Bronsteins Kinder Zusammenfassung Interpretation
Diskutiert im Deutsch Forum über Bronsteins Kinder in der Abschlussprüfung der Realschule, vielleicht hat noch der ein oder andere wertvolle Tipps parat.
Der Roman "Bronsteins Kinder" wurde von Jurek Becker, einem Sohn jüdischer Eltern, in der DDR geschrieben, aber 1986 in der BRD veröffentlicht. Jurek Becker wurde 1937 in Lodz (Polen) geboren und er lebte lange Zeit in Ostberlin. Sein Roman "Bronsteins Kinder" beschäftigt sich mit den Erfahrungen und Problemen der Nachkommen der Überlebenden des Holocaust. Sein "ICH-Erzähler" Hans Bronstein lebt zusammen mit seinem Vater Arno Bronstein (eben solch ein Überlebender des Holocaustes) in Ostberlin. Das Verhältnis der beiden ist rational und fast emotionslos. Durch mehrere Geschehnisse wird die Vater-Sohn-Beziehung vollständig gestört. Beide buhlen um die Gunst und Liebe von Elle Bronstein, der Tochter Arnos, also der Schwester von Hans. Beide möchten die Liebe von Elle für sich alleine in Anspruch nehmen.
Hans bekommt einen Brief von seiner Schwester Elle. Sie schreibt ihm, dass ihr ein geschenktes Bild von Hans gestohlen worden sei. Auch anderen Bewohnern der psychatrischen Anstalt, in der Elle lebt, seien Dinge entwendet worden. Sie fragt ihn nach seinem Abitur und sagt ihm, dass sie wisse, dass er seinen Abschluss mit Leichtigkeit erledigt. Auch bitte Elle ihren Bruder Hans mit niemandem über den Diebstahl zu reden. Hans hat seiner Schwester Elle jedoch nie ein Bild geschenkt.
Der Autor lässt Elle ihre Briefe in einer eigenen, poetischen Sprache schreiben. Elle benutzt das Umgangsdeutsch, allerdings mit einer ganz spezifischen Zeilenstruktur und einem ganz besonderen Zeilenumbruch (S.123 "andaurend glaubst du dass sich an Andererstelle mehr finden lässt als dort wo du bist"). Dadurch lässt sich der Brief an manchen Stellen nicht flüssig lesen, der Lser stolpert über die Zeilenstruktur und den Zeilenumbruch, muss eventuell noch ein Mal mit mehr Aufmerksamkeit über die Textstelle lesen.Elle benutzt eigene Besonderheiten in der Rechtschreibung; so verzichtet sie fast
völlig auf Satzzeichen: Sie benutzt nur Gedankenpunkte aber keine Kommas, Schlusspunkte, Fragezeichen, Gedankenstriche oder Ausrufungszeichen. Der Autor erzielt hier die Wirkung, dass sich der Leser selber Gedanken machen muss über die Dinge, die Elle wirklich wichtig sind, da sie keine ihrer Aussagen, Probleme oder Fragen mit dem entsprechenden Satzzeichen "unterstreicht". Eine weitere Besonderheit der Rechtschreibung ist, dass Elle Adjektive oder unbestimmte Artikel groß schreibt und zum Teil mit Substantiven zusammenschreibt (S.121 "das Wunderschönebild"; S.121 "den Erstenblick"; S.122 "im Laufederjahre") und so entstehen neue Wörter, die vom Sinn verändert, verstärkt oder verwandelt werden. Immer, wenn es die Satzstellung zulässt, verbindet sie Personalpronomen (S.123 "ichdich"; S.121 "dumir") und demonstriert damit die Zusammengehörigkeit zwischen Bruder und Schwester. Hans bedeutet ihr sehr viel und sie zeigt ihm dies mit einer speziellen Verbindung der Personalpronomen über den ganzen Brief – Elle und Hans haben eine besondere, tiefe Verbindung und Vertrautheit zueinander. Der Autor lässt Elle in ihrem Brief nur wenige
Spezialbegriffe und Fremdwörter verwenden. So erscheint der Brief in einer legeren und leichten Sprache. Dieser besondere Gebrauch der Sprache lässt den Leser spüren, dass Elle die Sprache nicht unvernünftig oder gar unbewußt einsetzt. Es zeigt vielmehr, dass Elle sich ganz bewußt von der Umwelt abgrenzen möchte und sie sich aus ihrer Alltagsumwelt in der psychatrischen Anstalt ausgliedert. Wie deutlich und klar sie den widersprüchlichen Charakter von ihrem Bruder Hans erfassen kann, zeigt sich an verschiedenen Textstellen ihres Briefes, z.B.
"du hast einen Verstand
der wie geschaffen für die Schule ist
du kannst dich seltsam gut erinneren
doch hast du eine andere Eigenschaft die dem entgegensteht und dich behindert
du weißt wovon ich spreche
deine Flüchtigkeit" (S.123). Elle weiß, dass ihr Bruder Hans sehr intelligent ist, aber auch gefühlsarm, dass er nicht über seine eigenen Probleme und Gefühle sprechen kann. Elle versucht Hans Verhaltensmaßregeln mit auf seinem Weg zur Selbstfindung und zur Selbstverwirklichung zu geben (S.123 "in dieser Beziehung könntest du dir an Deinerschwester ein Beispiel nehmen denn ich bin immer noch hier in diesem Wirrenhaus obwohl schon so lange…"). Elle weißt Hans auf seine Persönlichkeitsdefizite hin, die Hans zwar erkennt, aber die er nicht ändern möchte oder kann. Sie nennt diese Indifferenz von Hans "Lust am Verweilen" (S.123) und meint damit, seine fehlende Bereitschaft, Stellung zu beziehen und sich für seine Ziele, seine Einsichten und Einstellungen einzusetzen.
Eine gute und aufrichtige Beziehung ist sehr wichtig. Hans hätte wohl schon eher seinen Halt verloren, wenn er Elle nicht gehabt hätte. Mit Geschwistern verbindet einem die Blutsbande, ein Leben lang. Oft kennen Geschwister sich besser als jeder andere und sie haben meist die selben Erfahrungen mit den Eltern gemacht. Man solte seinen Geschwistern Vertrauen entgegenbringen und auch Ratschläge von ihnen annehmen, wenn man alleine nicht weiter weiß. Es ist einfach schön, wenn man jemanden hat, der immer für einen da ist. Geschwister sind oft auch Freunde, die uns trotzdem lieben, obwohl sie unsere Fehler und Schwächen kennen.
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