Autor: kevin

  • Gedichtvergleich

    Gedichtvergleich Aufbau Beispiel Tipps

     

     

    Interpretieren und vergleichen Sie die beiden Gedichte. Achten Sie dabei besonders auf Gedankenbewegung und Sprachgestus.

     

    Thema: Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832): Im Herbst 1775

    Rainer Maria Rilke (1875 – 1926): Herbsttag

     

    „ Wodurch, wenn nicht durch Enttäuschung, sollten wir entdecken, was wir erwartet und erhofft haben? (…) Einer, der wirklich wissen möchte, wer er ist, müßte ein ruheloser, fanatischer Sammler von Enttäuschungen sein, und das Aufsuchen enttäuschender Erfahrungen müßte ihm wie eine Sucht sein, die alles bestimmende Sucht seines Lebens, denn ihm stünde mit großer Klarheit vor Augen, daß sie nicht ein heißes zerstörerisches Gift ist, die Enttäuschung, sondern ein kühler, beruhigender Balsam, der uns die Augen öffnet über die wahren Konturen unserer selbst. (…) Wenn man Enttäuschung als Leitfaden hin zu sich selbst entdeckt hat, wird man begierig sein zu erfahren, wie sehr man über sich selbst enttäuscht ist: über fehlenden Mut und mangelnde Wahrhaftigkeit etwa, oder über die schrecklich engen Grenzen, die dem eigenen Fühlen, Tun und Sagen gezogen sind.“ (Pascal Mercier: Nachtzug nach Lissabon, S. 262-264)

    Aus den Reflektionen über „o balsámo da desilusão / den Balsam der Enttäuschungen“ des heimlichen weil nur durch ein Buch und Erinnerungen seiner Angehörigen bestehenden Protagonisten Amadeu de Prado scheint vor allem eine Ansicht zu sprechen: ohne Enttäuschung ist es unmöglich, Klarheit über sich selbst zu gewinnen, zu Selbsterkenntnis zu gelangen, weil uns Erwartungen und Hoffnungen verborgen bleiben, sehen wir sie erfüllt. Entdecken wir jedoch Enttäuschung ob bestimmter nicht verwirklichter Vorstellungen, beginnen wir erst über Umfang oder Wesen unserer Ideale nachzudenken – sie beziehungsweise unser Denken, Reden von ihnen in Frage zu stellen um daran vielleicht auch zu „wachsen“ und uns weiterzuentwickeln.

    Spricht Prado von den Menschen im Allgemeinen, so lassen sich seine Gedanken natürlicherweise auf Individuen verschiedensten Charakters, unterschiedlicher Herkunft, Lebenszeit und Weltanschauung übertragen, weshalb auch solch ungleichen Künstler wie Goethe und Rilke sich unter einem derartigen Ausspruch einen lassen.

    Sowohl Goethe als auch Rilke haben nach (Selbst-) Erkenntnis gestrebt, so lange ihr Leben ihnen Zeit ließ und trotz Lebensdaten, die mehr als ein Jahrhundert auseinanderliegen, einander ähnlich ein Leben weitreichender Wanderschaft geführt, dass sie sicher an manchen Punkten der Enttäuschung überließ, dadurch aber eventuell „weiterbrachte“, den Menschen wie den Künstler. So verfasste Goethe sein Gedicht „Im Herbst 1775“ in einer Phase des Abschiedes von seiner einstweiligen Verlobten Lilly Schönemann. Doch scheinen eben die letzten Verse dem Trennungsschmerz und den enttäuschten Illusionen von Liebe und Zusammenleben eine optimistische Vision entgegenhalten zu wollen: Johann Wolfgang von Goethe brach im November des Jahres 1775 nach Weimar auf und läutete damit die Blütezeit der deutschen Literatur ein: die Weimarer Klassik.

    Hat Enttäuschung, hat Schmerz ihm die Augen geöffnet, für die wahren Konturen seiner selbst? (vgl. Zitat)

    Rilke hingegen fühlte sich zeitlebens hin- und hergerissen zwischen dem Leben in Gesellschaft oder Isolation, dem Stadt- oder Landleben, besonders stark muss er jene innere Zerissenheit und Widersprüchlichkeit angesichts des unerträglich leichten Pariser Großstadtlebens empfunden haben. In diese Zeit des Aufenthaltes als Sekretär des Bildhauers Auguste Rodin fällt die Niederschrift des Gedichtes „Herbsttag“. Abgestoßen und enttäuscht von der Anonymität der Millionen Pariser, die täglich aneinander vorbeileben, brach Rilke 1910 in russische Einöde auf und begab sich in die Gesellschaft Lew Tolstois. Sein lebenslanges Spannungsfeld kommt einem ruhelosen, fanatischen Sammeln von Enttäuschungen gleich, wobei deren erlösender Charakter hier in Frage gestellt werden müsste, schließlich kommt der ewige gelebte Antagonismus Gesellschaft – Einsamkeit einem Kreise gleich, dem zu entrinnen unmöglich scheint, da jede Seite Enttäuschungen birgt und so kaum Fortschritt erfolgen kann. Die Abschiedsstimmung der letzten Verse dieses Gedichtes mutet auch sehr viel negativer an, als beschriebene bei Goethe. Ähnlich wie im privaten Leben Rilkes bringt Abschied, Ersterben und damit verbundene Enttäuschung keinen Neuanfang, da der Mensch von der Vollendung in Perfektion ausgeschlossen ist, er ist „gefangen“ und sieht keinen Ausweg aus der hoffnungslos enttäuschenden Lage des menschlichen Wesens.

    Abschließend bliebe also festzuhalten, dass sich Rainer Maria Rilke und Johann Wolfgang von Goethe generell mithilfe des Zitates Pascal Merciers in Verbindung bringen lassen, sich aber bei genauerer Betrachtung im Detail durchaus unterscheiden, insbesondere bezüglich der fragwürdigen erlösenden und Entwicklungen begünstigenden Wirkung der Enttäuschungen.

     

    Nach der Gegenüberstellung beider Dichter anhand eines Zitates, möchte ich nun ähnlich verfahren, um „ Im Herbst 1775“ und „Herbsttag“ interpretatorisch zu vergleichen.

    Interessant ist es dafür zunächst die Titel beider Gedichte zu betrachten. Goethe hat den Verweis auf die Jahreszeit der Reifung der Natur in Vollendung, aber auch der allmählichen Verabschiedung von grünender Natur für die Dauer eines „Winterschlafes“ sehr bewusst durch eine Jahreszahl ergänzt. Augenscheinlich handelt es sich um Naturlyrik, die aber durch „1775“ über jene hinausgehoben wird und den persönlichen Bezug des Dichters zeigt. Wie bereits erwähnt, erlebte Goethe „im Herbst 1775“ die Trennung von seiner Verlobten Lilly Schönemann und damit auch auf eigener Ebene den Abschied in scheinbarer Blüte, hier seiner Beziehung, die gar auf Heirat angelegt war. Rilkes „Herbsttag“ scheint hingegen weniger auf bestimmte Gegebenheiten oder Ereignisse im Leben des Verfassers hinzuweisen, sondern vielmehr einen wie zufällig ausgewählten und anschließend beschriebenen Tag im Verlaufe der dritten Jahreszeit zum Thema zu haben.

    Bevor ich mit der detaillierten Analyse und Deutung der einzelnen Abschnitte der Werke beginne, soll eine Zusammenfassung unter formalen Gesichtspunkten erfolgen. Johann Wolfgang von Goethe verwendet weder Endreim noch festes Metrum (hingegen nur schwere, unregelmäßig auftauchende Metren wie Daktylos und Trochäus), verzichtet gar auf eine sichtbare Gliederung in Strophen. Dies steht im völligen Kontrast zu Rilkes dreistrophigem Gedicht, welches in je drei, vier und abschließend fünf Verse gegliedert sowie durch die Verwendung umarmender Reime und unregelmäßiger fünfhebiger Jamben charakterisiert ist, was dem „Herbsttag“ viel deutlichere Konturen gibt, wohingegen Goethe seinen Worten den leichten Fluss nicht durch die Zusammenfügung innerhalb fester formaler Mittel nehmen zu wollen scheint. Dennoch lässt sich „Im Herbst 1775“ inhaltlich in Teile strukturieren, wobei der erste die Verse eins bis sechs umfasst. Das lyrische ich lässt sich anhand dieser Zeilen bereits eindeutig positionieren: es blickt aus dem Fenster („ […] Hier mein Fenster herauf.“, Vers 3) auf die das Haus umgebende Natur, vielleicht einen Garten, Pflanzen, die das Gemäuer beranken oder ähnliches. Von dieser Position aus wendet sich das lyrische ich imperativisch an gegenständliche, fassbare Erscheinungen der belebten Natur, „(…)Laub (…)“, Vers 1; „(…) Das Rebengeländer (…)“, Vers 2; „(…) Zwillingsbeeren (…)“, Vers 5, fordert jene auf die typisch herbstlichen „Wachstumsprozesse“, das Grünen, Quillen und Reifen (vgl. Verse 1, 4, 5), zu beschleunigen. In diesem Moment steht also noch das „Werdende“ des Herbstes im Vordergrund: Früchte reifen beispielsweise im Herbst, doch ist die Zeit des Grünens und Blühens längst vorbei, eher noch kündigt sich der Winter und damit die Zeit einer grau-tristen Natur an, die jedoch, kaum ist der letzte Frost überstanden, wieder unbeirrt ihrem Lebensrhythmus folgt, die ersten Knospen sichtbar werden lässt. Bezüglich des Sprachgestus fällt in diesem Teil besonders auf, dass die am Fenster stehende Peson sehr ausdrucksstarke Worte voll der Bildlichkeit gebraucht: das Laub wird persönlich angesprochen, quasi personifiziert („ Fetter grüne, du Laub, (…)“, Vers 1), komparativisch gesteigerte Adverbien wie fetter, voller, schneller (vgl. Vers 1 und 6) finden ebenso wie eine Synästhesie („ (…) glänzend voller (…)“, Vers 6) Anwendung. Durch die Verknüpfung von Sinnesendrücken wird so die Bildlichkeit der Sprache erhöht. Die starken Worte sind Ausdruck der Üppigkeit der Natur, ihrer Unbezähmbarkeit, ihres Überflusses. Zudem verknüpft der Dichter die Verse zwei bis vier durch Zeilensprünge, was zusätzlich sprachliche Dichte, Dynamik und Sprachfluss verbessert, kann dies nicht durch ein einheitliches Metrum erfolgen. Zur Zeit der Empfindsamkeit und des Sturm und Drang herrschte eine besonders starke Hinwendung zu belebter wie unbelebter Natur. Goethe war des weiteren Pantheist, weshalb es ihm anders als seinem Prometheus oder Rilke, worauf ich sogleich kommen werde, ausreichte, der Natur zu befehlen, da sie nach pantheistischem Glauben Teil sowie Verkörperung Gottes ist.

    Dem gegenüber steht die erste Strophe des Gedichtes „Herbsttag“, welche drei Verse umfasst. Auch hier wendet sich das lyrische ich, das sich aber anders als bei Goethe nicht ähnlich einer Bildkomposition positionieren lässt, an Gott, spricht hier jedoch den Schöpfer höchstpersönlich an, um von ihm dann die fühlbare Beendung des Sommers und Einläutung des Herbstes zu fordern. Während wir im ersten Gedicht also folgenden ersten Vers finden: „Fetter grüne, du Laub, (…)“, lautet die direkte Ansprache im zweiten wie folgt: „ Herr: es ist Zeit.“. Klar muss hierbei sein, dass es sich kaum um einen Gebetsgestus handelt. Goethe und Rilke vertraten sehr unterschiedliche Glaubensrichtungen, insofern man bei letzterem, einem Anhänger Nietzsches („Gott ist tot.“) davon sprechen kann. Er erhöhte Religion ausschließlich zur Kunstform, was auch den befehlenden Ton des lyrischen ichs, der sich an die vorausgegangene Feststellung anschließt, erklärt. „Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren und auf den Fluren laß die Winde los.“; Vers 2 bis 3 – die Imperative sind unschwer zu erkennen, doch scheinen sich hinter jenen Forderungen gleich zwei Ebenen zu verstecken. Zunächst fällt dabei die bildhafte ins Auge: Sonnenuhren beschatten meint schließlich die Welt verdunkeln, Winde loslassen herbstliches Wetter einzuläuten. Allerdings entsprächen jene Vorstellungen einem eher altertümlichen Gottesbild, das Gott in seiner Position als Schattenwerfer und Windeigner Wächter der Naturgewalten darstellt. Obgleich das lyrische ich einige Vermessenheit an den Tag legt, Gott zu befehlen, drückt es im zweiten Satz des ersten Verses doch Anerkennung für vollbrachte Taten, für Vergangenes im Präteritum aus („ Der Sommer war groß.“), um dann gleich neue Kraft zu fordern.

    All dies sind Vorstellungen und Weltbilder die Rilke persönlich völlig fremd waren, weshalb er sie sicher vor allem aus künstlerisch wertvoller Sicht derartig gebraucht, gemäß l’art pour l’art, Kunst (in diesem Falle Religion) um der Kunst willen.

    Der Wendung an die Natur schließt sich im Verlaufe des „Herbstes 1775“ die Rede über selbige an. Dieser zweite Teil des Gedichtes umfasst die Verse sieben bis zwölf und thematisiert den kosmischen Teil der Natur, die Naturgewalten, welche bei Rilke bereits Inhalt der ersten Strophe sind, und zeigt auf, inwiefern sie die im ersten Teil beschriebene Flora beeinflussen. Das lyrische ich wagt den Blick in die Ferne, gen Himmel, was auch auf Goethes biografisches Fernweh, den Umzug nach Weimar, übertragen werden könnte. Zunächst fallen die Personifizierungen der Sonne, des Mondes und des Himmels auf („[…] Mutter Sonne […]“, Vers 7). Die Anrede der Sonne als Mutter verfügt zudem über einen pantheistisch – religiösen Beigeschmack. Starke Bildlichkeit, verbesserte Anschaulichkeit und gesteigerten Wohlklang erzeugen die den kosmischen Gewalten zugewiesenen Attribute, welche zudem verdeutlichen, welchen Anteil die Himmelskörper und der Himmel selbst am Prozess der Fruchtwerdung haben: der Sonne brütender Scheideblick ist Ausdruck von Licht und Wärme (vgl. Vers 7 und 8), des Himmels fruchtende Fülle steht für ermöglichte Fruchtbarkeit (vgl. Vers 9 und 10), des Mondes freundlicher Zauberhauch für die nötige Kühlung der Nacht (vgl. Vers 11 und 12). Wie bereits erkennbar beinhalten jene sechs Verse aufzählungsartig aneinandergereihte Metaphern für das Wirken von Sonne, Mond und Himmel. Beschriebene Zusammengehörigkeit der Verse wird auch durch anaphorische Satzanfänge („ Euch brütet […]“, Vers 7; „ […] euch umsäuselt […]“, Vers 8; „Euch kühlet […]“, Vers 11) und den jeweils genetivischen Gebrauch der Artikel zur besonderen Herausstellung der „Besitzverhältnisse“, so dass die unmissverständlich genaue Zuweisung der Attribute betont wird, verdeutlicht. Genannte Pronomina heben die Relation belebte – unbelebte Natur, letztere beeinflusst „euch“, erstere, hervor. Somit spricht das lyrische ich trotz seiner Sprache von kosmischen Erscheinungen weiterhin mit Laub, Rebengeländer sowie Zwillingsbeeren. Eigenschaften der Naturgewalten werden durch wohlklingende Verben illustriert und zeigen einmal mehr der Sprache Bildlichkeit. So verspricht umsäuseln sanfte, zarte, kaum merkliche Berührungen, brüten bedeutet nahezu unerträgliche Hitze, Kühlen vermag dies in der Nacht zu mildern. Es ergibt sich des Weiteren der Kontrast Sonne – Mond, Tag – Nacht, Wärme – Kälte, was durch die klimaxartige Steigerung, nicht der Temperatur sondern der Kälte, von „brüten“ über „umsäuseln“ nach „kühlen“ verstärkt wird. Der Himmel selbst nimmt dabei nur eine neutrale oder vermittelnde Position ein, da Sonne und Mond schließlich beide Himmelskörper, zwei Seiten einer Medaille und dadurch geeint sind. Zudem handelt es sich natürlich sowohl seitens der Sonne als auch des Mondes um Teilprozesse, welche die Natur leben lassen, was das lyrische ich zur Nutzung euphemistischen Vokabulars, das einer Preisung der Gewalten ähnlich anmutet, zu bewegen scheint. Beispiele wären die Alliterationen „(…) des holden Himmels fruchtende Fülle (…), Vers 9 und 10 oder das Kompositum (freundlicher) Zauberhauch, Vers 12, deren Verwendung natürlich auch Sprachfluss und –dynamik begünstigt.

    Anders als Goethes lyrisches ich unterbricht selbiges bei Rilke seine imperativische Wendung an Gott im Verlaufe der zweiten Strophe, welche die Verse vier bis sieben, also vier Zeilen umfasst, nicht. Da bereits die letzten beiden Verse der ersten Strophe indirekt die Naturgewalten thematisieren, indem das lyrische ich Gott auffordert, sie herbstlich wirken zu lassen, kommen hier nun Erscheinungen der belebten Natur, die Bestandteil Goethes ersten Teils sind, zur Sprache. Früchte sollen reifen, vollendet, der Wein in Aroma und Vollmundigkeit perfektioniert werden. Das lyrische ich drängt geradezu auf die Vervollkommnung des Ertrages aus der Natur, was vor allem menschliches Interesse am Herbst mit all seinen Annehmlichkeiten verrät. Auch hier steht also das „Werdende“ des Herbstes im Vordergrund. Vers 4 beinhaltet sogleich einen doppelten Imperativ: „Befiehl den letzten Früchten voll zu sein.“ – das lyrische ich befiehlt in doppelter Anmaßung Gott der Natur zu befehlen. Doch werden die betreffenden Früchte, deren Vollendung gefordert werden, eingeschränkt: es handelt sich nur um die letzten Früchte, Nachzügler, was zeigt, dass die Prozesse der Natur der Vervollkommnung allein nicht mächtig sind, sondern des Eingreifens Gottes bedürfen. In Vers 5 tut sich ein Widerspruch auf – noch in der ersten Strophe drängte das lyrische ich auf herbstliches Wetter, Beenden des Sommers, fordert nun aber südlichere, das heißt milde, sonnige Tage. Diese scheinbare innere Unentschlossenheit scheint durch den Kompromiss der zwei Tage, einer äußerst kurzen Zeitspanne, die zur Formvollendung aber unbedingt notwendig ist, aufgelöst zu werden. Mit dieser leichten Abschwächung seiner vorangegangenen harten Worte, versucht das lyrische die Anmaßung der Imperative etwas aufzuweichen und insbesondere anzuerkennen, dass der Früchte Reifung nun einmal abhängig von Gottes Willen und Tun ist. Der sich nun anschließende Vers weist ein Enjambement, das textunterstreichend wirkt, auf. Drängen und jagen (vgl. Vers 6) sind dynamische Verben des aktiven Handelns beziehungsweise der Bewegung, die Sprachfluss nur begünstigen, was sie schließlich mit einem Zeilensprung eint. „(…) Dränge[n] […] zur Vollendung hin […]“, Vers 6 scheint des weiteren zu implizieren, dass Gott nicht nur die Macht zu bewegen, zu steuern, zu verändern hat, sondern insgesamt als richtungsweisend gen Vervollkommnung zu sehen ist. Ähnliches deutet das Verb jagen an – die Kraft, eine Bewegung in die gewünschte Richtung zu lenken. Von den hier gebrauchten Verben geht eine ganz andere Dynamik als von denen in Goethes zweitem Teil aus. Sind es dort die Naturgewalten, welche Laub und Beeren denkbar sanft formvollenden, so ist es hier Gott, der drängend und jagend wesentlich gewaltiger, aktiver und fordernder seine Arbeit verrichtet. Erneut ist es die „letzte“, diesmal Süße, welche klare Assoziationen mit Perfektionismus weckt, kein naturgegebenes Geschenk wird ausgespart, alles bis zur Vollendung erledigt. Eine schwache Synästhesie stellt der schwere Wein dar. Ein Wort, das in unseren Sprachgebrauch übergegangen ist, aber dennoch leichte Widersprüchlichkeit aufweist. Schließlich vereinen sich hier die ursprünglichen Bedeutungen des Fühlens eines Gewichtes und Schmecken eines Aromas.

    Nach den Erscheinungen der unbelebten Natur folgt bei Goethe nun die Übertragung auf die persönliche Situation des lyrischen ichs. Der dritte Teil, 13. bis 16. Vers umfassend, wird wie vorangegangene Verse anaphorisch durch „euch“ eingeleitet, wobei die vorangestellte Konjunktion „und“ den Charakter des nachträglichen Hinzufügens verdeutlicht. Vielleicht versucht das lyrische ich sich mithilfe der Wortwiederholung, wie es sie auch bezüglich der kosmischen Natur gebrauchte, ihr nahezubringen. Doch werden die Tränen anders als Wärme oder Kälte vermutlich wirkungslos bleiben, die belebte Natur wenig beeinflussen. Obgleich Goethe hier ein Verb wortwörtlich natürlichen Ursprungs gebraucht, tauen (vgl. Vers 13), wird es in diesem Zusammenhang den menschlichen Tränen zugesprochen. Jenes wohlklingende, bildliche Verb erzeugt zudem den Eindruck von einer besonderen Beziehung des lyrischen ichs oder des Menschen im Allgemeinen zur Natur – die eigene Person, das menschliche Wesen ist gemäß pantheistischem Glauben ganz in die Prozesse der Natur einbezogen, hat Anteil daran und ist nicht ausgeschlossen. Die Interjektion „ach“ (vgl. Vers 13) ist ein typischer Kunstgriff der Epoche des Sturm und Drang / der Empfindsamkeit, ferner Ausdruck tiefer Bewegtheit, persönlicher Betroffenheit und natürlich um der sprachlichen Authenzität willen gebraucht. Den direkten Hinweis auf das lyrische ich als weinendes Individuum erhalten wir durch das Reflexivpronomen „diesen“ (vgl. Vers 14), welches die Augen unmissverständlich zuweist. Dabei handelt es sich um eben jene Augen, die sich zuvor an der natürlichen Schönheit der Umgebung erfreuten, in die Ferne blickten. Vers 15 charakterisiert die Liebe als ewige, stetige, unaufhaltsame Lebenskraft, die auch nach Enttäuschungen noch bestehen, das Leben im weiteren Sinne erhalten kann. Diese äußerst optimistische Auffassung passt zu Goethes biografischem Hintergrund – (Trennungs-) Schmerz war für ihn in diesem Herbst des Jahres 1775 und nicht zum ersten Mal Bedingung für den Prozess des Wachsens, Reifens und der eigenen Perfektionierung. Schließlich hat die gelöste Verlobung mit Lilly Schönemann ihn nicht an der späteren Liebe zu Christiane Vulpius gehindert. Zwar sind es jetzt noch „(…) voll schwellende Tränen(…)“, Vers 15, welche die Pflanzen betauen, doch dem scheinbar unaufhörlichem Fluss hat das lyrische ich und möglicherweise Goethe selbst den ebenso unaufhörlichen Strom der Liebe entgegenzusetzen.

    Auch die dritte Strophe des „Herbsttages“ verweist auf den Menschen, entfernt sich von bloßer belebter und unbelebter Natur, wobei das lyrische ich hier nicht den unmittelbaren Selbstbezug deutlich werden lässt. Doch ist der Ausblick dieser Tage kein guter – die Zukunft hält ein Leben in Einsamkeit, Unruhe und Tristesse bereit. Was sich uns hier bietet ist ein negatives Ende, der Zerfall des Herbstes, nicht der werdende, wachsende Aspekt. Die Haupterkenntnis des lyrischen ichs lässt sich für die Verse acht bis zwölf wie folgt formulieren: der Mensch ist von der Vervollkommnung der Natur ausgeschlossen, nur Flora und Fauna erfahren die Vollendung in Perfektion. Der erste Satz (Vers 8) kommt einer bloßen Feststellung gleich, die im Präsens formuliert wurde. Durch die Struktur des Satzes, die einen Relativsatz erkennen lässt, werden Anonymität und Allgemeingültigkeit bewahrt, was sich deutlich von den sehr persönlichen letzten Versen des lyrischen ichs bei Goethe unterscheidet. „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.“ – in der Gegenwart ist kein Besitz vorhanden, ebenso wenig wird eine Änderung erfolgen. Insbesondere die Formulierung „keines mehr“ scheint den Verzicht auf Baumaßnahmen auf unbestimmte Zeit zu implizieren. Während seiner Pariser Zeit zeigte Rainer Maria Rilke impressionistisch durchwirkte, stark symbolistisch geprägte Tendenzen, so ist es wenig verwunderlich, dass z.B. das Haus symbolisch über sich als Ding hinausweist. Die „Hütte“ war ein wichtiges Symbol der Stürmer und Dränger, welches für privates Eigentum, die eigenen vier Wände stand. Diese Bedeutung ließe sich durch Zusätze wie persönliche Zurückgezogenheit, Geborgenheit, Wohlgefühl, Bekanntes, Vertrautes und Geliebtes ergänzen. Entbehrt man dieser wichtigen Essenzen des alltäglichen Lebens fehlt die Grundlage für Fortschritt und Weiterentwicklung. Jener Eindruck nimmt immer deutlichere Formen an, betrachtet man die fehlende Aufbruchstimmung der folgenden Verse. Über einen anaphorischen Satzanfang einer weiteren Feststellung gleich eingeleitet („Wer jetzt allein ist […]“, Vers 9) schließt sich nun die Rede von dauerhafter Einsamkeit an, weshalb jetzt auch ein Wechsel der Tempora zum Futur erfolgt. Der Ausblick auf die Zukunft verheißt lang währende Einsamkeit („[…] wird es lange bleiben […]“), die zudem eng mit der Entbehrung einer Wohnstätte, nein, mehr noch eines Zuhauses, verknüpf zu sein scheint. In Vers zehn finden wir die Fortsetzung des neunten Verses, es werden mögliche Aktivitäten des dauerhaft einsamen Individuums aufgezählt, was unter Verwendung von Alliterationen erfolgt („[…] wird wachen, lesen lange […]“). Schlaf- und Ruhelosigkeit scheinen die Tätigkeiten zu bestimmen. Sie kommen einer Ablenkung gleich – Beschäftigung mit Literatur, die ausgedehnte schriftliche Kontaktaufnahme. Es handelt sich hierbei um typische Herbstaktivitäten, die vor allem triste Tage, Abende, durchwachte Nächte voll der Zeit weil ohne Heim oder Familie in geheizten Räumen verstreichen lassen. Genannte Alliterationen tragen ebenso wie das jambische Metrum und das Vers elf und zwölf verbindende Enjambement zu einer gesteigerten Dynamik, die einem inneren Aufbegehren ähnlich scheint, bei. Alleen vermitteln ein beklemmendes Gefühl der Gefangenheit, des Begrenztseins, was durch eine rastlose Wanderschaft innerhalb der begrenzten vorgezeichneten Wege noch verstärkt wird („[…] hin und her […]). Die zu dieser Jahreszeit wohl einzig ausführbare Betätigung im Freien wird vom Treiben der Blätter, die in ihrer Bewegung der des lyrischen ichs so ähnlich sind, begleitet. Mithilfe der jahreszeitlich typischen Sprache, Umschreibung für das Wehen der Blätter, gelingt es Rilke sehr anschaulich ein Herbstbild zu malen, von einem Tag im Herbst, eingefangenen Impressionen, die dennoch symbolisch über sich hinaus verweisen – auf einen Menschen, dem die Enttäuschungen kein Balsam sind, die unerträgliche Tristesse des Herbstes ist nur Ausdruck der beständigen Ausgrenzung des Menschen. So mag er doch höher entwickelter sein, als alle Pflanzen und Tiere dieser Welt – doch vielleicht stellt sich ihm gerade das in den Weg. Ein derartig komplex denkendes Lebewesen betrachtet Fortschritt plus Weiterentwicklung nie einseitig und wird mit allergrößter Wahrscheinlichkeit vom perfekten Leben in Vollendung, vom großen Glück ausgeschlossen bleiben, da Enttäuschungen kaum vermeidbar sind.

    Zur Gedankenbewegung bei Goethe bliebe zusammenfassend noch Folgendes zu sagen: der imperativischen Wendung an die belebte Natur um die Vollendung jener zu bewirken schließt sich die weitere Rede mit den Erscheinungen der Pflanzenwelt, aber zudem die Sprache von kosmischer Natur, welche die Flora beeinflusst, an, abschließend wird das „Werden“ eines Herbstes auf die persönliche Trauerstimmung des lyrischen ichs übertragen, welches der Jahreszeit angepasst in eine optimistische Aufbruchsstimmung versetzt wird. Rilkes Reflektionen unterscheiden sich davon recht deutlich: die imperativische Wendung an Gott, zunächst als Wächter der Naturgewalten, dann als omnipotenter Weltverbesserer zugunsten der belebten Natur, umfasst die ersten beiden Strophen, der dritte Teil lässt bei Übertragung der Herbststimmung auf den Menschen, dessen unmöglich überwindbare Unvollkommenheit deutlich werden, was eher Endzeit- als Aufbruchstimmung gleichkommt.

    Empfindsamkeit / Sturm und Drang versus vielschichtigste Literatur der Jahrhundertwende – was bleibt ist zuweilen der Balsam der Enttäuschungen, manchmal auch die ganz persönliche apokalyptische Endzeitstimmung. Angesichts Goethes biographischen Hintergrundes muss ich meine tiefste Bewunderung für die optimistische Vision von der ewig lebenden Liebe aussprechen. So schön gewählt Amadeu de Prados Worte auch sind, in einem hoffnungslos unglücklichen Gefühlszustand wären sie mir nur ein geringer Trost. Der (Selbst) -Reflektion

    von Erwartungen, Vorstellungen und Wünschen wäre ich erst nach einer Periode der Melancholie befähigt und selbst dann wäre mein persönlicher Aufschwung zu neuer Kraft, neuem Wachsen und Werden tatsächlich äußerst fraglich. Umso mehr kann ich die beständige Zerrissenheit Rilkes angesichts der das menschliche Dasein bestimmenden Punkte verstehen. Gesellschaft (der Mensch braucht Liebe um Mensch zu werden) oder Isolation (jeder ist sich selbst der Nächste) sind denke ich auch heute noch bestimmende Gegensätze unserer Zeit. Wie oft steht man sich dabei selbst im Wege: Ehrgeiz und Strebsamkeit, die einen blind machen, für die unter Menschen nur zu befriedigenden Bedürfnisse, die uns von jedem Tier unterscheiden oder das beständige Handeln für andere, Aufopferung und ewiges Zurückstecken zu lasten der persönlichen Verwirklichung. Männer wie Frauen sehen sich heute vielfach mit der Frage konfrontiert, ob Familie und Karriere zeitgleich, vereinbar und gleichwertig umsetzbar sind. Natürlich liegen die Schwerpunkte der einfachen Menschen anders, als bei einem poetischen Genie, aber die Herausforderung bleibt doch letztlich immer ein und dieselbe. Sich ausprobieren, Erfahrungen, ja auch negative, gar Fehler machen, daraus lernen, mit dem neuen Ergebnis glücklicher werden und ewig so fort.

    Ob man(n)/ Frau in dieser Form tatsächlich zur wahren Selbsterkenntnis gelangt, liegt im Auge des Betrachters, erscheint mir jedoch eher fragwürdig. Aber – halt – für alle Ungeduldigen: fahren Sie doch mal nach Dänemark, da nämlich leben nach eigener Aussage gegenüber einer soziologischen Stiftung die glücklichsten Menschen der Welt, die sich immerhin am klarsten über erfüllte Träume und Wünsche sein müssten. Das ist zumindest eine echte Alternative gegenüber Rilkes zutiefst melancholischer Abschiedstimmung…

  • Schlittenfahren Helga Novak Analyse der Kurzgeschichte

    Schlittenfahren Helga Novak Analyse der Kurzgeschichte

     

     

    Die Kurzgeschichte „ Schlittenfahren“ von Helga M. Novak die 1968 erschienen ist handelt von einem Vater und seinen zwei Kindern!

    Es geht hierbei um zwei Geschwister, die sich im elterlichen Garten um den Schlitten streiten. Da sie dabei Krach machen, kommt der Vater aus dem Haus raus und ruft seinen Kindern zu, WER BRÜLLT KOMMT REIN!

    Dieses wiederholt sich mehrere Male: die Kinder sind laut und der Vater kommt raus und ruft, WER BRÜLLT KOMMT REIN! Jedoch setzt er seine Drohung nicht in die Tat um.

    Der ( unwissende ) Erzählerschildert das Geschehen aus der Sie-Perspektive (Bsp.: S 48; Z 3 ).

    Die Personen handeln rein äußerlich ( z.B. Z. 3) .

     

    Die gesamte Kurzgeschichte wurde in knappen Sätzen aufgebaut, so dass die Sprache verarmt wirkt.

    Der Satzaufbau und die sprachliche Ebene ist sehr einfach und immer nach dem gleiche Prinzip aufgebaut, dass Subjekt zum Beispiel wird sehr häufig hintereinander wiederholt, wie in den ersten drei Sätzen, […]steht in einem Garten[…]Der Garten[…]Durch den Garten[…]!

    Und obwohl in dem Text häufig wörtliche Rede vorkommt, findet keine wirkliche Kommunikation statt!

    Das bewirkt, dass Sprache, Inhalt und die Ausdrucksweise der Autorin gut zusammenpassen und die Situation sehr deutlich werden!

    Denn der Vater kommt nicht aus dem Haus um den Streit der beiden Kinder zu schlichten, sondern nur mit der Drohung, WER BRÜLLT KOMMT REIN, zu beenden, dass macht wieder deutlich, dass der Vater kein sonderliches Interesse an seine Kindern hat, denn er macht seine Drohung macht er keinesfalls wahr, schließlich würde es für ihn ja auch wiederum Arbeit bedeuten, auf seinen Sohn im Haus aufzupassen! Besonders am Schluss wird wieder deutlich, dass der Vater nicht sonderlich an seinen Kindern interessiert ist, da er obwohl sein Sohn in den Bach gefallen ist nur wieder ruft: “WER BRÜLLT KOMMT REIN !“

    Ich persönlich finde die Geschichte fast schon traurig, denn ich denke, dass es immer mehr Familien gibt, bei denen sich die Kommunikation wirklich nur auf das wesentliche bezieht!

    Außerdem finde ich, das die Autorin die Situation gut mit den kurzen knappen Sätzen geschildert hat, so dass der Inhalt und die Sprachlich Ebene gut zusammenpassen!!

  • Zwei Männer Günter Weisenborn Analyse Interpretation

    Zwei Männger Günter Weisenborn Analyse Interpretation

     

     

    In der Kurzgeschichte von Günther Weiseborn mit dem Titel „Zwei Männer“ geht es um zwei Männer, eine Farmer und seinen ‚Angestellten’, die während großer Not die gesellschaftliche Stellung vergessen und gemeinsam eine lebensbedrohende Situation bewältigen.

    Die Geschichte spielt in Argentinien. Durch heftige Regenfälle wird das ganze Land von Santa Sabina überschwemmt. Dadurch wird einem Farmer die gesamte Teeernte zerstört, sein Farmarbeiter verliert Frau und Kind bei dieser Überschwemmung. Als beide versuchen, ihr Unglück zu fassen, kommt jedoch erst die richtige große Flut: der Parana, der größte Fluss Argentiniens, tritt über die Ufer und reißt alles mit sich.

     

    In dieser Kurzgeschichte werden die äußere und innere Handlung deutlich sichtbar. Im äußeren Handlungsverlauf wird die zerstörende Flut mit ihren Folgen für Mensch und Natur geschildert. Die innere Handlung stellt die zwischenmenschliche Beziehung der beiden Männer dar.

     

    Der Text enthält deutliche Merkmale einer Kurzgeschichte. Bei dem unmittelbaren Beginn findet sich der Leser sofort im Geschehen. Die Spannung steigert sich im Laufe der Geschichte, insbesondere zu dem Zeitpunkt, indem der innere Handlungsverlauf beschrieben wird (ab Zeile 64). Der halboffene Schluss gibt Hinweise auf einen möglichen Ausgang [„Morgen gehen wir zurück und fangen wieder an“,Z.102].

    Es wird in der Geschichte eine Wende im Leben der beiden Männer beschrieben. Nichts ist mehr wie vorher in ihrem Leben: der Farmer hat seine Teefelder verloren, der Peon Frau und Kind.

     

    Diese Kurzgeschichte wurde aus der Perspektive eines personalen Erzählers geschrieben. Er berichtet zunächst neutral von dem Geschehen um die Männer herum, weiß aber beim inneren Handlungsverlauf, was der Peon denkt.

    Sprache und Erzählweise sind schlicht. Sachlich werden die Umstände beschrieben, in der die Handlung stattfindet. Jedoch immer, wenn von der Gefährlichkeit und Zerstörungskraft des Wassers berichtet wird, benutzt der Erzähler Metaphern [ [Z.29 Dieser Feind hier, das Wasser, war bösartig wie hundert Schlangen, die heranzischten, und todesdurstig wie der Puma auf dem Ast.] [Z.61 Blüten, Möbel und Leichen vereinigten sich zu einem Zug des Todes…]

    Die übrige Erzählweise wirkt dagegen etwas unbeteiligt, zeitweise sogar auch etwas gleichgültig.

     

    Der Text stellt die zwischenmenschliche Beziehung zweier Männer in einer lebensbedrohlichen Situation dar. Der Farmer und der Indio haben unterschiedliche gesellschaftliche Stellungen. Der Farmer ist eher bereit, diese aufzugeben [Z.17 Der Farmer, im Begriff, nach Mannes Art zu handeln…], während der Peon in der größten Not zuerst mit dem Gedanken spielt, seinen „Herren“ umzubringen, sich dann aber selbst das Leben nehmen will, nachdem er festgestellt hat, dass der Farmer ein guter Mensch ist.

     

    Meiner Meinung nach gelingt es dem Autor sehr gut, die Spannung sowohl der äußeren wie auch der inneren Handlung zu vermitteln. So kann man die Situation der Männer beim Steigen der Wasserhöhe nachempfinden, wenn sie vor dem Wasser Schritt für Schritt zurückweichen müssen. Zudem kann man sich gut in die Lage der beiden Männer hineinversetzen und den Konflikt des Indios nachfühle. So ist man am Schluss erleichtert, dass die Männer eine Lösung finden und beide zusammen an einen Neuanfang denken.

  • Interpretation Zentralbahnhof Günter Kunert

    Interpretation der Kurzgeschichte „Zentralbahnhof“

     

     

    Günter Kunert (1929* Berlin ) ist ein Autor der sich mit dem Problem der Staatsgewalt auseinandersetzt. Er nennt seine eigene Kindheit eine staatlich verpfuschte Kindheit. Günter Kunert ist jüdischer Abstammung und lebte viele Jahre seines Lebens in der DDR. Schriftsteller wurden in der DDR häufig kritisiert, da sie den Staat in ihren Werken zu skeptisch und pessimistisch sahen. Eine freie Meinungsbildung war in der DDR strafbar, besonders wenn die Meinung den Staat und die Politik betraf. Der Dichter, Publizist und Essayist zählt zu den vielseitigsten und produktivsten deutschen Schriftstellern der Nachkriegszeit.

    Typisch für ihn als Schriftsteller ist es durch pessimistische Grundstimmung Probleme der Vergangenheit detailliert und kritisch zu beschreiben.

     

    Die Kurzgeschichte „Zentralbahnhof“ von Günter Kunert (1972) spielt im November irgendeines Jahres in einem nicht bekannten Ort, von dem nur bekannt ist, dass es dort einen Zentralbahnhof gibt. Es lässt sich jedoch vermuten, dass die Handlung zur Zeit des Nationalsozialismus spielt, da es sich eindeutig um eine Diktatur handelt in der Menschen wahllos hingerichtet wurden. Hauptthemen sind Kritik an Diktaturen und an den Menschen, die eine Diktatur akzeptieren, bzw. sich nicht trauen etwas dagegen zu unternehmen und an den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten. Die Hauptfigur, die einfach nur als „Jemand“ bezeichnet wird, erhält einen Brief, in dem sie aufgefordert wird, sich zu ihrer Hinrichtung leichtbekleidet im Klo des städtischen Zentralbahnhofes einzufinden. Vergeblich sucht sich der „Jemand“ Rat bei Freunden und sogar bei einem Rechtsanwalt, die ihm aber nicht helfen wollen. Daher erscheint er auf dem Herrenklo, wo er schließlich tot aufgefunden wurde, wahrscheinlich ist er erfroren, da er nur leicht bekleidet ist und da es Winter ist. Die Gattung der Kurzgeschichte zeichnet sich generell, wie auch in diesem Beispiel, dadurch aus, dass der Leser sich direkt im Geschehen befindet, während die Handlung am Ende der Geschichte abgeschlossen ist.

     

    Die Kurzgeschichte trägt die Überschrift „Zentralbahnhof“. Aus ihr kann man bisher nur ahnen, dass es sich um einen wichtigen Ort in der Geschichte handelt.

    Die Hauptfigur ist eine anonyme Figur, die jedoch nur als „Jemand“ bezeichnet wird. Dieser entdeckt an einem „sonnigen Morgen innerhalb seiner Wohnung“ auf seinem „Frühstückstisch“ ein „amtliches Schreiben“. Dieses Schreiben steht im direkten Kontrast zur äußeren Situation, die harmonisch und alltäglich wirkt, vor allem durch die Sonnenstrahlen und das alltägliche morgendliche Frühstück. Der Brief hingegen, der auf „grauem, lappigem Papier“ gedruckt ist, „überfällt“ ihn. Dies verstärkt zum einen den Kontrast und zum anderen ist dies eine Personifikation. Der Brief steht also stellvertretend für die Leute, die ihm geschrieben haben. Da das Äußere des Briefes so miserabel aussieht, ergibt dies schon einen ersten negativen Eindruck. Der Inhalt des Schreibens ist ebenfalls ein strikter Gegensatz zum morgendlichen Idylle. Es ist ein Befehl, zu seiner „Hinrichtung“ in den „Zentralbahnhof“ zu kommen. „Bei Nichtbefolgung droht eine Bestrafung“ . Dies ist sehr Grotesk und wird außerdem noch durch die Bitte mit „leichter Kleidung“ zu erscheinen verstärkt. Dies ist eine indirekte Kritik gegen die Autoren des Briefes, also gegen die Regierenden. Dieser jemand nimmt diese Sache sehr ernst, was sich daran erkennen lässt, dass er „verzagt“ bei seinen Freunden auftaucht. Er wird nun auch nicht mehr jemand genannt, sondern „der solchermaßen Betroffene“ , was seine emotionale Lage zeigt. Ein weiterer Beleg ist seine Forderung nach „dringlichem Rat“ . Außerdem möchte er nichts essen oder trinken.. Die Freunde sind zu Beginn des Gespräches hilfsbereit, da sie ihm „Getränke und Imbiss“ anbieten. Jedoch, sobald sie von der vermeintlichen Hinrichtung hören, ändern sie ihre Haltung. Sie werden abweisend und versuchen ihn so schnell wie möglich loszuwerden. Sie haben sogar richtige Angst Kontakt mir ihm zu haben. Dies zeigt sich darin, dass sie sich weigern ihm zu helfen und stattdessen nur durch „ernstes und bedeutungsvolles Kopfschütteln“ ihr Interesse vortäuschen. Außerdem wird er plötzlich nur noch als „begrenzt Lebendiger“ beschrieben und sie sind froh, als er weg ist. Sie atmen heimlich auf als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen ist. Als Begründung für ihr Verhalten stellen sie sich die Frage, ob es sich lohnt „wer weiß nicht was alles auf sich zu laden“ , da man ihn sowieso nicht retten kann, wie sie glauben. Da der begrenzt Lebendige immer noch keine Unterstützung bekommen hat, versucht er es nun bei einem „Rechtsanwalt“ . Aber auch dieser Rechtsanwalt hat nicht im geringsten das Interesse ihm zu helfen. Um sich selber jeden Ärgern vom Hals zu halten angeblich, um „Repressalien auszuweichen“, rät er ihm den Termin auf „jeden Fall einzuhalten“ . So versucht der Rechtanwalt ihn sogar mit Lügen zu vertrösten, was sich daran belegen lässt, dass er behauptet, dass die Sache mit der Hinrichtung ein „Druckfehler“ sei. Das ganze hieße in „Wirklichkeit „Einrichtung“. Ein weiter sinnloser Rat ist „Abwarten“. Es geht schließlich um eine festgesetzte Hinrichtung, daher ist Abwarten das Schlimmste, was man machen kann. Schließlich behauptet der Rechtsanwalt sogar, der Jemand sollte ihm „vertrauen“. Der Jemand glaubt dies alle, oder will es zumindest glauben, da diese eine Hoffnung ist, nicht sterben zu müssen. Da er jedoch keine Erfahrung hat und still alles glaubt, was der Rechtsanwalt zu ihm sagt, wird er nun auch „frisch gebackener Klient“ genannt. Nun ist er erst recht verzweifelt und aufgeregt, weshalb er sich „schlaflos“ in seinem „durchfeuchteten Laken“ wälzt. Er ist sogar so verzweifelt, dass er eine Fliege mit „brennendem Neid“ um ihre Freiheit beneidet. Hierzu hat er überhaupt keinen Grund, da eine Fliege in der Regel nur wenige Tage lang lebt, also wesentlich kürzer als er. Dies zeigt noch einmal die Verzweifelung und Ratlosigkeit. Vor lauter Niedergeschlagenheit durch die abweisenden Haltungen der anderen Figuren, versuch er es noch einmal bei seinem „Nachbarn“, den er „mitten in der Nacht“ aus dem Bett läutet. Dieser ist so abweisend, dass er sich noch nicht einmal auf ein Gespräch einlässt, sondern ihn einfach nur durch das „Guckloch anglotzt“. Er wird nicht angeschaut, nein er wird angeglotzt. Dies ist eine sehr abwertende Geste des Nachbarn. Er hat scheinbar große Angst sich dem „zur Herrentoilette Beorderten“ zu nähern. So starrt er ihn „ausdruckslos“ an. Dies zeigt, dass er weder Mitleid, noch richtigen Hass empfindet. Er hat, wie alle anderen Figuren auch, Angst vor den möglichen Folgen. Da es sich sehr wahrscheinlich um eine Diktatur handelt, in der „Gegner“ ohne Rücksicht und teilweise ohne Grund sogar umgebracht werden. Daher könnte dies alles eine Metapher für die Zeit des Nationalsozialismus sein, in der vor allem Juden „grundlos“ hingerichtet wurden, genau wie es mit dem Jemand geschehen soll. Da der Einzelne keine Rechte hat, hat auch der Rechtsanwalt keine Möglichkeit sich dem Staatswillen zu widersetzen. So hat der „zur Herrentoilette Beorderte“ keine andere Wahl, als „pünktlich“ im Zentralbahnhof zu erscheinen. Der Zentralbahnhof wirkt kalt, da der Jemand „fröstelt“ . Dies bezieht sich zwar auf die Temperatur, ist aber im übertragenen Sinne auch auf diesen Ort bezogen (Metapher). Der Ort selber ist menschenleer. Nur „hier und da gähnt ein beschäftigungsloser Gepäckträger“ . Der „Boden wird gefegt und immerzu mit einer Flüssigkeit besprengt“ . Dies erzeugt eine Vorstellung von Abstoßung und Sinnlosigkeit, ja sogar von Gefühlskälte. Dies sind sicher auch die Gefühle, die im „zur Toilette Beorderten“ vorgehen. Die Situation ist ihm sehr unbehaglich, vor lauter Angst hat er sogar die Anweisung so weit befolgt, dass er trotz der Kälte „das leichteste, was er an derartiger Kleidung besitzt“ trägt. Dies ist doch sinnlos, da er sowieso nichts zu befürchten hat, da er sowieso sterben soll. Doch vor laut Angst und Verwirrtheit handelt er so, wie es ihm befohlen wurde. Schließlich betritt er den Ort an dem er sterben soll, die „Herrentoilette“. Auch diese Toilette wirkt abstoßend durch die „spiegelnde Leere“ in der sein „einsamer Schritt“ „hallt“. Diese sterile Sauberkeit erinnert stark an ein Krankhaus oder ähnliches, was ebenfalls sehr abstoßend wirkt auf viele Leute. Schließlich betritt er seine Todeskabine „Kabine 18“ . Hier soll er sterben. Der Jemand ist dermaßen eingeschüchtert, dass er versucht sich selbst einzureden, dass gar nicht passieren wird. So „zuckt in ihm die Gewissheit auf, dass gar nichts passieren wird“ . Dies wiederholt er noch öfters, um sich selbst zu beruhigen. Dies zeigt sehr deutlich die verzweifelte Lage in der er sich befindet. Er ist sicher, dass dies die letzten Minuten seines Lebens sind. So wiederholt er hoffend die Worte seines Rechtsanwaltes: „Vertrauen! Vertrauen!“ .Eine, wie er sie empfindet „euphorische Stimmung“ steigt ihm in die Kehle. Dies ist nichts weiter als eine weitere Ausdruck seiner Angst. Ein weiterer Beleg ist, dass er das Schloss der Toilette „fächelnd verriegelt“ in der Hoffnung, dadurch geschützt zu werden. Dies ist natürlich völlig sinnlos, da es keinerlei Schutz bietet. „Eine Viertelstunde später“ wird sein „Leichnam&
    ldquo; aufgefunden. Über seinen Tot wird nichts weiter gesagt. Es lässt sich zwar vermuten, dass er erfroren ist, da er trotz des Winters nur sehr dünn angezogen war, es ist jedoch völlig unwichtig, wie er gestorben ist. Wichtig ist nur, dass die „Herrscher“ ihr Ziel erreicht haben. Der Jemand ist tot. Das sein Tot Absicht war, lässt sich daran belegen, dass die beiden „Toilettenmänner“ ohne jeglichen Kommentar und ohne jeden Gemütsausdruck die Leiche wegschaffen. Ohne Zögern bringen Sie die Leiche in die Rotziegeligen Tiefen des Zentralbahnhofes, von dem jeder wusste, dass ihn weder ein Zug jemals erreicht hatte, obwohl oft über seinem Dach Rauch angeblicher Lokomotiven hing“. Dies zeigt, dass der Zentralbahnhof mit seiner Herrentoilette eine Metapher für die Konzentrationslager der Nationalsozialisten ist. Dort wurden die Opfer ebenfalls mit Zügen hingebracht, was den Namen Zentralbahnhof erklärt. Der angebliche Rauch stammt aus den Verbrennungen der Leichen, wie sie damals durchgeführt wurden. Die Macht der Diktatoren wird dadurch deutlich, dass „jeder wusste“, dass es ein KZ war, aber niemand traute sich dem Jemand die Wahrheit zu sagen. Sie hatten Angst selber in sein solches Lager zu müssen! Im Gegensatz zu der Aussage, dass alle es wüssten, steht die Behauptung des Jemand: „Man weiß es ja selber nichts darüber…“ Auch durch die Ellipse wird betont, dass der Jemand es schon weiß, es aber nicht wahrhaben will. Er möchte das alles am liebsten Verdrängen und lieber die Lügen glauben, die ihm der Rechtsanwalt erzählt. Nichts anderes macht er als er sich auf der Toilette einredet, dass das alles nur ein Missverständnis sei! Der Weg des Jemand bis zum Tod lässt sich als Leser besonders stark nachempfinden, da die Handlung im Präsens aus sicht des Jemand und nach seinem Tod aus Sicht eines allgegenwärtigen Erzählers erzählt wird. Es regt den Leser besonders durch die Groteske Gestaltung des Textes an, weiterzulesen, da der Leser erst zum Schluss erfährt, dass die Handlung auf tragische Weise mit dem Tod des Jemand endet. Stellen, wie die angedrohten Strafen bei Nichtbefolgung der Befehle in dem Brief oder der Rat des Rechtsanwaltes, einfach mal hinzugehen, es sei bestimmt ein Druckfehler und er solle sich auf der Herrentoilette des Zentralbahnhofes einrichten werden vom Leser beim ersten Lesen des Textes zunächst als Witze und Ironie aufgefasst. Dies ist, wie sich zum Ende des Textes zeigt, falsch.

  • Die Küchenuhr Wolfgang Borchert Inhaltsangabe

    Die Küchenuhr Wolfgang Borchert Inhaltsangabe

    Die Kurzgeschichte „Die Küchenuhr“ von Wolfgang Borchert erzählt von einem im Krieg traumatisierten jungen Mann.

    Auf einer Bank in der Sonne sitzen mehrere Personen, zu denen sich der junge Mann dazusetzt. Er hält in der Hand eine kaputte Küchenuhr und erzählt, dass diese das einzige sei, das ihm von Elternhaus und Familie nach einem Bombenangriff noch geblieben sei. Die Uhr ist um halb drei stehen geblieben, was für ihn eine besondere Bedeutung hat, da er um diese Zeit immer nachts von der Arbeit nach Hause kam und von seiner Mutter trotzdem liebevoll umsorgt wurde. Im Nachhinein betrachtet wird ihm klar, wie paradiesisch er es gehabt hat.

  • Analyse "Gibs auf!" Franz Kafka

    Analyse "Gibs auf!" Franz Kafka

     

     

    Die vorliegende Parabel trägt den Titel „Gibs auf“ und wurde von Franz Kafka verfasst. Über den genauen Entstehungszeitpunkt kann ich keine Aussage treffen, da keinerlei Angaben dies betreffend gemacht sind. Die Parabel beschreibt eine morgendliche Situation und ist in der Perspektive der 1. Person Singular geschrieben. Der Erzähler befindet sich auf dem Weg zum Bahnhof und schaut auf die Uhr und er entdeckt, dass er schon viel zu spät dran ist. Und gerade diese Situation lässt ihn erstarren und verunsichert ihn zusätzlich in seinem Weg. Deshalb fragt er einen Wachmann nach seinem bevorstehendem Weg. Allerdings gab dieser keine präzise Antwort und sagte nur „Gibs auf.“ (Z 10). Eine mögliche Aussageabsicht könnte sein, dass man dem Leben hinterher läuft und sehr viel verpasst und man jede Gelegenheit nutzen sollte, auch wenn man von manchen Personen nicht die nötige Unterstützung bekommt.

    Die ganze Parabel hat einen außerordentlich großen Bildteil. Nahezu jedes Wort kann man übertragen, um daraus die gewollte Aussageabsicht zu nehmen. Zum einen finden wir das Bild der Turmuhr (Z.2), die die genaue Uhrzeit abzeigt, gegensätzlich zu des Erzählers Uhr (Z.2). Die Turmuhr könnte für de Vorstellung des Vaters stehen. Schließlich ist es allseits bekannt, dass Hermann Kafka eine ganz bestimmte Vorstellung von Franz Kafkas Leben hatte und diese auch deutlich machte. Dem entsprechend stellt seine eigene Uhr seine Vorstellung vom Leben dar, die deutlich von der seines Vaters abweicht. Sie könnte auch für sein Leben stehen und somit zeigen, dass nicht nur seine Vorstellung, sondern auch seine Umsetzung vollkommen abweicht und er einfach hinterher hängt. Des weiteren heißt es , dass er sich durch diesen Irrturm sehr beeilen muss (Z. 4). Genau das könnte darauf hindeuten und heißen, dass er den Idealen seines Vaters hinterher eifert, da er sich sehr abhängig von ihm erscheint. Weiterhin beschreibt Kafka den Weg, den er zu begehen hat (Z. 4ff). Durch dieses Hindernis der verlorenen Zeit wird er unsicher im Weg, ihm wird deutlich, dass er sich nicht auskennt, da er neu ist. Das unsichere Verhalten, was er in der Parabel an den Tag legt, könnte auf Selbstzweifeln hindeuten, da er sicherlich auch sehr von seinem Vater verunsichert wurde. Die Fremde der Umgebung zeigt, dass das Ideal seines Vaters einfach nicht mit dem Seinen zu vereinbaren ist. Kurz nach der Beschreibung des Weges trifft er auf den Schutzmann. Dieser Schutzmann könnte sein Vater sein. Hermann Kafka, der dort sagt: „Gibs auf, gibs auf!“, und sich mit Schwung umdreht(Z. 10f). Das „Gibs auf“ scheint die Bestätigung das Vaters für seine Selbstzweifel zu sein. Er soll es einfach nicht mehr versuchen nach dem Weg zu suchen, er hat die Ideale seines Vaters schlicht weg versäumt und kann sie einfach nicht mehr nachholen. Auch der große Schwung, mit dem sich der Vater, also hier der Schutzmann, umdreht, zeugt von der Selbstüberzeugung Hermann Kafkas. Der Vater war dominant und wollte für seine Kinder nur das Beste, war nie mit den Leistungen und den Plänen seiner Kinder zufrieden, wollte sie immer weiter verbessern. In Zeile 11,12 heißt es dann „[..] die mit ihrem Lachen allein sein wollen.“, diese Textstelle bezieht sich immer noch auf den Schutzmann und somit au fas Verhalten seines Vaters. Mit dem Lachen allein sein wollen, wollen Leute, die vor Egoismus nur strotzen und keineswegs Rücksicht auf ihre Mitmenschen nehmen.

    Ich denke Franz Kafka hat diese Parabel nur geschrieben um mit der herrschsüchtigen Art seines Vaters umzugehen. Er beschreibt ein Leben, was nur aus einem Hinterhereifern besteht. Die beiden Lebensvorstellung, zum einen die des Vater, zum anderen die von Franz Kafka, werden gegenüber gestellt und es kristallisiert sich heraus wie sehr Kafka darunter leidet. Er leidet an Depressionen und an der Unsicherheit den richtigen Weg zu begehen. Selbst wenn er sich in seiner Jugend kompromissbereit zeigte, wurde er immer wieder von seinem Vater abgewiesen.

    Meiner Meinung nach ist diese Parabel sehr anschaulich geschrieben und beschreibt nahe zu perfekt die Unterdrückung seines Vaters.

     

  • Inhaltsangabe Die Probe von Herbert Malecha

    Inhaltsangabe zu „Die Probe“ von „Herbert Malecha

     

     

    In der Kurzgeschichte „Die Probe“ von „Herbert Malecha“ geht es um einen Mann der Gesucht wird

    und mit einem gefälschten Pass durch die Gegend spaziert auf der Suche nach einem Schiff.

     

    Als Redluff über die Straße geht wird er von einem Auto angefahren, anstatt sich helfen zu lassen geht er

    einfach weiter und versucht nicht weiter aufzufallen. Er tut das nur aus einem Grund würde er jetzt nicht

    einfach weiter gehen, würde die Polizei kommen und den Pass verlangen und so weiter.

    Er schleppt sich durch die Füßgängerzone in der es vor Menschen wimmelt, und je mehr Menschen es

    werden umso stärker wird seine Angst erkannt zu werden. Endlich kommt eine Nebenstraße die etwas

    dunkler und nicht so belebt ist, in die er natürlich gleich einbiegt. Dort geht er in eine kleine Kneipe wo

    er erstmal einen trinkt. Plötzlich kommen zwei Männer rein, der größere von beiden geht von einem

    Tisch zum Anderen und fragt die Leute irgendetwas und dabei hält er etwas blitzendes in der Hand.

    Der kleinere steht immer noch mitten im Raum, da kommt der Große zurück zum Anderen der ihm etwas sagt.

    Nun kommt der Große genau auf Redluff zu und verlangt den Pass. Auf einmal ist er ganz ruhig und

    gibt dem Mann den Pass, nach der Kontrolle gehen die zwei Männer wieder und ihm fällt ein Stein vom Herzen.

    Eine Weile später geht Redluff wieder in einer sehr bunten und belebten Straße spazieren, und stellt sich

    hinter einer Frau an die er vorhin schon gesehen hat. Als er durch die Absperrung in eine große Halle

    geht schreit ein Mann hinter ihm und zeigt auf ihn und plötzlich strahlen ihn riesige Scheinwerfer an und

    zwei Frauen hacken sich bei ihm ein. Da kommt ein Mann und fragt ihn wie er heißt denn er ist der

    hunderttausendste Besucher und Redluff antwortet ihm mit seinem richtigen Namen und schon

    kommen die Polizisten auf ihn zu.

  • Interpretation Im Spiegel von Margret Steenfatt

    Interpretation der Kurzgeschichte ‚Im Spiegel’ von Margret Steenfatt

     

    Die Kurzgeschichte ‚Im Spiegel’ von Margret Steenfatt zeigt den emotionalen Ausbruch eines Jugendlichen, verursacht durch ein Elternhaus voller Vorurteile. Berichtet wird von einem Jungen namens Achim, der nach einer Auseinandersetzung mit seinen Eltern vor seinem Spiegel sitzt und sein blasses, ausdrucksloses Spiegelbild betrachtet. Er malt es mit Farbe nach und schließlich zerschlägt er, nachdem er begriffen hat, dass das Bild seine jahrelang aufgezwungene ‚Maske’ darstellt, den Spiegel.

    Der Text wirkt auf mich zunächst Mitleid erregend, weil er Achim als einen unverstandenen, einsamen Jungen vorstellt, der anscheinend, aufgegeben von seinen Eltern, keinen Sinn mehr in seinem bisherigen Leben sieht (Z.10-15) und sich in einer Trotzreaktion (Schlag in den Spiegel) von dem Elternhaus ‚lossagt’.

    Margret Steenfatt verfasste die Kurzgeschichte im Jahre 1984 – also vor 20 Jahren. Sprachlich zeigt sich kaum ein Unterschied, inhaltlich wird der vergangene Zeitraum durch die Nennung der ‚Dead Kennedys’ (Z.23) deutlich. Dabei handelt es sich nämlich um eine Punkband der 80er Jahre, die heute den meisten Menschen eher unbekannt ist.

    Steenfatt lässt in ihrer Kurzgeschichte einen personalen Er-Erzähler zu Wort kommen (vgl. Z.4-6, Z.11-15, Z.21-23, Z.28-33, Z.36, Z.54, Z.72f.), der allerdings über lange Passagen die Gedankenwelt Achims nicht wieder gibt. Somit sind Achims Handlungen für den Leser viel effektvoller, als wenn der Autor versucht hätte, z.B. das Zerschlagen des Spiegels durch einen Monolog oder erlebte Rede auszuschmücken. Der Erzähler gibt zwar durchaus die Innensicht Achims wieder (z.B. Z.10-15), bewahrt aber trotzdem eine gewisse Distanz zur

    Hauptperson (Achim), indem er kommentarlos seine Handlungen und Gedanken

    schildert (Z.63-70).

    Die Hauptfigur der Kurzgeschichte ist Achim, ein Jugendlicher, der sich vom Leben (Z.15) und der immerwährenden Routine (Z.29) enttäuscht in sein Zimmer verkriecht (Z.6) und motivationslos sein Leben vorbeifließen lässt: „Fünf nach eins. Wieder mal zu spät.“ (Z.10f.).

    Zusätzlich werden Achims Eltern benannt, die mit ihrem Sohn im Streit liegen, weil sie Achims Zukunft hoffnungslos entgegen sehen und ihn wiederholt als ein „Nichts“ (Z.1-4) bezeichnen. Am Ende des Textes nennt der Erzähler noch kurz den Freundeskreis als Zuflucht Achims: „Er wollte runtergehen und seine Freunde treffen.“ (Z.72f.)

    Die Kurzgeschichte gibt eine linear verlaufende Handlung wieder. Es gibt weder Parallelhandlungen noch Vorausdeutungen oder Rückblicke. So empfindet der Leser jede neue Reaktion Achims als ungeahnt und überraschend und ‚lebt’ sozusagen mit ihm.

    Zeitdeckend beschreibt der Erzähler, wie Achim nachmittags um 13.05 Uhr endlich – aber dennoch antriebslos – aus dem Bett steigt (Z.10-12). Nach einem ersten prüfenden Blick in den Spiegel, bei dem er sich zwar als blass, aber dennoch als relativ normal

    wahrnimmt (Z.22), wendet er sich zunächst wieder ab (Z.27), ist jedoch nun bereit, sich nicht von seinen Eltern und der Umwelt abschreiben („verplant“ (Z.24)) zu lassen, sondern über sein eigenes ‚Ich’ nachzudenken (Z.25). Vor allem der zweite Blick in den Spiegel lässt Achim realisieren, was er selbst ‚widerspiegelt’: Er ist „weiß“ (Z.12), glatt und kalt (Z.36), grau, glanzlos, blass (Z.22) und „farblos“ (Z.60). Er scheint absolute Leere und Trostlosigkeit zu empfinden. Plötzlich entwickelt Achim die Besessenheit (Z.40, Z.35), dieses Bild der Leere darzustellen und spürt erst dann eine Art der Befriedigung, als er seinen Finger in die „weiche, ölige Masse“ (Z.48) tauchen kann, um sein Gesicht nachzumalen. Achim verwendet nur die Farben weiß, schwarz und blau (Z.53f.) – kalte Farben, mit denen er seiner „Malerei“ (Z.53) vielleicht mehr Kontrast und Ausdrucksstärke, jedoch keine liebenswerten Züge verleihen will. Nach Vollendung des Werkes erkennt Achim, dass seine „Spiegelmaske“ (Z.62) nicht sein ‚wahres Ich’, das er haben möchte, widerspiegelt, sondern die aufgezwungene Maske seiner Eltern. Dahinter verbirgt sich aber noch ein anderes Gesicht, sein wirkliches Gesicht, das zuvor im Verborgenen gelegen hat: „Eine Weile verharrte er vor dem bunten Gesicht, dann rückte er ein Stück zur Seite, und wie ein Spuk tauchte sein farbloses Gesicht im Spiegel wieder auf, daneben eine aufgemalte Spiegelmaske.“ (Z.58-62). An dieser Stelle entlädt sich die aufgebaute Spannung, da er – wahrscheinlich von starken Gefühlen erfüllt – in einer Art Verzweiflungshandlung den Spiegel und somit seine Spiegelmaske zerschlägt (Z.63f.). Verletzt von den Scherben leckt Achim sein Blut von der Hand und verschmiert so sein „farbloses“ (Z.60) Gesicht mit der warmen Farbe Rot (Z.70). Der Erzähler kommentiert diesen Punkt nicht weiter, doch es zeigt, dass auch Achims ‚wahres Ich’ Farbe besitzt und ‚lebt’. Interpretierend könnte man sagen, dass er hinaus will aus dem vorurteilsgeprägten Denken der Eltern, dass er dieses kalte „Nichts“ (Z.1-4) zerschlagen will, um seine eigene Wärme (vgl. Z.67) zu spüren. Erst dann kann er in seine Welt, zu seinen Freunden (Z.73) aufbrechen und die alten, gehassten Scherben seiner kalten, schwarz-weißen Maske zurück lassen.

    Durch die kommentar- und wertungslose Wiedergabe Achims Handlungen und Gedanken entsteht für den Leser ein starkes Spannungsverhältnis zwischen dem nicht ausgeführten inneren Konflikt Achims und seinen Reaktionen.

    Auch heutzutage werden Menschen in kulturelle, charakterliche und soziale Schichten gesteckt, aus denen sie nur schwer ausbrechen können. Insofern kann man den Text meines Erachtens für das gegenwärtige Leben übertragen und anwenden.

  • Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort – Gedichtinterpretation

     

    Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort – Gedichtinterpretation

     

    Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort

    Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
    Sie sprechen alles so deutlich aus:
    Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
    und hier ist Beginn und das Ende ist dort.

    Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
    sie wissen alles, was wird und war;
    kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
    ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

    Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
    Die Dinge singen hör ich so gern.
    Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
    Ihr bringt mir alle die Dinge um.

    Rainer Maria Rilke

  • Der Besuch der alten Dame Inhaltsangabe

    Der Besuch der alten Dame Inhaltsangabe / Zusammenfassung

    Das groteske Bühnenstück „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt handelt von der reichen Claire Zachanassian, die ihrem ehemaligen verarmten Heimatdorf Güllen einen Besuch abstattet. Die Güllener machen sich Hoffnungen auf eine großzügige Geldspende. Doch die Bedingungen der Multimillionärin sind erschreckend.

    Die Einwohner Güllens erwarten den Besuch einer reichen alten Dame, der Multimillionärin Claire Zachanassian, die in Güllen aufgewachsen ist. Sie hat in der Zwischenzeit einige Male geheiratet und von jedem Ehemann ein Vermögen zurückbehalten.

    Der Bürgermeister, der Pfarrer, der Lehrer, der Arzt, der Polizist, Claires ehemaliger Geliebter Ill und ein paar Bürger des einst wohlhabenden, nun aber völlig heruntergekommenen Städtchens versammeln sich vor dem verwahrlosten Bahnhof, um Claire Zachanassian einen entsprechenden Empfang zu bereiten. Sie hoffen, dass diese eine großzügige Spende tätigen wird, die den Lebensstandard der Güllener heben könnte. Der Kaufmann Ill soll sich besonders nett um die Multimillionärin kümmern, um sie zum Spenden zu animieren. Plötzlich fährt ein D-Zug ein. Claire Zachanassian, die die Notbremse gezogen hat, steigt mit ihrem Gatten und ihren Begleitern, einem Butler, zwei ehemaligen Gangstern und zwei blinden Eunuchen sowie einem schwarzen Panther und einem Sarg aus. Die Einwohner Güllens sind überrascht, ziehen den Empfang jedoch unbeirrt durch.

    Hier geht es zur ausführlichen Der Besuch der alten Dame Inhaltsangabe

    Beim anschließenden Festakt im „Goldenen Apostel “verkündet sie, sie werde der Stadt eine Milliarde stiften, unter der Bedingung, dass sie sich dafür „Gerechtigkeit" kaufen könne. Sie verlangt, dass sich jemand bereit erklärt, Ill zu töten. Dieser hat sie vor etlichen Jahren mit einem Kind sitzen gelassen und in einem Vaterschaftsprozess zwei bestochene Zeugen mitgebracht, die dem Oberrichter schworen, an Ills Stelle ein Verhältnis mit ihr gehabt zu haben. Es sind die beiden Eunuchen, die sie, als sie reich geworden war, aufspüren, entmannen und blenden ließ und dann in ihr Gefolge aufnahm. Ihr Butler ist der besagte Oberrichter. Claire hat Güllens Industrie aufgekauft und stillgelegt und ist somit schuld an der wirtschaftlichen Lage des Städtchens.

    Nun geht eine seltsame Veränderung in Güllen vor. Der Bürgermeister weigert sich zwar, die Milliardenstiftung unter diesen Bedingungen anzunehmen, doch die Güllener fangen trotzdem an, neue Anschaffungen zu machen, besser zu essen und zu trinken, als ob sie alle mit einem sicheren Vermögenszuwachs rechnen könnten.

    Ill wird es unbehaglich und spürt, dass sich etwas gegen ihn zusammenbraut. Claire Zachanassian aber sitzt ruhig im Hotel zum Goldenen Apostel und beobachtet die Entwicklung der Dinge. Als der schwarze Panther ausbricht und die Bewohner von Güllen sich deshalb alle bewaffnen, fühlt Ill sich zum ersten Mal wirklich bedroht. Er will die aufblühende Stadt verlassen, ist aber bereits so im Netz seiner Angst, seines schlechten Gewissens und seines Schuldgefühls verstrickt, dass er dies nicht mehr zu Stande bringt. Er stellt sich dem Gericht seiner Mitbürger. Der Bürgermeister findet eine geniale Lösung, die Ehre des verurteilten Ill nach außen hin zu bewahren. Er informiert die Presse, dass ihr „Jugendfreund“ Ill die Spende von Frau Zachanassian in Empfang nehmen wird. Die Bürger bilden eine Gasse, durch die Ill auf einen Turner, der ihn an ihrem Ende erwartet, zugeht. Die Gasse schließt sich. Als sie sich wieder öffnet, liegt Ill tot am Boden. Der Stadtarzt stellt ‚Herzschlag, Tod aus Freud“ fest. Claire Zachanassian lässt ihn in den Sarg legen, den sie bei ihrer Ankunft mitgebracht hat. Der Bürgermeister erhält den Scheck über eine Milliarde.