Im politischen Sinne beschreibt der Begriff „Vormärz“ den historischen Zeitabschnitt zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Märzrevolution von 1848/1849 in Europa.
In dieser Zeitspanne, in der die Romantik und der Biedermeier kulturell maßgebend, aber nicht im Entferntesten mit den realen Lebensumständen der damaligen Gesellschaft in Einklang zu bringen sind, gründet sich eine Gruppe junger Literaten mit dem Namen „Junges Deutschland“, welche tonangebend für diese Epoche ist.
Zu ihnen zählten als Gründungsmitglieder unter anderem Karl Gutzkow, Ludolf Wienbarg, Theodor Mundt, Heinrich Laube, sowie Ludwig Börne.
Mit ihrem Zusammenschluss reagieren sie auf einen Bundestagsbeschluss aus dem Jahre 1835, aus dem hervorgeht, dass ihre und die Schriften Heinrich Heines verboten werden. Dies wiederum gilt als eine Reaktion auf die offene Kritik an sozialen Missständen, den Themen Volk und Gesellschaft, Vaterland und Nation, sowie Meinungsfreiheit, die, die Gruppe in ihren Texten zum Ausdruck bringt.
Gegenstand ihrer Literatur sind also oft politische Sachverhalte und keine Stimmungen.
Sie vertreten liberal- demokratische Ideale und prangern das Elend der Menschen in der damaligen politisch und sozial schlechten Situation an.
Dies geschieht nicht nur durch Romane, Novellen, Dramen und Gedichte, sondern auch mit Hilfe journalistischer Formen, wie Flugblättern.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die Flugschrift Georg Büchners „Der Hessische Landbote“, in welcher er vorgibt die Wahrheit über Staat und Gesellschaft (überwiegend im Sinne der kritischen Einstellung oben genannter Gruppierung) zu verkünden, aber auch davor warnt, dass die Wahrheit zu sprechen nicht ohne Gefahr ist. So ist im Vorwort zu lesen:
„Dieses Blatt soll dem hessischen Lande die Wahrheit melden, aber wer die Wahrheit sagt, wird gehenkt, ja sogar der, welcher die Wahrheit liest, wird durch meineidige Richter vielleicht gestraft.“
Büchner hatte sich zwar nie zum „jungen Deutschland“ zugehörig gefühlt, da er der Ansicht war, dass man gesellschaftliche Defizite ohne Gewaltanwendung nicht begleichen und keine Veränderungen erzielen könne und das die Ansichten des jungen Deutschlands zu idealistisch seien, wurde aber dennoch, wie einige andere politische Literaten des Vormärz (z.B. Heinrich Heine), später ebenfalls unter dem Begriff „junges Deutschland“ erfasst. Georg Büchner ist es auch, der in der Epoche des Vormärz als erster Schriftsteller die Abkehr vom idealistischen, klassischen Drama beschreitet.
So zeichnet er in seinem Werk „Woyzeck“ erstmals eine Hauptfigur, die weder über gute Bildung oder ausgeprägte Intelligenz verfügt, noch andere heldentypische Eigenschaften besitzt.
Dieser Antiheld Woyzeck, ein Soldat, mit ausgesprochen schlechter Artikulationsgabe, der im Laufe des Dramenfragments zunehmend an den schlechten gesellschaftlichen Bedingungen verzweifelt, begeht als Folge daraus einen Mord.
„Er wird damit zum Sinnbild des wehrlosen und von Herkunft und Milieu abhängigen Menschen, der sein Handeln nicht selbst bestimmen kann und in diesem Sinne determiniert zum Verbrecher wird.“
Büchner beschreibt somit inhaltlich deutliche Gegensätze zum klassischen Drama. So setzt er der Willensfreiheit die Determiniertheit seines Protagonisten entgegen, nimmt insgesamt
eine materialistisch-pessimistische Perspektive ein und grenzt sich auch äußerlich-förmlich durch eine lose Szenenfolge ab.
Mit diesem so genannten „sozialen Drama“ bricht Büchner mit der Tradition und gilt als Wegbereiter der Moderne.
Die Mitglieder des jungen Deutschland mit ihren oppositionellen, zum Teil auch revolutionären Ansichten wollten „das politische Bewusstsein des Bürgertums erreichen und forderten eine engagierte Literatur, die sich an der gesellschaftlichen Wirklichkeit orientierte.“ Während sie sich in den 30er Jahren auf ihrem Höhepunkt befinden und sich überwiegend an den verschiedenen Formen der Prosa bedienen und einige Zeitungen gründen, wurden die Vormärzdichter, wie August Heinrich Hoffmann von Fallersleben und Ferdinand Freiligrath rund ein Jahrzehnt später aktiv, um mit ihrer engagierten Lyrik einen Fortschritt zu bewirken.
Abschließend lässt sich sagen, dass sich die erwähnten Schriftsteller in Anbetracht der damaligen politischen Verhältnisse und den Strafen, die ihnen auf Grund ihrer Arbeit drohten, unbeeindruckt, nahezu mutig auf das Bürgertum zu bewegten, auf Missstände und Probleme aufmerksam machten und ihrer Generation damit einen weiten Schritt voraus waren.
Dies ist letztendlich auch der Grund, warum ihre Werke bis in die heutige Zeit Bestand haben und nicht in Vergessenheit geraten sind.
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