Kategorie: deutsch

  • Charakterisierung Michael von Der Vorleser

    Charakterisierung Michael von Der Vorleser

     

    Am Anfang tritt Michael sehr schüchtern und neugierig auf
    schwelgt oft in Erinnerungen (besonders an Hanna)
    als er im Krankenzimmer war, war er sehr fantasievoll
    Michael steckt viel weg und lässt sich öfters unterwerfen und rumkommandieren von Hanna
    hat besonders viele Hemmungen
    Zweifel und Angst prägen seine Jugend
    Selber will er viel in seine und Hannas Beziehung hineinstecken z. B. das Sitzenbleiben in der Schule und Geld für den gemeinsamen Ausflug
    der 15 Jährige wird immer abhängiger von Hanna und ist sogar besessen von ihr
    vergleicht viele Frauen mit Hanna und kann somit keine Beziehung aufrechterhalten
    zu seiner Familie hat er keine besonderen Gefühle
    ihm wird alles immer gleichgültiger z. B. der Tod des Großvaters und die Krankheit von Sophie
    lässt kaum noch einen an sich ran und wird arroganter
    sein ganzes Leben wird von Hanna bestimmt

  • Der Besuch der alten Dame Inhaltsangabe Zusammenfassung

    Der Besuch der alten Dame Inhaltsangabe Zusammenfassung

     

    Mit Geld ist so ziemlich alles und jeder zu kaufen. Kaum perfekter, als in Friedrich Dürrenmatts Buch “Der Besuch der alten Dame“, wird das verdeutlicht.

    Güllen, ein kleines, heruntergekommenes Städtchen, erwartet hohen Besuch. Claire Zachanassian hat sich angekündigt. Die mittlerweile alte Dame wurde einst als Klara Wäscher in Güllen geboren und wuchs in der Kleinstadt auf. Die meisten Leute nannten sie damals Kläri. Zu dieser Zeit ging es Güllen und seinen Bürgern noch gut. Doch viele Jahre später, als Claire, wie sich Klara nun nennt, in die Stadt zurückkehrt, regiert die Armut. Claire hingegen hat es zu Geld gebracht, zu sehr viel Geld. Ihr riesiges Vermögen verdankt sie zahlreichen Männern, mit denen sie im Laufe ihres Lebens verheiratet war. Alle diese Herren hatten eins gemeinsam: sie waren nicht nur gut situiert oder wohlhabend, nein, sie waren steinreich! Claire wurde durch diese Ehen, von denen sie im Laufe ihres Lebens oft selbst nicht mehr genau wusste, wie viele es letztendlich waren, zur Multimillionärin.

    Natürlich ist es den Bürgern Güllens bekannt, was aus “ihrer“ kleinen, in Armut groß gewordenen Kläri mittlerweile geworden ist. Sie erhoffen sich von dem Besuch der alten Dame eine großzügige finanzielle Zuwendung. Nötig hätten sie es allemal, sind doch die Häuser der Stadt so baufällig, dass Einsturzgefahr droht, und die Schlaglöcher auf Güllens Straßen kaum noch zu zählen.

    Claire Zachanassian soll einen würdigen Empfang bekommen. Das haben sich die Bürger vorgenommen. Eine schöne Feier, eine festliche Ansprache des Bürgermeisters, all das soll dazu beitragen, Claire zu einer Stiftung in Milliardenhöhe zu bewegen. Würde sich endlich Güllens Wirtschaftslage wieder bessern, so ginge es auch den Bürgern wieder gut, und sie könnten endlich unbeschwert und sorglos leben.

    Doch nicht nur die Bürger Güllens haben Pläne und Ziele, auch Claire Zachanassian hat es nicht absolut grundlos nach 45 Jahren in ihren Geburtsort verschlagen. Sie hat noch eine alte Rechnung offen mit dem Kaufmann Ill. Der mittlerweile Siebzigjährige war einst Claires große Jugendliebe. Von ihm erwartete sie als junge Frau ein Kind und hatte sich nichts mehr gewünscht, als dass er zu der Vaterschaft gestanden und sie geheiratet hätte. Doch Ill ließ die junge Kläri kläglich im Stich. Eine Vaterschaftsklage wehrte er damals erfolgreich ab. Dabei waren ihm alle Mittel recht, und er scheute weder Falschaussagen noch die Bestechung von Zeugen. Anstatt zu Klara Wäscher und dem gemeinsamen Kind zu stehen, heiratete er in späteren Jahren eine Kaufmannstocher, mit der er heute noch in Güllen lebt. Hier genießt er Ansehen und erfreut sich großer Beliebtheit. Wer einen Rat benötigt geht zu Ill, und hinter vorgehaltener Hand wird er sogar als Nachfolger des Bürgermeisters gehandelt.

    Claire sinnt derweil auf Rache. Nie hat sie die damalige Schmach vergessen. Nie hat sie ihrem Geliebten verziehen. Ihr Kind musste sie damals notgedrungen zur Adoption freigeben. Das Baby war gerade einmal ein Jahr alt, als es an einer Hirnhautentzündung erkrankte und verstarb. Ill soll dafür bezahlen. Claire will nichts mehr als seinen Tod.

    Sie macht das dem Bürgermeister von Güllen und den Bürgern nur allzu deutlich. Mehr noch, sie lässt klar durchblicken, dass sie bereit ist, der Stadt eine Milliarde zu stiften, unter der Bedingung, dass Ill stirbt.

    Obwohl der Bürgermeister sich nach außen hin ziert, und Claires Anliegen als abscheulich, ja, fast schon kriminell darstellt und rigoros ablehnt, ändert sich einiges in Güllen recht plötzlich. Auf einmal sind die Kaufleute wieder bereit Kredite zu gewähren. Die Bürger kaufen neue Kleidung und viele andere Dinge, für die bisher kein Geld mehr vorhanden war.

    Natürlich entgeht Ill die Verwandlung seiner Mitbürger nicht. Er bekommt es mit der Angst zu tun. Zu offensichtlich ist die Stimmung umgeschlagen. Man schimpft über ihn, entrüstet sich über sein damaliges Verhalten, und ergreift mehr und mehr Partei für die damals sitzengelassene Claire. Ill sucht Hilfe bei einigen Menschen, denen er bisher immer vertraut hat.

    Doch warum trägt auch der Bürgermeister neue Schuhe? Und nicht nur der, sondern auch der Polizist und selbst der Pfarrer. Letzterer hat sogar neue Glocken in die Kirche hängen lassen. In ganz Güllen kann man förmlich die Hoffnung eines jeden riechen, dass irgendjemand Claires Wunsch nachkommt, und Ill ins Jenseits befördert. Endlich soll die Milliardenspende fließen. Keiner wünscht sich etwas mehr, wie dieses Geld endlich in der Stadtkasse zu wissen.

    In einem Gespräch unter zwei Augen rät der Bürgermeister Ill zum Selbstmord, was dieser allerdings vehement ablehnt. Doch nun ist die Lage mehr als klar. Alle wollen seinen Tod! Schließlich ist auch er selbst fast schon überzeugt, dass sein baldiges Ableben für Güllen wohl das Beste wäre. Selbst in seiner Familie geht es wieder aufwärts. Auch sie hat neue Kleidung und Schuhe. Den Plan, nach Australien zu fliehen, gibt er schnell wieder auf. Letztendlich ist Ill aber zermürbt genug, um sich selbst auszuliefern. Schuldgefühle gegenüber Claire Zachanassian und große Angst lassen ihn diesen Entschluss fassen. Gerade als er sich stellen will, verkündet der Bürgermeister, dass Claire Zachanassian der Stadt die erhoffte Milliarde stiften wird.

    Es folgt eine Versammlung, auf der alle Bürger der Stadt Güllen die Spende annehmen. Damit besiegeln sie Ills Tod, der ebenfalls der Versammlung beiwohnt. Ill ist sich dessen wohl bewusst, denn er geht, ohne zu zögern, auf die Menschengasse zu, die die Bürger vor ihm gebildet haben. Sie umschließen ihn, bedrängen ihn, lassen ihn nicht mehr entkommen. Als sie auseinander gehen, bleibt Ill tot am Boden liegen. Hätten sie ihn nicht aus Geldgier erwürgt, könnte man meinen, er sei an einem “Herzschlag“ gestorben.

    Ill ist tot und Güllen und seine Bürger sind um eine Milliarde reicher. Zudem sonnen sie sich in der beruhigenden Gewissheit, dass nun wieder Gerechtigkeit herrscht. Ill hat bekommen, was er schon lange verdient hatte. Wie er gehandelt hatte benimmt sich kein ehrenwerter Mensch! Darüber waren sich alle einig.

    Die alte Dame indes überreicht dem Bürgermeister den Milliardenscheck. Danach verlässt Claire die Stadt. Sie hat bekommen was sie wollte, Rache und Genugtuung! Ills Leichnam, der zuvor in einen Sarg gebettet wurde, nimmt sie mit, und reist nach Capri. Hier lässt sie den toten Kaufmann und einstigen Geliebten neben ihrem toten Kind beisetzen.

     
  • Sturm und Drang – Literatur Epoche

    Sturm und Drang

    Referat – Sturm und Drang

    1. Von der Zeit der Aufklärung zur Zeit des Sturm und Dranges (1770-1789)

    1.1. Der Geist der Aufklärung – eine kurze Wiederholung

    -beherrsch. Geistesbewegung d. frühen 18. Jhd., geht auf ältere Wurzeln
    bis in Renaissance zurück, hat Bedeutung bis heute nicht verloren

    – Zitat: "…Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen…. "

    – daraus erkennbare Grundidee: Kraft der Vernunft u. d. gesunden
    Menschenverstandes, d.h., die Fähigkeit, Sachverhalte im Zusammenhang und
    durch Erfahrungswerte zu erkennen, wird Maß aller Dinge; alles nicht
    Faßbare, Irrationale verpönt

    (stellt Vernunft über Glauben – für alles eine rationale und wissensch.
    Erklärung möglich.

    -fordert auf zu:

    (1) Menschlichkeit u. Brüderlichkeit zw. allen Menschen

    (2) Freiheit des Geistes und Denkens

    (3) Streben nach Glück durch tugendhaftes Leben

    (4) gg. Ständewirtschaft, für Wohlstand aller Menschen, äußert Kritik am
    Feudalismus, Literatur u. Philosophie d. Feudalismus

    (greift Kirche an, beansprucht ihre Macht; bisher Kirche- Vorgabe des
    Glaubens u. Denkens, Formung des Weltbildes – keine eigene Meinung der
    normalen Bürger – alles vorgegeben

    1.2 Einige wichtige Vertreter und ihr Beitrag

    – in Frankreich u.a. François Voltaire (radikal)

    – in Deutschland z.B. Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)

    1.2.1 Gotthold Ephraim Lessing:

    – Streit mit hamb. Pastor Goeze 1777

    – Verbot des Schriftverkehrs durch Herzog 1778

    (einzig "legale" Möglichkeit – Theater – zur Antwort ("Nathan der Weise")

    1.2.1.1. "Nathan der Weise"

    – Religionskonflikt zw. Judentum (Nathan), Christentum (Tempelherr) u.
    Islam (Saladin)

    Frage: Welche Religion ist die absolut richtige?

    -dadurch, dass sich Verwandschaftsverhältnisse unter den Leuten
    herausstellen, wird eine bewußte Verstrickung erzeugt

    = Widerspruch zur Kirche, die einzig richtige Religion zu vermitteln

    (Frage der Religion nicht eindeutig klärbar

    wichtig (!): Ergebnis, Hilfefunktion für Anhänger in Situationen des
    Lebens

    – dabei Nathan – Idealfigur: -weise, vernünftig, tolerant

    1.3. Erfolge, Wirkung, Folgen der Aufklärung

    – Erfolge der Technik u. Naturwissenschaften durch methodische Denkweise

    – ration. Lebensstil – wirtschaftlicher Erfolg = Aufstieg des Bürgertums

    – pol. Folgen: Menschen-/ Bürgerrechte (z.B. Leben, Freiheit, Eigentum)

    Gewaltenteilung (Legislative, Judikative, Exekutive) – erstmals gefordert
    während Frz. Revolution 1789

    2. Die Grundanliegen des Sturm und Dranges

    2.1. Soziale Tendenzen u. ihre Folgen

    – Bauernkriege, 30jähr. Krieg, Stärkung der Kirche (gehemmte Entwicklung
    d. Frühkapitalismus;

    – kleinstaatlicher Absolutismus (Verhinderung eines gesamtnationalen
    Marktes (hätte Entwicklung der Prod.- Formen gefördert); u.a. durch
    Wegezölle,…

    deshalb 1750 – einzelne Gebiete D.'s mit unterschiedlich stark
    entwickelter ökonom. Struktur u. untersch. Prod.- Methoden

    – Fehlen eines organisierenden, politischen Zentrums (weder Berlin nach
    Dresden noch…) zur Steuerung der Wirtschaft

    – nur vereinzelt Ausbruch des Handwerks aus Zunftordnung

    – industr. Produktion – Beruhen auf zurückgebliebenem Verlagssystem und
    fehlender Arbeitsteilung

    (Fakten = Erklärung für uneinheitliche Struktur u. relat. Schwäche d.
    dtsch. Bürgertums

    2.2. Zeichen der Zurückständigkeit Deutschlands:

    – z.B. 4/5 d. Bevölkerung – Leben von einer Landwirtschaft mit völlig
    veralteten Prod.- Methoden, gering steig. Produktivität

    2.3. Schwache Belebung der Wirtschaft ab ca. 1770

    – Vergrößerung von Manufakturen

    – Entstehen neuer Unternehmen

    – Ausbau und Verbesserung des Verlagssystems

    (alte feud. Prod.- Methoden = Hemmnisse der Entwicklung

    2.4. Höhepunkt der Fäulniskrise des Feudalabsolutismus:

    – Landwirtschaft- keine Deckung des Nahrungsmittelbedarfs wg. rückständ.
    Prod.- Methoden (Lebensmittelknappheit, Teuerung; Mißernten + Kriege
    (Hungersnöte + Ausnutzung d. Verhältnisse durch Getreidespekulanten

    – insgesamt Widersprüche in feud. Produktionsverhältnissen wurden
    deutlicher denn je (Suche nach Auswegen

    2.5. Ansätze zur Lösung der Probleme u. ihre Wirkung

    – Propagierung neuer Prod.- Methoden wie in England u. Frankreich =
    Angriff auf feudalabsolutistische Ordnung

    – in Publikationen – Lautwerden von Forderungen nach "denkendem Bauern":
    praktisch und theoretisch geschulter Produzent, interessiert an
    Verbesserung des Anbaus (nur durch mittelalterlichen Pächter oder ökonom.
    starken, freien Bauern möglich

    jedoch:

    – Entwicklung derergleichen gehemmt durch vielfache Form der Abhängigkeit
    der Bauern,z.B.:

    – Erbuntertänigkeit, Frohndienste

    trotzdem:

    – Tatsache der Diskutierung neuer Möglichkeiten in der Landwirtschaft,
    Propagierung modernerer Arbeitsweisen = gleichbedeutend mit antifeudalen
    Angriffen u. Meinungsstreit:

    – dabei Bauer als wichtigster Produzent im Mittelpunkt des Interesses

    – nicht mehr Abwertung als arme, bedauerliche Kreatur, sondern Anerkennung
    als Mensch mit ungenutzten Fähigkeite und Möglichkeiten – wirtschaftlich
    und kulturell

    (aus dieser Einschätzung steigende Verbundenheit d. bürgerlichen
    Intelligenz mit bäuerlichen Kräften erkennbar

    – diese Veränderungen von Bauern und Bürgertum nicht erwartet

    – bürgerliche Intelligenz – Hoffnug, Adel für Revolution von oben
    gewinnbar, zumal Anzeichen v. adl. Interesse dafür gelegendlich erkennbar,
    weil Steigerung Agrarprod. nötig u. in eigenem Interesse

    2.6. Beispiele für fortschrittliche Adelskreise:

    – Fürstenhofe Sachsen- Weimar, Schaumburg- Lippe, Anhalt- Dessau

    – sollten nach Vorstellungen v. Vertretern der bürgerlichen Intelligenz
    Bürgertum neue Möglichkeiten eröffnen,

    -z.B. Verteilung d. Bodens u. Kammergüter an Pächter

    allerdings:

    – Grenzen d. adlig. Reformbereitschaft bald erreicht – Vorschläge gingen
    ihnen zu weit, sahen Macht u. Stellung in Gefahr

    (ökonom. Aufschwung nur Episode – ohne grundlegenden Einfluß auf wirtsch.
    Weiterentwicklung

    2.7. Veränderungen auf dem Gebiet der Literatur

    Hinweiß,

    -… dass literarisch und philosophische Weiterentwicklung vorherigen
    ökonom. Aufschwung bedingt – "Wirtschaft ist Unterbau, Literatur ist
    Draufbau"

    Karl Marx:

    – "unegales Verhältnis der materiellen Produktion… zur künstlerischen
    (Leistung u. Entwicklung) " trifft auf D. nach 1760 zu;

    = vorübergehende Entwicklung kapital. Elemente bewirkt Steigerung der
    künstl. Qualität

    (besonders im Bereich d. Literatur, die gewissen Abstand zur feud.
    Gesellschaft erkämpft hatte, sichtbar

    2.8. Der Begriff Sturm und Drang – seine Anliegen

    J.W. Goethe:

    – Sturm und Drang = "liter. Revolution"

    – "Literatur d. aufstrebenden Bürgertums", gg. verfallenen
    Feudalabsolutismus kämpfend

    – alle Leistungen – Überwindung der verrotteten Zustände + Schaffung einer
    bürgerlichen Nation

    -Sturm u. Drang:

    – Begriff nach Drama von Friedrich Maximilian Klinger (1752- 1831)

    – Weiterführung wesentlicher Inhalte der Aufklärung

    aber qualit. Verbesserungen…

    2.9. Änderung…

    – d. gesellsch. Stellung d. Schriftstellers – Lösung vom Mäzenat,d.h., von
    der Gönnerschaft – konsequent; selbständige, frei fühlende Persönlichkeit

    -… der Bedingungen – durch stärkeren Buchdruck Erweiterung d. bürgerl.
    Lesekreises

    -… des Verhältnisses zum Publikum, der Rolle der Literatur in der
    Gesellschaft, in der Verwendung best. Formen u. Gestaltungsmittel

    – starke Verehrung der Natur durch Dichter – "Empfinden der lebendigen
    Einheit der Welt" (Goethe);

    Goethe – Studien der Osteologie (Knochenlehre) – Entdeckung des
    Zwischenkieferknochens – erhält Beweiß, dass Mensch und Tier gleichermaßen
    den Gesetzen der Natur unterworfen sind

    (Streben nach Wirklichkeit, Echtheit, Unverfälschtheit – Interesse d.
    unteren Volksschichten

    2.9.1. Auswirkungen dieser Veränderungen:

    – Streben der Stürmer und Dränger nach Bündnis mit bäuerlich- plebejischen
    (= polit. freien, aber nicht vollberechtigten) Schichten im Gegensatz zur
    Aufklärung mit vorsichtiger Haltung u. vorwiegend theor. Bund zw. Dichter
    und Volk

    (Bestrebungen erkennbar durch:

    – bewußte Gegenüberstellung der "Welt der Hütten" u. der "Welt der
    Schlösser"

    (genaue Darstellung d. sozial. Unterdrückungen

    (scharfe Verurteilung d. feud. Welt in ihrer antination. Rolle

    – Bürger – Recht auf natürl. Empfinden u. vernunftgem. Denken

    – Schaffung eines positivbürgerlichen Helden, der aktiv ist, sich nicht
    versteckt, selbstbewußt ist, seinem Unmut Luft macht, sich gg. Einengung
    wehrt;

    Friedrich Engels gibt in Brief an Conrad Schmidt am 27.10.1890 meist Held
    aus kleinbürgerlichen oder plebejischen Schichten

    3. Beispiel eines positivbürgerlichen Helden

    Gottfried August Bürger (1747-1794):

    Der Bauer

    An seinen durchlauchtigen Tyrannen

    Wer bist du, Fürst, dass ohne Scheu

    Zerrollen mich dein Wagenrad,

    Zerschlagen darf dein Roß?

    Wer bist du, Fürst, dass in mein Fleisch

    Dein Freund, dein Jagdhund, ungebleut

    Darf Klau' und Rachen haun?

    Wer bist du, dass, durch Saat und Forst,

    Das Hurra deiner Jagd mich treibt,

    Entatmet, wie das Wild? –

    Die Saat, so deine Jagd zertritt,

    Was Roß und Hund, und du verschlingst,

    Das Brot, du Fürst, ist mein.

    Du Fürst hast nicht, bei Egg' und Pflug,

    Hast nicht den Erntetag durchschwitzt.

    Mein, mein ist Fleiß und Brot! –

    Ha! du wärst Obrigkeit vor Gott?

    Gott spendet Segen aus; du raubst!

    Du nicht von Gott, Tyrann!

    (1773)

    3.1. Inhalt und Bedeuteung des Werkes

    – Form des Rollengedichtes (Schaffung einer Figur, die Aussagefunktion
    übernimmt; F. spricht für eine ganze Gruppe von Leuten, hier in Form eines
    fiktiven Briefes

    Bsp.: "Der Bauer…" – nicht "Ein Bauer…" in Überschrift

    – Formulierung "An seinen durchlauchtigen Tyrannen" = Verhöhnung

    – gegensätzlich: "durchlauchtigen" ( ("Tyrannen" – hebt "durchlauchtigen"
    auf

    – "DU"- Anrede (Str. 1-3) – starke Beleidigung des Fürsten

    -Briefform an sich- satirisch, Bauer d. 18. Jhd. kann nicht lesen (nach
    Gerhard Kaiser; Gesch. d. dtsch. Lyrik 2, S. 411)

    – holprige Formulierungen – Zeichen für sprachl. Unvermögen

    (Streben des Sturm und Dranges, Stilcharakter dem Gedicht- Subjekt
    anzupassen = mehr Natürlichkeit

    – derbe Wortwahl ("ungebleut, haun, verschlingst"), Gewaltverben
    ("zerrollen, zerschlagen!), Verstöße gg. einfache Formen der Grammatik
    (z.B. Verben in Vers 11 u. 15 verlangen Plural) – Zeichen bäuerliche
    Unbeholfenheit

    – Verwendung dreizeiliger Strophen – problem. Form, "die leicht
    unvollständig, oder unsymmetrisch klingt" (Kaiser, 1958, S. 42); reimlos –
    Absicht der Schaffung eines unkunstvollen Werkes, das der Situation
    entspricht

    – Dreiteilung des gesamten Gedichtes – Steigerung der Aussage:

    Str. 1-3

    – Form der rhetorischen Frage + identischer Strophenbeginn – rücken
    sinngemäß zu einer Einheit zusammen

    – Ausdruck von Wut u. Empörung durch "Wer bist du", aber auch Verachtung,
    weil abfällige Antwort hintergründig schon mitschwingt

    – drastische Ausdrücke (Roß und Wagen, Hund und Jagd) – Erscheinung des
    Bauern als Gejagter; muß ständig aufpassen, nicht den unwillkürlichen
    Mißhandlungen der Fürsten (ohne Strafe) zum Opfer zu fallen, denn:

    Bauer in wehr- u. rechtslosem Zustand (ohne Erlaubnis keine Ehe,
    Handwerkslehre, Verlassen des Landes) ( (Bauer – Besitzer Ländereien,
    Leibeigener, Gerichtsherr (wahllos: Recht auf Kauf/ Verkauf von Menschen,
    Entscheidung über Leben und Tod)

    3. Str.

    – Jagdrecht der Fürsten – Bauer = Treiber zum Spaß des Hofes (Parforcejagd
    = Jagd auf einen markierten Verfolgten, verbotene Hetzjagd zu Pferd mit
    Hundemeute auf lebendes Wild);

    Bauer – Vergleich mit Wild

    2. Teil

    – Änderung der Sprachgestaltung von klagender, rhetorischer Frage zur
    selbstbewußten Anklage

    – Bauer setzt Fürst mit jagenden Tieren gleich; Fürst ist niedrigstes
    ("Roß und Hund und du")

    – Bauer – Klarstellung von Besitzansprüchen ("Die Saat […] das Brot
    […] ist mein") – Bezichtigung des Fürsten als Dieb;

    begründet Anspruch auf Brot damit, dass es sein Produkt ist

    (will sagen: "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen."

    Schlußstr.- vernichtendes Gesamturteil:

    – Attacke Bauer gg. Anspruch d. Fürsten auf Titel "In Gottes Gnaden"
    (vollkommen autonomer Herrscher, keiner staatl. Instanz Rechenschaft
    schuldig, Vertretung Gotten auf Erden (Verlangen bedingungslosen Gehorsams
    seiner Untertanen, andererseits Verpflichtung für Sorge um ihr
    Wohlergehen) – Bestreitung diese Anspruchs = Zuspitzung der Anklage

    4. Tendenzen innerhalb der Literatur gegenüber der Aufklärung

    – gegenüber früher Aufklärung – starke Zunahme des Anteils der schönen
    Literatur an Veröffentlichungen;

    früher – Dominanz von theologischen Schriften, relionsphilosophischen und
    erzieherischen Betrachtungen (mehr schöne Literatur

    4.1. Änderungen innerhalb der schönen Literatur:

    – früher mehr Moraldidaktik – Fabel, Kalendergeschichten als geeignete
    Form (weniger Drama und Roman) (jetzt Roman u. Dramen mit durchgestalteten
    Handlungen u. Vertiefung des histor. Konflikts = "Handlungsdrama" mit
    individualisiertem, bürgerlichen Helden, einem "Selbsthelfer" als
    Zentralfigur;

    Drama – gute Gestaltungsmöglichkeiten d. gesellschaftl. Widersprüche D.'s
    und große Publikumswirksamkeit

    – später Aufnahme von volksliedhaften Elementen

    – Verarbeitung gesellsch. Erfahrungen und Themen (Erreichen einer bis
    dahin im 18.Jhd. noch nicht dagewesenen Volksverbundenheit und
    Volkstümlichkeit

    4.2. Besondere Vertreter und das Ende des Sturm und Dranges:

    in frühen Werken Goethe's u. Schiller's – besondere Deutlichkeit dieser
    Grundzüge:

    – Schiller – Dramen mit sonst nie erreichter prinzipieller polit. Kritik
    u. gestalteter Geschicklichkeit

    – Goethe – besonders herausscheinendes ästhetisches und philosophisches
    Urteil

    – besondere Darstellung des Selbsthelfermotives und das hohe Maß an
    Anklage – Beleg für Volksverbundenheit und Stellung von Goethe und
    Schiller als Nationalautoren

    – gleichzeitig – durch Verwendung des Selbsthelferthemas (z.B. Götz von
    Berlichingen, auch Karl Moor) Darstellung des Dilemmas des Sturm und
    Dranges – das Fehlen der Massenbasis

    (nur Bestehen des Sturm und Dranges als literarische Revolution, aber
    fehlende Umwälzung des Systems zu Gusten des Bürgertums und der Bauern

    weitere Vertreter:

    – Heinrich Leopold Wagner (1747- 1779): "Die Kindermörderin",

    (Drama, 1776)

    – Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792): "Der Hofmeister",

    (Drama, 1774)

    – Christian Friedrich Daniel Schubert: (Zeitschrift Deutsche Chronik,
    Gedicht "Die Fürstengruft" in Gefangenschaft des Herzogs Karl Eugen
    geschrieben)

    – meist dragisches Scheitern der Stürmer und Dränger am Leben, ebenso wie
    die "Idealmenschen" – stets im Kampf gg. die Gesellschaft unterlegen

    (Verblassung des leidenschaftlichen Radikalismus' des Sturm und Dranges
    gg. feudalabsolutistische Unterjochung, weil Dichter – Verlust des
    Glaubens an Sieg mit zunehmendem Alter und Abwendung vieler Dichter zu
    anderen Kunstrichtungen.

    zurück zu: Deutsche Literatur Epochen

  • Aufklärung Literatur Epoche

    Kapitel 1 : Literatur vor dem 18. Jahrhundert

    1: Literatur vor dem 18. Jahrhundert

    In der Zeit vor dem großen Epochenumbruch im 18. Jahrhundert war die Gesellschaft noch sehr stark ständisch gegliedert und wurde in ihrem Denken und Schaffen größtenteils von der Kirche beeinflusst.
    Literatur kam in dieser Zeit nur in zwei verschiedenen Formen vor, denn die Autoren und Poeten arbeiteten entweder für die Kirche oder wurden von Fürsten für die Unterhaltung der Hofgesellschaft entlohnt.
    Wegen dieser Ausrichtung auf die Kirche und den Adel gab es nur sehr wenig Literatur, die sich an das Bürgertum richtete, außerdem entstand Volksferne, Realitätsverlust, Künstlichkeit und Motivarmut der Literatur, dadurch verursacht, dass sich die Autoren an vorgegebenen Strukturen, Regeln und Normen orientierten.

    Kapitel 2 : Die Epoche der Aufklärung

    2.1 : Definition der Aufklärung

    Die Epoche der Aufklärung vom 18. Jahrhundert bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts, gilt als großer Epochenumbruch in West- und Mitteleuropa. Entscheidend für den Entwicklungsschritt hin zu unserer heutigen Gesellschaftsstruktur, der in dieser Zeit stattfand, waren die Forderungen der bürgerlichen Gesellschaft nach Chancengleichheit, Freiheit im Denken sowie wirtschaftlichen Handeln, was die bisherige, von der Kirche beeinflusst und geleitete, ständisch-gegliederte Gesellschaft ablöste.
    Ein zentrales Ereignis dieser Epoche war die Französische Revolution, mit der das französische Bürgertum einen größeren politischen Einfluss forderte und durchsetzte, was in Deutschland unter vielen bürgerlichen Intellektuellen große Zustimmung fand. Zu einer bürgerlich-demokratischen Umwälzung des politischen Systems kam es jedoch durch die Schwache Position des Bürgertums nicht, und so beschränkte sich die Revolution in Deutschland vor allem auf die Philosophie und Literatur.
    Der Epoche der Aufklärung liegt neben dem politischen Umsturz besonders das Durchsetzen der bürgerlichen Welt- und Gesellschaftsvorstellungen zugrunde, die den Idealen des Adels entgegengesetzt wurden und nach der nicht die Herkunft den Wert eines Menschen ausmacht, sondern die Entwicklung seiner intellektuellen, psychischen und physischen Fähigkeiten. Diese Entwicklung eines modernen Ich-Bewusstseins ist der Kern der gesamten Epoche der Aufklärung.

    2.2 : Der Empirismus

    Das Wort Empirismus ist aus dem lateinischen Wort experientia („Die Erfahrung“) abzuleiten. Der Empirismus hat seinen Ursprung in England. Sein Begründer John Locke verwarf die bisherige Vorstellung von angeborenen Ideen und führte die Erfahrung und sinnliche Wahrnehmung als einzige Mittel zum Erlangen von Erkenntnis an. Der Empirismus ist also eine erkenntnistheoretische Richtung, die alle Erkenntnis aus Sinneserfahrungen ableitet und damit im genauen Gegensatz zum Realismus steht.

    2.3 : Der Rationalismus

    Der Rationalismus bildet die Gegenströmung zum Empirismus und propagiert als Mittel zur Erkenntnisgewinnung anstatt der sinnlichen Wahrnehmung die Vernunft. Der Schwerpunkt des Rationalismus liegt also in der logischen Schlussfolgerung und nicht in der Schlussfolgerung aufgrund von sinnlichen Wahrnehmungen oder Erfahrungen.
    Als Begründer des Rationalismus gilt John Descartes.

    2.4 : Erziehung, Religion, Naturrecht

    2.4.1 : Erziehung
    Man führte die Schulpflicht ein, da die Aufklärer der Überzeugung waren, dass der Fortschritt der Menschheit auf der Erziehung / Bildung jedes Menschen beruht.
    Das bestehende Schulwesen wurde reformiert und das Auswendiglernen von Lehrsätzen durch das Verstehen dieser ersetzt. Der Unterricht sollte eine lebenspraktische Ausrichtung bekommen, damit die Erkenntnisse des Verstandes praktisch angewandt werden können.

    2.4.2 : Religion
    Auch auf religiöser Ebene hat die Aufklärung große Veränderungen hervorgerufen. Das Lehren von Dogmen (Lehrsätzen) wurde in beiden Kirchen abgeschafft und es wurde mehrfach versucht die Kirche zu reformieren.
    Die Aufklärer forderten eine Vernunftsreligion. Alle Glaubensinhalte sollten mit logischem Denken in Einklang gebracht werden.
    Es wurde ebenfalls versucht die Vormundschaft der Kirche zu brechen und jeder sollte sich frei religiös betätigen dürfen.
    Diese Forderung nach Toleranz gegenüber allen Religionen und religiösen Gemeinschaften wurde so immer stärker.
    Den Maßstab für den Wert einer Religion lag für den Aufklärer in ihrer praktischer Wirkung, denn jede Religion hat nach ihrer Auffassung die Aufgabe den Menschen zu bessern.

    2.4.3 : Naturrecht
    Das Naturrecht besagt, dass alle Menschen von Geburt an gleich und frei sind. Das Recht auf Leben, Freiheit und Eigentum gebührt nach diesem Recht also jedem Einzelnen.
    Dieser an sich schon ältere Gedanke wurde während der Epoche der Aufklärung wieder aufgenommen.
    In der damaligen Zeit des Absolutismus und der Leibeigenschaft wurde es daher als ungeheuer revolutionär angesehen.
    2.5 : Literatur in der Epoche der Aufklärung

    Entscheidend für die Entwicklung der Literatur in der Epoche der Aufklärung war, dass sich die großen Handelsstädte neben den Höfen zu kulturellen Zentren entwickelten. Als Auftraggeber für literarische Werke traten nun anstatt der Fürsten Bürgerliche auf und so standen im Mittelpunkt der Literatur – ganz im Sinne der Aufklärung – immer öfters Menschen, die sich durch ihren Willen und ihre Vernunft zu „vollkommenen Wesen“ entwickelten. Ziel dieser Entwicklung war die Würdigung des bürgerlichen Lebens, sowie die Aufklärung des bürgerlichen Lesers.
    Literatur kam im 18. Jahrhundert besonders in Form von Lehrgedichten, Fabeln, bürgerlichen Dramen und aufklärerischen Romanen vor.

    2.5.1 : Die Dichtung in der Epoche der Aufklärung

    In der Dichtung vollzog sich während des 18.Jarhunderts ein Wandel, durch den das bürgerliche Leben sowie die Aufklärung des Bürgertums an die Stelle des Lobs der Fürsten und die Unterhaltung der höfischen Gesellschaft rückte. Trotz dieser Nähe zum Bürgertum fand die aufklärerische Dichtung zunächst allerdings nur eine kleine Leserschaft, da weite Bevölkerungsteile weder schreiben noch lesen konnten, was es für die erstmals freien Schriftsteller meist unmöglich machte, von den geringen Auflagen ihrer Werke zu leben, zumal über viele Werke eine strenge Zensur verhängt wurde (siehe 2.9).
    Dennoch setzte sich die Dichtung der Aufklärung schließlich durch.

    2.5.2 : Das Drama in der Epoche der Aufklärung

    Dem Drama kam in der Epoche der Aufklärung eine besondere Rolle zu, denn durch die Aufführung von Dramen im Theater oder durch Wandertruppen konnte man das größtenteils analphabetische Bürgertum gut erreichen. Man hoffte also, mithilfe des Dramas die Zuschauer und Leser besser „erziehen“ und verändern zu können als mit vielen anderen literarischen Gattungen, zudem kam ganz besonders im bürgerlichen Drama Kritik an der höfischen Gesellschaft zutage.

    2.5.3 : Der Roman in der Epoche der Aufklärung

    Wie das Drama erlebte auch der Roman gerade in Deutschland eine Blütezeit in der Aufklärung, denn erst die Aufklärer erkannten das Potenzial einer bisher als unbedeutend und verachtenswürdig geltenden literarischen Gattung. Wie in den anderen literarischen Gattungen wurde auch im Roman die Ausrichtung vom höfischen Leben auf das bürgerliche umgelenkt: Der adlige Held wurde durch einen bürgerlichen Protagonisten ersetzt. Dadurch entstand in der Aufklärung der „bürgerliche Roman“ als eine feste literarische Gattung, die auf die schwülstige Art des Erzählens, wie sie in den höfischen Romanen, die meist Übersetzungen ausländischer Werke waren, verzichtete. So waren bereits um 1770 alle anderen Romanformen vom bürgerlichen Roman verdrängt.

    2.5.4 : Die Fabel in der Epoche der Aufklärung

    Genauso wie auch Roman und Drama erlebte die Fabel in der Aufklärung einen Höhepunkt. Fabeln wurden zunächst vor allem für die Veranschaulichung von Ideen der Aufklärung und moralischen Lehren verwendet, ab 1750 stellten die Schriftsteller in Fabeln allerdings auch zunehmend die soziale Kritik an der Gesellschaft dar. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts konzentrierte sich diese Kritik auf die Lebensweise der feudalen Herrscher und die Fabel wurde immer mehr zur Satire des 18. Jahrhunderts.

    2.5.4.1 : Ein Beispiel zur Fabel in der Epoche der Aufklärung

    Der Tanzbär
    Gotthold Ephraim Lessing

    Ein Tanzbär war der Kett' entrissen,
    Kam wieder in den Wald zurück,
    Und tanzte seiner Schar ein Meisterstück
    Auf den gewohnten Hinterfüßen
    "Seht", schrie er "das ist Kunst; das lernt man in der Welt.
    Tut es mir nach, wenn's euch gefällt,
    Und wenn ihr könnt!" – "Geh", brummt ein alter Bär,
    "Dergleichen Kunst, sie sei so schwer,
    Sie sei so rar sie sei,
    Zeigt deinen niederen Geist und deine Sklaverei."

    Ein großer Hofmann sein,
    Ein Mann, dem Schmeichelei und List
    Statt Witz und Tugend ist;
    Der durch Kabalen steigt, des Fürsten Gunst erstiehlt,
    Mit Wort und Schwur als Komplimenten spielt,
    Ein solcher Mann, ein großer Hofmann sein,
    Schließt das Lob oder Tadel ein? 

    2.6 : Lesepublikum

    Zu Beginn des 18. Jahrhundert beschränkte sich die Lektüre derjenigen, die lesen und schreiben konnten (um 1770 waren es 15% der Gesamtbevölkerung, 1800 bereits 25%) zumeist auf die Bibel oder andere religiöse Schriften.
    Das Lesepublikum bestand aus akademisch gebildeten Menschen des dritten Standes, das waren besonders Theologen, Sprachgelehrte sowie Schulmänner.
    Trotz, oder gerade wegen der hohen Analphabeten-Rate dieser Zeit, zeigt die Gründung von Lesegesellschaften und Lesezirkeln, die zur Verbilligung von Lektüren, Büchern und Zeitschriften dienten, das große Bedürfnis des Lesepublikums an Lektüre und Diskussion.
    Ab 1800 gab es dann schließlich auch vermehrt Leihbibliotheken, in denen sich auch die Kleinbürger, die sich die Mitgliedschaft in einem Lesezirkel oder einer Lesegesellschaft nicht leisten konnten, Zugriff auf Bücher und Zeitschriften erhielten.

    2.7 : Theatergeschichte im 18. Jahrhundert

    Anfang des 18.Jahrhundert existierte das Theater in Deutschland fast nur in Wandertruppen, die von Markt zu Markt zogen und mit ihren Stücken das „gemeine Volk“ unterhielten, jedoch von der „guten Gesellschaft“ nicht besucht wurden.
    Die Schauspieler dieser Wandertruppen waren meist materiell verarmt und führten eine gesellschaftlich verachtete Existenz.
    Die Theaterkunst befand sich dramaturgisch auf einem Tiefpunkt: Es wurden hauptsächlich Stehgreifspiele aufgeführt, in denen nur der Szenenablauf festgelegt wurde und es gab in jedem Stück standardisierte Typen: Den Liebhaber, den Lüstling, die schlaue Tochter, den alten Vater und den Harlekin, der sich nicht in die Handlung einfügte, sondern sie durch spontane Handlungen unterbrach. Dieser Harlekin war damals die Hauptattraktion der Wandertruppen.
    Neben diesen Wandertruppen gab es nur noch das angesehene und privilegierte Staatstheater, das zur Unterhaltung der aristokratischen Hofgesellschaft diente und von fest engagierten italienischen und französischen Schauspielertruppen getragen wurde.
    In dieser Situation setzte der Leipziger Literaturprofessor Gottsched mit verschiedenen Reformen beim verachteten „Pöbeltheater“ an. Vorbild für Gottsched war dabei das klassizistisch-französische Theater. Nach diesen Reformen sollten die Volkstheater (also die Wandertruppen) in ihren Stücken die Ständeklausel beachten, den Harlekin von der Bühne verbannen, moralisch belehrend und erzieherisch wirken, allgemeine Sittenkritik leisten (also die Fehler und Schwächen der einzelnen Personen aufzeigen), nicht über die Vorstellungskraft der Menschen hinausgehen und die Einheit des Ortes, der Handlung und der Zeit einhalten.
    Nach Gottsched sollte das Theater der Aufklärung vor allem eine erzieherisch-belehrende Wirkung bei den Menschen erzielen, der Dichter sollte einen Erzieher der Leserschaft darstellen.
    Lessing, einer der schärfsten Kritiker Gottscheds, forderte dagegen die Überwindung der Ständeklausel und die Einführung eines Nationaltheaters für die gesamte Bevölkerung. Dieses Nationaltheater sollte, anders als das Wandertheater oder das Hoftheater, nicht von anderen Ländern beeinflusst werden und musste aktuell sein.

    2.8 : Verlagswesen und Buchproduktion

    Ein Wandel vollzog auch das Verlagswesen und die Buchproduktion im Zeitalter der Aufklärung.
    Durch die aufsteigende Zahl der Schriftsteller und die damit verbundene Erhöhung der Bücheranzahl, kam es zu einer Neu-Organisation im Bereich Produktion und Verkauf. Sie waren nun deutlich marktwirtschaftlich orientierter.
    Es entstand ein Produktions- und Verlagssystem, welches auf der Grundlage basierte, dass die Herstellung und der Vertrieb der Bücher unabhängig voneinander statt fand.
    Verleger gaben die Produktion der Bücher in einer Druckerei in Auftrag, von wo aus sie an die so genannten Sortimentsbuchhändler weiter gegeben wurden, welche für den Verkauf zuständig waren.
    Dieses System brachte Vor- als auch Nachteile mit sich. Positiv zu verzeichnen war, dass nun feste Preise existierten und Bücher das ganze Jahr hinweg vom Händler bezogen werden konnten (Früher war dies nur einmal im Jahr, während einer Messe, möglich).
    Doch die Buchhändler konnten nun auch ohne Rücksicht auf Autoren- und Verlagsrechte gefragte Bücher nachdrucken und somit den Gewinn des Verlegers und des Autoren verringern.
    Desweiteren entstand im 18. Jahrhundert auch ein ausgedehntes Zeitungs- und Zeitschriftenwesen, welches durch langsame Produktion und Verbreitung zwar nicht über das Tagesgeschehen informierte, sich aber auf zum Beispiel gesellschaftliche oder religiöse Themen spezialisierte.
    Diese erschienen meist wöchent- oder monatlich und mussten abonniert werden.

    2.9 : Die Zensur

    Im 18. Jahrhundert unterliefen Bücher einer Zensur, die sich negativ gegen das derzeitige Staatsystem oder die Religion wendeten. Auch durften Bücher, welche „ die Sitten verderben“, wie es die Wiener Bücherkommission um 1760 verlauten lies, nicht gedruckt werden.
    Auch Lessing fiel die Zensur zur Last, als er 1764 religiöse Schriften eines Freundes (Name ist unbekannt) veröffentlichte. Es begann ein Konflikt mit dem damaligen Hauptpastor von Hamburg, da dieser darin einen Angriff auf den Offenbarungsglauben der Bibel sah. So wurden die Schriften vom Herzog von Braunschweig zensiert.
    Um der öffentlichen Zensur zu entgehen unterwarfen sich manche Schriftsteller einer so genannten „selbstauferlegten Zensur“. Dies bedeutete, dass sie „gefährliche“ Aussagen gar nicht erst niederschrieben. Auf diese Weise sicherten sie den Verkauf des Buchers und somit ihre Einnahmen.

    Kapitel 3 : Emilia Galotti

    3.1 : Inhaltsangabe von „Emilia Galotti“

    Die Hauptperson des gleichnamigen Trauerspiels von Gotthold Ephraim Lessing ist das junge Bürgermädchen Emilia Galotti. Als Tochter des Offiziers Odoardo und seiner Frau Claudia, ist sie einem Grafen namens Appiani versprochen. Doch der Prinz Gonzaga des italienischen Fürstentums Guastella hat ebenfalls ein Auge auf sie geworfen, da er seine derzeitige Lebensgefährtin, die Gräfin Orsina, schon lange nicht mehr liebt.
    An Emilias Hochzeitstag bittet er seinen Kammerdiener Marinelli ihm die Offizierstochter näher zu bringen. Aus diesem Grund inszeniert dieser einen Überfall auf die Kutsche der Verlobten, wobei Graf Appiani ums Leben kommt. Emilia wird nun  auf das Lustschluss des Prinzen gebracht, damit dieser dort die Chance ergreifen und die Rolle des selbstlosen Retters einnehmen kann.
    Für Emilia beginnt nun ein innerer Konflikt. Auf der einen Seite möchte sie an ihrer Erziehung und dem Wunsch ihres Vaters, dass sie in ein Kloster geht, da sie ihre Unschuld nun nicht mehr an ihren Versprochenen verlieren kann, festhalten.
    Andererseits fasziniert sie der Prinz in seiner für sie fremden Welt und so entflammt auch ein Liebesgefühl für diesen.
    Von diesen Hintergründen hin und her gerissen sieht Emilia keinen anderen Ausweg, als ihren eigenen Vater aufzufordern sie zu töten.

    3.2 : Aufbauanalyse des Bühnenstückes

    Der äußere Aufbau des Bühnenstücks „Emilia Galotti“ ist einfach gegliedert:
    Es sind insgesamt fünf  Aufzüge (heutzutage Akte) zu finden. Der erste, dritte, vierte und fünfte Aufzug ist jeweils in acht Auftritte (oder auch: Szenen) unterteilt.
    Die Ausnahme ist hier der zweite Akt der elf Szenen beinhaltet.
    Am Anfang des Stückes ist keine Einführung vorhanden. Das Hintergrundwissen wird durch gezielte Blicke verschiedener Personen in die Vergangenheit nach und nach herbeigeführt. Während des Stückes wird der Zuschauer chronologisch durch die Geschehnisse geleitet, so kommt es zu einer zeitlichen Gliederung in fortlaufender Präsensform. Der Zeitraum ist einzig auf einen Tag (den Hochzeitstag von Emilia Galotti mit Graf Appiani) beschränkt.
    Die Ortsführung beginnt im Kabinett des Prinzen und wechselt im zweiten Aufzug zu einem Saal im Hause der Familie Galotti. Die letzten drei Akte spielen im Lustschloss des Prinzen.
    Durch den Tod Emilia Galotti’s wirkt das Ende abgeschlossen.
    Das Verhältnis vom Bühnengeschehen zum Zuschauer ist eher distanziert, welches aber gut mit der angedeuteten Weltfremden harmoniert.

    3.3 : Interpretation zu „Emilia Galotti“

    Typisch für die Zeit der Aufklärung ist, dass die bis dahin ständisch-gegliederte Gesellschaft auch in der Öffentlichkeit kritisiert wird.
    Dies greift Lessing auch in diesem Trauerspiel  auf, indem er die hierarchische Struktur des Hofes durch kriminelle Handlungen negativ darstellt.
    Der innere Zwiespalt der Emilia Galotti zwischen ihrer Erziehung und den Gefühlen dem Prinzen gegenüber symbolisiert so auch den Konflikt zwischen der bisherigen Gesellschaftsform( Brigitte Soubyran beschreibt dies deutlich als „einen autoritären Anspruch einer längst vergangenen bürgerlichen Tugendmoral“) und den nun ausgebrochenen Forderungen des Bürgertums nach Chancengleichheit und freiem Denken.

    Hört man erstmalig den Inhalt des Trauerspiels, so kommt die Frage auf, ob es nicht unmenschlich von  Lessing ist, die Lösung von Emilias Konflikt nur in ihrem Tod zu sehen. Dies würde auch den Vorstellungen der Aufklärer wiedersprechen.
    Aber mit genau dieser „polemischen Art“, wie es beispielsweise Brigitte Soubyran beschreibt, versucht Lessing auf die Missstände der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Die Moral der Gesellschaft stand zu dieser Zeit in einem großen Zusammenhang mit einem hohen autoritären Anspruch. Hierzu äußerte sich Hans A. Pestalozzi: „ Die schweigende Mehrheit kuscht, lässt sich verführen, liefert sich damit aus.“.
    Hingegen tritt nun die Figur Emilia Galotti auf, die fast rebellisch reagiert, damit sie der Tugend ihrer Erziehung standhält. Doch welche auch feststellt, dass „die Verführung die größte Gewalt sei“. Dieser Ausspruch wird häufig als Schlüsselsatz des Stückes hervorgehoben.
    Es ist typisch für Lessing Eltern, die noch nicht den Standpunkt der Aufklärer vertreten,  in der Rolle darzustellen, in der sie versuchen ihrem Kind keine moralische Autonomie an zu erziehen. So gibt es „keine Utopien, keinerlei Visionen, keine Möglichkeit der Veränderung“, wie Hans A. Pestalozzi weiter beschreibt.
    Durch diese Moralvorstellungen bleibt für die Emilia nur die Frage zwischen Anpassung oder Selbstmord.

    3.3.1 : Die Virginia Fabel
    Das Schicksal der Emilia Galotti ist einer Fabel des römischen Geschichtenschreibers Titus Livius nachempfunden. Dieser erzählt eine Geschichte aus dem republikanischen Rom des 5 Jahrhunderts v.Chr. über eine Offizierstochter namens Virginia. Ein Ausschuss von zehn Patriziern (die Decemvirn) wollte die Macht im Staat an sich reißen. Ihre Willkürherrschaft griff auch in persönliche Bereiche über. Das Oberhaupt der Decemvirn, Appius Claudius, fand Gefallen an der Offizierstochter und wollte sie in seine Gewalt bringen.
    Deswegen ließ er sie unter einem Vorwand festnehmen und vor Gericht stellen, dem er selbst präsidierte. So kam es zu immer gröberen Rechtssprüchen, die Virginia in Appius Claudius Hände bringen sollten. Ihr Vater entschloss sich aus diesem Grund sie vor aller Augen mit einem Messer niederzustechen, um ihre Jungfräulichkeit und Ehre zu erhalten.
    Dies löste einen Volksaufstand gegen Appius aus, welcher den Aufstand der Decemvirn niederschlug.

    3.4 : Charakterisierung der Hauptpersonen

    3.4.1 : Emilia Galotti
    Gibt dem Stück den Titel, ist aber nur selten präsent. Meist wird Emilia als ein bürgerliches Mädchen bezeichnet; das ist jedoch falsch.
    Sie verkehrt auch in adeligen Verhältnissen und steht kurz vor der Heirat mit dem Grafen Appiani, um so ganz in die höfische Welt integriert zu werden.
    Im übrigen verkehrt man im Hause des Kanzlers Grimaldi, dem Treffpunkt des Adels, zu dem auch der Prinz kommt.
    Im Stück repräsentiert Emilia Galotti einen aufklärerischen Menschen, gefangen in der Zeit des Umbruchs, dessen Eigenschaften (Attribute) Marinelli ihr ironisch zuordnet: „Ein Mädchen ohne Vermögen und ohne Rang … aber mit vielem Prunke von Tugend und Gefühl und Witz“ (S.12).
    Marinelli macht die einzige Aussage über Emilias bürgerliche Haltung, denn eigentlich gehört die Familie Galotti zum niederen Adel des Fürstentums. Es fehlt das Vermögen; der einzige Reichtum Emilias sind ihre Schönheit, ihre Tugend, ihre Unschuld und ihr Witz.
    Das aber sind Zentralbegriffe der bürgerlich geprägten aufklärerischen Gesellschaftsentwürfe und Menschenbilder.
    Zusätzlich bekommt Emilia „Natur“ zugesprochen, der zentrale Wert der europäischen Aufklärung. Emilia, im Besitz der „natürlichen“ Fähigkeiten, will und soll sich durch die Heirat mit Appiani und ihren Weggang in dessen „väterliche Täler“ vom Hofe und dem Prinzen entfernen, um, statt den feudal-höfischen Bedingungen gerecht zu werden, mit ihrem Manne „sich selbst zu leben“ (S.23). Es wurde der Schlachtruf des aufklärerischen Denkens.

    3.4.2 : Gräfin Orsina
    Von ihr wird viel gesprochen, aber nur im 4. Auftritt ist sie fast durchgehend anwesend.
    Ihre Anwesenheit dort ist Zufall und Schicksal in einem: Sie hatte den Prinzen hinbestellt, er aber den Brief nicht gelesen und wollte Emilia treffen. Orsina kennt die Zusammenhänge nicht und nimmt des Prinzen Anwesenheit als Bestätigung für ihr Angebot. Andererseits ahnt sie von der neuen Leidenschaft des Prinzen, denn ihre Kundschafter hatten das Gespräch zwischen Emilia und dem Prinzen belauscht.
    Wenn schon nicht mit dem Prinzen leben, will sie wenigstens mit ihm sterben: Deshalb hat sie den Dolch für den Prinzen und das Gift für sich in der Tasche, als sie kommt.
    Eine andere Möglichkeit sieht sie darin, die Öffentlichkeit zu informieren („Morgen will ich es auf dem Markte ausrufen“ S. 61) und das Volk „aufzustacheln“, welches ein hohes Selbstbewusstsein erfordert.

    3.4.3 : Prinz von Guastella
    Er ist von bedeutender Veranlagung. Nicht zufällig weist die Kunstdiskussion mit dem Maler Conti aus, dass er ausgeprägte ästhetische Kenntnisse und Vorstellungen von der Autonomie der Kunst hat. Neben seinen Staatspolitischen Geschäften, denen er sich schon am frühen Morgen widmet, hat er vielfältige Interessen.
    Beim Übermaß der Gefühle verlässt ihn allerdings, menschlich verständlich, aber politisch verantwortungslos, der Sinn für seine staatspolitischen Aufgaben. Denen stellt er sich eh nur widerstrebend, da er meint keine Glücksehligkeit für alle schaffen zu können.
    Dies ist sein Konflikt, den er am Ende erkennt: Er möchte Mensch und muss doch Fürst sein; das schließt sich aus.
    Der Prinz wird schuldig, da er alles gestattet, um seine Leidenschaft zu befriedigen, da er seine politische Stellung für seine menschlichen Neigungen ausnutzt. Ursache sind die gesellschaftlichen Verhältnisse: Sie geben ihm die Freiheiten, die er nutzt, und sie beschränken die Möglichkeiten der Galottis, von den sozial noch tieferstehenden ganz zu schweigen.

    3.4.4 : Odoardo Galotti
    ist von argwöhnischer Wachsamkeit und traut dem Prinzen, nicht über den Weg. Er weiß über die Verführbarkeit seiner Tochter bescheid und sieht deshalb jeden ihrer Schritte ohne Aufsicht („Einer ist genug zu einem Fehltritt“ S.19) mit großem Missvergnügen.
    Odoardo will nicht auf dem Lande die „Natur“ leben und in seinen Wertvorstellungen ist er auch weit von der aufklärerischen Position entfernt. Wenn er die „väterlichen Täler“ Appianis lobt, meint er dessen Befehlsgewalt in diesen Tälern (S. 23). Odoardos Tugend ist eine „strenge Tugend“  (S. 23), welche keinen Raum für die Selbstbestimmung des Menschen lässt. Gerade das was Emilias Vorzüge sind, was die Mutter an ihr lobt und was den Prinzen begeistert – „ihre Munterkeit und ihr Witz“ (S. 24) als Haltungen der Aufklärung – , stört Odoardo. Die Hierarchie, in die er als Offizier eingebunden ist, gibt ihm keinen Blick für Emilias Wertvorstellungen. Wenn er sie schließlich seinen Tugendvorstellungen opfert, geschieht das mehr aus ritueller Verantwortung für Überholtes, weniger um Emilias neue Vorstellung von bürgerlicher Tugend zu bewahren.

    3.4.5 : Marinelli
    Die für die Handlung entscheidende Person ist der Kammerherr des Prinzen, da er alle Handlungen befiehlt.
    Als Höfling ist er zwar an die höfischen Gesetze gebunden, steht dem Prinzen aber am nächsten. Insofern ist er ein Gegenspieler Appianis, da solange dieser am Hof ist und für Dienste beim Prinzen bereit steht, beeinträchtigt er Marinellis uneingeschränkten Einfluss.
    Er betrachtet den Prinzen, in gleicher Weise auch Appiani und Emilia, als ein Objekt; nicht als Person. Menschen sind für ihn nur so interessant, wie sie sich benutzen lassen, um die Stellung der feudalen Hierarchie zu bewahren, zu festigen und auszubauen.
    Typisch für diese Zeit, repräsentiert Marinelli einen Einflussreichen, für den die Lüge und auch die  Volksverführung zur Selbstverständlichkeit geworden sind.

    Kapitel 4 : Gotthold Ephraim Lessing

    4.1 : Autobiographie von Gotthold Ephraim Lessing(1729- 1781)

    Gotthold Ephraim Lessing wurde am 22. 01. 1729 als drittes von zwölf Kindern des Archidiakons (Person mit hoher Stellung in der Kirche) Johann Gottfried Lessing und seiner Frau Justine Salome in Karmens (Sachsen) geboren. Er wuchs in einem protestantischen Elternhaus in bescheidenen Verhältnissen auf.
    Von 1741 bis 1746 besuchte Lessing die Fürstenschule St. Afra in Meißen, die in der damaligen Zeit zu den renommiertesten sächsischen Schulen zählte. Dort absolvierte er auch sein Abitur.
    Auf Wunsch seines Vaters begann Lessing 1746 in Leipzig ein Theologie- und Philologiestudium (Sprach- und Literaturwissenschaften).
    Zur gleichen Zeit lernte er die Theatergruppe von Caroline Neuber kennen, in der er viele neue Bekanntschaften schloss. Hier konnte er hervorragend seine Vorliebe für Theater und Literatur ausleben und begann damals seine ersten Gedichte, Erzählungen und Lustspiele (Komödien) zu schreiben.
    Sein erster großer Erfolg kam mit dem Stück: „Der junge Gelehrte“, das erstmals von der Neuberschen Theatergruppe aufgeführt wurde. Von da an hatte Lessing den Wunsch, Schriftsteller zu werden.
    Als die Theatergruppe in finanzielle Schwierigkeiten geriet, beschloss Lessing für einige verschuldete Schauspieler Bürgschaften zu übernehmen. Doch Lessing – selbst mehr arm als reich – konnte den Geldforderungen nicht nachkommen und verließ daraufhin die Stadt, um sein Studium in Wittenberg und anschließend in Berlin fortzusetzen.
    In Berlin angekommen hoffte er auf den großen Durchbruch als Schriftsteller, doch sein Vorhaben scheiterte erneut. Somit versuchte er sich mit diversen Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. Glücklicherweise gelang es ihm eine feste Anstellung als Mitarbeiter der „Berlinerischen Privilegierten Zeitung“ zu bekommen, wo er als freier Schriftsteller arbeiten konnte.
    Ab Oktober 1755 begleitete Lessing Johann Gottfried Winkler, ein Leipziger Kaufmannssohn, auf seiner Europareise. Er sollte dadurch einen Eindruck von westeuropäischen Länder gewinnen. Doch ihre Reise wurde frühzeitig, durch den Ausbruch des Siebenjährigen Krieges, ein Ende gesetzt. 1758 traf er deshalb wieder in Berlin ein und versuchte sich erneut eine Existenz als freischaffender Künstler aufzubauen, doch auch dieser Versuch misslang.
    1760 ging er nach Breslau, da er das Angebot des Generalleutnants von Tauentzin, für ihn als Sekretär zu arbeiten, angenommen hatte. Er blieb dort fünf Jahre und war frei von jeglichen materiellen Sorgen.
    Aber im Laufe der Jahre hielt Lessing es beim Militär nicht mehr aus und kündigte seine Arbeit beim Generalleutnant.
    Das Ergebnis dieser Zeit war das erste bedeutende Lustspiel der deutschen Geschichte „Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück“, indem er seine Erfahrungen erarbeitete.
    Von 1767 bis 1769 lebte Lessing in Hamburg. Dort arbeitete er als Dramaturg am Hamburger Nationaltheater. Sein Vorhaben – ein deutsches Nationaltheater zu errichten – ließ sich nicht verwirklichen, „weil die Rückständigkeit Deutschlands das einfach nicht erlaubte“ ; wie Lessing meinte.
    Gegen seine Prinzipien trat Lessing 1770 in den Dienst des Feudaladels
    (freie adelige Oberschicht, durch das Lehnsrecht mit Grundherrschaften und verschiedenen Hoheitsrechten ausgestattet). Als Bibliothekar des Herzogs von Braunschweig ging er im Frühjahr nach Wolfenbüttel.
    Im Herbst 1776 heiratete Lessing Eva König, die tragischerweise ein Jahr nach der Heirat verstarb, wie auch Lessings einziger Sohn nach der Geburt. Sie hinterließ ihm ihre Kinder aus erster Ehe. 1772 beendete er das bürgerliche Trauerspiel „Emilia Galotti“.
    1779 gipfelte der Kampf gegen den Feudalismus (mittelalterliche Gesellschaftsordnung) in dem Toleranzdrama „Nathan Der Weise“, in dem sich Lessing mit der Theologie seiner Zeit auseinandersetzte.
    Mit seinem ständigen Kampf gegen die Dominanz der Kirche, den Feudalismus und für die Aufklärung der Menschen leitete Lessing die klassische Literatur ein.
    Vor seinem Tod am 14. 02. 1781 im Alter von 52 Jahren durch einen Schlaganfall, war Lessing fast vollständig erblindet.

    4.2 : Lessings wichtigste Werke im Überblick

    1745 : „Misogyn“    (Lustspiel)

    1747 : „Der Junge Gelehrte“  (Lustspiel)

    1749 : „Die Alte Jungfer“    (Lustspiel)

    1754 : „Die Juden“    (Lustspiel)

    1755 : „Der Freygeist“    (Lustspiel)

    1755 : „Der Schatz“      (Lustspiel)

    1755 : „Miß Sarah Sampson   (Trauerspiel)
    – Darstellung der Bedürfnisse der einfachen Bürger
- Handlung in englischer Sprache
- leichtes deutsches Drama

    1759 : „Doktor Faust“   (Frgm. II Akt, Szene 3/Bruchstücke des ersten Aufzugs)
            – der Drang nach Wahrheit und Tugend

    1759 : „Philotas“   (Trauerspiel)

    1767 : „Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück“   (Lustspiel)
    – Uraufführung 1767 im Nationaltheater
- deutsche Komödie
- Themen aus Gegenwart
- Erfahrungen des Soldatenlebens verarbeitet

    1772 : „Emilia Galotti“   (Trauerspiel)
    – bürgerliches Trauerspiel
- Kritik an Willkür der höfischen Bevölkerung
- Konfrontation von höfischer Welt mit der aufrechten und strebsamen
      bürgerlichen Welt

    1779 : „Nathan der Weise“   (Dramatisches Gedicht)
    – dramatisches Gedicht
- Vorstellung von Toleranz und freier Gesellschaft
- sorgte von 18. Jahrhundert bis Mitte 19. Jahrhundert für große
         Aufregung

    4.3 : Stellung und Situation der Autoren

    Die meisten Schriftsteller waren mit dem Beginn der Aufklärung nicht mehr Hofdichter mit einem festen Gehalt, sondern freie Schriftsteller, was zwar den Vorteil hatte, das sie geistig völlig unabhängig von fürstlichen oder geistlichen Geldgebern wurden, sie hatten jedoch kein festes Einkommen mehr, sodass sie sich an den literarischen Geschmack des Publikums anpassen mussten um einerseits dem Konkurrenzdruck standzuhalten und andererseits durch möglichst hohe Auflagen ihrer Werke von den Einnahmen leben zu können. Viele Schriftsteller verbesserten ihre finanzielle Lage zu dieser Zeit durch Nebeneinkünfte, z.B. als Beamter, einige suchten sich stattdessen adelige Gönner.
    Die Schriftsteller Christoph Martin Wieland und Gotthold Ephraim Lessing, sowie der Philosoph Johann Gottfried von Herder arbeiteten Pläne heraus, nach denen Schriftsteller und Autoren von gemeinnützigen Anstalten gefördert werden sollten, es konnte jedoch keiner dieser Pläne realisiert werden, da die Fürsten, auf deren Unterstützung diese Pläne aufbauten, kein Interesse an ihnen hatten.
     

     

    zurück zu: Deutsche Literatur Epochen

  • Barock Literatur Epoche

    Barock 1660-1720

     

    Inhaltsverzeichnis

    1. Einleitung                                   

    2. Begriff des Barocks

    3. Historischer Hintergrund

    4. Gesellschaft und Politik

    5. Literatur
    5.1 Die Reform der Dichtung
    5.2 Lyrik
       5.2.1 Das Figurengedicht
       5.2.2 Liebeslyrik
       5.2.3 Sonett
       5.2.4 Kirchenlied
       5.2.5 Epigramm
       5.2.6 Lyrik im Spätbarock
    5.3 Das Theater
       5.3.1 Jesuitendrama
       5.3.2 Deutsches Kunstdrama
       5.3.3 Schuldrama
       5.3.4 Oper
       5.3.5 Komödie
    5.4 Prosa
       5.4.1 Der Roman
             5.4.1.1 Der höfisch-historische Roman
             5.4.1.2 Der Schäferroman
             5.4.1.3 Der Niedere Roman

    6. Wissenschaft und Philosophie

    7. Kunst

    8. Musik

    9. Anhang

    10. Quellenverzeichnis

    1. Einleitung
    Keine Epoche der europäischen Kulturgeschichte ist so von Widersprüchen geprägt wie das Zeitalter des Barock; die Schlagwörter dieser Zeit wie „carpe diem“ und „memento mori“ geben Aufschluss darüber. Barock stellt den Gegensatz zur Renaissance/Humanismus(1350 bis Ende 16.Jh.), welche den Blick auf Diesseits gelenkt hatte, mit der Infragestellung der vorhandenen Daseinsfreude durch den allgegenwärtigen Tod dar. Im Barock wird die Welt nicht mehr, wie im Mittelalter (5.Jh. bis Ende 15.Jh.), als ein „Jammertal“ angesehen, aber das Irdische ist für das Bewusstsein der Epoche nur Schein und Trug (Vanitas)
    – jedoch wird das Diesseits nicht negiert, sondern aufgrund ihrer fehlenden Beständigkeit zum Objekt des Interesses. Der Barock greift sowohl den Gedanken des Mittelalters als auch den der Renaissance/Humanismus auf. Das Motiv vom Weltbild des Barock ist stark von der Reformation, Gegenreformation und dem Dreißigjährigen Krieg geprägt.

    2. Begriff des Barocks
    Barock wird auf das portugiesische Wort „barroco“ (unregelmäßig geformte Perle) zurückgeführt und wurde einst abwertend gebraucht.
    Zunächst wurde dieser Begriff für die Kunstgeschichte (Malerei, Bildhauerei, Architektur) festgestellt. Von hier aus wurde anschließend die Literatur betrachtet – erst danach wurde die geistige und soziale Lage erforscht und betont.

    3. Historischer Hintergrund
    Seit 1500 war die christliche Kirche im Laufe der Zeit immer mehr säkularisiert; viele Kirchenfürsten waren mehr an Geld, Pracht und Macht als an der Lehre und am Seelenheil der Menschen interessiert. Der päpstliche Hof benötigte viel Geld für sein luxuriöses Leben, und als Papst Leo X. zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Peterskirche in Rom errichten lassen wollte, mussten zusätzliche Einnahmequellen erschlossen werden; der „Ablasshandel“ wurde praktiziert: Die Prediger, welche der Papst unter die Menschen sandte, verbreiteten den Menschen, dass sie von ihren Sünden und den Qualen des höllischen Feuers befreit werden, wenn sie einen „Ablass“ zahlen.
    Der deutsche Augustinermönch und Theologieprofessor an der kursächsischen Universität zu Wittenberg Martin Luther (1483-1546) veröffentlichte am 31.Oktober 1517 95 in Latein verfasste Thesen, in denen er aus der Bibel begründete, dass die Ablassprediger sich entweder irrten oder den Gläubigen bewusst den Irrtum verbreiteten.
    Er schrieb:„Ein jeder Christ, der wahre Reue und Leid empfindet über seine Sünden, hat die völlige Vergebung von Strafe und Schuld auch ohne Ablass, allein durch die Gnade Gottes…“(M.Luther in  „Über die Kraft der Ablässe“, Wittenberg 1517)
    Der Papst verlangte von Luther „den Irrtum zu widerrufen“, andernfalls werde er aus der Kirche ausgeschlossen, jedoch widerrief Luther nicht.
    Nun versuchte die katholische Kirche die Ausbreitung des Protestantismus’ auf verschiedene Weise zu verhindern. Im Jahre 1545 wurde ein Konzil einberufen, das in Trient 18 Jahre lang an der Erneuerung der katholischen Lehre und Kirche arbeitete.  Glaubensgrundsätze wurden klarer formuliert und gegen „Irrlehren“ abgegrenzt.
    Die Zeit, in der sich auch die katholische Kirche reformierte, nennt man die Zeit der Gegenreformation. In allen europäischen Ländern, in denen sie sich begegneten, kam es zu Auseinandersetzungen: in Frankreich wurde die Bartholomäusnacht (24.08.1572) zum traurigen Höhepunkt; katholische Fanatiker töteten in dieser Nacht etwa 20.000 Protestanten, jedoch konnte die neue Welle damit auch nicht abgewehrt werden.
    Im Jahre 1589 wurde Heinrich von Navarra, ein Protestant, König Frankreichs; er musste zwar zum katholischen Glauben übertreten, aber im „Edikt von Nantes“ gewährte er 1598 den Protestanten Gleichberechtigung in seinem Lande.
    In Spanien regierte zu dieser Zeit Philipp II., welcher alle „Ketzer“, wie er die Andersgläubigen nannte, verfolgen ließ und die, die den „Irrlehren“ nicht widersprachen, auf dem Scheiterhaufen verbrennen ließ.
    Auch in den Niederlanden, welche zu Spanien gehörten, wollte Philipp II. den Protestantismus zurückdrängen, jedoch erkämpften sich die Protestanten im Jahre 1581 unter der Führung Wilhelms von Oranien die Unabhängigkeit.
    Auch in Deutschland verschärften sich zu Beginn des 17.Jahrhunderts die Gegensätze zwischen Katholiken und Protestanten und führten 1618 zum Dreißigjährigen Krieg, der in mehrere Phasen unterteilt wird: böhmisch-pfälzischer Krieg (1618-1623),
    dänisch-niedersächsischer Krieg (1625-1629), schwedischer Krieg (1630-1635) und französisch-schwedischer Krieg (1635-1648). Anfangs ging es dabei noch um Religion und Glauben, als aber die kaiserlich-katholischen Truppen unter ihrem Feldherrn Wallenstein das protestantische Norddeutschland erobert hatten und dessen Kirchengüter säkularisieren wollten, stellten sich auch katholische Landesfürsten gegen den Kaiser; seine Macht sollte eingeschränkt werden.
    Auch als die Nachbarländer in den Krieg eingriffen, ging es in erster Linie um Machtfragen. Der schwedische König Gustav Adolf kämpfte mit seinem Heer zwar für den protestantischen Glauben;
    v. a. aber wollte er Norddeutschland von den Katholiken zurückerobern, um die schwedische Führungsrolle an der Ostsee zu stärken – das katholische Frankreich unterstützte ihn dabei. Im Jahre 1648, mit dem Westfälischen Frieden wurde, durch Abtretung Deutschlands einiger Gebiete (u. a. Elsass an Frankreich, Pommern, Bremen und Verden an Schweden), der Krieg beendet.
    Im Dreißigjährigen Krieg sowie bei der Pest von 1348-1352 ist etwa ein Drittel der Bevölkerung umgekommen.
     
     4. Gesellschaft und Politik
    Die Konfessionskriege hatten tief greifende Veränderungen hervorgerufen: die erneuerte katholische Kirche wollte verlorene Gebiete zurück gewinnen, die Protestanten und Calvinisten ihre gewonnenen Positionen ausbauen und erweitern.
    Die absolutistischen Staaten, die durch Publikationen der Staatstheorien (Bodin, Machiavelli, Hobbes) hervorgegangen waren, hatten durch die systematische Unterwerfung der Konfessionskirchen oder ihrer Säkularisierung ihre Macht gestärkt. Sie begründeten dieses Vorgehen damit, dass nur die höchste Staatsgewalt des Fürsten den Ausnahmezustand der Konfessionskriege beenden, Ruhe und Ordnung schaffen könne. Der absolute Staat hob die durch Geburt bestimmte Machthierarchie auf und löste sie durch eine Selbstgesetzte, von ihm allein abhängige politische Rangordnung ab. Im Verhältnis zum Herrscher waren alle ungeachtet ihrer gesellschaftlichen Herkunft Untertanen. Die Konfessionen suchten die enge Verbindung mit dem Staat und es begann ein Bündnis zwischen ihnen. Da der Staat Autorität von der Kirche erhielt, um die konkurrierenden innerstaatlichen Gewalten zu bekämpfen, erhielten sie als Gegenleistung Sicherheit und religiöse Herrschaft.
    Um den absoluten Herrscher in seiner absoluten Machtfülle zu zeigen, waren Repräsentation und Hofzeremoniell die bevorzugten Elemente. Das Letztere v. a. diente dazu, das Leben des Hofstaates in all seinen sozialen Abstufungen zu reglementieren und den störungsfreien Verkehr der hierarchisch gestuften Hofgesellschaft zu sichern. Nun kommt das zentrale Motiv des Barock zum Ausdruck: das Individuum verbarg sein Wahres, das Vergängliche, unter prunkvollem Kostüm, Perücke etc. Der Mensch erschien somit in seiner Maske wichtiger, als er war.

    Das Zeitalter der Konfessionskriege hatte ein pessimistisches Weltbild hervorgerufen, das mit der Verfassung der Staatstheorien und letzten Endes mit dem aus diesem vorausgehenden Absolutismus  ihren Ausdruck fand. Des Weiteren wurde durch die brutale Wirklichkeit der Konfessionskriege der Mensch seiner inneren Sicherheit und Stabilität beraubt, deren Folge der Barockstoizismus, der durch Aktualisierung von Seneca (4.v.Chr.-65.v.Chr.) entstand, war. Die Gedanken des  römischen Philosophen waren folgend: Der Mensch kann im Konflikt zwischen Macht und Moral in einer von Intrige und Prädestination beherrschten Welt nur dann bestehen, wenn er seine Emotionen beherrscht und äußerste Selbstdisziplin übt; dann sichern Beständigkeit (constantia), Gelassenheit  und Seelenruhe (ataraxia) seine Freiheit. Weisheit besitzt, wer die Gesetze des Lebens erkennt und in seinem Handeln berücksichtigt. Senecas Gedanken wurden anschließend von Justus Lipsius (1547-1606), einem niederländischen Gelehrten, aufgegriffen und zeitgenössisch verwendet, sodass der Barockstoizismus oder Neustoizismus entstand.
    Einer der häufigsten Denkformen war die Annahme, dass die Welt ein Schauspiel und der Mensch ein Schauspieler sei (theatrum mundi): Dasein heißt eine Rolle spielen, weil es keine metaphysisch verbindliche Ordnung mehr gibt. Die einzige Wahrheit ist vielmehr: beständig ist nur die Unbeständigkeit. Diese epochale Grundannahme prägte Handeln und Denken der Menschen.
    Neben theatrum mundi  war die emblematische Denkform weit führend, die neben den rationalistischen Systemen immer noch die aus dem Mittelalter stammende Typologie, in der die Dinge mehrere Bedeutungen  besitzen, die aus ihren Eigenschaften und ihrem Gebrauch hergeleitet werden.                     
    Diese Denkform entwickelte sich in der Literatur zur Emblematik, welche eine besondere Bildsprache
    der Barock ist. Die Embleme waren allgemein bekannt, ihre Bedeutung festgelegt und durch Tradition verbürgt. Sie wurden in Büchern gesammelt und von dort in die Malerei und in die Literatur übernommen. Ein Emblem besteht aus drei Teilen: einer Überschrift (inscriptio), die eine Sentenz, ein Sprichwort, eine moralische Forderung enthält, einem Bild (pictura), das aus einem rätselhaften Kupferstich oder Holzschnitt besteht und einem, den Bildinhalt deutenden, Epigramm (Subcriptio).

    Aus dem Größten (wird) das Geringste
    Dies sind die Überreste des Tempels, in dem
    das lebendige Bild Gottes gewesen sein soll.
    Dies ist auch die Ruine jenes Hauses,
    in dem die Vernunft einst residierte.
    Und nun ist es das schrecklichste Bild des Todes.
    Ein luftiges Haupt ohne Hirn.
    5. Literatur
    Das Barockzeitalter war eine Epoche intensiver Beschäftigung mit der literarischen Theorie. Es wurden zahlreiche Poetiken veröffentlicht, von denen manche außerordentlich hohe Auflagen erfuhren. Zu erklären ist dieses Phänomen aus dem Verlangen einzelner Autoren nach einem theoretischen Fundament für die junge deutsche Literatur. Diese Schriften sollten auch dazu dienen, das dichterische Niveau zu erheben. Einer der bedeutendsten Autoren dieser Zeit war Martin Opitz, der 1624 die erste theoretische Grundlage der Barockliteratur schuf. Somit blieb die Barockpoetik der Humanistentradition treu; Gelehrsamkeit war ein Grundzug, den alle Theoretiker forderten. Alle Theoretiker bemühten sich um eine deutsche Nationalliteratur; einige entnahmen ihren Stoff aus den historischen Zeugnissen der germanischen Literatur, andere unternahmen spekulative Versuche um die Erforschung einer deutschen Ur-Sprache. Neu war auch der moraldidaktische Gehalt; die Literatur sollte christliche Moralwerte vermitteln.
    Des Weiteren ist durch den Einfluss der Reformation und Gegenreformation „…eine Zweigleisigkeit in der deutschen Literatur zu beobachten“ (G.Hoffmeister, S.117), welche im Kirchenlied ihren Ausdruck findet.  .
     
    5.1. Die Reform der Dichtung
    Während die Dichtungen in der Renaissance in Latein geschrieben worden waren, so wurden diese in Barock von der deutschen Sprache abgelöst. Für diese Reform steht Martin Opitz mit seinem Werk Buch von der Deutschen Poeterey im Jahre 1624.                                          
    Es war die erste deutschsprachige Poetik und enthielt Vorschriften für Verse und Textverfassungen für beinahe alle Gattungen. Sie war eine Regelpoetik: "Damit aber die syllben vnd worte in die reime recht gebracht werden / sind nachfolgende lehren in acht zu nehmen." (Kap. 7; Buch von der dt. Poeterey: entnommen aus Deutsche Literatur der Barockzeit, S.21). Opitz' Intention war es, eine Anleitung für regelgerechtes Dichten aufzustellen, nach der sich deutsche Dichter richten sollten.
    Er beabsichtigte die Verbreitung der Literatur der Antike und der romanischen Völker in Deutschland
    sowie eine gleichberechtigte deutsche Bildungssprache, um eine Abwanderung der Hof- und Adelsschicht zur französischen zu verhindern. Infolge dieser Aspekte forderte er den Gebrauch klarer und deutlicher Worte, die zu einer Zierlichkeit und Eleganz der deutschen Sprache führen sollten.
    Der Autor solle nunmehr keine Dialekte, keine Fremdwörter verwenden und unflektierte Adjektive vermeiden. Des Weiteren solle Eigennamen mit deutschen Endungen versehen und versuchen neue Wörter zu gebrauchen. 
    Von großer Bedeutung war seine metrische Reform. In dieser stellte er den Unterschied zwischen antikem, romanischem und deutschem Vers fest: Romanen achten auf Länge, Deutsche auf die Betonung. Für ihn hatten die Wörter, als kleinste selbständige Bauteile der Sprache, ein Recht auf ihren natürlichen Wortakzent. Dieses Anliegen sollte v.a. durch Gebrauch von alternierenden (wechselnden) Versen erreicht werden. Zur Illustration seiner Theorie verfasste Opitz in fast allen Gattungen Grundmuster, die seine Zeitgenossen ausbauten, variierten und abwandelten. In seinen Schriften bot er den Lesern Muster bislang unbekannter lyrischer Formen. Als Herausgeber und Übersetzer antiker und zeitgenössischer Literatur erwarb er sich große Verdienste um die Erweiterung literarischen Horizonts.
     
    5.2 Lyrik
    Den Grund für eine barocke Lyrik legte Martin Opitz damit, dass er den öffentlich-geselligen Charakter der Lyrik mit dem Liefern formaler Richtlinien prägte.   
    In der Lyrik waren Sonett, Elegie, Epigramm und Ode die vorherrschenden Formen. Beliebt waren auch die Figurengedichte.

    5.2.1 Das Figurengedicht
    Das besondere an Figurengedichten ist die exakte Kongruenz von Form und Inhalt:
     
    Kreuzgedicht – Catharina Regina von Greiffenberg
    Seht der könig könig hängen!
und uns all mitt blutt besprängen
auss der dörner wunden bronnen
ist All unsser heyl geronnen
seine augen schliest Er sacht!
und den Himmel uns aufmacht
Seht Er Streket Seine Hend auss uns freundlichst Zuentfangen!
Hatt an sein Liebheisses Herz uns zu drüken brünst verlangen!
Ja Er neigt sein liebstes haubt uns begihrlichest zu küssen
All Sein Sinn gebärd und werk seyn zu unser Heyl geflissen!
Seiner seitten offen stehen
Macht seyn güttig Herze sehen!
Wann Wir schauen mitt den Sinnen
Sehen Wir uns selbst darinnen!
So Viel striemen so Viel Wunden
Alss an seinen leib gefunden
So Viel Sieg und Segen kwellen
Wollt’ er unser seel bestellen,
Zwischen Himel und der Erden
wollt’ Er auf geopfert werden
Dass Er gott und uns verglihen
uns Zu sterken Er Verblihen
Ja sein sterben hatt das Leben
Mir und Aller Weltt gegeben!
Jesu’ Christ dein Tod und schmerzen
Leb’ und schweb’ mir stett im Herzen!

    5.2.2 Liebeslyrik
    Der bedeutendste Liebeslyriker des Barock war Paul Fleming. Seine Liebesgedichte beinhalteten die Schönheit der Liebe, deren Wesen und Wirkung, doch richteten sie sich streng nach den von Martin Opitz vorgegebenen Normen und Stilen. Die Formen der Liebeslyrik waren Entweder Sonett oder Lied/ Ode.           
    Von sich selber – Paul Fleming
    Ich feure gantz und brenne liechter Loh.
Die Trähnen hier sind meiner Flammen Ammen /
Die mich nicht lässt diß stete Leid verthammen;
ich kenn' es wohl / was mich kan machen froh /
    Daß ich fortan nicht dürffte weinen so.
Wo aber ists? So müssen nun die Flammen
hier über mir nur schlagen frey zusammen.
Mein Schirm ist weg / mein Schutz ist anders wo.
    Ist gantz nichts da / daran ich mich mag kühlen /
In solcher Gluth / die meine Geister fühlen?
Der Liebes-Durst verzehrt mir Marck und Bein.
    Diß Wasser ists / die Kühlung meiner Hitze /
Das ich zum Trunck' aus beyden Augen schwitze.
Ich zapfe selbst / und Amor schenckt mir ein.

    5.2.3 Sonett
    Der einflussreichreichste Sonettdichter des Barock war Andreas Gryphius. Die Thematik seiner Sonette ist auf den Vanitas-Gedanken und „Leid der Welt“ fokussiert. Auch seine Gedichte richten sich nach den Normen von Martin Opitz. Gryphius' bekanntestes Sonett ist Thränen des Vaterlandes Anno 1636, in welchem er den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges und die Qualen und Plagen der Menschen beschreibt. Die Leiden und Vergänglichkeit des Menschen werden in seinem Sonett Menschliches Elende besonders deutlich. Mit abstrusen Worten beschreibt er darin den Zustand des Menschen und der Gesellschaft.
    Thränen des Vaterlandes Anno 1636
    Wir sind doch nunmehr gantz / ja mehr denn gantz verheeret!
Der frechen Völcker Schaar / die rasende Posaun
Das vom Blutt fette Schwerdt / die donnernde Carthaun /
Hat aller Schweiß / und Fleiß / und Vorrath auffgezehret.

Die Türme stehn in Glutt / die Kirch ist umgekehret.
Das Rathauß ligt im Grauß / die Starcken sind zerhaun /
Die Jungfern sind geschänd't / und wo wir hin nur schaun
Ist Feuer / Pest und Tod / der Hertz und Geist durchfähret.

Hir durch die Schantz und Stadt / rinnt allzeit frisches Blutt.
Dreymal sind schon sechs Jahr / als unser Ströme Flutt /
Von Leichen fast verstopfft / sich langsam fort gedrungen.

Doch schweig ich noch von dem / was ärger als der Tod /
Was grimmer denn die Pest / und Glutt und Hungersnoth /
Das auch der Seelen Schatz / so vilen abgezwungen.
    Menschliches Elende
    Was sind wir Menschen doch? Ein Wohnhaus grimmer Schmerzen,
ein Ball des falschen Glücks, ein Irrlicht dieser Zeit,
ein Schauplatz herber Angst, besetzt mit scharfem Leid,
ein bald verschmelzter Schnee und abgebrannte Kerzen.

Dies Leben fleucht davon wie ein Geschwätz und Scherzen.
Die vor uns abgelegt des schwachen Leibes Kleid
und in das Totenbuch der großen Sterblichkeit
längst eingeschrieben sind, sind uns aus Sinn und Herzen.

Gleich wie ein eitel Traum leicht aus der Acht hinfällt
und wie ein Stroß verscheußt, den keine Macht aufhält,
so muß auch unser Nam, Lob, Ehr und Ruhm verschwinden.

Was itzund Atem holt, muss mit der Luft entfliehn.
Was nach uns kommen wird, wird uns ins Grab nachziehn.
Was sag ich? Wir vergehn wie Rauch von starken Winden!
    Mein oft bestürmtes Schiff, der grimmen Winde Spiel,
Der frechen Wellen Ball, das schier die Flut getrennet,
Das über Klipp' auf Klipp' und Schaum und Sand gerennet,
Kommt vor der zeit an' Port, den meine Seele will.
    5.2.4. Kirchenlied
    Beim Kirchenlied kommt die o.g. (S.4) Zweigleisigkeit zum Ausdruck: man nimmt eine Differenzierung vom Katholischen und dem Protestantischen vor. Während Schlesien, Sachsen und die norddeutschen Reichsstädte durch den „Ultramontanismus“ protestantisch geprägt waren, war der Einfluss der katholischen Kirche auf Süddeutschland und Österreich immens, was sich letztlich auf die Literatur überzog.   
    Die Vertreter setzten biblischen Inhalt in Verse um, während das katholische Kirchenlied dem deutschen Volkslied ähnelte. 
    Ein bedeutender Vertreter vom katholischen Kirchenlied ist Friedrich Spee (1591-1635), der mit seinen Kirchenliedern einen großen Ruhm erzielte; noch heute sind seine Lieder von großer Bedeutung.

    Zur Osterzeit
    Die ganze Welt, Herr Jesus Christ, 
zur Osterzeit jetzt fröhlich ist.
    Jetzt grünet, was nur grünen kann, 
die Bäum` zu blühen fangen an.
    So singen jetzt die Vögel all. 
Jetzt singt und klingt die Nachtigall.
    Der Sonnenschein jetzt kommt herein 
und gibt der Welt ein` neuen Schein.
    Die ganze Welt, Herr Jesus Christ, 
zur Osterzeit jetzt fröhlich ist.
    Einer der einflussreichsten Autoren beim Protestantischen ist unbestritten Paul Gerhart (1606-1676):
    Abendlied
    Nun ruhen alle Wälder,
Vieh, Menschen, Städt' und Felder,
es schläft die ganze Welt.
Ihr aber, meine Sinnen,
auf, auf, ihr sollt beginnen,
was eurem Schöpfer wohlgefällt.

Wo bist du, Sonne, blieben?
Die Nacht hat dich vertrieben,
die Nacht, des Tages Feind.
Fahr' hin, ein andre Sonne,
mein Jesus, meine Wonne,
gar hell in meinem Herzen scheint.

Der Tag ist nun vergangen,
die güldnen Sterne prangen
am blauen Himmelssaal.
Also werd' ich auch stehen,
wenn mich wird heißen gehen
mein Gott aus diesem Jammertal.

Der Leib eilt nun zur Ruhe,
legt ab das Kleid und Schuhe,
das Bild der Sterblichkeit.
Die zieh' ich aus, dagegen
wird Christus mir anlegen
den Rock der Ehr und Herrlichkeit.

Das Haupt, die Füß' und Hände
sind froh, daß nun zum Ende
die Arbeit kommen sei.
    Herz, freu dich, du sollst werden
vom Elend dieser Erden
und von der Sünden Arbeit frei.

Nun geht, ihr matten Glieder,
geht hin und legt euch nieder,
der Betten ihr begehrt.
Es kommen Stund' und Zeiten,
da man euch wird bereiten
zur Ruh' ein Bettlein in der Erd.

Mein Augen stehn verdrossen,
im Nu sind sie geschlossen.
Wo bleibt dann Leib und Seel?
Nimm sie zu deinen Gnaden,
sei gut für allen Schaden,
du Aug' und Wächter Israel

Breit aus die Flügel beide,
o Jesu, meine Freude,
und nimm dein Küchlein ein.
Will Satan mich verschlingen,
so laß die Englein singen:
Dies Kind soll unverletzet sein.

Auch euch, ihr meine Lieben,
soll heute nicht betrüben
kein Unfall noch Gefahr.
Gott laß' euch selig schlafen,
stell' euch die güldnen Waffen
ums Bett und seiner Helden Schar.

 5.2.5 Epigramm
    Hauptcharakteristika des Epigramms sind zwei durch Reime gebundene Alexandriner, die durch ihre Zweischenkligkeit und antithetischer Zeilenstruktur zu tiefsinnigen Abfassungen reizen. Ansicht und Erweis, Ungewissheit und Auskunft sind in den Zweizeilern konzentriert. Opitz definiert das Wesen dieser Form wie folgt: „die kürze ist seine eigenschafft / und Spitzfindigkeit gleichsam seine Seele und Gestalt.“ Kürze (brevitas), Scharfsinn (argutia) und der Sinn für Pointen eignen sich vollkommen für satirische, mystische und spielerische Gestaltungszwecke. Das Epigramm besteht meistens aus zwei gedanklichen Teilen (Erwartungsteil und Pointe). Die Existenz des Epigramms wird durch dem geistreichen Witz und gestalterischen Wortspiel bedingt.
    Zu den wichtigsten Epigrammdichtern des Barock gehört Friedrich von Logau. Jedoch sind ein Teil der von ihm stammenden Epigramme Übersetzungen Lateinischer und er hielt sich nicht streng an die Vorgaben der opitzschen Poeterey. Logaus Epigramme erschienen 1654 unter dem Titel Deutscher Sinn-Gedichte drey Tausend. Die Sammlung enthält aber etwa 500 Gedichte mehr, als ihr Titel angibt.

    Bücher-lesen
    Wie die Honigmacherinnen
    Auß viel Blumen saugen künnen
    Ihren süssen Nectar-Safft:
    So auch vnsre Wissenschafft /
    Wächst durch vnverseumtes lesen
    In ein gleichsam Göttlich Wesen.

    5.2.6 Lyrik im Spätbarock
    Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau war zweifellos einer der bedeutendsten Lyriker des Spätbarocks. Sein Werk beinhaltete eine aufklärerische Kritik und stellte somit einen Gegensatz zur den vorigen Lyrikern dar. Die Leser wurden so in Verblüffung und Verwunderung versetzt. Hoffmannswaldau verwendete auch gerne Sinn- und Wortspiele, die Concetti. Bekannt wurde Hoffmannswaldau auch durch seine erotischen Dichtungen, die von den Grundthemen "Carpe diem" (Nutze den Tag) und "Memento mori" (Gedenke zu sterben) durchzogen waren:

    Vergänglichkeit der Schönheit
    Es wird der bleiche tod mit seiner kalten hand
Dir endlich mit der zeit umb deine brüste streichen /
Der liebliche corall der lippen wird verbleichen;
Der schultern warmer schnee wird werden kalter sand /

Der ugen süsser blitz / die kräffte deiner hand /
Für welchen solches fällt / die werden zeitlich weichen /
Das haar / das itzund kan des goldes glantz erreichen /
Tilget endlich tag und jahr als ein gemeines band.

Der wohlgesetzte fuß / die lieblichen gebärden /
Die werden theils zu staub / theils nichts und nichtig werden /
Denn opfert keiner mehr der gottheit deiner pracht.

Diß und noch mehr als diß muß endlich untergehen /
Dein hertze kan allein zu aller zeit bestehen /
Dieweil es die natur aus diamant gemacht.

    Gegen Ende des Barocks kam es zu einem Wandel in der barocken Lyrik. Für diese Änderung steht Johann Christian Günther, dessen Werke teils autobiographische, teils schon aufklärerische Züge beinhalteten. Er stellt in der Lyrik somit das Bindeglied zwischen Barock und Aufklärung dar.

    5.3 Das Theater
    Das Theater wurde von den meisten Dramaturgen als Welttheater angesehen, ausgehend davon, dass "die Welt ein Theater ist". Allerdings konnten die deutschen Theaterdichter den Europäischen, wie Shakespeare, Moliere, Corneille oder Monteverdi, kaum etwas entgegensetzen, da es in Deutschland kein Nationaltheater gab. Zum Theater des Barock in Deutschland zählten daher nur Laienspiel, Wandertheater, Ordensdramen, Schultheater, Hoftheater und die Oper. Eine der wichtigsten Neuerungen im deutschen Theater war, dass die Frauenrollen nun nicht mehr von den Männern gespielt wurden. Die Ständeklausel der aristotelischen Dramentheorie blieb im Barock fest bestehen: die Tragödie handle von hochgestellten, adligen Personen; die Komödie handle niederen Menschen.

    5.3.1 Das Jesuitendrama
    Das Jesuitendrama ist ein katholisches Drama, welches nach dem Jesuitenorden benannt wurde. Die Jesuiten waren Anhänger der Gegenreformation. Deutlich wird dies schon in der Sprache, in welcher sie die Dramen verfassten: Lateinisch. Die Grundthemen der Jesuitendramen sind die Suche nach dem wahrem Glauben und Kampf gegen die Ketzer. Der bedeutendste Jesuitendramaturg war Jakob Bidermann (z.B. Cenodoxus (1602)). Vor allem in seinen Dramen findet man den Abwendung von den humanistischen Idealen und die Zuwendung zum Individuum. Die wichtigsten Typen des Jesuitendramas sind Heiligen- und Märtyrerdrama.

    5.3.2 Deutsches Kunstdrama
    Die Entstehung eines deutschen Kunstdramas ging von Martin Opitz aus, der an die Ständeklausel wieder hinwies und antike, humanistische Dramen übersetzte. Andreas Gryphius schuf das erste Kunstdrama: Leo Armenius. Dabei handelt es sich um ein Märtyrerdrama, in welchem Vergänglichkeit und Nichtigkeit des Menschen dem Märtyrer gegenüberstehen. Gryphius' bekanntestes Drama ist Catharina von Georgien, Oder Bewährte Beständigkeit. Nach Gryphius ist es Lohenstein, der zum wichtigsten Barockdramaturg avanciert. Das Thema des Dramas wechselt von Heiligen- und Märtyrerdrama zum heidnischen Drama. In Cleopatra von Lohenstein wird z.B. die Konfrontation der Römer mit den Afrikanern dargestellt. Lohensteins Werke sind auch durchkreuzt von politischen Auseinandersetzungen.

    5.3.3 Schuldrama
    Beim Schuldrama muss man eine Unterteilung vornehmen: zum einen wurden in Gymnasien Dramen von Lohenstein oder Gryphius aufgeführt, die mit ihren komplexen Texten und Versen nicht leicht verständlich waren; zum anderen gab es noch das Schuldrama im eigentlichen Sinne. Solche Dramen wurden eigens für die Schule geschrieben, um die Schüler in ihrer ethischen und religiösen Bildung zu fördern. Ein drastischer Unterschied besteht im Schuldrama gegenüber anderen Theaterformen: die Ständeklausel verlor ihre Bedeutung, komische und tragische Elemente waren in einem Drama miteinander verbunden. Einer der wichtigsten Schuldramaturgen war Christian Weis.

    5.3.4 Oper
    Im Barock entstand aus dem Kunstdrama die Oper. Um 1600 wurde in Italien die erste Oper geschrieben. Sie war eine Zusammensetzung aus einem Kunstdrama und der, nun bedeutungsvollen, Musik. Die Rolle der Musik bei einer Aufführung eines Kunstdramas nahm weiterhin zu, bis die erste Oper entstand: Dafne von Octavio Rinuccini. Diese wurde von Martin Opitz und Heinrich Schütz übersetzt und nach etwa 30 Jahren nach Entstehung des italienischen Originals in Deutschland zum ersten Mal aufgeführt.

    5.3.5 Komödie
    Während die Tragödie von Protagonisten höherer Stände schildert, geht es in der Komödie um Menschen der niederen Stände. Der Hof stellt in der Tragödie den zentralen Ort des Geschehens dar, in der Komödie aber verkörpert er die gesellschaftlichen Normen und steht somit im Gegensatz zu den sich Fehlverhaltenden Personen der unteren Schichten. Der Widerspruch zwischen dem Fehlverhalten und der gesellschaftlicher Norm ist das Komische an sich. Die Funktion der Komödie ist die Belustigung der oberen Schichten und diese sehen darin eine Bestätigung ihrer Weltanschauung. Berühmte deutsche Komödien sind Horribilicribrifax (1663) und Peter Squentz (1658) von Andreas Gryphius.

    5.4 Prosa
    Die Prosa ist von der nichtfiktionalen Literatur und ihrer Vielzahl von Formen geprägt: Reisebeschreibungen, Predigten, wissenschaftliche und journalistische Werke und 
    daneben die bestehenden literarischen Gattungen wie Roman, Schwank, Satire, Sprüche u. a. Erzählformen.

    5.4.1 Der Roman
    Der Roman wird in drei wesentliche Gattungen untergliedert:
    der höfisch-historische Roman, der Schäferroman und der niedere Roman, zu welchem der Schelmenroman (oder Pikaroroman) gehört.

    5.4.1.1 Der höfisch – historische Roman
    Höfisch-historische Romane wurden von höfischen oder Hochangesehenen bürgerlichen Dichtern verfasst. Außerdem orientierten sich die Romane am absolutistischen Herrschaftsbild der Zeit. Auch historische Romane handeln von dem Wirken absolutistischer Fürsten. Der höfisch-historische Roman war kompliziert und verwirrend in seinem Aufbau, waren doch die sich überschneidenden Lebensgeschichten der handelnden Personen kaum noch zu Überblicken. Oft kam es vor, dass solch ein Roman auch einige Bände einnahm. Aus dem höfisch-historischen Roman entwickelte sich später der Galante Roman, der formal seinem Vorgänger noch sehr ähnelte, inhaltlich nun aber Liebesthemen in den Mittelpunkt rückten.
    Eigene deutsche höfisch-historische Romane erschienen erst im Spätbarock. Im Frühbarock wurden viele europäische Romane ins Deutsche übersetzt.

    5.4.1.2 Der Schäferroman
    Während sich der höfisch-historische Roman aus Übersetzungen europäischer Romane entwickelte, entstanden deutsche Schäferromane aus eigenständigen kleinen Romanen, deren Themen persönliche Liebeskonflikte waren. Nur selten wurden große Schäferromane verfasst. Ein berühmter Schäferroman ist Die Kunst- und Tugend-gezierte Macarie von Heinrich Arnold Stockfleth und Maria Katharina Stockfleth.

    5.4.1.3 Der niedere Roman
    Der Niedere Roman steht im Gegensatz zum höfisch-historischen Roman, da er sich von ihm stark unterscheidet. So kommen die Hauptpersonen im Niederen Roman aus den unteren Gesellschaftsschichten, und nicht aus den Oberen, wie es bei den höfisch-historischen Romanen der Fall war.
Im Schelmen- oder Pikaroroman stammte der Held aus niederen sozialen Verhältnissen. Die Welt wird von unten, aus einem niederen Stand, betrachtet; die Hauptpersonen sind meist Unterdrückte. Die meisten Schelmenromane bauen sich aus einer fiktiven Autobiographie auf, so auch im Simplicissimus  von Grimmelshausen. Im Pikaroroman ist die rückblendende Erzählweise vorherrschend und steht damit auch in Kontrast zum höfisch-historischen Roman. Der Schelmenroman ist geprägt von satirischen Elementen und wendet sich dadurch von der klassizistischen Romanstruktur ab.
Eine weitere Gattung des Niederen Romans ist der Politische Roman. Dieser setzte sich erst im Spätbarock durch und trug lehrhafte und frühe aufklärerische Tendenzen. Politische Romane zielten auf Erfahrungssammlung und Selbsterkenntnis des Menschen in seiner Welt.
Auch Abenteuerromane gehörten dem Niederen Roman an. Der berühmteste deutsche Vertreter dieser Gattung ist Johann Gottfried Schnabel mit seinem Werk Insel Felsenburg.

    6. Wissenschaft und Philosophie
    Das neue Menschenbild (Renaissance), Weltbild (Kopernikus, Galilei, Kepler) und Gottesbild (Reformation) schafften eine Zeit, in der sich das Individuum intensiv mit der Natur und dem, was hinter ihr existiere, also Metaphysik, beschäftigte.
    Der britische Physiker und Mathematiker Isaac Newton (1642-1727),  der in der "Philosophiae Naturalis Principia Mathematica" das Gesetz der Gravitation ableitete und dessen Bedeutung für die Keplerschen Gesetze bewies, wodurch er in der Lage war die Bewegung der Planeten nicht nur wie Johannes Kepler zu beschreiben, sondern erstmals auch zu begründen. Auch die Grundsteine der klassischen Mechanik, die drei Grundgesetze der Bewegung und die Konzepte von absoluter Zeit, absolutem Raum, der Fernwirkung und so auch indirekt das Konzept des Determinismus wurden von ihm gelegt. Zusammen waren dies die wesentlichen Grundprinzipien der Physik und als solche bildeten sie für über 200 Jahre die Basis des naturwissenschaftlichen Weltbildes vieler Generationen, bis hin zur Relativitätstheorie Albert Einsteins und der Heisenbergschen Unschärferelation.
    Der barocke Kontrast ist auch in der Philosophie vorzufinden, in der Idealismus und Materialismus die Gegensätzlichkeit und philosophische Zweigleisigkeit bilden. Der Hauptvertreter des Ersteren ist der französische Mathematiker und Philosoph René Descartes (1596-1650), der wesentlich dazu beigetragen hat, das Denken von den traditionellen Fragen nach dem Wesen der Dinge weg zu denken und stattdessen nach dem Modus des Denkens selbst und zur wissenschaftlichen Methode zu führen. Die neuzeitliche Philosophie ist vor allem die des Bewusstseins und des erkennenden Subjekts. Nicht wie das Universum an sich ist rückt ins Zentrum, sondern, wie das das Subjekt die Quelle des Erkenntnisses ist. Um die Erkenntnisse des Subjektes als wahr gelten zu lassen, muss erst das Subjekt entdeckt werden.  
    Die neuen Methoden der mathematischen Naturforschung und ihre Einbindung in die Metaphysik stellten die Weichen für die Entwicklung der westlichen Welt. 
Gegenüber dem auf Tradition und göttliche Offenbarung gestützten geistigen Herrschaftsanspruch der Kirche betonte Descartes das Primat der Vernunft, der 'ratio'. Er entwickelte seine Philosophie in Konfrontation mit der mittelalterlichen Philosophie. Als methodisches Vorbild diente ihm die logische Klarheit der Mathematik, die er zum Vorbild der Wissenschaft erklärte. Descartes war deswegen der Begründer des modernen Rationalismus. 
Der deduktiven Methode folgend stützte er die Erkenntnis auf die Gewissheit klarer und exakter Ideen. Er forderte die Gelehrten auf, sich von Vorgefassten und überlieferten Ansichten, vom Glauben an die Autorität zu befreien. Der Erkenntnisprozess muss nach Descartes mit dem Zweifel, mit der kritischen Prüfung beginnen, aber man darf nicht an der Tatsache des Zweifels selbst zweifeln. Die Möglichkeit, dass sich Verstand und Sinne täuschen, veranlasste ihn dazu, nichts als gesichert gegeben anzunehmen, das nicht dem methodischen Zweifel standhalten könnte. Im Labyrinth des Irrtums fand Descartes endlich einen Anhaltspunkt: Unbezweifelbar bleibt das Faktum des Zweifelns selbst. Alles kann man anzweifeln, außer dass man zweifelt. Es kann an der Tatsache, dass ich zweifle, nicht gezweifelt werden. So kommt Descartes zu dem berühmten Satz "cogito ergo sum" – Ich denke also bin ich. Damit ist ein Wahrheitskriterium gefunden, das zur 'regula universalis', zur allgemeinen Regel allen Wissens erhoben wird. Nichts ist uns so unmittelbar gegeben wie das eigene Denken, und in ihm ist die Wahrheit zu suchen und zu finden. Das Denken ist also ausschließliches Erkenntnismittel, auch über die Natur. Mit dieser Einsicht hat Descartes den Rationalismus begründet. Erkenntnis kann nur durch die Quellen der Vernunft erreicht werden.  
    Von der im "cogito ergo sum" gefundenen Basis, die sich in den Regeln der neuen Methode äußerte, schloss Descartes auf die Existenz Gottes und weiter auf die Existenz der Welt. In seinen philosophischen Schriften geht Descartes davon aus, dass es zwei verschiedene Formen der Wirklichkeit oder zwei Substanzen gibt. 
Die Welt ist unterschieden in die denkende Substanz (res cogitans) und die körperliche Substanz (res extensa). Die körperliche Substanz wird durch ihre Ausdehnung gekennzeichnet. Die eine ist das Denken oder die Seele, und die andere ist die Materie.

    Der Hauptvertreter des Materialismus’ dieser Zeit ist der englische Mathematiker und Philosoph
    Thomas Hobbes (1588-1679). Er betrachtet, wie Descartes, die geometrische Methode als die einzige, die den Menschen sichere Erkenntnis geben kann. Die Physiologie und Psychologie des Individuums studierte er nur zu Staatszwecken. Seine philosophischen Interessen waren ausschließlich praktischer und politischer Natur. Descartes dagegen brauchte die Physiologie des Einzelmenschen, um zur Psychologie und zur Seelenlehre zu gelangen. Hobbes brauchte keine Psychologie, weil er nirgends eine Seele entdecken konnte. Er betrachtete die Seele als ein Gespenst und verwarf die Idee eines rein denkenden Wesens als Aberglauben. Wenn aus den Bewegungen in der Außenwelt im Menschengehirn Empfindungen entstehen, so lehrt das nur, dass unsere Empfindungen eine Art von materiellen Bewegungen sind. Die Psychologie, die Hobbes lehrte, ist radikal, weil alle Wahrnehmungen bloß als materielle Effekte verstanden werden. Somit gilt Hobbes im Gegensatz zu Descartes als Materialist und Empirist.
    Alles was geschieht, hat eine Ursache, die das, was geschieht, notwendig macht. Als Determinist bestreitet Hobbes aber nicht, dass die Menschen einen freien Willen haben. Freiheit besteht aber in der Abwesenheit von äußeren Hindernissen. Ein freier Mensch ist daher eine Person, die nicht durch äußere Verhältnisse daran gehindert wird zu tun, was sie will. Freiheit ist demnach bloße Handlungsfreiheit, und diese kann mehr oder weniger groß sein. 
Determinismus und Freiheit sind nach Hobbes vereinbar. In seinem Hauptwerk Leviathan (1651) argumentiert Hobbes mittels eines Gedankenexperiments für die Notwendigkeit einer absoluten, einheitlichen Regierungsmacht (Souverän).
    Er fordert den Leser auf, sich vorzustellen, was geschehen könnte, wenn die politische Macht aufgelöst würde. Ohne absolute Staatsmacht, würden die Menschen in einem anarchischen Zustand leben, in dem sich alle gegenseitig bekriegen. Dies erklärt sich daraus, dass die Menschen egoistisch sind und ausschließlich vom Selbsterhaltungstrieb motiviert werden. 
Hobbes sieht nichts im Menschen, das zu seiner grundsätzlichen Unterscheidung von anderen Organismen und Körpern berechtigt. Das Ziel menschlicher Handlungen ist die Selbsterhaltung; alle selbst gewählten Handlungen sind darauf ausgerichtet. 
Hinzu kommt ein Verlangen des Menschen nach Geltung und Ansehen, Ruhm und Ehre. Durch gegenseitiges Misstrauen entstehen so die "drei Hauptursachen" von Konflikten: Machtkonkurrenz, Misstrauen und Ruhmsucht. So betrachte jeder Mensch die anderen Menschen als seine natürlichen Feinde. Hobbes kommt so zu seinem berühmten Satz "homo homini lupus" ("Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf"). 
Dementsprechend befindet sich der Mensch in ständigem Krieg aller gegen alle. In diesem Kriegszustand aller gegen alle muss der Mensch nun laufend die anderen Menschen fürchten. Dieser Zustand lässt sich nach Hobbes nur durch die Schaffung eines gemeinsamen Staates bekämpfen. Es gibt eine Reihe von Prinzipien, von denen die Menschen sich leiten lassen, wenn sie im Naturzustand vernünftig, d.h. in Übereinstimmung mit ihrem wohlverstandenen Eigennutzen handeln. Diese Prinzipien sind das Naturrecht. Dem Naturrecht zufolge gibt es nur einen Grund, warum die Mensch einander nicht aus Unsicherheit gegenseitig bekriegen: die Existenz einer absoluten Zentralmacht, die die Menschen vor gegenseitigen Übergriffen schützt. Wenn die Menschen sich im Naturzustand befinden, dann ist es nur vernünftig, einen Souverän einzusetzen und einen Vertrag zu schließen, der eine Gesellschaft stiftet. Er funktioniert nach dem Motto "Ich übergebe mein Recht, mich selbst zu regieren, diesem Menschen oder dieser Versammlung unter der Bedingung, dass du ebenfalls dein Recht über dich ihm oder ihr abtretest." Dieses Gebilde nennt er Leviathan. Der Name Leviathan stammt aus dem Alten Testament, darin ist der Leviathan ein schreckliches Ungeheuer, das Gott in Urzeiten besiegen musste. Mit dieser Bezeichnung will Hobbes nun ausdrücken, dass der Staat so mächtig, unberechenbar, schrecklich, unteilbar und unbesiegbar ist wie der biblische Leviathan und zudem göttlich genug, dass selbst Gott sich mit ihm vergleicht. Er muss schrecklich sein, um sein Gewaltmonopol aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig ist er göttlich, weil er Frieden und Luxus schafft. Diesen Zustand bezeichnet Hobbes als "Frieden".

    7. Kunst
    In der Bildenden Kunst bedeutet Barock Bewegung, Dynamismus, Erweiterung, gegenseitiges Durchdringen, Interaktion verschiedener Elemente. Seine Charakteristika sind kraftvoll bewegte Formen, kurvige oder kreisende Linien, ständiger Wechsel von Licht und Schatten, gesteigerte Ausdruckskraft, die sich jenseits von klassischer Ausgeglichenheit bewegt, sowie letztendlich das Theatralische, welches alle Bereiche der Kunst erfasst.
    Nachdem die Malerei der Spätrenaissance bzw. Manierismus aus den Fugen der Hochrenaissance geriet, in der sich die Künstler um harmonische, ausgewogene und formstrenge Komposition bemühten, stellt die barocke Malerei gewissermaßen eine Synthese von Hochrenaissance und Manierismus dar. Der Manierismus widmete sich explizit dem Unausgewogenen und Bizarren und thematisierte menschliche Affekte. Die Barockmalerei ließ nun diese tiefen menschlichen Affekte nicht unvermittelt stehen, sondern bemühte sich darum, sie zu einer Gesamtaussage zur höchsten Dramaturgie zu verdichten. Damit wurde nun in gewissermaßen wieder dem Harmoniebedürfnis der Hochrenaissance entsprochen.
    In der barocken Malerei herrschen dementsprechend dynamische Bildwelten vor, welche für religiöse Themen ebenso wie für weltliche, mythologische oder Landschaftsdarstellungen verwendet werden.
    Als Begründer des barocken Stils gelten Caravaggio (1573-1610) mit seiner derb-realistischen Hell-Dunkel-Malerei und die Carracci s in Rom. In den Niederlanden wirkte Rembrandt (1606-1669) als Hauptvertreter.

    Auffallend ist hier zum einen die naturalistische Darstellung der
    Figuren und die
    Hell-Dunkel-Kontraste,
    die direkt auf die Personen einwirken
    und diese tragisch
    darstellen. Die barocke
    Bipolarität wird somit
    in diesem Kontrast                    Rembrandt: Anatomievorlesung des Dr.Tulp (1632)
    deutlich gezeigt.              
    Caravaggio: Amor als Sieger (1600)

    Die Baukunst versteht sich als Propagandainstrument der Gegenreformation. Die Ausmaße seiner Bauten, die Gliederung der Räume und der Prunk der Dekoration propagieren die Autorität der Kirche und der Staaten. Wenn er sich auch in Deutschland und England erst Mitte des 17. Jahrhunderts durchsetzt, wenn auch die protestantischen Länder gewisse Sonderstellungen einnehmen, so ist er doch für nahezu 150 Jahre eine – und bis heute die letzte – einheitliche Stilform, die imstande ist, alle künstlerischen, geistesgeschichtlichen und gesellschaftlichen Bedürfnisse der Zeitgenossen abzudecken.
    Die Hauptvertreter der barocken Architektur in Italien sind Gian Lorenzo Bernini (1598-1680) und Francesco Borromini (1599-1667); in Deutschland Johann Bernhard Fischer v. Erlach (1656-1723), Johann Lukas v. Hildebrandt (1668-1745) und Johann Dientzenhofer (1663-1726); in Frankreich Louis Le Vau (1612-1670).

    Die Karlskirche in Wien: erbaut im Jahre 1715 von J.B.F. von Erlach

    8. Musik
    Die zu Beginn des 17. Jahrhunderts aufkommenden Merkmale, die den Beginn eines neuen Musikzeitalters rechtfertigen, sind der Generalbass und die neu entstandenen Gattungen Oper und Oratorium.
    Die Barockmusik wird folgend gegliedert:

    – Frühbarock (~ 1560 bis ~ 1620)
    Orlando di Lasso, Giovanni Gabrieli, Claudio Monteverdi; Hans Leo Haßler, Johann Hermann Schein

    – Hochbarock (~ 1620 bis ~ 1680)
    Claudio Monteverdi; Heinrich Schütz, Samuel Scheidt; Jean-Baptiste Lully

    – Spätbarock (~ 1680 bis ~ 1740)
    Arcangelo Corelli, Antonio Vivaldi, Domenico Scarlatti; Dietrich Buxtehude, Georg Philipp Telemann, Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel; Jean-Philippe Rameau; Henry Purcell.

    Zentralmotiv der Barockmusik ist die Ablösung der Vokalmusik von der Instrumentalmusik. Dies wird dadurch sichtbar, dass die die Menschendarstellung der Musik, die Textdarstellung überwiegt. 

    8. Anhang
    Vertreter der dt. Barockliteratur und ihre wichtigsten Werke
    Martin Opitz (1597-1639)
    1616 Strenarum libellus
    1617 Aristarchus sive de contemptu linguae teutonicae
    1624 Buch von der Deutschen Poeterey
    1625 Acht Bücher Deutscher Poematum
    1627 Dafne
    1630 Schäfferey von der Nimfen Hercinie
    1631 Silvarum libri III. Epigrammatum liber unus
    1633 Trostgedichte in Widerwärtigkeit des Krieges
    Jakob Bidermann (1578-1639)
    1602 Cenodoxus
    Paul Fleming (1609-1640)
    – Teutsches Poemata (1646)
    Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1622-1676)
    1667 Historie vom keuschen Joseph
    1667 Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch
    1670 Ewig währender Calender
    1670 Trutz Simplex Oder … Lebensbeschreibung der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche
    Andreas Gryphius (1616-1664)
    1639 Sonn- und Feiertagssonette
    1650 Leo Armenius oder Fürstenmord 
    1651 Catharina von Georgien oder Bewährte Beständigkeit
    1657 Carolus Stuardus oder Ermordete Majestät
    1657 Cardenio und Celinde oder Unglücklich Verliebte
    1658 Herr Peter Squenz oder Absurda Comica
    1663 Horribilicribrifax
    Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679)
    1662 Grabschrifften
    1679/80 Deutsche Vbersetzungen und Getichte
    Friedrich Freiherr von Logau (1604-1655)
    1654 Deutscher Sinn-Gedichte drey Tausend

    Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683)
    1650 Ibrahim 
    1661 Cleopatra
    Angelus Silesius (Johann Scheffler) (1624-1677)
    1642 Bonus Consiliarus […] (352 Alexandriner)
    1652 Christliches Ehrengedächtniß Des […] Herrn Abraham von Franckenberg
    1653 Gründtliche Vrsachen v. Motiven, warum Er Von dem Lutherthumb abgetretten, v. sich zu der Cathol. Kyrchen bekennet hat
    1657 Geistreiche Sinn- und Schlussreime (1. Ausgabe des "Cherubinischen Wandersmanns")
    1657 Heilige Seelen-Lust Oder Geistliche Hirtenlieder
    1668 Heilige Seelen-Lust Oder Geistliche Hirtenlieder (2. vermehrte Ausgabe)
    1675 Cherubinischer Wandersmann (um das 6. Buch vermehrte zweite Ausgabe)
    1675 Sinnliche Beschreibung Der Vier Letzten Dinge
    1676 Köstl. Evangelische Perle (Übersetzung)
    1677 Ecclesiologia (39 antilutherische Streitschriften)
    Philipp von Zesen (1619-1689)
    1640/41 Teutsches Helicon 
    1645 Ritterholds von Blauen Adriatische Rosemund
    Paul Gerhardt (1607-1676)
    1666 Gesamtausgabe seiner Lieder (Hrsg: Johann Georg Ebeling)
    Jakob Böhme (1575-1624)
    Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635)
    Catharina Regina von Greiffenberg (1633 – 1694)
    Mehrere Gedichte und Andachtsbücher
    Christian Weise (1642-1708)
    1668 Der grünen Jugend uberflüssige Gedancken (Gedichte)
    1668 Die Triumphirende Keuschheit
    1671 Die drey Haupt-Verderber in Teutschland (Roman)
    1672 Die drey ärgsten Ertz-Narren (Roman)
    1675 Der Grünen Jugend Nothwendige Gedancken
    1677 Der Politische Redner
    1678 Der Politische Näscher (Roman)
    1679 Baurischer Machiavellus (Drama)
    1683 Masaniello (Tragödie)
    1692 Curiöse Gedancken Von Deutschen Versen (Poetologie)
    1696 Der verfolgte Lateiner (Drama)
    Georg Rudolf Weckherlin (1584-1653)
    – Oden und Gesänge (1618/19)
    Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658)
    – Poetischer Trichter (1647-53)
    Johann Michael Moscherosch (1601-1669)
    – Wunderliche und wahrhaftige Geschichte Philanders von Sittewald (1640-43)
    Johann Rist (1607-1667)
    – Das Friede wünschende Teutschland (1647)
    Augustus Buchner
    – Anleitung zur deutschen Poeterei (1665)
    Justus Georg Schottelius
    – Deutsche Vers- und Reimkunst (1645)
    Sigmund von Birken
    – Deutsche Rede-, Bind- und Dichtkunst (1679)

     

    Zurück zu: Deutsche Literatur Epochen

  • Gedichtvergleich

    Gedichtvergleich Aufbau Beispiel Tipps

     

     

    Interpretieren und vergleichen Sie die beiden Gedichte. Achten Sie dabei besonders auf Gedankenbewegung und Sprachgestus.

     

    Thema: Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832): Im Herbst 1775

    Rainer Maria Rilke (1875 – 1926): Herbsttag

     

    „ Wodurch, wenn nicht durch Enttäuschung, sollten wir entdecken, was wir erwartet und erhofft haben? (…) Einer, der wirklich wissen möchte, wer er ist, müßte ein ruheloser, fanatischer Sammler von Enttäuschungen sein, und das Aufsuchen enttäuschender Erfahrungen müßte ihm wie eine Sucht sein, die alles bestimmende Sucht seines Lebens, denn ihm stünde mit großer Klarheit vor Augen, daß sie nicht ein heißes zerstörerisches Gift ist, die Enttäuschung, sondern ein kühler, beruhigender Balsam, der uns die Augen öffnet über die wahren Konturen unserer selbst. (…) Wenn man Enttäuschung als Leitfaden hin zu sich selbst entdeckt hat, wird man begierig sein zu erfahren, wie sehr man über sich selbst enttäuscht ist: über fehlenden Mut und mangelnde Wahrhaftigkeit etwa, oder über die schrecklich engen Grenzen, die dem eigenen Fühlen, Tun und Sagen gezogen sind.“ (Pascal Mercier: Nachtzug nach Lissabon, S. 262-264)

    Aus den Reflektionen über „o balsámo da desilusão / den Balsam der Enttäuschungen“ des heimlichen weil nur durch ein Buch und Erinnerungen seiner Angehörigen bestehenden Protagonisten Amadeu de Prado scheint vor allem eine Ansicht zu sprechen: ohne Enttäuschung ist es unmöglich, Klarheit über sich selbst zu gewinnen, zu Selbsterkenntnis zu gelangen, weil uns Erwartungen und Hoffnungen verborgen bleiben, sehen wir sie erfüllt. Entdecken wir jedoch Enttäuschung ob bestimmter nicht verwirklichter Vorstellungen, beginnen wir erst über Umfang oder Wesen unserer Ideale nachzudenken – sie beziehungsweise unser Denken, Reden von ihnen in Frage zu stellen um daran vielleicht auch zu „wachsen“ und uns weiterzuentwickeln.

    Spricht Prado von den Menschen im Allgemeinen, so lassen sich seine Gedanken natürlicherweise auf Individuen verschiedensten Charakters, unterschiedlicher Herkunft, Lebenszeit und Weltanschauung übertragen, weshalb auch solch ungleichen Künstler wie Goethe und Rilke sich unter einem derartigen Ausspruch einen lassen.

    Sowohl Goethe als auch Rilke haben nach (Selbst-) Erkenntnis gestrebt, so lange ihr Leben ihnen Zeit ließ und trotz Lebensdaten, die mehr als ein Jahrhundert auseinanderliegen, einander ähnlich ein Leben weitreichender Wanderschaft geführt, dass sie sicher an manchen Punkten der Enttäuschung überließ, dadurch aber eventuell „weiterbrachte“, den Menschen wie den Künstler. So verfasste Goethe sein Gedicht „Im Herbst 1775“ in einer Phase des Abschiedes von seiner einstweiligen Verlobten Lilly Schönemann. Doch scheinen eben die letzten Verse dem Trennungsschmerz und den enttäuschten Illusionen von Liebe und Zusammenleben eine optimistische Vision entgegenhalten zu wollen: Johann Wolfgang von Goethe brach im November des Jahres 1775 nach Weimar auf und läutete damit die Blütezeit der deutschen Literatur ein: die Weimarer Klassik.

    Hat Enttäuschung, hat Schmerz ihm die Augen geöffnet, für die wahren Konturen seiner selbst? (vgl. Zitat)

    Rilke hingegen fühlte sich zeitlebens hin- und hergerissen zwischen dem Leben in Gesellschaft oder Isolation, dem Stadt- oder Landleben, besonders stark muss er jene innere Zerissenheit und Widersprüchlichkeit angesichts des unerträglich leichten Pariser Großstadtlebens empfunden haben. In diese Zeit des Aufenthaltes als Sekretär des Bildhauers Auguste Rodin fällt die Niederschrift des Gedichtes „Herbsttag“. Abgestoßen und enttäuscht von der Anonymität der Millionen Pariser, die täglich aneinander vorbeileben, brach Rilke 1910 in russische Einöde auf und begab sich in die Gesellschaft Lew Tolstois. Sein lebenslanges Spannungsfeld kommt einem ruhelosen, fanatischen Sammeln von Enttäuschungen gleich, wobei deren erlösender Charakter hier in Frage gestellt werden müsste, schließlich kommt der ewige gelebte Antagonismus Gesellschaft – Einsamkeit einem Kreise gleich, dem zu entrinnen unmöglich scheint, da jede Seite Enttäuschungen birgt und so kaum Fortschritt erfolgen kann. Die Abschiedsstimmung der letzten Verse dieses Gedichtes mutet auch sehr viel negativer an, als beschriebene bei Goethe. Ähnlich wie im privaten Leben Rilkes bringt Abschied, Ersterben und damit verbundene Enttäuschung keinen Neuanfang, da der Mensch von der Vollendung in Perfektion ausgeschlossen ist, er ist „gefangen“ und sieht keinen Ausweg aus der hoffnungslos enttäuschenden Lage des menschlichen Wesens.

    Abschließend bliebe also festzuhalten, dass sich Rainer Maria Rilke und Johann Wolfgang von Goethe generell mithilfe des Zitates Pascal Merciers in Verbindung bringen lassen, sich aber bei genauerer Betrachtung im Detail durchaus unterscheiden, insbesondere bezüglich der fragwürdigen erlösenden und Entwicklungen begünstigenden Wirkung der Enttäuschungen.

     

    Nach der Gegenüberstellung beider Dichter anhand eines Zitates, möchte ich nun ähnlich verfahren, um „ Im Herbst 1775“ und „Herbsttag“ interpretatorisch zu vergleichen.

    Interessant ist es dafür zunächst die Titel beider Gedichte zu betrachten. Goethe hat den Verweis auf die Jahreszeit der Reifung der Natur in Vollendung, aber auch der allmählichen Verabschiedung von grünender Natur für die Dauer eines „Winterschlafes“ sehr bewusst durch eine Jahreszahl ergänzt. Augenscheinlich handelt es sich um Naturlyrik, die aber durch „1775“ über jene hinausgehoben wird und den persönlichen Bezug des Dichters zeigt. Wie bereits erwähnt, erlebte Goethe „im Herbst 1775“ die Trennung von seiner Verlobten Lilly Schönemann und damit auch auf eigener Ebene den Abschied in scheinbarer Blüte, hier seiner Beziehung, die gar auf Heirat angelegt war. Rilkes „Herbsttag“ scheint hingegen weniger auf bestimmte Gegebenheiten oder Ereignisse im Leben des Verfassers hinzuweisen, sondern vielmehr einen wie zufällig ausgewählten und anschließend beschriebenen Tag im Verlaufe der dritten Jahreszeit zum Thema zu haben.

    Bevor ich mit der detaillierten Analyse und Deutung der einzelnen Abschnitte der Werke beginne, soll eine Zusammenfassung unter formalen Gesichtspunkten erfolgen. Johann Wolfgang von Goethe verwendet weder Endreim noch festes Metrum (hingegen nur schwere, unregelmäßig auftauchende Metren wie Daktylos und Trochäus), verzichtet gar auf eine sichtbare Gliederung in Strophen. Dies steht im völligen Kontrast zu Rilkes dreistrophigem Gedicht, welches in je drei, vier und abschließend fünf Verse gegliedert sowie durch die Verwendung umarmender Reime und unregelmäßiger fünfhebiger Jamben charakterisiert ist, was dem „Herbsttag“ viel deutlichere Konturen gibt, wohingegen Goethe seinen Worten den leichten Fluss nicht durch die Zusammenfügung innerhalb fester formaler Mittel nehmen zu wollen scheint. Dennoch lässt sich „Im Herbst 1775“ inhaltlich in Teile strukturieren, wobei der erste die Verse eins bis sechs umfasst. Das lyrische ich lässt sich anhand dieser Zeilen bereits eindeutig positionieren: es blickt aus dem Fenster („ […] Hier mein Fenster herauf.“, Vers 3) auf die das Haus umgebende Natur, vielleicht einen Garten, Pflanzen, die das Gemäuer beranken oder ähnliches. Von dieser Position aus wendet sich das lyrische ich imperativisch an gegenständliche, fassbare Erscheinungen der belebten Natur, „(…)Laub (…)“, Vers 1; „(…) Das Rebengeländer (…)“, Vers 2; „(…) Zwillingsbeeren (…)“, Vers 5, fordert jene auf die typisch herbstlichen „Wachstumsprozesse“, das Grünen, Quillen und Reifen (vgl. Verse 1, 4, 5), zu beschleunigen. In diesem Moment steht also noch das „Werdende“ des Herbstes im Vordergrund: Früchte reifen beispielsweise im Herbst, doch ist die Zeit des Grünens und Blühens längst vorbei, eher noch kündigt sich der Winter und damit die Zeit einer grau-tristen Natur an, die jedoch, kaum ist der letzte Frost überstanden, wieder unbeirrt ihrem Lebensrhythmus folgt, die ersten Knospen sichtbar werden lässt. Bezüglich des Sprachgestus fällt in diesem Teil besonders auf, dass die am Fenster stehende Peson sehr ausdrucksstarke Worte voll der Bildlichkeit gebraucht: das Laub wird persönlich angesprochen, quasi personifiziert („ Fetter grüne, du Laub, (…)“, Vers 1), komparativisch gesteigerte Adverbien wie fetter, voller, schneller (vgl. Vers 1 und 6) finden ebenso wie eine Synästhesie („ (…) glänzend voller (…)“, Vers 6) Anwendung. Durch die Verknüpfung von Sinnesendrücken wird so die Bildlichkeit der Sprache erhöht. Die starken Worte sind Ausdruck der Üppigkeit der Natur, ihrer Unbezähmbarkeit, ihres Überflusses. Zudem verknüpft der Dichter die Verse zwei bis vier durch Zeilensprünge, was zusätzlich sprachliche Dichte, Dynamik und Sprachfluss verbessert, kann dies nicht durch ein einheitliches Metrum erfolgen. Zur Zeit der Empfindsamkeit und des Sturm und Drang herrschte eine besonders starke Hinwendung zu belebter wie unbelebter Natur. Goethe war des weiteren Pantheist, weshalb es ihm anders als seinem Prometheus oder Rilke, worauf ich sogleich kommen werde, ausreichte, der Natur zu befehlen, da sie nach pantheistischem Glauben Teil sowie Verkörperung Gottes ist.

    Dem gegenüber steht die erste Strophe des Gedichtes „Herbsttag“, welche drei Verse umfasst. Auch hier wendet sich das lyrische ich, das sich aber anders als bei Goethe nicht ähnlich einer Bildkomposition positionieren lässt, an Gott, spricht hier jedoch den Schöpfer höchstpersönlich an, um von ihm dann die fühlbare Beendung des Sommers und Einläutung des Herbstes zu fordern. Während wir im ersten Gedicht also folgenden ersten Vers finden: „Fetter grüne, du Laub, (…)“, lautet die direkte Ansprache im zweiten wie folgt: „ Herr: es ist Zeit.“. Klar muss hierbei sein, dass es sich kaum um einen Gebetsgestus handelt. Goethe und Rilke vertraten sehr unterschiedliche Glaubensrichtungen, insofern man bei letzterem, einem Anhänger Nietzsches („Gott ist tot.“) davon sprechen kann. Er erhöhte Religion ausschließlich zur Kunstform, was auch den befehlenden Ton des lyrischen ichs, der sich an die vorausgegangene Feststellung anschließt, erklärt. „Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren und auf den Fluren laß die Winde los.“; Vers 2 bis 3 – die Imperative sind unschwer zu erkennen, doch scheinen sich hinter jenen Forderungen gleich zwei Ebenen zu verstecken. Zunächst fällt dabei die bildhafte ins Auge: Sonnenuhren beschatten meint schließlich die Welt verdunkeln, Winde loslassen herbstliches Wetter einzuläuten. Allerdings entsprächen jene Vorstellungen einem eher altertümlichen Gottesbild, das Gott in seiner Position als Schattenwerfer und Windeigner Wächter der Naturgewalten darstellt. Obgleich das lyrische ich einige Vermessenheit an den Tag legt, Gott zu befehlen, drückt es im zweiten Satz des ersten Verses doch Anerkennung für vollbrachte Taten, für Vergangenes im Präteritum aus („ Der Sommer war groß.“), um dann gleich neue Kraft zu fordern.

    All dies sind Vorstellungen und Weltbilder die Rilke persönlich völlig fremd waren, weshalb er sie sicher vor allem aus künstlerisch wertvoller Sicht derartig gebraucht, gemäß l’art pour l’art, Kunst (in diesem Falle Religion) um der Kunst willen.

    Der Wendung an die Natur schließt sich im Verlaufe des „Herbstes 1775“ die Rede über selbige an. Dieser zweite Teil des Gedichtes umfasst die Verse sieben bis zwölf und thematisiert den kosmischen Teil der Natur, die Naturgewalten, welche bei Rilke bereits Inhalt der ersten Strophe sind, und zeigt auf, inwiefern sie die im ersten Teil beschriebene Flora beeinflussen. Das lyrische ich wagt den Blick in die Ferne, gen Himmel, was auch auf Goethes biografisches Fernweh, den Umzug nach Weimar, übertragen werden könnte. Zunächst fallen die Personifizierungen der Sonne, des Mondes und des Himmels auf („[…] Mutter Sonne […]“, Vers 7). Die Anrede der Sonne als Mutter verfügt zudem über einen pantheistisch – religiösen Beigeschmack. Starke Bildlichkeit, verbesserte Anschaulichkeit und gesteigerten Wohlklang erzeugen die den kosmischen Gewalten zugewiesenen Attribute, welche zudem verdeutlichen, welchen Anteil die Himmelskörper und der Himmel selbst am Prozess der Fruchtwerdung haben: der Sonne brütender Scheideblick ist Ausdruck von Licht und Wärme (vgl. Vers 7 und 8), des Himmels fruchtende Fülle steht für ermöglichte Fruchtbarkeit (vgl. Vers 9 und 10), des Mondes freundlicher Zauberhauch für die nötige Kühlung der Nacht (vgl. Vers 11 und 12). Wie bereits erkennbar beinhalten jene sechs Verse aufzählungsartig aneinandergereihte Metaphern für das Wirken von Sonne, Mond und Himmel. Beschriebene Zusammengehörigkeit der Verse wird auch durch anaphorische Satzanfänge („ Euch brütet […]“, Vers 7; „ […] euch umsäuselt […]“, Vers 8; „Euch kühlet […]“, Vers 11) und den jeweils genetivischen Gebrauch der Artikel zur besonderen Herausstellung der „Besitzverhältnisse“, so dass die unmissverständlich genaue Zuweisung der Attribute betont wird, verdeutlicht. Genannte Pronomina heben die Relation belebte – unbelebte Natur, letztere beeinflusst „euch“, erstere, hervor. Somit spricht das lyrische ich trotz seiner Sprache von kosmischen Erscheinungen weiterhin mit Laub, Rebengeländer sowie Zwillingsbeeren. Eigenschaften der Naturgewalten werden durch wohlklingende Verben illustriert und zeigen einmal mehr der Sprache Bildlichkeit. So verspricht umsäuseln sanfte, zarte, kaum merkliche Berührungen, brüten bedeutet nahezu unerträgliche Hitze, Kühlen vermag dies in der Nacht zu mildern. Es ergibt sich des Weiteren der Kontrast Sonne – Mond, Tag – Nacht, Wärme – Kälte, was durch die klimaxartige Steigerung, nicht der Temperatur sondern der Kälte, von „brüten“ über „umsäuseln“ nach „kühlen“ verstärkt wird. Der Himmel selbst nimmt dabei nur eine neutrale oder vermittelnde Position ein, da Sonne und Mond schließlich beide Himmelskörper, zwei Seiten einer Medaille und dadurch geeint sind. Zudem handelt es sich natürlich sowohl seitens der Sonne als auch des Mondes um Teilprozesse, welche die Natur leben lassen, was das lyrische ich zur Nutzung euphemistischen Vokabulars, das einer Preisung der Gewalten ähnlich anmutet, zu bewegen scheint. Beispiele wären die Alliterationen „(…) des holden Himmels fruchtende Fülle (…), Vers 9 und 10 oder das Kompositum (freundlicher) Zauberhauch, Vers 12, deren Verwendung natürlich auch Sprachfluss und –dynamik begünstigt.

    Anders als Goethes lyrisches ich unterbricht selbiges bei Rilke seine imperativische Wendung an Gott im Verlaufe der zweiten Strophe, welche die Verse vier bis sieben, also vier Zeilen umfasst, nicht. Da bereits die letzten beiden Verse der ersten Strophe indirekt die Naturgewalten thematisieren, indem das lyrische ich Gott auffordert, sie herbstlich wirken zu lassen, kommen hier nun Erscheinungen der belebten Natur, die Bestandteil Goethes ersten Teils sind, zur Sprache. Früchte sollen reifen, vollendet, der Wein in Aroma und Vollmundigkeit perfektioniert werden. Das lyrische ich drängt geradezu auf die Vervollkommnung des Ertrages aus der Natur, was vor allem menschliches Interesse am Herbst mit all seinen Annehmlichkeiten verrät. Auch hier steht also das „Werdende“ des Herbstes im Vordergrund. Vers 4 beinhaltet sogleich einen doppelten Imperativ: „Befiehl den letzten Früchten voll zu sein.“ – das lyrische ich befiehlt in doppelter Anmaßung Gott der Natur zu befehlen. Doch werden die betreffenden Früchte, deren Vollendung gefordert werden, eingeschränkt: es handelt sich nur um die letzten Früchte, Nachzügler, was zeigt, dass die Prozesse der Natur der Vervollkommnung allein nicht mächtig sind, sondern des Eingreifens Gottes bedürfen. In Vers 5 tut sich ein Widerspruch auf – noch in der ersten Strophe drängte das lyrische ich auf herbstliches Wetter, Beenden des Sommers, fordert nun aber südlichere, das heißt milde, sonnige Tage. Diese scheinbare innere Unentschlossenheit scheint durch den Kompromiss der zwei Tage, einer äußerst kurzen Zeitspanne, die zur Formvollendung aber unbedingt notwendig ist, aufgelöst zu werden. Mit dieser leichten Abschwächung seiner vorangegangenen harten Worte, versucht das lyrische die Anmaßung der Imperative etwas aufzuweichen und insbesondere anzuerkennen, dass der Früchte Reifung nun einmal abhängig von Gottes Willen und Tun ist. Der sich nun anschließende Vers weist ein Enjambement, das textunterstreichend wirkt, auf. Drängen und jagen (vgl. Vers 6) sind dynamische Verben des aktiven Handelns beziehungsweise der Bewegung, die Sprachfluss nur begünstigen, was sie schließlich mit einem Zeilensprung eint. „(…) Dränge[n] […] zur Vollendung hin […]“, Vers 6 scheint des weiteren zu implizieren, dass Gott nicht nur die Macht zu bewegen, zu steuern, zu verändern hat, sondern insgesamt als richtungsweisend gen Vervollkommnung zu sehen ist. Ähnliches deutet das Verb jagen an – die Kraft, eine Bewegung in die gewünschte Richtung zu lenken. Von den hier gebrauchten Verben geht eine ganz andere Dynamik als von denen in Goethes zweitem Teil aus. Sind es dort die Naturgewalten, welche Laub und Beeren denkbar sanft formvollenden, so ist es hier Gott, der drängend und jagend wesentlich gewaltiger, aktiver und fordernder seine Arbeit verrichtet. Erneut ist es die „letzte“, diesmal Süße, welche klare Assoziationen mit Perfektionismus weckt, kein naturgegebenes Geschenk wird ausgespart, alles bis zur Vollendung erledigt. Eine schwache Synästhesie stellt der schwere Wein dar. Ein Wort, das in unseren Sprachgebrauch übergegangen ist, aber dennoch leichte Widersprüchlichkeit aufweist. Schließlich vereinen sich hier die ursprünglichen Bedeutungen des Fühlens eines Gewichtes und Schmecken eines Aromas.

    Nach den Erscheinungen der unbelebten Natur folgt bei Goethe nun die Übertragung auf die persönliche Situation des lyrischen ichs. Der dritte Teil, 13. bis 16. Vers umfassend, wird wie vorangegangene Verse anaphorisch durch „euch“ eingeleitet, wobei die vorangestellte Konjunktion „und“ den Charakter des nachträglichen Hinzufügens verdeutlicht. Vielleicht versucht das lyrische ich sich mithilfe der Wortwiederholung, wie es sie auch bezüglich der kosmischen Natur gebrauchte, ihr nahezubringen. Doch werden die Tränen anders als Wärme oder Kälte vermutlich wirkungslos bleiben, die belebte Natur wenig beeinflussen. Obgleich Goethe hier ein Verb wortwörtlich natürlichen Ursprungs gebraucht, tauen (vgl. Vers 13), wird es in diesem Zusammenhang den menschlichen Tränen zugesprochen. Jenes wohlklingende, bildliche Verb erzeugt zudem den Eindruck von einer besonderen Beziehung des lyrischen ichs oder des Menschen im Allgemeinen zur Natur – die eigene Person, das menschliche Wesen ist gemäß pantheistischem Glauben ganz in die Prozesse der Natur einbezogen, hat Anteil daran und ist nicht ausgeschlossen. Die Interjektion „ach“ (vgl. Vers 13) ist ein typischer Kunstgriff der Epoche des Sturm und Drang / der Empfindsamkeit, ferner Ausdruck tiefer Bewegtheit, persönlicher Betroffenheit und natürlich um der sprachlichen Authenzität willen gebraucht. Den direkten Hinweis auf das lyrische ich als weinendes Individuum erhalten wir durch das Reflexivpronomen „diesen“ (vgl. Vers 14), welches die Augen unmissverständlich zuweist. Dabei handelt es sich um eben jene Augen, die sich zuvor an der natürlichen Schönheit der Umgebung erfreuten, in die Ferne blickten. Vers 15 charakterisiert die Liebe als ewige, stetige, unaufhaltsame Lebenskraft, die auch nach Enttäuschungen noch bestehen, das Leben im weiteren Sinne erhalten kann. Diese äußerst optimistische Auffassung passt zu Goethes biografischem Hintergrund – (Trennungs-) Schmerz war für ihn in diesem Herbst des Jahres 1775 und nicht zum ersten Mal Bedingung für den Prozess des Wachsens, Reifens und der eigenen Perfektionierung. Schließlich hat die gelöste Verlobung mit Lilly Schönemann ihn nicht an der späteren Liebe zu Christiane Vulpius gehindert. Zwar sind es jetzt noch „(…) voll schwellende Tränen(…)“, Vers 15, welche die Pflanzen betauen, doch dem scheinbar unaufhörlichem Fluss hat das lyrische ich und möglicherweise Goethe selbst den ebenso unaufhörlichen Strom der Liebe entgegenzusetzen.

    Auch die dritte Strophe des „Herbsttages“ verweist auf den Menschen, entfernt sich von bloßer belebter und unbelebter Natur, wobei das lyrische ich hier nicht den unmittelbaren Selbstbezug deutlich werden lässt. Doch ist der Ausblick dieser Tage kein guter – die Zukunft hält ein Leben in Einsamkeit, Unruhe und Tristesse bereit. Was sich uns hier bietet ist ein negatives Ende, der Zerfall des Herbstes, nicht der werdende, wachsende Aspekt. Die Haupterkenntnis des lyrischen ichs lässt sich für die Verse acht bis zwölf wie folgt formulieren: der Mensch ist von der Vervollkommnung der Natur ausgeschlossen, nur Flora und Fauna erfahren die Vollendung in Perfektion. Der erste Satz (Vers 8) kommt einer bloßen Feststellung gleich, die im Präsens formuliert wurde. Durch die Struktur des Satzes, die einen Relativsatz erkennen lässt, werden Anonymität und Allgemeingültigkeit bewahrt, was sich deutlich von den sehr persönlichen letzten Versen des lyrischen ichs bei Goethe unterscheidet. „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.“ – in der Gegenwart ist kein Besitz vorhanden, ebenso wenig wird eine Änderung erfolgen. Insbesondere die Formulierung „keines mehr“ scheint den Verzicht auf Baumaßnahmen auf unbestimmte Zeit zu implizieren. Während seiner Pariser Zeit zeigte Rainer Maria Rilke impressionistisch durchwirkte, stark symbolistisch geprägte Tendenzen, so ist es wenig verwunderlich, dass z.B. das Haus symbolisch über sich als Ding hinausweist. Die „Hütte“ war ein wichtiges Symbol der Stürmer und Dränger, welches für privates Eigentum, die eigenen vier Wände stand. Diese Bedeutung ließe sich durch Zusätze wie persönliche Zurückgezogenheit, Geborgenheit, Wohlgefühl, Bekanntes, Vertrautes und Geliebtes ergänzen. Entbehrt man dieser wichtigen Essenzen des alltäglichen Lebens fehlt die Grundlage für Fortschritt und Weiterentwicklung. Jener Eindruck nimmt immer deutlichere Formen an, betrachtet man die fehlende Aufbruchstimmung der folgenden Verse. Über einen anaphorischen Satzanfang einer weiteren Feststellung gleich eingeleitet („Wer jetzt allein ist […]“, Vers 9) schließt sich nun die Rede von dauerhafter Einsamkeit an, weshalb jetzt auch ein Wechsel der Tempora zum Futur erfolgt. Der Ausblick auf die Zukunft verheißt lang währende Einsamkeit („[…] wird es lange bleiben […]“), die zudem eng mit der Entbehrung einer Wohnstätte, nein, mehr noch eines Zuhauses, verknüpf zu sein scheint. In Vers zehn finden wir die Fortsetzung des neunten Verses, es werden mögliche Aktivitäten des dauerhaft einsamen Individuums aufgezählt, was unter Verwendung von Alliterationen erfolgt („[…] wird wachen, lesen lange […]“). Schlaf- und Ruhelosigkeit scheinen die Tätigkeiten zu bestimmen. Sie kommen einer Ablenkung gleich – Beschäftigung mit Literatur, die ausgedehnte schriftliche Kontaktaufnahme. Es handelt sich hierbei um typische Herbstaktivitäten, die vor allem triste Tage, Abende, durchwachte Nächte voll der Zeit weil ohne Heim oder Familie in geheizten Räumen verstreichen lassen. Genannte Alliterationen tragen ebenso wie das jambische Metrum und das Vers elf und zwölf verbindende Enjambement zu einer gesteigerten Dynamik, die einem inneren Aufbegehren ähnlich scheint, bei. Alleen vermitteln ein beklemmendes Gefühl der Gefangenheit, des Begrenztseins, was durch eine rastlose Wanderschaft innerhalb der begrenzten vorgezeichneten Wege noch verstärkt wird („[…] hin und her […]). Die zu dieser Jahreszeit wohl einzig ausführbare Betätigung im Freien wird vom Treiben der Blätter, die in ihrer Bewegung der des lyrischen ichs so ähnlich sind, begleitet. Mithilfe der jahreszeitlich typischen Sprache, Umschreibung für das Wehen der Blätter, gelingt es Rilke sehr anschaulich ein Herbstbild zu malen, von einem Tag im Herbst, eingefangenen Impressionen, die dennoch symbolisch über sich hinaus verweisen – auf einen Menschen, dem die Enttäuschungen kein Balsam sind, die unerträgliche Tristesse des Herbstes ist nur Ausdruck der beständigen Ausgrenzung des Menschen. So mag er doch höher entwickelter sein, als alle Pflanzen und Tiere dieser Welt – doch vielleicht stellt sich ihm gerade das in den Weg. Ein derartig komplex denkendes Lebewesen betrachtet Fortschritt plus Weiterentwicklung nie einseitig und wird mit allergrößter Wahrscheinlichkeit vom perfekten Leben in Vollendung, vom großen Glück ausgeschlossen bleiben, da Enttäuschungen kaum vermeidbar sind.

    Zur Gedankenbewegung bei Goethe bliebe zusammenfassend noch Folgendes zu sagen: der imperativischen Wendung an die belebte Natur um die Vollendung jener zu bewirken schließt sich die weitere Rede mit den Erscheinungen der Pflanzenwelt, aber zudem die Sprache von kosmischer Natur, welche die Flora beeinflusst, an, abschließend wird das „Werden“ eines Herbstes auf die persönliche Trauerstimmung des lyrischen ichs übertragen, welches der Jahreszeit angepasst in eine optimistische Aufbruchsstimmung versetzt wird. Rilkes Reflektionen unterscheiden sich davon recht deutlich: die imperativische Wendung an Gott, zunächst als Wächter der Naturgewalten, dann als omnipotenter Weltverbesserer zugunsten der belebten Natur, umfasst die ersten beiden Strophen, der dritte Teil lässt bei Übertragung der Herbststimmung auf den Menschen, dessen unmöglich überwindbare Unvollkommenheit deutlich werden, was eher Endzeit- als Aufbruchstimmung gleichkommt.

    Empfindsamkeit / Sturm und Drang versus vielschichtigste Literatur der Jahrhundertwende – was bleibt ist zuweilen der Balsam der Enttäuschungen, manchmal auch die ganz persönliche apokalyptische Endzeitstimmung. Angesichts Goethes biographischen Hintergrundes muss ich meine tiefste Bewunderung für die optimistische Vision von der ewig lebenden Liebe aussprechen. So schön gewählt Amadeu de Prados Worte auch sind, in einem hoffnungslos unglücklichen Gefühlszustand wären sie mir nur ein geringer Trost. Der (Selbst) -Reflektion

    von Erwartungen, Vorstellungen und Wünschen wäre ich erst nach einer Periode der Melancholie befähigt und selbst dann wäre mein persönlicher Aufschwung zu neuer Kraft, neuem Wachsen und Werden tatsächlich äußerst fraglich. Umso mehr kann ich die beständige Zerrissenheit Rilkes angesichts der das menschliche Dasein bestimmenden Punkte verstehen. Gesellschaft (der Mensch braucht Liebe um Mensch zu werden) oder Isolation (jeder ist sich selbst der Nächste) sind denke ich auch heute noch bestimmende Gegensätze unserer Zeit. Wie oft steht man sich dabei selbst im Wege: Ehrgeiz und Strebsamkeit, die einen blind machen, für die unter Menschen nur zu befriedigenden Bedürfnisse, die uns von jedem Tier unterscheiden oder das beständige Handeln für andere, Aufopferung und ewiges Zurückstecken zu lasten der persönlichen Verwirklichung. Männer wie Frauen sehen sich heute vielfach mit der Frage konfrontiert, ob Familie und Karriere zeitgleich, vereinbar und gleichwertig umsetzbar sind. Natürlich liegen die Schwerpunkte der einfachen Menschen anders, als bei einem poetischen Genie, aber die Herausforderung bleibt doch letztlich immer ein und dieselbe. Sich ausprobieren, Erfahrungen, ja auch negative, gar Fehler machen, daraus lernen, mit dem neuen Ergebnis glücklicher werden und ewig so fort.

    Ob man(n)/ Frau in dieser Form tatsächlich zur wahren Selbsterkenntnis gelangt, liegt im Auge des Betrachters, erscheint mir jedoch eher fragwürdig. Aber – halt – für alle Ungeduldigen: fahren Sie doch mal nach Dänemark, da nämlich leben nach eigener Aussage gegenüber einer soziologischen Stiftung die glücklichsten Menschen der Welt, die sich immerhin am klarsten über erfüllte Träume und Wünsche sein müssten. Das ist zumindest eine echte Alternative gegenüber Rilkes zutiefst melancholischer Abschiedstimmung…

  • Schlittenfahren Helga Novak Analyse der Kurzgeschichte

    Schlittenfahren Helga Novak Analyse der Kurzgeschichte

     

     

    Die Kurzgeschichte „ Schlittenfahren“ von Helga M. Novak die 1968 erschienen ist handelt von einem Vater und seinen zwei Kindern!

    Es geht hierbei um zwei Geschwister, die sich im elterlichen Garten um den Schlitten streiten. Da sie dabei Krach machen, kommt der Vater aus dem Haus raus und ruft seinen Kindern zu, WER BRÜLLT KOMMT REIN!

    Dieses wiederholt sich mehrere Male: die Kinder sind laut und der Vater kommt raus und ruft, WER BRÜLLT KOMMT REIN! Jedoch setzt er seine Drohung nicht in die Tat um.

    Der ( unwissende ) Erzählerschildert das Geschehen aus der Sie-Perspektive (Bsp.: S 48; Z 3 ).

    Die Personen handeln rein äußerlich ( z.B. Z. 3) .

     

    Die gesamte Kurzgeschichte wurde in knappen Sätzen aufgebaut, so dass die Sprache verarmt wirkt.

    Der Satzaufbau und die sprachliche Ebene ist sehr einfach und immer nach dem gleiche Prinzip aufgebaut, dass Subjekt zum Beispiel wird sehr häufig hintereinander wiederholt, wie in den ersten drei Sätzen, […]steht in einem Garten[…]Der Garten[…]Durch den Garten[…]!

    Und obwohl in dem Text häufig wörtliche Rede vorkommt, findet keine wirkliche Kommunikation statt!

    Das bewirkt, dass Sprache, Inhalt und die Ausdrucksweise der Autorin gut zusammenpassen und die Situation sehr deutlich werden!

    Denn der Vater kommt nicht aus dem Haus um den Streit der beiden Kinder zu schlichten, sondern nur mit der Drohung, WER BRÜLLT KOMMT REIN, zu beenden, dass macht wieder deutlich, dass der Vater kein sonderliches Interesse an seine Kindern hat, denn er macht seine Drohung macht er keinesfalls wahr, schließlich würde es für ihn ja auch wiederum Arbeit bedeuten, auf seinen Sohn im Haus aufzupassen! Besonders am Schluss wird wieder deutlich, dass der Vater nicht sonderlich an seinen Kindern interessiert ist, da er obwohl sein Sohn in den Bach gefallen ist nur wieder ruft: “WER BRÜLLT KOMMT REIN !“

    Ich persönlich finde die Geschichte fast schon traurig, denn ich denke, dass es immer mehr Familien gibt, bei denen sich die Kommunikation wirklich nur auf das wesentliche bezieht!

    Außerdem finde ich, das die Autorin die Situation gut mit den kurzen knappen Sätzen geschildert hat, so dass der Inhalt und die Sprachlich Ebene gut zusammenpassen!!

  • Zwei Männer Günter Weisenborn Analyse Interpretation

    Zwei Männger Günter Weisenborn Analyse Interpretation

     

     

    In der Kurzgeschichte von Günther Weiseborn mit dem Titel „Zwei Männer“ geht es um zwei Männer, eine Farmer und seinen ‚Angestellten’, die während großer Not die gesellschaftliche Stellung vergessen und gemeinsam eine lebensbedrohende Situation bewältigen.

    Die Geschichte spielt in Argentinien. Durch heftige Regenfälle wird das ganze Land von Santa Sabina überschwemmt. Dadurch wird einem Farmer die gesamte Teeernte zerstört, sein Farmarbeiter verliert Frau und Kind bei dieser Überschwemmung. Als beide versuchen, ihr Unglück zu fassen, kommt jedoch erst die richtige große Flut: der Parana, der größte Fluss Argentiniens, tritt über die Ufer und reißt alles mit sich.

     

    In dieser Kurzgeschichte werden die äußere und innere Handlung deutlich sichtbar. Im äußeren Handlungsverlauf wird die zerstörende Flut mit ihren Folgen für Mensch und Natur geschildert. Die innere Handlung stellt die zwischenmenschliche Beziehung der beiden Männer dar.

     

    Der Text enthält deutliche Merkmale einer Kurzgeschichte. Bei dem unmittelbaren Beginn findet sich der Leser sofort im Geschehen. Die Spannung steigert sich im Laufe der Geschichte, insbesondere zu dem Zeitpunkt, indem der innere Handlungsverlauf beschrieben wird (ab Zeile 64). Der halboffene Schluss gibt Hinweise auf einen möglichen Ausgang [„Morgen gehen wir zurück und fangen wieder an“,Z.102].

    Es wird in der Geschichte eine Wende im Leben der beiden Männer beschrieben. Nichts ist mehr wie vorher in ihrem Leben: der Farmer hat seine Teefelder verloren, der Peon Frau und Kind.

     

    Diese Kurzgeschichte wurde aus der Perspektive eines personalen Erzählers geschrieben. Er berichtet zunächst neutral von dem Geschehen um die Männer herum, weiß aber beim inneren Handlungsverlauf, was der Peon denkt.

    Sprache und Erzählweise sind schlicht. Sachlich werden die Umstände beschrieben, in der die Handlung stattfindet. Jedoch immer, wenn von der Gefährlichkeit und Zerstörungskraft des Wassers berichtet wird, benutzt der Erzähler Metaphern [ [Z.29 Dieser Feind hier, das Wasser, war bösartig wie hundert Schlangen, die heranzischten, und todesdurstig wie der Puma auf dem Ast.] [Z.61 Blüten, Möbel und Leichen vereinigten sich zu einem Zug des Todes…]

    Die übrige Erzählweise wirkt dagegen etwas unbeteiligt, zeitweise sogar auch etwas gleichgültig.

     

    Der Text stellt die zwischenmenschliche Beziehung zweier Männer in einer lebensbedrohlichen Situation dar. Der Farmer und der Indio haben unterschiedliche gesellschaftliche Stellungen. Der Farmer ist eher bereit, diese aufzugeben [Z.17 Der Farmer, im Begriff, nach Mannes Art zu handeln…], während der Peon in der größten Not zuerst mit dem Gedanken spielt, seinen „Herren“ umzubringen, sich dann aber selbst das Leben nehmen will, nachdem er festgestellt hat, dass der Farmer ein guter Mensch ist.

     

    Meiner Meinung nach gelingt es dem Autor sehr gut, die Spannung sowohl der äußeren wie auch der inneren Handlung zu vermitteln. So kann man die Situation der Männer beim Steigen der Wasserhöhe nachempfinden, wenn sie vor dem Wasser Schritt für Schritt zurückweichen müssen. Zudem kann man sich gut in die Lage der beiden Männer hineinversetzen und den Konflikt des Indios nachfühle. So ist man am Schluss erleichtert, dass die Männer eine Lösung finden und beide zusammen an einen Neuanfang denken.

  • Analyse "Gibs auf!" Franz Kafka

    Analyse "Gibs auf!" Franz Kafka

     

     

    Die vorliegende Parabel trägt den Titel „Gibs auf“ und wurde von Franz Kafka verfasst. Über den genauen Entstehungszeitpunkt kann ich keine Aussage treffen, da keinerlei Angaben dies betreffend gemacht sind. Die Parabel beschreibt eine morgendliche Situation und ist in der Perspektive der 1. Person Singular geschrieben. Der Erzähler befindet sich auf dem Weg zum Bahnhof und schaut auf die Uhr und er entdeckt, dass er schon viel zu spät dran ist. Und gerade diese Situation lässt ihn erstarren und verunsichert ihn zusätzlich in seinem Weg. Deshalb fragt er einen Wachmann nach seinem bevorstehendem Weg. Allerdings gab dieser keine präzise Antwort und sagte nur „Gibs auf.“ (Z 10). Eine mögliche Aussageabsicht könnte sein, dass man dem Leben hinterher läuft und sehr viel verpasst und man jede Gelegenheit nutzen sollte, auch wenn man von manchen Personen nicht die nötige Unterstützung bekommt.

    Die ganze Parabel hat einen außerordentlich großen Bildteil. Nahezu jedes Wort kann man übertragen, um daraus die gewollte Aussageabsicht zu nehmen. Zum einen finden wir das Bild der Turmuhr (Z.2), die die genaue Uhrzeit abzeigt, gegensätzlich zu des Erzählers Uhr (Z.2). Die Turmuhr könnte für de Vorstellung des Vaters stehen. Schließlich ist es allseits bekannt, dass Hermann Kafka eine ganz bestimmte Vorstellung von Franz Kafkas Leben hatte und diese auch deutlich machte. Dem entsprechend stellt seine eigene Uhr seine Vorstellung vom Leben dar, die deutlich von der seines Vaters abweicht. Sie könnte auch für sein Leben stehen und somit zeigen, dass nicht nur seine Vorstellung, sondern auch seine Umsetzung vollkommen abweicht und er einfach hinterher hängt. Des weiteren heißt es , dass er sich durch diesen Irrturm sehr beeilen muss (Z. 4). Genau das könnte darauf hindeuten und heißen, dass er den Idealen seines Vaters hinterher eifert, da er sich sehr abhängig von ihm erscheint. Weiterhin beschreibt Kafka den Weg, den er zu begehen hat (Z. 4ff). Durch dieses Hindernis der verlorenen Zeit wird er unsicher im Weg, ihm wird deutlich, dass er sich nicht auskennt, da er neu ist. Das unsichere Verhalten, was er in der Parabel an den Tag legt, könnte auf Selbstzweifeln hindeuten, da er sicherlich auch sehr von seinem Vater verunsichert wurde. Die Fremde der Umgebung zeigt, dass das Ideal seines Vaters einfach nicht mit dem Seinen zu vereinbaren ist. Kurz nach der Beschreibung des Weges trifft er auf den Schutzmann. Dieser Schutzmann könnte sein Vater sein. Hermann Kafka, der dort sagt: „Gibs auf, gibs auf!“, und sich mit Schwung umdreht(Z. 10f). Das „Gibs auf“ scheint die Bestätigung das Vaters für seine Selbstzweifel zu sein. Er soll es einfach nicht mehr versuchen nach dem Weg zu suchen, er hat die Ideale seines Vaters schlicht weg versäumt und kann sie einfach nicht mehr nachholen. Auch der große Schwung, mit dem sich der Vater, also hier der Schutzmann, umdreht, zeugt von der Selbstüberzeugung Hermann Kafkas. Der Vater war dominant und wollte für seine Kinder nur das Beste, war nie mit den Leistungen und den Plänen seiner Kinder zufrieden, wollte sie immer weiter verbessern. In Zeile 11,12 heißt es dann „[..] die mit ihrem Lachen allein sein wollen.“, diese Textstelle bezieht sich immer noch auf den Schutzmann und somit au fas Verhalten seines Vaters. Mit dem Lachen allein sein wollen, wollen Leute, die vor Egoismus nur strotzen und keineswegs Rücksicht auf ihre Mitmenschen nehmen.

    Ich denke Franz Kafka hat diese Parabel nur geschrieben um mit der herrschsüchtigen Art seines Vaters umzugehen. Er beschreibt ein Leben, was nur aus einem Hinterhereifern besteht. Die beiden Lebensvorstellung, zum einen die des Vater, zum anderen die von Franz Kafka, werden gegenüber gestellt und es kristallisiert sich heraus wie sehr Kafka darunter leidet. Er leidet an Depressionen und an der Unsicherheit den richtigen Weg zu begehen. Selbst wenn er sich in seiner Jugend kompromissbereit zeigte, wurde er immer wieder von seinem Vater abgewiesen.

    Meiner Meinung nach ist diese Parabel sehr anschaulich geschrieben und beschreibt nahe zu perfekt die Unterdrückung seines Vaters.

     

  • Inhaltsangabe Die Probe von Herbert Malecha

    Inhaltsangabe zu „Die Probe“ von „Herbert Malecha

     

     

    In der Kurzgeschichte „Die Probe“ von „Herbert Malecha“ geht es um einen Mann der Gesucht wird

    und mit einem gefälschten Pass durch die Gegend spaziert auf der Suche nach einem Schiff.

     

    Als Redluff über die Straße geht wird er von einem Auto angefahren, anstatt sich helfen zu lassen geht er

    einfach weiter und versucht nicht weiter aufzufallen. Er tut das nur aus einem Grund würde er jetzt nicht

    einfach weiter gehen, würde die Polizei kommen und den Pass verlangen und so weiter.

    Er schleppt sich durch die Füßgängerzone in der es vor Menschen wimmelt, und je mehr Menschen es

    werden umso stärker wird seine Angst erkannt zu werden. Endlich kommt eine Nebenstraße die etwas

    dunkler und nicht so belebt ist, in die er natürlich gleich einbiegt. Dort geht er in eine kleine Kneipe wo

    er erstmal einen trinkt. Plötzlich kommen zwei Männer rein, der größere von beiden geht von einem

    Tisch zum Anderen und fragt die Leute irgendetwas und dabei hält er etwas blitzendes in der Hand.

    Der kleinere steht immer noch mitten im Raum, da kommt der Große zurück zum Anderen der ihm etwas sagt.

    Nun kommt der Große genau auf Redluff zu und verlangt den Pass. Auf einmal ist er ganz ruhig und

    gibt dem Mann den Pass, nach der Kontrolle gehen die zwei Männer wieder und ihm fällt ein Stein vom Herzen.

    Eine Weile später geht Redluff wieder in einer sehr bunten und belebten Straße spazieren, und stellt sich

    hinter einer Frau an die er vorhin schon gesehen hat. Als er durch die Absperrung in eine große Halle

    geht schreit ein Mann hinter ihm und zeigt auf ihn und plötzlich strahlen ihn riesige Scheinwerfer an und

    zwei Frauen hacken sich bei ihm ein. Da kommt ein Mann und fragt ihn wie er heißt denn er ist der

    hunderttausendste Besucher und Redluff antwortet ihm mit seinem richtigen Namen und schon

    kommen die Polizisten auf ihn zu.