Kategorie: deutsch

  • Buddenbrooks Charakterisierung aller Personen

    Hier findet ihr ausführlicher Charakterisierungen zu allen Personen/Charakteren des Buchs "Budenbrooks" von Thomas Mann.

    Johann Buddenbrook der Ältere Charakterisierung

    • Kluger Geschäftssinn, Tatkraft

    • Trauer über den Tod seiner ersten Frau bei der Geburt des Sohnes Gotthold

    • Vernunftehe mit zweiter Frau

    • Vom Geist der Aufklärung beeinflusst

    • Skeptisch gegenüber Religion, Ablehnung des Sohnes

    • Tod im hohen Alter

    • Wirkt freundlich

    • Übernahm Handelshaus von seinem Vater

    • Hat Napoleon als Vorbild

    Gotthold Charakterisierung

    • Liebesheirat

    • Von Vater gehasst

    • Versöhnung durch Thomas

    • Drei unverheiratete Töchter

    • Erhebt Anspruch auf sein Erbe

    Johann Buddenbrook der Jüngere (Jean):

    • Träumerisch, religiös

    • Dominanz als Geschäftsmann

    • Leugnen eigener Verantwortung, alles läge in Gottes Händen

    • Mangelnde Menschenkenntnis

    • Fromm und kränkelnd, früher Tod

    • Durch Religion in seiner Handlungskraft geschwächter Mensch

    • Konsul

    • Erste Stufe des Verfalls

    • Beeinflusst von Pietismus

    • Geldheirat

    • Fordert eine Unterordnung des Individuums unter eine als allgemeingültig angesehene Pflicht

    Antoine Buddenbrook (Tony):

    • Attraktiv, Optimistisch, kindlich, anpassungsfähig, naiv, selbstbewusst

    • Besteht auf Familientraditionen, Hang zur Vornehmheit

    • Hat unrealistische Erwartungen an ihr Leben, aufgrund ihrer Familie

    • Akzeptiert ihr Schicksal

    • Versucht den Verfall der Familie zu verhindern

    • Umklammert die Romanhandlung, bleibt als zentrale Überlebende der Buddenbrooks zurück

    • Neigung zu Müßiggang und Übermut

    • Hang zum Luxus von Mutter geerbt

    • Sensibilität gegenüber Mitmenschen

    • Bricht Kontakt zu Morten ab um aus Familiensinn heraus Grünlich zu heiraten

    • Nutze die Bekanntheit ihres schweren Schicksals aus

    Christian Buddenbrook Charakterisierung

    • Kränkliches Aussehen

    • Leidet unter Krankheiten

    • Hat Freude am eigenen und fremden Leiden

    • Beobachtet sich selbst

    • Scheitert beruflich und privat, undiszipliniert, taktlos

    • Dandytum, Lebemann, Suitier

    • launisch

    • Liebe zum Theater, Fähigkeiten zur Schauspielerei

    • Unkonventionell, intelligent, unterhaltend, weitgereist

    • Wird in Psychiatrie eingewiesen, wegen steigernder Exaltiertheit

    • Braucht Publikum

    Thomas Buddenbrook Charakterisierung

    • Erfolgreicher Geschäftsmann und Politiker

    • Körperlich schwach

    • Gibt Beziehung zu Anna auf

    • Unverständnis für Liebe zu Kunst und Musik

    • Leidet an zunehmender Depression, versucht Fassade aufrecht zu halten

    • Polarität von Selbstdisziplin und Erschöpfung

    • Gegenbild zu Christian

    • Solide und ernst und diszipliniert

    • Ähnelt Johann dem Älteren

    • Elegante Erscheinung – Zwang zur akkuraten Kleidung

      • Versucht seine Depression damit zu bekämpfen

      • Spielt seine öffentliche Rolle

    • Innerlich zunehmend verunsichert und daher immer rastloser

    • Versteht seinen Sohn nicht

     

    • Symmetrie Thomas und Christian:

      • Aggressiver Wettstreit

      • Christians Disziplinlosigkeit als Gefahr für Thomas

      • Thomas Disziplin als Reaktion auf die Angst vor Christian

      • Ergänzen sich spiegelbildlich

    Thomas Tod Charakterisierung

    • Philosophische Ekstase (Schopenhauer)

    • Hofft auf Fortleben in seinem Sohn (Nietzsche)

    • Aus Scham nur eine kurze Reflexion, Rückkehr zu Glaube und Kindheit

    • Sturz im Schneematsch in eine Pfütze

    • Akkurat angezogen und blutend im Schnee

    • Bereitschaft zum Tode (Schopenhauer)

      • Berechtigung zum Leiden

      • Existenz als Irrtum

      • Ahnung einer Verheißung

        • Sieht sich als zufällige Materialisierung eines Willens an, der den Urgund alles Lebenden bildet

    • Tod ist für ein Glück, hat seinen Körper bislang gehasst

    • Sturz als Symbol für die völlige Vereinzelung und Auflösung im Schmutzwasser der Pfütze

    • Stirbt ‚an einem Zahn‘

    Clara:

    • Geringe Lebenskraft

    • Streng religiös

    • Weigert sich gegen Heirat

    Erika:

    • Führt dasselbe Schicksal wie ihre Mutter Tony

    • Führt unglückliche Ehe mit einem Betrüger

    • Glücklos

    Hanno Charakterisierung:

    • Schmal, schwach, krank

    • Außenseiter

    • Liebe zu Musik, versagt beim Spielen vor Publikum

    • Stirbt früh

    • Bringt stete Abwärtsbewegung der Buddenbrooks zum Stillstand

    • Leidet an Zahnproblemen

    • Sensible Existenz, Angstattacken, Magenbechwerden

    • Nervöse Befindlichkeit, Abwehr von Disziplin

    • Die Schwächen seiner Vorfahren bündeln sich in ihm

    • Entwickelt sich nur langsam

    • Seelenverwand zu Kai

    • Hang zur Morbidität

    • Hasst die Schule

      • Stumpfsinniges, autoritäres und ungerechtes System

      • Gegenpol zur Kunst

      • Kann sich nicht gegen die Schule wehren und will sich nicht abfindenHat die Spielregeln durchschaut und kann sie nicht gut heißen

    Schopenhauer Charakterisierung

    • Kritik an Optimismus der Aufklärung, Abkehr von Vernunft

    • Erschaffung eines das Wesen des Menschen bestimmenden Triebs

    • Ziellosigkeit der Welt

    • Kunst und Musik als Mittel der Distanzierung vom Urwillen

      • Nur kurzzeitige Erlösung von Willen und Leiden

    • Todessehnsucht und Erlösungswunsch Thomas, Verfallsthematik, Motiv der Wellen

    • Lebensverneinende Philosophie

    • Pessimistisches Verhalten des Menschen und der Welt

    • Welt sei nur durch unsere Wahrnehmung erkennbar

    • Jedes Lebewesen ist eine Erscheinungsform des ziellosen Urwillens

      • Individuum ist nicht wichtig

      • Willen des Einzelnen kann nicht befriedigt werden

        • Unglück, Langeweile und Leiden

    • Nicht die Vernunft bestimmt den Menschen sondern ein bilnder Wille

      • Dieser Wille drängt danach Teil eines Urwillens zu sein und sich auszulöschen

    Nietzsche Charakterisierung

    • Verherrlichung der instinkthaften Lebensenergie, des Willens zur Macht, der den Menschen zum Übermenschen steigern kann

      • Stärke wichtig

      • Mitleid, Gerechtigkeit, christliche Werte sind großes Übel und gehören zur Slkavenmoral

    • Krankheit und Dekadenz als lebensfeindlich

    • Werte des Mitleids, der Keuschheit und der Demut als Sklavenmoral, Religion und Demokratie als Zeichen der Schwäche

    • Das Tragische ist das Prinzip der Welt

      • Keine Erlösung

      • Kein Jenseits

      • Nur den Tod und das Nichts

    • Gegenwart, Gesundheit und Vergessen des Vergangenen gehört zum Leben

  • Liebeslyrik Epochen Barock bis Gegenwart Merkmale und Gedichte

    A. Liebeslyrik Barock (vor 1700)

    1. Epoche:

    • Begriff: unregelmäßig geformte Perle: „verschroben, exzentrisch“

    • Zeit: 1600 bis 1750: Zeitraum zwischen Reformation/ Renaissance und Aufklärung

    • Historischer Hintergrund: Dreißigjähriger Krieg (1618-48), Hungersnöte, Epidemien, politischer/ wirtschaftlicher/ kultureller Verfall, religiöse Konflikte, Absolutismus, Ständegesellschaft

    2. Kennzeichen der Epoche

    • Welt-/Menschenbild: Einheit Gott und Welt, Unsicherheit, Orientierungslosigkeit, Rollen-Ich, Seelenruhe/ Freiheit von Affekten als Ideal seelischer Entwicklung

    • Lebensgefühl:

      • Vanitas: Eitelkeit, Nichtigkeit, Bewusstsein von vergänglicher Schönheit/ Materie/ Diesseits, Scheinhaftigkeit (Narrenspiel)

      • Carpe Diem: „Nutze den Tag“, Aufruf zum Genuss/ Fröhlichkeit/ Erotik, Genuss, Feier/ Tanz/ Wohlstand/ Gesundheit/ Sinnfreude

      • Memento Mori: „Gedenke den Tod“, Mahnung vor Jenseits/ Zeit/ Sein/ Ernst/ Todesbewusstsein/ Todessehnsucht/ Zerstörung/ Verfall/ Askese/ Armut/ Krankheit

      • Antithetik: „Carpe diem“ weltlicher/ geistlicher Fürsten/ Adeligen gegen „memento mori“ der Bauern, naturwissenschaftliche Entdeckungen (Leibniz, Newton, Galilei)/ Revolution gegen mystisch-religiöse Schwärmerei/ fanatischen Glauben

    • Literatur:

      • Funktion: Anregung zur Reflexion, Belehrung/ Erziehung zum Humanismus

      • Charakter: Festgelegter Typ/ Form, virtuose Kunstfertigkeit, Symmetrie

      • Motive: Schönheit, Licht, Tabak, Lebensmittel, Luxusgüter, Körper, Rose, Papagei, Stein, Totenkopf, Kompass

    3. Analyseaspekte

    • Gattung: Sonett, 14-zeilig (zwei Quartette: Aufgesang, Erwartung, Spannung, Voraussetzung, Behauptung, zwei Terzette: Abgesang, Erfüllung, Entspannung, Folgerung, Beweis), Epigramm, Ode, Regelpoetik

    • Form: sechshebiger Jambus (Alexandriner mit Zäsur nach 3. Hebung), Struktur in Zeiten des Krieges/ Unordnung, Finalstruktur, zweigliedrige Strophe

    • Sprachliche Gestaltungsmittel: Antithese, Anapher, Akkumulation, Chiasmus, Bildlichkeit/ Allegorie, Repetition, Hyperbolik, Petrarkismus (Mann als klagender/ wehleidiger Sklave, grausame Liebesqualen, Herz von Liebesglut verzehrt, lebendiger Toter, Weichling, kalte/ grausame/ uninteressierte/ tyrannische Frau, Frauenbeschreibungen (Herz, Wangen, Haar, Brüste)

    • Lyrischer Sprecher: gescheiterter Liebende in aussichtsloser Situation, Beobachter, Einsamkeit, untergeordnet, huldigend

    • Verhältnis zwischen Partnern: einseitiges Interesse, gleichgestellt, hoffnungslose Entwicklung, übergeordnete Geliebte, Unerreichbarkeit, fremd, klagend

    • Art der Kommunikation: Monolog

    • Verhältnis zwischen Gedicht/ Leser: Identifizierung, Apostrophe

    • Darstellung Liebe: Oberflächlich, unerfüllt, Schmerz, negativ, statisch, körperlich/ erotisch, irreal, vergänglich, ambivalent

     

    B. Liebeslyrik Romantik (1795-1830)

    1. Epoche:

    • Begriff: „in lingua romana“ („in romanischer Sprache“): alle Schriften in der Volkssprache, Gegensatz zu „in lingua latina“

    Zeit: Frühromantik/ Jenaer Romantik (1795-1805), Hochromantik/ Heidelberger Romantik (1805-1815), Spätromantik/ Berliner Romantik (1815-1830)

    Historischer Hintergrund: große gesellschaftliche Umbrüche (Zeit der Koalitionskriege, Unterdrückung Europas durch Napoleon), Maschinenwelt, Anfänge Industrialisierung, Urbanisierung, keine Geborgenheit, Unbedeutendheit Mensch, Anlass für Melancholie, phantastische, unwirkliche, einfache, biedermeierliche Welt

    Abgrenzung: Gegenposition zur Rationalität (Monopol der vernunftgerichteten Philosophie), Heinrich Heine (Charakter: fehlende Dunkelheit, Kulisse, semantische Inkompatibilität, überspitzte/ paradoxe/ ironische/ tautologische/ unpassende/ verschlechterte romantische Motive/ Elemente, klare/ simple Sprache, Bruch in letzter Strophe, Einsturz Kartenhaus, völlig neue Sicht, gegenteilige Strophen, Tod als Ironie oder Ernst Ziel/ Aussage: Parodie/ Kritik an Romantiker/ Traumvorstellung/ Schwelgen, Nutzlosigkeit Traum aufgrund Statik/zunehmender Entfernung, Kritik an Darstellungsweise Liebe, extreme Verzweiflung lyrisches Ich, gescheiterter Versuch Euphemisierung Wirklichkeit/Aufheiterung, Ernst)

    2. Kennzeichen der Epoche

    • Weltbild-/ Menschenbild:

      • Wirklichkeit: Ablehnung Wirklichkeit/ Realitätsflucht, da sie Romantik verdrängt (Gewinnstreben, Aufklärung, Tristesse, Industrielles Zeitalter, bloßes Nützlichkeitsdenken etc.)

      • Mensch: künstlerische Autonomie des Individuums, Einheit von Natur und Geist, von Sittlichkeit befreites und schöpferisches Ich im Mittelpunkt, 1. Mensch im paradiesischem Urzustand, 2. Verlorene Einheit, 3. Hoffnung auf Wiedergewinnung

    • Lebensgefühl:

      • Gefühlsbetontheit/ Empfindsamkeit: Hochschätzung der inneren Natur/ Träume/ unbewusste Triebe, romantisches Denken, Kritik an Vernunft, Aufhebung der Trennung zwischen Philosophie, Literatur und Naturwissenschaft, Erleben des Unbewussten

      • Sehnsucht/ Unbegreifliche: Suche, Unerreichbarkeit, Hoffnung, Unerträglichkeit, Eintönigkeit, Melancholie, Emotionen, Schwelgen, stärkere Hinwendung zur eigenen Kultur/ Sagen- und Mythenwelt des Mittelalters, natürliches Verhalten des einfachen Volkes als das Wahre, Kritik an literarische Bearbeitung/ Euphemisierung, Einfachheit/ Unbekümmertheit/ Gemeinschaftsgefühl/ Fabel/ Zauberei/ Traum

    • Literatur:

      • Funktion: kein Erziehungsmittel/ Instrument, Teil der idealen Welt, Vereinigung aller Gattungen der Poesie, Mittelfunktion von Dichtkunst und der abgebildeten Welt (Poetisierung der Welt) Gegenüberstellung Wirklichkeit und Gegenwelten

      • Charakter: keine Reglementierung/ Negierung gültiger Gesetze, dichterische Freiheit, „progressive Universalpoesie“, Reflexionsfähigkeit und Fragmentierung (sprachlich/stilistisch), unendlich (nicht eingeschränkt durch eindeutige Definition), allumfassend, etwas Sinnliches/ Abenteuerliches/ Wunderbares/ Phantastisches/ Schauriges/ Religioeses, Abwendung von der Zivilisation, Hingabe zur Natur, unbekanntes Ziel/ Versuch zum Scheitern verurteilt, romantische Ironie (Betonung Schein/ Unerreichbarkeit), Sehnsucht

      • Motive: Psyche, Sehnsucht mach Selbstfindung/ Liebe (Blaue Blume, Reisemotiv, Nacht, Einsamkeit, Religion/ Gott, Rad/ Ring, Gesang/ Musik, Natur, Paranoia, Frau), Unheimliche (Todessehnsucht), Wunderbare (Unterbewusste, Mystik, Zauber, Märchen, Träume), Politik (Weltflucht, Nationalismus, Vergangenheit), Kontraste (Himmel/ Erde, Vergangenheit/ Gegenwart, Liebe/ Scherz)

    3. Analyseaspekte

    • Gattung: Volkslied, Hymne, Sagen, Märchen Legenden, Mythen

    • Form: Freie Form, ungebunden an Regeln/ Sittlichkeit, subjektive Vorstellung/ Spielfeld/ Kreativität, variierender Reim/ Metrum

    • Sprachliche Gestaltungsmittel: Interjektion, Moduswechsel, Alliteration, Personifikation, Symbol, Antithetik, Ironie, Diminutiv, Paradoxon, Vergleich, Enumeration, Parallelismus

    • (Zeit/ Grammatik): Präteritum/Präsens

    • Lyrischer Sprecher: Herausgerissen aus Einheit, Entfremdung des Alleinseins, Sehnsucht nach/ Idealisierung vergangener Liebe, Trauer, Schmerz, Sehnsucht, Freude, krankhaft, desillusioniert, Schwelgen

    • Verhältnis zwischen Partnern: feste Geschlechterrollen, Mann bestimmt Liebe, Selbstverlust der Frau, Gefühl als wichtigste Fähigkeit, zerrissen/ entfernt, einseitig

    • Art der Kommunikation: Monolog, Erinnerung, Lied/ Hymne

    • Verhältnis zwischen Gedicht/ Leser: irreal, verwirrt, Vermischung Traum/ Realität

    • Darstellung Liebe: Vereinigung nur im Jenseits, keine individuelle Liebeserfahrung, Liebesverlust als Mittel zur Darstellung von Trauer über verlorenes Paradies, Sehnsucht nach Erneuerung ursprünglichen Zustand, vollkommene Ergreifung Menschen und seine Seele/ Wesen durch Liebe, höhere Einheit durch Zweisamkeit

     

    C. Liebeslyrik Gegenwart (1950-)

    1. Epoche:

    Zeit: 1950 bis heute

    Historischer Hintergrund: Politisch (Weltkrieg, Globalisierung, Technologisierung, Industrialisierung

    2. Kennzeichen der Epoche

    • Weltbild-/ Menschenbild:

      • Mensch: Zwiespalt, Verbindung durch Innen-/Außenwelt

    • Lebensgefühl:

      • Komplexität/ Undurchsichtigkeit der Welt: Informations-/ Werteflut, Expansion menschlicher Möglichkeiten (Technik, Technologie), Psychologie (Infragestellung Moral/ Vernunft),

    • Literatur:

      • Funktion: Reflektiert Wandlung/ Wachstum, Darstellung Krisensituation, reale Wiederspiegeln/ Abbildung der Umwelt, Gesellschaftskritik

      • Charakter: Freiheit/ Experimentell in Semantik/ Syntax/ Sprache (Grammatik, Interpunktion), Realismus, Aussprache, Montage von traditioneller und moderner Merkmale, Subjektivität

      • Motive: Psyche, Sexualität, Entfremdung, Kommunikationsproblem, Tabulosigkeit, Stadt (Gesellschaft in Beziehung zum Individuum, Selbstaufgabe, Flüchtigkeit, Anonymität), Resignation, Einsamkeit, Mangel an Entfaltung

    3. Analyseaspekte

    • Form: Freie Form, ungebunden an Regeln/ Sittlichkeit, subjektive Vorstellung/ Spielfeld/ Kreativität, variierender Reim/ Metrum

    • Sprachliche Gestaltungsmittel: Interjektion, Moduswechsel, Alliteration, Personifikation, Symbol, Antithetik, Ironie, Diminutiv, Paradoxon, Vergleich, Enumeration, Parallelismus

    • (Sprache): pragmatisch, sachlich, nüchtern, schnörkellos, Primitivität, Umgangssprache

    • (Zeit/ Grammatik): Moduswechsel

    • Lyrischer Sprecher: Offenheit der Gefühle, Unfähigkeit zu lieben, Schmerz, Wahnsinn, Identitätssuche

    • Verhältnis zwischen Partnern: körperliche Beziehung, unpersönlich, Anonymität

    • Art der Kommunikation: gestörte Kommunikation, Hermetismus

    • Verhältnis zwischen Gedicht/ Leser: Realitätsnah, Identifizierung, Hermetismus

    • Liebeskonzept: alle denkbaren Gestaltungsweisen/inhaltliche Ausformungen/Facetten des Liebesbegriffes, komplexe/kaum durchschaubare Realität, Nutzung konventioneller Liebeskonzepte, Keine Euphemisierung/ Idealisierung, keine Entwicklung/ Entfaltung, Angst/ Zweifel, Enttäuschung

  • Faust 1 Goethe Inhaltsangabe / Zusammenfassung

    —–> Weiter zur sehr ausführlichen Inhaltsangabe von Faust 1

    Hinführung

    Wer kennt das nicht, man ist in einer mehr oder minder festen Beziehung und andauernd bekommt man die Sätze zu hören "Du verstehst mich nicht" oder "Du weißt gar nicht, wer ich bin!". Oft kann genau daran eine Beziehung scheitern, da zwei Menschen sich zwar zugetan sind, aber mit so unterschiedlichen Weltbildern und Erfahrungen in die Beziehung kommen, dass die Kommunikation sehr schwer fällt.

    Goethes "Faust" zeigt in einer anderen Zeit und mit anderen Hintergründen eine ähnliche Situation.

    Textvorstellung

    Bevor die Tragödie überhaupt beginnt, ist ihr eine dreigeteilte Zueignung vorangestellt, in der ein aufklärerisches, deistisches Weltbild gezeichnet wird.

    Im ersten Teil der Tragödie, auch als "Gelehrtentragödie" bezeichnet, in die am Schluß die sogenannte "Universitätssatiere" eingebaut ist, lernt der Leser den Gelehrten Heinrich Faust kennen, der innerhalb seines pantheistischen Weltbildes versucht die Welt so erkennen zu können, wie Gott es tut, und daran scheitert.

    Dieser Faust schließt einen Packt mit Mephistopheles, in dem er unter anderem sagt, dass er fortan über die Sinnlichkeit die Welt erleben (V.1750) und eventuell sein Glück finden will, nämlich zum Augenblick zu sagen: "Verweile doch" (V. 1700).

    Durch Mephisto gelangt Faust in die Hexenküche, in der er einer Verjüngungskur unterzogen wird und daraufhin einen Trank verabreicht bekommt, der ihn Helena in jedem Weibe sehen lässt (V. 2604).

    Das erste Weib, das Faust sieht, ist Margarete (V.2605), die er forsch anspricht und die verwirrt darauf reagiert. Faust ist so fasziniert von Margaretens (Gretchens) Abbild, dass er Mephisto damit beauftragt, sie ihm zu beschafften und alles für ihn vorzubereiten. Dieser beschafft Schmuck für Gretchen und bringt Faust in ihr Zimmer, das dieser als "Heiligtum der Liebespein" (V. 2720) bezeichnet. Mephisto hinterlässt Gretchen den Schmuck, den sie faszinierend findet, zugleich aber auch merkt, dass er ihrem Stand nicht entspricht (V. 2804).

    Im Endeffekt arrangiert Mephisto ein Treffen zwischen Faust und Gretchen im Garten von Gretchens Nachbarin Marte. Dort steigen die beiden, obwohl es erst ihre zweite Begegnung ist, gleich in ein Gespräch ein, das an dem kritischen Punkt ihrer Beziehung, nämlich ihrem Bildungs. bzw. Standesunterschied, ansetzt (V. 3073ff), den Gretchen halb bewusst, halb instinktiv als beunruhigend empfindet.

    Dem eigentlichen Ziel ihrer Unterhaltung, nämlich der Annäherung, versucht Faust näher zu kommen, indem er den Standesunterschied abtut, dabei jedoch recht herablassend wirkt (V. 3079). Auch Gretchens Bedenken, dass der reisende Faust sie schnell wieder vergessen könnte (V.3099), wird nicht wirklich beantwortet. Faust spricht vielmehr monologisch überhöhend von ihr (V.3103) – und Gretchen, die sich in dieser Beschreibung nicht wiederfinden kann, behauptet, sie habe ihn schon erkannt (V.3125ff) und sie versucht ihre wirkliche Situation zu umreißen. Doch auch hier geht Faust nicht auf sie ein, sondern überhöht ihre Situation nur.

    Interpretationsthese

    Da dieser erste Versuch der Annäherung, der sehr ernst begonnen hat, recht erfolglos war, beginnen Faust und Margarete nun ein Versicherungsspiel, in dem für mich sehr deutlich wird, dass sie gerade wegen ihrer unterschiedlichen Weltbilder nicht fähig sind, sich zu erkennen und einander anzunähern – und es auch nie sein werden. Es ist interessant sich genau anzusehen, in wie fern sich die beiden innerhalb dieses Dialogstückes (V. 3163-3194) auf derselben oder auf unterschiedlichen Kommunikationsebenen befinden.

    Analyse und Deutung

    Die erste Ebene, die deutlich wird, ist die, dass Faust zu Gretchen als einer spricht, der sich versichern möchte (v. 3163), also das Spiel eröffnet. Er fängt mit einer eher unpersönlichen Frage an, nämlich ob sie noch gewusst hätte, wer er sei und bekommt die volle Vergewisserung von ihr (V. 3165), sie habe es genau gewusst, also muss ihre erste Begegnung auch für sie prägend genug gewesen sein. Faust treibt das Spiel und auch die Kommunikationsebene weiter. Seine nächste Vergewisserungsfrage beinhaltet schon eine ernstere Sorge (V. 3167), nämlich, ob er unverschämt gewesen sei? Wieder geht Gretchen auf sein Spiel ein, erzählt ihm ernsthaft, aber doch auf derselben Kommunikationsebene, dass es sie erschreckt und Selbstzweifel in ihr ausgelöst habe (V.3170). Aber dann treibt Gretchen das Spiel entscheidend weiter, indem sie eine neue Ebene hinzufügt, nämlich die, ihn ihrer Gefühle zu versichern (V. 3176ff). Das, was sie sich davon erhofft, nämlich dass er sich auch auf diese Ebene begibt und ihr seine Gefühle eröffnet, passiert nicht. Statt dessen sagt er nur etwas, das erkennen lässt, dass er sie wieder einmal nicht verstanden hat und auch nur das in ihr sieht, was er will – seine Projektion. Er sagt nicht einmal "Gretchen", sondern "Süß Liebchen" (V. 3179).

    Gretchen, die seit Anfang des Spieles nur reaktiv auf Faust war, scheint nun zu erkennen, dass sie auf dieser Ebene des Versicherungspieles nicht weiter kommt, und zieht sich in ein Blumenzupfspiel zurück, das einerseits ihre kindliche Naivität, also ihr wahres Ich zeigt, das andererseits aber sehr aktiv Faust dazu provozieren soll, ihr seine Liebe zu gestehen. Sie tut so, als befrage sie die Blume um Rat. "Er liebt mich – er liebt mich nicht" (V. 3182). Sie möchte am Ende also direkt erfahren "Ich liebe dich!" und in ihrer Kindlichkeit freut sie sich schon über die Antwort, des Orakels "Er liebt dich" (V. 3184).

    Was Faust ihr daraufhin antwortet ist nicht gerade das Erwartete, obwohl man es so verliebt und hoffnungsvoll, wie Gretchen ist, als das verstehen kann. Faust sagt, ihr eigentlich , dass sie, die Gläubige, doch nicht mehr nachfragen brauche, sondern sich auf das verlassen solle, was die göttliche Natur ihr gesagt habe, nämlich dass die Liebe zwischen ihnen gottgewollt sei (V.3185). Indem er das so sagt, stellt er sich auf die Ebene des Wissenden, der sie nur daran erinnern muss, was sie schon weiß. Außerdem spiegelt er nur sehr hohl ihre Erwartungen wider, weil er ihr im Prinzip als Echo ihrer selbst antwortet.

    Das, was Gretchen kommunikativ als Reaktion ausdrücken will ist Glück (V.3187), vor allem deswegen weil in Faustens Formulierung viele Möglichkeiten stecken, sich Hoffnung zu machen. Aber ihre Körpersprache scheint etwas anderes auszudrücken. Offensichtlich ist sie sich irgendwo nicht sicher und spürt, dass etwas an Faustens Antwort nicht stimmt. Und vielleicht sogar, dass Fausts Reaktion auf sie im ganzen Garten-Dialog nicht wirklich stimmig ist. Jedenfalls muss ihre Körpersprache Angst ausdrücken, eventuell Angst vor dem weiteren Verlauf ihrer Beziehung, da Faust eine der seltenen Male sie als Gestalt vor sich erkennt und etwas entdeckt, dass nicht in "Mich überläufts" beinhaltet ist, sonst würde er nicht sagen "Oh schaudre nicht" (V. 3188). Doch dieser Fortschritt des wirklichen Sehens von Gretchen hält nicht lange, da Faust nun einige Fehler im Annähern macht, die Gretchen abschrecken müssen. Kommunikativ scheint das nächste, was er sagt, ausdrücken zu wollen, wie er die Sinnlichkeit mit ihr erleben möchte ("Sich hinzugeben, ganz und eine Wonne zu fühlen, die ewig sein muss", V.3191). Aber erstens ist dieser Ausspruch absolut unpersönlich, weil er ihm voranstellt, dass seine körperliche Geste ihr sagen soll, was unaussprechlich sei (V. 3189f), und der Ausspruch versucht das Unaussprechliche auszudrücken. Zweitens beinhaltet er einen massiven Widerspruch, da er sagt, dass ihre Liebe ewig sein müsse, weil das Ende andernfalls Verzweiflung sei (V. 3192f). Aber nichts ist ewig, alles ist endlich und somit muss Gretchen folgern, dass ihre Liebe nur in Verzweiflung enden kann, auch wenn Faust betont, dass es kein Ende gäbe.

    Beides spielt sich auf einer dialogischen Ebene ab und soll Gretchen eigentlich nach wie vor versichern, dass ihre Liebe von Gott vorgesehen ist, und sie sie annehmen soll. Aber was Faust ihr hier sagt, bleibt im Grunde monologisch und muss Gretchen gleich noch einmal abschrecken, weil sie den gelehrten, zu sich selbst sprechenden Faust, nicht versteht.

    Monologisch sagt Faust, was er sich von der Beziehung mit Gretchen erhofft, nämlich endlich sein Ziel, die Ewigkeit so eben durch Sinnlichkeit zu erreichen, er aber durch seine Erfahrungen als Faust der Gelehrtentragödie genau weiß, dass er diese Ewigkeit nie erreichen kann und deshalb die Beziehung ohnehin in Verzweiflung, zumindest für ihn, enden wird.

    Gretchen spürt die schweren Fehler, die er macht, versteht ihn nicht, fühlt sich von diesem Zwang zu Ewigkeit oder Verzweiflung überfordert und rennt vor Faust und dem kommenden in der intuitiven Vorahnung, dass etwas nicht stimmt, weg.

    Vertiefende Deutung und Wertung

    Aber warum macht Faust solche Fehler? Warum scheint es auf keiner der versuchten Annäherungsebenen wirklich zur Annäherung zu kommen? Warum kann Faust Gretchen nicht sagen, dass er sie liebt, obwohl er sehr stark für sie empfindet?

    Für Faustens Verhalten gibt es meiner Meinung nach zwei umfassende Erklärungen, die klar machen, wo seine Probleme liegen. Erstens sein pantheistisches Weltbild. Der Pantheismus erschafft die Welt, und genau das tut Faust auch. Er erschafft sich immer seine eigene Welt und in seinem Horizont existiert auch keine andere. Deswegen ist es ihm nicht wirklich möglich mit der realen Welt und ihren Gestalten zu kommunizieren. Ein Beispiel dafür, wie er sich die Welt erschafft, ist die Szene in Gretchens Zimmer. Er sieht das, was da ist, die Ordnung, die engen Grenzen, in denen Gretchen lebt, und baut sich damit seine eigene Vorstellung von Gretchens Leben ("In diesem Kerker welche Seligkeit" V.2694). Er sieht ihr Zimmer an sich und malt sich ohne Anhaltspunkte aus, wie sie dort ihre Kindheit verbracht hat (V.2700ff.). Seine Egozentrik ist eng mit seiner Tatenlosigkeit gekoppelt. Er entwirft die Dinge im Kopf, aber er handelt nicht. Am deutlichsten ist das wohl in V. 2362, als er es ablehnt handwerklich zu arbeiten und die Zauberei als Mittel der Verjüngung vorzieht. Seine Tatenlosigkeit hat zur Folge, dass er keine Erfahrung damit hat, eine Beziehung aufzubauen, diese Erfahrung aber auch nicht sammelt, da er alle möglichen Schritte auf dem Weg zur Annäherung an Gretchen, Mephisto überlässt. So z.B. in der Szene "Straße", als er sich nicht selbst darum bemühen will um Gretchen zu werben, sondern sagt "Hör, du musst mir die Dirne schaffen!" (V.2618 ). Daraus resultieren hauptsächlich die Fehler, die er im Annäherungs- und Versicherungsspiel mit Gretchen macht. Er weiß nicht, wie es geht, versucht es und schlägt fehl, am deutlichsten wohl in V. 3190. Aber sein pantheistisches Weltbild bringt noch ein Problem mit sich. Da es in ihm keine Individuen gibt, kann er das Individuum Gretchen auch nicht lieben. Außerdem kann er zum einen deswegen, zum anderen, weil er der Mensch ist, der in der Hexenküche entstanden ist, und durch den Trank Helena in jedem Weibe sieht, Gretchens wahre Gestalt nicht sehen. Er kann in sie nur das hinein projizieren, was er sich als Helena vorstellt. Deutlich wird das immer wieder an den Stellen, an dehnend er nicht auf sie eingeht, sondern einen leeren Spruch bringt, wie "Süß Liebchen"(V. 3179), oder "Du holdes Himmelsangesicht" (V. 3182). Er ist nicht fähig sie zu begreifen, selbst wenn er es wollte. Sein Weltbild und sein Ich aus der Hexenküche lassen das nicht zu.

    Aber nicht nur Faust hat Probleme, sondern auch Gretchen. Sie behauptet zwar in V. 3107, dass sie seine Person begriffen habe, aber so ist es nicht. Sie hat ein eindeutig christlich-religiöses Weltbild (V. 2621, "kam von ihrem Pfaffen; V.2790, "oh Gott im Himmel, schau"), ist in einem Stand aufgewachsen, in dem sie zwar beschränkte Möglichkeiten hat, aber auch gelernt hat Stolz zu pflegen, hat viele familiäre Verpflichtungen (V. 3125ff.) und hat gelernt die höhergestellten Sände zu achten und zu hofieren. Auf Grund all dieser Voraussetzungen kann sie Faust nur als "erfahrenen Mann" sehen, zu dem sie aufschauen muss (V. 3077; "erfahner Mann"). Aber Faust ist keineswegs so erfahren, wie Gretchen ihn gerne hätte, auch wenn seine Erscheinung das vielleicht suggeriert. Somit projiziert auch Gretchen in Faust hinein, was sie zu sehen gelernt hat.

    So gesehen wird klar, warum die Annäherung zwischen Gretchen und Faust auf allen Ebenen scheitert. Ihre beiden Weltbilder, pantheistisch und christlich, lassen sich nicht vereinen. Beide werden durch sie und andere Umstände dazu veranlasst in den anderen nur ein Bild zu projizieren und die eigentliche Person nicht zu sehen. Folglich muss die Annäherung und der Aufbau einer wirklichen Beziehung in der man einander erkennt und unterstützt scheitern.

    Dass sie dennoch weiterhin versuchen eine Beziehung aufzubauen, vor allem weil Faust sein Ziel, den Moment, in dem er Ewigkeit spürt, noch immer nicht aufgeben will und weil Gretchen verliebt ist, ist für beide nicht ungefährlich.

    Für Faust kann vor allem seine Tatenlosigkeit verhängnisvoll sein, weil er sich so, je näher er an Gretchen herankommen will, immer mehr Mephisto ausliefern muss und in seinen egozentrischen, nur sich selbst sehenden Handlungsmustern gefangen wird, sie immer wieder wiederholen muss.

    Für Gretchen besteht die Gefahr, dass sie durch die Hoffnung, die sie in Faustens Verhalten und dessen eventuelle Liebe steckt, langsam ihre Identität, die durch Religion, ihren Stand und ihre Familiengebundenheit gekennzeichnet ist, verliert, um sich dem, was sie in Faust sieht, anzunähern. Anders als Faust, der daran gewöhnt ist, sich sein Weltbild zu erstellen und in Menschen zu projizieren, wird es sie bald lebensbedrohend aus der Bahn werfen, dass sie hier der Überzeugung ist, zu wissen, wer Faust ist.

    Wenn man den weiteren Verlauf der Tragödie betrachtet, bestätigen sich diese Vermutungen weitestgehend.

    Faust ist so abhängig von Mephisto, dass er ohne daran zu denken, dass es eine Teufelei sein könnte, Gretchen den Schlaftrunk für ihre Mutter gibt (V.3511), der die Mutter schließlich umbringt und dass er auf Mephistos Geheiß hin Valentin ersticht (V. 3711), als wenn Mephisto selbst handeln würde. Außerdem hat Faust immer noch den starken Hang, sich die Welt nur zu entwerfen, und verhält sich, obwohl er gelernt haben müsste, in "Wald und Höhle" genau so, wie im Osterspaziergang der Gelehrtentragödie. Er entwirft aus der Umwelt und Natur, die er sieht , seine eigene Welt (V. 3226, seine Brüder seien Busch, Luft und Wasser).

    Gretchen überwindet ihre Bedenken, nimmt den Schlaftrunk für die Mutter an (alles nur für Faust,V.3514) und handelt gegen ihre Familie. Sie schläft mir Faust, handelt gegen ihren Glauben, wird schwanger und ist dadurch in ihrem Stand so gut wie geächtet. Somit verliert sie die Grundbausteine ihrer Identität, nur für das, was sie gerne in Faust sehen würde.

    Gesamtwertung und Schluss

    Auch wenn heute meistens Identität nicht mehr direkt an Stand und Religion festgemacht wird, gibt es dennoch genug Menschen, die ihre Identität für eine Beziehung aufgeben und somit sich selbst verlieren, oder heillose Egozentriker, mit denen jede Form von Kommunikation unmöglich ist.

    Von daher finde ich, dass sich die Erkenntnisse über die Beziehung zwischen Faust und Gretchen sehr gut auch auf unsere Zeit übertragen lassen, und man sich überlegen sollte, in wie sehr man sie sich zu Herzen nimmt oder nicht.

    —–> Weiter zur sehr ausführlichen Inhaltsangabe von Faust 1

  • Symbolismus (Epoche) Merkmale, Personen, Gedichte

    Der Symbolismus ist eine im späten 19. Jahrhundert in Frankreich entstandene literarische Richtung, die als Gegenbewegung zur Vernunft (Realismus, Naturalismus, Aufklärungszeit) durch idealistische Züge gekennzeichnet ist.

    Die Symbolisten wollten nicht die Realität wiedergeben sondern eine eigene Kunstwelt erschaffen. Das Ziel sollte von Bindung an Zweck, Belehrung, Moral und Realität frei sein.

    Geschichtliche Einflüsse

    Der Symbolismus war zwischen 1860 und 1925. Seine Wurzeln sind auf den historischen Ereignissen des 19. Jahrhunderts zu suchen, wie zum Beispiel:

    die Industrialisierung (die Erfahrung der Großstadt und die darauffolgende soziale Themen),

    dem neuen Deutschen Reich (1871, entwickelte sich ein neureiches, selbstzufriedenes Bürgertum) und

    die Politik in der Zeit des Kaisers Wilhelm II. (1888-1918).

    Trotz allem ist der erste Weltkrieg (1914-1918) das entscheidende Erlebnis dieser ganzen Generation: Der Krieg war so entsetzlich und sinnlos, dass die jungen Menschen oft ihren Glauben an die Werte der Vorkriegszeit verloren. Nach dem Krieg hofften viele auf einen neuen Anfang.

    Philosophie

    Friedrich Nietzsche (1844-1900) hatte den Hauptgedanke im Symbolismus: „Es gibt keine religiöse Bindung mehr, keinen übergeordneten Sinn, man wertet alle Werte um. Der Nihilismus interessiert viele Menschen.“ Nihilismus steht allgemein für eine Orientierung, die auf der Verneinung jeglicher Seins-, Erkenntnis-, Wert- und Gesellschaftsordnung basiert.

    Malerei

    Kennzeichnend für den Malstil war vor allem die Verwendung von Metaphern und Symbolen zur Vermittlung bestimmter Botschaften. Typische Themen des Stils sind Mythen, Tod, Leidenschaft und Sünde. Die Künstler vermissten aus der vorangegangenen Epoche des Realismus die Gefühle und das Seelenleben. Als erster Vertreter des Symbolismus gilt der Maler Gauguin. Er beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit Ängsten, Träumen und verschiedenen Seelenzuständen und arbeitete vordergründig mit Symbolen. Der Fuchs stand beispielsweise in der Bretagne als ein Symbol der sexuellen Potenz und der erwachenden Natur.

    Motive im Symbolismus

    Die anstrebende Kunstwelt der Motive ist eng mit der realen Welt verwandt und kann somit auf das echte Leben übertragen werden. Im Symbolismus handelt es sich um vier Hauptmotive:

     

    1. Die Abkehr von der Wirklichkeit

    – zieht sich bewusst zurück von der gesellschaftsbezogenen Wirklichkeit

    – Kunst ist „reine Schöpfung“ (durch nichts bedingt und zu nichts verpflichtend, außer zum Dienst an sich selbst)

    – traumhafte Bilder

    – idealer Schönheitsdrang: Verwirklichung in der Kunst

    – verrätselte Metaphern

    – Vertauschung realer und imaginierter Sinneseindrücke

    – bewusst dunkle Aussagen

    – verzichtet auf Wirklichkeitswiedergabe, auf konkrete Inhalte, die Vorstellung objektiver Gegenstände, persönlicher Empfindungen oder äußere Stimmungseindrücke.

     

    2. Herstellung einer eigenständigen Welt der Bilder und Worte

    – Gegenstand: dahinterliegende Ideen, die unendlich, geheimnisvoll, magisch sind

    – das Gedicht hat – nach symbolistischer Auffassung, jene Bedeutung, die ihm der Leser gibt

    – Andeutungen statt Nennungen

    Die innere Wirklichkeit kann nur durch die Symbolkraft der künstlerischen Sprache ausgedrückt werden.

     

    3. Sprachmagie

    – Einbau mystischer Elemente

    – Gesang (Klangsymbolik) / magische Beschwörung

    – Dichte der Form in einem umfassenden Netz von Lauten und Bedeutungen

    – äußerste Konzentration des Wortes auf seine sinnbildliche Aussagekraft

    – Exotik, Wortneuschöpfungen, Metapherschichten

    – Assoziationen, Mehrdeutigkeit

    Schlüsselbegriffe sind: "Geheimnis", "Schönheit" und "Seele".

     

    4. Ästhetische Kategorien

    – Eliminierung aller Fremdzwecke wie Beschreibung, Belehrung, Polemik usw.

    – Poesie als reine Ausdruckskraft

    – die Idee des Schönen – eine autonome Welt der Schönheit, die symbolhaft die geheimnisvollen, magisch-mystischen Zusammenhänge zwischen den Dingen, die hinter allem Sein liegende Idee erahnbar machen soll

    – Vorbild: die Musik

     

    Im späteren Verlauf des Symbolismus wurde durch die Übertragbarkeit des Symbolismus auf die Realität auch eine Verbesserung der Gesellschaft angestrebt.

     

    Typische Gattungen des Symbolismus

     

    – Sonett, Terzine (betontes Formbewusstsein)

    – überwiegend Lyrik: streng-gefügte, melodische Gedichte

    – Drama (Einakter)

    Gedichte

     

     

    Klage der Ariadne:

     

    Wer wärmt mich, wer liebt mich noch?
    Gebt heisse Hände!
    gebt Herzens-Kohlenbecken!
    Hingestreckt, schaudernd.
    Halbtodtem gleich, dem man die Füsse wärmt,
    geschüttelt ach! von unbekannten Fiebern,
    zitternd vor spitzen eisigen Frostpfeilen,
    von dir gejagt, Gedanke!
    Unnennbarer! Verhüllter! Entsetzlicher!
    Du Jäger hinter Wolken!
    Darnieder geblitzt von dir,
    du höhnisch Auge, das mich aus Dunklem anblickt!

     

    So liege ich,
    biege mich, winde mich, gequält
    von allen ewigen Martern,
    getroffen
    von dir, grausamster Jäger,
    du unbekannter – Gott […]

    (Friedrich Nietzsche)

     

    Dichter

     

    Charles Baudelaire (1821-1867)
    – Die Blume des Bösen (1857)

     

    Stefan George (1868-1933)

    – Wille zur Form (Audio 1)

    – Werk in Soren Kierkegaard (1813-1855)

    – Das Jahr der Seele (1897)

    – Blätter für die Kunst (1892)

     

    Stéfane Mallarmé (1842-1895)

    – Der Nachmittag eines Fauns (1876)

     

    Friedrich Nietzsche (1844-1900)

    – Dionysos-Dithyramben (1888)

    – Idyllen aus Messina (1882)

     

    Arthur Rimbaud (1854-1891)

    – Das trunkene Schiff (1871)

    – Eine Zeit in der Hölle (1873)

     

    Paul Verlaine (1844-1896)

    – Lieder ohne Worte (1874)

    – Die verfemten Dichter – u. a. über Rimbaud und Mallarmé (Essay 1884)

    – Lyriksammlung "Jadis et naguère" (1884)

  • Claudia Galotti Rollenbiografie (Charakterisierung)

    Mein Name ist Claudia Galotti und ich bin mit dem Obristen Odoardo Galotti verheiratet. Zusammen haben wir eine Tochter, die sich Emilia nennt und mit mir in einer Stadtwohnung in Guastalla, welches zur Residenz des Prinzen Gonzaga gehört, hausen. Da mein Gatte auf unserem Landsitz residiert, habe ich einen Diener namens Pirro. Unsere Familie kommt NUR aus dem Bürgertum, obwohl ich sehr viel vom adligen Hofe halte. Ich akzeptiere die bürgerliche Moral, aber muss diese auch als Einschränkung erleben. Insgesamt bin ich sehr glücklich und zufrieden mit meinem Leben.

    Mein Äußeres ist schnell zu beschreiben: Ich sehe aus, wie eine Frau, die schon ein Kind geboren hat. Dennoch bin ich sehr eitel und spreche auch immer unbedacht heraus, was ich denke.

    Es gibt viele Dinge, die mir wichtig sind. Doch auf Zwei bestehe ich regelrecht. Als erstes finde ich es unumgänglich, dass meine Tochter eine städtische Erziehung genießt, da diese besser ist als auf dem Lande, auch wenn Odoardo da anderer Meinung ist. Emilia hätte, bei ihrem Vater wohnend, niemals Appiani, ihren Verlobten, kennengelernt.

    Des Weiteren ist mir das Wohl meiner Tochter sehr wichtig. Auch wenn ich erst sehr stolz und froh über die Verlobung mit dem Grafen war, habe ich doch Angst meine geliebte Tochter zu verlieren. Denn ich bin ihre Vertrauensperson und sie erzählt mir all ihre Sorgen und Nöte. Sie berichtete mir auch von der Begegnung mit dem Prinzen. Ich hatte natürlich sofort Verständnis für die Zuneigung zu diesem Mann. Er ist schließlich vom Adel und hat so Einiges zu bieten. Als ich meinem Ehegatten stolz von der Begegnung der Beiden berichte war dieser nicht sehr angetan. Deshalb beschloss ich, dies lieber geheim zu halten. Auch riet ich meiner Tochter dem Grafen Appiani nichts von all dem zu erzählen, was sich im Nachhinein als sehr naiv und dumm herausgestellt hat. Ich habe die Gefahr, ausgehend vom Prinzen, nicht erkannt und nur an das Gute im Menschen geglaubt.

    Ich habe Angst, dass mein Mann Odoardo von der Liebe zwischen dem Prinzen und Emilia erfährt. Er würde eine große Wut haben, da ich und Emilia ihn hintergangen haben. Normalerweise haben wir eine sehr glückliche Ehe und ich liebe meinen tugendhaften Gatten. Er ist das Oberhaupt unserer Familie, was ein Grund für meine Bewunderung und Anhänglichkeit ist. Man kann schon sagen, dass er eine bevorzugte Rolle in unserer Familie spielt und ich eher weniger emanzipiert bin.

    Als Appiani starb, war ich sehr traurig. Dieser Graf sollte doch der perfekte Mann für meine Tochter sein, nicht so wie der elende Prinz.

    Ohhh wie ich ihn und seinen Diener Marinelli verachte. Natürlich muss ich zugegeben, dass ich anfangs sehr angetan von dem Herrn Prinzen war, doch er hat mich zutiefst enttäuscht. Nachdem ich als erstes den Tod des Grafen aufgedeckt habe, wurde mir klar, welch abscheuliche Dinge die Zwei sich ausgedacht haben. Sie haben meiner Familie sehr geschadet und ich bin sehr wütend darüber, dass meine Tochter Emilia wegen diesen ganzen Schandtaten ihr Leben lassen musste.

     

    Wenn man mich in drei Worten beschreiben müsste, könnte man sagen, dass ich naiv, töricht und besorgt bin.

  • Reklame – Ingeborg Bachmann – Interpretation

    Das Gedicht „Reklame“, welches 1956 von Ingeborg Bachmann verfasst wurde und 1982 in „Ingeborg Bachmann. Werke. Erster Band. 2. Auflage“ auf Seite 114 erschienen ist, handelt von einer Art ’Dialog‘, welcher das Leben der Deutschen während der Nachkriegszeit schildert.

    In diesem Gedicht stellt sich das lyrische Ich immer wieder Fragen, die sein zukünftiges Leben und das seiner Mitmenschen betreffen. Es macht sich Sorgen, wohin sie gehen sollen, was sie tun sollen und was sie denken sollen. Es ist sich unsicher, ob die Fragen beantwortet werden können und was mit der Vergangenheit geschieht. Zwischen die Fragen des lyrischen Ichs werden Antworten eingeworfen. Sie sagen dem lyrischen Ich, dass es unbesorgt und heiter sein soll.

    Wie bereits erwähnt, ist in diesem Gedicht ein lyrisches Ich zu erkennen. Dieses tritt dadurch hervor, dass es immer wieder Fragen stellt, auf die es dann von einer anderen Stimme Antworten bekommt. Das lyrische Ich verkörpert einen Menschen, der in der Nachkriegszeit lebt. Es befindet sich in einer für sich fremden Situation. Es ist ratlos und weiß nicht, wie es in Zukunft weitergeht. Das wird durch die vielen Fragen deutlich, die es stellt. (vgl. V.1; V.7) Ihm ist unklar, was in Zukunft passieren wird und wie es die „Schauer aller Jahre“(vgl. V.15) vergessen soll. Auf die Fragen des lyrischen Ichs antwortet eine Stimme, wobei unbekannt ist, woher diese stammt. Die Stimme sagt, dass sich das lyrische Ich nicht sorgen soll (vgl. V.2) und dass es alles „heiter und mit Musik“(vgl. V.8) tun soll. Hieraus ergibt sich, dass in diesem Gedicht, beziehungsweise dem Dialog, zwei Positionen vertreten sind. Zum einen das verunsicherte lyrische Ich und zum anderen die sorglose, unbekannte Stimme. Auf die letzte Frage allerdings, was geschieht, wenn es totenstill ist, gibt es keine Antwort. Die im vorigen Vers genannte Totenstille ist also, von Seiten der unbekannten Stimme eingetreten. In Bezug auf den Titel lässt sich die These aufstellen, dass es sich bei der unbekannten Stimme um eine Art von Reklame handelt. Die Reklame beschwichtigt das lyrische Ich und versucht so, ihm die Angst zu nehmen. Die Einwürfe haben das Ziel das Ich aufzuheitern und ihm das zu geben, was es im Moment braucht, Zuversicht. Genau das ist die Aufgabe von Werbung. Werbung soll dem Menschen vermitteln, dass sie ein bestimmtes Produkt brauchen und ihn so zum Kauf anregen. Auf die letzte Frage des Lyrischen Ichs weiß aber auch die Reklame keine Antwort.

    Das Gedicht besteht aus 20 Versen. Nach dem 19. Vers ist allerdings eine Lücke zu erkennen. Dort fehlt die Antwort. Man könnte also auch sagen, dass das Gedicht eigentlich aus 21 Versen besteht. Zwar ist das Gedicht nicht in einzelne Strophen unterteilt, aber trotzdem lässt es sich in zwei Teile aufteilen, die sich immer wieder abwechseln. Dies wird auch durch den Wechsel des Schriftbildes zwischen gerade und kursiv unterstützt. (vgl. V. 1f.) Trotz des unregelmäßigen Aufbaus fallen diese kursiv gedruckten Verse besonders ins Auge. Dieser Aufbau hat das Ziel, die Fragen und Antworten deutlich voneinander zu trennen.

    Ein regelmäßiger Rhythmus ist in diesem Gedicht nicht zu erkennen. Des Weiteren sind in diesem Gedicht keine Reime zu finden. Auffällig ist aber, dass es zunächst von Vers eins bis vier einen Wechsel zwischen klingenden und stumpfen Kadenzen am Versende gibt. Erst ab Vers fünf nehmen die klingenden Kadenzen auch im Redeanteil des Lyrischen Ichs zu, bis sie ab Vers 15 vollkommen verschwunden sind. Das zeigt den anfänglichen Unterschied der beiden Redeanteile. Ab Vers 15 hat die Reklame das lyrische Ich dann aber eingenommen und so beeinflusst, dass das lyrische Ich den Klang der Reklame angenommen hat.

    Ein häufig verwendetes, sprachliches Mittel ist die Repetitio. Im Laufe des Gedichtes werden die Satzteile „ohne sorge“ (vgl. V.2; V.4), „musik“ (vgl. V.6; V.12) und „heiter“ (vgl. V.8; V.10) wiederholt. Das ist ein typisches Merkmal von Reklame. In der Werbung werden die Hauptaussagen immer wiederholt, um die Verbraucher zu überzeugen und so einzunehmen.

    Auch die vielen Ellipsen (vgl. V.6; V.10) sind ein Hinweis auf Reklame. In der Werbung kommt es darauf an, die zu vermittelnde Botschaft auf das Wesentliche zu beschränken, um dem Abnehmer die wichtigsten Informationen so schnell und einprägsam wie möglich zu vermitteln. Des Weiteren fällt auf, dass in den Frageteilen eher negativ konnotierte Adjektive und Subjektive verwendet werden. So zum Beispiel in Vers drei „dunkel“ und „kalt“ oder im weiteren Verlauf „Endes“ (vgl. V.11), „Schauer“ (vgl. V.15) oder „Totenstille“ (vgl. V. 19). In den Antworten hingegen werden Begriffe wie „musik“ (vgl. V.6), „heiter“ (vgl. V. 8) oder Wortgruppen wie „ohne sorge“ (vgl. V.2) verwendet. Das lässt den Unterschied zwischen dem lyrischen Ich und der Reklame erkennen. Die negativen Erinnerungen des Lyrischen Ichs stehen im Gegensatz zum schönen Schein der Werbung. Zusätzlich zu den bereits genannten Stilmitteln wird in dem Gedicht kein Augenmerk auf die Groß- und Kleinschreibung gelegt. Zwar werden einige Nomen groß geschrieben aber „sorge“ oder „musik“ werden klein geschrieben. Auch die Satzstruktur ist nicht eindeutig. Erst am Ende des Gedichtes wird der Satz durch einen Punkt beendet. Die Frageteile können allerdings zu einzelnen kurzen Sätzen verknüpft werden. Die Antworten hingegen lassen sich nicht miteinander kombinieren. Dieser Aufbruch gewohnter Strukturen steht für den Aufbruch der alten Ordnung. Durch den Krieg mussten die Menschen lernen, sich neu zu orientieren und an die neuen Verhältnisse anzupassen. Der Satzbau und die Groß- und Kleinschreibung zeigt die teilweise herrschende, bestehende Orientierungslosigkeit und Verwirrung der Menschen, auch Jahre noch mehrere Jahre nach dem Krieg. Einige der Fragesätze weisen einen Parallelismus auf. So ist zum Beispiel der Aufbau von Vers eins zu Vers 13 parallel. Hieraus ergibt sich, dass sich die Gedanken des lyrischen Ichs alle miteinander verknüpfen lassen. Zwar stellt das lyrische Ich mehrere Fragen aber im Grunde kreisen sie alle um das gleiche Thema, die Zukunft aber auch die Vergangenheit. Abschließend findet sich ein Stilmittel in Vers 16. Bei dem Wort „Traumwäscherei“ handelt es sich um einen Neologismus. Diese Wortschöpfung erinnert entfernt an den Begriff „ Gehirnwäsche“. In Anbetracht des Titels kann dieses Wort hier für die Gehirnwäsche durch Reklame stehen. Die Reklame vermittelt den Menschen einen Traum und verpasst ihnen durch Zureden eine Gehirnwäsche, bis die Menschen sich diesen einen Traum erfüllen wollen. Die Menschen werden einer „Traumwäscherei“ unterzogen.

    Aus den vorangegangenen Analyse- und Interpretationsergebnisse lässt sich folgern, dass in diesem Gedicht die Situation der Menschen in der Nachkriegszeit beschrieben wird. Typisch für die Nachkriegszeit war der Wandel Deutschland vom Trümmerland zum Wirtschaftswunder. Zudem fand eine sogenannte Amerikanisierung statt. Vielen Menschen, besonders der älteren Generation, fiel es schwer, die belastenden Erinnerungen hinter sich zu lassen und selbstbewusst und zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Der große Erfolg der Amerikanisierung wurde durch diese Verunsicherung aber erst ermöglicht. Der „Amerikanische Traum“ galt für viele als erstrebenswert. Besonders die Jugendlichen sahen die neuen Einflüsse als Chance aus dem bisherigen Leben auszubrechen. Diese Umstände spiegeln sich auch im Gedicht wieder. Die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen wird nach anfänglicher Skepsis durch die Reklame beeinflusst. Neben dem Aspekt des Einflusses der Werbung auf die Bevölkerung spiegelt sich in dem Gedicht auch eine Art Generationskonflikt wieder. Das lyrische Ich steht dann für die ältere Generation, die sich nur schwer von der Vergangenheit lösen kann und die jüngere Generation versucht die ältere durch ihre Antworten zu überzeugen. Sie wurde durch die Werbung bereits eingenommen.

  • Bei den weißen Stiefmütterchen – Gedichtinterpretation – Sarah Kirschner

    Das Liebesgedicht ,,Bei den weißen Stiefmütterchen“, verfasst von Sarah Kirschner, erschien 1967 in ihrem Lyrikband ,,Landaufenthalt“. Es handelt von dem vergeblichen Warten des lyrischen Ichs auf einen Mann, dessen Geliebte es ist.

    In Sarah Kirschners Gedicht ist das lyrische Ich zwischen Verzweiflung und Hoffnung hin und her gerissen, bis es sich letztendlich in Liebesschmerz eingesteht, dass der Mann nicht mehr kommen wird. Dabei ist das lyrische Ich abhängig von dem Mann.

     

    Das lyrische Ich befindet sich in einem Park unter einer Weide und wartet wie vereinbart auf einen Mann. Dabei spricht die Weide gegenüber des lyrischen Ichs ihre Zweifel aus. Daraufhin versucht das lyrische Ich die Situation durch mögliche Gründe für das Fernbleiben des Mannes zu verschönern und somit das Verhalten zu rechtfertigen. Diese Hoffnung wird allerdings durch die erneute direkte Rede der Weide zerstört, die sogar von einem möglichen Tod des Mannes spricht.

     

    Das vorliegende Gedicht teilt sich in drei Strophen auf, die jeweils alle aus fünf Versen ohne Reime bestehen. Das Gedicht ist aus der Perspektive des lyrischen Ich verfasst, was es der Dichterin ermöglicht, die Gedanken besser zum Ausdruck zu bringen. Da keine Satzzeichen vorhanden sind, lässt sich sagen, dass das lyrische Ich unsicher ist. Schon der Titel ,,Bei den weißen Stiefmütterchen“ weist auf die Nähe zur Natur hin, in der sich das lyrische Ich befindet. Dies wird weiterhin durch das Motiv der Weide deutlich. Diese äußert im Gedicht ihre Zweifel an der Liebe des Mannes (Z.5) durch direkte Rede und ist somit im Gespräch mit dem lyrischen Ich, was für Verbundenheit zwischen Mensch und Natur stehen kann. Auch das lyrische Ich hat direkte Redeanteile, wodurch die Dichterin die Gedanken der Frau zum Ausdruck bringt, wie beispielsweise

    ,,Ach“ (Z.6), was die Verwirrtheit der Frau verdeutlicht. Die Natur wird zusätzlich durch Personifikation der Weide charakterisiert, welche als ,,ungekämmt“ und ,,alt“ (Z.4) und als knarrend und sich wiegend (Z.11) beschrieben wird. Durch die Personifikation der Weide durch direkte Rede und Beschreibungen schreibt Sarah Kirschner der Natur eine große Bedeutung zu und nutzt dies weiterhin als Möglichkeit, eine Kommunikation zwischen Mensch und Natur herzustellen. Auch ist nicht zu vergessen, dass die Weide die Funktion hat, die negative Seite, also die Verzweiflung und Enttäuschung, zum Ausdruck zu bringen. Bezüglich der Wortwahl lässt sich sagen, dass auch diese die Schwankungen zwischen Optimismus und Pessimismus widerspiegelt. ,,Weiß“ (Z.1) symbolisiert Unschuld, wohingegen eine ,,ungekämmte, Alte“ (Z.4) negativ für Vergänglichkeit steht. Die Tatsache, dass die Weide ,,blattlos“ ist symbolisiert Leblosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Dieser Kontrast in der Wortwahl verdeutlicht also die emotionale Situation des lyrischen Ichs. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Enjambement (Z.6-7), welches an der Stelle benutzt wird, an der das lyrische Ich das Fernbleiben des Mannes zu entschuldigen versucht. Der Euphemismus in den Gedanken des lyrischen Ich, der Mann habe beispielsweise ,,eine Gräte verschluckt“ (Z.7), wird durch das Enjambement noch verdeutlicht. Dieses Stilmittel verstärkt den Eindruck, die unmittelbaren Gedanken der Frau zu erfahren und drückt ferner ihre Gedankensprünge aus, was für ihre innere Unsicherheit stehen mag. Auch eine Alliteration ,,die Weide wiegt“ (Z.11) wird benutzt, um die Aussage des Gedichtes klanglich zu unterstreichen; die negative Haltung der Weide wird durch die Alliteration gestützt und zusätzlich betont. Der Pessimismus der Weide weist eine Steigerung auf, da sie in der dritten Strophe in der direkten Rede mit einer Ellipse äußert: ,,kann auch sein er ist schon tot“ (Z.12).
    Dadurch wird der Eindruck verstärkt, die Weide rede wirklich direkt mit dem lyrischen Ich. Die Wendung ,,kann sein“ wird daraufhin vom lyrischen Ich wiederholt (Z.14), was anzeigt, dass das lyrische Ich sich von den Pessimistischen Gedanken der Weide hat überzeugen lassen. Durch das Einsetzen von direkter Rede, der Personifikation einer Weide und von Stilmitteln vermittelt die Dichterin die Aussage des Gedichts.

     

     

     

    Aufgrund der Analyse lässt sich sagen, dass das lyrische Ich im Inneren zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankt. Da das lyrische Ich auf den Mann wartet, und dabei aber äußert der Mann könne von seiner Frau nicht entkommen (Z.9) lässt sich annehmen, dass das lyrische Ich die Liebhaberin des Mannes ist, die Liebe für den Mann empfindet. Dies wird deutlich durch ihre Versuche, das Fernbleiben des Mannes zu entschuldigen und auch in der letzten Zeile des Gedichts: ,,so wollen wir hoffen er liebt mich nicht mehr“. Im Kontext der letzten Strophe, in der die Weide äußert, der Mann sei vielleicht tot, lässt sich daraus schließen, dass die Frau in ihrem Liebesschmerz es und aus Angst, es sei ihm was zugestoßen hofft, dass nichts passiert ist, sondern dass er sie nicht mehr liebt. Es wird deutlich, wie sehr sie ihm ergeben ist. Unterstützt wird dies dadurch, dass die auf ihn warten muss. Sie äußert dabei ,,im Park wie ers mir auftrug“ (Z.2). Hat er es ihr aufgetragen, so hat der Mann die Macht, die Frau tun zu lassen, was er möchte. Das lyrische Ich hat sich dem Mann also aufgrund ihrer Liebe unterworfen. Im Gegensatz dazu steht das Verhältnis des Mannes zu seiner Frau: ,,er kann einer Frau nicht entkommen“ (Z.9). Dort ist er also unter der Kontrolle der Frau, was er bei den Treffen mit dem lyrischen Ich nicht erfahren muss. Bis zum Schluss des Gedichtes wird das lyrische Ich immer hoffnungsloser, da die Weide Zweifel äußert, das Mann würde nicht mehr erscheinen. Doch bis zu letzt glaubt das lyrische Ich daran, dass der Mann sie geliebt habe: ,,so wollen wir hoffen, er liebt mich nicht mehr“ (Z.15). In diesem Zusammenhang nimmt die Weide eine zentrale Stellung im Gedicht ein; sie ist bereits mit der Verhältnis des lyrischen Ichs und dem Mann vertraut, da die weiß ,,sah blass aus als er dich untern Mantel küsste“ (Z.13). Die Weide symbolisiert die Enttäuschung, die das lyrische Ich empfindet. Dabei möchte sich das lyrische Ich nicht eingestehen, dass der Mann nicht mehr kommt und sie schlecht behandelt. Die Rolle der Frau wird in diesem Gedicht also thematisiert, es werden nicht die Gedanken einer betrogenen Frau verdeutlicht, sondern die einer Liebhaberin, die sich in den Mann verliebt hat und ebenso sehr von ihm enttäuscht wird. Auch die unterschiedlichen Rollen der Frau des Mannes, die diesen kontrolliert, und die der Liebhaberin, die sich ihm unterworfen hat, verdeutlichen dies. Das lyrische Ich ist vom Mann abhängig, was die Weide dem lyrischen Ich verdeutlichen will.

     

    Das Gedicht ,,Bei den weißen Stiefmütterchen“ thematisiert also die Rolle einer Frau, die als Liebhaberin von einem Mann abhängig ist und sich in ihrem Liebesschmerz nicht eingestehen will, dass dieser nicht zum Treffen erscheinen wird. Durch die direkte Rede der Weide wird die negative Gefühlsseite mit Verzweiflung und Enttäuschung zum Ausdruck gebracht. Dadurch, dass das Gedicht aus der Perspektive des lyrischen Ichs verfasst ist, wird die Hoffnung und der Optimismus ausgedrückt, welcher zur Weide im Kontrast steht. Es lässt sich abschließend festhalten, dass das Gedicht durch Stilmittel wie bildhafte sprachliche Mittel in seiner Aussage verstärkt wird, dass die Frau in ihrer Rolle dem Mann untergeordnet ist und dass die negativen Gefühle sie langsam zu überzeugen beginnen.

  • Die Verwandlung – Franz Kafka – Interpretation Analyse

    Aufgabe: Erarbeiten Sie als schriftliche Hausaufgabe eine vollständige Analyse und Interpretation des Erzählanfangs. Berücksichtigen Sie dabei besonders die erzähltechnischen und sprachlichen Mittel zur Darstellung von Gregors Erwachen.

     

    Die Erzählung „Die Verwandlung“ von Franz Kafka wurde im Jahre 1916 in Leipzig im Kurt Wolff Verlag erstmals veröffentlicht. Das Werk handelt von Gregor Samsa, welcher sich von einem arbeitstüchtigen Menschen in ein Ungeziefer verwandelt und sich daraufhin in seinem Zimmer verschanzt. Im Laufe der Erzählung empfindet Gregors Familie zunehmend Abneigung gegen ihn, sodass sie ihn erst in seinem Zimmer gefangen halten (vgl. Z.631) und sich später sogar sein Verschwinden herbeisehnen (vgl. Z.1618). Schließlich verstirbt Gregor an Unterernährung und einer entzündeten Verletzung. Dies bedeutet einerseits die Befreiung Gregors aus seiner Tiergestalt und zum anderen die Erlösung seiner Familie von „aller Plage“ (vgl. Z.1820).

    Im Rahmen meiner Dramenszenenanalyse werde ich nun vorerst die verwendeten erzähltechnischen und sprachlichen Mittel im Erzählanfang von „Die Verwandlung“ analysieren und weiterführend ihre werkimmanente Funktion herausarbeiten.

     

    Der Erzählanfang ist dem Typus „in medias res“ zuzuordnen, da der Leser schon von Beginn an mit der Verwandlung des Protagonisten konfrontiert wird (vgl. Z.1). Erst im weiteren Verlauf werden Informationen über die Vorgeschichte bekannt gegeben (vgl. S. 76). Diese dynamische Einleitung in die Erzählung dient dem sofortigen Spannungsaufbau und fördert das aktive Leseverhalten, indem der Leser zum Mitdenken angeregt wird. Darüber hinaus bewirkt der direkte Einstieg in das Geschehen Verwirrung und unterstützt die skurrile Grundstimmung. Außerdem erzeugt ein personaler Erzähler in der „Er/Sie“ Form die Illusion unmittelbar am Geschehen teilzunehmen. Dies wird durch die Verwendung der Figurenrede verstärkt: Gregor kommt häufig durch den inneren Monolog (vgl. Z.9) oder die erlebte Rede (vgl. Z.63) zu Wort. Die direkte Rede von Gregor kommt allerdings innerhalb des gesamten Handlungsverlaufs nicht vor, da Gregor als Ungeziefer nicht in menschlicher Sprache kommunizieren kann (vgl. Z.354/729). Durch die räumliche und zeitliche Nähe des Erzählers zum Protagonisten ist die Erzählperspektive stark eingeschränkt. So erfährt der Leser immer nur das, was Gregor erlebt oder in der Vergangenheit erlebt hat; er sieht das Geschehen sozusagen aus den Augen des Protagonisten. Dies fördert auch die Identifikation des Lesers mit Gregor, da das Gefühl der Gefangenschaft durch die eingeschränkte Sicht übermittelt wird. Im Erzählanfang kommt dies allerdings noch nicht zum Tragen, da sich Gregor zu Beginn selbst verschanzt und sein Zimmer eher als Schutz, als wie ein Gefängnis empfindet.

    Trotzdem gibt es auch einige auktoriale Erzählanteile, in denen die subjektive Erzählhaltung besonders ausgeprägt ist. Beispielsweise erzeugt der Erzähler schon zu Beginn eine Abneigung des Lesers gegenüber Gregors Gestalt, indem er diese durch die Alliteration „ungeheure[s] Ungeziefer“ (vgl. Z.2) beschreibt. Eine zweite Alliteration beschreibt seinen Bauch als braun und von bogenförmigen Versteifungen geteilt (vgl. Z. 4f). Des Weiteren wird die Wehrlosigkeit von Gregor als Insekt durch die Beschreibung seiner „kläglich dünnen Beine“ hervorgehoben (vgl. Z.7) und durch die Schilderung des scheiternden Versuches sich auf die Seite zu drehen (vgl. Z.25f). Die Unterlegenheit von Tieren gegenüber dem Menschen wird außerdem durch das Bild an der Wand dargestellt, welches eine Frau zeigt, die sich mit Pelzkleidung schmückt, und so das tote Tier zur Schau stellt (vgl. Z. 15f). Im Gegensatz zu Gregor wird das Bild als „hübsch“ beschrieben (vgl. Z.15), was wiederum eine Ablehnung seiner Ungeziefergestalt ausdrückt. Trotz der genauen Beschreibung seiner Erscheinung, wird Gregors Gestalt nicht der eines bestimmten Tieres zugeordnet; er ist bloß ein „Ungeziefer“. Erst später wird er einmal als „Mistkäfer“ beschrieben (vlg. Z.1374).

    Darüber hinaus erscheint Gregor als Ungeziefer fremd in seinem eigenen Zimmer, da der Erzähler betont, dass es sich hier um ein Menschenzimmer handele (vgl. Z. 10) und weil Gregor nicht mehr in seine gewohnte Umgebung passt, z.B. weil die Bettdecke zu klein für ihn ist (vgl. Z.5f). Dies verbildlicht zusätzlich seine überdimensionale Körpergröße als Insekt.

    Die melancholisch skurrile Grundstimmung wird ebenfalls durch das Wetter unterstützt, welches als trüb und regnerisch beschrieben wird. Außerdem findet sich eine Anapher durch die Wiederholung der Vorsilbe „un“ innerhalb des Erzählanfangs (vgl. Z.1f), was die Surrealität der Situation unterstreicht. Denn diese Vorsilbe unterstreicht oft den negativen Aspekt einer Situation; in Kafkas Fall wird die Unnormalität, Ungeheuerlichkeit und Unschönheit der Ungeziefergestalt hervorgehoben (vgl. Z.1f). Des Weiteren wird dies durch Rhetorische Fragen unterstützt, in denen Gregor nach Dingen fragt, die normalerweise geschehen sein sollten (vgl. Z.64).

    Gregors Zimmer wird mit sehr wenigen Attributen beschrieben. Neben der Beschreibung des Bildes fällt das Augenmerk auf einige Arbeitsutensilien Gregors, die sich in seinem Schlafzimmer stapeln (vgl. Z.12). Dies verdeutlicht wie tief Gregors Job in sein Privatleben hineinreicht und das dieser sogar mehr Platz in seinem Leben einnimmt, als Gregors Familie (vgl. Z.31f). Allgemein beschreibt der Protagonist seinen Beruf als „anstrengend“ und voller Sorgen und Plagen (vgl. Z.30-35). Weiterhin beklagt er sich über das ständige Reisen und den daraus resultierenden Mangel an sozialen Beziehungen (vgl. Z.35f). Hieraus schließt sich auch, dass Gregor in seinem Privatleben noch nicht an seinem Ziel angekommen ist und sich noch auf der Suche nach sich selbst befindet. Die Arbeit als Reisender dient hierbei zwar der Erfüllung seines Ziels, seiner Familie ein sorgloses Leben zu gewährleisten (vgl. Z.56f), jedoch nicht seiner sozialen Integration, was später auch von seiner Mutter beklagt wird (vgl. Z.243). Deshalb entschließt sich Gregor zu kündigen, sobald er seine Schuld an die Eltern abgezahlt hat (vgl. Z.56f). Dass er seine Funktion als Familienversorger als Schuld ansieht, zeigt dass Gregors Familie kein zweckloser Ort der Liebe und Fürsorge ist. Gregor opfert sich also nicht nur aus Sorge um seine Familie auf, sondern hauptsächlich weil er sich dazu verpflichtet fühlt.

    Die Arbeit als Instrument der Zweckbefriedigung unterstützt die Theorie des Philosophen Karl Marx, welcher argumentiert, dass die Arbeit dem Menschen äußerlich sei. Dem sei so, aufgrund der Unterlegenheit des Arbeiters vor dem Arbeitgeber, dessen Anweisungen der Arbeiter ohne eigenständiges Denken nachkommen müsse. Also sei der Arbeiter als unmündig zu erachten. Dadurch dass er nun die menschliche Pflicht der Arbeit als ihm äußerlich erachte, entferne er sich von seinem Gattungswesen. Nur die tierischen Triebe und Instinkte des Menschen würden nunmehr als menschlich wahrgenommen. Wenn sich aber der Mensch von seinem Gattungswesen entfernt, wächst gleichzeitig seine Distanz zu anderen Menschen.

    Der theoretische Ansatz von Karl Marx könnte eine Begründung für Gregors Verwandlung zum Tier darstellen, da dieser sich durch seinen Beruf wenig Kontakt zu anderen Menschen hat und sich nun durch seine Verwandlung endgültig von den Menschen abkehren muss.

    Gregor sieht sich im Erzählanfang allerdings noch als Mensch (vgl. Z.44) und zweifelt sogar an seiner Wahrnehmung, was sich daraus ableiten lässt, dass Gregor sich selbst als durch das frühe Aufstehen „blödsinnig“ beschreibt (vgl. Z. 43f). Dass es sich aber um keinen Traum handelt stellt Kafka durch den Satz „Es war kein Traum.“ klar (vgl. Z.9). Außerdem verschließt Gregor die Augen vor seiner Tiergestalt (vgl. Z.28), da sie ihm unbekannt ist (vgl. Z.29/Z.39f) und er selbst zumindest Scheu bis zu leichter Abneigung gegen die Ungeziefergestalt empfindet (vgl. Z.41f). Seinen physischen Zustand beschreibt der Protagonist als „nicht besonders frisch und beweglich“ (vgl. Z.71), schläfrig (vgl. Z.84) und hungrig (vgl. Z.85). Trotzdem redet er sich ein, er würde sich wohl fühlen (vgl. 84), um sich selbst zum Aufstehen zu bewegen, was wiederum die These unterstützt, dass Gregor sich noch als Mensch wahrnimmt und die Tiergestalt bisher nicht als Grund erachtet, seinem Beruf nicht nachzugehen. Denn das wäre ihm „äußerst peinlich und [vor dem Chef] verdächtig“, da er seit seiner Einstellung vor fünf Jahren, kein einziges Mal krank gewesen sei (vgl. Z. 76f). Das menschliche Bewusstsein behält Gregor während der gesamten Erzählung; so ist er beispielsweise in der Lage die Gespräche seiner Familienmitglieder zu verstehen (vgl. Z.727-733), menschliche Gefühle zu spüren und verfügt über ein Gewissen und Verstand (vgl. Z.1115). Erst im Laufe der Erzählung zweifelt er an seinem menschlichen Bewusstsein (vgl. Z.1507).

    Durch die Ausrufe „Ach Gott“ und „Himmlischer Vater“ verdeutlicht Kafka den Glauben Gregors an Übernatürliches. Das kann als Begründung dafür in Erwägung gezogen werden, dass Gregor seine Verwandlung nicht hinterfragt, sondern diese akzeptiert und sich sein eigenes Wohlbefinden einredet (vgl. Z.83f).

    Allgemein weist der Erzählanfang von Kafkas „Die Verwandlung“ einige Merkmale der Modernen Lyrik auf. Charakteristisch hierfür ist z.B. die Unterlegenheit vor dem Schicksal des Protagonisten, das Infragestellen der Familie als Ort der zwecklosen Liebe oder die gespaltene Persönlichkeit des Protagonisten. Diese zeigt sich bei Gregor durch sein menschliches Bewusstsein im Tierkörper oder im weiteren Verlauf des Werkes durch die Sorge um seine Familie und gleichzeitig den Hass auf die Selben, da diese ihn nicht wie ein Familienmitglied behandeln (vgl. Z.1320). Durch die Teilung in drei Handlungsabschnitte, sowie die in sich abgeschlossene Handlung und den nicht vorhandenen Perspektivwechsel enthält „Die Verwandlung“ jedoch ebenfalls Merkmale der klassischen Erzählung.

    Trotz der für ein Märchen typischen Verwandlung in ein Tier, lässt sich Kafkas Erzählung nicht als Märchen bezeichnen, da sie eher die für ein Antimärchens charakteristischen Merkmale enthält. So ist der Protagonist hauptsächlich mit negativen Eigenschaften ausgestattet und es gibt letztendlich kein „Happy End“, da Gregor stirbt (vgl. Z.1683).

    Abschließend lässt sich sagen, dass der Erzählanfang von „Die Verwandlung“ einen spannungsreichen Einstieg in die Erzählung gewährt, indem er den Leser ohne Einleitung in das fortschreitende Geschehen integriert. So wird auch die Identifikation des Lesers mit dem Protagonisten gefördert, weil der Leser zur Selben Zeit mit der Verwandlung konfrontiert wird, wie Gregor selbst. Darüber hinaus nimmt Kafka trotz des plötzlichen Beginns eine adäquate Einführung des Lesers in den folgenden Handlungsverlauf vor und schafft die skurrile, melancholische Grundstimmung, welche sich durch das gesamte Werk zieht.

  • Das Orakel von Delphi – Zusammenfassung für Iphigenie auf Tauris

    Allgemeines
    Das Orakel von Delphi war eine griechische Pilger- u. Weissagungsstätte des antiken Griechenlands bei Delphi in der Landschaft Phokis (Mittelgriechenland). Untergebracht war es im Kellergewölbe des Apollon-Tempels in Delphi.
     
    Es war die wichtigste Kultstätte der griechischen Welt und galt lange Zeit sogar als Mittelpunkt der Welt.
     
    Der Apollon-Tempel
    Der Apollon-Tempel war das Zentrum Delphis und wurde erstmals um 650 v. Chr. erbaut.

    Im Tiefgeschoss des Tempels gab es zwei Räume. Ein Raum war für die Orakelbesucher gedacht, der andere für die Pythia, welche die Priesterin Apollons war, bestimmt. Dieser Raum beherbergte die Erdspalte, aus dem die Dämpfe strömten, die die Pythia zu ihren Prophezeiungen verhelfen sollte.

    Auf einer Terrasse endete die Heilige Straße, welche die Pilger gehen mussten, am Apollon-Tempel. Er nahm eine Grundfläche von 1440 m² ein. Sechs Reihen mit jeweils 15 Säulen zierten den Tempel.

    Geschichte

    Apollon war in der Mythologie u.a. verantwortlich für das Schlichten von Streitfällen. Diese Aufgabe sollte das Orakel für fast 1000 Jahre in Griechenland übernehmen.

    Zeus hatte Delphi eine weitere herausragende Bedeutung gegeben, in dem er den Ort zum Mittelpunkt der Welt erklärt hatte. Gemäß der Mythologie ließ er 2 Adler vom Westen und Osten der Erde losfliegen und diese Adler trafen sich dann über Delphi. Daher bezeichnete man diese Stelle mit einem Stein, dem Omphalos zum Mittelpunkt.

     
    Zu diesem Mittelpunkt der Welt sollten in den Jahrhunderten unzählige Menschen pilgern, um hier Rat zu suchen. Es waren aber nicht nur Politiker der Stadtstaaten und Herrscher aus der damals bekannten Welt, die nach Delphi reisten. Auch Privatleute konnten vom Orakel Rat ersuchen.

    Die Geschichte des Orakels endete mit dem Siegeszug des Christentums im Römischen Reich. Kaiser Theodosius I. verbot 390 das Orakel und ließ 398 den Apollon-Tempel zerstören.
    Philosophie
    Der Überlieferung zufolge sollen am Eingang des Tempels von Delphi die Inschriften „Erkenne dich selbst“ und „nichts im Übermaß“, angebracht gewesen sein. Das zeigt die beiden Ziele: die Auflösung individueller Probleme und Fragestellungen durch die Auseinandersetzung mit der eigenen inneren Persönlichkeit, sowie Bescheidenheit im eigenen Tun.
     
    Ablauf einer Befragung
    Zuerst besprengte ein Oberpriester eine Ziege mit Wasser. Wenn sie ruhig blieb, mussten die Orakelsuchenden 1 Monat später wiederkommen, da das Orakel für diesen Tag ausfielen. Bewegte sie sich stattdessen, konnte die Befragung, nach Opferung der Ziege, beginnen.
    Die Pythia begab sich nach einem Bad in den Apollon-Tempel, wo aus einer Erdspalte berauschende Dämpfe aufstiegen und sie dann ihre Weissagungen machte.
    Begüterte Klienten wurden individuell beraten, indem sie ausführliche Antworten bekamen. Ärmere durften nur Fragen, die mit Ja oder Nein zu beantworten sind, stellen. Zur Beantwortung griff Pythia in einen Behälter mit Bohnen. Eine Weiße bedeutete Ja, eine Schwarze Nein.
     
     
     
  • Stufen – Hermann Hesse – Gedichtanalyse Gedichtinterpretation

     

    Hermann Hesse setzt sich in seinem 1941 verfassten Gedicht „Stufen“ intensiv mit den Themen: Tod und Altern auseinander, dabei wird dem Leser auch seine grundoptimistische Weltanschauung nahe gebracht.
    Das Gedicht ist, – wie die meisten Werke Hesses – schwer eindeutig in eine Literaturepoche einzuordnen, Hesse greift zwar Elemente des Naturalismus auf, lässt aber auch seine „Metaphysischen“ Ansichten einfließen und tritt damit in Opposition zum diesem.

    Das Gedicht besteht aus drei Strophen, im fünf hebigen jambischen Rhythmus. Die erste Strophe enthält zehn Verse, die zweite acht und die dritte vier Verse.
    Die erste Strophe lässt keine überlegte Gliederung erkennen, jedoch bilden die Verse 1-4 (abac), 5-8 (bdce), 9-10 (de) syntaktische Einheiten. Auf umarmende Verse folgen in der zweiten Strophe (Verse 11-14: abba) Kreuzreime (Verse 15-18: cdcd) und entspricht somit der syntaktischen Gliederung. Die dritte Strophe folgt der syntaktischen Struktur, sie besteht aus umarmenden Reimen (Verse 19-22: abba).

    Bereits in der ersten Strophe fallen Antithesen auf, die an eine wechselseitige Beziehung von Leben und Tod erinnern: welkt – blüht, Jugend – Alter (Vers 1, Vers 2); Abschied – Anfang (Vers 6, Vers 9). Diese Antithesen und die Metapher der welkenden Blüte: „Wie jede Blüte welkt und jede Jugend / Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, / Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend“ (Z. 1 – 3), sind Zeugnis von einer buddhistischen Prägung in Hesses Denken, er sieht somit im Tod nicht ein verschlingendes ewiges Nichts, sondern die Chance eines Neuanfangs.

    Das Gedicht ist in einem fließenden Rhythmus verfasst, welcher dank den weiblichen Kadenzen eine beruhigende Wirkung erzielt.
    Auffällig ist das Ende der ersten Strophe, es ist ein allgemein bekanntes Zitat Hermann Hesses: „Und
    jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ (Z. 9 – 10). Der Begriff „Zauber“, aus der Romantik entnommen, wird von Hesse auch oft als „Gott“ oder „Tao“ bezeichnet, er versteht darunter das ewige Gute, durch das diese Welt geschaffen wurde und das dem Leben Sinn gibt, somit ist dieses Zitat der Ausdruck eines tiefen Optimismus.

    In der zweiten Strophe spricht Hesse symbolisch von Aufbruch und Reise, er will dem Leser somit zur Änderungsbereitschaft inspirieren, ähnliche wie es in den klassischen Chinesischen Religionen (Buddhismus, Taoismus, Konfuzianismus) gefordert wird.
    Die Metapher, der Räume die der Mensch durchschreiten soll (
    „Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, / An keinem wie an einer Heimat hängen“ Z. 11 – 12), steht symbolisch für die

    Lebensstufen eines Menschenlebens und impliziert eine Bejahung des Alterns.
    Aus den Zeilen 13 und 14 geht hervor, dass Hesse die Weisheit und Erfahrung, die sich im Alter einstellt, sehr hoch wertet: „Der
    Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, Er will uns Stuf um Stufe heben, weiten.“ (Z. 13 – 14), außerdem negativiert Hesse anschließend das gutbürgerliche Leben, da dieses schnell zu Erschlaffen droht und reizlos wird: Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise / Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, / Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, / Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.“ (Z. 15 – 18).
    In der dritten Strophe setzt sich Hesse mit dem Tod auseinander, er vermutet, dass das Sterben uns neue „Räume“ erschließt, denen man optimistisch entgegen schauen sollte: „Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde / Uns neuen Räumen jung entgegen senden, ( Z. 19 – 20).
    Das Hesse auch von den philosophischen Ansichten Arthur Schopenhauers inspiriert wurde lässt das Zitat: „Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …“ (Z. 21) vermuten, dieser „Lebensruf“ kann auch als Schopenhauersche „Wille“ verstanden werden, denn nach der pessimistischen Weltanschauung Schopenhauers existiert im Menschen ein „Wille“, der uns zum Handeln und zur Wiedergeburt zwingt, doch Hesse wertet diesen Willen nicht negativ, womit er sich den philosophischen Ansichten Friedrich Nietzsches annähert.

    Hermann Hesses Gedicht „Stufen“ zeugt von einer enormen Weisheit und Lebenserfahrung des Dichters, die sich in einen mitreißenden Optimismus gipfelt.
    Es gibt auch zudem eine guten Einblick in Hesses Weltanschauung und seinen Grundpfeilern wie etwa die chinesischen Religionen oder die europäischen Philosophen.