Kurze Inhaltsangabe von Ein netter Kerl
Die Kurzgeschichte – ein netter Kerl – stammt aus der Feder von Gabriele Wohmann. Die Protagonistin dieser Geschichte ist eine junge Frau namens Rita. Es geht überdies um sie und ihren Freund, der sich über ihre Familie lustig macht. Die Kurzgeschichte ist auf das Jahr 1973 zurück zu datieren. Die Familie besteht nicht nur aus Rita, sondern aus zwei weiteren Schwestern Nanni und Milene. Im Zuge dieser Kurzgeschichte kommt es zu einer Familienkrise. Diese basiert wiederum auf Rücksichtslosigkeit, mangelhaftes Vertrauen und Probleme in der Kommunikation.
Ausführliche Zusammenfassung der Kapitel von Ein netter Kerl
Rita bringt einen Besucher ins Haus
Die Kurzgeschichte setzt damit ein, dass Rita ihren Freund mit in ihr Elternhaus bringt. Sie sagt ihrer Familie jedoch nichts und taucht mit dem neuen Unbekannten zum Abendessen auf. Kurz nach dem Abendessen verlässt ihr Freund die Wohnung und die Familie beginnt damit, sich über sein Aussehen lustig zu machen. Erst jetzt erzählt Rita, dass der Mann ihr Verlobter ist. Mit dieser Information bemüht sich die ganze Familie, das Innere und den Charakter des jungen Mannes hervorzuheben.
Die Familie reagiert mit Abneigung
Im Allgemeinen ist es sinnvoll, diese Kurzgeschichten in zwei Abschnitte bzw. Teile zu gliedern. Lassen Sie uns den ersten Teil von Zeile 1 bis 60 zusammenfassen. In diesem gesamten ersten Teil macht sich die Familie überwiegend über den Besuch lustig. Dann folgt der zweite Teil dieser Kurzgeschichte von Zeile 61 bis zum Ende. Rita verrät nun ihrer Familie, dass sie genau diesen Mann heiraten werde. Daraufhin folgen Schamgefühle jedes Familienmitgliedes und eine Reihe von Komplimenten, mit der sich ihre Schwestern wieder aus der Affäre ziehen wollen.
Spott und Hohn für den „weichen“ Kerl
Ein netter Kerl ist eine typische Kurzgeschichte, die direkt in der Situation des Lebens beginnt und keine Zeile in eine Einleitung oder Vorstellungen der anwesenden Personen investiert. Zeile 1 setzt mit dem Satz ein: „Ich habe ja so wahnsinnig gelacht“. Laut Aussage der Schwester Nina ist der Besucher zum Abendessen: „weich wie ein Molch“. Rita reagiert auf diesen Ausruf angespannt und muss sich sogar am Tisch festhalten. Es ist anzunehmen, dass Rita diese Äußerung mehr als verletzt. Milene scheint in dieser Situation das einzige Familienmitglied zu sein, dass Rita unterstützt und ihre Verletzung bemerkt, indem sie äußert, dass der Besuch auch etwas Liebes an sich hat. Erst als der Vater dann einsetzt und den Besucher als einen Angsthasen betitelt, kann auch Milene nicht mehr widerstehen und schließt sich der Belustigung über den Mann an.
Rita stellt sich schützend vor ihren Begleiter und begründet seine Angst und Zurückhaltung mit seinem Leben bei seiner kranken Mutter. Die Familie erkennt die Herzensgüte und die Fürsorge des Mannes für seine kranke Mutter nicht, sondern reagiert mit lautem Lachen. Man könne an dieser Stelle meinen, dass die Familie vielmehr den Mann als „Mamasöhnchen“ sieht. Die Krankheit der Mutter wird vonseiten der Familie komplett vernachlässigt. Nicht nur an dieser Stelle werden die Kommunikationsprobleme dieser Familie deutlich, denn jedes Familienmitglied hört auch nur das, was es hören möchte. Niemand scheint sich Gedanken, über die Verbindungen zu machen.
Ritas Offenbarung und die Scham der Familie
Es bedarf einiger Analyse und Fingerspitzengefühl, um herauszufinden, was der Text wirklich Aussagen möchte. Das eigentliche Problem der Familie ist Rita, die „nicht mit der Sprache rausgerückt hat“, ihre Familie im Dunkeln tappen ließ und ohne Ankündigung ihre neuen Begleiter mitbrachte. Warum hat Rita das getan? Warum hat die Tochter ihren Eltern nicht stolz ihren neuen Freund und Verlobten präsentiert? Hier lassen sich mehrere Gründe finden, wie zum Beispiel das fehlende Vertrauen und die Angst, sich der eigenen Familie und den Eltern zu offenbaren. Anscheinend handelt es sich nicht um einen attraktiven und schlanken Mann, so weiß Rita, schon im Vorhinein, dass sie mit Abweisung ihrer Familie zu rechnen hat.
Auch Rita hat ihrer Familie ihren neuen Freund als weich beschrieben, doch wollte sie nicht auf dessen Körperfülle hinweisen, sondern hat diese Art Gefühlsempfindungen vielmehr mit Liebe in Verbindung gebracht. Rita fühlt sich in seiner Gegenwart geborgen, geschützt und kann sich an ihn kuscheln. So interpretiert die Familie alles, was jeder über ihren Freund sagt, negativ. Die Gefühle der Tochter bleiben ungeachtet. Warum hat Rita eigentlich diesen jungen Mann mit nach Hause gebracht? Vermutlich stellt sich keiner der Familienmitglieder diese Frage. Es macht sich ein Ungleichgewicht zwischen Rita und der Familie deutlich. Dieses Ungleichgewicht manifestiert sich im Zuge der Kurzgeschichte.
Der Spannungsaufbau dieser Kurzgeschichte
Die szenische Darstellung und Erzählweise macht sich in einer neutralen Erzählweise deutlich. Gerade die Plauderei macht die Szenerie lockerer und alltäglicher. Darüber hinaus erweckt die Kurzgeschichte einen gewissen Spannungsaufbau, dieser ist wiederum an den unangemessenen Verhalten der Familienglieder festzumachen. Die Mutter wird natürlich immer alberner und lustiger. Darüber hinaus vermeidet es die Autorin, die genau Konstellationen und die Verbindung der einzelnen Figuren aufzudecken. Dies erhöht die Spannung, da der Leser hofft, endlich die Beziehungen zwischen den Personen erfahren zu dürfen.
Die Reaktion der Familie auf die Wahrheit
Mit Übergang zum zweiten Teil dieser Kurzgeschichte ereignet sich eine überraschende Wendung. Ritas Gefühle werden zum Ausdruck gebracht. An dieser Stelle erzählt Rita erst, dass sie sich mit dem Besucher bereits verlobt hat. Fortan wird Sie dann wohl öfter genau mit diesem Mann bei ihrer Familie erscheinen. Auch wenn es auf den ersten Blick wie eine nüchterne Information wirkt, offenbart sie ihrer Familie ihre Gefühle für diesen Mann, in den sie sich offenbar verliebt hat. Rita fordert vehement ein, ihren Freund zu akzeptieren und nicht mehr über ihn zu lästern. Den Eltern und den Schwestern ist ihr vorhergehendes Verhalten höchst unangenehm, vermutlich scheint der Verlobte ihrer Tochter ein wirklich netter Kerl zu sein. Es fallen Äußerungen wie menschlich angenehm, höflich, kein übler Eindruck.
Eine verfahrene Kommunikation oder ein Respektsproblem?
Typisch für eine Kurzgeschichte ist die neutrale Erzählperspektive, die es jedem Leser möglich macht, als Außenstehender diese Situation ungestört zu beobachten und zu analysieren. Die Leser können sich ihre eigene Meinung über die Familiensituation und die verfahrene Kommunikationssituation und Problematik bilden. Wie steht es um das wirkliche Verhältnis zwischen der Familie und Rita? Wird sich die Situation jemals normalisieren? Dies sind nur einige Fragen, die dem Leser vermutlich kurz nach der Kurzgeschichte durch den Kopf schwirren. Darüber hinaus setzt Rita nach der Aufklärung über den Besucher das Verhalten der Familie ins Gegenteil und reagiert mit Ironie und Imitierung ihres Verhaltens. Sie möchte auf diese Weise das unangemessene Verhalten ihrer eigenen Familie vor Augen halten. Die eigentliche Oberflächlichkeit der ganzen Familie lässt sich nicht unmittelbar an dem Problem der Kommunikation festmachen, sondern vielmehr am Respekt und an der Toleranz anderer Menschen. Hierbei handelt es sich um einen der entscheidenden Diskurse unserer Zeit, auf die wir nahezu tagtäglich in unserer Gesellschaft treffen. Gerade aus diesem Grund ist die Kurzgeschichte – ein netter Kerl – eine gelungene Lektüre für die Klassen der weiterführenden Schulen, da Schüler auf diese Weise über Toleranz, Vorteile und Außenseiter diskutieren und mit dieser Episode ein plakatives Beispiel vor Augen haben. So finden wir mit dieser Kurzgeschichte einen gelungenen Ansatz für heutige Kommunikationsprobleme, die sich in vielen Familien beobachten lassen.
Schreibe einen Kommentar