommt häufig durch den inneren Monolog (vgl. Z.9) oder die erlebte Rede (vgl. Z.63) zu Wort. Die direkte Rede von Gregor kommt allerdings innerhalb des gesamten Handlungsverlaufs nicht vor, da Gregor als Ungeziefer nicht in menschlicher Sprache kommunizieren kann (vgl. Z.354/729). Durch die räumliche und zeitliche Nähe des Erzählers zum Protagonisten ist die Erzählperspektive stark eingeschränkt. So erfährt der Leser immer nur das, was Gregor erlebt oder in der Vergangenheit erlebt hat; er sieht das Geschehen sozusagen aus den Augen des Protagonisten. Dies fördert auch die Identifikation des Lesers mit Gregor, da das Gefühl der Gefangenschaft durch die eingeschränkte Sicht übermittelt wird. Im Erzählanfang kommt dies allerdings noch nicht zum Tragen, da sich Gregor zu Beginn selbst verschanzt und sein Zimmer eher als Schutz, als wie ein Gefängnis empfindet.

    Trotzdem gibt es auch einige auktoriale Erzählanteile, in denen die subjektive Erzählhaltung besonders ausgeprägt ist. Beispielsweise erzeugt der Erzähler schon zu Beginn eine Abneigung des Lesers gegenüber Gregors Gestalt, indem er diese durch die Alliteration „ungeheure[s] Ungeziefer“ (vgl. Z.2) beschreibt. Eine zweite Alliteration beschreibt seinen Bauch als braun und von bogenförmigen Versteifungen geteilt (vgl. Z. 4f). Des Weiteren wird die Wehrlosigkeit von Gregor als Insekt durch die Beschreibung seiner „kläglich dünnen Beine“ hervorgehoben (vgl. Z.7) und durch die Schilderung des scheiternden Versuches sich auf die Seite zu drehen (vgl. Z.25f). Die Unterlegenheit von Tieren gegenüber dem Menschen wird außerdem durch das Bild an der Wand dargestellt, welches eine Frau zeigt, die sich mit Pelzkleidung schmückt, und so das tote Tier zur Schau stellt (vgl. Z. 15f). Im Gegensatz zu Gregor wird das Bild als „hübsch“ beschrieben (vgl. Z.15), was wiederum eine Ablehnung seiner Ungeziefergestalt ausdrückt. Trotz der genauen Beschreibung seiner Erscheinung, wird Gregors Gestalt nicht der eines bestimmten Tieres zugeordnet; er ist bloß ein „Ungeziefer“. Erst später wird er einmal als „Mistkäfer“ beschrieben (vlg. Z.1374).

    Darüber hinaus erscheint Gregor als Ungeziefer fremd in seinem eigenen Zimmer, da der Erzähler betont, dass es sich hier um ein Menschenzimmer handele (vgl. Z. 10) und weil Gregor nicht mehr in seine gewohnte Umgebung passt, z.B. weil die Bettdecke zu klein für ihn ist (vgl. Z.5f). Dies verbildlicht zusätzlich seine überdimensionale Körpergröße als Insekt.

    Die melancholisch skurrile Grundstimmung wird ebenfalls durch das Wetter unterstützt, welches als trüb und regnerisch beschrieben wird. Außerdem findet sich eine Anapher durch die Wiederholung der Vorsilbe „un“ innerhalb des Erzählanfangs (vgl. Z.1f), was die Surrealität der Situation unterstreicht. Denn diese Vorsilbe unterstreicht oft den negativen Aspekt einer Situation; in Kafkas Fall wird die Unnormalität, Ungeheuerlichkeit und Unschönheit der Ungeziefergestalt hervorgehoben (vgl. Z.1f). Des Weiteren wird dies durch Rhetorische Fragen unterstützt, in denen Gregor nach Dingen fragt, die normalerweise geschehen sein sollten (vgl. Z.64).

    Gregors Zimmer wird mit sehr wenigen Attributen beschrieben. Neben der Beschreibung des Bildes fällt das Augenmerk auf einige Arbeitsutensilien Gregors, die sich in seinem Schlafzimmer stapeln (vgl. Z.12). Dies verdeutlicht wie tief Gregors Job in sein Privatleben hineinreicht und das dieser sogar mehr Platz in seinem Leben einnimmt, als Gregors Familie (vgl. Z.31f). Allgemein beschreibt der Protagonist seinen Beruf als „anstrengend“ und voller Sorgen und Plagen (vgl. Z.30-35). Weiterhin beklagt er sich über das ständige Reisen und den daraus resultierenden Mangel an sozialen Beziehungen (vgl. Z.35f). Hieraus schließt sich auch, dass Gregor in seinem Privatleben noch nicht an seinem Ziel angekommen ist und sich noch auf der Suche nach sich selbst befindet. Die Arbeit als Reisender dient hierbei zwar der Erfüllung seines Ziels, seiner Familie ein sorgloses Leben zu gewährleisten (vgl. Z.56f), jedoch nicht seiner sozialen Integration, was später auch von seiner Mutter beklagt wird (vgl. Z.243). Deshalb entschließt sich Gregor zu kündigen, sobald er seine Schuld an die Eltern abgezahlt hat (vgl. Z.56f). Dass er seine Funktion als Familienversorger als Schuld ansieht, zeigt dass Gregors Familie kein zweckloser Ort der Liebe und Fürsorge ist. Gregor opfert sich also nicht nur aus Sorge um seine Familie auf, sondern hauptsächlich weil er sich dazu verpflichtet fühlt.

    Die Arbeit als Instrument der Zweckbefriedigung unterstützt die Theorie des Philosophen Karl Marx, welcher argumentiert, dass die Arbeit dem Menschen äußerlich sei. Dem sei so, aufgrund der Unterlegenheit des Arbeiters vor dem Arbeitgeber, dessen Anweisungen der Arbeiter ohne eigenständiges Denken nachkommen müsse. Also sei der Arbeiter als unmündig zu erachten. Dadurch dass er nun die menschliche Pflicht der Arbeit als ihm äußerlich erachte, entferne er sich von seinem Gattungswesen. Nur die tierischen Triebe und Instinkte des Menschen würden nunmehr als menschlich wahrgenommen. Wenn sich aber der Mensch von seinem Gattungswesen entfernt, wächst gleichzeitig seine Distanz zu anderen Menschen.

    Der theoretische Ansatz von Karl Marx könnte eine Begründung für Gregors Verwandlung zum Tier darstellen, da dieser sich durch seinen Beruf wenig Kontakt zu anderen Menschen hat und sich nun durch seine Verwandlung endgültig von den Menschen abkehren muss.

    Gregor sieht sich im Erzählanfang allerdings noch als Mensch (vgl. Z.44) und zweifelt sogar an seiner Wahrnehmung, was sich daraus ableiten lässt, dass Gregor sich selbst als durch das frühe Aufstehen „blödsinnig“ beschreibt (vgl. Z. 43f). Dass es sich aber um keinen Traum handelt stellt Kafka durch den Satz „Es war kein Traum.“ klar (vgl. Z.9). Außerdem verschließt Gregor die Augen vor seiner Tiergestalt (vgl. Z.28), da sie ihm unbekannt ist (vgl. Z.29/Z.39f) und er selbst zumindest Scheu bis zu leichter Abneigung gegen die Ungeziefergestalt empfindet (vgl. Z.41f). Seinen physischen Zustand beschreibt der Protagonist als „nicht besonders frisch und beweglich“ (vgl. Z.71), schläfrig (vgl. Z.84) und hungrig (vgl. Z.85). Trotzdem redet er sich ein, er würde sich wohl fühlen (vgl. 84), um sich selbst zum Aufstehen zu bewegen, was wiederum die These unterstützt, dass Gregor sich noch als Mensch wahrnimmt und die Tiergestalt bisher nicht als Grund erachtet, seinem Beruf nicht nachzugehen. Denn das wäre ihm „äußerst peinlich und [vor dem Chef] verdächtig“, da er seit seiner Einstellung vor fünf Jahren, kein einziges Mal krank gewesen sei (vgl. Z. 76f). Das menschliche Bewusstsein behält Gregor während der gesamten Erzählung; so ist er beispielsweise in der Lage die Gespräche seiner Familienmitglieder zu verstehen (vgl. Z.727-733), menschliche Gefühle zu spüren und verfügt über ein Gewissen und Verstand (vgl. Z.1115). Erst im Laufe der Erzählung zweifelt er an seinem menschlichen Bewusstsein (vgl. Z.1507).

    Durch die Ausrufe „Ach Gott“ und „Himmlischer Vater“ verdeutlicht Kafka den Glauben Gregors an Übernatürliches. Das kann als Begründung dafür in Erwägung gezogen werden, dass Gregor seine Verwandlung nicht hinterfragt, sondern diese akzeptiert und sich sein eigenes Wohlbefinden einredet (vgl. Z.83f).

    Allgemein weist der Erzählanfang von Kafkas „Die Verwandlung“ einige Merkmale der Modernen Lyrik auf. Charakteristisch hierfür ist z.B. die Unterlegenheit vor dem Schicksal des Protagonisten, das Infragestellen der Familie als Ort der zwecklosen Liebe oder die gespaltene Persönlichkeit des Protagonisten. Diese zeigt sich bei Gregor durch sein menschliches Bewusstsein im Tierkörper oder im weiteren Verlauf des Werkes durch die Sorge um seine Familie und gleichzeitig den Hass auf die Selben, da diese ihn nicht wie ein Familienmitglied behandeln (vgl. Z.1320). Durch die Teilung in drei Handlungsabschnitte, sowie die in sich abgeschlossene Handlung und den nicht vorhandenen Perspektivwechsel enthält „Die Verwandlung“ jedoch ebenfalls Merkmale der klassischen Erzählung.

    Trotz der für ein Märchen typischen Verwandlung in ein Tier, lässt sich Kafkas Erzählung nicht als Märchen bezeichnen, da sie eher die für ein Antimärchens charakteristischen Merkmale enthält. So ist der Protagonist hauptsächlich mit negativen Eigenschaften ausgestattet und es gibt letztendlich kein „Happy End“, da Gregor stirbt (vgl. Z.1683).

    Abschließend lässt sich sagen, dass der Erzählanfang von „Die Verwandlung“ einen spannungsreichen Einstieg in die Erzählung gewährt, indem er den Leser ohne Einleitung in das fortschreitende Geschehen integriert. So wird auch die Identifikation des Lesers mit dem Protagonisten gefördert, weil der Leser zur Selben Zeit mit der Verwandlung konfrontiert wird, wie Gregor selbst. Darüber hinaus nimmt Kafka trotz des plötzlichen Beginns eine adäquate Einführung des Lesers in den folgenden Handlungsverlauf vor und schafft die skurrile, melancholische Grundstimmung, welche sich durch das gesamte Werk zieht.

  • Die Verwandlung – Zusammenfassung – Franz Kafka

    Die Verwandlung – Zusammenfassung – Franz Kafka

    Die Erzählung „Die Verwandlung“ von Franz Kafka wurde 1912 geschrieben und erschien 1915.

    Sie handelt von Gregor Samsa, ein von seiner Arbeit ausgelaugter Geschäftsreisender, der eines Morgens aus seinen unruhigen Träumen erwacht und eine schockierende Feststellung macht. Geprägt von Leid und Schmerz hat er die Gestalt eines Käfers angenommen. Die Familie, die sich all die Jahre von Gregor hat durchfüttern lassen ist geschockt und weiß sich nicht zu helfen. Sie wissen nicht wie sie es Gregors Chef erklären können und müssen von nun an für Gregor und sich selbst sorgen. Grete, Gregors Schwester, kümmert sich um ihn und versucht ihm das Leben möglichst angenehm zu gestalten.
    Es folgt jedoch eine unerträgliche Lebenszeit Gregors, besonders geprägt von den Auseinandersetzungen mit seinem Vater, der ihm auch durch einen Apfel eine schwere Wunde am Rücken zufügt.
    Grete setzt sich zunächst noch für Gregor ein, als es ihr jedoch zu viel wird denkt auch sie, dass Gregor verschwinden müsse.

    Grete spielt in Kafkas „Die Verwandlung“ eine sehr wichtige Rolle. Neben Gregor ist sie die einzige Person die personifiziert wird.
    Im Verlaufe der Handlung wird deutlich, dass sich Grete gefühlsmäßig  immer weiter von Gregor distanziert. War sie nun früher noch dazu bereit freiwillig das Zimmer Gregors zu putzen und ihm Nahrung zu bringen, änderte sich dies schlagartig und schon kurze Zeit später lässt sie diese Aufgaben von einer Hausfrau erledigen.
    Dies zeigt, dass die früher so liebevoll scheinende Schwester der Verwandlung Gregors nicht stand hält und schließlich den Entschluss fasst, dass das Leid der Familie, in Gestalt Gregors, verschwinden müsse. „ ‚Weg muss es’, rief die Schwester, ‚das ist das einzige Mittel, Vater. Du musst bloß den Gedanken loszuwerden suchen, dass es Gregor ist.’“(S.57; Z. 14-17). Grete gibt Gregor mit diesem Satz endgültig auf. Die ehemals bestehende Vertrautheit zwischen den beiden ist somit beendet und Grete ist zum Vergleich mit dem Anfang des Buches, am Ende nicht wieder zu erkennen: „ ‚Gregor? Ist dir nicht Wohl? Brauchst du etwas?’ (S.8; Z.31-32)“, fragte sie noch besorgt am Anfang Gregors Verwandlung.
    Doch der schon zu Anfang bestehende Ekel der Schwester vor Gregor hat nun endgültig gesiegt und somit dem Leben Gregors den Sinn genommen. Sein einziger Wunsch war es mit seiner Familie Zeit zu verbringen.
    Doch dieser Sinneswandel Gretes hat auch seine Gründe.
    Sie macht innerhalb des Buches eine enorme Wandlung durch und wird von einem unsicheren kleinen Mädchen, zu einer selbstbewussten und selbständigen Frau. Sie lernt zum ersten Mal die ernsten Seiten des Lebens kennen. Sie muss nicht nur hart für ihre Existenzgrundlage arbeiten, sondern auch für die der restlichen Familie. Doch selbst durch diese harte Arbeit die sich Grete mit ihrem Vater teilt, können sie nicht den Lebensstandart von vorher erreichen. Das Leid Gregors vor der Verwandlung wurde nun zum Leid der ganzen Familie.
    Die nett gemeinten Gesten und Annäherungsversuche Gregors an seine Schwester werden von ihr missverstanden. Sie fühlt sich anstatt dessen von ihm bedroht und angegriffen.
    „Er war entschlossen bis zur Schwester vorzudringen, sie am Rock zu zupfen und ihr dadurch anzudeuten, sie möge doch mit ihrer Violine in sein Zimmer kommen, denn niemand lohnte hier das Spiel so, wie er es lohnen wollte.“ (S.53-54; Z.38-3).
    Danach sagt Grete, dass sie in dieser abscheulichen Käfergestalt nicht mehr ihren Bruder, sondern nur ein Untier sieht. Sie gibt all ihre Bemühungen auf und getraut sich als erste, das auszusprechen, dass schon lange auch ihre Eltern dachten: „ ‚Liebe Eltern’, sagte die Schwester und schlug zur Einleitung mit der Hand auf den Tisch, ‚so geht es nicht weiter. Wenn ihr das vielleicht nicht einseht, ich sehe es ein. Ich will vor diesem Untier nicht den Namen meines Bruders aussprechen und sage daher bloß: Wir müssen versuchen es loszuwerden. (…)’. ‚Sie hat tausend Mal Recht’, sagte der Vater für sich.“ (S.56; Z.12-20).
    Am Auftreten Gretes erkennt man ihr gestärktes Selbstbewusstsein. Sie tritt mit dieser Aussage in den Vordergrund der Familie und fühlt sich somit für die Gesundheit und den Zusammenhalt der Familie verantwortlich.
    Doch auch Gretes Stärke kennt ein Ende und so tritt der weiche Kern durch die harte Schale hervor und sie bricht in Tränen aus: „ ‚(…) Wenn man schon so schwer arbeiten muss, wie wir alle, kann man nicht noch zu Hause diese ewige Quälerei ertragen. Ich kann es auch nicht mehr.’ Und sie brach so heftig in Weinen aus, (…)“ (S.56; Z.34-37).
    Sie denkt zu diesem Zeitpunkt nur noch an das Leid der Familie und nicht an das des von der Familie ausgeschlossenen Gregors. Sie kann es genau wie die Eltern nicht wahr haben, dass die ganze Familie für dessen Leid verantwortlich ist.
    Ich denke es wäre nicht nur Gregor leichter gefallen die Dienste seiner Schwester anzunehmen, wenn er sich dafür bedanken könnte, sondern es wäre dann auch der Schwester leichter gefallen, wenn sie dadurch wüsste, dass Gregor noch genauso menschlich ist wie der Rest der Familie: „ Hätte Gregor nur mit der Schwester sprechen und ihr für alles danken können, er hätte ihre Dienste leichter ertragen; so aber litt er darunter.“ (S.33; Z.25-28).
    Doch auch die drei Zimmerherren spielen eine Rolle in Gretes Leben. Sie sind die ersten, denen auffällt, dass aus ihr eine hübsche Junge Frau geworden ist. Unter dem Vorwand ihrer schönen Musik wird sie von den Herren gebeten im Wohnzimmer zu spielen: „ (…), ‚möchte das Fräulein nicht zu uns hereinkommen und hier im Zimmer spielen, wo es doch viel bequemer und gemütlicher ist?’ ‚O bitte’, rief der Vater, als sei er der Violinspieler.“ (S.52; Z.20-23).
    Doch eigentlich waren die Zimmerherrn recht wenig daran interessiert wie Grete spielt, da sie sich schon kurze Zeit später von ihr abwenden. Ich denke, dass sie mehr von der Tochter wollten und auch der Vater nichts dagegen hatte den Herren, Grete anzubieten:
    „Stiller werdend und fasst unbewusst  durch Blicke sich verständigend, dachten sie daran, dass es nun Zeit sein werde, auch einen braven Mann für sie (Grete) zu suchen.“ (S.63; Z.32-35).
    Nach dem Tot Gregors wünscht sich die ganze Familie durch einen neuen Lebensabschnitt, nämlich die Vermählung Gretes, den vorherigen endgültig abzuschließen.
    Für das Gesamtgeschehen spielt Grete insofern eine große Rolle, dass sie zunächst eine starke Stütze für Gregor ist und ihm allein die Liebe zu ihr für ein schönes Leben ausreicht. Gregor will immer nur das Beste für Grete und bleibt in allem Handeln selbstlos. Auch deshalb akzeptiert er Gretes Wunsch, dass er verschwinden solle.
    Gretes Liebe zu Gregor bleibt auch bis zum Ende bestehen, nur sieht sie in dem Untier nicht mehr Gregors Seele, sondern nur noch seine Hülle. Sie versucht ihrem Bruder viel zu geben, doch verliert die Hoffnung an ihn, da sie nichts zurückbekommt. Dies ist aber nicht Gregors Schuld.