Die Prüfungslektüre für Realschulen in Baden-Württemberg im Fach Deutsch für das Schuljahr 2018/2019 lautet „Mano – Der Junge, der nicht wusste, wo er war“ von Anja Tuckermann. Hier finden Sie eine ausführliche Zusammenfassung/Inhaltsangabe zum Werk.
Mano – Der Junge, der nicht wusste, wo er war Zusammenfassung
Beklemmend und beängstigend sind die Erinnerungen, die der elfjährige Mano, ein Junge mit Sinti-Abstammung an den Todesmarsch hat. 1945 wird er nämlich zusammen mit weiteren Gefangenen des Konzentrationslagers Sachsenhausen auf diese schlimme und todbringende Reise von der SS geschickt. Man gewinnt als Gefangener den Eindruck, dass der Krieg verloren scheint. Denn von Tag zu Tag nimmt die Zahl der deutschen Soldaten, die den Todesmarsch bewachen, immer mehr ab. Aus diesem Grund wagen der kleine Mano und seine Cousins – fast kraftlos – das Risiko, im Schutze der Nacht aus dem Tross der Gefangenen zu fliehen. Für Mano ist die Flucht aber zunächst nicht von langer Dauer und Erfolg gekrönt. Er ist nämlich viel zu erschöpft und zu schwach, um seinen Cousins zu Fuß in die Heimat München zu folgen. Dennoch hat er Glück. Er findet bei befreiten französischen Kriegsgefangenen Hilfe, die den völlig erschöpften Jungen aufnehmen. Mit ihrer Hilfe schafft er es auf einem Traktor in die französische Zone. Hier geben ihn seine Retter als einen aus Frankreich stammenden Juden aus. Dies bekräftigen sie damit, dass sie ihm immer wieder ins Gewissen reden und ihm sagen, er sei nicht deutscher Abstammung. Er sei ab sofort Franzose, der aufgrund des Krieges und dessen was er durchgemacht hatte, die Sprache vergessen habe. Alles an was er sich erinnern sollte seien sein Alter und sein Name.
Und ab diesem Zeitpunkt ist der kleine Mano Franzose. Allerdings befindet er sich trotz seiner Rettung jetzt wieder in einer für ihn ausweglosen Situation. Denn er fürchtet sich davor, trotz der Unterstützung seiner französischen Retter als ein „sale boche“, ein dreckiger Deutscher, in seiner neuen Heimat erkannt zu werden und aufgrund dessen wieder eingesperrt zu werden, wie damals, in Deutschland im Konzentrationslager Sachsenhausen.
„Ich habe eine große Angst. Ich war gefangen für das, was ich bin. Und hier bin ich wieder falsch.“ Und man kann sterben, „wenn man falsch ist“. Diese an das KZ erinnernden Gedanken treiben Manos Überlebensmechanismen an, so dass er nur noch die Anweisungen, die er bekommt, verfolgt, stets versucht, nicht aufzufallen. Somit gibt er nur seinen Namen und sein Alter an.
In der Folge kommt Mano in Paris an. Hier kümmern sich nette Menschen um ihn, denen sein Wohl sehr wichtig ist. Sie versuchen alles, um mehr über Mano zu erfahren. Was hat es mit der tätowierten Nummer auf sich? Zudem suchen sie nach Verwandten des Jungen. Diese Suche gestaltet sich jedoch sehr schwierig für Manos „neue Familie“, da er keinerlei Angaben über seine Familie und Herkunft macht.
Mano lernt französisch und geht zur Schule. Er findet schnell neue Freunde und ist bemüht, sich an die neue Lebenssituation im fremden Land anzupassen. Manchmal gleicht sein Leben einem normalen Alltag eines Jungen in seinem Alter. Aber die Zeit in Gefangenschaft hat Spuren bei Mano hinterlassen und ihn traumatisiert. Er leidet unter Albträumen und schweren Angstzuständen. Er hat so starke seelische Probleme, dass selbst die Liebe derer, die sich nun um ihn kümmern, diese Beklemmtheit nicht auflösen kann. Man versucht, seine Probleme in einem Kriegswaisenkinderheim und mit kinderpsychiatrischer Unterstützung in den Griff zu bekommen und zu lösen. Allerdings macht Mano hier neue schockierende Erfahrungen. Diese werfen ihn seelisch und gedanklich immer wieder in die Zeit zurück, die er im Konzentrationslager verbracht hatte, und führen letztendlich zu einer Steigerung seiner Angst.
Seine Erinnerungen an das Erlebte lassen ihn immer wieder zu dem Schluss kommen, dass aus seiner Familie in Deutschland keiner überlebt hat. Das führt dazu, dass Mano immer weiter in seinem Zwiespalt aus Trauer und Ungewissheit versinkt. Was passiert, wenn man ihn doch einmal erkennt und herausfindet, dass er Deutscher ist? Was passiert, wenn er seine Erinnerungen preisgäbe? Was ist, wenn seine Eltern trotz allem den Krieg doch überlebt haben?
Mano kann sich diesbezüglich aus Angst keinem öffnen und anvertrauen. Seine Zweifel kompensiert er durch Aggressionen und Gewalt. Er kann schon wegen unbedeutender Kleinigkeiten die Kontrolle über sich verlieren. Und niemand weiß warum oder wie man ihm helfen könnte. Seinen einzigen Trost findet der kleine Junge in der Natur. Diese und der Umgang mit Tieren lösen Mano von seiner Anspannung und er findet endlich die Möglichkeit, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Hier kann er sein, wer er ist. Hier ist niemand, der sein Geheimnis herausfinden könnte. Diese Momente sind es, die Mano helfen, seine Sorgen für einige Augenblicke zu vergessen. Hier kann er seine Vergangenheit Vergangenheit sein und hinter sich lassen. Hier kann er endlich sich und sein neues Leben in Einklang bringen.
Mano hat in seinem jungen Leben mehr durchgemacht, als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben jemals durchmachen werden. Er hat den Krieg und das Konzentrationslager überlebt. Er findet eine neue Heimat, die allerdings nicht seine Heimat sein kann, da er immer fürchten muss, dass seine Vergangenheit und seine Herkunft ihn einholen. Er weiß nicht, ob seine Familie noch lebt, und wenn, ob er sie jemals wiedersehen wird. Er lebt in einer Welt voller Zweifel, Trauer und Ungewissheit. Seine traumatischen Erlebnisse lassen ihn immer wieder zweifeln und Hilfe diesbezüglich, wie er damit umgehen kann, erfährt er auch nicht.
Doch findet sich nach langer Suche und weiteren Schicksalsschlägen, die Mano immer wieder zurückwerfen, endlich das, wonach er sich sehnt.