Charakterisierungen aller Personen in Goethes Faust 1.
[toc]
Heinrich Faust Charakterisierung
- Gelehrter, der zur damaligen Zeit alles gelernt hat
- Jura, Medizin, Philosophie, Theologie (V.354ff.)
- unglücklich, da er die wirklich wichtigen Dinge des Lebens nicht kennt
- „Da steh ich nun, ich armer Tor, Und bin so klug als wie zuvor!“ (V. 358 f.)
- möchte erkennen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“ (V. 382 f.)
- möchte zwei Dinge erreichen, die so zu den zentralen Motiven des Dramas werden:
- Streben (nach Glück)
- Genuss
- 3 Entgrenzungsversuche (s.u.)
- emotional unausgeglichen
- möchte am gesellschaftlichen Leben teilhaben (Vor dem Tor)
- niedergeschlagen
- durch Mephisto wandelbare Gefühle
- → bipolares Verhalten
- immer von tiefgreifenden Gefühlen geprägt
- von viel Hoffnung in dem einem Moment ,zu sehr wenig im nächsten
- zwischen Verzweiflung und Neuanfang
- davon geprägt, einen Ausweg zu suchen:
- im Übernatürlichem (Magie)
- Tod
- Mephisto
- → sein Streben hört nie auf
- nicht gottgläubig (glaubt an Höheres, beschränkt es nicht auf Begriffe (vgl. 3455)
- ZIEL: extreme menschliche Erfahrungsmöglichkeiten zu erleben und den Sinn des Lebens zu finden
Wagner Charakterisierung
- intellektueller Buchwissenschaftler
- vertraut akademischen Autoritäten
- Wissbegierde
- aus Fausts Sicht sehr oberflächlich
- findet seine Erfüllung im Wissen aneignen, kann den Wunsch Fausts nicht nachvollziehen
Margarete Charakterisierung
- ca. 14 Jahre alt
- wohlanständig
- naiv (sagt zu allem ja (vgl. V. 3214))
- religiös (Gretchenfrage) & gottesfürchtig /vgl. V. 2625)
- kritisiert sich oft selbst (vgl. V. 2607 f. ; V. 3213 f.)
- zeitgleich reiferes Verhalten, als andere in ihrem Alter
- musste sich um ihre Schwester kümmern ,bevor diese starb
- musste schon viel im Haus mithelfen (Vatergestorben)
- Erschütterung dieser Charakterzüge mit Treffen Fausts:
- → Versündigen (Schwanger, Tod der Mutter & Bruder)
- → heimliches Tragen des Schmucks
- → Geheimnisse vor der Mutter (Treffen im Garten)
Teufel generell
- gilt als Meister der Verführung
- Urheber allen Bösen in der Welt
- religionsgeschichtliches Phänomen, theologische Figur
- als Satan, Verwirrer betrachtet
- einstiger „Bringer des Lichts“ (=Lucifer)
- begnügte sich nicht mit Gottähnlichkeiten
- strebte nach Gleichheit mit Allmächtigen → Gegenspieler
- Bild des Teufels durch Mittelalter
- Verschmelzung verschiedener Religionen (sem. Satan, Diener Jahwes)
- prüft & straft Menschen im NamenGottes
- im Widerstreit mit Herrn des Lichts
- Literatur versucht meist, Teufel ins Komische zu ziehen
- im Märchen kommt es oft zu Teufelspakt
- Teufel letztlich meist der Betrogenen
Mephistopheles Charakterisierung
- gewitzt, hochintelligent & sinnesfreudig
- durchschaut alle Geheimnisse der Erde & menschlichen Seele
- wer sich mit ihm einlässt, wird bald in große „Schuld“ gestürzt und mit Paradoxien verwirrt
- Rollenvielfalt → keine einheitliche Persönlichkeit
- dies macht schon sein Auftreten als schwarzer Pudel, Skolast, … deutlich
- „Uneinheitlichkeit“ bestimmtes Wesensmerkmal
- von sich selbst überzeugt → überheblich
- ironisch → drückt sich oft sehr spöttisch aus
- egoistisch → auf seinen Vorteil bedacht (vgl. V. 1335 f.)
- eigentlich zu schwach, um zu gewinnen (V. 1362-1378)
- zerstörerische Ziele → möchte Herrn aus Rache & Eifersucht seine Macht beweisen
- manipulativ, besitzergreifend, dominant
- Teufelsgestalt, nicht der biblische Teufel
- hinterhältig
M. ́s Funktion auf Erden
- Teil der Schöpfung
- „Ich bin ein Teil des Teils, der Anfangs alles war“, V. 1349
- → fungiert als Antreiber der Menschen; Mensch wird diesen Einflüssen ausgesetzt, um Tätigkeiten aufrecht zu erhalten („Tätigkeit allzu leicht zu erschlaffen“, V.340) produktive Kraft für den Menschen
- Rechtfertigung Gottes dafür, dass es das Böse im göttlichen Weltplan gibt
- M. der Feind alten Werdens, aller Verjüngung, allen Strebens, ist in Wahrheit der Antrieb zum
unendlichem Streben- katalytische Kraft für menschliches Streben
- verrichtet Werk mit „Erlaubnis“ (V.313), der im Auftrag des Herrn handelt (V. 340 f.)
- erfolgssicherer M. Sich dessen nicht bewusst
- spielt somit Rolle des Unruhestifters
- Wandlungsfähigkeit
- bipolares Verhalten
- Wechsel von starker Ironie zu hässlicher Schadenfreude
- zielstrebig
ZIEL: Faust auf seine Seite zu ziehen, also es zu schaffen ihn mit einfachen Genüssen zu befriedigen, und somit den Pakt und die Wette zu gewinnen;
am Beispiel Faust beweisen, dass das Streben ein Wesenszug des Menschen ist- gibt nie auf, obwohl schon oft gescheitert („Du kannst im Großen nicht verrichten/Und fängst es nun im kleinen an“, V.1360 f.)
- in Literatur vertritt Teufel oft als das Böse den Bereich verbotener menschlicher Wünsche
- M.s Taten als Projektion geheimer Wünsche Fausts
Marthe Schwerdtlein Charakterisierung
- Kontrastfigur zu Gretchen
- gierig
- kann sich sehr an materiellem erfreuen (Schmuck)
- betrachtet derartigen Besitz als großes Glück (vgl. V. 2882)
- reagiert garstig, als Mephisto ihr mitteilt, dass ihr Mann ihr nichts hinterlassen hat
- bestimmt
- zur Durchsetzung ihrer Ziele ist es ihr nicht allzu wichtig moralische Normen einzuhalten
- nicht religiös (denkt nicht, daran, den Schmuck der Kirche zu spenden & kann die Entscheidung von Gretchens Mutter nicht nachvollziehen)
- pragmatisch & realistisch
- hinter neuem Ehepartner her, wer ist dabei nicht von allzu großer Bedeutung (→ Mephisto)
weitere Charaktere
- Gretchens Bruder Valentin (Soldat)
- Gretchens Mutter
- Hexe (→ Verjüngungstrank für Faust)
- Lieschen (Freundin von Gretchen; Szene Am Brunnen)
Schreibe einen Kommentar