Der Sandmann Inhaltsangabe Zusammenfassung E.T.A. Hoffmann
„Der Sandmann“ ist eine romantische Erzählung E.T.A. Hoffmanns, die erstmals 1817 als Teil des Zyklus der „Nachtstücke“ veröffentlicht wurde, und schildert, wie der Student Nathanael von Kindheitsängsten eingeholt wird, als der Wetterglashändler Coppola auf der Bildfläche erscheint, und schließlich von ihnen vollständig verschlungen und in den Tod getrieben wird. Hoffmann verdeutlicht in dieser Geschichte sowohl die Macht von Märchen als auch von Träumen und Ängsten auf den Menschen und verwebt dabei vor den Augen der Leser Wirklichkeit und Wahnsinn so geschickt miteinander, dass sie im Nachhinein untrennbar werden.
Die Erzählung beginnt mit einem Brief vom Protagonisten Nathanael an seinen Freund Lothar, in dem er berichtet, er habe in der Gestalt des Wetterglashändlers Coppola den Advokaten Coppelius wiedererkannt, der während seiner Kindheit immer wieder abends vorbeikam und mit seinem Vater alchemistische Experimente durchführte und für Nathanael den Sandmann verkörperte, ein Mann, der, so sagte die Amme, den Kindern, die nicht schlafen wollen, Sand in die Augen streut, sodass sie blutig herausspringen. Der Junge, sowohl verängstigt als auch seltsam fasziniert, musste immer wieder an dieses Märchen denken bis eines Tages seine Neugier so groß wurde, dass er sich nicht länger beherrschen konnte und seinen Vater und Coppelius bei einem ihrer Experimente beobachtete. Dabei wurde er jedoch von Coppelius entdeckt, der ihm zur Strafe Glut in die Augen streuen wollte, Nathanaels Vater konnte ihn aber davon abbringen. Ein Jahr verging, das Nathanael krank im Bett verbrachte und in dem Coppelius kein einziges Mal auftauchte. Dann kehrte er zurück für einen letzten Besuch, der Nathanaels Vater das Leben kostete. Diese Ereignisse lösten in Nathanael ein Trauma aus, das ihn bis ins Erwachsenenalter nicht losgelassen hat.
In seiner Aufregung über das vermeintliche Wiedersehen mit Coppelius adressiert Nathanael den Brief allerdings nicht an Lothar, sondern an seine Schwester und Nathanaels Verlobte Clara. Diese rät ihrem verstörten Liebsten nicht weiter über seine Begegnung nachzugrübeln, der Sandmann sei eine bloße Kreation seines Unterbewusstseins und die Ähnlichkeit Coppolas mit Coppelius reiner Zufall.
In einem weiteren Brief an Lothar bittet Nathanael ihn, nicht mehr mit Clara über seine Probleme zu sprechen. Er erzählt ihm, dass er sich in der Identität Coppolas geirrt habe und es wohl nicht Coppelius sei, da er einen recht ausgeprägten Akzent besitze und Coppelius Deutscher gewesen sei. Außerdem schreibt er ihm von Spalanzani, einem italienischen Physiker und Dozenten an der Universität, an der er studiert, und von dessen häufig eingesperrter „Tochter“ Olimpia, die ihm merkwürdig, aber nicht unsympathisch vorkommt, jedoch zunächst keine weitere Bedeutung für ihn hat. Am Ende des Briefes erfährt der Leser, dass Nathanael Lothar und Clara besuchen fährt, um Abstand von den Geschehnissen zu gewinnen.
Der fiktive Erzähler spricht im Anschluss an die drei einleitenden Briefe direkt zum Leser: Er bezeichnet sich selbst als Freund Nathanaels und fühlt sich nun berufen seine Geschichte aufzuschreiben. Er gibt verschiedene Möglichkeiten an, wie er die Geschichte hätte beginnen können, kommt dann jedoch zum Schluss, dass die Briefe am besten geeignet seien, dem Leser die Tragik Nathanaels Schicksals näher zu bringen. Er schildert Nathanaels Lebenssituation und beschreibt Klara, zu der er eine sehr positive Position einnimmt.
Nathanael verändert sich nun sehr stark: Er versinkt in düstere Träume und glaubt, dass das Leben von einer höheren Macht bestimmt werde, was Clara sehr zuwider ist, besonders Nathanaels Überzeugung, Coppelius sei das personifizierte Böse, welches das Liebesglück der beiden störe. Nathanael versinkt immer stärker in seiner Gedankenwelt und beginnt über Coppelius und Claras Augen zu fantasieren. Mit der Zeit ist Clara vom nimmer endenden Fluss von Erzählung und Dichtung, die Nathanael ihr vorträgt, gelangweilt und wird zunehmend abweisender. Nathanael fühlt sich dadurch missverstanden, so dass er Clara in einem Ausbruch von Wut als „lebloses Automat“ bezeichnet. Lothar, der auf Clara trifft und durch Nathanaels respektloses Verhalten ihr gegenüber erzürnt ist, fordert Nathanael zum Duell, das Clara gerade noch verhindern kann. Anschließend wirft sich Nathanael dramatisch vor Clara und beteuert ihr seine grenzenlose Liebe, stark im Gegensatz zu Claras Enttäuschung über die nicht vorhandene Liebe Nathanaels. Er bittet nun auch Lothar aus tiefstem Herzen um Vergebung.
Als Nathanael bald darauf in seine Wohnung zurückkehrt, findet er sie abgebrannt vor. Ein Feuer war in der darunterliegenden Apotheke ausgebrochen und hatte sich weiter ausgebreitet. Sein Hab und Gut konnte jedoch in ein neues Haus gerettet werden, das nun direkt Spalanzanis Haus gegenüber liegt. Von seinem neuen Heim aus hat er einen sehr guten Blick in Olimpias Zimmer und ihm fällt auf, dass sie dieses niemals zu verlassen und immer zu ihm hinüberzusehen scheint. Er findet sie hübsch und wird mit sehr großer Neugierde erfüllt.
Völlig überraschend besucht ihn Coppola, dem er aus Verlegenheit wegen des vorherigen Rauswurfes eines seiner Perspektive abkauft. Um Olimpia endlich genauer betrachten zu können, richtet er es auf sie. Erst jetzt erkennt er ihre wahre „himmlische Schönheit“ und ist wie „festgezaubert“ an das Fenster. Als Coppola, auf der Treppe laut lachend wieder verschwindet, bekommt Nathanael ein seltsames Gefühl; es ist ihm, als ginge ein „tiefer Todesseufzer“ durch den Raum, doch schiebt er, sich auf Klara berufend, es auf das wahrscheinlich viel zu teure Perspektiv, das er soeben gekauft hat.
An den folgenden Tagen kann er nicht mehr von Olimpia lassen und beobachtet sie die ganze Zeit durch das Perspektiv. Clara und Lothar sind längst vergessen.
Als er erfährt, dass Spalanzani plant, ein Fest zu geben, auf dem er seine Tochter das erste Mal der Öffentlichkeit vorstellen will, ist Nathanael hocherfreut. Auf diesem Ball wagt Nathanael es als einziger, sie zum Tanzen aufzufordern, wodurch er noch stärker in ihren Bann gezogen wird. Allen anderen erscheint Olimpia sehr „mechanisch“, leblos und fast zu perfekt. Er dagegen verliert die letzten Zweifel an seiner Liebe zu ihr, und sie küssen sich. Er beginnt sich häufiger mit Olimpia zu treffen, um ihr seine Gedichte und Erzählungen vorzulesen. Anders als die kritische Klara antwortet sie ausschließlich „Ach! Ach!“, was Nathanael als Ausdruck eines sehr poetischen und tiefgründigen Gemütes interpretiert; er sieht sie als die Person an, die ihn ganz versteht. Als Nathanael Anspielungen gegenüber Spalanzani macht, sie heiraten zu wollen, gibt ihm dieser zu verstehen, dass er ihr völlig freie Wahl lassen werde. Daraufhin beschließt er, Olimpia einen Heiratsantrag zu machen, doch platzt er mitten in einen Kampf zwischen Coppelius und Spalanzani um Olimpia herein, die er jetzt erst als das erkennt, was sie ist: eine automatisierte Holzpuppe. Nach einer gewalttätigen Auseinandersetzung entkommt Coppelius mit Olimpias Körper, und Spalanzani fordert Nathanael auf, ihm zu folgen, um den Automaten wiederzuerlangen. Doch Nathanael, der Olimpias „blutige Augen“ (ihre Glasaugen im Blut Spalanzanis) auf dem Boden liegen sieht, springt ihm an den Hals, um ihn zu töten, was jedoch durch die mittlerweile eintreffende Menschenmenge verhindert wird. Nathanael wird ins Tollhaus gebracht und verbringt dort eine nicht näher bestimmte Zeit.
Der fiktive Erzähler spricht erneut zum Leser und berichtet, dass Spalanzani die Universität verlassen muss, da er „die Menschheit mit der mechanischen Puppe“ betrogen hat. Coppelius bleibt (abermals) verschwunden.
Durch Claras fürsorgliche Pflege scheint es bald so, als sei Nathanael wieder genesen. Er plant, Clara zu heiraten und mit ihr aufs Land zu ziehen. Bei einem abschließenden Einkauf in der Stadt steigen Nathanael und Clara auf den Ratsturm, um die Aussicht noch einmal zu genießen. Oben angekommen, macht Clara Nathanael auf einen sich nähernden grauen Busch aufmerksam, woraufhin er in seine Seitentasche greift und das Perspektiv des Coppola erfasst. Als er Clara durch dieses erblickt, befällt ihn der Wahnsinn von Neuem, er versucht, sie den Turm hinunterzustürzen. Lothar kann sie gerade noch retten, da erblickt Nathanael Coppelius, der in einer Menschenansammlung am Fuße des Turmes steht. Coppelius hält die Menschen mit den Worten „Ha ha — wartet nur, der kommt schon herunter von selbst“ davon ab, Nathanael aufzuhalten. Mit den Worten „Ha! Sköne Oke — Sköne Oke“, mit denen auch der Wetterglashändler Coppola seine Perspektive angeboten hatte, stürzt sich Nathanael in den Tod. Coppelius verschwindet in der Menge.
Nach mehreren Jahren soll Klara mit einem Mann und zwei Kindern das ruhige häusliche Glück doch noch gefunden haben, jedenfalls "will man sie gesehen haben". Das Schicksal Claras bleibt demnach ungewiss und der Ausblick könnte auch nur Illusion sein.
Danke an Jan fürs Einsenden!