Kurze Zusammenfassung von Faust 1
Der Universalgelehrte Heinrich Faust ist von der Wissenschaft enttäuscht, da sie ihm keine tieferen Erkenntnisse über die essentiellen Fragen des Lebens bietet. Er leidet darunter, dass die Wissenschaft nicht auf herkömmliche Weise erfahrbar ist und formuliert seinen Wunsch, in die Natur hinauszugehen und dort nach Erkenntnis zu suchen. Als ihm Mephisto erscheint, lässt er sich auf einen Pakt mit ihm ein: Faust verspricht Mephisto seine Seele, wenn es diesem gelingen sollte, ihn aus seiner existenziellen Krise zu befreien und auf einen neuen Lebensweg zu führen. Mephisto verwandelt Faust mithilfe eines Zaubertrankes in einen jungen Mann und hilft ihm, die Liebe eines jungen Mädchens, Gretchen, zu gewinnen. Faust schwängert Gretchen, die ihr neugeborenes Kind aus Verzweiflung ertränkt und deswegen zum Tode verurteilt wird. Dem Wahnsinn verfallen wartet sie im Kerker auf ihre Hinrichtung. Faust dringt mit Mephistos Hilfe bis in den Kerker vor, um Gretchen zu befreien. Obwohl Gretchen Faust liebt und in ihren Gefühlen hin- und hergerissen ist, schafft Faust es nicht, sie zur Flucht zu überreden und muss sie letztlich ihrem Schicksal überlassen. Gretchen nimmt ihre Schuld an und übergibt sich in die Hand Gottes, während Faust mit Mephisto flieht.
Ausführliche Inhaltsangabe zu Faust 1 von Goethe
Zueignung
In der aus vier Strophen bestehenden Widmung an den Leser setzt Goethe sich mit der Frage auseinander, den Fauststoff wieder aufzunehmen, erinnert sich mit ambivalenten Gefühlen an seine Jugendzeit und sehnt sich danach, seinen neu erwachten Tatendrang sogleich im Schaffensprozess umzusetzen.
Vorspiel auf dem Theater
Ein Schauspieler, ein Dichter und ein Theaterdirektor diskutieren, was ein gelungenes Theaterstück ausmacht. Sie einigen sich, ihre kontroversen Meinungen in einem Stück, dem Faust, zu vereinen.
Prolog im Himmel
Mephisto wettet mit dem Herrn, Faust vom rechten Weg abbringen zu können. Der Herr hat keinen Einwand gegen Mephistos Bestreben, rechnet aber mit dessen Niederlage: „Und steh beschämt, wenn du erkennen musst: / Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange / Ist sich des rechten Weges wohl bewusst“ (V. 327ff.).
Der Tragödie erster Teil
Nacht I
Der vom Nutzen der Wissenschaft für den Erkenntnisgewinn abgekommene Gelehrte Heinrich Faust wendet sich zunächst mithilfe eines „geheimnisvolle[n] Buch[es]“ (V. 419) von Nostradamus der Magie zu und beschwört daraufhin den Erdgeist, um zu „erkenne[n] was die Welt / Im Innersten zusammenhält“ (V. 382f.). Statt der gewünschten Erkenntnis über die Natur wird er vom Erdgeist für seine Überheblichkeit verspottet und ist, als dieser sich ihm entzieht, erneut in seiner existenziellen Krise gefangen. Durch einen Besuch seines Famulus Wagner wird Faust zunächst unterbrochen, beginnt jedoch nach dem Gespräch, die Begegnung mit dem Erdgeist zu reflektieren. In tiefer Verzweiflung über die eigene Unzulänglichkeit will er sich mit Gift das Leben nehmen, wird jedoch durch das Glockenläuten zum Ostersonntag und damit verbundenen Kindheitserinnerungen an diesem finalen Schritt gehindert.
Vor dem Tor
Während des Osterspaziergangs am folgenden Morgen ist Faust gänzlich in seiner eigenen Wahrnehmung gefangen und offenbart seinem Famulus Wagner seine innere Zerrissenheit: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, / Die eine will sich von der anderen trennen; / Die eine hält, in derber Liebeslust, / Sich an die Welt mit klammernden Organen; / Die andere hebt gewaltsam sich vom Dust / Zu den Gefilden hoher Ahnen“ (V.1112-1117). Bevor Faust und Wagner in das Stadttor gehen, erblickt Faust einen schwarzen Pudel, dessen Verhalten ihm seltsam erscheint.
Studierzimmer I
Faust befindet sich zusammen mit dem schwarzen Pudel in seinem Studierzimmer und übersetzt das Johannesevangelium. Als der Pudel beginnt unruhig zu werden, erkennt Faust, dass sich ein anderes Geschöpf hinter ihm verbergen muss und versucht, ihn durch Zaubersprüche zu entlarven. Letztlich gibt sich der Pudel als Mephisto zu erkennen und antwortet auf Fausts Frage, wer er sei, mit einer Selbstcharakterisierung: „Ein Teil von jener Kraft, / Die stets das Böse will und stets das Gute schafft […]. Ich bin der Geist, der stets verneint!“ (V. 1335-1338). Mephisto lässt nach einem kurzen Gespräch mit Faust die Geister singen, woraufhin Faust einschläft. Als er erwacht, ist Mephisto verschwunden und Faust hält das Geschehene für einen Traum.
Studierzimmer II
Mephisto kommt Faust in dessen Studierzimmer besuchen. Faust erklärt Mephisto, er leide unter der „[…] Pein / Des engen Erdenlebens“ (V. 1544f.), woraufhin Mephisto ihm das Angebot macht, mit ihm vereint durchs Leben zu gehen. Faust willigt in diesen sogenannten Teufelspakt ein und verspricht, dem Teufel seine Seele zu überantworten, wenn es Mephisto gelingt, Faust im Diesseits sein Lebensglück wiederzubringen. Als Faust zur Vorbereitung der Reise mit Mephisto das Studierzimmer verlässt, bekennt Mephisto in einem Monolog, Faust nichts als Illusionen bieten zu können und den Versuch zu unternehmen, ihn ins Nichts zu führen.
Auerbachs Keller in Leipzig
Mephisto bringt Faust in die Gesellschaft vierer betrunkener Studenten, um ihm zu zeigen, „[…] wie leicht sich’s leben lässt“ (V. 2160). Faust kann mit dem von Mephisto und den betrunkenen Gästen in Auerbachs Keller vorgelebten Freiheitsbegriff jedoch nichts anfangen und teilt Mephisto seinen Wunsch weiterzureisen mit. Ohne seinem Ziel, Faust das Leben in lustiger Gesellschaft schmackhaft zu machen, näher gekommen zu sein, verlässt Mephisto mit Faust die Lokalität.
Hexenküche
In der Hexenküche wird Faust ein verjüngender Zaubertrank verabreicht, der in ihm die Sinnlichkeit entfacht, nach der er die ganze Zeit gesucht hat. Er möchte vor der Weiterreise noch einmal das Frauenbild im Zauberspiegel erblicken, das ihm vor seiner Verjüngung erschienen ist. Mephisto führt ihn jedoch mithilfe eines Versprechens vorzeitig hinaus: „Du sollst das Muster aller Frauen / Nun bald leibhaftig vor dir sehn“ (V. 2601f.).
Straße I
Auf der Straße kommt es zur ersten Begegnung zwischen Faust und Gretchen. Da Faust von Gretchen zurückgewiesen wird, verlangt er von Mephisto, ihn mit Gretchen zusammenzubringen. Dieser entgegnet, über das unschuldige Mädchen keine Gewalt zu haben.
Abend
Gretchen sitzt in ihrem Zimmer, denkt über die Begegnung mit Faust nach und zeigt sich beeindruckt von dessen edlem Auftreten und seiner Erscheinung. Als sie den Raum verlässt, schleichen Mephisto und Faust sich herein, um ein Kästchen mit Schmuck für Gretchen im Schrank zu verstecken. Gretchen findet den Schmuck und probiert ihn an.
Spaziergang
Mephisto berichtet Faust, Gretchen habe den Schmuck ihrer Mutter gezeigt, woraufhin diese ihn der Kirche gespendet habe. Faust verlangt von Mephisto, ein neues und noch wertvolleres Geschenk zu besorgen.
Der Nachbarin Haus
Gretchen zeigt ihrer Nachbarin Marthe, deren Mann verschwunden ist, aufgeregt den neuen Schmuck. Diese bietet ihr an, den Schmuck für sie aufzubewahren. Mephisto, der um Marthes Situation weiß, überbringt ihr die Nachricht vom Tod ihres Mannes und vereinbart unter dem Vorwand für den Totenschein einen zweiten Zeugen zu brauchen, ein Treffen mit Marthe und Gretchen, zu dem er Faust mitzubringen gedenkt.
Straße II
Faust und Mephisto sprechen sich für das Treffen mit Marthe und Gretchen ab. Mephisto verlangt von Faust, den Tod von Marthes Mann zu bezeugen, im Gegenzug bietet er ihm seine Hilfe an, Gretchen näher zu kommen.
Garten
Faust und Gretchen spazieren in Marthes Garten umher und nähern sich einander an. Gretchen gibt zu, schon bei der ersten Begegnung mit Faust von ihm angetan gewesen zu sein, sich seiner aber nicht würdig zu fühlen. Faust versucht Gretchen ihr Minderwertigkeitsgefühl durch allerhand Schmeicheleien zu nehmen und gesteht ihr seine Liebe.
Ein Gartenhäuschen
Faust und Gretchen küssen sich im Gartenhäuschen und versichern sich erneut gegenseitig ihre Liebe. Mephisto unterbricht die beiden und zwingt Faust zum Aufbruch.
Wald und Höhle
Faust spricht dem Erdgeist für die Erfüllung aller seiner Wünsche seinen Dank aus. Er gibt jedoch zu erkennen, dass ihm die zunehmende Abhängigkeit von Mephisto zu schaffen macht. Mephisto stört Faust in seinen Gedanken und berichtet ihm, dass Gretchen vor Sehnsucht nach ihm vergehe. Faust, der merkt, dass er einen schlechten Einfluss auf Gretchen hat, macht seiner Wut auf Mephisto, der seine Leidenschaft erneut entfacht, Luft.
Gretchens Stube
Gretchen gibt sich am Spinnrad sitzend ganz ihren liebenden Gedanken an Faust hin und beklagt zugleich ihren seelischen Zustand: „Meine Ruh ist hin, / Mein Herz ist schwer; Ich finde sie nimmer / Und nimmermehr“ (V. 3374-3377).
Marthens Garten
Die Gretchenfrage „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?“ (V. 3415) veranlasst Faust zu einer ausweichenden Antwort, die Gretchen zwar akzeptiert, sie aber keinesfalls zufriedenstellt: „Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott! / Ich habe keinen Namen / Dafür! Gefühl ist alles“ (V. 3454-3456). Bevor Faust Gretchen ein Schlafmittel gibt, das sie ihrer Mutter verabreichen soll, damit sie sich ungestört treffen können, erzählt Gretchen Faust von ihrer Abneigung gegenüber Mephisto: „Der Mensch, den du da bei dir hast, / Ist mir in tiefer innrer Seele verhasst“ (V. 3472f.).
Am Brunnen
Gretchen erfährt am Brunnen von Lieschen, dass ein anderes Mädchen ein uneheliches Kind erwartet. Lieschen macht aus ihrer Schadenfreude keinen Hehl, während Gretchen Mitleid empfindet und damit zu kämpfen hat, seit sie Faust kennt ebenfalls eine Sünderin zu sein.
Zwinger
Gretchen schildert der Mater Dolorosa vor einem Andachtsbild ihre Situation und bittet um Beistand und Hilfe: „Hilf! rette mich von Schmach und Tod! / Ach neige, / Du Schmerzensreiche, / Dein Antlitz gnädig meiner Not!“ (V. 3616-3619).
Nacht II
Faust ersticht Gretchens Bruder Valentin, der von deren Beziehung zueinander erfahren hat, in einem Kampf, woraufhin Faust und Mephisto fliehen. Gretchen eilt zu ihrem sterbenden Bruder, der sie öffentlich eine Hure nennt und ihr vorwirft, Schande über die Familie gebracht zu haben.
Dom
Ein böser Geist führt Gretchen während eines Gottesdienstes ihre Schuld am Tod des Bruders und der Mutter, die nach der Einnahme des Schlafmittels nicht mehr erwacht ist, vor Augen und deutet eine Schwangerschaft Gretchens an, woraufhin diese in Ohnmacht fällt.
Walpurgisnacht
Faust und Mephisto nehmen an der Walpurgisnacht auf dem Blocksberg teil. Als Fausts Tanzpartnerin eine rote Maus aus dem Mund springt und er eine Vision von Gretchen hat, bringt Mephisto ihn zur Ablenkung auf einen Hügel, um ein Theaterstück anzusehen.
Walpurgisnachtstraum
Faust und Mephisto wohnen der Aufführung von „Oberons und Titanias goldne Hochzeit“ bei.
Trüber Tag. Feld
Dies ist die einzige Szene im ganzen Werk, die Goethe in ungebundener Rede verfasst hat. Gretchen hat in ihrer Verzweiflung über ihre Situation ihr neugeborenes Kind ertränkt und wartet nun im Kerker auf ihre Hinrichtung. Faust verliert sich in einer Hassrede gegen Mephisto, der ihm diesen Umstand verheimlicht hat. Mephisto weist Faust deutlich auf seine Mitschuld an Gretchens Situation hin und betont, es sei Fausts freie Entscheidung gewesen, den Pakt mit ihm einzugehen. Faust beschließt, Gretchen mit Mephistos Hilfe zu retten.
Nacht, offen Feld
Faust und Mephisto reiten auf schwarzen Pferden zu Gretchen, um sie zu befreien, wobei sie am Rabenstein, dem Hinrichtungsplatz, vorbeikommen.
Kerker
Faust kann das vollkommen vom Wahn und Schuldgefühlen eingenommene Gretchen nicht davon überzeugen, mit ihm zu fliehen. Sie ist zwischen ihrer Liebe zu Faust und der Angst vor weiteren Sünden hin- und hergerissen und empfiehlt sich letztlich Gott: „Gericht Gottes! Dir hab ich mich übergeben“ (V. 4605). Eine Stimme von oben verkündet, dass Gretchen gerettet sei.
Zusammenfassung von Faust als Video
Ein weiteres gutes Video (auch wenn die Kommentare zwischendurch echt nerven!)
Weitere Lernhilfen zu Faust: