Kategorie: Inhaltsangabe

  • Faust 1 – Inhaltsangabe | Zusammenfassung – Goethe

    Kurze Zusammenfassung von Faust 1

    Der Universalgelehrte Heinrich Faust ist von der Wissenschaft enttäuscht, da sie ihm keine tieferen Erkenntnisse über die essentiellen Fragen des Lebens bietet. Er leidet darunter, dass die Wissenschaft nicht auf herkömmliche Weise erfahrbar ist und formuliert seinen Wunsch, in die Natur hinauszugehen und dort nach Erkenntnis zu suchen. Als ihm Mephisto erscheint, lässt er sich auf einen Pakt mit ihm ein: Faust verspricht Mephisto seine Seele, wenn es diesem gelingen sollte, ihn aus seiner existenziellen Krise zu befreien und auf einen neuen Lebensweg zu führen. Mephisto verwandelt Faust mithilfe eines Zaubertrankes in einen jungen Mann und hilft ihm, die Liebe eines jungen Mädchens, Gretchen, zu gewinnen. Faust schwängert Gretchen, die ihr neugeborenes Kind aus Verzweiflung ertränkt und deswegen zum Tode verurteilt wird. Dem Wahnsinn verfallen wartet sie im Kerker auf ihre Hinrichtung. Faust dringt mit Mephistos Hilfe bis in den Kerker vor, um Gretchen zu befreien. Obwohl Gretchen Faust liebt und in ihren Gefühlen hin- und hergerissen ist, schafft Faust es nicht, sie zur Flucht zu überreden und muss sie letztlich ihrem Schicksal überlassen. Gretchen nimmt ihre Schuld an und übergibt sich in die Hand Gottes, während Faust mit Mephisto flieht.

    Ausführliche Inhaltsangabe zu Faust 1 von Goethe

    Zueignung
    In der aus vier Strophen bestehenden Widmung an den Leser setzt Goethe sich mit der Frage auseinander, den Fauststoff wieder aufzunehmen, erinnert sich mit ambivalenten Gefühlen an seine Jugendzeit und sehnt sich danach, seinen neu erwachten Tatendrang sogleich im Schaffensprozess umzusetzen.

    Vorspiel auf dem Theater
    Ein Schauspieler, ein Dichter und ein Theaterdirektor diskutieren, was ein gelungenes Theaterstück ausmacht. Sie einigen sich, ihre kontroversen Meinungen in einem Stück, dem Faust, zu vereinen.

    Prolog im Himmel
    Mephisto wettet mit dem Herrn, Faust vom rechten Weg abbringen zu können. Der Herr hat keinen Einwand gegen Mephistos Bestreben, rechnet aber mit dessen Niederlage: „Und steh beschämt, wenn du erkennen musst: / Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange / Ist sich des rechten Weges wohl bewusst“ (V. 327ff.).

    Der Tragödie erster Teil
    Nacht I
    Der vom Nutzen der Wissenschaft für den Erkenntnisgewinn abgekommene Gelehrte Heinrich Faust wendet sich zunächst mithilfe eines „geheimnisvolle[n] Buch[es]“ (V. 419) von Nostradamus der Magie zu und beschwört daraufhin den Erdgeist, um zu „erkenne[n] was die Welt / Im Innersten zusammenhält“ (V. 382f.). Statt der gewünschten Erkenntnis über die Natur wird er vom Erdgeist für seine Überheblichkeit verspottet und ist, als dieser sich ihm entzieht, erneut in seiner existenziellen Krise gefangen. Durch einen Besuch seines Famulus Wagner wird Faust zunächst unterbrochen, beginnt jedoch nach dem Gespräch, die Begegnung mit dem Erdgeist zu reflektieren. In tiefer Verzweiflung über die eigene Unzulänglichkeit will er sich mit Gift das Leben nehmen, wird jedoch durch das Glockenläuten zum Ostersonntag und damit verbundenen Kindheitserinnerungen an diesem finalen Schritt gehindert.

    Vor dem Tor
    Während des Osterspaziergangs am folgenden Morgen ist Faust gänzlich in seiner eigenen Wahrnehmung gefangen und offenbart seinem Famulus Wagner seine innere Zerrissenheit: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, / Die eine will sich von der anderen trennen; / Die eine hält, in derber Liebeslust, / Sich an die Welt mit klammernden Organen; / Die andere hebt gewaltsam sich vom Dust / Zu den Gefilden hoher Ahnen“ (V.1112-1117). Bevor Faust und Wagner in das Stadttor gehen, erblickt Faust einen schwarzen Pudel, dessen Verhalten ihm seltsam erscheint.

    Studierzimmer I
    Faust befindet sich zusammen mit dem schwarzen Pudel in seinem Studierzimmer und übersetzt das Johannesevangelium. Als der Pudel beginnt unruhig zu werden, erkennt Faust, dass sich ein anderes Geschöpf hinter ihm verbergen muss und versucht, ihn durch Zaubersprüche zu entlarven. Letztlich gibt sich der Pudel als Mephisto zu erkennen und antwortet auf Fausts Frage, wer er sei, mit einer Selbstcharakterisierung: „Ein Teil von jener Kraft, / Die stets das Böse will und stets das Gute schafft […]. Ich bin der Geist, der stets verneint!“ (V. 1335-1338). Mephisto lässt nach einem kurzen Gespräch mit Faust die Geister singen, woraufhin Faust einschläft. Als er erwacht, ist Mephisto verschwunden und Faust hält das Geschehene für einen Traum.

    Studierzimmer II
    Mephisto kommt Faust in dessen Studierzimmer besuchen. Faust erklärt Mephisto, er leide unter der „[…] Pein / Des engen Erdenlebens“ (V. 1544f.), woraufhin Mephisto ihm das Angebot macht, mit ihm vereint durchs Leben zu gehen. Faust willigt in diesen sogenannten Teufelspakt ein und verspricht, dem Teufel seine Seele zu überantworten, wenn es Mephisto gelingt, Faust im Diesseits sein Lebensglück wiederzubringen. Als Faust zur Vorbereitung der Reise mit Mephisto das Studierzimmer verlässt, bekennt Mephisto in einem Monolog, Faust nichts als Illusionen bieten zu können und den Versuch zu unternehmen, ihn ins Nichts zu führen.

    Auerbachs Keller in Leipzig
    Mephisto bringt Faust in die Gesellschaft vierer betrunkener Studenten, um ihm zu zeigen, „[…] wie leicht sich’s leben lässt“ (V. 2160). Faust kann mit dem von Mephisto und den betrunkenen Gästen in Auerbachs Keller vorgelebten Freiheitsbegriff jedoch nichts anfangen und teilt Mephisto seinen Wunsch weiterzureisen mit. Ohne seinem Ziel, Faust das Leben in lustiger Gesellschaft schmackhaft zu machen, näher gekommen zu sein, verlässt Mephisto mit Faust die Lokalität.

    Hexenküche
    In der Hexenküche wird Faust ein verjüngender Zaubertrank verabreicht, der in ihm die Sinnlichkeit entfacht, nach der er die ganze Zeit gesucht hat. Er möchte vor der Weiterreise noch einmal das Frauenbild im Zauberspiegel erblicken, das ihm vor seiner Verjüngung erschienen ist. Mephisto führt ihn jedoch mithilfe eines Versprechens vorzeitig hinaus: „Du sollst das Muster aller Frauen / Nun bald leibhaftig vor dir sehn“ (V. 2601f.).

    Straße I
    Auf der Straße kommt es zur ersten Begegnung zwischen Faust und Gretchen. Da Faust von Gretchen zurückgewiesen wird, verlangt er von Mephisto, ihn mit Gretchen zusammenzubringen. Dieser entgegnet, über das unschuldige Mädchen keine Gewalt zu haben.

    Abend
    Gretchen sitzt in ihrem Zimmer, denkt über die Begegnung mit Faust nach und zeigt sich beeindruckt von dessen edlem Auftreten und seiner Erscheinung. Als sie den Raum verlässt, schleichen Mephisto und Faust sich herein, um ein Kästchen mit Schmuck für Gretchen im Schrank zu verstecken. Gretchen findet den Schmuck und probiert ihn an.

    Spaziergang
    Mephisto berichtet Faust, Gretchen habe den Schmuck ihrer Mutter gezeigt, woraufhin diese ihn der Kirche gespendet habe. Faust verlangt von Mephisto, ein neues und noch wertvolleres Geschenk zu besorgen.

    Der Nachbarin Haus
    Gretchen zeigt ihrer Nachbarin Marthe, deren Mann verschwunden ist, aufgeregt den neuen Schmuck. Diese bietet ihr an, den Schmuck für sie aufzubewahren. Mephisto, der um Marthes Situation weiß, überbringt ihr die Nachricht vom Tod ihres Mannes und vereinbart unter dem Vorwand für den Totenschein einen zweiten Zeugen zu brauchen, ein Treffen mit Marthe und Gretchen, zu dem er Faust mitzubringen gedenkt.

    Straße II
    Faust und Mephisto sprechen sich für das Treffen mit Marthe und Gretchen ab. Mephisto verlangt von Faust, den Tod von Marthes Mann zu bezeugen, im Gegenzug bietet er ihm seine Hilfe an, Gretchen näher zu kommen.

    Garten
    Faust und Gretchen spazieren in Marthes Garten umher und nähern sich einander an. Gretchen gibt zu, schon bei der ersten Begegnung mit Faust von ihm angetan gewesen zu sein, sich seiner aber nicht würdig zu fühlen. Faust versucht Gretchen ihr Minderwertigkeitsgefühl durch allerhand Schmeicheleien zu nehmen und gesteht ihr seine Liebe.

    Ein Gartenhäuschen
    Faust und Gretchen küssen sich im Gartenhäuschen und versichern sich erneut gegenseitig ihre Liebe. Mephisto unterbricht die beiden und zwingt Faust zum Aufbruch.

    Wald und Höhle
    Faust spricht dem Erdgeist für die Erfüllung aller seiner Wünsche seinen Dank aus. Er gibt jedoch zu erkennen, dass ihm die zunehmende Abhängigkeit von Mephisto zu schaffen macht. Mephisto stört Faust in seinen Gedanken und berichtet ihm, dass Gretchen vor Sehnsucht nach ihm vergehe. Faust, der merkt, dass er einen schlechten Einfluss auf Gretchen hat, macht seiner Wut auf Mephisto, der seine Leidenschaft erneut entfacht, Luft.

    Gretchens Stube
    Gretchen gibt sich am Spinnrad sitzend ganz ihren liebenden Gedanken an Faust hin und beklagt zugleich ihren seelischen Zustand: „Meine Ruh ist hin, / Mein Herz ist schwer; Ich finde sie nimmer / Und nimmermehr“ (V. 3374-3377).

    Marthens Garten
    Die Gretchenfrage „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?“ (V. 3415) veranlasst Faust zu einer ausweichenden Antwort, die Gretchen zwar akzeptiert, sie aber keinesfalls zufriedenstellt: „Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott! / Ich habe keinen Namen / Dafür! Gefühl ist alles“ (V. 3454-3456). Bevor Faust Gretchen ein Schlafmittel gibt, das sie ihrer Mutter verabreichen soll, damit sie sich ungestört treffen können, erzählt Gretchen Faust von ihrer Abneigung gegenüber Mephisto: „Der Mensch, den du da bei dir hast, / Ist mir in tiefer innrer Seele verhasst“ (V. 3472f.).

    Am Brunnen
    Gretchen erfährt am Brunnen von Lieschen, dass ein anderes Mädchen ein uneheliches Kind erwartet. Lieschen macht aus ihrer Schadenfreude keinen Hehl, während Gretchen Mitleid empfindet und damit zu kämpfen hat, seit sie Faust kennt ebenfalls eine Sünderin zu sein.

    Zwinger
    Gretchen schildert der Mater Dolorosa vor einem Andachtsbild ihre Situation und bittet um Beistand und Hilfe: „Hilf! rette mich von Schmach und Tod! / Ach neige, / Du Schmerzensreiche, / Dein Antlitz gnädig meiner Not!“ (V. 3616-3619).

    Nacht II
    Faust ersticht Gretchens Bruder Valentin, der von deren Beziehung zueinander erfahren hat, in einem Kampf, woraufhin Faust und Mephisto fliehen. Gretchen eilt zu ihrem sterbenden Bruder, der sie öffentlich eine Hure nennt und ihr vorwirft, Schande über die Familie gebracht zu haben.

    Dom
    Ein böser Geist führt Gretchen während eines Gottesdienstes ihre Schuld am Tod des Bruders und der Mutter, die nach der Einnahme des Schlafmittels nicht mehr erwacht ist, vor Augen und deutet eine Schwangerschaft Gretchens an, woraufhin diese in Ohnmacht fällt.

    Walpurgisnacht
    Faust und Mephisto nehmen an der Walpurgisnacht auf dem Blocksberg teil. Als Fausts Tanzpartnerin eine rote Maus aus dem Mund springt und er eine Vision von Gretchen hat, bringt Mephisto ihn zur Ablenkung auf einen Hügel, um ein Theaterstück anzusehen.

    Walpurgisnachtstraum
    Faust und Mephisto wohnen der Aufführung von „Oberons und Titanias goldne Hochzeit“ bei.

    Trüber Tag. Feld
    Dies ist die einzige Szene im ganzen Werk, die Goethe in ungebundener Rede verfasst hat. Gretchen hat in ihrer Verzweiflung über ihre Situation ihr neugeborenes Kind ertränkt und wartet nun im Kerker auf ihre Hinrichtung. Faust verliert sich in einer Hassrede gegen Mephisto, der ihm diesen Umstand verheimlicht hat. Mephisto weist Faust deutlich auf seine Mitschuld an Gretchens Situation hin und betont, es sei Fausts freie Entscheidung gewesen, den Pakt mit ihm einzugehen. Faust beschließt, Gretchen mit Mephistos Hilfe zu retten.

    Nacht, offen Feld
    Faust und Mephisto reiten auf schwarzen Pferden zu Gretchen, um sie zu befreien, wobei sie am Rabenstein, dem Hinrichtungsplatz, vorbeikommen.

    Kerker
    Faust kann das vollkommen vom Wahn und Schuldgefühlen eingenommene Gretchen nicht davon überzeugen, mit ihm zu fliehen. Sie ist zwischen ihrer Liebe zu Faust und der Angst vor weiteren Sünden hin- und hergerissen und empfiehlt sich letztlich Gott: „Gericht Gottes! Dir hab ich mich übergeben“ (V. 4605). Eine Stimme von oben verkündet, dass Gretchen gerettet sei.

    Zusammenfassung von Faust als Video

    Ein weiteres gutes Video (auch wenn die Kommentare zwischendurch echt nerven!)

    Weitere Lernhilfen zu Faust:

    Analyse von Faust

  • Die Vermessung der Welt – Inhaltsangabe | Zusammenfassung – Daniel Kehlmann

    Kurze Inhaltsangabe zu Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann

    Daniel Kehlmann erzählt in seinem im Jahre 2005 erschienenen Roman „Die Vermessung der Welt“ mit viel Humor die fiktiven Biographien der beiden Wissenschaftler Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt. Der als philosophischer Abenteuerroman deklarierte Text beschreibt die verschiedene Herangehensweise zweier Genies an denselben Forschungsgegenstand: Die Vermessung der Welt, ein Verständnis über unseren Kosmos und die Funktionsweise des Magnetismus. Humboldt versucht seine Forschungen ausgehend vom großen Ganzen der Natur voranzutreiben, während sich die abstrakte Herangehensweise Gauß‘ an mathematische Formeln und das Zusammensetzen einzelner bruchstückhafter Erkenntnisse stützt. Der Leser begleitet die beiden Wissenschaftler auf ihren unterschiedlichen Wegen bei ihrem Erkenntnisgewinn und dem gegenseitigen Austausch. In chronologischer Reihenfolge werden die beiden unterschiedlichen Lebensläufe der beiden schon zu Lebzeiten berühmten Wissenschaftler erzählt und in einen Zusammenhang gesetzt, der historisch nicht ganz korrekt, dafür aber mit viel Witz und Charme verbunden ist.

    Ausführliche Zusammenfassung von Die Vermessung der Welt

    Kapitel 1 – Die Reise

    Auf Drängen Alexander von Humboldts macht sich der Mathematikprofessor Carl Friedrich Gauß im September 1828 zusammen mit seinem Sohn Eugen von seiner Heimatstadt Göttingen aus auf den Weg nach Berlin, um an einem Kongress für Naturforscher teilzunehmen. Gauß, der Reisen nicht leiden kann und für den sie dementsprechend unangenehm wird, lässt seinen Sohn Eugen seinen Unmut deutlich spüren. Da Gauß nicht in Besitz eines gültigen Passes ist, verweigert ihm ein Gendarm die Einreise nach Preußen. Da der Gendarm jedoch kurzzeitig von einem fremden herumpöbelnden Mann abgelenkt ist, können Gauß und sein Sohn Eugen ihre Reise fortsetzen. In Berlin angekommen treffen sich Humboldt und Gauß. Daguerre, der an der Weiterentwicklung der Fotografie arbeitet, wünscht ein Foto von Gauß und Humboldt zu machen, was ein Polizist jedoch verhindert. Gauß fühlt sich unwohl und möchte nach Hause.

    Kapitel 2 – Das Meer

    Im zweiten Kapitel erfährt der Leser, wie Alexander von Humboldt und sein älterer Bruder Wilhelm aufgewachsen sind. Wilhelm wird künstlerisch erzogen, während Alexander viel naturwissenschaftlichen Unterricht erhält. Wilhelm, der als Lieblingskind beschrieben wird, lacht seinen jüngeren Bruder aus, als dieser beschließt, während einer Reise entlang des Flusses Orinoko eben diesen zu erforschen. Während seines Studiums in Freiberg und Frankfurt an der Oder stirbt die Mutter und Alexander fasst den Entschluss, in die Neue Welt zu reisen. Während eines Aufenthaltes in Paris trifft er Bonpland, einen Naturwissenschaftler, der ihn fortan auf seiner Reise begleitet. Im Laufe einer Schiffsreise, die von Spanien ausgeht, erkrankt die gesamte Besatzung an einem gefährlichen Fieber. Der einzig von der Krankheit verschonte ist Alexander von Humboldt, der sich der genauen Untersuchung von Quallen annimmt und zahlreiche Messungen von Wassertiefe und Luftdruck vornimmt. Humboldt ist, wie er an seinen Bruder schreibt, überzeugt davon, die Welt werde noch von ihm und seinen Forschungen erfahren.

    Kapitel 3 – Der Lehrer

    Carl Friedrich Gauß zeigt schon sehr früh enorme mathematische Begabungen und zieht damit den Unmut seines Lehrer Büttner auf sich, der dem jungen Gauß seine schnelle Auffassungsgabe nicht abnimmt. Fortan unterrichtet Büttners Assistent den jungen Gauß drei Mal in der Woche in Mathematik. Schließlich wird Gauß im Gymnasium aufgenommen, von dem er sich enttäuscht zeigt. Beim Eintreffen einer der ersten Ballonfahrer in Braunschweig bittet der junge Gauß darum, mitfahren zu dürfen und ist begeistert davon, den Sternenhimmel beobachten zu können. Im jungen Erwachsenenalter erhält er ein Stipendium vom Herzog von Braunschweig und beginnt ein Studium an der Universität.

    Kapitel 4 – Die Höhle

    Während ihrer gemeinsamen Expedition erreichen Bonpland und Humboldt Neuandalusien (Venezuela) und lassen sich von Indianern zu einer Höhle führen. Irgendwann befinden die beiden sich alleine in der von den Indianern als Totenreich bezeichneten Höhle. Humboldt bekommt eine Halluzination von seiner verstorbenen Mutter, woraufhin die beiden die Höhle wieder verlassen. Humboldt setzt sich in den Kopf, den genauen Standort der Sonne zu messen und möchte den Kanal zwischen dem Fluss Orinoko und dem Amazonas finden. Bonpland wird bei einem Angriff der Eingeborenen verletzt und Humboldt schreibt erneut einen Brief an seinen Bruder – und einen an Immanuel Kant, den auch Gauß sehr verehrt.

    Kapitel 5 – Die Zahlen

    Nach Abschluss seines Studiums mit summa cum laude und der Veröffentlichung seines Werks über die Grundlagen der Arithmetik arbeitet Gauß als Landvermesser, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Sein Genie zeigte sich, als er bereits mit 19 Jahren schaffte, ein 17-Eck nur mit einem Zirkel und einem Lineal zu konstruieren – eines der ältesten bisher ungelösten mathematischen Probleme. Gauß verliebt sich in ein Mädchen namens Johanna und hält um ihre Hand an. Johanna lehnt den Antrag ab. Gauß beschließt, Johanna einen zweiten Antrag zu machen und beschließt, sich umzubringen, sollte sie ein weiteres Mal ablehnen. Humboldt hatte Curare, ein Gift, aus Südamerika geschickt, mit dessen Hilfe Gauß plant, seinem Leben ein Ende zu setzen. Da Johanna den zweiten Antrag jedoch annimmt, kommt es nicht zur Ausführung dieses folgenschweren Schritts.

    Kapitel 6 – Der Fluss

    Während ihrer lebensgefährlichen Reise durch den Urwald lernen Humboldt und Bonpland von einem Curare-Meister, wie man das Gift herstellt und welche Wirkungen es erzielt. Als sie das Ende des Kanals erreichen, beschließt Humboldt, alle während der Expedition aufgezeichneten Daten, Präparate usw. schnellstmöglich nach Europa zu übersenden, damit nichts verloren geht. Durch einen einsetzenden Dauerregen wird eine Weiterreise für Bonpland und Humboldt zunächst unmöglich und sie müssen zu allem Überfluss dabei zusehen, wie ihr Boot von dem Sturm mitgerissen und fortgeschwemmt wird.

    Kapitel 7 – Die Sterne

    Zur selben Zeit als Napoleons Truppen ins Land einfallen, heiratet Gauß Johanna und wird mit ihr in Göttingen sesshaft. Er plant, Direktor eines Observatoriums zu werden, das dann jedoch nicht gebaut wird. Stattdessen unterrichtet Gauß nun Studenten. Mit etwa dreißig Jahren fühlt Gauß sich krank und sieht seinen nahen Tod vor Augen. Seine Frau Johanna bringt drei Kinder zur Welt und stirbt bei der Geburt des dritten Kindes. Gauß hängt dem rationalen Gedanken nach, erneut zu heiraten, um seine drei Kinder versorgt zu wissen.

    Kapitel 8 – Der Berg

    Bonpland und Humboldt setzen ihre Reise fort und beschließen, den Chimborazo, damals der höchste Berg der Welt, zu besteigen. Aufgrund des in den Höhen herrschenden Sauerstoffmangels müssen sie jedoch vorzeitig abbrechen, um den sie ereilenden Wahnvorstellungen ein Ende zu bereiten. Trotz des Abbruchs ihres Vorhabens schreibt Humboldt ein Dutzend Briefe nach Europa, in denen er behauptet, von allen Menschen bisher am höchsten gelangt zu sein.

    Kapitel 9 – Der Garten

    Gauß heiratet trotz seiner Abneigung gegen sie Minna, eine Freundin seiner toten Frau. Um ihr möglichst aus dem Weg gehen zu können, arbeitet er wieder als Landvermesser und kommt nur selten nach Hause. Sein Sohn Eugen unterstützt ihn bei seiner Arbeit; Gauß ist von der Hilfe seines Sohnes, dessen Intellekt er für unterdurchschnittlich hält, jedoch nur sehr wenig begeistert. Als ein Graf, auf dessen Land Gauß und sein Sohn Messungen machen, Gauß erkennt und über ihn Bescheid weiß, ist Gauß von seiner eigenen Berühmtheit, die ihm nicht bewusst war, angetan.

    Kapitel 10 – Die Hauptstadt

    Unterdessen sind Bonpland und Humboldt, die mittlerweile von internationalen Zeitungsreportern begleitet werden, in Acapulco angelangt, wo sie beim Vizekönig eingeladen sind. Während der voller Tatendrang steckende Humboldt plant, einen Atlas von Neuspanien zu erstellen, ist der alternde Bonpland von den anstrengenden Reisen sichtlich gezeichnet. Nach einer ausgedehnten Reise durch das Land und der Erforschung seines Erkenntnisinteresses beschließt Humboldt, sich in Paris niederzulassen. Während seiner Reise entdeckt er in einer prähistorischen Stadt einen Kalender und glaubt, bei seinen Untersuchungen des Vulkans Jorullu den Neptunismus widerlegt zu haben. Humboldt und Bonpland werden in Philapelphia von dem amtierenden Präsidenten Jefferson empfangen und berichten ihm ausführlich von ihren Forschungsergebnissen.

    Kapitel 11 – Der Sohn

    Humboldt und Gauß treffen sich in Berlin und unterhalten sich ausführlich über ihre Forschung. Humboldt ist mittlerweile Kammerherr des preußischen Königs. Während des Gesprächs greift Gauß seinen Sohn Eugen mehrmals persönlich an, woraufhin dieser die Zusammenkunft enttäuscht verlässt. Wir erfahren, dass Bonpland nach der strapaziösen Reise nach Südamerika zurückgekehrt sei und seitdem dort unter Hausarrest stehe.

    Kapitel 12 – Der Vater

    Nachdem Eugen Humboldt und Gauß verlassen hat, irrt er ziellos durch Berlin. Auf einer politischen Veranstaltung, zu der ihn Studenten mitnehmen, denen er zufällig auf der Straße begegnet, erkennt Eugen den Mann wieder, der seinen Vater und ihn am vergangenen Tag vor einer Festnahme bewahrt hat. Eugen und alle anderen Teilnehmer der von den Jungen Patrioten organisierten Veranstaltung werden von der Gendarmerie verhaftet, da die Vereinigung der Jungen Patrioten polizeilich verboten ist.

    Kapitel 13 – Der Äther

    Humboldt hält in Berlin einen Vortrag über seine Forschungserkenntnisse. Nach dem Vortrag stellt Humboldt Gauß einige berühmte Persönlichkeiten vor. Gauß, dem der Menschenauflauf sichtlich zu viel ist, stiehlt sich davon und gelangt nach einer ziellosen Umherirren durch Berlin schließlich Humboldts Haus. Zwischen den beiden entfacht ein Streit über Wert und Inhalt der Wissenschaft. Die Nachricht von der Verhaftung Eugens unterbricht den Disput der beiden Wissenschaftler.

    Kapitel 14 – Die Geister

    Die beiden Wissenschaftler versuchen vergeblich, sich beim Gendarmeriekommandanten Vogt für die Freilassung Eugens einzusetzen, wobei es zu einem Streit kommt und Gauß Vogt vorwirft, bestechlich zu sein. Ohne etwas erreicht zu haben, müssen Humboldt und Gauß weiterziehen und unterhalten sich über mögliche Zukunftsperspektiven.

    Kapitel 15 – Die Steppe

    Ein russischer Zar finanziert Humboldt eine Forschungsreise in Russland. Humboldt muss sich jedoch an eine festgelegte Reiseroute halten und steht während der gesamten Reise unter Aufsicht, weswegen er nicht die nötige Zeit findet, um seine Forschungen zum Magnetismus gewinnbringend treiben zu können. Gauß führt unterdessen selbst Versuche zum Magnetismus durch und steht mit Humboldt in regem Briefkontakt. Als das Schiff, mit dem Humboldt und seine Begleiter unterwegs sind, in Nebel gerät, erhält Humboldt die Möglichkeit, seine navigatorischen Fähigkeiten auszuleben.

    Kapitel 16 – Der Baum

    Humboldt verschafft Eugen, der sich immer noch in Polizeigewahrsam befindet, die Möglichkeit, nach Übersee auszureisen. Eugen ist allem Neuen, das ihm auf der Reise begegnet, verschlossen; für nichts scheint man sein Interesse wecken zu können. Enttäuscht von seinem Vater wünscht er sich nichts sehnlicher als endlich nach Hause zurückkehren zu können. Eugen lernt auf der Überfahrt einen irischen Landsmann kennen, mit dem er sich gut versteht. Eugen und der Ire unterhalten sich über mögliche gemeinsame Zukunftsperspektiven, zum Beispiel die Gründung einer eigenen Firma.

  • Andorra – Inhaltsangabe | Zusammenfassung – Max Frisch

    Kurze Inhaltsangabe zu Andorra von Max Frisch

    Max Frischs 1961 erschienenes Drama „Andorra“ handelt von dem jungen Mann Andri, der von seinem leiblichen Vater als jüdischer Pflegesohn ausgegeben wird. Andri ist sein Leben lang der Feindlichkeiten der Andorraner ausgesetzt und beginnt irgendwann, selbst an seine jüdische Identität zu glauben. Als er die Wahrheit erfährt, kann er sie nicht glauben und wird von dem antisemitischen Nachbarvolk ermordet.

    Im Vorfeld der einzelnen Bilder versuchen der Wirt, der Tischler, der Geselle, der Soldat, der Pater, der Jemand und der Doktor, ihr Verhalten zu rechtfertigen und leugnen jegliche Mitschuld an Andris Schicksal.

    Zusammenfassung der einzelnen Bilder von Andorra

    Erstes Bild

    Barblin weißelt das Haus ihres Vaters für den kommenden Sanktgeorgstag und wird dabei von dem Soldaten Peider über ihren Verlobten ausgefragt, von dem Barblin nichts preisgeben möchte. Der Pfarrer kommt vorbei, warnt Barblin vor dem Soldaten und bittet sie, auf ihren Vater acht zu geben, der in der letzten Zeit vermehrt in der Wirtschaft trinke. Barblin sorgt sich wegen der Gerüchte, die „Schwarzen da drüben“ würden kommen, Andorra überfallen und alle Juden ermorden.

    Währenddessen verhandelt der Vater in der Wirtschaft mit dem Tischler den Preis für die Tischlerlehre seines Pflegesohnes Andri. Der Tischler betont, Andri habe aufgrund seiner jüdischen Herkunft das Tischlerhandwerk nicht im Blut und würde sich daher mit der Aufgabe schwer tun. Der Soldat fragt Andri aus, wo sich seine Schwester Barblin aufhalte. Andri teilt ihm daraufhin mit, Barblin sei seine Verlobte und nicht seine Schwester. Der Soldat demütigt Andri wegen seiner jüdischen Herkunft und sagt, als Jude müsse man versuchen, sich beliebt zu machen.

    Zweites Bild

    Andri und Barblin unterhalten sich vor Barblins Kammer. Andri fragt sich, ob die Andorraner mit ihren Vorwürfen ihm gegenüber im Recht seien und er, weil er Jude ist, als schlechter Mensch zu gelten habe. Er leidet darunter, Barblins Vater, den er lediglich für seinen Pflegevater hält, immer dafür dankbar sein zu müssen, dass er ihn vor den Schwarzen gerettet hat und er schämt sich für seine Feigheit, sich nicht zu trauen, Barblins Vater bzw. seinem Pflegevater von der Verlobung zwischen Barblin und ihm zu berichten. Barblin versichert Andri ihre Liebe und bittet ihn, auf das Gerede der Andorraner nichts zu geben und stattdessen an sie zu denken.

    Drittes Bild

    Andri möchte dem Tischler seine Lehrlingsprobe, einen Stuhl, zeigen. Der Tischler nimmt einen anderen Stuhl und reißt ohne Mühe alle vier Beine heraus. Andri versucht vergeblich, dem Tischler zu sagen, dass er den falschen Stuhl geprüft hat, kommt jedoch nicht zu Wort. Als der Tischler sich auf dem von Andri getischlerten Stuhl niederlässt und ihn als Werk seines Gesellen ausgibt, kann Andri sich nicht länger zurückhalten: „Sie sitzen auf meinem Stuhl. Das kümmert Sie aber nicht? Ich kann tun, was ich will, ihr dreht es immer gegen mich und der Hohn nimmt kein Ende […]. Sie saugen an ihrer Pfeife herum, und ich sag Ihnen ins Gesicht: Sie lügen. […]. Sie wollen nicht, daß ich tauge.“ Der Tischler versetzt Andri in die Bestellungsaufnahme: „Das ist’s, was deinesgleichen im Blut hat, glaub mir, und jedermann soll tun, was er im Blut hat.“

    Viertes Bild

    Der Arzt untersucht Andri wegen einer Halsentzündung. Nichtwissend, dass Andri Jude ist, kommt er während der Untersuchung auf Juden zu sprechen und bringt sein negatives Bild von ihnen unverblümt zum Ausdruck: „Ich kenne den Jud. Wo man hinkommt, da hockt er schon, der alles besser weiß […]. Sie sind nicht zu ändern. Sie hocken auf allen Lehrstühlen der Welt.“ Andri verlässt daraufhin enttäuscht den Raum, kurz darauf kommt der Vater nach Hause. Andri kann sich endlich überwinden, um Barblins Hand anzuhalten. Der Vater ist völlig außer sich und lehnt Andris Bitte ab. Andri denkt, der Vater wolle ihn Barblin nicht heiraten lassen, weil er Jude ist.

    Fünftes Bild

    Der Lehrer sitzt in der Wirtschaft und trinkt Schnaps. Er deutet an, in eine Lüge verstrickt zu sein, aus der er keinen Ausweg mehr findet: „Einmal werd ich die Wahrheit sagen – das meint man, aber die Lüge ist ein Engel, sie hat die Wahrheit ausgesaugt. Das wächst. Ich werd’s nimmer los.“

    Sechstes Bild

    Andri schläft vor Barblins Zimmer auf der Türschwelle. Der Soldat schleicht sich an ihm vorbei in Barblins Zimmer und verriegelt von innen die Tür. Als Andri aufwacht, kommt der Vater betrunken aus der Kneipe, setzt sich zu Andri und beichtet ihm, gelogen zu haben und ihm nun die Wahrheit sagen zu wollen. Andri lässt sich jedoch auf kein Gespräch mit ihm ein und weist ihn zurück: „Ich verdanke dir mein Leben. Ich weiß. Wenn du Wert darauf legst, ich kann es jeden Tag einmal sagen: Ich verdanke dir mein Leben: Sogar zweimal am Tag: Ich verdanke dir mein Leben. Einmal am Morgen, einmal am Abend: Ich verdanke dir mein Leben, ich verdanke dir mein Leben.“ Der Vater reagiert gekränkt und macht erste Andeutungen, dass Andri nicht sein Pflegesohn ist, den er vor den Schwarzen gerettet hat, sondern sein leiblicher Sohn. Andri verlangt, alleine gelassen zu werden, woraufhin sich der Vater zurückzieht. Als der Soldat mit nacktem Oberkörper und geöffneter Hose die Tür zu Barblins Kammer öffnet, denkt Andri, Barblin habe mit ihm geschlafen – nichtwissend, dass der Soldat Barblin vergewaltigt hat.

    Siebtes Bild

    Der Pfarrer hat Andri auf Wunsch seiner Pflegemutter in die Sakristei gebeten, um mit ihm zu sprechen. Andri erzählt dem Pater, dass er selbst glaubt, dass man ihn nicht lieben könne. Auch er selbst habe kein gutes Bild von sich. Der Pater versucht, Andri dazu zu bringen, sich selbst zu akzeptieren: „Du bist nicht feig, Andri, wenn du es annimmst, ein Jud zu sein. Im Gegenteil. Du bist nun einmal anders als wir […]. Denk darüber nach Andri, was du selbst gesagt hast: Wie sollen die andern dich annehmen, wenn du dich selbst nicht annimmst?“

    Achtes Bild

    Eine Dame ist in Andorra angereist und wird für einen Spitzel gehalten, der Andorra auskundschaften soll, um den Angriff der Schwarzen vorzubereiten. Sie setzt sich im Wirtshaus an einen freien Tisch und fragt den Idioten, ob er „einen Lehrer Can“, den Vater von Barblin und Andri, kenne. Der Idiot bejaht, woraufhin die Dame ihm einen Zettel reicht, den er an den Lehrer weiterleiten soll. Andri und die Soldaten bekommen Streit, woraufhin die Soldaten Andri verprügeln, bis die Dame dazwischen geht, mit Andri spricht und von ihm verlangt, er solle sie zu seinem Vater führen.

    Neuntes Bild

    Der Pater versucht, Andri davon zu überzeugen, dass die Dame seine leibliche Mutter und Can, der Lehrer, sein leiblicher Vater und Barblin somit seine Schwester sei. Andri kann den Worten des Paters keinen Glauben schenken: „ Wie viele Wahrheiten habt ihr? […]. Euch habe ich ausgeglaubt.“ Während des Gesprächs platzt der Lehrer herein und berichtet, Andris Mutter sei durch einen Wurf mit einem Stein getötet worden. Der Wirt beschuldigt Andri der Tat.

    Zehntes Bild

    Die Invasion der Schwarzen in Andorra hat begonnen. Der Lehrer versucht ein letztes Mal, Andri davon zu überzeugen, dass er sein leiblicher Sohn ist, doch Andri kann ihm nicht glauben. Er hat sein Schicksal, als Jude von den Schwarzen ermordet zu werden, angenommen und schenkt den Worten seines Vaters keine Beachtung.

    Elftes Bild

    Andri drängt Barblin zum Geschlechtsverkehr und nennt sie eine „Soldatenbraut“. Barblin fleht Andri an, ihr und ihrem Vater Glauben zu schenken und nicht weiter darauf zu pochen, Jude zu sein, da er sonst verloren sei. Andri glaubt auch Barblin kein Wort und wird letztlich verhaftet und zur Judenschau gebracht.

    Zwölftes Bild

    Andri wird auf der Judenschau aufgrund seines Lachens als vermeintlicher Jude entlarvt und abgeführt. Ebenso wird ihm der Mord an der Dame zur Last gelegt. Der Lehrer versucht verzweifelt, alle davon zu überzeugen, dass Andri sein Sohn sei, hat jedoch keine Chance, woraufhin er sich erhängt. Barblin verliert den Verstand und weißelt von Sinnen das Haus ihres Vaters.

  • Nathan der Weise – Inhaltsangabe | Zusammenfassung – Gotthold Ephraim Lessing

    Kurze Inhaltsangabe zu Nathan der Weise von Lessing

    In diesem Stück von Gotthold Ephraim Lessing aus dem Jahr 1779 ist die Hauptfigur auch gleich der Titel des Dramas: Nathan der Weise – ein Stück in fünf Akten. Die Uraufführung erfolgte am 14. April 1783 in Berlin. Das eigentliche Herzstück dieses Dramas ist die Ringparabel, zu der es bereits im ersten Aufzug des Dramas kommt. Nathan der Weise ist eines der letzten Werke aus der Feder Lessings, das er im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Hauptpastor Johann Melchior Goeze in Verbindung mit einem andauernden Streit herausbrachte. Im Hinblick auf den Aufbau lässt sich dieses Drama der klassischen Form in fünf Akten zuordnen. Satzbrüche, rhetorische Fragen wie auch der praktische Sprecherwechsel entsprechen den typischen Eigenschaften und dem Rahmen dieser Zeit. Nathan der Weise enthält nicht nur dramatische und tragische, sondern auch komische Elemente. So lässt sich dieses Stück weder eindeutig einer Tragödie noch einer Komödie zuordnen.

    Ausführliche Inhaltsangabe zu Nathan der Weise

    Die Rettung von Recha und Nathans Rückkehr

    Die eigentliche Handlung versetzt Leser und Publikum in die Zeit der dritten Kreuzzüge zwischen 1189 und 1192. Es herrscht gerade Waffenstillstand in Jerusalem. Nathan der Weise ist ein Jude und kommt von seiner Geschäftsreise zurück, als er von Daja erfährt, dass ein christlicher Tempelherr seine Pflegetochter Recha aus einem brennenden Haus gerettet hat. Der Tempelherr möchte weder Lobpreisung noch Dank für seine Taten. Überdies erscheint der Tempelherr abweisend und scheint eine Abneigung gegenüber Juden zu haben. Dieser Ordensritter verdankt sein eigenes Leben wiederum dem Herrscher Jerusalems – Sultan Saladin. Er hatte ihn einst von 20 Gefangenen begnadigt, und nur aus einem Grund: weil er dem verstorbenen Bruder des Sultans – Bruder Assad – ähnlich sah. Alle diese glücklichen Umstände haben dazu geführt, dass er im Stande war Nathans Tochter zu retten. Nathan ist ein mathematisch denkender Mensch und weigert sich, hinter dieser Begebenheit und den glücklichen Umständen ein Wunder zu vermuten. Selbst seine Pflegetochter ist überzeugt davon, dass es nicht richtig sein kann, an Schutzengel zu glauben.

    Sultan Saladins Schulden: der Start der Intrige

    Sultan Saladin befindet sich in einem finanziellen Engpass. Saladin spricht daraufhin mit seinem Schatzmeister – dem Derwisch Al-Hafi – über seine finanziellen Sorgen. Seine Schwester Sittah rät ihm dazu, den vermögenden Geschäftsmann Nathan zu sich zu rufen. Saladin soll nun seine gepriesene Großzügigkeit auf die Probe stellen. Doch der Sultan fragt Nathan nicht direkt nach einem Kredit, sondern gibt vor, seine Weisheit testen zu wollen. Saladin fragte nach seiner Wahl-Religion. Nathan wurde bereits vor dem Gespräch von seinem guten Freund und vertrauten Al-Hafi vor Saladin und seiner Geldnot gewarnt: So fiel es ihm nicht schwer, die Falle zu erkennen. Er möchte daraufhin Saladin mit einem Märchen abspeisen und antwortet in einer Ringparabel. Saladin wiederum versteht diese Ringparabel als versteckte Botschaft der Gleichberechtigung der großen Religionen. Er ist von seiner Qualität ergriffen und bittet daraufhin Nathan sein zukünftiger, vertrauter Freund zu werden. Dieser willigt ein und gewährt ihm ein äußerst großzügiges Darlehen.

    Tu nichts! Der Jude wird verbrannt!“

    In der Zwischenzeit verliebt sich der Tempelherr, der Recha einst aus dem Feuer rettete, in die Pflegetochter nach einem arrangierten kurzen Treffen von Nathan. Er möchte Sie auf der Stelle heiraten. Nathan jedoch zögert und sieht seine Besorgnis in dem Namen des Tempelritters begründet. Dieser reagiert verstimmt. In der Zwischenzeit erfährt er von Nathans Gesellschafterin, dass Recha nicht seine leibliche Tochter ist und eigentlich aus christlichem Hause stammt. Daja löst die Situation auf und berichtet, dass Recha eine Christin ist, doch als Jüdin erzogen wurde. Er sucht einen korrupten Patriarchen von Jerusalem auf. Dieser Patriarch ist ein fundamentalistischer Dogmat, der weder Nachsicht noch Rücksicht kennt. Der Tempelherr formuliert die Angelegenheit als handele es sich um eine fiktive Situation, doch das fanatische Oberhaupt der Kirche möchte sofort „diesen Juden“ auf den Scheiterhaufen sehen und bringt als Grund die Apostasie an. Der Tempelherr verrät nicht den Nathans Namen, doch verspricht der Patriarch, diesem Verdacht nachzugehen.

    Auflösung der verwandtschaftlichen Verhältnisse

    Mittlerweile bereut der Tempelherr seinen Gang zum skrupellosen Patriarchen und erkennt nach langem, inneren Ringen, das folgerichtige und barmherzige Handeln Nathans. Aus den Aufzeichnungen des Klosterbruders geht hervor, das Recha einst als Kleinkind zu Nathan kam. Darüber hinaus stellt sich nun heraus, dass die jüdische erzogene Recha und der christliche Tempelherr Geschwister sind. Die Vorbehalte Nathans gegen eine Hochzeit lassen sich werden deutlich. Doch es kommt noch besser: Sie sind nicht nur Geschwister, sondern die Kinder Assads – des Bruders von Saladin – diese enge Verbindung und verwandtschaftlichen Verhältnisse stellen nochmals die unmittelbare Verbindung der christlichen, muslimischen und der jüdischen Religionsfamilien heraus: der Vorhang fällt.

    Lessings Ringparabel – das Herzstück des Stückes

    Das Herzstück des fünfköpfigen Dramas Nathan der Weise ist zweifelsohne die Ringparabel. Diese Parabel von den drei Ringen stellt den Schlüsseltext der Toleranzidee Nathans dar. Lessing entnahm dieser Parabel den Vorlagen Jan des Enikels Erzählungen von Saladins Tisch. Die Parabel gilt in diesem Stück als geschickte Reaktion auf eine gestellte Falle des Sultans. Dieser fragt Nathan nach der einzig wahren Religion. Nathan erkennt sofort: Ernennt er seine eigene Religion zur einzig wahren, handelt es sich um eine Beleidigung. Schmeichelt er dem Sultan und ernennt die muslimische Religion zur einzig wahren, muss er sich selbst fragen, was er denn für ein Jude sei. Er entschließt sich mit einer Parade, einem Gleichnis zu antworten. Ein Mann besitzt einen Ring. Der Ring besitzt die magische Eigenschaft, seinen Besitzer und Träger vor den Menschen und vor Gott angenehm zu machen.

    Die magische Wirkung des Ringes

    Doch besteht eine Voraussetzung: Der Besitzer und Träger muss die volle Zuversicht tragen. Diese Reglung wurde über viele Generationen vom Vater an den Sohn weitergegeben. Dieser Mann jedoch hat drei Söhne und möchte keinen seiner Söhne bevorzugen. Er lässt sich von einem bekannten Künstler erstklassige Duplikate des Ringes herstellen und vererbt jedem der Söhne einen Ring. Er lässt seine Söhne in dem Glauben, jeder hätte das Original am Finger. Als der Vater gestorben ist, gehen die Söhne vor Gericht, sie möchten klären lassen welcher der Ringe echt ist. Der Richter selbst sieht sich nicht im Stande, die Echtheit der Ringe zu ermitteln. Er erinnert wiederum an die Fähigkeit des Ringes, denn dieses Schmuckstück mache seinen Träger bei jedem Menschen beliebt. Ist bei keinem der Söhne dieser Effekt festzustellen, muss es sich bei allen drei Ringen um eine Fälschung handeln und der richtige Ring sei verloren gegangen. Der Richter gibt den Söhnen einen Rat mit auf den Weg. Sie sollen alle drei ihre Ringe als Originale ansehen, denn der Vater habe alle drei Söhne gleich lieb gehabt. Er wollte keinen der Söhne begünstigen oder kränken. Andererseits habe er sich in der Pflicht wiedergefunden, die Familientradition weiterzugeben. Er rät den Söhnen dazu, sich zu bemühen, dass der Ring die eigentliche Wirkung herbeiführt und sie werden bei allen Menschen beliebt sind.

    Unterschiede zur Boccaccio Geschichte

    Im Vergleich zur Boccaccio Geschichte enthält die Parabel von Lessing einige Unterschiede, so enthält der Ring einen Opal, dem eine gewisse Heilkraft zugewiesen wurde. Dieser wird als Symbol für die Gnade Gottes angesehen. Diese Gnade Gottes trifft nur dann ein, wenn der Besitzer an diese glaubt. Die Mitwirkung des Trägers und des Besitzers ist in diesem Zusammenhang entscheidend. Der Vater kann nach der Herstellung der Duplikate die Ringe nicht mehr voneinander unterscheiden und ist nahezu erleichtert, dass die visionäre Hoffnung aufrechterhalten bleibt. Der Vater kann nun seine drei Söhne zufrieden stellen. So malt Lessing im Vergleich zur Geschichte den Streit der Söhne um ein Vielfaches anschaulicher mannigfaltiger aus, um die Problematik nochmals zu verdeutlichen. Auch den Richter gibt es in der Geschichte noch nicht. Die eigentliche Wunderwirkung wird in der Parabel aus der Zuständigkeit des Besitzers abgeleitet.

  • Don Karlos – Inhaltsangabe | Zusammenfassung – Friedrich Schiller

    Kurze Inhaltsangabe zu Don Karlos

    Don Karlos ist eines der klassischen Dramen aus der Feder Friedrich Schillers. Das dramatische Werk im vorwiegend Paratext-Rhythmus besteht aus insgesamt fünf Akten, die in den Jahren von 1783 bis 1787 entstanden sind. Die Uraufführung fand unter dem Titel „Don Karlos, Infant von Spanien“ am 29. August 1787 in Hamburg statt. Ausgehend von der Handlung geht es vor allen Dingen um die politischen, gesellschaftlichen Konflikte zur Zeit des achtzigjährigen Krieges sowie um den Kampf einiger niederländischer Provinzen um ihre Unabhängigkeit. Schiller beschreibt die familiären Intrigen König Philipp II. Bis zum heutigen Tag gehört Don Karlos zu einem der bekannten Werke Schillers. Zu den Hauptfiguren des Stückes wird König Philipp II. von Spanien, sein Sohn Don Karlos und die Königin Elisabeth von Valois.

    Ausführliche Zusammenfassung von Don Karlos

    Das Zusammentreffen zwischen dem Marquis von Posa und Don Karlos

    Das Stück setzt mit dem Zusammentreffen von Don Karlos und seinem Freund Marquis in der Sommerresidenz Aranjuez ein. Der Marquis war bislang im Ausland unterwegs und ist währenddessen zum Abgeordneten der niederländischen Provinzen ernannt worden. Er möchte im Gespräch Don Karlos überreden, als sein Statthalter mit nach Flandern zu kommen. Die Hauptfigur dieses Stückes – Don Karlos – ist der Sohn von Philipp II. – Er dir wiederum von 1556 bis 1598 sein Land regierte.

    Doch den jungen Prinzen hält ein inniges Geheimnis in Spanien: Er liebt die zukünftige Frau seines Vaters: Königin Elisabeth. In diesem privaten Gespräch kommt es zum Liebesgeständnis des Prinzen. Sein Vertrauter ist der ehemalige Jugendfreund – Marquis von Posa, der Don Karlos fortan helfen möchte. Mittlerweile hat sein Vater – König Philipp – Elisabeth geehelicht, wodurch diese zu seiner Stiefmutter wurde und der Elisabeth nur noch von der Ferne begehren kann. Das Verhalten des Marquis erfüllt wiederum seinen Vater mit tiefem Misstrauen. Es bildet sich eine seelische Kluft zwischen Vater und Sohn.

    In der Zwischenzeit brodelt in Flandern ein Konflikt zwischen den spanischen Besetzern und den Niederländern. Es ist nun an Don Karlos, diesen Konflikt beizulegen und zu bereinigen und laut seiner eigentlichen Ideale, zurück zu einem freien Staat zu gelangen. Zum jetzigen Zeitpunkt möchte der junge Prinz jedoch nichts mehr von seinen einstigen idealen Wissen und fühlt sich in seiner aktuellen Liebe gefangen. Es ist anzunehmen, dass Posa ein Treffen zwischen der Königin und Don Karlos arrangiert, um den Prinzen wieder zur Besinnung zu bringen.

    Die verbotene Liebe zwischen Don Karlos und Elisabeth

    Marquis arrangiert zwischen Elisabeth und Don Karlos ein Treffen und gesteht ihr seine Liebe. Elisabeth hat sich jedoch dazu entschlossen, ihr gesamtes Leben Spanien und der Königswürde zu widmen. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass sich Elisabeth ihrer persönlichen Pflicht als Königin und der Verantwortung, die sie gegenüber dem Volk trägt, bewusst ist. Dieser Aufgabe sollte sich auch der Prinz wieder widmen.

    Don Karlos bittet seinen Vater, die Statthalterschaft in Flandern übernehmen zu dürfen. Das Vertrauen seines Vaters ist nicht groß genug und er beauftragt daraufhin den Herzog von Alba. Enttäuscht und voller Wut verlässt der junge Prinz seinen Vater und erhält daraufhin einen Liebesbrief. Er ist davon überzeugt, dass dieser Brief aus der Feder von Königin Elisabeth an ihn gerichtet ist. Der unbekannte Autor des Briefes fordert ihn auf, in einen abgelegenen Teil des Schlosses zu kommen. Dort trifft er auf Prinzessin Emboli: Sie ist die Verfasserin des Briefes und die eigentliche heimliche Geliebte des Königs. Zum Anschein soll Emboli mit dem Grafen von Silva verlobt werden. Don Karlos sieht in diesem Liebesbrief vielmehr eine Möglichkeit, um gegen seinen Vater vorzugehen. Die Zurückweisung des Prinzen versteht Emboli als harsche Enttäuschung und möchte sich fortan nicht nur an Don Karlos, sondern auch an Elisabeth rächen. Don Karlos ist fest entschlossen, den Brief nun an Elisabeth weiter zu reichen, um ihr die Augen zu öffnen.

    Die familiären Intrigen am Hofe spitzen sich zu

    Diese familiären Intrigen spielen Herzog Alba und Pater Domingo in die Karten. Die beiden Figuren sind die Antagonisten – die Gegenspieler – von Don Karlos. Sie hecken den Plan aus, der Königin einige Briefe von Dan Karlos zu stehlen und diese im Anschluss dem König zu präsentieren. In der Zwischenzeit treffen wieder Don Karlos und Marquis von Poas aufeinander. Karlos klärt ihn über die neuesten Verwirrungen auf, doch wird er zur Verschwiegenheit verdammt. Marquis richtet sein Interesse wieder hin auf die politische Plattform.

    In der Zwischenzeit hat König Phillip II. von dem geheimen Treffen zwischen Elisabeth und Don Karlos erfahren. Überdies hat es ein Gerücht bis zu ihm geschafft: Er erfährt, dass seine Tochter gar nicht von ihm ist. Er sinnt auf Rache und plant den Tod der beiden Verliebten. An diesem Punkt des Stückes ist es nicht mehr von der Hand zu weisen, dass sich die Intrigen immer weiter zuspitzen und die Personenkonstellation tiefe Verzweigungen eingeht. Für den Leser stellt es eine erhebliche Herausforderung dar, den Überblick über die einzelnen Intrigen und Verwandtschaftsbeziehungen zu behalten.

    Der Komplott gegen König Philipp II.

    Doch ist sich der König nicht mehr sicher, an wen er sich noch wenden kann, da am Hofe Verrat und Intrigen regieren. Er wendet sich in seiner Not an den Marquis von Posa. Dieser willigt ein und wird im Anschluss zum nächsten Vertrauten, Minister und königlichen Spion. Dies entspricht seiner Stellung nur zum äußeren Anschein. In Wirklichkeit hat der Marquis gemeinsam mit dem Prinzen und Elisabeth eine Intrige gegen König Phillip ausgeheckt. Der König findet unterdes in seinen Unterlagen die gestohlenen Briefe von Elisabeth. Daraufhin erlässt er Haftbefehl gegen seinen Sohn. Die einstigen Verbündeten bleiben sich treu auch über die geltenden Machtpositionen hinaus und verfolgen den Weg der wahren Liebe.

    Die Festnahme von Don Karlos

    Graf von Lerma – der oberste Leibwächter – setzt den Prinzen über die aktuellen Ereignisse in Kenntnis. Daraufhin sucht Don Karlos seine eigentliche Verbündete – Prinzessin Embolie – auf und wird dort vom Marquis festgenommen. Die Verschwörung gegen den König soll an diesem Punkt ein Ende nehmen. Der Herzog von Alba möchte den Haftbefehl gegen den Prinzen aufheben, doch dies erfordert die Aufhebung vonseiten des Königs, um seinen Ruf wiederherzustellen. Der treue Gefährte und Freund des Marquis hat sich in der Zwischenzeit dazu entschlossen, sich selbst zu opfern, um Don Karlos zu retten. Der König, der den Marquis zu seinem engsten Vertrauten ernannte, trifft sein Freitod sehr und es entbrennt ein Streit zwischen Vater und Sohn. Mittlerweile protestiert das ganze Volk für die Freilassung von Don Karlos. Eigentlich haben der Großinquisitor und der König entschlossen, dass der Prinz sterben soll. Dieser hat während seiner Haft den Weg in die Gemächer der Königin gefunden und wird dort von König Philipp entdeckt und schlussendlich der Inquisition übergeben.

    Gesellschaftliche Konventionen können wahrer Liebe nichts anhaben

    Im Prinzip möchte Schiller in diesem Drama die Einengung der gesellschaftlichen Konventionen verdeutlichen. So stehen die gesellschaftlichen Vorgaben der eigenen Freiheit und den menschlichen Handlung im Wege. Darüber hinaus hält er ein Plädoyer für die Liebe zweier Menschen, die nicht zu verstecken ist, auch wenn Zuneigung und Gefühle füreinander nicht in das gesellschaftliche Bild passen. Dieses Drama ist in der Zeit der Aufklärung erschienen und verdeutlicht neben Toleranz die Freiheit und damit alle entscheidenden Faktoren dieser bewegten Literaturepoche. Gerade über die stark verzweigten Personenkonstellationen in diesem Stück werden die familiären Intrigen, die Lügen und der Einfluss des Standes deutlich. Doch vermögen es diese Verwandlungen nicht, eine Liebe vollkommen aus der Bahn zu werfen. So stellen sich die wahren Gefühle über die gesellschaftlichen Konventionen und über den Tod.

  • Wilhelm Tell – Inhaltsangabe | Zusammenfassung – Friedrich Schiller

    Kurze Inhaltsangabe zu Wilhelm Tell

    Die Geschichte des legendären Schweizer Freiheitskämpfers Wilhelm Tell spielt sich im Jahr 1307 ab. Friedrich Schiller ist es gelungen, mit seinem Bühnenwerk dieser Identifikationsfigur ein literarisches Denkmal zu setzen. Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde Wilhelm Tell als Nationalheld der Schweiz ausgerufen. Schon vor dem gleichnamigen Stück tauchte dieser heroische und selbstlose Protagonist in zahlreichen, literarischen Werken auf, wie zum Beispiel im weißen Buch von Sarnen aus dem Jahr 1472. Das zentrale Thema dieses großen Dramas ist die Freiheit. Wilhelm Tell wurde am Hoftheater zu Weimar im Jahr 1804 uraufgeführt und gilt bis zum heutigen Tag als eines der berühmtesten Stücke üb den Nationalhelden. Zahlreiche Schweizer Bürger sehen in diesem Drama ein Nationalepos.

    Auf den ersten Blick fällt die klassische fünftägige Aufteilung des Werkes auf. Alle handelnden Personen in diesem Drama bewegen sich in der Konstellation um die Nationalhelden Wilhelm Tell. In diesem Zusammenhang ist vor allen Dingen sein Antagonist Hermann Gessler, Ulrich von Rudenz und Werner Freiherr von Attinghausen zu nennen. Hinzu kommen Handwerker, Landleute und Bauern. Die gesamte Handlung legt den Fokus auf den entschlossenen und mutigen Widerstand gegen die herrschenden Unterdrücker. Dieser Widerstand wird zum einen ausgehend von einer einzelnen Person, aber auch von der ganzen Gesellschaft deutlich.

    Auführliche Zusammenfassung aller Aufzüge von Wilhelm Tell

    Erster Aufzug

    Schiller versetzt seine Leser zu Beginn dieses Dramas an den Schweizer Vierwaldstädter See. Hirte Kuoni, Jäger Werni und Fischer Ruodi stehen in der Runde und werden von Konrad gestört. Konrad flieht vor einem Heer brutaler, habsburgischer Soldaten, denn er soll angeblich den Burgvogt von Unterwalden auf dem Gewissen haben. Zum ersten Mal tritt Wilhelm Tell auf und versucht gemeinsam mit dem Jäger und dem Hirten, den Fischer Ruodi zu überreden, Konrad in Sicherheit zu bringen. Er hat die Möglichkeit, mit dem Boot auf den See hinauszufahren. Doch der Fischer weigert sich, diese Bitte auszuführen, seine Sorgen bewegen sich um ein aufkommendes Unwetter. Wilhelm Tell übernimmt die Aufgabe der Rettung und zieht sich die Ungunst der Soldaten zu, die Ihre Wut an den Bauernhöfen und den Herden der Bürger auslassen, und dabei keine Rücksicht auf Frauen und Kinder nehmen.

    Das Volk leidet unter grausamer Herrschaft

    Im Anschluss kommt es zu einem mehrfachen Wechsel der Schauplätze und zu vielen Parallelhandlungen. Dieser häufige Wechsel und die Situation zwischen Werner Stauffacher und seiner Frau Getrud stellen mehrere Beispiele für den Widerstand gegen die habsburgischen Unterdrücker. Dieser Widerstand zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten. So reden in Schwyz Herr Stauffacher und Herr Pfeifer über den vorherrschenden Krieg. Pfeifer entgegnet Stauffacher, dass ihr Land schon bald übernommen würde. Nach dem Gespräch setzt sich Stauffacher traurig auf eine Bank, seine Frau kommt hinzu und rät ihm zum Krieg gegen den Landvoigt, der schon vor einiger Zeit seinen Untergang angekündigt hatte.

    In der nächsten Szene geht es für den Leser in die Gemeinde Altdorf, die sich wiederum im Kanton Uri befindet. Auch hier leidet die gesamte Bevölkerung unter der grausamen Herrschaft und Unterdrückung der Habsburger. Der Tyrann und Reichsvogt Gessler setzt als Zeichen seiner Macht, seinen Hut auf eine Stange. Diesen sollen die Untertanen anbeten und ihm auf diese Weise huldigen. In der Zwischenzeit kommt es zu einem Bündnis zwischen Werner Stauffacher, Walther Fürst und Arnold von Melchtal – ein Sohn eines misshandelten Bauern. Diese drei möchten Ihre Kantone miteinander verbinden, um so mehr Einfluss und Macht im Widerstand ausüben zu können.

    Zweiter Aufzug

    In den folgenden Handlungen wird deutlich, auch der Adel ist sich nicht mehr einig und von Intrigen und Streit geplagt. Der aktuelle Schauplatz ist der Edelhof von Freiherr von Attinghausen. Ulrich von Rudenz ist ein Vertreter des Adels, der mit der Macht und der eisernen Hand und der weltfremden macht nicht sympathisiert. Freiherr von Attinghausen hingegen fürchtet um die Position der Familie, da Rudenz die Nachfolge und das Erbe der Familie nicht antreten möchte. Rudenz verlässt dennoch das Anwesen und lässt Attinghausen traurig und allein zurück.

    Die tyrannische Unterdrückung zieht mittlerweile Kämpfe und Versammlungen der Bauern und Landleute nach sich, die sich aus mehreren Regionen auf einer Bergwiese am Vierwaldstätter See versammeln. In diesem Zusammenhang gründen Walther, Werner und Arnold die erste Eidgenossenschaft, die als gegenwärtiger Vorsitzender der Schweiz anzuerkennen ist. Diese Eidgenossenschaft wurde unter dem historischen Rütlischwur gegründet und sollte die Habsburger Herrscher verjagen. Der Wortführer des Rütlischwurs ist Itel Reding. Vorab kamen Stauffacher und der Rest des Gefolges in einem Boot und unter einen Regenbogen über den See angefahren.

    Mit der Handhabung des Fürsten sind sie fortan nicht mehr einverstanden, auch wenn sie diesen einmal gewählt haben. Der eigentliche Eid wird im Anschluss ausgesprochen, bevor die Beteiligten die Szene in drei unterschiedlichen Richtungen verlassen.

    Dritter Aufzug

    Wilhelm Tell macht sich nun auch auf den Weg nach Altdorf und nimmt seinen Sohn Walther mit. Auch seine Frau kann sich diesem Vorhaben nicht erwehren und willigt ein. In der zweiten Szene treffen wiederum Rudenz und Berta aufeinander, sie gestehen ihre Liebe. Rudenz geht davon aus, die Schlacht gegen Österreich zu gewinnen, um wieder frei zu sein und gemeinsam mit Berta in einem Haus zu leben.

    Vierter Aufzug

    Vor Ort auf einer Wiese von Altdorf verweigert sich Wilhelm Tell der Ehrerbietung vor Gesslers Hut. Es kommt mit den Wachen zu einem Eklat, den auch Arnold von Melchetal und Werner Stauffacher nicht schlichten können. Nun kommt der Landvogt zur Situation und verlangt von Tell, dass er einen Apfel vom Kopf seines Sohns schießt. Tell gelingt unter dem Staunen aller Beobachter diese Herausforderung, dennoch lässt Gessler ihn in Haft nehmen. Dieser begründet seine Entscheidung mit einem geplanten Attentat vonseiten Tells, da dieser zwei Pfeile bereithielt. Gessler behauptet, mit dem einen Pfeil wollte er den Apfel vom Kopf seines Sohnes schießen und mit dem anderen Gessler ermorden.

    Der Landvogt beschließt, Wilhelm Tell nach Küssnacht zu bringen. Hier befindet sich ein Gefängnis am Nordufer des Vierwaldstädter Sees. Dort soll Tell eingesperrt werden. Doch ihm gelingt im Zuge der Überfahrt die Flucht. Während seiner Flucht erkundigt sich Tell nach dem Weg nach Küssnacht. Währenddessen kämpfen Werner sowie der Freiherr von Attinghausen mit ihrem Tod. Nach dem Tod des Freiherrn erscheint Ulrich von Rudenz. Er verbindet sich mit den Aufständischen. In der Zwischenzeit ist Wilhelm Tell in Küssnacht angekommen, er versteckt sich in den dunklen Gassen und plant nun endlich Gessler umzubringen. Nur ein präziser Schuss ist notwendig, um ihn vom Leben zu trennen. Darauf versammelt sich eine große Menschenmenge um den toten Landvogt und feiert das Ende der Tyrannei.

    Fünfter Aufzug

    Der Tod von Gessler bringt die gesamte Entwicklung ins Rollen und das eidgenössische Bündnis auf der Burg in Altdorf, um die gegenwärtigen Besetzer endgültig zu vertreiben. Alle Gefangenen werden befreit. Auch Berta von Bruneck kommt wieder frei, sie hat damals Ulrich zum Beitritt in das Bündnis verholfen. Gesslers Hut wiederum erhebt sich zum Symbol für den tapferen Widerstand und die Freiheit der Bevölkerung.

    Die Schlussszene vor Wilhelm Tells Haus

    Das Volk erreicht mittlerweile die Nachricht von der Ermordung des habsburgischen Königs Albrecht. Sein Neffe Johannes Parricida soll ihn aufgrund von Streitigkeiten ermordet haben und befindet sich derzeit auf der Flucht. Verkleidet als Mönch trifft er auf Wilhelm Tell. Dieser hat mittlerweile Streit mit seiner Frau, da er sein Kind in Gefahr gebracht hat. Johannes möchte sich mit ihm verbinden, doch dieses Bündnis lehnt Wilhelm Tell ab, da seine Ermordung des Tyrannen Gessler nichts mit seiner niederen Beweggründen zu tun hat. Daraufhin fliegt Johannes zum Papst und fordert seine Erlösung. Direkt vor dem Haus von Klientel kommt es dann zur Schlussszene. Hier wird nun die eigentliche Freiheit gefeiert. Der Nationalheld zeigt sich als einfacher Mann des Volkes und überlässt den anderen Helden des Widerstands die Bühne – ein wahrhaftiger Held, der nicht nach der Belobigung anderer sehnt, sondern seine Taten aus innerer Überzeugung begangen hat.

  • Emilia Galotti – Inhaltsangabe | Zusammenfassung – Gotthold Ephraim Lessing

    Kurze Inhaltsangabe zu Emilia Galotti

    Gotthold Ephraim Lessing schrieb Emilia Galotti als bürgerliches Trauerspiel. Dieses Stück in fünf Aufzügen wurde am 13. März 1772 im Opernhaus zu Braunschweig uraufgeführt. Der Anlass war der Geburtstag der Herzogin Philippine Charlotte. Im Grunde genommen hat Lessing in diesem Stück die Legenden der Römerin Verginia verarbeitet, wobei er die zentrale Thematik entscheidend abgeändert hat. Der Epoche nach ist Emilia Galotti der Aufklärung zuzuordnen. Das eigentliche Vorhaben, dieses Stück vollkommen vom Staatsinteresse isolieren zu wollen und den eigentlichen Fokus auf die Liebe zu legen, ist Lessing nicht gelungen, denn Emilia Galotti gilt bis zum heutigen Tage als politisches Drama. Im Zuge der Handlung werden der drastische Konflikt und das ungleiche Verhältnis zwischen dem herrschaftlichen Adel und dem aufgeklärten Bürgertum deutlich. Die Hauptperson dieses Stückes ist der Prinz Hettore Gonzago, sein Diener Marinelli, die bürgerliche Emilia Galotti, deren Mutter und Vater Odoardo. Eine neu entflammte Liebe und eine Intrige Marinellis sollen Emilia in die Hände des Prinzen treiben. Marinellis Intrige kostet Emilias Zukünftigem und schlussendlich auch ihr das Leben. Emilias Mut, ihre Reinheit und Entschlossenheit führen Sie in den Tod.

    Ausführliche Zusammenfassung zu Emilia Galotti

    Hettore Gonzago verliebt sich unsterblich in die bürgerliche Emilia Galotti

    Hettore Gonzago ist der amtierende Prinz von Guastalla. Er entdeckte in der Gesellschaft des Obersten Odoardo Galotti dessen liebreizende junge Tochter – Emilia Galotti – und verliebt sich unsterblich in sie. Der Prinz sitzt eigentlich vertieft an seinem Arbeitstisch über eine Klage des Volkes und den Mitschriften, die an ihn herangetragen werden. Es ist der Maler Conti, der zwei Gemälde zu ihm bringt. Eines der Gemälde zeigt seine derzeitige Geliebte – Gräfin Orsina – auf dem anderen Gemälde ist die junge bürgerliche Emilia Galotti abgebildet. In diesem direkten Vergleich erkennt er, dass er für die Gräfin keine Gefühle mehr hegt.

    Die Intrige des Kammerherrn Marinelli

    In ihm entspringt daraufhin eine heftige Leidenschaft für Emilia, diese lässt ihn selbst die elementaren Staatsgeschäfte an die Seite legen. Er kauft dem Maler das Bild ab und möchte jeden Preis der Welt zahlen, um das Mädchen fortan in seinen Besitz zu übernehmen.

    In seinem Liebeswahn vertraut sich der Prinz dem Kammerherrn Marinelli an. Dieser findige und geschmeidige Charakter beschließt, Emilia für den Prinzen zu gewinnen. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die unbändige Macht des Prinzen und schlägt ihm vor, diese einzusetzen. Doch hat er nicht mit dem tugendhaften Charakter dieser jungen Dame gerechnet, denn sie ist bereits mit dem Grafen Appiani verlobt. Die Hochzeit zwischen den beiden soll noch am selben Tag auf dem Landgut Sabionetta stattfinden. Ihr Vater steht mit dem Prinzen auf keinem guten Fuß und genießt auch das Leben auf dieser luxuriösen Residenz nicht. Er setzt es nicht darauf an, Hettore Gonzago zu treffen.

    Der Mord am Grafen Appiani

    Marinelli heckt einen findigen Plan aus. Er überträgt auf den Grafen Appiani eine Gesandtschaft und erhofft sich davon, die Hochzeit aufschieben zu können. Doch der Graf lehnt ab. So bleibt ihm nichts weiter übrig, als den Grafen ermorden zu lassen, doch soll alles nach einem Überfall aussehen. Marinelli ist fortan mit den Vorkehrungen für diesen beauftragten Mord beschäftigt. Den Prinzen weiht er nicht vollständig in seine Pläne ein und schickt ihn in das Lustschloss Dosalo. Es ist nun an dem Banditen Angelo, den Wagen, in dem sich der Graf, Emilia und ihre Mutter befinden, zu überfallen. Dabei fallen Schüsse und Appiani komm zu Tode. Daraufhin bringen die Diener des Prinzen die schockierten Frauen nach Dosalo, wo sich auch der Prinz befindet. Bis zum jetzigen Zeitpunkt dürfte der Leser denken, dass der Plan des Kammerherrn gelungen ist. Doch hat der Graf im Sterben liegend Emilias Mutter Claudia seinen Namen zugeflüstert, so keimt ein erster Verdachtsmoment. Der Prinz sucht gegen die Verabredung Emilia in der Messe auf und flüsterte ihr seine Liebesworte – Dies verstärkt die Zweifel an dem Überfall und erhärtet den Verdacht der Intrige.

    Das Treffen zwischen dem Prinzen und Emilia

    Kurz nach dem Treffen auf den Prinzen berichtet Emilia ihrer Mutter von der Begegnung. Beide realisieren, dass sie sich gerade auf dem Lustschloss des Prinzen befinden und erkennen im gleichen Zug die Verschwörung. In der Zwischenzeit ist der Überfall auch bis zu Odoardo durchgedrungen, der macht sich sogleich auf den Weg zu seiner Frau und seiner Tochter. Auf seinem Weg trifft er auf die Gräfin Orsina. Es handelt sich dabei um eine ehemalige Geliebte des Prinzen, die ebenfalls von den liebestollen Worten und der Neigung des Prinzen erfahren und sich daraufhin auf den Weg zum Lustschloss gemacht hat. Der Prinz hat sie jedoch nicht hereingelassen.

    Die Rachepläne des Vaters Odoardo

    Daraufhin erzählt Orsina dem Vater die gesamte Kette der Ereignisse und die Verschwörung. Im Vater kocht das Rachegefühl hoch und er beschließt mit sich, den Prinzen zu töten. Vor Ort kann er sich noch zum Schutz seiner Tochter beherrschen. Marinelli erkennt, dass sich die Schlinge immer weiter zuzieht und spielt sich als neuer Rächer des ermordeten Grafen Appiani auf. Er gibt vor, dass er nun auf die Suche nach dem eigentlichen Mörder, einem Nebenbuhler des Grafen, gehen möchte. Doch müsse er Emilia zu deren Schutz in Verwahrung nehmen. Odoardo bleibt nichts anderes übrig, als sich seinem Willen zu beugen. Er möchte seine Tochter in ein Kloster bringen.

    Marinellis Rachepläne schlagen um

    Marinelli beschließt, Emilia in das Haus des Kanzlers Grimaldi zu bringen. Er ist sich an dieser Stelle noch sicher, dass sie an diesem Ort zu jedem beliebigen Zeitpunkt den Prinzen sehen und sprechen kann. Emilia bittet ihren Vater, nicht in das Haus des Kanzlers gebracht zu werden. Sie möchte lieber sterben, als stetig einer potenziellen Verführung zu widerstehen. Marinelli möchte die gesamte Sache dem Gericht übergeben: Emilia soll zum Überfall in der Stadt aussagen und ihren Vater daraufhin verlassen. Odoardo bittet um ein letztes Treffen. Im Zuge dieses Treffens erzählt Odoardo Emilia alle Details, die sich daraufhin verzweifelt selbst richten möchte. Ihr Vater kann sie im letzten Moment daran hindern.

    Emilia Galottis Tod durch ihres Vaters Hand

    Daraufhin kommt es zum Eklat, der Vater greift sich einen Dolch und tötet seine Tochter. Emilia neigt sich dankbar in seine Hand und tröstet ihn im Sterben liegend. Sie flüsterte ihm zu: „Eine Rose gebrochen, der Sturm sehend blättert.“ Mit diesem bedeutungsschwangeren Satz verweist sie auf das gewünschte frühe Ende im Angesicht einer drohenden persönlichen Schande. Odoardo gibt dem Diener und dem Prinzen die alleinige Schuld am Tod der Tochter.

    Die Ausflüchte und Schuldzuweisungen des Prinzen

    Der Prinz realisiert nun voller Schrecken den eigentlichen Fortgang dieser Intrige. Doch ist selbst zu feige, zur eigenen Schuld zu stehen. So überträgt er die gesamte Verantwortung seinem Kammerherrn. Für sich selbst hat er tröstende Worte übrig und weist darauf hin, dass Prinzen eigentlich auch nur Menschen sind. Auch wenn in diesem Stück vor allen Dingen die Liebe den Fokus der Thematik trägt, verweist Lessing unmittelbar auf die Aufklärung und das Pflichtbewusstsein des Bürgertums, das zu den Entwicklungen der Taten steht, Verantwortung übernimmt und in der Lage ist, diese auszuführen.

    Aufklärung: der Kontrast zwischen dem Adel und dem Bürgertum

    Der barbarische und intrigante Adel setzt seine Macht ein und wendet sich im Ernstfall in Widersprüchen und Ausflüchten. Als wichtigster Vertreter in der deutschen Aufklärung setzt sich Lessing mit diesem Stück ein Zeichen, auch wenn er nie eine Aufführung selbst miterlebt hat. Er hat am eigenen Leibe die Kleinstaaterei in Deutschland erfahren und in diesem Zusammenhang den Absolutismus als Herrschaftsform vom Grunde her verurteilt. Ihm ist es mit Emilia Galotti gelungen, ein politisches Drama zu kreieren und diesem im gleichen Zuge soziale Züge zu verleihen.

  • Das Parfum – Inhaltsangabe/Zusammenfassung – Patrick Süßkind

    Kurze Inhaltsangabe zu Das Parfum von Patrick Süßkind

    Dieser Roman ist auf den Schriftsteller Patrick Süßkind und das Jahr 1985 zurückzuführen. Im Zuge dieses Romans schreibt Süßkind über die außergewöhnliche Begabung eines sonderbaren Parfümeurs namens Jean-Baptiste Grenouille, der mit einem außerordentlich sensiblen Geruchssinn ausgestattet ist und auf diese Weise die Welt mit der Nase und über künstliche und natürliche Gerüche erkundet. Im Zuge der Handlung erfahren Sie mehr über die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen sowie über die Herstellung von Parfum auf eine unkonventionelle Art und Weise. Dieses Werk wurde in insgesamt 48 Sprachen übersetzt und verkaufte sich bisher über 20 Millionen Mal. Nicht nur seine überaus erfolgreichen Verkaufszahlen machen das Parfum zu einem der erfolgreichsten, deutschsprachigen Romane des 20. Jahrhunderts. Der Titel hielt sich ganze neun Jahre in der Spiegel Bestsellerliste.

    Ausführliche Zusammenfassung zu Das Parfum

    Jean-Baptiste Grenouille: seine Geburt und seine Kindheit

    Die Hauptfigur dieses Romans ist der Waise Jean-Baptiste Grenouille, der zu Beginn auf einem übel stinkenden Fischmarkt unter einem Verkaufsstand zur Welt kommt und von seiner Mutter direkt auf den Müll geschmissen wird. Schon zu Beginn seines Lebens hat Grenouille ein Leben auf dem Gewissen, da seine Mutter für dieses Vergehen den Tod fand. Grenouille – der im Deutschen mit dem Frosch zu übersetzen ist – wuchs in einem Waisenhaus auf und erlitt an diesem Ort zahlreiche Demütigungen und Qualen. Doch eines war von Beginn an ungebrochen, seine Überlebenswille und Drang, auch in den schwierigsten Situationen mit dem Leben davonzukommen. Seine Vision stand schnell fest, er möchte das erfolgreichste Parfum aller Zeiten herstellen.

    Grenouilles Jugend bei Gerber Grimal

    Seine Vision macht ihn wenig später zum Mörder. Mithilfe des Parfüms erhält Grenouille unbändige Macht über die gesamte Menschheit. Kurz nach seinem Aufenthalt im Kinderhaus und dem Verkauf an den unerbittlichen Gerber Grimal erkrankt Grenouille an dem tödlich verlaufenden Milzbrand. Doch wider Erwarten überlebt er diese Krankheit und steigt auf diese Weise auch in seinem persönlichen Wert. Er erarbeitet sich daraufhin kleinere Freiräume und begleitet seinen Chef mit in die Großstadt Paris. Dort begeistern Grenouille die unterschiedlichen Gerüche. So geht er auf Streifzug, angezogen von einem atemberaubenden Duft. Er folgte diesem Duft bis in eine dunkle Gasse und entdeckt ein rothaariges Mädchen, das damit beschäftigt ist, Mirabellen zu putzen. Grenouille wiederum ist nur von ihrem Geruch eingenommen und nähert sich dem unschuldigen Mädchen von hinten. Das Mädchen erschrickt daraufhin und Grenouille erstickt sie. Er schreckt nicht zurück, sondern saugt gierig ihren Duft in sich auf. Da keimt eine verhängnisvolle Vision in ihm: Der größte Parfümeur aller Zeiten zu werden. Dieser Wunsch lässt ihn von diesem Moment an nicht mehr los.

    Lehrjahre beim erfahrenen Parfümeur Baldini

    Kurze Zeit später übergibt Grenouille dem Parfümeur Baldini eine Lieferung Lederhäute und sieht in dieser Begegnung seine Chance. Er überzeugt Baldini von seinem Können, kreiert jedes bekannte Parfum im Handumdrehen, nennt alle Bestandteile und geht bei ihm in die Lehre. Seinem ehemaligen Chef ergeht es weniger gut, denn dieser wird kurz darauf überfallen und in der Seine versenkt. Er fordert von seinem Lehrmeister, dass er ihm beibringt, wie man Düfte konserviert. Baldini stellt Grenouille ein und profitiert fortan von seinem Geruchssinn. Sein unerschöpflicher Tatendrang macht Baldidnis Laden schnell zur ersten Adresse in ganz Europa.

    Der junge Parfümeur kreiert die besten Düfte und Kombinationen. Doch im Hintergrund, ganz still und heimlich arbeitet er daran, anorganische Verbindungen, wie zum Beispiel Eisen und Glas Gerüchen zu entlocken. Es folgen zahlreiche ungewöhnliche Begegnungen, wie zum Beispiel der Versuch, Baldinis Katze ihre ureigenen Gerüche zu entlocken. Diese bezahlt den Versuch mit ihrem Leben. An dieser Stelle wird deutlich, dass Grenouille keinerlei Skrupel besitzt, in seinem Vorhaben den perfekten Duft zu kreieren. Nachdem er eine gefährliche Pockenerkrankung überlebt erhält er alsbald im Frühjahr 1756 seinen langersehnten Gesellenbrief. Grenouille bricht daraufhin in Richtung Süden auf. Noch in derselben Nacht fällt die Brücke genau auf das Haus Baldinis ohne eine erkennbare Ursache. Der Parfümeur und seine Frau werden im Schlaf überrascht und sind sofort tot.

    Die Jahre der Wanderung und bewegender Erkenntnisse

    Im Zuge seiner Wanderungen durch Frankreich entdeckt Grenouille eine neue Leidenschaft: Er möchte fortan Luft atmen, die frei von menschlichen Gerüchen ist. Er findet diese interessanten Gerüche auf einem Vulkanberg, in tiefen Höhlen, Schluchten und in der freien Natur. Auch wenn er äußerlich zu vegetieren scheint, blühen in ihm zahlreiche Düfte auf. Nach sieben Jahren der Wanderung kommt es zu einer erschütternden Wende. Er entdeckt im Traum, dass er selbst gar keinen Geruch oder Duft hat. Die Leser wissen dies schon seit seiner spektakulären Geburt. Mit dieser Erkenntnis und Erschütterung beschließt Grenouille, zurück in die Zivilisation zu kehren. Er geht zum Marquis de la Taillade-Espinasse und erklärt ihm, er wäre über sieben Jahre hinweg von Räubern gefangen gehalten worden. Mithilfe eines Vitalluftventilationsapparats möchte der augenscheinliche Wissenschaftler Grenouille kurieren. Doch er selbst weiß, was es braucht, um sein Äußeres für die Gesellschaft wiederherzustellen. Ein zweites Parfüm, das wie gewöhnliche Menschen duftet; in diesem Zusammenhang erkennt er die Manipulation der Gesellschaft. Grenouille möchte fortan die Macht über die Menschheit erlangen und das nur über einen einzigen Duft.

    Grenouilles Meisterjahre in Grasse

    Angekommen in Grasse macht Grenouille eine folgenreiche Entdeckung: der betörende Duft eines Mädchen, das dem Mädchen im damaligen Paris zum Verwechseln ähnlich sieht. Er erhält eine Anstellung im Atelier der verwitweten Madame Arnulfi und geht dem ersten Gesellen – Dominque Druot – zur Hand. Im Zuge der Arbeit äußert Grenouille immer wieder kleinere Verbesserungsmöglichkeiten. Dies führt dazu, dass Dominique ihm die Arbeit überlässt, was wiederum Grenouille mehr Freiheit überlässt. Er ist in der Lage, sein eigenes Meisterwerk zu vollenden. Er besitzt von nun an die Fähigkeit, die Düfte seiner Opfer verlustfrei einzufangen. Das einzigartige Parfum setzt sich aus einem Duftdiadem aus 24 Einzeldüften unschuldiger Mädchen zusammen. Grenouille wird zum Serienmörder.

    Vollendung: Grenouilles letztes Opfer Laure

    Der Vater seines letzten Opfers Laure soll ihm wenig später auf die Schliche kommen. Grenouille ist zum Schrecken der Bürger in ganz Frankreich geworden. Laures Vater möchte diesem Spuk ein Ende setzen, indem er seine Tochter auf eine einsame Insel verbringt und sie heimlich verheiratet. Doch hat er nicht mit der feinen Nase von Grenouille gerechnet, denn er spürt die beiden in einer abgelegenen Gaststube auf. Grenouille trifft auf Laure im Schlaf und die Handlung nimmt ihren Lauf. Doch hat er mit der Zeit Spuren hinterlassen, sodass die Polizisten diese bis zu seinem Haus zurückverfolgen können.

    Der Eklat auf seiner geplanten Hinrichtung

    Im Zuge der Vernehmung antwortet Grenouille immer wieder, er habe dieses Mädchen doch gebraucht. Er wird am 15. April 1766 zum Tod am Strang verurteilt. Doch seine Hinrichtung nimmt eine ungewohnte Wendung. Urplötzlich ist die Masse nicht mehr der Meinung, dass es sich bei Grenouille um einen Serienmörder handelt, da dieser sein sagenumwobenes Parfum einsetzt und es nun seine volle Wirkung entfaltet. Für diese Wendung ist einzig und allein die Wirkung seines Parfüms und seiner betörenden Extrakte verantwortlich. Es setzt eine wilde Orgie ein, über die sich Grenouille mit Hass und Ekel erhebt. Selbst der Vater des toten Mädchens Laure ist geblendet und möchte nun Grenouille sogar adoptieren. Dieser willigt zum Vorschein ein, macht sich jedoch kurz darauf aus dem Staub. Dominique Druot wird nun für den Mord verantwortlich gemacht. Unter Folter zwingt man ihm ein Eingeständnis ab.

    Ernüchtert und enttäuscht: Grenouille kehrt seinem Leben den Rücken

    Völlig desillusioniert und ernüchtert kehrt Grenouille an den Anfang seiner Lebensgeschichte nach Paris zurück und kommt dort am 25. Juni 1767 an. Vor den Augen aller Ausgestoßenen von Paris übergießt sich Grenouille mit dem Parfüm – die Ausgestoßenen begehren ihn mit kannibalischer Gier und zerreißen ihn innerhalb kürzester Zeit. Dieser Abschluss des Romans lässt sich als Schluss der Rahmenhandlung und Rückkehr zum Anfang verstehen.

  • Kleider machen Leute – Inhaltsangabe – Gottfried Keller

    Kurze Inhaltsangabe zu Kleider machen Leute

    Gottfried Kellers 1874 erschienene Novelle „Kleider machen Leute“ handelt von dem Schneider Wenzel Strapinski, der aufgrund seiner vornehmen Kleidung und durch die Verkettung unglücklicher Umstände für einen reichen polnischen Grafen gehalten wird und nicht den Mut aufbringt, dass Missverständnis aufzuklären. Sich zunächst in seiner Rolle unwohl fühlend, findet er bald Gefallen an seinem neuen Leben. Als er sich in die Amtstochter Nettchen verliebt und diese seine Liebe erwidert, beschließt er, die Rolle des Grafen weiter zu spielen. Das Paar beschließt bald, zu heiraten. Während der Verlobungsfeier wird Strapinski von seinem alten Chef aus seiner Heimatstadt Seldwyla erkannt und sein Schauspiel somit aufgedeckt. Strapinski versucht daraufhin zu fliehen. Nettchen folgt ihm, stellt ihn zur Rede und verzeiht ihm schließlich, da sie von der Aufrichtigkeit seiner Liebe überzeugt ist.

    „Kleider machen Leute“ zählt zu Kellers bedeutendsten Erzählungen und ist ein Paradestück aus der Epoche des poetischen Realismus‘.

    Zusammenfassung aller Kapitel von Kleider machen Leute

    Der arme Schneider Wenzel Strapinski wandert an einem kalten Tag im November von seiner Heimatstadt Seldwyla aus auf der Landstraße Richtung Goldach, weil er aufgrund des Verlusts seiner Arbeit zum Auswandern gezwungen ist. Da er Wert auf gute Kleidung legt, ist er für die Verhältnisse eines Schneiders recht vornehm gekleidet, was ihm ein „edles und romantisches Aussehen“ verleiht. Auf seinem Weg begegnet ihm ein Kutscher, der dem „bekümmert und geschwächt“ aussehenden Schneider anbietet, ihn nach Goldach mitzunehmen, was Strapinski gerne annimmt.

    In Goldach angekommen hält der Kutscher vor einem Gasthof und der aussteigende Strapinski wird von den Bediensteten aufgrund seiner äußeren Erscheinung für einen „Prinz[en] oder Grafensohn“ gehalten. Unfähig, den Irrtum sogleich aufzuklären, lässt Strapinski sich in den Speisesaal führen und wird sofort ausgiebig bewirtet. Seine Zurückhaltung und schüchterne Art wird von den Bediensteten des Gasthauses fälschlicherweise als Zeichen seiner edlen Herkunft gedeutet: „Und der junge Mann mag kaum den Mund öffnen vor Vornehmheit […]. Das ist ein Herr von großem Hause, darauf wollt‘ ich schwören, wenn es nicht verboten wäre! Und wie schön und traurig er ist!“

    Strapinski fühlt sich in der ihm aufgezwungenen Rolle unwohl, beschließt jedoch irgendwann, aus der Situation, in die er unverschuldet hineingeraten ist, das Beste zu machen und betritt „hiermit den abschüssigen Weg des Bösen“. Er redet sich ein, es sei dumm von ihm, die Gelegenheit nicht zu nutzen: „Was ich einmal im Leibe habe, kann mir kein König wieder rauben!“

    Durch einen Scherz des Kutschers, der sich über Strapinskis Fortgehen ohne ihm für die Mitnahme seinen Dank auszusprechen ärgert, wird er fortan für einen Grafen gehalten. Eine gemütliche Runde, unter ihr der Sohn des Hauses, gesellen sich zu Strapinski, bieten ihm Zigarren an, trinken und spielen Karte. Bald verlegen sie den Ort ihrer Zusammenkunft auf das Gut des Amtsrats. Niemand hegt einen Zweifel daran, in Strapinski einen echten Grafen vor sich zu haben – den Buchhalter Melcher Böhni ausgenommen, der Strapinskis vom Schneiderhandwerk zerstochene Finger erkennt, seine Beobachtung jedoch für sich behält.

    Nach einigen Spielen, bei denen Strapinski mehr Geld gewinnt „als er jemals in seinem Leben besessen“ hatte, gibt er vor, einen Spaziergang unternehmen zu wollen, während dem er sich unbemerkt davon zu stehlen gedenkt. Melcher Böhni, der Strapinski „fortwährend scharf betrachtete, war jetzt fast im Klaren über ihn und dachte: den Teufel fährt der in einem vierspännigen Wagen.“

    Gerade, als Strapinski sich davonschleichen möchte, wird er vom Amtsrat in Begleitung dessen Tochter Nettchen überrascht. Strapinski ist von Nettchens Wesen und ihrer Erscheinung beeindruckt, anders herum verhält es sich ebenso. Er beschließt, die Rolle des Grafen Strapinski noch etwas weiter zu spielen und beginnt nun bewusst, sich edel und vornehm zu zeigen. Mit der Zeit fühlt er sich, als sei er in „eine Art moralisches Utopien hineingeraten“ und der Wunsch, der neuen Situation zu entfliehen, kommt immer seltener auf, obwohl er von schlaflosen Nächten geplagt wird. Doch „es ist mit Tadel hervorzuheben, dass er ebenso viel Furcht vor der Schande, als armer Schneider entdeckt zu werden und dazustehen, als das ehrliche Gewissen war, was ihm den Schlaf raubte.“

    Strapinski wird bald klar, dass er nur Nettchens wegen noch in Goldach weilt und als die beiden von ihrer gegenseitigen Zuneigung erfahren, fallen sie sich um den Hals und beschließen zu heiraten. Zufällig unternehmen die Seldwyler am Tag der Verlobung ebenso wie die Goldacher eine kostümierte Schlittenfahrt mit demselben Gasthaus als Ziel. Der Seldwyler Schlittenzug stellt „Schneidersleute von allen Nationen und aus allen Zeitaltern“ dar. Wie zur Bloßstellung Strapinskis führen die einzelnen Gruppen im Gasthaus in „Gebärdenspiel den Satz Leute machen Kleider und dessen Umkehrung durch, indem sie erst mit Emsigkeit irgendein stattliches Kleidungsstück […] anzufertigen schien[en] und sodann eine dürftige Person damit bekleidete[n], welche, urplötzlich umgewandelt, sich in höchstem Ansehen aufrichtete […].“

    Kurz darauf wird Strapinski von seinem ehemaligen Arbeitgeber, der auf dem Fest anwesend ist, erkannt und seine falsche Identität öffentlich. Der von peinlichen Empfindungen eingenommene Strapinski „stand […] langsam auf und ging mit schweren Schritten hinweg, die Augen auf den Boden gerichtet, während große Tränen aus denselben fielen.“ In Gedanken an die Schmach und an Nettchen wandert er eine Straße entlang und bedauert die unglückliche Wendung der Ereignisse: „Das erste deutliche Gefühl, dessen er inne wurde, war dasjenige einer ungeheuren Schande, gleich wie wenn er ein wirklicher Mann von Rang und Ansehen gewesen und nun infam geworden wäre durch Hereinbrechen irgendeines verhängnisvollen Unglückes.“ Als seine Gedanken erneut bei Nettchen hängen bleiben, beginnt er bitterlich zu weinen und streckt seine Arme in Verzweiflung gen Himmel. Fast wird er von den nach Hause zurückkehrenden Seldwylern überrascht, kann sich jedoch noch rechtzeitig mit einem beherzten Sprung ins Gebüsch retten und verstecken. Als die Kälte zu stark und er selbst zu schwach wird, schläft er einfach „auf dem knisternden Schnee“ ein.

    Nettchen hat die Feier inzwischen verlassen, um Strapinski nachzueilen. Auf einer Kutsche fährt sie die Straße entlang und findet Strapinski bald im Schnee liegen: „Ja, er war es […]. […] alles sagte noch in Erstarrung, am Rande des Untergangs, im Verlorensein: Kleider machen Leute!“ Nettchen hilft Strapinski auf die Kutsche und fährt zu einer ihr bekannten Bäuerin, in deren Haus sie Strapinski dann zur Rede stellt. Dieser berichtet ihr aufrichtig, wie er in die Situation gekommen ist und warum er es nicht geschafft hat, sich aus ihr zu lösen. Schließlich gesteht er Nettchen abermals seine Liebe und auch diese kann nicht anders, als ihm zu verzeihen: „Ich will dich nicht verlassen! Du bist mein, und ich will mit dir gehen trotz aller Welt!“ Kurz darauf spricht Nettchen mit ihrem Vater, teilt ihm ihre Entscheidung mit und verlangt von ihm das Erbe ihrer verstorbenen Mutter, um mit Strapinski ein neues Leben beginnen zu können.

    Das Paar beschließt, nach Seldwyla zu ziehen und dort ein Geschäft zu gründen. Der anfängliche Groll der Seldwyler legt sich bald und „sie beschlossen, die Liebenden zu schützen mit Gut und Blut und in ihrer Stadt Recht und Freiheit der Person zu wahren.“ Strapinski und Nettchen führen die folgenden Jahre ein erfolgreiches Geschäft in Seldwyla und werden wohlhabende Leute. Das Paar bekommt gemeinsam fast ein Dutzend Kinder. Nach einigen Jahren übersiedelt die Familie nach Goldach. „Aber in Seldwyla ließ er [Strapinski] nicht einen Stüber zurück, sei es aus Undank oder aus Rache.“

  • Bahnwärter Thiel – Inhaltsangabe – Gerhart Hauptmann

    Kurze Inhaltsangabe zu Bahnwärter Thiel

    Gerhart Hauptmanns 1887 entstandene Erzählung "Bahnwärter Thiel" handelt von eben diesem, der nach dem Tod seiner Frau Minna eine aus der Not geborene Ehe mit der Kuhmagd Lene eingeht. Diese bringt einen Sohn zur Welt und misshandelt Thiels Sohn Tobias aus erster Ehe sowohl physisch als auch psychisch. Thiel weiß der herrschsüchtigen Lene nichts entgegenzusetzen. Als sein Sohn Tobias von einem Zug erfasst wird und stirbt, während Lene auf ihn hätte aufpassen sollen, ermordet Thiel Lene und ihren gemeinsamen Sohn und wird daraufhin in eine Irrenanstalt eingewiesen.

    Hauptmanns novellistische Studie zählt zu den bedeutendsten Werken des Naturalismus und behandelt in einer linear verlaufenden und in sich geschlossener Handlung die sozialen Probleme der Arbeiter zur Zeit der Industrialisierung und die Determiniertheit ihrer Lebensverhältnisse.

    Zusammenfassung der einzelnen Kapitel von Bahnwärter Thiel

    Kapitel 1

    Der streng gläubige Bahnwärter Thiel heiratet ein Jahr nach dem Tod seiner geliebten Frau Minna aus der Not heraus die Kuhmagd Lene, um seinen Sohn Tobias aus der Ehe mit Minna während seiner Arbeitszeit versorgt zu wissen. Während seiner Arbeitszeit im Wärterhäuschen an den Bahngleisen gedenkt er ausgiebig seiner verstorbenen Frau Minna, die er von Herzen liebte und deren Verlust er nicht verschmerzen kann: "Eine verblichene Photographie der Verstorbenen vor sich auf dem Tisch, Gesangbuch und Bibel aufgeschlagen, las und sang er abwechselnd die lange Nacht hindurch […] und geriet hierbei in eine Ekstase, die sich zu Gesichten steigerte, in denen er die Tote leibhaftig vor sich sah."

    Lene, die "eine harte, herrschsüchtige Gemütsart, Zanksucht und brutale Leidenschaftlichkeit" in ihrer Person vereint, unterdrückt den Bahnwärter Thiel, der sich nicht zu wehren weiß, und behandelt Thiels Sohn Tobias, einen schwachen und kränklich aussehenden Jungen, denkbar schlecht. Als Lene selbst einen Sohn zur Welt bringt, hat sie für Tobias nichts als Abneigung übrig und benutzt ihn als Helfer bei der Versorgung ihres eigenen Kindes. Gut gemeinte Mitteilungen besorgter Nachbarn, dass Lene Tobias körperlich misshandle, stoßen bei Thiel auf taube Ohren, obwohl er seinem Sohn große Zuneigung entgegenbringt, wie auch Tobias‘ Liebe gänzlich auf den Vater gerichtet ist.

    Kapitel 2

    Lene echauffiert sich darüber, noch keinen Ersatz für den "vor Wochen gekündigt[en]“ Kartoffelacker gefunden zu haben, der die Familie ernährt. Sie gibt Thiel für diesen Umstand die alleinige Schuld, obwohl die Pflege des Ackers bzw. die Suche nach einem neuen Acker in ihr Aufgabengebiet fällt. Thiel verbringt seine freie Zeit mit seinem Sohn Tobias, spielt mit ihm und anderen Kindern aus dem Dorf und hegt tief in sich den Wunsch, „aus Tobias [möge] mit Gottes Hilfe etwas Außergewöhnliches werden". Als er ihn weckt, entdeckt er auf Tobias‘ geschwollener Wange Fingerabdrücke, die von der Misshandlung durch Lene her rühren. Thiel schmerzt die Vorstellung, dass seinem Sohn Leid zugefügt wird, er stellt Lene, die mittlerweile einen neuen Acker in der Nähe von Thiels Bahnhäuschen ausgemacht hat, jedoch nicht zur Rede.

    Auf dem Weg zu seinem Dienst bemerkt Thiel, dass er sein Butterbrot zuhause vergessen hat und kehrt um, um es zu holen. Schon aus der Ferne hört er seine Frau Lene mit seinem Sohn Tobias herumschreien. Als er sich weiter nähert, hört er deutlich, dass Lene Tobias nicht nur beschimpft, sondern auch schlägt: "Einige Augenblicke blieb es still; dann hörte man ein Geräusch, wie wenn Kleidungsstücke ausgeklopft würden; unmittelbar darauf entlud sich ein neuer Hagel von Schimpfworten […]. >>Halts Maul!<< schrie es, als ein leises Wimmern hörbar wurde [...]." Thiel betritt den Raum, woraufhin die ertappte Lene kurz die Fassung verliert, sich jedoch gleich wieder besinnt und Thiel vorwirft, er komme nur so früh heim, um sie zu kontrollieren. "Eine Kraft schien von dem Weibe auszugehen, unbezwingbar, unentrinnbar, der Thiel sich nicht gewachsen fühlte." Statt seinem Sohn zu helfen, der weinend auf dem Boden sitzt, nimmt Thiel sein Brot und geht ohne ein Wort hinaus.

    Kapitel 3

    Thiel verbringt eine unruhige Nacht in seinem Wärterhäuschen. Von Schuldgefühlen seinem Sohn gegenüber geplagt verrichtet er seine Arbeit nahezu mechanisch: "Die Leidensgeschichte seines Ältesten, welche die Eindrücke der letzten Stunden nur noch hatten besiegeln können, trat deutlich vor seine Seele. Mitleid und Reue ergriff ihn sowie auch eine tiefe Scham darüber, dass er diese ganze Zeit in schmachvoller Duldung hingelebt hatte, ohne sich des lieben, hilflosen Geschöpfes anzunehmen, ja auch ohne nur die Kraft zu finden, sich einzugestehen, wie sehr dieses litt." Im Schlaf träumt Thiel von seiner verstorbenen Frau Minna, wie sie etwas "in Tücher gewickeltes, etwas Schlaffes, Blutiges, Bleiches" an den Bahngleisen entlang mit sich trägt.

    Wieder zuhause angekommen eröffnet ihm Lene, ihn am folgenden Tag mit den Kindern begleiten zu wollen, um den neuen Acker zu bestellen. Thiel, dessen Wärterhäuschen für ihn dem Gedenken seiner toten Minna gilt, ist wenig begeistert. Als er jedoch sieht, wie sehr sich der kleine Tobias auf den Ausflug freut, ändert sich seine Stimmung hin zum Positiven.

    Am folgenden Tag bricht die Familie gemeinsam gen Thiels Wärterhäuschen auf. Thiel unternimmt gemeinsam mit Tobias einen Spaziergang entlang der Bahnschienen, während Lene den Acker umgräbt. Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Wärterhäuschen muss Tobias bei Lene bleiben, um auf seinen kleinen Bruder aufzupassen, während Lene weiterhin auf dem Acker arbeitet. Thiel ruft ihr nach, sie solle achtgeben, dass Tobias den Gleisen fern bleibt. "Ein Achselzucken Lenens war die Antwort."

    Als Thiel an seinem Posten steht, um einen Zug hindurch zu lassen, bremst dieser plötzlich. Thiel erkennt, dass "eine dunkle Masse […] unter den Zug geraten“ war. Seine schlimmste Befürchtung, es könne sich um Tobias handeln, wird bald darauf bestätigt. Wie von Sinnen klammert sich Thiel an seinen noch lebenden Sohn, bevor er ihn auf die Bahre legt, während Lene in einem fort wimmert und ihre Unschuld an dem Unglück beteuert. Tobias wird von Lene und einem Mann zur ärztlichen Versorgung gebracht und Thiel verrichtet zunächst weiter seinen Dienst, fällt jedoch bald in Gedanken an Tobias in Ohnmacht. Wieder erwacht fleht er seine tote Frau Minna an, ihm Tobias zurückzugeben und verspricht ihr, Lene anzutun, was diese Tobias angetan hat: „[…] und da will ich sie [Lene] auch schlagen – braun und blau – auch schlagen – und da will ich mit dem Beil – siehst du? – Küchenbeil – mit dem Küchenbeil will ich sie schlagen und da wird sie verrecken.“ Weil er es nicht ertragen kann, in Ungewissheit über das Leben seines Sohnes zu sein und sein gemeinsamer Sohn mit Lene, der er die Schuld an Tobias Unfall gibt, am Leben ist, beginnt er im Wahn, seinen kleinen Sohn im Kinderwagen zu würgen, kommt jedoch noch rechtzeitig zu sich und freut sich, dass der Kleine lebt: „Es [das Kind] lebt! Gott sei Dank, es lebt!“

    Thiel erfährt, dass Tobias nicht überlebt hat, bricht zusammen und wird auf der Bahre, auf der zuvor die Leiche seines Sohnes lag, nach Hause getragen. Männer, die Thiel später die Leiche von Tobias bringen möchten, entdecken einige Stunden später sowohl die Leiche Lenes, die "das Gesicht unkenntlich, mit zerschlagener Hirnschale" in ihrem eigenen Blut liegt als auch die Leiche des gemeinsamen Sohnes von Thiel und Lene "mit durchschnittenem Halse." Thiel wird am Morgen auf den Bahngleisen sitzend und wahnsinnig geworden genau dort vorgefunden, wo Tobias am Vortag vom Zug erfasst worden ist. Vergeblich versuchen mehrere Männer, Thiel dazu zu bewegen, von den Gleisen herunterzukommen, müssen ihn jedoch letztendlich mit Gewalt von den Schienen herunterholen. Noch bei seiner Einweisung in die "Irrenabteilung der Charité" hält er Tobias "braune[s] Mützchen in [den] Händen und bewacht […] es mit eifersüchtiger Sorgfalt und Zärtlichkeit."