Kategorie: Dürrenmatt

Friedrich Dürrenmatt

  • Der Besuch der alten Dame – Friedrich Dürrenmatt – Buchvorstellung

    Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt

     

    Zur Der Besuch der alten Dame Inhaltsangabe

    Biographie Friedrich Dürrenmatts:
    Friedrich Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 in Konolfingen, einem Dorf im Kanton Bern (Schweiz) geboren. Dürrenmatt studierte Literatur, Philosophie und Naturwissenschaften in Bern und Zürich. Anfangs unentschlossen, ob er lieber Maler oder Schriftsteller werden sollte, versuchte Friedrich Dürrenmatt es mit dem Schreiben und finanzierte damit seinen Lebens-unterhalt -zwischendurch war er auch als Zeichner und Grafiker tätig. 1945 veröffentlichte er seine erste Erzählung Tageszeitung ("Der Alte") in einer Berner Tageszeitung. Am 19. April 1947 wurde sein erstes Theaterstück uraufgeführt ("Es steht geschrieben"). Weltbekannt wurde Friedrich Dürrenmatt durch die Stücke "Der Besuch der alten Dame" (1956) und "Die Physiker" (1962). Am 14. Dezember 1990 starb Friedrich Dürrenmatt in Neuchâtel in der Schweiz

     

    Zum Buch: Der Besuch der alten Dame

    Gattung/Merkmale: Bei dem Stück handelt es sich um eine Tragikomödie. Dürrenmatt verbindet in seinem Drama Motive der Tragödie und der Komödie. Deshalb kann man dieses Werk als eine tragische Komödie bezeichnen.
    Erscheinungsjahr: 1957 Uraufführung des Bühnenstückes in Zürich
    Merkmale: Das Buch ist als Theaterstück in drei Akten geschrieben –das Stück endet mit einem moralischen Lied, das von einem Chor gesungen wird und die Taten der Personen nochmals erklärt und rechtfertigt.
    Einordnung in Geschichte: Die Tragikomödie spielt Mitte der 1950 er Jahren, also in den Aufbaujahren Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg. Es ist die Zeit des beginnenden wirtschaftlichen Aufschwungs.

     

    Inhaltsangabe „Der Besuch der alten Dame„

    Ort der Handlung ist eine Kleinstadt namens Güllen irgendwo in Mitteleuropa in den 1950 er Jahren. Dort erwartet man den Besuch einer reichen alten Dame namens Claire Zachanassian, die in Güllen geboren und aufgewachsen ist. Ihr damaliger Name war Kläri (Klara) Wäscher. Durch verschiedene Ehen mit reichen Männern ist die mittlerweile über Sechzigjährige im Verlauf ihres Lebens zu riesigem Reichtum gekommen. Ihre Ehen sind so zahlreich, dass sie manchmal sogar die Namen ihrer Ehemänner verwechselt.
    Die  Stadt Güllen und wird als heruntergekommen und verarmt beschrieben: die Häuser sind meist baufällig und die Straßen total verschmutzt. Der Bürgermeister versucht mit allen Mitteln den Bahnhof „aufzupeppen„, um dieser alten Multimilliardärin Claire Zachanassian einen schönen Empfang in der ehemaligen Heimat zu bereiten (ein Wiedersehen nach 45 Jahren!!) Die Bürger erhoffen sich von der reichen alten Dame eine Milliardenstiftung für ihre verarmte Stadt. Dadurch würde sich ihre wirtschaftliche Lage drastisch verbessern und die Bürger könnten wieder ein normales und unbeschwertes Leben führen.
    Im Verlauf der Geschichte taucht der Kaufmann Andrea Ill auf,  der hier in Güllen schon lange mit einer Kaufmannstochter verheiratet ist. Er ist in der Stadt sehr angesehen und dermaßen beliebt, dass die Bürger ihn oft um Rat fragen, wenn es um städtische Angele-genheiten geht -er soll sogar der Nachfolger des Bürgermeisters werden. Dieser Ill, ein alter Mann um die siebzig, schwärmt von seiner damaligen stürmischen Liebe zu Claire. Er beschreibt Claire als ein bildhübsches Mädchen und erzählt allen, dass diese sich damals von ihm getrennt hätte –was aber überhaupt nicht den Tatsachen entspicht.
    In Wirklichkeit war es genau umgekehrt: Ill hat durch Falschaussagen und Zeugenbeste-chungen eine damalige Vaterschaftsklage gegen ihn abgewehrt und Claire verlassen. Das gemeinsame Kind kam schließlich zu einer Adoptivfamilie, wo es leider schon nach einem Jahr an Hirnhautentzündung (Meningitis) auf der Insel Capri verstarb.
    Claire Zachanassian will also der Stadt eine Milliarde spenden – aber nur unter einer Bedingung: Ill muss getötet werden, da dieser ja Claire damals geschwängert und verlassen hat und Claire jetzt nach Rache und Gerechtigkeit strebt. Daraufhin meint der Bürgermeister, dass die Stadt aus moralischen und menschlichen Gründen dieses scheußliche Anliegen unter allen Umständen ablehnen muss. Doch das Stadtleben hat sich bereits deutlich verändert: Die Bürger beginnen Geld für Kleidung und sonstige Dinge auszugeben, denn die Kaufleute gewähren Kredite -so als ob alle mit einem größeren Vermögenszuwachs rechnen könnten. Ill beginnt jetzt langsam zu verstehen: Er wird wohl nicht mehr lange zu leben haben!!
    Die Bürger Güllens entrüsten sich immer mehr über Ills früheres Verhalten gegenüber Claire. Jeder hofft insgeheim, dass irgendjemand diesen Ill umbringt, damit der Stadt endlich die Milliardenspende zukommt. Den Vorschlag des Bürgermeisters, Selbstmord als Wiedergut-machung zu verüben, lehnt Ill ab –er ist aber mit jedem anderen Urteil der Bürger einver-standen. 
    Ill versucht in seiner Angst und Verzweiflung, von anderen Menschen  Hilfe zu bekommen –vergebens!! Auch plant er mit dem Zug nach Australien zu fliehen, macht es dann aber doch nicht, da er Angst hat, dass ihn die Leute daran gewaltsam hindern könnten  Da es schließlich sogar seiner eigenen Familie besser geht und auch sie neue Bekleidung bekommen haben, kommt Ill zu dem Entschluss, sein Verbrechen einzugestehen und sich umbringen zu lassen
    Als sich Ill -von Schuld und Angst gegenüber Claire zermürbt- seinen Mitbürgern ausliefern will, lässt der Bürgermeister gegenüber der Presse verkünden, dass Frau Zachanassian durch Vermittlung ihres Jugendfreundes Ill der Stadt endlich die ersehnte Milliardenstiftung gewährt.
    Auf einer Bürgerversammlung wird die Spende von allen angenommen und damit der Mord an Ill beschlossen. Die Bürger bilden eine Menschengasse, auf die Ill zugeht. Die Gasse schließt sich zu einem Menschenknäuel und Ill sinkt in die Knie. Als die Bürger den Blick freigeben, liegt Ill tot am Boden –von seinen Mitbürgern erwürgt. „Herzschlag“ und „Tod aus Freude“ lauten hingegegen die Kommentare der Zeitungen!!!                           
    In Wirklich wurde er von den Bürgern Güllens erwürgt, denn die Geldgier hat die Bürger doch schließlich zum „Mörder„ gemacht.
    Im Endeffekt sind die Bürger zufrieden und glücklich und glauben, dass es Gerechtigkeit war, was Ill zugestoßen ist.
    Nachdem Claire dem Bürgermeister den Scheck über eine Milliarde überreicht hat, verlässt Claire Zachnassian mit Ills Leichnam in einem Sarg die Stad. Sie  reist auf die Insel Capri, wo Ill neben ihrem gemeinsamen Kind seine letzte Ruhestätte findet.

    Interpretation:

    Dürrenmatt zeigt in seinem Buch „Der Besuch der alten Dame“ einige Probleme wie z.B. Geldgier und Mord. Mit Hilfe seiner Wortauswahl und Witzen wird das tragische Geschehen ins Humorvolle gezogen.  Dürrenmatt macht uns darauf aufmerksam, dass wir uns nicht von materiellen Dingen leiten lassen sollen, sondern vielmehr von unseren Gefühlen -wie kitschig es auch klingen mag. Weiterhin zeigt er uns, dass jedoch alles in unserem Leben von Geld bestimmt wird, sei es auch noch so unbedeutend.
    Dürrenmatt will die geldgierige Gesellschaft des 20. Jahrhunderts in den 1950 er Jahren zeigen – aber gleichzeitig für ihr Verhalten um Verständnis bitten. Diese Jahre nach dem 2. Weltkrieg waren für die Menschen nicht einfach: Deutschlands Städte waren  immer noch nicht wieder vollständig aufgebaut und die Menschen sehnten sich nach Wohlstand. Sie wollten sich wieder etwas leisten: gute Kleidung, schöne Schuhe, eine schöne Wohnung…. !!
    Stilistische Merkmale:
    Dürrenmatt stellt im Besuch der alten Dame zwei Aspekte des Lebens dar: zum einen die Komik und die und zum anderen die Tragik im Leben. Diese beiden Welten verbindet er zur Tragischen Komödie
    Tragik: Claire Zachanassian musste in Schande ihre Heimatstadt Güllen verlassen, weil Alfred Ill seine Vaterschaft leugnete und mit zwei bestochenen Zeugen den Richter täuschte. Sie wird zur Milliardärin und hat nur noch einen Wunsch: die ihr in Güllen angetane Ungerechtigkeit zu rächen. Die alte Dame ist unerbittlich: ihr Hass gegen Ill und ihre Sehnsucht nach Gerechtigkeit ist groß. Die eine Handlungsebene des Stückes wird von Claire Zachanassian repräsentiert und ist voll und ganz auf den Mord an Ill und ihre damit verbundene Rache gerichtet.
Die andere Handlungsebene wird von den Bürgern vollbracht, denen es um Wohlstand um jeden Preis geht – einzig zu Beginn des Stückes wird der Aspekt der Menschlichkeit höher bewertet als das Streben nach Reichtum. Als jedoch kein Ausweg mehr bleibt, wird der zunächst unmenschliche Tötungsakt als einzige in ihren Augen gerechte Tat gewählt .
    Komik: Komik erzielt Dürrenmatt vor allem durch manche makabren Ausdrücke und Redensweisen                                   

    Beispiele dazu:                                                                                                                               
    Claire Zachanassian: Ich gratuliere zu den beiden Gören, Bürgermeister. Da!
    Sie drückt die Rosen dem Bahnhofsvorstand in die Arme.

    Claire Zachanassian: „Ich nannte dich mein schwarzer Panther„.

    Claire Z.: Unsinn. Du bist fett geworden. Und grau und versoffen.

    Ill: Doch du bist die gleiche geblieben. Zauberhexchen.
    Claire Z.: Ach was. Auch ich bin alt geworden und fett. …

    Gatte VII denkt nach
    Claire Z.: Fester!
    Gatte VII denkt fester nach.
    Claire Z.: Noch fester!
    Gatte VII: Aber ich kann nicht mehr fester nachdenken, Mausi wirklich nicht.
    Claire Z.: Natürlich kannst du`s. Probier`s nur.
    Gatte VII denkt noch fester nach. –Glockenton.
    Claire Z.: Siehst du, es ging…..

    Sprache:
    Dürrenmatts Sprache ist hauptsächlich Schriftdeutsch. Er verwendet meistens kurze Sätze um die Handlung zu beschreiben. In den mündlichen Reden der Personen findet man oftmals den Imperativ (Befehlsform) –besonders bei Claire Zachanassian, die gerne Befehle an ihre Mitmenschen gibt – aber auch beim Bürgermeister und beim Polizisten!!
    Eine weitere sprachliche Auffälligkeit ist die Namensgebung Dürrenmatts. Damit will er bestimme Eigenschaften von Dingen und Personen dem Leser noch anschaulicher und damit deutlicher machen.

    Beispiele:
    GÜLLEN –in diesem Wort kommt Gülle vor, was Jauche bedeutet. Die Stadt ist ja auch heruntergekommen und schmutzig.
    Klärie Wäscher (ehemaliger Name von Claire Zachanassian) erinnert natürlich an den Begriffe der Reinigung, des Waschens und in Zacha-nass-ian steckt das Wort nass.
    Im Namen Andreas ILL steckt das englische Wort ill, dessen deutsche Übersetzung „krank„ bedeutet. Dieser Ill ist ja auch am Ende des Stückes krank vor Angst und Schuld!!

    CHARAKTERISIERUNG VON CLAIRE ZACHANASSIAN:

    bösen Dame. Sie ist die Hauptfigur des Theaterstückes. Claire glaubt, sich mit ihrem vielen

    Claire Zachanassian spielt in Dürrenmatts "Besuch der alten Dame" die Rolle einer alten und Geld alles kaufen zu können.
Ihr Leben ist von vielen schweren Schicksalsschlägen gekennzeichnet und sie selbst dadurch enttäuscht und verbittert. Sie bekommt von ihrem früheren Liebhaber Ill ein Kind, doch er lässt sie einfach sitzen. Von nun an geht es für Claire immer weiter bergab; sie muss ihr Kind zu einer Pfegefamilie geben,  sich ihren Lebensunterhalt als Prostituierte verdienen und wird dadurch von der Gesellschaft ausgeschlossen. Schließlich stirbt auch noch ihr Kind, was den Schmerz,  den Ill ihr zugefügt hatte, noch unerträglicher macht und den Hass auf ihn noch verstärkt.
    Anfangs wirkt die alte Dame als edle Wohltäterin, doch sie entpuppt sich als eiskalte, von Ill enttäuschte und gedemütigte Frau, die nur eines will: Gerechtigkeit und blutige Rache. Da sie glaubt, das alles im Leben käuflich ist im Leben und sie sehr reich ist,  kann sie sich schließlich ihre Rache und Gerechtigkeit für eine Milliarde erkaufen.

    Alfred Ill

    Alfred Ill  ist in der Stadt ein angesehener Bürger – und er selbst fühlt sich zu Beginn des Stückes auch als zufriedener unschuldiger Bürger. Als er Claire wiedersieht, ist er sich seiner Schuld aus der Vergangenheit nicht mehr bewusst! Ill glaubt, durch Verfälschen der Dinge aus der Vergangenheit die Zachanassian milde zu stimmen und ihr das Geld abgewinnen zu können. Doch er wird nur zu schnell von der Vergangenheit eingeholt, muss dem Richter der damaligen Vaterschaftverhandlung gegenüberstehen seine Schuld erkennen. Von diesem Augenblick an, sehen die Güllener den richtigen Ill und beginnen sich von ihm abzuwenden. Nachdem ihn auch der Pfarrer im Stich lässt, versucht Ill zu fliehen, wird jedoch von den Güllenern davon abgehalten.
    Allmählich beginnt Ill seine Schuld sich selbst zu gestehen. Er legt einen Großteil seiner Angst ab, fasst neuen Mut und stellt sich sich der Bürgerversammlung und deren Urteil.
    Der Bürgermeister fordert ihn auf, sich selbst zu ermorden, Ill lehnt dies aber ab. Trotzdem ist er bereit, sein Todesurteil anzunehmen, da er dies als einzig gerechte Strafe für sich selbst anerkennt.

    Der Bürgermeister

    Er verfügt über eine unbestreitbare Autorität (Ansehen). Er repräsentiert die Stadt bzw. die Bürger und deren Anliegen. Er spricht mit den Bewohnern der Stadt, verschweigt ihnen aber aus eigenen moralischen Gründen die damaligen Ereignisse und das Anliegen der reichen alten Dame. Als er im Namen der Stadt das Angebot der Milliardärin ablehnt, zeigt er seine moralische Stärke als Mensch. Doch andererseits hat er Verantwortung seinen Bürgern gegnüber, denen er ein besseres Leben durch die Milliardenspende ermöglichen möchte. Dadurch ist er in einem inneren Konflikt und kommt so auf die Idee, Ill den Selbstmord als beste Lösung für alle vorzuschlagen. Der Bürgermeister erscheint in der Geschichte als einer der wenigen, die den Tod Ills bereuen.

    Eigene Meinung:    

    In dieser tragischen Komödie zeigt Friedrich Dürrenmatt auf sehr groteske Art und Weise, dass die Welt von Geld regiert wird und unmoralisches Verhalten (in diesem Fall sogar Mord!!) in sittliches Verhalten im Namen der Gerechtigkeit umgedeutet wird. Die Bürger Güllens meinen: Ill als böser Mensch verdient aus Gerechtigkeitsgründen seine Todesstrafe und gleichzeitig haben alle etwas davon –nämlich Reichtum!! Dafür muss Ill aber ermordet werden, was moralisch und gesetzlich verboten ist. Um sich also als Bürger selbst nicht schuldig zu machen, wird Ill anonym in der Bürgerversammlung umgebracht, so dass der einzelne nicht angeklagt werden kann und der Arzt offiziell von „Herzschlag„ als offizieller Todesursache spricht.
     Meiner Meinung nach könnte das Stück auch den Titel tragen: „Geld verdirbt den Menschen„ oder „Jeder muss irgendwann für seine Schuld büßen„

     

    Danke auch hier fürs zusenden!!

     

    Weitere Infos zu  Der Besuch der alten Dame:

    Allgemeine Infos zu Der Besuch der alten Dame

    Friedrich Dürrenmatt Biographie

  • Friedrich Dürrenmatt Biographie

    Kindheit und Jugend
    Friedrich Dürrenmatt wird am 5. Januar 1921 in Konolfingen in der Schweiz geboren.
    Sein Vater Reinhold Dürrenmatt ist protestantischer Pfarrer. Er weckt Friedrichs Interesse für Geschichte, griechische Sagen und die Theologie. Die bibeltreue Frömmigkeit seiner Eltern lehnt Dürrenmatt später ab, aber religiöse Fragen beschäftigen ihn sein Leben lang.
    1935 zieht die Familie nach Bern. Dort besucht Friedrich zunächst das Berner Freie Gymnasium, dann das Humboldtianum, wo er 1941 Matura (Abitur) macht. Er ist kein besonders guter Schüler. Seine Schulzeit  bezeichnet er als die ‚übelste’ seines Lebens. Er wechselt die Schule, weil ihm der Unterricht nicht gefällt, er schlechte Noten hat und durch sein Verhalten bei den Lehrern aneckt.
    Bereits  als Jugendlicher beginnt er zu malen und zu zeichnen. Seiner Malleidenschaft bleibt er sein Leben lang treu. Er illustriert später manche seiner Stücke, verfasst Skizzen, zum Teil ganze Bühnenbilder. 1976 und 1985 werden seine Bilder in Neuchâtel und 1978 in Zürich ausgestellt.

    Beruflicher Werdegang
    Dürrenmatt beginnt 1941, Philosophie und Literatur (zunächst in Zürich, dann in Bern) zu studieren ohne jedoch einen Abschluss zu machen. 1943 entscheidet er sich, statt der akademischen die schriftstellerische Laufbahn einzuschlagen. 
    Seine ersten Dramen  entstehen nach dem Zweiten Weltkrieg.
    Sein erstes veröffentlichtes Drama ‚Es steht geschrieben’ entsteht 1945/1946. Es wird  1947 in Zürich uraufgeführt.
    1947 heiratet er die Schauspielerin Lotti Geissler.
    Die ersten Jahre als freier Schriftsteller sind für Dürrenmatt und seine bald fünfköpfige Familie finanziell schwierig. Durch seine Zuckerkrankheit und einige Misserfolge gerät er 1949 in finanzielle Schwierigkeiten.

    Dürrenmatt schreibt deshalb  für die Zeitung ‚Der Schweizer Beobachter’ 1950 einen Fortsetzungsroman. Der Kriminalroman mit dem Titel ‚Der Richter und sein Henker’ erscheint in acht Folgen und wird zu einem großen Erfolg;  ebenso sein zweiter Kriminalroman ‚Der Verdacht’ (1952).
    Mit seinem Theaterstück ‚Die Ehe des Herrn Mississippi’ hat er 1952 seinen ersten großen Erfolg auf deutschen Bühnen.
    Internationalen Erfolg erzielt er mit seinen Dramen ‚Der Besuch der alten Dame’ (1956) und ‚Die Physiker’ (1962).
    In den sechziger Jahren steht Dürrenmatt auf dem Höhepunkt seines öffentlichen Erfolges.
    Dürrenmatt erhält für sein Schaffen etliche Auszeichnungen:
        –   Mannheimer Schillerpreis (1959)
        –   Großer Preis der Schweizerischen Schillerstiftung (1960)
        –   Ehrendoktorwürden der  Temple University / Philadelphia  (1969)
        –   Buber-Rosenzweig-Medaille (1977)
        –   Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur (1983)
        –   Carl-Zuckmeyer-Medaille (1984)
        –   Georg-Büchner-Preis (1986)
        –  Schiller-Gedächtnispreis (1989)
    Dürrenmatt nimmt  als gesellschaftskritischer Autor  in Artikeln, Vorträgen und Festreden auch zur internationalen Politik Stellung. Er reist viel (zum Beispiel 1969 in die USA, 1974 nach Israel und 1990 nach Polen und Auschwitz). Es entstehen die Sätze aus Amerika (1970) und der Pressetext ‚Ich stelle mich hinter Israel’ (1973). 1990 hält er zwei Reden auf Vaclav Havel und Michail Gorbatschow, die unter dem Titel ‚Kants Hoffnung’ erscheinen.
    1983 stirbt seine Frau. 1984 heiratet er die Schauspielerin, Filmemacherin und Journalistin Charlotte Kerr.
    Am 14. Dezember 1990 stirbt  Friedrich Dürrenmatt im Alter von 69 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes in Neuchâtel in der Schweiz.


    Seine Werke

     
    •    Dürrenmatt hat mit 23 Dramen, zahlreichen Romanen, Erzählungen, Hörspielen und Reden ein gewaltiges Werk geschaffen.
    •    International erfolgreich war die 1956 in Zürich uraufgeführten Tragikomödie ‚Der Besuch der alten Dame’. Darin kommt eine amerikanische Milliardärin in ihren verschuldeten Heimatort und fordert von den Einwohnern gegen ein Milliardenangebot ihren Jugendgeliebten, der sie schändete und verstieß, als Leiche. Sie bekommt ihn, nachdem die zunächst entrüsteten Bürger Kredit auf das lebende Opfer aufgenommen haben und dieses schließlich aus moralischen Beweggründen töten.
    •    Sein Meisterwerk ‚Die Physiker’ (1962) befasst sich mit dem Griff der Großmächte nach atomaren Vernichtungsmitteln und kennzeichnet die Last der Verantwortung, die auf Forschern und Erfindern ruht; aber nicht einmal in der Abgeschiedenheit eines Irrenhauses sind sie vor einer heimtückischen Auswertung ihrer Forschungen durch eine vom Wahnsinn besessene, machtgierige Welt sicher.
    •    Ein großer Bühnenerfolg war auch die 1966 uraufgeführte Komödie ‚Der Meteor’, in der Dürrenmatt das Wunder der Auferstehung behandelt.
    •    Eine Auswahl seiner Werke in chronologischer Reihenfolge:
    •    1945 – Der Alte
    •    1947 – Es steht geschrieben (Drama)
    •    1947 – Der Blinde (Drama)
    •    1950 – Romulus der Große (Komödie)
    •    1950 – Der Richter und sein Henker (Kriminalroman)
    •    1951 – Der Verdacht (Kriminalroman)
    •    1952 – Die Ehe des Herrn Mississippi (Drama)
    •    1954 – Ein Engel kommt nach Babylon (Drama)
    •    1954 – Herkules und der Stall des Augias (Hörspiel)
    •    1956 – Der Besuch der alten Dame (Drama)
    •    1956 – Die Panne (Hörspiel)
    •    1957 – Das Versprechen
    •    1959 – Grieche sucht Griechin (Prosakomödie)
    •    1960 – Frank der Fünfte (Oper einer Privatbank)
    •    1962 – Die Physiker (Drama)
    •    1966 – Der Meteor (Drama)
    •    1969 – Play Strindberg
    •    1970 – Sätze aus Amerika
    •    1971 – Der Sturz (Erzählung)
    •    1976 – Der Mitmacher (Komödie)
    •    1982 – Achterloo (Drama)
    •    1985 – Justiz (Roman)
    •    1986 – Der Auftrag (Novelle)
    •    1989 – Durcheinandertal (Roman)


    Nach seinem Tod veröffentlicht:

    •    1991 – Midas oder die Schwarze Leinwand
    •    1991 – Kants Hoffnung
    •    1992 – Gedankenfuge
    •    1993 – Das Mögliche ist ungeheuer
    •    1995 – Der Pensionierte

    Über Dürrenmatts Werke und seine Wirkung / Dürrenmatts Dramentheorie
    Dürrenmatts Werke wollen Unruhe stiften. Indem die Zustände übertrieben werden, ziehen sie der Welt die Maske vom Gesicht. Hinter dem grotesken Spiel auf der Bühne zeigt sich dem Zuschauer der wahre Charakter der Welt: Geldgier und Ohnmacht des einzelnen Menschen.
    In Dürrenmatts Werken gibt es zwei Grundthemen, die immer wieder auftauchen:
        1.    der Zweifel am menschlichen Handeln
            Kann der einzelne Mensch am Lauf der Welt etwas ändern?
           
        2.    die Welt als Labyrinth
            Dürrenmatt zeigt seinem Publikum die Welt als Labyrinth. Der Mensch ist in einer Welt eingeschlossen, die Chaos ist und die vom Zufall regiert wird.
    Besonders in Dürrenmatts frühen Werken herrscht die totale Ausweglosigkeit: In ‚Weihnacht’ (1943) findet ein Wanderer das tote Christkind. Die Erzählung ‚Der Tunnel’ (1952) endet hoffnungslos mit dem Rasen des Zuges durch einen vorher kaum beachteten Tunnel ins Erdinnere. In der Erzählung ‚Die Panne’ (1956) wird der harmlose Held des Mordes bezichtigt und erhängt sich.
    In seinen späteren Werken  zeigt Dürrenmatt Perspektiven für den einzelnen Menschen. Der Mensch soll das Chaos nicht mehr hinnehmen, sondern die Welt ständig in Zweifel ziehen.

    In ‚Der Besuch der alten Dame’ (1956) wandelt sich ein schmieriger Vertuscher seiner Taten zum verantwortlichen Helden, der seine Schuld erkennt. Am Schluss muss er sterben, aber er hat seine Würde gewonnen.
    Die Verlassenheit der verantwortungsbewussten Menschen hat Dürrenmatt in seinem Meisterstück ‚Die Physiker’ (1961)zum Thema gemacht. Er erzählt die Geschichte des Physikers Möbius, der in die Irrenanstalt geht, um den Missbrauch seines Wissens zu verhindern. Doch die Leiterin der Anstalt, die tatsächlich wahnsinnig ist, hat sich bereits seiner Formeln bemächtigt. Thema ist in diesem Stück die Bedrohung durch die Kernphysik.
    In Dürrenmatts Werken wirkt das Gefühl der Kleinheit und Ohnmacht des Menschen vor einer chaotischen, nicht zu bewältigenden Welt. Dies muss zwar hingenommen werden, es darf jedoch kein Kapitulieren davor geben. Dürrenmatt leitet dieses Gefühl aus dem heutigen Zustand der Welt ab, aus der Bürokratisierung und der Technisierung aller Gesellschaftsformen. Dieser Zustand kann nach Dürrenmatts Meinung nicht durch eine veränderte Gesellschaft aufgehoben werden, sondern nur durch eine gerechte göttliche Ordnung der Welt.
    Es geht ihm nicht um den Wohlfahrtsstaat, das kapitalistische System oder den Atomkrieg, sondern um Verrat, Schuld, Sühne, Treue, Freiheit und Gerechtigkeit – um Moral.
    Dürrenmatts Werken sind die Menschen in einer unmoralischen Welt in Konfliktsituationen, die sie zu moralischen (tragischen) Entscheidungen zwingen.
    Für Dürrenmatt ist muss das Theater sinnvoll übertreiben. Er bringt  möglichst starke Kontraste. Die Personen werden durch ihre Erscheinung und Redeweise drastisch typisiert. Die Distanz zu den Gegenspielern ist möglichst extrem: König und Bettler, Richter und Henker, Mörder und Opfer.
    Dürrenmatt schafft  beim Zuschauer Distanz zum Geschehen auf der Bühne. Der Zuschauer soll nicht passiv bleiben. Er soll zum eigenständigen Nachdenken angeregt werden.
    Dazu bevorzugt Dürrenmatt das Stilmittel der Verfremdung  (d.h. allgemein Anerkanntes wird hinterfragt, die Widersprüchlichkeit gesellschaftlicher Strukturen bloß gelegt und dadurch das Publikum zum Denken angeregt und erzogen). Charakteristisch sind seine tragisch-grotesken Elemente (d.h. eine Verbindung aus scheinbar Unvereinbarem).
    Während die klassische Dramatik die Tragödie und die Komödie streng gegeneinander abgrenzt, schafft Dürrenmatt  seinen eigenen Typus der Tragikomödie, eine Mischform aus Tragödie und Komödie.
    Die Tragikomödie hält Dürrenmatt für die einzig mögliche dramatische Form in unserer Zeit. Er meint, unsere Welt sei anonym und unüberschaubar geworden. Da es  keine Handlungsfreiheit, keine Verantwortung und keine persönliche Schuld mehr gibt,  kann es auch keine Helden und keine Tragödie mehr geben. Die Tragikomödie ist seiner Meinung „die einzig mögliche dramatische Form, heute das Tragische auszusagen".
    Dürrenmatt gilt als der bedeutendste deutschsprachige Theoretiker der modernen Tragikomödie.

  • Der Richter und sein Henker – Friedrich Dürrenmatt Lösungen und Hilfen

    Erörterung Der Richter und sein Henker von Friedrich Dürrenmatt

     

    Der Kriminalroman “Der Richter und sein Henker“ von Friedrich Dürrenmatt handelt von einem jahrelangen Kampf zwischen einem Kommissar Bärlach und einem immer raffinierten Verbrecher Gastmann. Die Handlung basiert auf einem Zufall, dass sich Bärlach und Gastmann in „irgendeiner verfallenden Judenschenke am Bosporus zum erstenmal getroffen haben“(S.65) und eine Wette abschlossen. Die Wette handelt davon, dass Bärlach durch seine gute Taktik und seinen gut kombinierten Überführungsweisen Gastmanns Morde entlarven soll. Gastmanns These ist, dass er unbekannt und zufällig morde begehen kann, da sich die Menschen leicht beeinflussen lassen, so die Meinung von Gastmann, der davon überzeugt war, dass das Gericht ihm eher glaubte als der Polizei, wie sich nach dem Mord an den Kaufmann auch herausstellte, dass dieser wahrscheinlich Selbstmord verübt hatte.In den nächsten Jahren wurde Gastmann ein immer geschickterer Verbrecher und Bärlach ein immer besserer Kommissar auf der Jagd.
    Schmied war Bärlachs letzte Hoffnung Gastmann zu stellen, doch als dieser getötet wird macht der alte Schmieds Mörder zum „Henker“. Bärlach benutzt Tschanz wie eine „Schachfigur“ um Gastmann zu töten. Doch das begreift dieser erst bei dem Abendessen in Bärlachs Haus. Somit wird Bärlach zum Richter und Tschanz zum Henker. Nur um sich an Gastmann zu rächen macht Bärlach skrupellos Tschanz, der eigentlich nicht am Streit zwischen dem Alten und Gastmann beteiligt ist zu seinem Werkzeug und lässt ihn seinen größten Feind töten und macht ihn dabei zum Mörder. Ohne zu wissen, dass er von Bärlach benutzt wurde, geht er zu Gastmann um ihn zu verhaften, doch als einer von Gastmann Diener auf ihn schießt tötet er Gastmann und seine Diener so vollendet er völlig unbewusst Bärlachs Rachefeldzug für den eigentlich Schmied vorgesehen war.Bärlch ist es nicht gelungen, Gastmann`s verbrechen zu überführen, die er begangen hat, dann wird der Kommissar eben dessen überführen, das er nicht begangen hat.

     

    Aufgabenstellung war:

    Weise an Beispielen aus dem Roman nach, inwiefern die Aussage berechtigt ist!

    „Ich bin der einzige, der dich kennt, und so bin ich auch der einzige, der dich richten kann, ich habe dich zum Tode verurteilt.“

    Diese Aussage stammt von Bärlach, weise nach, dass dieser in der gesamten Romanhandlung Gastmann, eines Verbrechens überführen will. Erötere Hintergründe und Zusammenhänge.

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