Schlagwort: der Besuch der alten Dame

  • Der Besuch der alten Dame Charakterisierungen der Personen

    Analyse der Charaktere

    Dürrenmatt teilt die Personen in Besucher, Besuchte, Sonstige und Lästige auf. Die vorliegende Analyse folgt dieser Reihenfolge.

    Die Besucher

    Klara Wächter alias Claire Zachanassian

    Klara (lat. clarus = hell, berühmt), die Tochter des Baumeisters Gottfried Wäscher, hatte vor 45 Jahre ein Liebesverhältnis mit Alfred Ill und wurde schwanger. Da dieser in einem Vaterschaftsprozeß seine Vaterschaft mit Hilfe von zwei bestochenen falschen Zeugen entzog, musste sie Güllen verlassen und zur Dirne in einem Hamburger Bordell verkommen. Dort lernte sie den armenischen Ölmilliardär Zachanassian, der sie dann zu seiner Frau und Erbin machte. Das ehemalige Opfer wird Rachegöttin, die die Lebensfäden Ill webt und schneidet.

    Bevor sie auftritt, wird der Zuschauer schon über diese Figur schon durch Dialoge der Güllener informiert. Natürlich wird sie vorerst nur von ihrer schönen Seite her vorgestellt: ihrer Schönheit, Milde und Güte. In der Erinnerung Ills ist sie eine "verteufelt schöne Hexe" gewesen, "mit wehenden roten Haaren, biegsam, gertenschlank, zart" (S.18) Nun ist sie als eine Wohltäterin bekannt, die Spitäler, Kirchen und Kinderkrippen spendet. Da sie jetzt diese verarmte Heimatstadt besucht, wollen die Güllener sie von ihr nichts als Millionenspenden erwarten. Selbst wenn sie keine vorbildliche Schülerin war, will man sie illusionär dar- und vorstellen. Ferner erfährt der Zuschauer, dass sie einen "Gerechtigkeitsliebe" hat.

    Doch ihr Auftritt entlarvt alle Illusionen, die auf Wunsch, Einbildung und Lüge beruhen. Ungeniert erklärt sie alle Komplimente für falsch und zeigt den Güldenen (und dem Publikum) ganz offen, wie sie eigentlich war und ist. Sie ist vor allem hässlich. Durch mehrere Unfälle scheint sie fast nur noch aus Prothesen zu bestehen, was ihr einen monströsen Charakter eines Kunstmenschen oder gar einer gefühllosen Maschine verleiht. Gleichzeitig vertritt sie die Käuflichkeit. Sie wurde zuerst wegen der Ungerechtigkeit (Bestechung=Käuflichkeit)  zu einer käuflichen Ware (Hure) degradiert, was als ihre Entmenschlichung erster Stufe betrachtet werden kann. Durch ihre Vermählung und Erbschaft des Ölmilliardär wird sie leider nicht wieder menschlich gemacht, sondern weiter entmenschlicht. Die Macht des Geldes hat ihre Güte völlig verzerrt. Ihre Milliardenspende lässt sich nicht als ihre Güte missverstanden werden, sondern als eine Käuflichkeit–Sie hat in Tat alle Güllener zu ihren Gunsten bestochen. Ihr Anspruch auf Gerechtigkeit und Mord des Ills macht aus ihr eine Vertreterin des Bösen und Grausamen („Meine Liebe konnte nicht leben. Aber auch nicht sterben. Sie ist etwas Böses geworden, wie ich selber, überwuchert von den goldenen Milliarden“). Ihre Gerechtigkeitsliebe wird eine Rachsucht, die aber erst durch Käuflichkeit (Spende=Bestechung) verwirklicht werden kann. Ihre Entmenschlichung zweiter Stufe betrifft nicht nur sie allein, sondern ruft auch die Entmenschlichung der Stadt Güllen hervor: „Die Welt machte mich zu einer Hure. Nun mache ich sie zu einem Bordell“. In diesem Sinne hat Dürrenmatt völlig recht, wenn er sich dagegen wehrt, daß Claire Zachanassian „die Gerechtigkeit, den Marshallplan oder gar die Apokalypse darstelle, sie ist nur das, was sie ist, die reichste Frau der Welt, in der Lage, wie eine Heldin der griechischen Tragödie zu handeln, absolut, grausam, wie Medea etwa“. Wenn Ills Bestechung noch in versteckter Weise geschieht, veranstaltet die Milliardärin ihre Bestechung in offener Form des Austausches.

    Wodurch sie den Zuschauer schockiert, ist nicht nur ihre Boshaftigkeit, durch eine Milliarde die Leiche ihres Ungetreuen zu fordern, sondern auch ihre gelassene Zuversicht, dass sie ihr Ziel erreichen wird. Sie hat in diesem ernsten Geschäft ihren Humor nicht völlig verloren, da sie alles schon durchschaut hat. Vor allem hält sie  eine gewisse Distanz zu der Vollendung des eigentlichen Geschäfts (Balkonhandlung im 2. Akt), wie zu einer käuflichen Ware. Sie selbst ist unentwegt und unabänderlich in ihrem Handeln. Sie überwacht das Geschäft und ist durch ihre Aufsicht fähig, andere Menschen auf ihre Schuld(en) aufmerksam zu machen–Ill auf seine jugendliche Schuld und Güllener auf ihre finanziellen Schulden und ihre Schuld an ihrem gemeinsamen Mord Ills.

    Das Gefolge der Milliardärin

    Die Milliardärin wird bei ihrem Besuch von einer Reihe seltsamer Gefolgsleuten begleitet, und sie alle werden "-oby" genannt. Diese Gruppe der Begleiter der Besucherin hat ein unterwürfiges, vorübergehendes und dekoratives Wesen an sich und lässt sich an gewissen Zügen des absurden Theaters erkennen.

    Roby und Toby: "zwei herkulische, kaugumikauende Monstren", die ursprünglich Gangster waren, die Zachanassian für je eine Million aus der Todeszelle freikaufte und zu ihren willenlosen Sänftenträgern und Dienern machte.

    Koby und Loby (eigentlich Jakob Hühnlein und Ludwig Sparr):  blinde Kastraten–"zwei kleine dicke alte Männer mit leiser Stimme, die sich an der Hand halten". Obwohl sie nach ihrer falschen Zeugenaussage ausgewandert waren, fand sie Zachanassian und ließ sie durch ihre Gangster kastrieren und blenden. Das synchrone und wiederholte Sprechen ihrer Sätze macht diese Unglücklichen zu überaus skurrilen Figuren. Sie waren die ersten Opfern der Rache der Milliardärin.

    Moby, Hoby oder Zoby: Der Gatte VII, ein Tabakplatagenbesitzer, und der Gatte VIII,  ein deutscher Filmschauspieler („ein Jugendtraum“ der Klara), spielen keine bedeutende Rolle. Auch der Gatten IX, ein Nobelpreisträger, ist nur durch die besondere Symbolik seiner Nobelpreiswürde und seiner Kenntnis bedeutsam. Auf die Frage nach seinen Untersuchungsergebnissen einer Ruine antwortet er : „Frühchristlich. Von den Hunnen zerstört.“

    Boby, der Butler: „Den [Butler] hat man schließlich fürs Leben, da müssen sich eben dann eben die Gatten nach seinem Namen richten“). Er ist der Einzige, der im Stück für eine kurze Zeit, nämlich für die Dauer der Anklageszene im ersten Akt, Persönlichkeit gewinnt. Doch auch er wurde von der finanziellen Macht der Milliardärin ohnmächtig gemacht („Eine vielleicht etwas seltsame Karriere, doch die Bezahlung war derart phantastisch“).

    Die Besuchten

    Alfred Ill

    Als Krämer der Stadt befindet er sich vor der Ankunft der alten Dame ganz wie seine Güllener Mitbürger in einer miserablen Lage. Sein jugendliches Liebesverhältnis mit Klara Wächter macht ihn "seit langem schon die beliebteste Persönlichkeit in Güllen" (S.20), da die Güllener in ihn die beste Person sieht, die dem Städtchen die benötigten Millionen gewinnen kann. Er glaubt selbst nicht mehr an seiner jugendlichen Schuld; sie sei verjährt, d.h. die dazwischen liegende lange Zeit von 45 Jahren und sein jämmerliches Leben von heute hätten seine Schuld schon getilgt. Deshalb überschätzt er sich, nimmt geschmeichelt das Lob der Freunde auf, und glaubt durch Verfälschen der Vergangenheit für seine Existenz von Zachanassian eine großzügige Spende für Güllen zu erhalten, die er dann als sein alleiniges Verdienst hinstellen könnte. Doch er wird nur all zu bald von der Vergangenheit, leibhaftig geworden durch die Figur des anklagenden Oberrichter Hofers alias Butler Boby, eingeholt. Das ist der Wendepunkt, an dem die Güllener in Unmoral versinken, während Ill zum „Gewinn seiner Seele“ aufsteigt. Von wachsendem Mißtrauen beunruhigt, wendet Ill an die Würdenträger des Städtchens. Seine allmähliche Isolation wurde aber schon von vornherein bestimmt und dadurch bestätigt, indem er von einem nach dem anderen enttäuscht wird. Die Jagd auf den entlaufenen Panther der Milliardärin gibt die psychologische Wende der Güllener wieder. Dabei hat man nicht nur den Panther der Milliardärin im Sinne, sondern auch die Person, der die ehemalige Geliebte Klara den liebevollen Spitznamen "Panther" gibt. Am Ende des 2. Aktes bricht Ill nach seinem zum Scheitern verurteilten Fluchtversuch zusammen. Sein Schicksal erfährt aber eine neue Wendung. Er erkennt seine Schuld und ist von der Angst, die ihn tagelang gequält hat, befreit. Nun ist er bereit, seinen Tod als Sühne zu akzeptieren. Auch er sieht ein, dass es so auslaufen muss. Von da an läuft alles wie schicksalhaft auf diesen Endpunkt des Todes Ills hin.

    Doch Ills letzte Entscheidung versichert seinem Tod–und damit dem Stück–eine tragische Größe: Er lehnt den vorgeschlagenen Selbstmord ab. Indem er die Güllener nicht aus diesem grausamen Spiel schleichen lässt, erlebt er mit seiner physischen Vernichtung gleichzeitig eine moralische Steigerung, die man von dem Krämer noch nie erwartet hätte. Sein Sterben ist „sinnvoll und sinnlos zugleich“ meint Dürrenmatt, „sinnvoll  im mythischen Reich, aber nicht in Güllen, nicht in der Gegenwart. Zwar stirbt der Krämer als tapferer Mensch, dennoch zeigt sich aber auch hier das Mißverhältnis zwischen begangener Schuld und geplanter Bestrafung einerseits und unerwartetem Wohlstand und zu leistender Sühne andererseits. Als seine im Stich gelassene Geliebte ihre Rache an seine jugendliche Schuld verkündet, war sie schon längst Multimillionärin, und der ehemalige Verführer und Meineidige hat schon längst durch sein elendes Krämerleben in einem verfallenen Städtchen gebüßt. Deshalb lässt sich die Figur des Alfred Ill eher im Zusammenhang einer der vorchristlichen sadistisch-rachsüchtigen Göttin und der modernen Gesellschaftskritik verstehen. Schauerlich grotesk ist damit nicht nur die monströse Rache der Milliardärin an einem jugendlichen Verführer, sondern auch darin, dass gerade dieser kleine schäbige Opportunist durch sein Schuldbekenntnis, seine Opferaufnahme und selbstsichere Entscheidung seiner persönliche größe erreicht, während die ganze Stadt wegen ihres Opportunismus moralisch verfällt.

    Die Person erlebt also eine Entwicklung von Klaras "schwarzer Panther" (S.26) zu einem Meineidigen, der seine schwanger gewordenen Geliebte in Stich lässt, und dann zu einem "verkrachten Krämer in einem verkrächten Städtchen" (S.38) und schließlich einem tragischen Helden.

    Der Bürgermeister

    Er ist der Vertreter der Stadt und hat eine scheinbare Autorität und ein lügnerisches Wesen. Er gibt eine Begrüßungsrede, kann aber nichts für deren Untergehen im Lärm des abfahrenden Zuges. Aus fetzenhaften biographischen Fakten Klara Wächters macht er eine blendende Rede, in der er die Tatsachen völlig verdreht. Seine Verhaltensweise ist vielmehr in dem Sinne der Notwendigkeit der von ihm vertretenen verfallenen Gemeinde zu verstehen. Eben deshalb verhehlt er später Ill den Wandel der öffentlichen Meinungen in Güllen, als ihn dieser wegen seines steigenden Verdachts aufsucht. Die Figur des Bürgermeisters erfährt wie alle Güllener eine offensichtliche Wendung. Als er am Ende des ersten Aktes das Angebot der Milliardärin im Namen des Städtchens ablehnt und entrüstet ausruft: „Lieber bleiben wir arm, denn blutbefleckt“, meint er dies noch in vollem Ernst. Als er Ill den Selbstmord vorschlägt, geht es schon um eine vereinfachte Formalität für ein unabwendbares Ereignis. Bei der Ankündigung der Todesursache putzt er nochmals die lügnerische Diagnose des Arztes „Herzschlag“  mit dem umso lügnerischeren Urteil „Tod aus Freude“ auf. Doch seine lügnerische Verhaltensweise wird keinesfalls als Beweis seines bösen Wesens dargestellt. Die Figur des Bürgermeisters ist ebensowenig böse, wie die aller anderen Güllener. Doch vor der allmächtigen Milliardärin und deren geplantem „Austausch“ ist auch die höchste Autorität der Gemeinde  ist schwach. Sein lügnerisches Wesen ist nur ein Mittel, seine Verlegenheit wegen seiner Unterlegenheit zu verstecken.

    Der Polizist

    Wachmeister Hahncke vertritt die Polizei und damit die Ausführung der Gesetze in Güllen. Er hütet Ordnung und Gesetze, ist aber immer auf der Seite der Mächtigen und versucht, die Schwachen zu treten. Diese Figur widerspiegelt sowohl Anmaßung als auch Ergebenheit je nach der Situation und der sozialen Stellung seines Gesprächspartners. Einerseits erklärt er der Milliardärin ganz ernst, daß er manchmal ein oder zwei Augen zudrücken müsse, andererseits erwartet er, daß die Mitbürger seine Autorität anerkennen. Als ihn der verzweifelte Ill aufsucht, tut der Polizist die offensichtliche Anstiftung zum Mord Ills als grundlose Beschwerde ab. Gleichzeitig bestätigt auch bei ihm der neuerworbene Wohlstand in Form eines Goldzahnes und des Pilsener Biers seine Hinwendung zur Mittäterschaft. Seine militärisch stotternde Sprechweise und sein grober Ausdruck–„Erheben Sie sich, Alfred Ill“ und  „Steh auf, du Schwein.“ (S.129)– zeigen seine niedrigere soziale Stellung gegenüber anderen Güllener Würdenträgern.

    Der Arzt

    Doktor Nüßlin, der Arzt Güllens, ist der Einzige in Güllen, der ein Auto besitzt. Er lehnte einen Lehrauftrag an der Universität zu Erlangen ab, da er sich verbunden zu seinem Heimatort fühlt. Zusammen mit dem Lehrer versucht er erfolglos, die Milliardärin zum Umdenken zu bringen. Danach wird auch er zum Mittäter und trägt mit der Diagnose einer falschen Todesursache sein Scherflein zum Güllener Mordkollektiv bei. 

    Der Pfarrer

    Dem Pfarrer sind nichtssagende religiöse Formeln offensichtlich wichtiger als der Mensch. Als der Bürgermeister die Milliardärin als einzige Hoffnung bezeichnet, fügt er pflichtbewußt hinzu „außer Gott“. Auch als Ill voller Angst in seiner Sakristei Schutz sucht, meint er nur: „Positiv, nur positiv, was Sie durchmachen.“. Das Erklingen einer neuen Glocke macht klar, dass auch der Geistliche an dem in Aussicht stehenden Wohlstand teilgenommen hat. Doch noch ein letztesmal bricht eine menschliche Regung aus dem Geistlichen hervor–„Flieh, die Glocke dröhnt in Güllen, die Glocke des Verrats. Flieh, führe uns nicht in Versuchung, indem du bleibst“–(S.76). Dann schließt auch er sich den Mördern an und Ill kurz vor seiner Ermordung durch scheinheilige anteilnahmelose Phrasen Trostworte bereithält, die dieser freilich von  ihm nicht mehr nötig hat.

    Der Lehrer

    Der Direktor des Güllener Gymnasiums übertrifft mit seiner Präsenz die der anderen Würdenträger. Er ist zugleich ein Humanist (S.99) und ein Säufer (S.103). Ähnlich wie der Arzt lehnte auch er eine bessere Stellung ab und nahm auch am Bestreben teil, die Meinung der Milliardärin zu ändern. Von ihm, einem Humanisten und Altsprachler, Verehrer Platos, stammen auch die Bezeichnungen der Medea und Moire Klotho für Zachanassian. Er widersteht der Versuchung des großen Geldes am längsten und versucht Ill zu helfen, was Kritiker zu der Feststellung brachte, er sei der einzig gute Mensch in diesem Stück. Alkoholisiert, um seine schlechtes Gewissen zu beruhigen, hat er seinen großen Auftritt in Ills Laden: Fest entschlossen der nahenden Presse die Wahrheit zu erzählen („auch wenn die Armut ewig währen sollte.“), muß er von den Kunden und selbst Ills Familie zurückgehalten werden. Wieder nüchtern bekennt er seine Seelennot und weiß, daß auch er am unvermeidlichen Mord nicht unschuldig sein wird. So ist es dann auch; vor den Kameras und Mikrophonen der Presse gibt er mit seiner blendenden Rhetorik dem Mord einen moralischen Untergrund, so hält er doch noch seine ihm zuvor verwehrte Rede – diesmal aber sarkastisch unter verkehrtem Vorzeichen.

    Die Güllener

    Die Güllener sind Menschen wie wir alle. Sie sind nicht böse, sondern sind eine durchschnittliche Gemeinde, die ihre Schwächen hat und durchaus bereit ist, moralisch herunterzukommen, wenn es um Wholstand geht. 

    Die im Personenzeichen erscheinenden Bürger–der Erste bis der Vierte–müssen als „dramaturgische Mehrzweckwaffe“ auftreten. Zum einen individualisiert sie Dürrenmatt in beschränktem Maße. Der erste verkörpert beispielsweise den Metzger Hofbauer, der Zweite zeitweilig den arbeitslosen Helmesberger; ebenso wie Ills Frau Mathilde, Sohn Karl, Tochter Ottilie, dem Maler, Fräulein Luise mit dem lockeren Lebenswandel und zwei Kundinnen des Illschen Krämerladens sind auch sie, wie bereits erwähnt, nicht böse, nur schwach. Wie alle nimmt die Gier von ihnen Besitz, ihr Wohlstand wächst und am Schluß stehen sie in Frack und Abendkleid mit in der Mördergasse und bewähren sich als brave Chorleute am Ende des Spiels. Zum anderen verwendet Dürrenmatt diese Personen, um Bäume, Rehe und ähnliches darzustellen (im Sinne vom Brechtschen epischen Theater).

    Die Lästigen (Vertreter der Presse)

    Die Vertreter der Presse–Pressemann I und II, Radioreporter und Kameramann treten als die „Lästigen“ auf; anlässlich der Hochzeit der Milliardärin kommen sie scharenweise nach Güllen, auf der steten Suche nach neuen Stories. Die in ihrer Doppelbödigkeit makabere Schlußversammlung im „Goldenen Apostel“ wird nur für sie, die Vertreter des Fernsehens und Hörfunks, in dieser Medienwirksamkeit inszeniert. Als „größtes soziales Experiment der Epoche“ sehen sie die Versammlung; die gesamte Verlogenheit dieser Szenerie wird auch dadurch zum Ausdruck gebracht, daß die Begründung der Todesursache wiederholt werden muß (beim ersten Mal funktioniert die Beleuchtung nicht).

  • Der Besuch der alten Dame – Inhaltsangabe Zusammenfassung

    Der Besuch der alten Dame – Inhaltsangabe Zusammenfassung Friedrich Dürrenmatt

     

    In der tragischen Komödie "Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt, geht es um die Milliadärin Claire Zachanassian, die den Bewohnern der verarmten Kleinstadt Güllen ein unmoralisches Angebot unterbreitet.

    Klara Wäscher verlässt als junges Mädchen schwanger, verarmt und entehrt die kleine Stadt Güllen, da sie der junge Alfred Ill für eine Frau aus besseren Verhältnissen verlässt und vor dem Gericht mit zwei Zeugen die Vaterschaft abstreitet. Sie rutscht ab ins Rotlicht-Milleu, das Kind wird ihr weggenommen und stirbt an Hirnhautentzündung, was sie niemals verkraftet.

    Als Prostituierte begegnet sie dem reichen Ölquellenbesitzer Zachanassian, der sie heiratet und zu einer reichen Frau macht. Sie benennt sich in Claire Zachanassian um und führt von da an ein ereignisreiches Leben, in dem sie einen Arm und ein Bein verliert. Nach dem Tod ihres ersten Mannes wird sie durch sechs weitere Heiraten mit reichen, angesehenen Männern zur Milliadärin.

    45 Jahre später kehrt sie alt, in ihre mittlerweile völlig verarmte Heimatstadt Güllen zurück und wird feierlich von ihren Mitbürgern begrüßt, die sich erhoffen, das Claire ihnen finanzielle Unterstüzung bringt, die sie der Stadt tatsächlich anbietet.
    Sie will eine Milliarde geben, für die Gerechtigkeit, verkündet sie und unterbreitet den Güllenern ein unmoralisches Angebot.

    Claire verlangt den Tod von Alfred Ill, der mittlerweile ein alter, verbitterter Krämer ist, der es im Leben zu nichts gebracht hat. Demonstrativ lässt sie einen Sarg, wie auch Kränze in das Hotel tragen, das sie bewohnt und erzählt allen, von dem Unrecht, das ihr hier in Güllen, durch Alfred widerfahren ist. Der Richter von damals, ist heute ihr Bediensteter und bestätigt die Geschichte.
    Zuallererst lehnt die Stadt empört ab und beharrt auf die Menschlichkeit, bald beginnen die ersten jedoch auf Kredit zu kaufen und besser zu leben, als es ihnen allen in Wirklichkeit möglich ist.
    Ill entgeht das durch den Besitz seines Krämerladens nicht und er gerät langsam in Panik. Hilfesuchend wendet er sich an den Bürgermeister, den Polizisten und den Pfarrer, aber selbst die Honoratioren der Stadt weisen ihn ab, und behaupten es wäre Unfug, was er befürchte, da sie bereits dem Geldrausch verfallen sind.

    Nur der Lehrer und der Arzt besuchen Claire Zachanassian nach ihrer letzten Hochzeit und versuchen an ihre Menschlichkeit zu appellieren, in dem sie ihr ein Angebot unterbreiten. Anstatt Güllen eine Milliarde für Ills Leben zu geben, solle sie die Wagnerwerke und andere ehemals geldbringenden Stätten aufkaufen, sie sanieren und wieder Geld mit ihnen machen. Claire verät den beiden jedoch, das sie Güllen schon vor Jahren aufkaufen ließ und die Stadt nur deswegen überhaupt erst in die Armut gerutscht sei. Der Lehrer verfällt daraufhin dem Alkoholismus. Ill hingegen vollzieht langsam eine Wandlung, spricht nocheinmal mit Claire und findet sich nach und nach mit seinem Schicksal ab, da er sich nun verantwortlich fühlt.

    Am Ende lässt Güllen eine Bürgerversammlung abhalten, in der Alfred Ill tatsächlich umgebracht wird. Claire verkündet, ihn mitzunehmen, da sie ihn auf Capri beerdigen will und stellt der Stadt einen Scheck über die vereinbarte Summe aus, den der Bürgermeister entgegennimmt.

  • Der Besuch der alten Dame Inhaltsangabe Zusammenfassung

    Der Besuch der alten Dame Inhaltsangabe Zusammenfassung

     

    Mit Geld ist so ziemlich alles und jeder zu kaufen. Kaum perfekter, als in Friedrich Dürrenmatts Buch “Der Besuch der alten Dame“, wird das verdeutlicht.

    Güllen, ein kleines, heruntergekommenes Städtchen, erwartet hohen Besuch. Claire Zachanassian hat sich angekündigt. Die mittlerweile alte Dame wurde einst als Klara Wäscher in Güllen geboren und wuchs in der Kleinstadt auf. Die meisten Leute nannten sie damals Kläri. Zu dieser Zeit ging es Güllen und seinen Bürgern noch gut. Doch viele Jahre später, als Claire, wie sich Klara nun nennt, in die Stadt zurückkehrt, regiert die Armut. Claire hingegen hat es zu Geld gebracht, zu sehr viel Geld. Ihr riesiges Vermögen verdankt sie zahlreichen Männern, mit denen sie im Laufe ihres Lebens verheiratet war. Alle diese Herren hatten eins gemeinsam: sie waren nicht nur gut situiert oder wohlhabend, nein, sie waren steinreich! Claire wurde durch diese Ehen, von denen sie im Laufe ihres Lebens oft selbst nicht mehr genau wusste, wie viele es letztendlich waren, zur Multimillionärin.

    Natürlich ist es den Bürgern Güllens bekannt, was aus “ihrer“ kleinen, in Armut groß gewordenen Kläri mittlerweile geworden ist. Sie erhoffen sich von dem Besuch der alten Dame eine großzügige finanzielle Zuwendung. Nötig hätten sie es allemal, sind doch die Häuser der Stadt so baufällig, dass Einsturzgefahr droht, und die Schlaglöcher auf Güllens Straßen kaum noch zu zählen.

    Claire Zachanassian soll einen würdigen Empfang bekommen. Das haben sich die Bürger vorgenommen. Eine schöne Feier, eine festliche Ansprache des Bürgermeisters, all das soll dazu beitragen, Claire zu einer Stiftung in Milliardenhöhe zu bewegen. Würde sich endlich Güllens Wirtschaftslage wieder bessern, so ginge es auch den Bürgern wieder gut, und sie könnten endlich unbeschwert und sorglos leben.

    Doch nicht nur die Bürger Güllens haben Pläne und Ziele, auch Claire Zachanassian hat es nicht absolut grundlos nach 45 Jahren in ihren Geburtsort verschlagen. Sie hat noch eine alte Rechnung offen mit dem Kaufmann Ill. Der mittlerweile Siebzigjährige war einst Claires große Jugendliebe. Von ihm erwartete sie als junge Frau ein Kind und hatte sich nichts mehr gewünscht, als dass er zu der Vaterschaft gestanden und sie geheiratet hätte. Doch Ill ließ die junge Kläri kläglich im Stich. Eine Vaterschaftsklage wehrte er damals erfolgreich ab. Dabei waren ihm alle Mittel recht, und er scheute weder Falschaussagen noch die Bestechung von Zeugen. Anstatt zu Klara Wäscher und dem gemeinsamen Kind zu stehen, heiratete er in späteren Jahren eine Kaufmannstocher, mit der er heute noch in Güllen lebt. Hier genießt er Ansehen und erfreut sich großer Beliebtheit. Wer einen Rat benötigt geht zu Ill, und hinter vorgehaltener Hand wird er sogar als Nachfolger des Bürgermeisters gehandelt.

    Claire sinnt derweil auf Rache. Nie hat sie die damalige Schmach vergessen. Nie hat sie ihrem Geliebten verziehen. Ihr Kind musste sie damals notgedrungen zur Adoption freigeben. Das Baby war gerade einmal ein Jahr alt, als es an einer Hirnhautentzündung erkrankte und verstarb. Ill soll dafür bezahlen. Claire will nichts mehr als seinen Tod.

    Sie macht das dem Bürgermeister von Güllen und den Bürgern nur allzu deutlich. Mehr noch, sie lässt klar durchblicken, dass sie bereit ist, der Stadt eine Milliarde zu stiften, unter der Bedingung, dass Ill stirbt.

    Obwohl der Bürgermeister sich nach außen hin ziert, und Claires Anliegen als abscheulich, ja, fast schon kriminell darstellt und rigoros ablehnt, ändert sich einiges in Güllen recht plötzlich. Auf einmal sind die Kaufleute wieder bereit Kredite zu gewähren. Die Bürger kaufen neue Kleidung und viele andere Dinge, für die bisher kein Geld mehr vorhanden war.

    Natürlich entgeht Ill die Verwandlung seiner Mitbürger nicht. Er bekommt es mit der Angst zu tun. Zu offensichtlich ist die Stimmung umgeschlagen. Man schimpft über ihn, entrüstet sich über sein damaliges Verhalten, und ergreift mehr und mehr Partei für die damals sitzengelassene Claire. Ill sucht Hilfe bei einigen Menschen, denen er bisher immer vertraut hat.

    Doch warum trägt auch der Bürgermeister neue Schuhe? Und nicht nur der, sondern auch der Polizist und selbst der Pfarrer. Letzterer hat sogar neue Glocken in die Kirche hängen lassen. In ganz Güllen kann man förmlich die Hoffnung eines jeden riechen, dass irgendjemand Claires Wunsch nachkommt, und Ill ins Jenseits befördert. Endlich soll die Milliardenspende fließen. Keiner wünscht sich etwas mehr, wie dieses Geld endlich in der Stadtkasse zu wissen.

    In einem Gespräch unter zwei Augen rät der Bürgermeister Ill zum Selbstmord, was dieser allerdings vehement ablehnt. Doch nun ist die Lage mehr als klar. Alle wollen seinen Tod! Schließlich ist auch er selbst fast schon überzeugt, dass sein baldiges Ableben für Güllen wohl das Beste wäre. Selbst in seiner Familie geht es wieder aufwärts. Auch sie hat neue Kleidung und Schuhe. Den Plan, nach Australien zu fliehen, gibt er schnell wieder auf. Letztendlich ist Ill aber zermürbt genug, um sich selbst auszuliefern. Schuldgefühle gegenüber Claire Zachanassian und große Angst lassen ihn diesen Entschluss fassen. Gerade als er sich stellen will, verkündet der Bürgermeister, dass Claire Zachanassian der Stadt die erhoffte Milliarde stiften wird.

    Es folgt eine Versammlung, auf der alle Bürger der Stadt Güllen die Spende annehmen. Damit besiegeln sie Ills Tod, der ebenfalls der Versammlung beiwohnt. Ill ist sich dessen wohl bewusst, denn er geht, ohne zu zögern, auf die Menschengasse zu, die die Bürger vor ihm gebildet haben. Sie umschließen ihn, bedrängen ihn, lassen ihn nicht mehr entkommen. Als sie auseinander gehen, bleibt Ill tot am Boden liegen. Hätten sie ihn nicht aus Geldgier erwürgt, könnte man meinen, er sei an einem “Herzschlag“ gestorben.

    Ill ist tot und Güllen und seine Bürger sind um eine Milliarde reicher. Zudem sonnen sie sich in der beruhigenden Gewissheit, dass nun wieder Gerechtigkeit herrscht. Ill hat bekommen, was er schon lange verdient hatte. Wie er gehandelt hatte benimmt sich kein ehrenwerter Mensch! Darüber waren sich alle einig.

    Die alte Dame indes überreicht dem Bürgermeister den Milliardenscheck. Danach verlässt Claire die Stadt. Sie hat bekommen was sie wollte, Rache und Genugtuung! Ills Leichnam, der zuvor in einen Sarg gebettet wurde, nimmt sie mit, und reist nach Capri. Hier lässt sie den toten Kaufmann und einstigen Geliebten neben ihrem toten Kind beisetzen.

     
  • Der Besuch der alten Dame – Friedrich Dürrenmatt – Buchvorstellung

    Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt

     

    Zur Der Besuch der alten Dame Inhaltsangabe

    Biographie Friedrich Dürrenmatts:
    Friedrich Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 in Konolfingen, einem Dorf im Kanton Bern (Schweiz) geboren. Dürrenmatt studierte Literatur, Philosophie und Naturwissenschaften in Bern und Zürich. Anfangs unentschlossen, ob er lieber Maler oder Schriftsteller werden sollte, versuchte Friedrich Dürrenmatt es mit dem Schreiben und finanzierte damit seinen Lebens-unterhalt -zwischendurch war er auch als Zeichner und Grafiker tätig. 1945 veröffentlichte er seine erste Erzählung Tageszeitung ("Der Alte") in einer Berner Tageszeitung. Am 19. April 1947 wurde sein erstes Theaterstück uraufgeführt ("Es steht geschrieben"). Weltbekannt wurde Friedrich Dürrenmatt durch die Stücke "Der Besuch der alten Dame" (1956) und "Die Physiker" (1962). Am 14. Dezember 1990 starb Friedrich Dürrenmatt in Neuchâtel in der Schweiz

     

    Zum Buch: Der Besuch der alten Dame

    Gattung/Merkmale: Bei dem Stück handelt es sich um eine Tragikomödie. Dürrenmatt verbindet in seinem Drama Motive der Tragödie und der Komödie. Deshalb kann man dieses Werk als eine tragische Komödie bezeichnen.
    Erscheinungsjahr: 1957 Uraufführung des Bühnenstückes in Zürich
    Merkmale: Das Buch ist als Theaterstück in drei Akten geschrieben –das Stück endet mit einem moralischen Lied, das von einem Chor gesungen wird und die Taten der Personen nochmals erklärt und rechtfertigt.
    Einordnung in Geschichte: Die Tragikomödie spielt Mitte der 1950 er Jahren, also in den Aufbaujahren Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg. Es ist die Zeit des beginnenden wirtschaftlichen Aufschwungs.

     

    Inhaltsangabe „Der Besuch der alten Dame„

    Ort der Handlung ist eine Kleinstadt namens Güllen irgendwo in Mitteleuropa in den 1950 er Jahren. Dort erwartet man den Besuch einer reichen alten Dame namens Claire Zachanassian, die in Güllen geboren und aufgewachsen ist. Ihr damaliger Name war Kläri (Klara) Wäscher. Durch verschiedene Ehen mit reichen Männern ist die mittlerweile über Sechzigjährige im Verlauf ihres Lebens zu riesigem Reichtum gekommen. Ihre Ehen sind so zahlreich, dass sie manchmal sogar die Namen ihrer Ehemänner verwechselt.
    Die  Stadt Güllen und wird als heruntergekommen und verarmt beschrieben: die Häuser sind meist baufällig und die Straßen total verschmutzt. Der Bürgermeister versucht mit allen Mitteln den Bahnhof „aufzupeppen„, um dieser alten Multimilliardärin Claire Zachanassian einen schönen Empfang in der ehemaligen Heimat zu bereiten (ein Wiedersehen nach 45 Jahren!!) Die Bürger erhoffen sich von der reichen alten Dame eine Milliardenstiftung für ihre verarmte Stadt. Dadurch würde sich ihre wirtschaftliche Lage drastisch verbessern und die Bürger könnten wieder ein normales und unbeschwertes Leben führen.
    Im Verlauf der Geschichte taucht der Kaufmann Andrea Ill auf,  der hier in Güllen schon lange mit einer Kaufmannstochter verheiratet ist. Er ist in der Stadt sehr angesehen und dermaßen beliebt, dass die Bürger ihn oft um Rat fragen, wenn es um städtische Angele-genheiten geht -er soll sogar der Nachfolger des Bürgermeisters werden. Dieser Ill, ein alter Mann um die siebzig, schwärmt von seiner damaligen stürmischen Liebe zu Claire. Er beschreibt Claire als ein bildhübsches Mädchen und erzählt allen, dass diese sich damals von ihm getrennt hätte –was aber überhaupt nicht den Tatsachen entspicht.
    In Wirklichkeit war es genau umgekehrt: Ill hat durch Falschaussagen und Zeugenbeste-chungen eine damalige Vaterschaftsklage gegen ihn abgewehrt und Claire verlassen. Das gemeinsame Kind kam schließlich zu einer Adoptivfamilie, wo es leider schon nach einem Jahr an Hirnhautentzündung (Meningitis) auf der Insel Capri verstarb.
    Claire Zachanassian will also der Stadt eine Milliarde spenden – aber nur unter einer Bedingung: Ill muss getötet werden, da dieser ja Claire damals geschwängert und verlassen hat und Claire jetzt nach Rache und Gerechtigkeit strebt. Daraufhin meint der Bürgermeister, dass die Stadt aus moralischen und menschlichen Gründen dieses scheußliche Anliegen unter allen Umständen ablehnen muss. Doch das Stadtleben hat sich bereits deutlich verändert: Die Bürger beginnen Geld für Kleidung und sonstige Dinge auszugeben, denn die Kaufleute gewähren Kredite -so als ob alle mit einem größeren Vermögenszuwachs rechnen könnten. Ill beginnt jetzt langsam zu verstehen: Er wird wohl nicht mehr lange zu leben haben!!
    Die Bürger Güllens entrüsten sich immer mehr über Ills früheres Verhalten gegenüber Claire. Jeder hofft insgeheim, dass irgendjemand diesen Ill umbringt, damit der Stadt endlich die Milliardenspende zukommt. Den Vorschlag des Bürgermeisters, Selbstmord als Wiedergut-machung zu verüben, lehnt Ill ab –er ist aber mit jedem anderen Urteil der Bürger einver-standen. 
    Ill versucht in seiner Angst und Verzweiflung, von anderen Menschen  Hilfe zu bekommen –vergebens!! Auch plant er mit dem Zug nach Australien zu fliehen, macht es dann aber doch nicht, da er Angst hat, dass ihn die Leute daran gewaltsam hindern könnten  Da es schließlich sogar seiner eigenen Familie besser geht und auch sie neue Bekleidung bekommen haben, kommt Ill zu dem Entschluss, sein Verbrechen einzugestehen und sich umbringen zu lassen
    Als sich Ill -von Schuld und Angst gegenüber Claire zermürbt- seinen Mitbürgern ausliefern will, lässt der Bürgermeister gegenüber der Presse verkünden, dass Frau Zachanassian durch Vermittlung ihres Jugendfreundes Ill der Stadt endlich die ersehnte Milliardenstiftung gewährt.
    Auf einer Bürgerversammlung wird die Spende von allen angenommen und damit der Mord an Ill beschlossen. Die Bürger bilden eine Menschengasse, auf die Ill zugeht. Die Gasse schließt sich zu einem Menschenknäuel und Ill sinkt in die Knie. Als die Bürger den Blick freigeben, liegt Ill tot am Boden –von seinen Mitbürgern erwürgt. „Herzschlag“ und „Tod aus Freude“ lauten hingegegen die Kommentare der Zeitungen!!!                           
    In Wirklich wurde er von den Bürgern Güllens erwürgt, denn die Geldgier hat die Bürger doch schließlich zum „Mörder„ gemacht.
    Im Endeffekt sind die Bürger zufrieden und glücklich und glauben, dass es Gerechtigkeit war, was Ill zugestoßen ist.
    Nachdem Claire dem Bürgermeister den Scheck über eine Milliarde überreicht hat, verlässt Claire Zachnassian mit Ills Leichnam in einem Sarg die Stad. Sie  reist auf die Insel Capri, wo Ill neben ihrem gemeinsamen Kind seine letzte Ruhestätte findet.

    Interpretation:

    Dürrenmatt zeigt in seinem Buch „Der Besuch der alten Dame“ einige Probleme wie z.B. Geldgier und Mord. Mit Hilfe seiner Wortauswahl und Witzen wird das tragische Geschehen ins Humorvolle gezogen.  Dürrenmatt macht uns darauf aufmerksam, dass wir uns nicht von materiellen Dingen leiten lassen sollen, sondern vielmehr von unseren Gefühlen -wie kitschig es auch klingen mag. Weiterhin zeigt er uns, dass jedoch alles in unserem Leben von Geld bestimmt wird, sei es auch noch so unbedeutend.
    Dürrenmatt will die geldgierige Gesellschaft des 20. Jahrhunderts in den 1950 er Jahren zeigen – aber gleichzeitig für ihr Verhalten um Verständnis bitten. Diese Jahre nach dem 2. Weltkrieg waren für die Menschen nicht einfach: Deutschlands Städte waren  immer noch nicht wieder vollständig aufgebaut und die Menschen sehnten sich nach Wohlstand. Sie wollten sich wieder etwas leisten: gute Kleidung, schöne Schuhe, eine schöne Wohnung…. !!
    Stilistische Merkmale:
    Dürrenmatt stellt im Besuch der alten Dame zwei Aspekte des Lebens dar: zum einen die Komik und die und zum anderen die Tragik im Leben. Diese beiden Welten verbindet er zur Tragischen Komödie
    Tragik: Claire Zachanassian musste in Schande ihre Heimatstadt Güllen verlassen, weil Alfred Ill seine Vaterschaft leugnete und mit zwei bestochenen Zeugen den Richter täuschte. Sie wird zur Milliardärin und hat nur noch einen Wunsch: die ihr in Güllen angetane Ungerechtigkeit zu rächen. Die alte Dame ist unerbittlich: ihr Hass gegen Ill und ihre Sehnsucht nach Gerechtigkeit ist groß. Die eine Handlungsebene des Stückes wird von Claire Zachanassian repräsentiert und ist voll und ganz auf den Mord an Ill und ihre damit verbundene Rache gerichtet.
Die andere Handlungsebene wird von den Bürgern vollbracht, denen es um Wohlstand um jeden Preis geht – einzig zu Beginn des Stückes wird der Aspekt der Menschlichkeit höher bewertet als das Streben nach Reichtum. Als jedoch kein Ausweg mehr bleibt, wird der zunächst unmenschliche Tötungsakt als einzige in ihren Augen gerechte Tat gewählt .
    Komik: Komik erzielt Dürrenmatt vor allem durch manche makabren Ausdrücke und Redensweisen                                   

    Beispiele dazu:                                                                                                                               
    Claire Zachanassian: Ich gratuliere zu den beiden Gören, Bürgermeister. Da!
    Sie drückt die Rosen dem Bahnhofsvorstand in die Arme.

    Claire Zachanassian: „Ich nannte dich mein schwarzer Panther„.

    Claire Z.: Unsinn. Du bist fett geworden. Und grau und versoffen.

    Ill: Doch du bist die gleiche geblieben. Zauberhexchen.
    Claire Z.: Ach was. Auch ich bin alt geworden und fett. …

    Gatte VII denkt nach
    Claire Z.: Fester!
    Gatte VII denkt fester nach.
    Claire Z.: Noch fester!
    Gatte VII: Aber ich kann nicht mehr fester nachdenken, Mausi wirklich nicht.
    Claire Z.: Natürlich kannst du`s. Probier`s nur.
    Gatte VII denkt noch fester nach. –Glockenton.
    Claire Z.: Siehst du, es ging…..

    Sprache:
    Dürrenmatts Sprache ist hauptsächlich Schriftdeutsch. Er verwendet meistens kurze Sätze um die Handlung zu beschreiben. In den mündlichen Reden der Personen findet man oftmals den Imperativ (Befehlsform) –besonders bei Claire Zachanassian, die gerne Befehle an ihre Mitmenschen gibt – aber auch beim Bürgermeister und beim Polizisten!!
    Eine weitere sprachliche Auffälligkeit ist die Namensgebung Dürrenmatts. Damit will er bestimme Eigenschaften von Dingen und Personen dem Leser noch anschaulicher und damit deutlicher machen.

    Beispiele:
    GÜLLEN –in diesem Wort kommt Gülle vor, was Jauche bedeutet. Die Stadt ist ja auch heruntergekommen und schmutzig.
    Klärie Wäscher (ehemaliger Name von Claire Zachanassian) erinnert natürlich an den Begriffe der Reinigung, des Waschens und in Zacha-nass-ian steckt das Wort nass.
    Im Namen Andreas ILL steckt das englische Wort ill, dessen deutsche Übersetzung „krank„ bedeutet. Dieser Ill ist ja auch am Ende des Stückes krank vor Angst und Schuld!!

    CHARAKTERISIERUNG VON CLAIRE ZACHANASSIAN:

    bösen Dame. Sie ist die Hauptfigur des Theaterstückes. Claire glaubt, sich mit ihrem vielen

    Claire Zachanassian spielt in Dürrenmatts "Besuch der alten Dame" die Rolle einer alten und Geld alles kaufen zu können.
Ihr Leben ist von vielen schweren Schicksalsschlägen gekennzeichnet und sie selbst dadurch enttäuscht und verbittert. Sie bekommt von ihrem früheren Liebhaber Ill ein Kind, doch er lässt sie einfach sitzen. Von nun an geht es für Claire immer weiter bergab; sie muss ihr Kind zu einer Pfegefamilie geben,  sich ihren Lebensunterhalt als Prostituierte verdienen und wird dadurch von der Gesellschaft ausgeschlossen. Schließlich stirbt auch noch ihr Kind, was den Schmerz,  den Ill ihr zugefügt hatte, noch unerträglicher macht und den Hass auf ihn noch verstärkt.
    Anfangs wirkt die alte Dame als edle Wohltäterin, doch sie entpuppt sich als eiskalte, von Ill enttäuschte und gedemütigte Frau, die nur eines will: Gerechtigkeit und blutige Rache. Da sie glaubt, das alles im Leben käuflich ist im Leben und sie sehr reich ist,  kann sie sich schließlich ihre Rache und Gerechtigkeit für eine Milliarde erkaufen.

    Alfred Ill

    Alfred Ill  ist in der Stadt ein angesehener Bürger – und er selbst fühlt sich zu Beginn des Stückes auch als zufriedener unschuldiger Bürger. Als er Claire wiedersieht, ist er sich seiner Schuld aus der Vergangenheit nicht mehr bewusst! Ill glaubt, durch Verfälschen der Dinge aus der Vergangenheit die Zachanassian milde zu stimmen und ihr das Geld abgewinnen zu können. Doch er wird nur zu schnell von der Vergangenheit eingeholt, muss dem Richter der damaligen Vaterschaftverhandlung gegenüberstehen seine Schuld erkennen. Von diesem Augenblick an, sehen die Güllener den richtigen Ill und beginnen sich von ihm abzuwenden. Nachdem ihn auch der Pfarrer im Stich lässt, versucht Ill zu fliehen, wird jedoch von den Güllenern davon abgehalten.
    Allmählich beginnt Ill seine Schuld sich selbst zu gestehen. Er legt einen Großteil seiner Angst ab, fasst neuen Mut und stellt sich sich der Bürgerversammlung und deren Urteil.
    Der Bürgermeister fordert ihn auf, sich selbst zu ermorden, Ill lehnt dies aber ab. Trotzdem ist er bereit, sein Todesurteil anzunehmen, da er dies als einzig gerechte Strafe für sich selbst anerkennt.

    Der Bürgermeister

    Er verfügt über eine unbestreitbare Autorität (Ansehen). Er repräsentiert die Stadt bzw. die Bürger und deren Anliegen. Er spricht mit den Bewohnern der Stadt, verschweigt ihnen aber aus eigenen moralischen Gründen die damaligen Ereignisse und das Anliegen der reichen alten Dame. Als er im Namen der Stadt das Angebot der Milliardärin ablehnt, zeigt er seine moralische Stärke als Mensch. Doch andererseits hat er Verantwortung seinen Bürgern gegnüber, denen er ein besseres Leben durch die Milliardenspende ermöglichen möchte. Dadurch ist er in einem inneren Konflikt und kommt so auf die Idee, Ill den Selbstmord als beste Lösung für alle vorzuschlagen. Der Bürgermeister erscheint in der Geschichte als einer der wenigen, die den Tod Ills bereuen.

    Eigene Meinung:    

    In dieser tragischen Komödie zeigt Friedrich Dürrenmatt auf sehr groteske Art und Weise, dass die Welt von Geld regiert wird und unmoralisches Verhalten (in diesem Fall sogar Mord!!) in sittliches Verhalten im Namen der Gerechtigkeit umgedeutet wird. Die Bürger Güllens meinen: Ill als böser Mensch verdient aus Gerechtigkeitsgründen seine Todesstrafe und gleichzeitig haben alle etwas davon –nämlich Reichtum!! Dafür muss Ill aber ermordet werden, was moralisch und gesetzlich verboten ist. Um sich also als Bürger selbst nicht schuldig zu machen, wird Ill anonym in der Bürgerversammlung umgebracht, so dass der einzelne nicht angeklagt werden kann und der Arzt offiziell von „Herzschlag„ als offizieller Todesursache spricht.
     Meiner Meinung nach könnte das Stück auch den Titel tragen: „Geld verdirbt den Menschen„ oder „Jeder muss irgendwann für seine Schuld büßen„

     

    Danke auch hier fürs zusenden!!

     

    Weitere Infos zu  Der Besuch der alten Dame:

    Allgemeine Infos zu Der Besuch der alten Dame

    Friedrich Dürrenmatt Biographie

  • Friedrich Dürrenmatt – Der Besuch der alten Dame

    Friedrich Dürrenmatt – Der Besuch der alten Dame

    Einleitung
    Im Drama „Der Besuch der alten Dame“, von Friedrich Dürrenmatt, geht es um eine verwahrloste Stadt mit Namen Güllen, die hohen Besuch von einer Milliardärin erwartet. Ihr Name ist Claire Zachanassian. Sie ist unter dem Namen Klara Wäscher in Güllen geboren worden. Claire ist 62 Jahre alt, aufgedonnert, hat rote Haare und trägt ein Perlenhalsband und große goldene Armringe. Im Gegensatz zu früher ist sie dick. Vor 45 Jahren hat sie ein Liebesverhältnis mit Alfred Ill gehabt. Ill ist 65, ein schmieriger Krämer und laut Claire fett, grau und „versoffen“. Er hat Claire damals geschwängert und vor Gericht seine Vaterschaft verleugnet, indem er 2 Männer mit einem Liter Schnaps bestochen hat, eine Falschaussage zu machen. Claire ist aus Güllen vertrieben worden, hat ihr Kind abgeben müssen, welches schon nach einem Jahr gestorben ist, und ist zur Dirne geworden. Der alte Ölmilliardär Zachanassian hat sie gefunden und geheiratet. Claire hat alles, was er besessen hat, geerbt. Durch weitere reiche Gatten, hat sie immer mehr Geld bekommen. Nun ist Claire zurück in Güllen, um ihre Gerechtigkeit zu bekommen. Sie bietet der Stadt eine Milliarde, wenn jemand Alfdred Ill tötet.

    Ist Ill ein mutiger Mensch?
    Als erstes sind die Güllener entsetzt von Claires Angebot, können aber der Versuchen bald nicht mehr widerstehen. Ill ist total in Panik und sieht seinen Tod immer näher rücken. Er sucht nach Hilfe, beim Polizisten von Güllen, Wachmann Hähncke, beim Bürgermeister und beim Pfarrer, aber niemand kann, b.z.w. will ihm helfen. Er geht sogar selbst zu Claire und droht ihr mit einem Gewehr, sie solle sagen, dass alles, was sie verlange, nur ein Scherz sei. Er redet selbst mit der Presse und stellt sich für ein Foto so in Pose, als ob er dem Metzger ein Beil verkaufe. Eine sehr gewagte Angelegenheit, schließlich lauert überall die Gefahr umgebracht zu werden. Ill will das Urteil des Gerichts hinnehmen und seine Strafe annehmen. Ill ist ein mutiger Mensch. Er schafft es seine Angst alleine zu überwinden und ist am Ende bereit seine Strafe hinzunehmen, da er auch eingesehen hat, dass seine Verleugnung und die Bestechung ein gemeines Verbrechen gewesen ist.

    Schreibe einen Abschiedsbrief Ills an die Güllener, in dem deutlich wird, warum Ill bereit ist zu sterben!
    Liebe Güllener,
    ich bin nun bereit, meine Strafe hinzunehmen. Ich bin durch die Hölle gegangen. Ich habe mit ansehen müssen, wie ihr euch immer tiefer in Schulden gestürzt habt, dadurch habe ich meinen Tod immer näher rücken sehen. Daraufhin habe ich solche Angst gehabt, dass ich mich eingesperrt habe. So habe ich meine Angst überwinden können und mich dazu entschließen können, das Urteil des Gerichts hinzunehmen. Ganz gleichgültig, wie es auch ausfalle. Ich habe eingesehen, dass ich es verdient habe zu sterben, bei allem, was ich Claire angetan habe. Aber ich werde euch die Arbeit, mich zu töten, nicht abnehmen. Das muss schon einer von euch übernehmen.
    Ich hoffe, dass ihr durch die Milliarde ein glückliches Leben führen könnt, aber ihr dürft niemals vergessen, dass ihr Mörder seid! Und das auf ewig!

    Mit freundlichen Grüßen

    xxx

    Stelle Claires Auffassung von Recht und Gerechtigkeit dar unter der Berücksichtigung folgender Textstelle der fünften Szene: „Ich liebte dich. Du hast mich verraten…“
    Claire ist zutiefst verletzt worden, als Ill seine Vaterschaft verleugnet und sie im Stich gelassen hat. Sie hat Alfred Ill geliebt. Diese Liebe hat nie sterben, aber auch nicht weiterleben können. Dennoch hat sie den Liebestraum nie vergessen. Sie möchte ihn durch Alfreds Tod wieder herstellen. Claire möchte seinen Sarg mit zu sich nach Capri mitnehmen. Sie hat ein Mausoleum errichten lassen, um Alfred dort hinzubringen und ihn immer bei sich haben zu können.